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Friedhöfe in der Region"
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Leubsdorf am
Rhein (Kreis
Neuwied)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Informationen auf
der Seite zu Linz (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Das Alter des Friedhofes in Leubsdorf ist nicht bekannt. Er
gehört zu den ältesten erhaltenen jüdischen Friedhöfen im Kreis Neuwied. Der
älteste lesbare Grabstein ist von 1678. Die
Friedhofsfläche umfasst 10,05 ar. Bis 1852 wurden auf dem Friedhof auch die in Linz
verstorbenen jüdischen Einwohner beigesetzt. Nach einem Bericht von 1929 wurde
der Friedhof nach 1852 nicht mehr belegt, da im Winter dieses Jahres bei einer
Beerdigung "der Sarg mitsamt der Leiche auf dem Glatteis ausrutschte und den
Berg hinabrollte". Darauf wurde einer neuer Friedhof
in Linz angelegt.
Der Friedhof steht seit 1989 unter
Denkmalschutz. Bereits in den 1920er-Jahren gab es eine Initiative von Seiten
des Verschönerungsvereines in Linz, den Friedhof - mit Unterstützung des Kölner
Bankiers Leubsdorf (dessen Vorfahren aus Leubsdorf stammten) - herzurichten und
die Grabsteine zu dokumentieren (siehe Bericht von 1929). Es sind 22 Grabsteine erhalten, die aus Sandstein beziehungsweise Lavabasalt bestehen und ausschließlich hebräisch beschriftet wurden. 18
Grabsteine stehen auf der Kuppe des Hügels, 4 stehen dich nebeneinander an der
Friedhofsgrenze im Steilhang.
Auf mehreren Grabsteinen findet sich ein kleines Horn, das für Angehörige der
Familie Horn aus Linz steht (nicht Schofar = Widderhorn).
1993 wurde der Friedhof durch Dieter Peters dokumentiert (s.Lit.). Bei einem Teil der
nachstehenden Fotos finden sich die in der Dokumentationen von Dieter Peters
abgedruckten Übersetzungen.
Über den jüdischen Friedhof in
Leubsdorf (Artikel von
1929)
Anmerkung: die Angabe, dass auch die in Hönningen und Rheinbrohl verstorbenen
Juden in Leubsdorf beigesetzt wurden, dürfte nicht stimmen, da es in Rheinbrohl
einen eigenen Friedhof gab.
Zu Rabbiner Dr. Lasar Dünner in Köln:
http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2113.
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 10. Januar 1929: "Eine
wichtige familienkundliche Tat. In der nächsten Nähe des Siebengebirges
erhebt sich fast hart am Rhein, von Weinbergen umgeben, auf ziemlich steiler
Anhöhe ein alter jüdischer Friedhof, auf dem einst die Toten der vier
Gemeinden Leubsdorf, Linz,
Hönningen und
Rheinbrohl beerdigt wurden. Nachdem
jedoch im Winter des Jahres 1852 bei einer Beerdigung der Sarg mitsamt der
Leiche auf dem Glatteis ausrutschte und den Berg hinabrollte, hat man die
Beisetzungen an diesem Ort eingestellt, und Linz selbst erhält einen eigenen
Friedhof.
Die eins blühende jüdische Gemeinde Leubsdorf ist inzwischen bis auf
eine einzige Familie zusammengeschmolzen, die nunmehr zu
Linz gehört. Der Friedhof aber liegt seit
dem Verlassen da, und nur dem Eintreten des dortigen
Verschönerungsvereins ist es zu danken das, dass wenigstens einigermaßen
gangbarer Wege zum Friedhof in aufführen. Jetzt hat der Kölner Bankier
Leubsdorf, dessen Ahnen von dort stammen und der dem genannten
Verschönerungsverein tatkräftig zur Seite steht, veranlasst, dass die dort
noch vorhandenen 20 Grabsteine entziffert wurden. Es ist dies für die in
unserer Zeit so sehr im Vordergrund stehende Familienforschung von
besonderer Wichtigkeit. Familien, die Interesse daran haben, können sich an
Rabbiner Dr. Dünner (Köln) wenden, der über diese Grabinschriften
gerne Auskunft erteilt.." |
Lage des Friedhofes:
Am Ende der Straße "Im Eisel"
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 26.08.2009)
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Der
auf einem bewaldeten Hügel liegende Friedhof ist von einem Zaun umgeben;
auf
dem
linken Foto ist der teilweise beschädigte Zaun zu erkennen; der
Friedhof zieht sich links
am steilen Hang in die Höhe |
Etliche
der Grabsteine sind in der
Hanglange teilweise oder vermutlich
auch ganz
verschüttet |
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Grabstein links
(D. Peters Nr. 17) |
Grabstein
mit Inschrift (D. Peters Grabstein Nr. 5): Hier ist begraben / Naphtali,
ein Mann aus ....(?) / Sein Leben lang waren seine Werke gerecht / und
vollkommen. Das ist .... Naphtali / Josua, Sohn des Rabbiners Moses
/ aus Linz, das Gedenken des Gerechten zum Segen; er verstarb am Ausgang
des heiligen Sabbat / und wurde begraben am Sonntag, 10. Elul / des Jahres
519 nach der kleinen Zählung [= 1. September 1769]. / Seine Seele möge
eingebunden sein in den Bund des Lebens." |
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Grabstein oben (D.
Peters Nr. 11) |
Grabstein
mit Inschrift (D. Peters Grabstein 6): "Hier ruht / die
tugendhafte Frau: Wohltätigkeit übte sie aus / im Glauben, ihr ganzes
Leben wandelte sie / auf geradem Wege, die Gebote Gottes achtete sie /
Frau Freinde, Tochter / des Vorstehers der Gemeinde des Rabbiners ... /
Josua, das Gedenken des Gerechten zum Segen, ... / Ehefrau des Führers
(Fürsprechers?) des Landes des Rabbiners Herz / Horn, das Gedenken der
Gerechten zum Segen von Linz, die einging / in die Ewigkeit in der Nacht
zum 2. Tag Pessach / und wurde begraben am Tage in gutem Ruf. / Ihre Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens im Garten Eden. Amen! Sela! / 527
gemäß der kleinen Zählung [= 14. April 1767]. |
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Grabstein oben (D.
Peters Nr. 17) |
Links
Grabstein mit Inschrift (D. Peters Grabsteine 2 und 3): "Hier ruht /
ein aufrechter Mann, / Herr Moses Bascher (?), / Sohn des Abraham, seligen
Andenkens. / Er verstarb und wurde begraben am / Mittwoch, 19. Nissan 555
/ gemäß der kleinen Zählung. (= 8. April 1795). / Seine Seele möge
eingebunden sein in den Bund des Lebens."
Grabstein auf linkem Foto rechts: "Hier / ruht die tugendhafte /
Ehefrau, Frau Bärle (?), / Tochter des Raphael... / Sie verstarb und
wurde begraben / am Dienstag, 2. Schwevat 508 [= 2. Januar 1748] / nach
der kleinen Zählung. Ihre Seele möge eingebunden sein / in den Bund des
Lebens im Garten Eden. / Amen! Sela!"
(beide Grabsteine auch auf den rechten Fotos) |
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Grabstein
datiert auf Donnerstag,
9. Tewet 5612 = 1. Januar 1852 |
Links
Grabstein (auch auf Foto rechts) mit Inschrift (D. Peters Nr. 12):
"Hier ruht / das
junge Mädchen Fräulein / Hechle Milka / Tochter
des Herrn Jakob Katz, / sie verstarb und
wurde begraben / (am) 12.
Cheschwan 528 gemäß der kleinen Zählung [= 4. November 1767].
/ Ihre
Seele möge eingebunden sein in den Bund des Lebens." |
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Grabstein mit teilweise zerstörter Inschrift (D. Peters Nr. 13): Hier /
ruht ein Mann,
der fromm und aufrecht war, / der Richter (?) ... Elieser /
Katz .....(?) / Er verstarb nachts
...(?) / am Montag, 17. Nissan
(?) / 491 gemäß der kleinen Zählung [23. April 1731]. / Seine
Seele
möge eingebunden sein in den Bund des Lebens im Garten Eden . Amen!
Sela!" |
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Grabsteinfragment
vorne rechts (größer auf Foto rechts) enthält in der letzten Zeile
eine
Datierung auf den Monat Adar 5531 (Februar/März 1771) (D.
Peters Nr. 10) |
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Berichte zum Friedhof
Januar 2021:
Informationstafel am Friedhof
aufgestellt |
Artikel
von Sabine Nitsch in der "Rhein-Zeitung" vom 9. Januar 2021: "Infotafel für
jüdischen Friedhof. Ältester hebräisch beschrifteter Grabstein von 1678 -
Ruhestätte auch für herausragende Linzer Persönlichkeiten..."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Dieter Petri: Der jüdische Friedhof in Leubsdorf: In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 1/1996 Heft Nr. 11 S. 70-75. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
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