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Luxemburg - Ville de
Luxembourg
(Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg)
Synagoge - Synagogue und
Jüdische Friedhöfe - Cimetières juifs
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
in Luxemburg
Siehe die Seiten bei judaisme.sdc.fr: La
présence juive au Luxembourg du Moyen Age au 20ème siècle
sowie bei
https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/k-l/1241-luxemburg-luxemburg
Über den Luxemburger Großrabbiner Samuel Hirsch (1809-1889; wirkte in
Luxemburg von 1843 bis 1866) siehe Seite zu
Thalfang (interner Link)
Beiträge
zur jüdischen Geschichte in Luxemburg
Allgemeiner Beitrag von 1928
Über die jüdischen Verhältnisse in Luxemburg -
anlässlich des Todes des Luxemburgischen Landesrabbiners Dr. Fuchs (1928)
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins"
vom 28. September 1928: "Luxemburg.
Der Tod des verdienten Luxemburgischen Landesrabbiners Dr. Fuchs, von
dem wir kürzlich berichteten, hat die Aufmerksamkeit auf dieses kleine
Land gelenkt. Wir freuen uns, aus sachkundiger Feder einen
übersichtlichen Bericht über die der großen Welt fast unbekannten
jüdischen Verhältnisse Luxemburgs unsern Lesern vorlegen zu können. Die
Schriftleitung.
Von den Staaten, die an der Westgrenze des Deutschen Reiches liegen, ist
wohl keiner infolge seiner geographischen und internationalen Lage so
interessant wie das Großherzogtum Luxemburg.
Umgeben von seinen größeren Nachbarn Deutschlande, Frankreich und
Belgien, dem es zollpolitisch angeschlossen ist, bildete es von jeher
einen Treffpunkt dieser Nationen, die sich hier in friedlichem Wettkampf
die Hand reichten. Diese rein internationale Aufgabe hat Luxemburg schon
seit langer Zeit erkannt. Die Neutralität des Landes brachte es mit sich,
dass nach dem Weltkriege zahlreiche Fäden, die der Krieg lockerte, sich
hier wieder knüpften. So ist Luxemburg der Sitz des internationalen
Stahlkartells, die Gewerkschaften geben sich hier Stelldichein, kurz: Luxemburg
hat auch infolge seiner gewaltigen Eisenindustrie eine Weltbedeutung, die
im umgekehrten Verhältnis zu seiner Größe steht. Seine Bevölkerung,
fleißig und arbeitsam, lebt zufrieden dahin. Die Kleinheit des Landes ist
für den Luxemburger ein Symbol dafür, dass auch ein kleines Volk in der
Geschichte (luxemburgische Kaiser) etwas bedeuten kann.
Die Sprache des luxemburgischen Volkes ist das sogenannte Luxemburger
Platt, das von reich und arm gesprochen wird, ein deutscher Dialekt,
allerdings durchtränkt mit französischen Ausdrücken. Die offizielle
Sprache der Behörden und auch die Verhandlungssprache in der Kammer ist
Französisch, doch ist auch Deutsch zugelassen. Die hiesigen Zeitungen
erscheinen mit einer einzigen Ausnahme ('Indépendance Luxembourgeoise')
in deutscher Sprache, wie überhaupt deutsch von allen Einwohnern
gesprochen wird.
Wir finden aber hier, was die Zweisprachigkeit des Landes schon an und
für sich bedingen muss, eine Doppelkultur, die eigenartige Auswirkungen
sowohl auf geistigem wie auch wirtschaftlichem Gebiet mit sich bringt. Die
Straßenbezeichnung in der Stadt Luxemburg ist französisch, doch bedient
sich der Volksmund der überlieferten Luxemburger Bezeichnungen. So heißt
z.B. die 'rue de l'arsenal' nicht übersetzt 'Zeughausstraße', sondern 'Judegâß',
weil hier früher das Judenviertel gelegen haben soll. Interessant und
recht angenehm berührt es den deutschen Gebildeten, wenn er im neuen
Bahnhofsviertel Straßen findet wie eine Rue Lessing, Rue Goethe und Rue
Schiller, ja sogar eine Rue Heine, Rue Beethoven. Der Name Heine beweist,
dass eine wohllöbliche Stadtverwaltung diesen aus dem Judentum stammenden
Dichter vorurteilsloser betrachtet als manche deutsche
Stadtverwaltung.
Wenden wir uns den luxemburgischen Juden zu, so stellen wir fest,
dass diese verfassungsmäßig und auch tatsächlich sämtliche Rechte des
Staatsbürgers christlicher Religion ohne Unterschied genießen. Wenn sich
diese Gleichberechtigung, z.B. was die Besetzung von Staatsämtern usw.
anbetrifft, noch nicht auswirken konnte, so ist dies nicht etwa auf Judenfeindschaft,
sondern lediglich darauf zurückzuführen, dass von einer
luxemburgisch-jüdischen Geschichte erst ab Anfang oder Mitte des 19.
Jahrhunderts gesprochen werden kann. Eine Geschichte des luxemburgischen
Judentums zu schreiben, ist leider unmöglich. Die Archive wurden zur
Franzosenzeit (1795-1814) verschleppt.
Ein großer Teil der luxemburgischen Juden ist, ähnlich wie bei einem
nicht geringen Prozentsatz der christlichen Bevölkerung festgestellt
werden kann, eingewandert. Jedoch sind diese Elemente so mit dem
luxemburgischen Volke verwachsen, dass kaum
festzustellen |
ist,
dass ihre Vorfahren Deutsche, Franzosen, Belgier, Niederländer (1502-1714
österreichisch-spanische Herrschaft) waren. Wir sehen also hier, wie der
luxemburgische Staat eingewanderte Nationen ohne Unterschied in sich
aufnehmen kann, ohne Schaden daran zu nehmen. Wenn daher Wille und
Bewusststein bestimmend für die Zugehörigkeit einer Nation sind, so sei
hier analog festgestellt, dass die Mehrzahl der hiesigen Juden, sofern sie
die luxemburgische Staatsangehörigkeit besitzen, mit vollem Bewusststein
Luxemburger wie ihre christlichen Volksgenossen sind.
Die hier ansässigen Ausländer, ganz gleich welcher Konfession, können
frei ihren Geschäften nachgehen, ohne irgendwie von den Behörden
behelligt zu werden, es gibt hierbei keine konfessionellen Unterschiede.
Eine gewisse Animosität gegen den deutschen (der allgemein mit 'Preiß'
bezeichnet wird, eine Erinnerung an die preußische Garnison der
Bundesfestung Luxemburg), die nach dem Kriege bestanden hat, machte einer
gerechten Beurteilung Platz. Es mag hier eingeflochten werden, dass
mancher Deutsche, der in seinem Vaterlande vielleicht antisemitischen
Neigungen huldigte, hier unter dem milden Einfluss zur Erkenntnis gekommen
ist, wie schmerzlich es für einen Menschen ist, seiner Religion oder
Abstammung wegen nicht als gleichberechtigt angesehen zu
werden.
Die Stadt Luxemburg besitzt eine im maurisch-byzantinischem Stile
nach den Plänen von Professor Levi (Karlsruhe) erbaute Synagoge,
die eine Zierde der Stadt ist. Die Gemeinde vereinigt in größter
Eintracht Juden aus Luxemburg mit denen anderer Staaten. An der Spitze des
Kultus steht das Konsistorium bzw. das Landesrabbinat. Der
Landesrabbiner ist wie seine katholischen und protestantischen Kollegen
Staatsbeamter. Zwischen den verschiedenen Konfessionen besteht das beste
Verhältnis. Das Konsistorium ist der großherzoglich luxemburgischen
Behörde gegenüber verantwortlich. Der Präsident sowie das engere
Konsistorium muss aus luxemburgischen Staatsangehörigen zusammengesetzt
sein, dagegen dürfen dem erweiterten Konsistorium auch Ausländer
angehören.
Der Mittelpunkt des jüdischen wissenschaftlichen Lebens ist die auf
neutraler Grundlage stehende 'Société Israélite de Lecture', die durch
Vorträge und Veranstaltungen allen Kreisen der hiesigen jüdischen
Bevölkerung die geistigen Güter jüdischen Wissens vermittelt. Daneben
bestehen noch andere gesellige Vereinigungen und Wohltätigkeitsvereine. Erwähnenswert
ist auch die 'Fédérative Sioniste de Luxembourg', die Vertreterin des
zionistischen Gedankens. Da die überwiegende Mehrheit der luxemburgischen
Juden zionistischen Ideen, wenn nicht ganz ablehnend, so doch fremd
gegenübersteht, so kann trotz der Rührigkeit dieser Gruppe von einem
luxemburgischen Zionismus kaum gesprochen werden, pflegt doch der
Luxemburger keine anderen nationalen Gedanken als die seines kleinen
Vaterlandes. Ein Verdienst der hiesigen Zionisten besteht darin, dass sie
auf die Belebung des jüdischen Lebens befruchtend eingewirkt
haben.
Der Centralverein (Anmerkung: vor einigen Monaten sprach
übrigens Dr. Bruno Weil, Stellvertreter des Vorsitzenden des C.V., in
Luxemburg über 'Die jüdische Internationale') zählt hier viele
Freunde, jedoch umfasst der C.V. bekanntlich nur deutsche Juden. Das
hindert aber nicht, dass die hiesigen Juden dem Abwehrkampf des C.V. alle
Anerkennung zollen und nur wünschen, dass die Verhältnisse drüben so
werden, wie sie in ihrem kleinen Vaterland Gott sei Dank augenblicklich
sind. Wenn Luxemburg vom Antisemitismus verschon geblieben ist, so
verdankte es dies nicht zuletzt dem gesunden Sinn der luxemburgischen
christlichen Bevölkerung.
Schon im Jahre 1889 erklärte der luxemburgische Staatsanwalt in einem
Prozess wegen Beleidigung der jüdischen Religion und ihrer Bekenner, der
gegen eine Zeitung angestrengt wurde, folgendes (die Rede ist
herausgegeben von Rechtsanwalt Foerder, Breslau, im Philo-Verlag):
'Unser Land war niemals der Schauplatz derartiger leidenschaftliche (antisemitischer)
Kämpfe, Kämpfe, welche die Bevölkerung in zwei Reihen geteilt haben, wo
jeder Gesellschaftsrang seine Kämpfer stellte, und welche blutige,
unserer Zeit unwürdige Episoden herbeiführten. Unser Ländchen hat immer
für den klassischen Boden der religiösen Duldsamkeit gegolten, deshalb
ist es unsere Pflicht, zu verhüten, dass man die Saat der Zwietracht in
unser Land trägt, um die alten Traditionen zu brechen.'
Dieser Geist herrscht auch heute noch im luxemburgischen Volke. Ein Vers
seines Nationalliedes lautet: 'Mir welle bleiwe wat mir sin' (Wir wollen
bleiben, was wir sind). Ein Vers, der so recht auch auf den
luxemburgischen Juden passt: Ein guter Luxemburger, aber auch ein treuer
Jude. Dies haben die luxemburgischen Juden stets bewiesen. Söhne
Luxemburgs, die aus dem Judentum hervorgegangen sind, arbeiten in
Industrie und Wirtschaft, auf geistigen, künstlerischen Gebieten zum
Wohle des Landes, gleich ihren christlichen Volksgenossen, mit. Sie stehen
alle treu zum Judentum, Taufen gehören hier zu den
Seltenheiten.
Möge dieser Geist der gegenseitigen Duldsamkeit und Eintracht nie
verwehen. Ignotus." |
Einzelne
zufällige Funde aus jüdischen Periodika zur jüdischen Geschichte in Luxemburg
Ausschreibung des Stelle des Kantors und Schächters in
der israelitischen Gemeinde (1872)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 30. Januar 1872: "Die hiesige israelitische Gemeinde sucht
einen musikalisch-gebildeten Kantor anzustellen, der auch zugleich
die Funktion eines Schächters auszuüben im Stande ist.
Bewerbungen beliebe man unter Beifügung von Zeugnissen an den Rabbiner
der Gemeinde, Herrn Dr. J. Blumenstein, gelangen zu lassen.
Luxemburg, den 18. Januar 1872.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. S. Godchaux." |
Zum Bau der neuen Synagoge
(1890/1894)
1893/94
wurde in Luxemburg in der rue Notre-Dame eine neue Synagoge erstellt
(Abbildung links aus Wikimedia-Commons). Die Pläne zeichneten die
Architekten Ludwig Levy und Charles Arendt. Die Einweihung war am 28.
September 1894. In der NS-Zeit wurde das Gebäude 1943 von den deutschen
Besatzern zerstört.
Wikipedia-Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Synagoge_(Luxemburg)
Hinweis: nach dem Zweiten Weltkrieg konnte 1953 eine neue Synagoge in der
Avenue Monterey eingeweiht werden. Die Pläne zeichneten die Architekten
victor Engels und René Maillet. Die Einweihung war am 28. Juni 1953.
Wikipedia-Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Luxemburg)
Weitere Informationen und Fotos zur Geschichte in der NS-Zeit
siehe
https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/k-l/1241-luxemburg-luxemburg
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Nicht
ganz einfache Suche nach einem Grundstück für die neue Synagoge (1890/1892)
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. April
1890: "Luxemburg, 14. April (1890). Der Stadtrat genehmigte in
seiner heutigen Sitzung die unentgeltliche Überlassung einer der
schönsten öffentlichen Plätze der Stadt zum Bau der neuen Synagoge,
sowie eine Unterstützung von zehntausend Franken für diesen Zweck. Wie
lange wird es noch dauern, bis dieses Beispiel auch in anderen Ländern,
namentlich aber in Deutschland, Nachahmung finden wird?"
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Mai 1891:
"Die Luxemburger Regierung hat den der israelitischen Gemeinde
seitens der Stadt gewährten Bauplatz für die neue Synagoge nicht
genehmigt, weil öffentliche Plätze für Privatbauten nicht verwendet
werden dürfen. Daraufhin hat der Stadtrat auf Antrag des Bürgermeisters
Dr. A. Brasseur einstimmig der jüdischen Gemeinde zum Bau der Synagoge
fünfzehntausend Francs als Beihilfe
bewilligt." |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. August 1892: "Die Luxemburger Regierung hat der
jüdischen Gemeinde ihrer Hauptstadt einen Beitrag von 15.000 Franken zum
Synagogenbau bewilligt. Die gleiche Summe ist von der Stadt Luxemburg
gespendet worden." |
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Die Toravorhänge (Parochot) für
die Luxemburger Synagoge werden in der Kunststickereischule des badischen
Frauenvereins hergestellt |
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1894: "Aus
Baden. (Ausstellung von reich in Gold gestickten Synagogenvorhängen.)
Die Kunststickereischule des badischen Frauenvereins hat neuerdings ihre
segensreiche Tätigkeit auch dahin erweitert, dass sie die Pflege der
eigentlichen künstlerischen Anforderungen vollauf genügenden
Paramententechnik in echter Gold- und Silberstickerei in ihr Arbeitsprogramm
aufgenommen hat. Als erste hervorragende Leistung auf diesem Gebiete sind
nun, nach Entwurf von Professor Levy an der Karlsruher Baugewerkschule, zwei
Tora-Vorhänge für die von demselben erbaute Synagoge in Luxemburg von
dieser bestellt und in der Anstalt ausgeführt wurden. Der für die hohen
Festtage bestimmte Vorhang zeigt auf Untergrund von rotem Seiden-Sammet mit
Anwendung von satten Tönen in blau und grün eine reich ornamentale, in
orientalischem Stilcharakter gehaltene Goldstickerei in kunstvollster
Nadelarbeit; das Mittelfeld enthält einen passenden Bibelspruch nebst der
Widmung. Der andere Vorhang zeigt auf weißem Seidendamast, mit Verwendung
von hellblauem Sammet, ein reiches, in gleicher Technik und Stilform wie
oben gehaltenes ornamentales Muster in Silberstickerei. Wir gratulieren der
stets vorwärts schreitenden einheimischen Musteranstalt zu dieser neuen
vortrefflichen und kunstvollen Leistung, die sowohl für die kunstsinnige
Damenwelt als auch für Fachleute von ganz besonderem Interesse sein dürfte.
Die Ausstellung im alten Galleriegebäude ward Montag und Dienstag, den 10.
und 11. dieses Monats, vormittags von 10-12 1/2 Uhr und nachmittags von 3-5
Uhr geöffnet. B.L." |
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Über
die neue Synagoge in Luxemburg - Bericht vor ihrer Fertigstellung (1894)
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Artikel im "Jüdischen Familienblatt" 1854 S. 55-56: "Die neue Synagoge in
Luxemburg.
Seit einigen Wochen funkelte einem, wenn man vom Bahnhof her über den
Viadukt der Stadt sich nähert, die viel strahlige Sonne entgegen, welche die
Kuppel des neuen jüdischen Tempelbauers krönt.
So bescheiden auch der neue Synagogenbau in seinen, der numerischen
Bedeutung der Gemeinde angepassten Größenverhältnissen ist, so muss dennoch
anerkannt werden, dass er unsere Stadt um ein charakteristisches Baudenkmal
bereichert.
Derselbe ist im Rohbau voll endet. Die Pläne dazu sind entworfen von
Herrn Ludwig Levy, Professor an der Baugewerkschule in Karlsruhe. Herr
Professor Levy hat sich speziell durch Synagogen- und Kirchenbauten im
Elsass, der Pfalz u.a.m. einen hervorragenden Namen gemacht, dessen guter
Klang durch die hiesige Schöpfung nur gewinnen kann. Dieselbe zeigt in einem
dem Hauptgrundriss nach viereckigen, wohlproportionierten Kuppelbau eine
glückliche Mischung byzantinischer und romanischer Motive
Dem jüdischen Ritus entsprechend, welcher die Gebetsrichtung nach Osten
vorschreibt, befindet sich der Eingang in der Westfront, dem
Sparkassengebäude gegenüber. Durch eine Vorhalle, zu deren beiden Seiten
Treppen nach oben führen, gelangt man in das Tempelinnere; die Mitte nimmt
ein länglich viereckiger Raum grade unter der Mittelkuppel ein; nach oben
schließt derselbe ab durch ein imposantes, vierfach durchbrochenes Gewölbe,
dessen Öffnungen einer gleichen Anzahl von Durchlässen in dem auswärtigen
Kuppelturm entsprechen und durch welche das Innere Oberlicht empfängt. Dem
Eingang gegenüber, also an der Ostseite, befindet sich in der Ecke links das
Rabbinerzimmer, diesem entsprechend rechts der Versammlungssaal für das
Konsistorium, wo unter anderem auch bei Vermählungsfeierlichkeiten das
Brautgefolge empfangen wird.
Zwischen diesen beiden Räumen ist die Mitte um einige Stufen erhöht, denen
zunächst der Vorbetaltar zu stehen kommt, während etwas weiter zurück die
Kanzel, links und rechts Ehrensitze sich befinden werden. Ganz im
Hintergrund das Allerheiligste, vor dem die ewige Lampe brennt, mit den
Torarollen.
Von den Stufen des Allerheiligsten aus überblicken wir das ganze innere
Gotteshaus. Zunächst über der Vorhalle am Eingang die auf Säulen ruhende
Empore, welche in ihrer Mitte die Orgel, vor und zu beiden Seiten derselben
Plätze für die Sänger enthalten soll. An der Nord- und Südwand entlang läuft
in derselben Höhe mit der Empore je eine ebenfalls auf Säulenbogen ruhende
Galerie mit Plätzen für die Frauen, während den Männern der Platz zu ebener
Erde angewiesen ist. Die Kosten, welche durch großmütige Spenden von
Angehörigen der Gemeinde gedeckt sind, belaufen sich auf annähernd 150.000
Fr., von denen unter anderem 23.000 Franken auf die Erwerbung des
Grundstückes, 89.000 Fr. auf den Rohbau, 33.000 Fr. auf die innere
Einrichtung kommen. Die Ausführung des Baues wurde am 14. Mai vorigen Jahres
den hiesigen Unternehmen Gebrüder Demuth übertragen, und diesmal in der
relativ kurzen Zeit von sieben Monaten sich ihrer Aufgabe in mustergültiger
Weise entledigt haben. Für sämtliche anderen Arbeiten sind gleichfalls
hiesige Handwerker und Lieferanten herangezogen.
Die Heizung wird durch vier Gasöfen bewerkstelligt, welche in den vier Ecken
des Tempels aufgestellt werden. Wenn die innere Ausschmückung vollendet sein
wird, und durch die farbigen Bogen- und Rundfenster die bunten Lichtstrahlen
hereinspielen werden, so wird das Ganze zweifellos eine recht weihevolle
Stimmung hervorrufen." |
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Die alte Synagoge wird verkauft
(1895)
Anmerkung: diese alte Synagoge ist 1823 errichtet wurden, wenige Jahre nach
der Unabhängigkeit des Großherzogtums. |
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Juli 1895: "Eine
Freude für alle Antisemiten. Unter lebhafter Teilnahme von Kauflustigen
wurde in Luxemburg die bisherige Synagoge versteigert. Den Zuschlag
als Meistbietender erhielt mit 20.000 Fr. die Kongregation der 'Nonnen
unserer lieben Frau'." |
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Gottesdienst in der Synagoge zum vierzigjährigen
Regierungsantritt von König (1889)
Anmerkung: Gefeiert wurde der vierzigjährige Regierungsantritt von Wilhelm
III. (1817-1890), der von 1849 bis zu seinem Tod König der Niederlande und
Großherzoig von Luxemburg war. Näheres siehe Wikipedia-Artikel
"Wilhelm III. (Niederlande)"
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Mai 1889: "Luxemburg, 13. Mai (1889). Gestern
wurde in Holland und Luxemburg der vierzigjährige Regierungsantritt des
jetzigen Königs gefeiert. In allen Gotteshäusern fanden
Dankgottesdienste statt. Auch in der hiesigen Synagoge. Schon tags zuvor
hatte der Herr Rabbiner in seiner Predigt af die hohen Verdienste Seiner
Majestät um die Freiheit und Unabhängigkeit des Landes hingewiesen und
eingehend die Stellung des Hauses Oranien-Nassau zu den Israeliten in
früheren Jahrhunderten besprochen. Die Oranier sind die ersten gewesen,
welche Religions- und Gewissensfreiheit über ein und einhalb Jahrhundert
vor dem Ausbruch der französischen Revolution in ihren Staaten verkündet
und unentwegt durch alle Stürme der Zeiten betätigt hatten. Hier hatten
die aus Spanien und Portugal vertriebenen Juden ein gastliches Asyl
gefunden und ungestört ihrem Glauben und ihrem Gewerbe leben können.
Deshalb müssen unserer schnelllebenden und leichvergesslichen Zeit immer
wieder die Verdienste des Hauses Oranien in das Gedächtnis der
Zeitgenossen eingeprägt werden, um uns der steten Dankbarkeit gegen
dieses erlauchte Herrscherhaus bewusst zu sein." |
Zur Geschichte der jüdischen
Friedhöfe in Luxemburg
Alter Friedhof: Ein Grundstück zur Anlage
eines Friedhofes konnte die jüdische Gemeinde am 1. Dezember 1817 im Stadtteil
Clausen erwerben. Damals gab es 26 jüdische Familien in der Stadt. Der
Friedhof ist bis heute erhalten, wenngleich er durch Schändungen in der NS-Zeit
und auf Grund von Erdrutschen in den 1960er-Jahren einige schwere
Beschädigungen erfahren hat. Im unteren Teil des Friedhof befinden sich die
ältesten Gräber aus den früher 1820er-Jahren. Der Friedhof wurde bis 1883/84
belegt, danach nur noch in Ausnahmefällen (insbesondere für
Familienangehörige).
Neuer Friedhof: Nachdem der Friedhof im Stadtteil Clausen voll belegt
war, konnte 1883 ein neuer Friedhof am Limpertsberg angelegt werden. Die ersten
Beisetzungen waren 1884. Der Friedhof wurde mehrfach erweitert. Er wird bis zur
Gegenwart belegt.
Lage der Friedhöfe
Alter Friedhof im Stadtteil Clausen
Neuer Friedhof: Rue des Cerisiers / rue Bellevue
Fotos
Fotos des alten Friedhofes werden
bei Gelegenheit eingestellt; vgl. die Fotos in den Fotoseiten von Stefan
Haas
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-luxemburg/ |
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Fotos des neuen Friedhofes
- Le cimetière Bellevue
(Fotos:
Hahn, Aufnahmedatum: 9. April 2012)
Alle Fotos sind in höherer Auflösung eingestellt - bitte längere
Ladezeit beachten.
Hinweis: Bei einem Rundgang über den Friedhof wurden neben
charakteristischen Teilansichten des Friedhofes einige auffallende
Grabsteine fotografiert, dazu mehrere Grabsteine, die an Personen
erinnern, welche - gemäß Hinweis auf dem Grabstein - aus Orten des
süddeutschen Raumes stammten; entsprechend wurde eine Verlinkung
vorgenommen.
Weitere Fotos des Friedhofes siehe Fotoseite von Stefan Haas:
http://www.blitzlichtkabinett.de/friedhofs-fotografie/friedhöfe-in-luxemburg/
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Das
Eingangstor |
Denkmal für die
in der Shoa
deportierten und ermordeten
jüdischen Personen
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Grabstein für den
"Président du Consistoire
israélite" von Luxemburg und israelischen
Konsuls Edmond Marx (1880-1960) und
seine Frau Claire geb. Cohn (1880-1967) |
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Teilansicht |
Blick zur Friedhofshalle |
Grabstein für
Martial Katz
(1844 in Hamm - 1914 in Hamm) |
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Grabstein in der Mitte
für
Lazaruss Ackermann (1834-1916) |
Grabstein links
für Sara Nussbaum
geb. Wendel (gest. 1917), rechts für
Samuel Israel (1867-1917) |
Teilansicht im
älteren Teil, erkennbar
zwei "abgebrochene Säulen" für mitten
aus dem Leben gerissene Personen |
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Teilansicht im älteren
Teil |
Pultförmige
Sarkophag-Grabmäler |
Teilansicht |
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Grabstein links für Jacques
Gelber
(1898-1964), rechts für Rose Gelber
geb. Uebersfeld (1896-1953) |
Grabstein im Vordergrund Mitte
für
Julie Feist-Rosenthal
(1869-1942) |
Teilansicht, rechts ein
pultförmiger
Sarkophag-Grabstein, in der Mitte
"abgebrochene
Bäume" |
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Grabstein für Berthe
Loewenstein
geb. Ermann (geb. 1854 in Bergweiler,
gest. 1922 in Luxemburg)
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Grabstein für Louis Seckler
(geb. 1872 in
Oberheimbach, gest. 1923 in Luxemburg)
und Fanny Nussbaum (geb. 1873 in
Butzweiler, gest. 1947 in Luxemburg) |
Grabstein für O. P. Levy
(geb. in Conz / Saar, gest. in Luxemburg);
mit Gedenken an
Esther Levy geb. Meyer (deportiert 1942) und
drei Personen aus der Familie Faktorowitsch |
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Grabstein für Bernard Levy
(geb. 1871 in
Wawern, gest. 1923 in Luxemburg) und
Julie Levy geb. Cahen (geb. 1877 in
Grosbous, gest. 1953 in Luxemburg) mit
Gedenkinschrift für Maurice Joseph
(1898-1945 KZ Buchenwald) |
Grabstein für Sophie
Gougenheim geb.
Netter (geb. 1861 in Niederbronn-les-Bains,
gest. 1933 Mersch) und Moïse Gougenheim
(1861-1957) und Gedenkinschrift für die
Deportierten Sally Koppel, Paula Gougenheim
und Léa Koppel |
Grabstein für Sylvain Marx
(geb. 1882
in Mondorf-les-Bains, gest. 1933 in
Luxemburg) und Ella Marx geb. Mayer
(geb. 1883 in Brauneberg,
gest. 1956 in Luxemburg)
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Grabstein für Minna Levy geb.
Sender
(geb. 1859 in Sötern;
gest. 1940 in Mersch) |
Grabstein für Fanny Ermann
geb. Nussbaum
(geb. 1876 in Kyllburg,
gest. 1939 in Luxemburg) |
Grabstein für Bertha
Adler
(geb. 1869 in Edelfingen,
gest. 1940 in Luxemburg) |
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Grab- und Gedenkstein für
Angehörige
der Familie Charles Oppenheim
(teilweise deportiert und umgekommen) |
Grabstein für Julius
Kahn
(geb. 1891 in Bischofsheim, gest.
1947)
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Teilansicht für neueren
Gräbern um 2000
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Grabstein für Louis
Kleeblatt
(Foto von Samuel Kleeblatt, 12/2016)
(geb. 1884 in Luxemburg, gest.
1964 in Luxemburg; seine Frau
Lina geb. Kronenberger stammte aus Hoppstädten) |
Teilansicht mit
neueren
Gräbern
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Eine Literaturliste konnte noch nicht erstellt werden.
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| Wolfgang Schmitt-Kölzer: Vor 75 Jahren: Jüdische
Zwangsarbeiter aus Luxemburg an der 'Reichsautobahn' in Greimerath bei
Wittlich. In: Kreisjahrbuch 2016 Kreis Bernkastel-Wittlich S. 177-183. Eingestellt
als pdf-Datei (9,7 MB).
vgl. auch den Beitrag im "Tageblatt" vom 19. November 2015:
"La Commission administrative et le fichier juif de la Gestapo. La
liste des 'Juifs d'origine polonaise' a été retrouvée aux Archives
nationales: elle fut envoyée en 1941 à la Gestapo"
Link zum Artikel
(pdf-Datei) bzw. http://www.tageblatt.lu/nachrichten/story/480-Namen-fuer-die-Gestapo-26212861
|
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Oktober 2016:
Luxemburgisch-deutsches Gedenken zu Zwangsarbeit und Deportation in
Wittlich
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Bis zum 9. November 2016 war die Ausstellung "Der Überlebenskampf jüdischer Deportierter aus Luxemburg und der Trierer Region im Getto Litzmannstadt - Briefe Mai 1942"
in Wittlich.
Am 26. Oktober 2016 fand im Rahmenprogramm dieser Ausstellung eine von Luxemburger/innen und Deutschen gestaltete
Gedenkveranstaltung unter dem Thema "Zwangsarbeit und Deportation" statt.
Dabei ging es um die Themen: jüdische Zwangsarbeiter aus Luxemburg in der Eifel und die Biografien zweier dieser Zwangsarbeiter - Jacob
Finkelstein, der mit Frau und zwei Kindern nach Litzmannstadt deportiert und in Chelmno ermordet wurde sowie Fritz Erich Hanau, der der Deportation in letzter Sekunde entging und nach Kuba fliehen konnte, Staatsakt am
16. Oktober 2016 in Luxemburg zur Erinnerung an den ersten Deportationstransport vor 75 Jahren, die Polenreise der Luxemburger Organisation
MemoShoah.
Eingestellt: die Dokumentation der Gedenkveranstaltung mit allen Beitragen
(pdf-Datei).
Foto oben (Foto: Denis Probst): die Luxemburger Delegation legte am 19. Oktober 2016 in Radegast einen Kranz nieder zur Erinnerung an den Transport vom 17.-18. Oktober
1941.
Film bei Youtube über den Staatsakt am 26. Oktober 2016: https://www.youtube.com/watch?v=xqS2GylFwoU&feature=youtu.be
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| Wolfgang Schmitt-Kölzer: Bau der
Reichsautobahn in der Eifel (1939-1941/42). Eine Regionalstudie zur
Zwangsarbeit. Pro BUSINESS Verlag. 2016. 368 S. ISBN
978-3-86460-460-7 15,00 €
Informationen bei book-on-demand.de. |
| Mil Lorang: Reise ans Ende der Menschlichkeit. Vor
75 Jahren Luxemburg - Litzmannstadt. Beitrag
im Escher Tageblatt vom 29. September 2016 (eingestellt als pdf-Datei)
bzw.
Link http://www.asti.lu/2016/09/30/reise-ans-ende-der-menschlichkeit-vor-75-jahren-luxemburg-litzmannstadt-mil-lorang-tageblatt/.
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Dokumentation
der Aktivitäten im Rahmen der Aktion "Grenzenlos gedenken" in vier
luxemburgischen und vier deutschen Gemeinden zwischen dem 13. und 17.
Oktober 2019.
"Grenzenlos gedenken" wird gemeinsam durchgeführt von AG "Grenzenlos
gedenken" - Henri Juda (Comité Auschwitz Luxemburg) - Peter Szemere (Jüdiscche
Gemeinde Trier) - René Richtscheid (Emil-Frank-Institut Wittlich) - Wolfgang
Schmitt-Kölzer (Wittlich) - Matthias Schmitz (Dekanat Schweich-Welschbillig)
- Ralf Kotschka (Trier).
Die acht beteiligten Orte waren: Luxemburg - Trier - Ettelbrück - Mondorf -
Medernach - Neumagen - Schweich - Wittlich.
Die
Dokumentation ist online eingestellt (pdf-Datei, 50 S.) |
| Wolfgang Schmitt-Kölzer / Ferd. Zeimetz:
Verfolgt und unerwünscht. Aus dem Leben des Jakob Hirschkorn. Geschichte -
Aus Echternach deportiert, vor 75 Jahren befreit, 1960 nach London
emigriert... In: "Luxemburger Tageblatt" vom 11. Juni 2020
Nr. 134 S. 6.
Eingestellt
als pdf-Datei.
Anmerkung: Dargestellt wird die Geschichte eines polnischen Juden, der
nach dem 1. Weltkrieg mit seiner Familie in den Trierer Raum kam (ab 1920 in
Wawern) und 1938 nach Luxemburg
emigrierte. Seine Luxemburger Zeit und die Entschädigung stehen im Zentrum
des Artikels. |
| Wolfgang Schmitt-Kölzer: Odyssee eines Gedichtes
für Großherzogin Charlotte. Von Frida Salomon-Ehrlich 1942 in Barcelona
geschrieben, kam es über Kuba nach Luxemburg. Artikel in "Die Warte -
Luxemburger Wort" vom 10. Juni 2021.
Eingestellt als pdf-Datei. |
| ders.: Sie bekamen keine Karten für die Schiffspassage.
Das Leben von Ernst Meyer (1895-1942), Hedwig Kahn (1906) und Lilly Kahn
(1917-1995). Artikel in "Die Warte Perspectives" der Tageszeitung
"Luxemburger Wort" vom 27. April 2023. Der Beitrag (eingestellt
als pdf-Datei) findet sich auch im digitalen Holocaust-Memorial
Luxemburg www.memorialshoah.lu
unter
https://www.memorialshoah.lu/de/story/0121-meyer-kahn. |
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