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Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Metzingen
In Metzingen gab es zu keiner Zeit eine jüdische
Gemeinde. Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lassen sich einzelne
jüdische Personen am Ort nachweisen.
Im 19./20. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt (Volkszählungsergebnisse nach den Staatshandbüchern; dabei wird es sich
teilweise auch um zufällig ortsanwesende, nicht unbedingt um ortsansässige
Personen handeln): bis 1858 0, 1864 2, 1867/1871 0, 1875 3, 1880 1, 1885 0, 1890
3, 1895 9, 1900 1, 1905 1, 1910 4, 1925 0, 1933 5 jüdische Einwohner.
Nach dem Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung von 1932 gehörten die in
Metzingen lebenden jüdischen Personen offiziell zur jüdischen Gemeinde in
Tübingen.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gab es zeitweise Filialen auswärtiger
Textilfirmen in Metzingen, die jüdischen Unternehmern gehörten. Um 1890 waren es
für einige Jahre zwei Filialen von Cannstatter Textilfirmen, einer Korsettfabrik
und einer Mechanischen Spinnerei.
In den 1920er-Jahren lebte in Metzingen zum einen der Kaufmann Hugo Nathan
(geb. 7. März 1893 in Ulm als Sohn von Arnold Nathan und Ernestine geb.
Guggenheim, gest. August 1948 in Metzingen; genealogische Angaben
https://www.geni.com/people/Hugo-Nathan/6000000021107749716),
Teilhaber der Lederfabrik Firma Braunwarth, der 1936 seine Anteile an der Firma verkaufen
musste und nach Kreuzlingen in die Schweiz emigrierte. Nach Kriegsende kam er
wieder nach Metzingen und wurde als Teilhaber restituiert. Der Metzinger
Bevölkerung machte er bis zu seinem frühen Tod 1948 großzügige Spenden. So
stiftete er im Dezember 1947 für die Metzinger Kinder 200 Paar Kinderstiefel. Er
sorgte auch dafür, dass die Metzinger Fußballmannschaft (ab 1947
"Sportvereinigung Metzingen") Leder zur Herstellung von Fußballschuhen bekamen.
Zum Tod von Hugo Nathan wurde zu seinen Ehren ein Gedächtnisspiel in Metzingen
zwischen den Stuttgarter Kickers und der Metzinger Spielvereinigung ausgetragen
("Hugo Nathan-Gedächtnisspiel am 15. August 1948). Die Beziehung Nathans zu den
Stuttgarter Kickers geht in Vor-NS-Zeiten zurück, da Nathan bis 1933
Hauptsponsor der Stuttgarter Kickers war und als zeitweiliger 2. Vorsitzender
und Spielausschussvorsitzender der Stuttgarter Kickers großen Anteil an den
Glanzzeiten des Vereins hatte (vgl.
Kickersarchiv).
1933 war der Lederfabrikant aus dem Verein ausgeschlossen worden.
Vgl. Artikel von Carola Eißler in der Südwestpresse vom 14. August 2015: "Als
der Ball wieder rollte..."
Link zum Artikel
Zum anderen lebte hier Adolf Herold und
seine Familie. Er stammte aus dem mittelfränkischen
Schopfloch (geb. 17. März 1885,
genealogische Angaben siehe
Familienblatt von Rolf Hofmann sowie
https://www.geni.com/people/Adolf-HEROLD/6000000006427859978) und hatte
in Metzingen 1910 als Verkäufer von Textilwaren angefangen und 1922 in der
Schillerstraße 13 eine
Strickwarenfabrik eröffnet, die 1925 bereits 25 Beschäftigte zählte. Seine Frau
Jenny geb. Goldschmidt ist am 28. Oktober
1880 in Vacha geboren. Adolf Herold war
über Jahre mit dem Metzinger Fabrikanten Hugo F. Boss befreundet, die beiden
Männer gingen unter anderem zusammen auf die Jagd. Im Rahmen des
Konkursverfahrens 1931/32 half Herold Hugo Boss. Familie Herold war in der
Metzinger Bevölkerung völlig integriert.
1933 wurde Adolf Herold gezwungen, aus dem Metzinger 'Schwäbischen Albverein'
auszutreten. Er wurde 1938 in einer Regionalzeitung 'Metzingens einziger Jude'
genannt.
Im Zusammenhang mit den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938, bei dem das
Haus Herold Ziel eines Angriffes durch Nationalsozialisten war, wurde Adolf
Herold in "Schutzhaft" genommen und in das KZ Dachau eingeliefert. Nach
seiner Rückkehr zog die
Familie nach Stuttgart. Adolf Herold war gezwungen, sein Wohnhaus und die Firma
in Metzingen zu verkaufen, da die Stadt "judenfrei" gemacht werden sollte. Von
Stuttgart aus konnten die Kinder des Ehepaares Herold 1940 gerade noch
rechtzeitig emigrieren
konnten: die älteste Tochter Gertrud und der Sohn Walter in die
USA, die jüngere Tochter Gretl war bereits 1935 mit ihrem Mann Herbert
Geballe nach Palästina emigriert. Die
Maschinen und die Einrichtungsgegenstände der Strickwarenfabrik von Adolf Herold
wurden 1939 von der Strickwarenfabrik Adolf
Baur aus Metzingen übernommen; das Wohn- und Fabrikgebäude kam in den Besitz des Arztes Dr.
Walter Scharnbeck (1980 verstorben), da der Stadt daran lag, dass der Arzt in
Metzingen blieb. Das Ehepaar Herold konnte nicht mehr emigrieren; Adolf und
Jenny Herold standen in der Warteliste für die Einwanderung für Amerika, wurden
jedoch 1941 nach Riga deportiert und sind 1942 umgekommen.
In den 1980er-Jahren wurde das Haus in der Schillerstraße an neue Besitzer verkauft,
nachdem es einige Jahre von der Familie Dr. Scharnbeck vermietet worden war.
Von den in Metzingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf Herold (1885),
Jenny Herold geb. Goldschmidt (1880).
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Metzingen
Zugehörigkeit der jüdischen
Einwohner Metzingens zur Gemeinde Tübingen (1932/33)
Aus
dem "Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege" von
1932/33 S. 337: "Tübingen: Israelitisches Vorsteheramt ...
Angeschlossen: Balingen, Bronnweiler, Gomaringen, Metzingen,
Reutlingen, Rottenburg, Tailfingen..." |
Familienanzeigen
Anmerkung: Ehepaar Adolf Herold und seine Frau Jenny geb. Goldschmidt hatten
drei Kinder: die älteste Tochter Gertrud und der Sohn Walter sowie die jüngere
Tochter Gretl. In der NS-Zeit konnten Gertrud und Walter in die USA emigrieren,
Gretl emigrierte mit ihrem Mann Herbert Geballe nach Palästina/Israel.
Mitteilung
der Barmizwah von Walter Herold (1933): "Metzingen. Barmizwah:
31.5.33. Walter, Sohn des Fabrikanten Adolf Herold und seiner Ehefrau
Jenny geb. Goldschmidt." |
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Mitteilung
der Hochzeit von Herbert Geballe und Gretl geb. Herold in der
"Jüdischen Rundschau" vom 15. November 1935: "Statt Karten
Herbert Geballe - Gretl Geballe geb. Herold. Vermählte.
Metzingen Württemberg - Haifa Nordaustr. 30
14.XI.35 Berlin". |
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Mitteilung
der Hochzeit von Herbert Geballe und Gretl geb. Herold in der
"Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1.
Dezember 1935:
"Metzingen. Eheschließung:
14.11.35. Herbert Geballe mit Gretl Herold. Berlin." |
Hinweis auf die Metzinger Filiale
der Bankkommandite Siegmund Weil in Metzingen (1923)
Anmerkung: Siegmund Weil ist am 2. Oktober 1871 in
Hechingen geboren als Sohn des dortigen
Bankiers Julius Weil. Er war seit 1899 verheiratet mit Paula geb. Lyon und zog
mit ihr nach Tübingen. Mit seinem Onkel
Friedrich Weil leitete er zunächst die Niederlassung des Hechinger Hauses M.J.
Weil & Söhne. 1910 trennten sich die beiden Teilhaber. Siegmund Weil kaufte von
der Stadt Tübingen das frühere Landgerichtsgebäude in der Wilhelmstraße 22, wo
er als Kommandite der Mitteldeutschen Kreditbank Frankfurt - Berlin die
Bankkommandite Siegmund Weil gründete. Filialen in Hechingen (Stammhaus),
Sigmaringen und Metzingen folgten, dazu wurden noch an anderen Orten Agenturen
eröffnet. Die Bankkommandite Siegmund Weil wurde eine der wenigen führenden
Regionalbanken Württemberg-Hohenzollern und genoss das uneingeschränkte
Vertrauen ihrer Kundschaft. In der NS-Zeit musste die Bank bereits 1933
schließen. Siegmund Weil verließ Tübingen und emigrierte über die Schweiz in die
USA, wo er 1942 starb. Ausführlich bei Lili Zapf: Die Tübinger Juden S. 175-179.
Anzeige
in "Der Israelit" vom 5. Juli 1923: Ausschnitt aus einer größeren Anzeige
der Mitteldeutschen Kreditbank mit Hinweis darauf, dass Dividendenscheine
eingelöst werden können u.a.: ".... in Tübingen, Hechingen, Metzingen
und Sigmaringen bei der Bankcommandite Siegmund Weil..." |
Pogromnacht 1938 in der Metzinger
Tagespresse
In der Metzinger Tagespresse war nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938
der folgende Artikel unter "Volkszorn gegen die Juden" zu lesen:
"In Metzingen wurden im Hause des einzigen ansässigen Juden, Herold, von
empörten Volksgenossen die Fenster eingeworfen, Herold in Schutzhaft genommen. -
Das Denken der Bevölkerung zeigt auch die Tatsache, dass sich sämtliche hiesigen
Glasermeister weigerten, die zerstörten Fenster auszubessern. - Wir geben der
Hoffnung Ausdruck, dass Metzingens einziger Jude bald das Feld räumt und unsere
Stadt judenfrei wird."
Fotos
Das Haus der
Familie Herold Schillerstraße 13
(Foto: Hahn, Aufnahme vom 21.3.2021) |
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Hinweise:
1. Fotos von Walter Herold und seiner Schwester Gretel Herold finden sich im
Beitrag von Rolf Bidlingmaier siehe Literatur S. 201.
2. Das Häuschen direkt gegenüber der ehemaligen Synagoge in
Buttenhausen (Mühlsteige) gehörte
einst dem Metzinger Strickwarenfabrikanten Adolf Herold. |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Juli 2016:
Gedenken an den verstorbenen
Walter Herold |
Artikel in der "Südwestpresse" vom 15. Juli
2016: "NS-Opfer Walter Herold ist tot.
Walter N. Herold ist am 1. Juli in seinem Haus in Stratham, New Hampshire,
USA im Beisein seiner Tochter Lise friedlich entschlafen. Er war 96 Jahre
alt. Er wurde am 17. Mai 1920 als Sohn von Jenny und Adolph Herold geboren,
die beide 1941 nach Riga deportiert wurden. Die Familie wohnte in der
Schillerstraße 13 in Metzingen, bis sie sich nach einem Angriff auf ihr Haus
in der Reichspogromnacht dazu gezwungen sah, nach Stuttgart umzuziehen. 1936
schloss er die Realschule in Metzingen ab und machte dann eine Ausbildung
als Werkzeugschlosser bei der Firma H.C. Stoll in Reutlingen. Der
nationalsozialistischen Verfolgung entkam er durch die Emigration in die USA
im Februar 1940. Er diente von 1943 bis 1946 in der 10. Gebirgsjägerdivision
der US-Amerikanischen Armee. Für kurze Zeit arbeitete er bei den Firmen
Brooklyn Tool und Die Company und wurde dann von Homelite, einem Hersteller
von Pumpen, Generatoren und Kettensägen übernommen. Dort arbeitete er 44
Jahre lang bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1985 und war dort zuletzt
Leiter des internationalen Kundendienstes. 1952 heiratete er Natalie A.
Horgan, die 1997 verstarb. Ihre drei gemeinsamen Kinder mit Familien sind
Lise Herold mit Floyd Watts in Liberty, Maine, USA; Jane Herold mit Robert
Adzema und Tochter May Adzema-Herold in Palisades, New York, USA und Ruth
Herold mit Gilles Reverdin und den Töchtern Elizabeth und Eva
Herold-Reverdin in Paris, Frankreich. Seine zwei Schwestern sind vor ihm
gestorben: Gertrude (Trude) Herold 1957 in Brooklyn, USA und Grete (Gretl)
Geballe geb. Herold 1998 in Haifa, Israel. Er war ein passionierter
Tischler, begeisterter Angler, liebte Musik und war fasziniert von Sprachen
und Astronomie. Er war sehr geschätzt bei seinen Nachbarn in Stratham. Seine
Freunde und Familie werden ihn sehr vermissen."
Link zum Artikel |
Artikel von Peter Kiedaisch in der
"Südwestpresse" vom 15. Juli 2016: "Gedenken. Stolper-Stelen fürs
Gedenken. Die Stadt wird künftig der NS-Oper auf individuelle Art gedenken.
Das hat der Gemeinderat am Mittwochabend beschlossen.
Die Frage, in welcher Form die Stadt Metzingen den Opfern der NS-Herrschaft
gedenkt, ist geklärt. Der Gemeinderat hat sich am Mittwoch bei nur einer
Enthaltung dafür entschieden, als sichtbare Form des Gedenkens an
prominenter Stelle eine oder mehrere Stelen zu errichten. Es war eine
emotionale, aber in der Sache harmonisch geführte Diskussion, der
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler eine traurige Nachricht voranstellte.
Nur wenige Stunden vor Beginn der öffentlichen Sitzung erhielt er eine
Mitteilung aus den Vereinigten Staaten. Ruth Herold, die Tochter eines
ehemaligen Metzingers, der nach den Vorkommnissen während der
Reichspogromnacht seine Heimatstadt verließ und später in die Staaten
auswanderte, teilte Fiedler mit, dass ihr Vater 96-jährig verstorben sei
(siehe obenstehenden Nachruf). Eine Minute des stillen Gedenkens schloss
sich dem an.
Die von Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier ausgearbeitete Vorlage der
Stadtverwaltung ließ den Räten die Wahl zwischen Stolpersteinen, einer Stele
oder beidem. Peter Rogosch, der für die FWV sprach, betonte, die Variante
mit einer Stele oder einer Stelengruppe vorzuziehen. Grundsätzlich würden
auch Stolpersteine diesem Zweck gerecht, doch diese gäbe es in vielen
Kommunen, Metzingen aber möge für einen eigenen Weg stehen. Gleichzeitig
kritisierte er einen wohl im Vorfeld der Sitzung an die Stadträte
herangetragenen Hinweis der Verwaltung, ideologisch motivierte oder
parteipolitische Debattenbeiträge zu vermeiden: 'Eigene Gedanken zu
formulieren hat weder mit Ideologie noch mit Parteipolitik zu tun,
allenfalls mit kommunalpolitischem und historischem Einfühlungsvermögen und
auch mit ästhetischem Empfinden.' Der weitere Verlauf der Diskussion sollte
ihm recht geben. Dr. Ursula Wilgenbus (FDP) indes vertrat eine andere
Ansicht. Stolpersteine wirkten 'wie Nadelstiche im Alltag'. Die Zeit
jedenfalls sei reif dafür: 'Wir sollten dem Leiden der Andersdenkenden
gedenken. Überall wird derzeit gezündelt, Menschenfänger sind unterwegs, die
die Überlegenheit ihrer Völker kundtun.' Freilich gibt es Gründe, warum sich
die Ratsmehrheit gegen Stolpersteine aussprach. Für Peter Rogosch ist es die
fehlende Individualität. Hingegen sei es in Metzingen bereits Tradition,
'historische Botschaften und wichtige Informationen auf Stelen zu
vermitteln', so Rogosch. Susanne Bernauer (Grüne) sprach sich namens ihrer
Fraktion ebenfalls für die Stolpersteine aus. Durch sie würden die Opfer
ihre Würde zurückerhalten: 'Wer Persönlichkeit wahrnehmen will, muss von der
Person etwas wissen', betonte sie. Persönliche Infos aber sind nur durch
Stolpersteine vermittelbar. Jürgen Fromhold (SPD) kann mit beiden Lösungen
leben. Stelen auf dem Friedhof unter Einbeziehung Metzinger Künstler zur
Würdigung anonymer Opfer und Stolpersteine, die sich auch für erlebbaren
Geschichtsunterricht eignen. Wie fruchtbar die Diskussion war, verdeutlichte
Peter Rogosch, nachdem Holger Weiblen (CDU) gesprochen hatte: Die Rede des
Kollegen 'hat mich sehr berührt'. So viel inhaltliche Nähe ist auch in
kommunalen Gremien nicht selbstverständlich. Weiblen sprach sich für Stelen
aus, 'für Stolperstelen'. Damit brachte er einen neuen Gedanken ein.
Stolpersteine, das habe er im Gespräch mit seiner jugendlichen Tochter
erfahren, fallen heutzutage kaum mehr auf. Und dass eine Stele auf dem
Mühlwiesenfriedhof nicht unbedingt zum Ort des Erinnerns wird, verdeutlichte
zuvor bereits Ursula Wilgenbus: 'Wer geht schon auf den Friedhof? Nur
Metzinger.' Weiblen schlug deswegen vor, die Stelen dort zu installieren, wo
sie als Stolperstelen auch auffallen: 'Im spannenden Scharnier zwischen
Friedhof und Glamourwelt', gegenüber McDonalds. Zudem, so Weiblen, gibt es
triftige Gründe für Grundstücksbesitzer, warum sie vor ihrem Haus keine
Stolpersteine wollen. Und wenn es nur der ist, nicht ständig daran erinnert
zu werden, in einem Haus zu leben, dessen Bewohner schweres Leid zugefügt
wurde. Oberbürgermeister Fiedler, der sich für Stolpersteine und für Stelen
aussprach, brachte es auf den Punkt: 'Egal, wie wir entscheiden, wir werden
die richtige Entscheidung treffen.' Angeregt hatte die Diskussion der
Arbeitskreis Stadtgeschichte, der vor etwa eineinhalb Jahren bei der
Stadtverwaltung einen Antrag gestellt hatte auf angemessene Würdigung des
wohl prominentesten Metzinger NS-Opfers, Albert Fischer (wir haben darüber
berichtet). Dass Stelen errichtet werden, ist nach dem Ratsbeschluss jetzt
klar. Wo sie errichtet werden und wie sie aussehen, gilt es noch zu
besprechen."
Link zum Artikel |
Artikel im "Reutlinger General-Anzeiger" vom
15. Juli 2016: "Mahnmal. An einer Stele der NS-Opfer gedenken.
METZINGEN. Stille im Sitzungssaal. Der Metzinger Gemeinderat steht, die
Stadtverwaltung, die Zuhörenden. Minutenlang. Sie gedenken Walter Herold,
der im Alter von 96 Jahren am 1. Juli in New Hampshire verstorben ist. Mit
behutsamen Worten würdigt Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler den früheren
Metzinger, der, von den Nazis verfolgt, 1940 in die USA emigrierte..."
Link zum Artikel (kostenpflichtig) |
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Oktober 2021:
Übergabe einer Gedenkstele für
die Opfer des Nationalsozialismus und der Gewaltherrschaft
|
Am 7. Oktober 2021 wurde eine
Gedenkstele für die Opfer des Nationalsozialismus und der Gewaltherrschaft
übergeben. Aus Anlass der Übergabe erschien eine Broschüre über die Opfer
des Nationalsozialismus, die auch eine ausführliche Lebensgeschichte der
Familie Herold enthält (siehe Literatur unten). |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Jakob Toury: Jüdische Textilunternehmer. 1984. S.
191. |
| Roman Köster: Hugo Boss, 1924-1945. Die Geschichte
einer Kleiderfabrik zwischen Weimarer Republik und "Drittem Reich".
Schriften zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. Band 23. Verlag C.H.
Beck. München 2011. ISBN 978 3 406 61992 2. S. 62-63. |
| Rolf Bidlingmaier (Hrsg.): Metzingen in der Zeit
des Nationalsozialismus. Publikationen des Stadtarchivs Metzingen 5.
Metzingen 2000. Hier S. 200-202 über "Die Metzinger Juden - der
Leidensweg der Familie Herold". |
| ders.: Die Opfer des Nationalsozialismus und der
Gewaltherrschaft in Metzingen, Metzingen 2021. Hier S. 15-20: Adolf Herold
(1885-1942) und Jenny Herold (1880-1942). Beraubt, deportiert, ermordet. Der
Leidensweg einer jüdischen Familie. |
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