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Übersicht "Synagogen in Mittelfranken"
Schopfloch (Kreis
Ansbach, Mittelfranken)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit der im Februar 2013 verstorbenen Angelika Brosig,
Schopfloch
Hinweis: die von Angelika Brosig erstellte Website juden-in-schopfloch.de ist
nicht mehr zugänglich)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)
In dem bis Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen der Grafschaft Öttingen und der
Markgrafschaft Ansbach geteilten Ort Schopfloch bestand eine jüdische Gemeinde
bis 1938. Ihre Entstehung geht in das 16. Jahrhundert zurück. Vermutlich
ließen sich bereits einige der 1507 aus Nördlingen
vertriebenen Juden am Ort nieder. 1561 und 1566 liegen die ersten urkundlichen
Erwähnungen vor. Es entstanden zwei jüdische Gemeinden, die eine unter
der Herrschaft von Oettingen-Wallerstein, die andere unter der Herrschaft der
Markgrafen. Erst am Anfang des 19. Jahrhunderts schlossen sich beide Gemeinden
in Schopfloch zu einer jüdischen Gemeinde zusammen.
Bekannte Vorsteher/Rabbiner der Gemeinde waren im 17. und 18.
Jahrhundert unter anderen Rabbi Abraham Jerucham, Rabbi Isas'char Scheamajah,
Rabbiner Naftali-Hirsch ben Gabriel-Jakob (1752-1790 Rabbiner in
Schopfloch) und - Anfang des 19. Jahrhundert - Rabbiner Hirsch Weil (geb.
1764, gest. 1839 in Schopfloch; war seit 1799 Unterrabbiner in Schopfloch,
verheiratet mit Hünlein aus Hamburg). 1670 lebten 25 jüdische Personen
am Ort, 1714 waren es neun Familien. 1785 wurden 217 jüdische Einwohner
am Ort gezählt.
Um 1800 bestanden insgesamt 46 jüdische Haushaltungen in Schopfloch. In der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte ein Viertel bis ein Drittel der
Einwohnerschaft des Ortes der jüdischen Gemeinde an. Die Zahl der jüdischen
Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1809/10 258 jüdische Einwohner (26,7
% von insgesamt 968 Einwohnern), 1811/12 289 (29,2 % von 991), 1835 332, 1842
342, 1880 147 (6,4 % von 2.286), 1898: 125, 1900 89 (4,9 % von 1.806), 1910 69
(3,6 % von 1.934). Viele der jüdischen Haushaltsvorsteher waren Pferde- und
Viehhändler, andere betätigten sich als Stoffe- und Kleinwarenhändler,
Hausierer und Schmuser (= Zwischenhändler).
1834-42 war Gemeindevorsteher Sekel Neustädtel. Sein Schwiegersohn Rabbi
Nathan Ehrlich übernahm neben dem 1841 - nach Teilung des Bezirksrabbinats
Ansbach gerade entstandenen - Schopflocher Bezirksrabbinat auch die
Aufgabe des Gemeindevorstehers. Damals gab es in Schopfloch neben dem Rabbiner
auch einen Lehrer (1854 bis 1879 war es Wolf Schweitzer, siehe Artikel
unten). Zum Bezirksrabbinat Schopfloch gehörten die Gemeinden Feuchtwangen
und Wittelshofen.
Nach dem Tod von Rabbiner Nathan Ehrlich 1872 wurde Schopfloch dem
Bezirksrabbinat Ansbach
zugeteilt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen - auch von den Gemeinden einer
weiten Umgebung genutzten - Friedhof
(Verbandsfriedhof).
Im Krieg 1870/71 waren aus der jüdischen Gemeinde Hermann Rosenfeld,
Samuel Lauchheimer und David Eisemann unter den Kriegsteilnehmern. Ihre Namen
stehen auf der Steintafel des früheren (abgebrochenen Kriegerdenkmales) in der
St.-Martinskirche. Hermann Rosenfeld erhielt für seine Tapferkeit hohe
Auszeichnungen (siehe Artikel unten).
An jüdischen Vereinen wurde neben der Beerdigungsbruderschaft Chewra
Kadischa 1829 auch eine Heilige Schwesternschaft gegründet. An
weiteren Vereinen bestanden ein Wohltätigkeitsverein und - nach
1900 - eine Ortsgruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Vizefeldwebel
Heinrich Heinemann (geb. 26.6.1892 in Schopfloch, gef. 5.9.1914), Alfred Kuhl
(geb. 1.3.1896 in Unsleben, gef. 1.7.1916), Unteroffizier Alfred Bühler (geb.
5.5.1895 in Nördlingen, gef. 31.10.1916) und Felix Jericho (geb. 19.8.1887 in
Schopfloch, gef. 1.5.1918).
Um 1925 bildeten die in Schopfloch und Dinkelsbühl
lebenden jüdischen Personen eine gemeinsame Gemeinde (Israelitische
Kultusgemeinde Schopfloch-Dinkelsbühl). In Dinkelsbühl gab es inzwischen
auch einen Betsaal. Damals waren Vorsteher der Gemeinde die Herren Samuel Herz,
Siegfried Rosenfeld, Herrmann Rosenfeld, David Levite (die beiden
letztgenannten aus Dinkelsbühl). Jüdischer Lehrer und Kantor war Mayer
(Meier) Rosenstein. Er unterrichtete an öffentlichen Schulen in Schopfloch
elf Kinder in Religion, vier weitere im gesonderten Religionsunterricht, dazu fünf
Kinder in Dinkelsbühl. Um 1932 war 1. Gemeindevorsteher Samuel Herz
(Schopfloch) und 2. Gemeindevorsteher David Levite (Dinkelsbühl). Die
Gemeinde bewahrte ihren konservativen Charakter und war seit 1920 Mitglied des
Bundes gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns.
1933 wurden noch 37 jüdische Einwohner gezählt (2,0 % von 1.851). In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung aus
Schopfloch verzogen oder ausgewandert.
Anfang Oktober 1935 lebten noch 33 jüdische Personen in Schopfloch (nachfolgende Liste von Angelika
Brosig):
1. Händler Julius Haase, geb.
31.1.1898 in Krotoschin/Posen, bis 1936 Bahnhofstrasse 32 (Opfer der Shoa),
2. seine Ehefrau Ida Haase geb. Hähnlein geb. 19.2.1902 in Kleinlangheim/Ufr. (Opfer der Shoa), 3. ihr Sohn Werner Haase, geb.
10.6.1931 in Schopfloch, zog nach Würzburg mit Eltern, dann
möglicherweise emigriert, 4. Moses Hähnlein, geb. 17.7.1864 in
Kleinlangheim, lebt im Haus Haase, Witwer; seine Frau Sophie, geb.
Brückmann, ruht im Friedhof Schopfloch, verst. 1928). Moses hatte zwei Töchter
Susanne und Ida (verh. mit Julius Haase). Alle fünf zogen 1936 nach Würzburg,
von dort - ausgenommen Werner - deportiert.
5. die Rentnerin Getta Ansbacher, geb. 22.12.1861 in Pflaumloch, Bahnhofstrasse 14 (starb in Frankfurt), 6. die Rentnerin Irma
Leib geb. Ansbacher, geb. 27.6.1886, gleiche Adresse wie Getta (Opfer der Shoa),
7. Der Lehrer Meier Rosenstein, geb. 9.3.1867 in Wannbach (bei
Pretzfeld), Bahnhofstrasse 8 = Judenschule (Opfer der Shoa), 8. seine Ehefrau
Nelli Rosenstein geb. Braun, geb. 13.8.1871 in Aufhausen (starb in Stuttgart 1941),
9. die Tochter Lina Rosenstein, geb. 24.1.1898 in Schopfloch, zog nach Stuttgart, dann -?-,
10. der Sohn und Händler Siegfried Rosenstein, geb. 22.4.1901, zog auch nach
Stuttgart, dann -?-,
11. Recha Gold geb. Stern, geb. 31.7.1865 in Niederstetten,
Königstrasse 8 (Opfer der Shoa),
12. Der Kaufmann
Alfred Kahn geb. 16.9.1893 in Neuwied/Rhein, Königstrasse 8 (Opfer der Shoa),
13. seine Ehefrau Victoria Kahn, geb. 8.3.1902, gleiche Adresse (Opfer der Shoa), 14. der Sohn
Justin Kahn, geb. 10.5.1927 in Schopfloch, gleiche Adresse (Opfer der Shoa),
15. der Kaufmann
Siegfried Rosenfeld, geb. 25.10.1892 in Schopfloch, Königstrasse 37, - Nürnberg, dann USA,
dort 1966 verstorben, 16. seine Ehefrau Gitta (Getta) Rosenfeld, geb. 19.11.1888 in Poppenlauer/Ufr., gleiche Adresse, ist
1976 in USA verstorben, 17. die Tochter Carola Rosenfeld, geb. 20.9.1925 in Schopfloch,
gleiche Adresse (später USA) - sie hatte noch eine ältere Schwester Sophie, geb.
1920/21,
vermutlich in die USA emigriert und dort verstorben (Zeitzeuge),
18. Der Gemeindevorstand und Kaufmann Samuel Herz, geb. 5.5.1894 in
Mittelsinn,
Königstrasse 29 (Opfer der Shoa), 19. seine Ehefrau Frieda Herz geb.
Schülein, geb. 17.1.1900 in
Nürnberg, gleiche Adresse (Opfer der Shoa), 20. die Tochter Erna
Herz, geb. 30.4.1923 in Schopfloch, gleiche Adresse (später in Israel
unter dem Namen Ruth Teikher, in Israel verstorben), 21. die Rentnerin
Gitta Herz, geb. 1.4.1862 in Mittelsinn,
Jägerstrasse 4 (verstarb vielleicht in Stuttgart?), 22. der Kaufmann Max
Herz, geb. 31.12.1886 in Mittelsinn, gleiche Adresse (Opfer der Shoa), 23. die Ehefrau
Bertha Herz geb. Heiligenbrunn, geb.14.5.1879 in Schopfloch, gleiche Adresse (Opfer der
Shoa), 24. der Angestellte bei Familie Herz Curt Lange, geb.
21.9.1912 in Piekar/Schlesien, gleiche Adresse (in die USA, hier 1988
verstorben), 25. der Lehrling bei Samuel Herz: Hermann Köppel, geb. 26.6.1920 in
Weiden, gleiche Adresse - weitere
Geschichte unbekannt,
26. die Rentnerin Ester (Emma) Herold, geb. 20.11.1850 in Schopfloch, Jägerstrasse
12, verst. 22.7.1936 in Schopfloch,
27, die Rentnerin Caroline Philipp, geb. 15.9.1860 in Schopfloch, gleiche Adresse
wie Ester Herold (Opfer der Shoa),
28. die Rentnerin Sophie Block, geb. 17.7.1862 in Schopfloch, gleiche
Adresse wie Ester Herold (Opfer der Shoa),
29. die Rentnerin Therese Jericho, geb. 17.8.1878 in Schopfloch, Bennostrasse
10 (später USA), 30. der Viehhändler Emil Jericho, geb. 8.10.1883 in Schopfloch, gleiche Adresse
(in die USA 1938), 31. seine Ehefrau Jette Jericho, geb. 25.7.1888 in Mittelsinn, gleiche Adresse
(in die USA 1938), 32. der Sohn Norbert Jericho, gleiche Adresse (in die
USA 1936, verst. 2007),
33. die kaufmännische Angestellte Jenni Ullmann, geb. 12.12.1890 in Wertheim
am Main, Jägerstrasse 29 (Opfer der Shoa). |
Von den in Schopfloch geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem, den Angaben des Gedenkbuches des Bundesarchivs
Berlin und weiteren Recherchen von Angelika Brosig): Ida Bär (1869), Sophie Block (1862),
Alfred Cahn (1893), Justin Cahn (1927), Victoria Cahn geb. Gold (1902), Rosa Cohn geb. Heinemann (1891), Elieser Ehrenreich (1883), Nathan Ehrenreich (1880), Sara
Fuld geb. Schweitzer (1858), Recha Gold geb. Stern (1865), Ida Haase geb.
Hähnlein (1902), Julius Haase (1898), Moses Hähnlein (1864), Susanne Hähnlein (1929), Klara
Heiligenbrunn
geb. Block (1858), Bernhard Herbst (1866), Rosalie Herbst (1878), Adolf Herold (1885), Arthur Herold (1907), Getta Herold geb. Lauchheimer (1883), Joseph Herold (1878), Bertha
Herz geb. Heiligenbrunn (1879), Frieda Herz geb. Schülein (1900), Max Herz
(1886), Samuel Herz (1894), Paula Jochsberger (1892), Alexander Jordan (1865), Amalie
Joseph geb. Schweitzer (1860), Justin Kahn (1927), Elias Kronheimer (1860), Hans Lauchheimer (1921), Julius Isidor Lauchheimer (1877), Karl Lauchheimer (1886), Moritz Lauchheimer (1890), Robert Lauchheimer (1878), Ida Leib
geb. Ansbacher (1886), Ida Jetti Mayer geb. Stern (1890), Karoline Philipp, geb. Block (1860), Klara Neuhof geb. Kronheimer (ca. 1865), Rebekka
Rosenbusch geb. Schweitzer (1868), Marcus Rosenfeld (1878), Meier Rosenstein
(1867), Lina Schloß geb. Heiligenbrunn (1876), Berta Schülein
geb. Heiligenbrunn (1883), Rabbiner Dr. Abraham Schweizer (1875), Albert Abraham Schweitzer (1884), Max Schweizer (1876), Albert Stern (1883), Selma Strauß, geb. Ansbacher (1893), Klara
Vollweiler geb. Stern (1880), Jenny Ullmann (1890), Rosa Wildberg geb. Kronheimer
(1868).
Bekannt ist Schopfloch für die in der Gemeinde bis heute
teilweise noch gesprochene "Geheimsprache", das Lachoudische, das gemeinsam Juden und Christen am Ort verwendeten. In dieser
lokalen Umgangssprache sind zahlreiche Worte aus dem Hebräischen und Jiddischen
aufgenommen worden. Heute ist Lachoudisch insbesondere noch bei Veranstaltungen
der örtlichen Fasnacht (siehe Link zur Fasnachtsgesellschaft
Medine Schopfloch) zu hören.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Bezirksrabbinates in Schopfloch 1841-1872
Ernennung von Rabbiner Nathan Ehrlich auf das Rabbinat in
Schopfloch (1841)
Anmerkung: Rabbiner Nathan Ehrlich ist am 12. April 1807 in
Schopfloch geboren als Sohn des "Begräbnisverwalters" Moses Jakob
Ehrlich und der Klärchen geb. Bachhöfer; er studierte in Würzburg bei
Rabbiner Abraham Bing und von 1827 bis 1829 an der dortigen Universität; war
nach der Staatsprüfung 1934 in Bayreuth zunächst mangels freier
Rabbinerstellen stellunglos; seit Mitte Juli 1841 war er Bezirksrabbiner in
Schopfloch; verheiratet mit Eva geb. Neustädtel (1817-1892, Tochter des
Schopflocher Gemeindevorstehers Seckel Löb Neustädtel).
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. April 1842
(Rückblick): "Aus Mittelfranken, 13. März (1842). Der
Rabbinatsdistrikt Ansbach, welchem früher der ehrwürdige Moses
Hochheimer, seligen Andenkens, vorstand, ist, da er 23 Gemeinden enthielt,
in drei Rabbinate geteilt worden, nämlich Ansbach, Schopfloch und
Welbhausen. Herr Grünbaum wurde zum Rabbinen in Ansbach, Herr Ehrlich zum
Rabbinen in Schopfloch ernannt, und beide in einer Woche, Mitte Juli 1841,
in ihr Amt feierlich eingesetzt, seit welcher Zeit beide Männer auch zum
Segen ihrer Gemeinden und zum Heile Israels wirken. Langsamer geht es mit
der Besetzung des neugebildeten Distrikts Welbhausen...." |
Feierliche Einsetzung Rabbiner Ehrlichs in sein neues
Amt am 16. Juli 1841
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. August 1841:
"Schopfloch, 20. Juli. Am 16. Juli (1841) wurde der Rabbine Herr
Nathan Ehrlich als Distriktsrabbiner eingeführt, nachdem trotz mancherlei
Intrigen die königliche Regierung von Mittelfranken die Wahl bestätigt
hatte. Die hiesige prächtige Synagoge war angemessen dekoriert, die
Schuljugend der zu uns gehörigen Gemeinden war vor derselben aufgestellt,
und begab sich, nach der Ankunft des Rabbinen und des
Regierungskommissars, Herrn Landgerichtsassessors Meyer, auf die
Chortribüne, von wo sie unter Leitung des Vorsängers Wiel mehrere Lieder
trefflich absang. Nach der Installationsrede des Herrn Kommissarius hielt
der Rabbine eine Predigt über 1. Mose 45,8, die auch von den anwesenden
Herren Geistlichen der christlichen Konfessionen als ausgezeichnet
gerühmt ward." |
Öffentliches Lob für die Amtsführung von Rabbiner
Nathan Ehrlich (1864)
Innerhalb
eines Berichtes über das Schulwesen im Mittelfränkischen - Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1864: "In Schopfloch,
dem Sitze des Rabbinats, wird durch den Eifer des wackeren Herrn Rabbiners
Ehrlich in Verbindung und bei tätiger Mitwirkung des würdigen
Herrn Lehrers Schweizer in Synagoge, Schule und Gemeinde viel Gutes ausgestreut
und gefördert.". |
Zum Tod von Rabbiner Nathan Ehrlich (1872)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Juni 1872:
"Schopfloch, 6. Juni (1872). Der Heimgang eines Biedermanns in
unserer Gemeinde dürfte in den Annalen dieses Blattes wohl registriert
werden. Am 19. vorigen Monats morgens ist unser ehrwürdiger
Distriktsrabbiner, Herr Nathan Ehrlich, nach siebentägiger Krankheit
verstorben. Die Gemeinden Schopfloch, Feuchtwangen
und Wittelshofen betrauern den
Hintritt ihres geistlichen Führers, den sie liebten und ehrten, eine
Witwe und fünf Kinder beklagen den Verlust des besten Gatten und Vaters.
Der Selige hatte vier Wochen vor seinem Scheiden das 86. Lebensjahr zurückgelegt
und ist 31 Jahre im Amte gewesen, das er mit Treue und Hingebung verwaltet
hatte. Er huldigte dem gemäßigten Fortschritte und war für alles Gute
und Edle begeistert und wirksam. Von allen Rabbinern Bayerns hat er allein
beim bayerischen Landtage und bei allerhöchster Stelle eine Beihilfe aus
Staatsmitteln zur Aufbesserung der gering besoldeten Rabbinatsstellen
beantragt, und ist es seinen Bemühungen gelungen, dass nach dem von
beiden Kammern gemeinsam eingebrachten Wunsche von Seiner Majestät dem
Könige 5.500 Gulden als Teuerungszulage für die Rabbiner pro 1872 und
1873 allerhuldvollst bewilligt worden sind.
Die Trauer und die Teilnahme, welche bei der am 20. vorigen Monats
nachmittags 2 Uhr stattgefundenen Beerdigung sich kund gaben, legten
Zeugnis ab von dem großen Ansehen, in welchem der Selige gestanden hat.
Eine Stille und ein tiefer Ernst herrschten im ganzen Orte, als der
Leichenzug sich hindurch bewegte. Nicht nur die Vorstände und
Gemeindeglieder des Rabbinatsbezirks, sondern auch viele Teilnehmer aus
anderen benachbarten Orten hatten sich eingefunden. Auch die christlichen
Geistlichen von hier und aus der Umgegend, sowie die Ortsverwaltungen
haben sich dem Zuge angeschlossen. Herr Distriktsrabbiner Grünbaum von Ansbach, ein intimer Freund des Entschlafenen, hielt die Leichenrede.
Bescheiden, still und geräuschlos war das Wirken des zur ewigen Ruhe
Heimgekehrten, aber er war ein Mann von untadelhaftem Charakter, er hat
sein gut Teil beigetragen, in seinem Kreise Humanität und lichtvolle Religiosität
zu fördern. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
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Bericht
von Lehrer Schweizer in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5.
Juni 1872: "Schopfloch, im Mai (1872). Trauer und lebhafter Schmerz
erfüllte heute alle Gemüter, als sich die Nachricht verbreitete, Herr
Rabbiner Nathan Ehrlich sei, nach einem 7tägigen Krankenlager,
verschieden. Wenn wir das Leben dieses Mannes betrachten, wie er für
seine Gemeinde und für das Allgemeine wirkte, so werden wir diesen
Schmerz und diese Trauer begründet finden.
In dürftigen Verhältnissen aufgezogen, fing er schon in seiner Jugend
mit Vorliebe an, sich mit den talmudischen Wissenschaften zu
beschäftigen. Er wanderte deshalb nach Würzburg, um die Jeschiwa
(Talmudhochschule) des berühmten Rabbiner Bing - das Andenken an den
Gerechten und den Heiligen ist zum Segen - und die dortige
Universität zu besuchen. Im Jahre 1842 übernahm er die hiesige
Rabbinerstelle, und nachdem er hier 30 Jahre lang wirkte, wurde er in
seinem 65. Lebensjahre seinem Wirkungskreise durch den Tod entrissen.
Er war es, der vor Kurzem eine Petition an die bayerische Kammer der
Abgeordneten gerichtet, worin um eine Besserstellung der Rabbiner durch
Staatsbeiträge gebeten ward. Wirklich erreichte er, wie in diesen
Blättern bereits mitgeteilt wurde, seinen Zweck; aber leider konnte er
den schönen Erfolg nicht mehr genießen.
Ununterbrochen setzte er seine Studien sowohl in der jüdischen Theologie,
als auch in profanen Wissenschaften fort. Diejenigen, welche mit ihm
Umgang pflegten, werden seine bedeutende Gelehrsamkeit kennen. Er besaß
nicht nur die Achtung und das Vertrauen seiner Stammesgenossen, auch bei
Andersgläubigen war er hochgeehrt und geachtet.
Wohltätigkeit auszuüben und jedem Hilfesuchenden mit Rat und Tat
beizustehen, war er stets bereit. Die Achtung, welche er bei Allen besaß,
beweist am Besten sein Leichenbegängnis. Alles, von nahe und fern, eilte
herbei, um dieser Trauerfeier beizuwohnen.
Herr Rabbiner Grünebaum von Ansbach wurde herbeigerufen, um eine Trauerrede
über den Dahingeschiedenen zu halten und kein Auge blieb tränenleer, als
dieser den Verlust des so frühzeitig Verstorbenen beklagte und die
Verdienste desselben in beredten Worten schilderte. Möge der gute Ruf,
den der Entschlafene hinterlassen, seinen trauernden Hinterbliebenen zum
Troste gereichen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens.. |
Aus der Geschichte der Lehrer und Vorbeter
Zum Tod des Lehrers Wolf
Schweitzer 1879 (Lehrer von 1852 bis 1879)
Anmerkung: Wolf Schweitzer wird vor 1852 auch als Lehrer in
Goßmannsdorf genannt, war
verheiratet mit Babi geb. Salin; die Tochter Bertha - später verheiratete
Oppenheimer - ist am 2. August 1852 in Schopfloch geboren. |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1879:
"Schopfloch, Bayern, 18. Mai (1879). Am 22. Ijar starb in
einem Alter von 69 Jahren hier Wolf Schweitzer, welcher 24 Jahre als
unermüdeter und uneigennütziger Lehrer in hiesiger Gemeinde gewirkt hat.
Die Teilnahme an dem Verlust dieses Mannes war eine allgemeine, und ein
ehrenvolles Leuchenbegängnis, zu dem sich zahlreiche Freunde von hier und
auswärts eingefunden, wobei auch Herr Rabbiner Grünbaum aus Ansbach eine
herzergreifende Rede hielt, gab Zeugnis hiervon. Sein Andenken wird in
hiesiger Gemeinde ein unvergessliches sein. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens." |
vgl. unten Bericht zum Tod des Sohnes des
Lehrers Wolf Schweitzer - Manasse Schweizer (gest. 1929) |
|
Zum Tod des Lehrers Isac
Ehrenreich (Lehrer von 1880-1894) |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1894:
"Schopfloch in Bayern. Tiefe Trauer bemächtigte sich unserer
Gemeinde, als sich am 4. Januar die Kunde von dem Hinscheiden eines
allgemein beliebten und geachteten Mannes, des Lehrers Isac Ehrenreich -
er ruhe in Frieden - verbreitete. 14 Jahre lang wirkte derselbe in
hiesiger Gemeinde segensreich und wusste sich während dieser Zeit bei
seinen Mitbürgern ohne Unterschied der Konfession in die höchste Achtung
und Beliebtheit zu setzen. Sein Leichenbegängnis legte Kunde ab von der
Verehrung, die er allseitig genossen. In dem langen Leichenkondukt
bemerkte man die Gemeindeverwaltung, den Gesangverein, die Geistlichkeit,
das Lehrerkollegium und zahlreiche Freunde des Verstorbenen aus der Nähe
und Ferne. Am Grabe sprach der derzeitige Verweser der hiesigen Stelle,
Lehrer M. Rosenstein und feierte die unvergänglichen Verdienste des
Dahingeschiedenen um seine Familie, der er Vater und Beschützer war,
gedachte seiner Tüchtigkeit als Beamter, seiner Liebenswürdigkeit als
Mensch, Der Vater der Witwen und Waisen tröste die tiefbetrübten
Hinterbliebenen. Die Seele des Verstorbenen ist zurückgekehrt zu dem
Herrn, um in der Urstätte des Friedens zu weilen, wo des Himmels
Seligkeit sich ihr öffnet. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Suche der Gemeinde für einen Religionslehrer, Vorbeter
und Schochet in Dinkelsbühl 1930
Anzeige
in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August
1930: "Die Kultusgemeinde Schopfloch-Dinkelsbühl sucht für
Dinkelsbühl einen jüngeren Beamten als Religionslehrer, Vorbeter und
Schochet. Eventueller Antritt im Oktober 1930. Bewerbungen wollen unter
Angabe von Referenzen und Lebenslauf gesandt werden an: David Levite,
Dinkelbühl, Elsassergasse." |
Berichte aus dem
jüdischen Gemeindeleben
Der evangelische Pfarrer Buck hält auf dem jüdischen
Friedhof statt einer Trauerrede eine Missionspredigt (1873)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Februar 1873:
"Aus dem Ries (Bayern), 24. Januar (1873). Man schreibt dem
'Nürnberger Anzeiger' wie folgt:
In Schopfloch, einem Dorfe mit einer israelitischen und einer
protestantischen Gemeinde, starb vor kurzer Zeit die Frau des Israeliten
Konditor Block. In Ermangelung eines Rabbiner ging der Witwe zu Pfarrer
Buck in Schopfloch und hat denselben, bei der Beerdigung seiner Frau eine
Leichenrede zu halten, welchem Gesuche der Pfarrer dahin entgegenkam, dass
er auf dem Friedhofe erschien, hier aber, anstatt einer Grabrede, eine
Missionspredigt hielt, die von Arroganz strotzte, und die jüdische
Religion kurzweg als Blödsinn zu charakterisieren versuchte. Der Pfarrer
sprach ungefähr wie folgt: 'Die Juden sind sehr bedauernswert; dieses
Volk irrt im blinden Nebel herum, ohne zu wissen, wem es angehört; es
wartet auf den Messias, und dieser ist doch längst gekommen. Die Juden
haben das Heil von sich gewiesen, jetzt in der Adventszeit wäre der
richtige Zeitpunkt zur Bekehrung' usw. 'Über die Verstorbene', fuhr der
würdige Herr dort, 'weiß ich Nichts zu sagen, - denn sie hat keinen
christlichen Lebenswandel geführt' (allerdings, sie war ja eine Jüdin,
aber eine rechtschaffene ehrliche Frau). Trotzdem aber empfiehlt der großherzige
Geistliche die Frau, wahrscheinlich aus Barmherzigkeit und Mitleid, seinem
Heilande. Wahrlich, solch ein Pfarrer verdient einen Missionsorden! Es ist
geradezu schade, dass das Missionsgenie nicht nach China versetzt wird,
sondern in Schopfloch seine Talente vergeuden, und seinen edelmütigen
Samen auf so fruchtlosem Boden verschleudern muss! Denn da ist doch rein
gar Nichts, selbst bei der unverschämtesten Aufdringlichkeit, mit
Proselytenmacherei zu verdienen. Es ist jetzt schon eine ziemliche Zeit
verstoßen, seitdem der Schopflocher Demosthenes seine gediegene Rede
gehalten hat, und noch ist nicht eine einige arme Judenseele zu dem
liebenswürdigen Herrn gekommen, um ihre Bekehrung bei ihm anzumelden. -
Es gehört wahrlich eine große Impertinenz dazu, das Vertrauen und die
edle tolerante Anschauung |
eines
Israeliten, der den Dorfpfarrer um Abhaltung einer Leichenrede ersucht,
damit zu erwidern, dass man an einem Platze, wo es sich am Allerwenigsten
schickt, einer ganzen Gemeinde grundlose Schmähungen und Verletzungen ins
Gesicht schleudert, und über die verstorbene Frau wie über eine arme
Sünderin mit der anzüglichen Bemerkung weggeht: 'Über sie will ich
Nichts sagen'. - Tadelnswert aber dürfte andererseits auch der Mangel an
Energie des Vorstandes der israelitischen Gemeinde Schopfloch sein,
welcher den Auslassungen des Pfarrers zuhörte, anstatt denselben dadurch
ein Ziel zu setzen, dass er mit der Trauerversammlung das Grab verließ
und den Pfarrer ins Blaue schwätzen ließ, so lange es ihm gefallen
möchte!
So weit der 'Nürnberger Anzeiger'. In Schopfloch fungierte der brave
Rabbiner Ehrlich, der im vorigen Jahre verstarb. Wahrscheinlich waren die
Mitglieder seiner Gemeinde durch ihn daran gewöhnt, bei ihren
Bestattungen ein Wort des Trostes und der Erhebung zu vernehmen. Deshalb
wohl der Wunsch des betreffenden Israeliten, dessen Naivität zu bewundern
ist, da man an einem kleinen Orte doch wohl die Stimmung eines solchen
Pfarrers kennen musste. Das obige Ereignis zeigt einmal recht grell, wie
tief durch die dogmatische Verknöcherung das religiöse und sittliche
Bewusstsein, und das humane Gefühl, heruntergebracht und erdrückt wird.
Dieser Prediger weiß sich gewiss noch viel mit dem Zeugnisse, welches er
für seine Kirche abgelegt zu haben vermeint. Die Wahrheit, dass er an
diesem offenen Grabe und vor diesen schmerzerfüllten Herzen das stärkste
Zeugnis gegen diese seine Kirche abgelegt hat, kommt ihm gewiss nicht
einmal zur Ahnung. Wir haben das Obige in seiner ganzen Ausdehnung, um
unsere Glaubensgenossen aufmerksam zu machen, dass sie sich bei ähnlichen
Gelegenheiten nicht ohne vorhergegangene sorgfältige Prüfung der
betreffenden Persönlichkeiten so in die Gewalt andersgläubiger
Geistlichen geben möchten. Redaktion der 'Allgemeinen Zeitung des
Judentums'." |
Wahlen zum Gemeindevorstand
Die Gemeindevorstandswahlen am
2.1.1927 |
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 9.
Februar 1927: "Schopfloch-Dinkelsbühl. Am 2. Januar (1927) wurde in
der hiesigen Kultusgemeinde Kultusgemeinde die Neuwahl der
Verwaltungsmitglieder vorgenommen, welche keinerlei Änderung ergab. Von
den 76 Wahlberechtigten haben 44 ihre Stimme abgegeben. Mit 43 Stimmen
wurde Samuel Herz (Schopfloch) als Kultusvorstand wiedergewählt, der
Kassier Siegfried Rosenfeld (Schopfloch) erhielt 23 Stimmen. Als Beisitzer
fungieren Herrmann (Schopfloch, 24 Stimmen), David Levite (Dinkelsbühl,
19 Stimmen) und Ludwig Ansbacher (Dinkelsbühl, 13 Stimmen). |
Die
Gemeindevorstandswahlen im September 1933 |
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
November 1933: "Die hiesige israelitische Kultusgemeinde hat am
Neujahrstage die Wahl ihrer Verwaltungsmitglieder vorgenommen. Unser
langjähriger bewährter Kultusvorstand Herr Großkaufmann Sam Herz wurde
wiedergewählt, ebenso unser langjähriger gewissenhafter Kassier, Herr
Kaufmann Siegfried Rosenfeld. Als Beisitzer ging Herr Handelsmann Emil
Jericho aus der Wahlurne hervor." |
Erneute Wahl von Kaufmann
Sam Herz zum Kultusvorsteher 1934 |
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Januar 1934: "Schopfloch in Mittelfranken. Am 1. Januar 1934 wurde
Herr Kaufmann Sam Herz zum Kultusvorstand der hiesigen israelitischen
Gemeinde gewählt. Seit 10 Jahren versieht Herr Herz sein Ehrenamt in
vorbildlicher Weise zur vollen Zufriedenheit der Gemeinde. Möge es ihm
vergönnt sein, noch viele Jahre zum Wohle der Kultusgemeinde Schopfloch
zu wirken." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Rabbi Löb Sulzbach, Gründer der Israelitischen
Religionsgesellschaft in Darmstadt (geb. 1804 in Schopfloch, gest. 1882)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 1. März 1882: "Mainz, 27. Febr. Gestern wurde in Darmstadt ein Mann zu Grabe getragen, dessen Hinscheiden als ein großer Verlust nicht alleine für die israelitische Gemeinde, in deren Mitte er lebte, sondern auch für die ganze Provinz, ja für ganz Israel bezeichnet werden kann.
Rabbi Löb Sulzbach - er ruhe in Frieden - ist nicht mehr. Donnerstag, den 23. Februar, Abends 9 Uhr, wurde er vom Schauplatze seiner irdischen
Tätigkeit abberufen.
Rabbi Löb Sulzbach - er ruhe in Frieden - wurde im Jahre 1804 in
Schopfloch in Bayern geboren und erreichte demnach ein Alter von 78 Jahren. Sein Vater, ein
Sofer (Toraschreiber) und ein Toragelehrter unterrichtete den Sohn sowohl in seinem Geschäfte, als auch in der heiligen Gotteslehre. Nachdem der Knabe das dreizehnte Jahr erreicht hatte, bezog er die damals ins
Ansbach blühende Jeschibah, von wo er sich später, um seine Studien fortzusetzen, nach
Mainz begab. Dann trat er als Hauslehrer in das Haus des berühmten Kabbalisten Rabbi Seckel Löb Wormser
- Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen, Rabbiner zu Michelstadt. Von da aus ging er nach
Darmstadt und wurde ein Schüler des dortigen Rabbiners R. Kalme Mönkeburg
– das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Nach dessen Tod verwaltete er zwei Jahre lang das dortige Rabbinat. Während dieser Zeit
verheiratete er sich und ließ sich als Sofer (Toraschreiber) in Darmstadt nieder, woselbst er länger als ein halbes Jahrhundert lebte und wirkte.
Eine unabsehbare Menschenmenge, vielleicht tausend Personen, folgte gestern der Bahre. Nicht alleine die ganze jüdische Bevölkerung von Darmstadt und der Umgebung, sondern auch aus der Ferne, aus Frankfurt, aus Mainz, aus Wiesbaden, aus
Biebrich, aus Worms, aus Biblis
etc. waren die Freunde und Verehrer des teuren Mannes herbeigeströmt, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Herr
Rabbiner Dr. Marx gab der Trauer der Versammelten den gebührenden Ausdruck. In begeisterter Rede schilderte er alle die vortrefflichen Eigenschaften des Verewigten: seine innige und aufrichtige Frömmigkeit, seine große Gelehrsamkeit, seinen unermüdlichen Fleiß, wie er bei Tag fleißig sein Handwerk betrieb, um sich
und die Seinen zu ernähren und die Nacht dem Torastudium gewidmet. Der Redner führte aus, wie der Verewigte in selbstloser und
uneigennütziger Weise viele Schüler unterrichtete, die jetzt als Rabbiner,
Juristen, Ärzte, Kaufleute und Handwerker im Sinne ihres unvergesslichen Lehrers leben und wirken. Kein Auge blieb
tränenleer, als der Redner die unvergleichliche Demut und Bescheidenheit des Heimgegangenen schilderte,
welcher wie in vielen anderen Dingen, namentlich hierin dem Ideale unseres großen Lehrers Moscheh nachstrebte, an dessen Todestage, dem siebenten
Ador (Adar, = 26. Februar 1877), die sterblichen Überreste Rabbi Löb
Sulzbach's zu Grabe getragen wurden. Der Redner schilderte ferner die große, unaussprechliche Gottinnigkeit des Verklärten, seine Standhaftigkeit in allerlei Sorgen und Kümmernissen, seine Anspruchslosigkeit und seine, trotz nur bescheidener Verhältnisse, fast übergroße
Wohltätigkeit und Gastfreundlichkeit gegen Reiche und Arme, wobei ihm seine edle Gattin
- Gott mehre ihre Tage - hilfreich zur Seite stand.
Hierauf widmete der Herausgeber dieser Blätter dem Dahingeschiedenen Freunde einige
Worte des Nachrufes und wies namentlich auf die Größe des |
Verlustes und die gewaltige Lücke hin, die der Tod hier gerissen. Für einen Talmid
Chacham (= Weisen) gab es zu allen Zeiten nur schwer einen Ersatz, um wie viel
mehr in der unsrigen! Der Redner forderte in eindringlicher Weise die Anwesenden dazu auf, dass Jeder dazu beitrage, soviel in seinen Kräfte stehe, die Lücke auszufüllen und namentlich die Kinder zur
Tora und für die Tora zu erziehen. – Auch Herr Dr. Wolf, Schuldirektor zu
Biblis, ein Schüler des Verewigten, sprach einige warme und tief empfundene Worte.
Rabbi Löb Sulzbach - er ruhe in Frieden - war der Gründer und Erhalter der israelitischen Religionsgesellschaft, orthodoxer Richtung, in Darmstadt. Als die Gemeinde, nach dem Wegzuge des unvergesslichen
Landesrabbiners Dr. B. H. Auerbach - das Andenken an den Gerechten ist
zum Segen -, sich der sogenannten Reform zuwandte, sammelte er eine kleine
Schar frommer Gesinnungsgenossen um sich und fungierte bei denselben zwölf Jahre lang in uneigennütziger Weise als Rabbiner, bis vor elf Jahren Herr Rabbiner Dr. Marx berufen wurde, mit dem ihn dann die enge Freundschaft verband und dem er stets bei allen rabbinischen Funktionen ein freundlicher und liebevoller
Berater blieb.
Dem Verewigten war es vergönnt, die Saat, die er gesät, aufgehen zu sehen. Die
Israelitische Religionsgesellschaft zu Darmstadt ist aus kleinen Anfängen zu einer ansehnlichen Gemeinde herangewachsen. Möge sein Andenken auch ferner segenreich wirken.
Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen!"
|
Auszeichnung des Kriegsteilnehmers Hermann Rosenfeld aus
Schopfloch (1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Januar 1871:
"Dinkelsbühl, 11. Dezember (1871). Wie wir hören, hat der
gegenwärtig in Neuburg krank liegende Soldat Rosenfeld, ein Israelit aus
Schopfloch, wegen tapferer Taten - Rettung mehrer Verwundeter aus einem
brennenden Hause, das mit Granaten beworfen wurde - die silberne
Tapferkeitsmedaille und das eiserne Kreuz erhalten." |
Zum Jahrestag des Soldatentodes von Heinrich Heinemann
(1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1915: "Schopfloch,
14. August (1915). Am 14. Elul ist es ein Jahr, dass Herr Heinrich
Heinemann aus Schopfloch in Bayern den Heldentod fürs Vaterlang
starb. Es war damals aus Familienrücksichten ein Nachruf unterblieben,
dessen dieser seltene junge Mann gewiss würdig ist. Er war der einzige
Sohn eines streng frommen Hauses und blieb den Grundsätzen desselben
treu, bis ihn das feindliche Geschoss dem irdischen Leben entriss.
Nachdem er mit glänzenden Zeugnissen aus dem Abitur hervorgegangen war,
trat er ins väterliche Geschäft ein. Sehr bald hatte er sich zum
tüchtigen Mitarbeiter herausgebildet und stellte trotz seiner Jugend
einen ganzen Mann, ob er zuhause arbeitete, oder ob er auf die Reise ging.
Er versäumte auch auf der Reise keinen Tag und führte stets ein Lern-Sefer
(Lernbuch, Tora) bei sich. Die Sonntage führten ihn nach Ansbach,
woselbst er sein jüdisches Wissen immer mehr zu bereichern suchte und in
seinem Heimatorte bewirkte er, dass sich am Schabbat ein größerer Kreis
zum 'Lernen' vereinigte. Mit ihm endete leider auch dieser schöne Schiur
(Lernstunde). Bescheidenheit leuchtete wie ein Diamant aus seinem ganzen
Wesen hervor, ganz besonders im Verkehr mit Älteren.
19 Jahre alt, diente er als Einjähriger im 21. bayerischen
Infanterie-Regiment und ging als Unteroffizier ab. Nach einem Jahre machte
er die Übung A, von der er als Vizefeldwebel nach Hause zurückkehrte.
Und im Sommer 1914 sollte er die Übung B machen, zog aber an deren Stelle
mit Begeisterung als Führer in den Krieg. Seine Feldbriefe atmen
Vaterlandsliebe und treue jüdische Pflichterfüllung. Sein letzter Brief
schilderte sein Leben im Schützengraben; er erzählte, dass er Kiddusch
lewana (Heiligung des Mondes, Gebet zur Begrüßung des Mondes)
verrichtet hatte und sprach den geliebten Eltern und Schwestern Mut ein,
wenn einmal längere Zeit keine Nachricht eintreffen sollte. Schon in der
folgenden Nacht führte er - alle Offiziere waren gefallen - die Kompanie
bei einem Sturmangriff in den Vogesen. Der helle Mond bestrahlte später
das Antlitz des gefallenen Helden - die Rechte umklammerte krampfhaft den
Degen, die Linke die Tefila (Gebetbuch).
Herrn Distrikts-Rabbiner Dr. Cohn zu Ansbach fiel die traurige Pflicht zu,
den schwer geprüften Eltern und Schwestern die Trauerbotschaft zu
überbringen. Mit ihnen trauerte ein großer Kreis von Verwandten,
Freunden und Bekannten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum 100. Geburtstag von Sophie Stern geb. Nördlinger
(1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 19. September
1927: "Schopfloch bei Dinkelsbühl. Am 25. Juli konnte Frau Sophie
Stern geb. Nördlinger, im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel die
Feier ihres 100. Geburtstages begehen. Die Jubilarin ist in Pflaumloch
(Württemberg) geboren und lebt seit 24 Jahren hier. Trotz ihres hohen
Alters ist sie körperlich und geistig gesund, dabei lebhaft und
humorvoll. Telegramme, Briefe und Ehrengeschenke traten in sehr großer
Zahl ein; auch der Reichspräsident Exzellenz von Hindenburg sandte
Glückwunsch und Ehrengeschenk. Unter den zahlreichen Personen, welche
persönlich ihre Glückwünsche darbrachten, waren der 1. Bürgermeister
des Ortes, der Kultusvorstand, Bezirksrabbiner Dr. Kroner
(Oberdorf-Bopfingen) als Beauftragter des Israelitischen Oberrates von
Württemberg und Distriktsrabbiner Dr. Munk aus Ansbach. Der Verband
Bayerischer Israelitischer Gemeinden übersandte Glückwunschschreiben und
Ehrengabe. M.R." |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Juli 1927: |
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. August 1927: |
|
|
Zum Tod von Sophie Stern 1928 |
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Februar 1928: "Schopfloch in Mittelfranken. Frau Sophie Stern, welche
vor knapp einem halben Jahre in körperlicher und geistiger Frische ihren
hundertsten Geburtstag feiern konnte, ist am 11. Januar 1928 nach kurzer
Krankheit sanft und ruhig aus dem Leben geschieden." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1928: "Mönchsroth,
15. Januar (1928). In Schopfloch starb im Alter von 100 Jahren und
5 Monaten Frau Sophie Stern geb. in Pflaumloch
Württemberg. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zur Goldenen Hochzeit von Moritz Herold und seiner Frau 1927
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. März 1927: Schopfloch:
Am 12. Februar begingen in Anwesenheit der Kinder und deren Familien Herr
Moritz Herold und seine Gattin das Fest der goldenen Hochzeit. In dem
geschmückten Gotteshause hielt der Lehrer und Kultusbeamte Herr
Rosenstein unter Anlehnung an den Anfang des 127. Psalms eine Ansprache an
das Jubelpaar und die Gemeinde. - Der frühere Kultusvorstand der
Gemeinde, Herr Fabrikant Max Rosenfeld, feierte dieser Tage im Kreise der
Gesamtfamilie bei guter Gesundheit seinen 70. Geburtstag." |
Zum Tod von Manasse Schweitzer - Sohn des Schopflocher Lehrers Wolf Schweizer
(1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Februar 1929: "München. Nach schwerer Krankheit starb hier am 29.
Januar1929 Lehrer a.D. Manasse Schweitzer. Der Entschlafene erhielt
seine erste religiöse Ausbildung durch seinen frommen Vater, der als
Lehrer in Schopfloch wirkte, sowie durch den dortigen
Distriktsrabbiner Nathan Ehrlich, der den strebsamen und begabten Jungen
schon frühzeitig in die Welt des Talmuds einführte. Er besuchte das
Schullehrerseminar in Schwabach, wo er unserem unvergesslichen Dingfelder
den ersten Religionsunterricht erteilte. Nach kürzer Tätigkeit in einer
bayerischen Gemeinde trat er in den preußischen Schuldienst über, wirkte
als Volksschullehrer in Papenburg und Norden und war dann noch jahrelang
in Glogau als Religionslehrer und Kantor tätig. An ihm wirkte sich, wie
der amtierende Rabbiner Dr. Ehrentreu in seiner Trauerrede mit Recht
hervorhob, die tragische Seite des jüdischen Lehrerlebens in ihrer ganzen
Schwere aus. Trotz mehr als vierzigjähriger Tätigkeit in Schule und
Gemeinde hatte er keinen Anspruch auf Ruhegehalt, sodass er auch hier, wo
er seinen Lebensabend verbrachte, unter nicht leichten Verhältnissen sich
unterrichtlich betätigen musste, bis ihn vor Wochen eine schwere
Erkrankung zwang, die Arbeit niederzulegen und nun der Erlösertod ihn von
allen leiden und Kämpfen befreite. Der Heimgegangene, der über ein
großes Wissen, namentlich auf talmudischem Gebiete verfügte, entfaltete
auch eine reiche schriftstellerische Tätigkeit und war ein eifriger
Mitarbeiter der 'Blätter für Erziehung und Unterricht'. Der tiefen
Trauer um ihn haben an seinem Grabe auch Rabbiner Wiesner und sein
Schwiegersohn, Rabbiner Dr. Freier, Berlin, beredten Ausdruck. Mit der
Familie werden auch Freunde und Bekannte dem Entschlafenen ein dankbares
Andenken bewahren." |
Zum Tod von Max Rosenfeld, langjähriger erster Vorsitzender der jüdischen
Gemeinde (1930)
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
1. Oktober 1930: "Schopfloch in Mittelfranken. Am 9. September
1930 starb hier im Alter von 73 Jahren der Wollwarenfabrikant Herr Max
Rosenfeld. Er war langjähriger erster Vorsitzender der hiesigen
israelitischen Kultusgemeinde, Obmann der hiesigen Ortsgruppe des
Centralvereins und bekleidete seit Jahrzehnten das Ehrenamt des
Hilfsvorbeters an den hohen Festtagen. An der Bahre schilderte Seiner
Ehrwürden, Herr Distriktsrabbiner Dr. Munk (Ansbach) das Leben und Wirken
des religiösen Mannes. Herr Lehrer a.D. Rosenstein würdigte seine
Verdienste um die hiesige Kultusgemeinde und Herr Oberlehrer Nußbaum
(Neumarkt i.O.) sprach im Namen der Familie zu Herzen gehende Worte. Die
Beerdigung des Verewigten gestaltete sich zu einer imposanten
Trauerkundgebung." |
Ein
Sohn der Gemeinde Schopfloch:
Zum Tod von Rabbi Löb Sulzbach (geb. 1804 in Schopfloch, gest. 1882 in
Mainz) - hoch angesehener Toraschreiber und Gelehrter - Gründer der
israelitischen Religionsgesellschaft in Darmstadt |
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1882:
"Mainz, 27. Februar (1882). Gestern wurde in Darmstadt ein Mann zu
Grabe getragen, dessen Hinscheiden als ein großer Verlust nicht allein
für die israelitische Gemeinde, in deren Mitte er lebte, sondern auch
für die ganze Provinz, ja für ganz Israel bezeichnet werden kann. Rabbi
Löb Sulzbach - er ruhe in Frieden - ist nicht mehr. Donnerstag,
den 23. Februar, Abends 9 Uhr, wurde er vom Schauplatze seiner irdischen
Tätigkeit abberufen.
Rabbi Löb Sulzbach - er ruhe in Frieden - wurde im Jahre 1804 in
Schopfloch in Bayern geboren und erreichte demnach ein Alter von 78
Jahren. Sein Vater ein Schreiber von Torarollen usw. und ein
Gelehrter (Sohn der Tora), unterrichtete den Sohn sowohl in seinem
Geschäfte als auch in der heiligen Gotteslehre. Nachdem der Knabe das
dreizehnte Jahre erreicht hatte, bezog er die damals in Ansbach blühende Jeschiwa
(Talmudhochschule), von wo er sich später, um seine Studien fortzusetzen,
nach Mainz begab. Dann trat er als Hauslehrer in das Haus des berühmten
Kabbalisten Rabbi Seckel Löb Wormser - das Andenken an den Gerechten ist
zu Segen -, Rabbiner zu Michelstadt.
Von da aus ging er nach Darmstadt und wurde ein Schüler des dortigen
Rabbiners R. Kalme Münkeburg - das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen. Nach dessen Tod verwaltete er zwei Jahre lang das dortige
Rabbinat. Während dieser Zeit verheiratete er sich und ließ sich als Schreiber
von Torarollen usw. in Darmstadt nieder, woselbst er länger als ein
halbes Jahrhundert lebte und wirkte.
Eine unabsehbare Menschenmenge, vielleicht tausend Personen, folgte
gestern der Bahre. Nicht allein die ganze jüdische Bevölkerung von
Darmstadt und der Umgebung, sondern auch aus der Ferne, aus Frankfurt, aus
Wiesbaden, aus Bieberich, aus Worms, aus Biblis etc. waren die Freunde und
Verehrer des teueren Mannes herbeigeströmt, um ihm die letzte Ehre zu
erweisen. Herr Rabbiner Dr. Marx gab der Trauer der Versammelten den
gebührenden Ausdruck. In begeisterter Rede schilderte er alle die
vortrefflichen Eigenschaften des Verewigten: seine innige und aufrichtige
Frömmigkeit, deine große Gelehrsamkeit, seinen unermüdlichen Fleiß,
wie er bei Tag fleißig sein Handwerk betrieb, um sich und die Seinen zu
ernähren und die Nacht dem Torastudium gewidmet. Der Redner führte aus,
wie der Verewigte in selbstloser und uneigennütziger Weise viele Schüler
unterrichtete, die jetzt als Rabbiner, Juristen, Ärzte, Kaufleute und
Handwerker im Sinne ihres unvergesslichen Lehrers leben und wirken. Kein
Auge blieb tränenleer, als der Redner die unvergleichliche Demut und
Bescheidenheit des Heimgegangenen schilderte, welcher wie in vielen
anderem Dingen, namentlich hierin dem Ideale unseres großen Lehrers Mosche
nachstrebte, an dessen Todestage, dem siebenten Adar, die sterblichen
Überreste Rabbi Löb Sulzbachs zu Grabe getragen wurden. Der Redner
schilderte ferner die große, unaussprechliche Gottinnigkeit des
Verklärten, seine Standhaftigkeit in allerlei Sorgen und Kümmernissen,
seine Anspruchslosigkeit und seine, trotz nur bescheidener Verhältnisse,
fast übergroße Wohltätigkeit und Gastfreundlichkeit gegen Reiche und
Arme, wobei ihm seine edle Gattin - Gott verlängere ihre Tage -
hilfreich zur Seite stand.
Hierauf widmete der Herausgeber dieser Blätter dem dahingeschiedenen
Freunde einige Worte des Nachrufes und wies namentlich auf die Größe
des |
Verlustes und die gewaltige Lücke hin, die der Tod hier gerissen. Für
einen Talmid Chacham (Weisen in der Tora) gab es zu allen Zeiten
nur schwer einen Ersatz, um wie vielmehr in der unsrigen! Der Redner
forderte in eindringlicher Weise die Anwesenden dazu auf, dass Jeder dazu
beitrage, soviel in seinen Kräften stehe, die Lücke auszufüllen und
namentlich die Kinder zur Tora und für die Tora zu erziehen. - Auch Herr
Dr. Wolf, Schuldirektor zu Biblis, ein Schüler des Verewigten, sprach
einige warme und tief empfundene Worte.
Rabbi Löb Sulzbach - er ruhe in Frieden - war der Gründer und
Erhalter der israelitischen Religionsgesellschaft, orthodoxer
Richtung, in Darmstadt. Als die Gemeinde, nach dem Wegzuge des
unvergesslichen Landesrabbiners Dr. B.H. Auerbach - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen -, sich der sogenannten Reform zuwandte,
sammelte er eine kleine Schar frommer Gesinnungsgenossen um sich und
fungierte bei denselben zwölf Jahre lang in uneigennützigster Weise als
Rabbiner, bis vor elf Jahren Herr Rabbiner Dr. Marx berufen wurde, mit dem
ihn dann die engste Freundschaft verband und dem er stets bei allen
rabbinischen Funktionen ein freundlicher und liebevoller Berater
blieb.
Dem Verewigten war es vergönnte, die Saat, die er gesät, aufgehen zu
sehen. Die israelitische Religionsgesellschaft zu Darmstadt ist aus
kleinen Anfängen zu einer ansehnlichen Gemeinde herangewachsen. Möge
sein Andenken auch ferner segensreich wirken. Das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen!" |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Strumpfwarenfabrik H.K. Rosenfeld & Cie.
(1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. August
1903: "Lehrling mit guter Schulbildung und schöner
Handschrift zum baldigen Eintritt gesucht. Samstags und
israelitische Feiertage streng geschlossen.
Strumpfwaren-Fabrik Schopfloch, H.L. Rosenfeld & Cie." |
Verlobungsanzeige von Lina Heinemann und Fritz Prager (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922:
"Statt Karten
Lina Heinemann - Fritz Prager (Studienassessor)
- Verlobte.
Schopfloch Mittelfranken - Fürth in Bayern - Sulzbach
in der Oberpfalz.
2. Halbfeiertag zu Pessach." |
Anmerkung:
bei Fritz Prager handelt es sich um den später
Studiendirektor der israelitischen
Realschule in Fürth (ab 1929) |
Verlobungsanzeige von Anny Nussbaum und Hermann Rosenfeld (1922)
Anzeige
in der CV-Zeitung (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 9.
November 1922: "Statt Karten
Anny Nussbaum - Hermann
Rosenfeld.
Verlobte. Neumarkt in der
Oberpfalz - Schopfloch in Mittelfranken." |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; Anmerkungen
gleichfalls von Peter Karl Müller)
Briefumschlag,
versandt von
Isaak W. Wacker aus Schopfloch (1875) |
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Der abgebildete Umschlag eines Briefes
wurde versandt von Isaak W. Wacker am 27. Oktober 1875 von Schopfloch nach Nürnberg.
Isaak Wolf Wacker (Waker) (geb. 15. Mai 1825, gest. 27. April 1908,
beigesetzt im jüdischen Friedhof in Schopfloch) war seit dem 22. Oktober
1850 verheiratet mit Fradel (Fritzi) geb. Jordan von Wittelshofen
(geb. 8. April 1826, gest. 20. Februar 1899 und gleichfalls beigesetzt im jüdischen Friedhof in
Schopfloch). Isaak Wolf Wacker (Waker) war Bäckermeister in Schopfloch, vor 1899 in Dinkelsbühl.
Quelle: Familienblatt
zur Familie Waker in Schopfloch (interner Link) |
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Postkarte
von Isaak W. Wacker
aus Schopfloch (1880) |
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Die Postkarte von Isaac W. Waker (hier
andere Schreibweise seines Namens als bei der Karte oben) wurde versandt am 16. Januar 1880 nach
Wasselnheim. Die Karte ist geschäftlich. Isaac Wolf Waker kündigt eine Mustersendung von Wolle an und macht Angaben zu Art, Qualität, Liefermenge
und den Preis der Wolle. |
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Postkarte
an Samuel Lauchheimer
in Schopfloch (1912) |
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Die Karte wurde am
28. Mai 1912 in Goldshöfe abgestempelt (Bahnhof in der Nähe eines
Gehöftes namens Goldshöfe siehe Wikipedia-Artikel). Als
Absender zeichnet J. Mayer aus Mönchsroth.
Das davor stehende R. wurde durchgestrichen. Vermutlich handelt es sich beim Absender um Julius Mayer, der
auf einem Dokument von 1907 (siehe Seite
zu Mönchsroth) als Kultusvorstand der Gemeinde zeichnet. Vermutlich
stand er in verwandtschaftlicher Beziehung zu Raphael J. Mayer, der 1885
als Kultusvorstand der israelitischen Gemeinde genannt wird, worauf das durchgestrichene R. vor dem J. schließen
lässt. Der Empfänger der Karte, Samuel Lauchheimer in
Schopfloch, wurde am 13. Januar 1846 in Schopfloch geboren und starb am 22.
November 1932 in Gunzenhausen. Er war
Gemeinderat in Schopfloch und Kriegsteilnehmer im Krieg
1870/1871 (siehe oben; er war beim Einzug in Paris dabei). Am 29. Juli 1874 heiratete er in Crailsheim Sara Jandorf von
Hengstfeld. Von ihren sieben Kindern werden
fünf zum Teil mit ihren Frauen und Kindern und auch Enkeln Opfer der
Shoah. Seit 1922 lebte Samuel Lauchheimer mit
seiner Familie in Gunzenhausen und erwarb das dortige Haus Kirchenstraße
11; weitere Informationen auf einer Seite
der Stephani-Volksschule in Gunzenhausen. |
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Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für die in Schopfloch
geborene Sara Fulda geb. Schweitzer |
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Kennkarte (Dieburg 1939)
für Sara Fuld geb. Schweitzer (geb. 4. März 1858 in
Schopfloch),
wohnhaft in Babenhausen und
Frankfurt, am 18. August 1942 deportiert ab Frankfurt in das
Ghetto Theresienstadt, wo sie am 7. September 1942 umgekommen
ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
1679 wurde auf oettingischer Seite unter finanzieller
Beteiligung der markgräflichen Juden eine erste Synagoge für die
Juden beider Herrschaften eingerichtet, die um 1874
baufällig geworden war und abgebrochen werden musste. 1877 wurde in der
damaligen "Judengasse" (1881 mit Einverständnis der jüdischen
Bewohner in Bahnhofstraße umbenannt) eine neue
Synagoge erbaut. Diese Synagoge diente als gottesdienstliches Zentrum der
Schopflocher jüdischen Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. 1932 wurde das
Gebäude nochmals renoviert. Über die Wiedereinweihung am 25. September 1932
liegt ein Bericht in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15.
Oktober 1932 vor:
Schopfloch. Einweihungsfeier der
Synagoge. Am Sonntag, den 25. September (1932), fand die Einweihung der neu
hergerichteten Synagoge der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde statt. Der
Bau macht von außen einen stattlichen Eindruck und das Innere befriedigt trotz
seiner Einfachheit in hohem Grade. Mit der Einweihung des Gotteshauses war auch
die Weihe der Gedenktafel für die im Weltkriege Gefallenen Söhne der
Kultusgemeinde verbunden. Die Synagoge war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Erschienen waren aus dem Orte die zwei Bürgermeister mit dem Gemeinderat, die
Geistlichkeit, die Lehrer, die Beamtenschaft und eine große Anzahl sonstiger
Gäste; von auswärts waren die Teilnehmer zum Teil aus weiter Ferne
herbeigeeilt. Nach einleitenden Gesängen ergriff Diplomingenieur und Architekt
Stamm aus Nürnberg als Leiter der Erneuerungsarbeiten das Wort und erklärte
seine Bauaufgabe. Hierauf hielt Bezirksrabbiner Dr. Munk aus Ansbach die
Festrede und zollte der hiesigen kleinen Kultusgemeinde, dass sie durch die
Wiederherstellung ihres Gotteshauses Sinn und Verständnis für das Ideale und
Heilige bewiesen habe. Rechtsanwalt Dr. Landenberger aus Nürnberg gedachte als
Vorsitzender des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten der gefallenen Söhne des
Kultusgemeinde und wünschte den Geist der Einigkeit im deutschen Volke, wie er
sich bei Beginn des Krieges gezeigt habe, zum Segen des Vaterlandes wieder herbei.
Herr Pfarrer Baumgärtner betonte in seiner Ansprache das friedliche Verhältnis
zwischen der evangelischen Kirchen- und der israelitischen Kultusgemeinde. Zum
Schluss dankte Lehrer Rosenstein den Gästen im Namen der Kultusgemeinde für
ihr Erscheinen. nach dem Schlussgesang von Psalm 150 wurde zur Besichtigung des
Gotteshauses eingeladen. |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1932:
"Schopfloch, 26. September (1932). Hier wurde die Synagoge erneuert
und eine Gedenktafel für die jüdischen Gefallenen der Gemeinde
errichtet. Zur Einweihungsfeier am gestrigen Sonntag war das Gotteshaus
von Gästen aus nah und fern überfüllt und erstrahlte im
althergebrachten Kerzenschimmer. Nach der Festrede ders Herrn
Distriktsrabbiner gedachte ein Vertreter des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten der 12.000 gefallener jüdischer Frieger und der vier
Helden der Gemeinde. Der evangelische Ortspfarrer freute sich über das
harmonische Zusammenwirken der Konfessionen und wünschte ein weiteres
Bestehen diese guten Einvernehmens. Im Namen der Kultusgemeinde dankte
Herr Lehrer Rosenstein allen Festteilnehmern für ihr Erscheinen und
allen, die zum Gelingen dieses heiligen Werkes beitrugen. Nach dem Schlussgesang
Psalm 150 verließ man das im neuen Gewande erstandene Gotteshaus
in der Hoffnung, dass der Bestand dieser Gemeinde auch weiter gesichert
bleibt." |
Die Synagoge wurde nach Wegzug eines großen Teiles der
jüdischen Gemeindeglieder im Sommer 1938 verkauft, die Ritualien kamen im
August 1938 nach München (in der Pogromnacht zerstört). In der Pogromnacht im
November 1938 wurde die Synagoge angezündet; der Brand konnte jedoch schnell
von der örtlichen Feuerwehr gelöscht werden. Im Frühjahr 1939 wurde die Inneneinrichtung völlig zerstört;
das Gebäude wenig später abgebrochen.
Erhalten ist das ehemalige Schulhaus in der Bahnhofstraße 8.
1988 wurden aus Anlass des 50. Jahrestages der Pogromnacht 1938 in Schopfloch drei Erinnerungstafeln angebracht, eine am israelitischen Friedhof, eine weitere in der Bahnhofstraße an der ehemaligen jüdischen Schule und die dritte dort, wo die Synagoge stand. Die Tafeln aus Muschelkalkstein wurden von Hans Hähnlein, Schopfloch erstellt.
Adresse des Synagogengrundstückes:
Bahnhofstraße 5
Fotos
Historische Fotos
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Standort der Synagoge / Gedenken
(Fotos des Standortes: links: Jürgen Hanke, Kronach, Aufnahmedatum
5.7.2009, rechts Hahn;
die Fotos der Gedenktafel sowie der Tafeln für die
jüdische Schule von Angelika Brosig) |
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Die
Synagoge stand auf dem
Grundstück Bahnhofstraße 5 (das Gebäude auf dem
rechten Foto rechts hat die Nr. 3; der
Fachwerkanbau gehört zum Haus Nr. 7) |
Gedenktafel für die ehemalige
Synagoge |
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Oben: das Gebäude
der ehemaligen
jüdischen Schule (Foto: Jürgen Hanke,
Kronach;
Aufnahmedatum 5.7.2009) |
Gedenktafel für frühere
jüdische Schule, bei
Renovierungsarbeiten vorübergehend entfernt
und
provisorisch aufgestellt (Sommer 2007) |
Hinweistafel
für die frühere
jüdische Schule (Anfang 2008) |
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Modell der Synagoge in
Schopfloch, wie es
2009 im AWO Therapiezentrum & Museum
Schloss
Cronheim erstellt wird
(Fotos: Angelika Brosig, erstellt beim
"Cronheimer
Frühling" am 29.3.2009) |
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Zur
Entstehung des Modells siehe unten Bericht in der
Fränkischen
Landeszeitung vom 1.4.2009 |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte (vgl. die Berichte auf der
Seite zum jüdischen Friedhof in Schopfloch)
Oktober 2007:
Die Erinnerung an die jüdische Geschichte soll
intensiviert werden |
Artikel
in der "Fränkischen
Landeszeitung" vom 25. Oktober 2007: "Rückbesinnung auf
langen gemeinsamen Weg.
In Schopfloch soll mit Blick auf die
750-Jahr-Feier die jüdische Tradition wieder stärker ins öffentliche
Bewusstsein gebracht werden. Angelika Brosig informierte über Arbeit an
Dokumentation zum israelitischen Friedhof - Hans Rosenfeld unterstützt
Projekt.
Schopfloch (bi) - Schopfloch bewegt sich auf ein großes Jubiläum zu. So
sollen 2019 in angemessenem Rahmen 750 Jahre Ortsgeschichte gefeiert
werden. Weit mehr als die Hälfte dieser langen Wegstrecke legten in
diesem fränkischen Dorf Christen und Juden gemeinsam zurück, bis 1938
die Nationalsozialisten dieser Tradition mit brutaler Konsequenz den
Garaus bereiteten. Vieles ging unwiederbringlich verloren. Noch vorhanden
sind aber Erinnerungen und Steinerne Zeugen. Dieses Gut soll gerade im
Hinblick auf das näherrückende Historienjahr intensiv gepflegt und im
öffentlichen Bewusstsein verankert werden. Details wurden jetzt bei einem
Informationsabend mitgeteilt.
Weiteres siehe im Text (Artikel anklicken) |
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November 2007:
Gedenkstunde zum Novemberpogrom |
Bericht
aus der "Fränkischen Landeszeitung" vom 10. November 2007 zur Gedenkstunde
am 9. November 2007: "Schopflocher gedachten ihrer 45 jüdischen
und von Nationalsozialisten ermordeten Mitbürger - Neue Gedenktafel für
Judenschule - Die 45 Kerzenflämmchen vergingen im Sturm - Alle Namen
verlesen - Bürgermeister Czech: 'Den Opfern soll wieder Platz in unserem
Bewusstsein eingeräumt werden'. Weiteres siehe im
Text (Artikel anklicken). |
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April 2009:
Modell der Schopflocher Synagoge wurde
erstellt |
Bericht
in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 1. April 2009 zum Modell
der Schopflocher Synagoge:
"Das Modell begeisterte.
Schopfloch /
Cronheim (pm) - Im Rahmen des 'Cronheimer Frühlings-Marktes', der von
Personal und Bewohnern der therapeutischen Einrichtung AWO-Cronheim sowie
vielen Aktiven und Helfern organisiert wurde, hatten einige Schopflocher
jetzt die Gelegenheit, im Ausstellungsraum der Abteilung 'Modellbau' den
Nachbau der ehemaligen Synagoge der Marktgemeinde zu besichtigen. Angelika
Brosig vom Friedhofsprojekt war hierzu von der Mitarbeiterin Marianne
Kirchmeyer eingeladen worden, da sie die Pläne für die Bauten
organisiert und bei der Gemeinde die Genehmigung des Bauprojektes erbeten
hatte. Liebevoll und besonders detailgetreu sei nicht nur die Außenseite
der ehemaligen Synagoge Schopflochs, sondern auch der gesamte Innenteil
erfasst und genauestens bearbeitet worden, freute sich Angelika Brosig.
Der gelernte Zimmerer, Thomas Heigl, für die Abteilung der Ergotherapie
'Modellbau' seit zehn Jahren tätig, baut seit neun Jahren Synagogen nach:
Er und die mitarbeitenden Heimbewohner hätten bei den Besuchern für
große Begeisterung gesorgt, da sich viele an den vielen Innen- und
Außen-Details des besonderes Ausstellungsstückes gar nicht hätten satt
sehen können. Das Modell sei für die Schopflocher '750-Jahr-Feier' im
Jahr 2010 gedacht, so Brosig weiter."
Link zum Schloss Cronheim -
AWO-Therapiezentrum & Museum |
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November 2009:
Gedenkstunde zum Novemberpogrom
1938 |
Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938.
Gedenken an die jüdischen Opfer der Shoa - des Nationalsozialismus aus
unserer Region
am 1. November 2009, 14 Uhr im jüdischen Friedhof
Schopfloch mit Angelika Brosig.
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Januar
2010: Angelika Brosig erhält hohe
Auszeichnung in Berlin |
Artikel
in der "Fränkischen Landeszeitung" - Westmittelfrankenseite vom
16. Januar 2010: "Angelika Brosig aus Schopfloch erhält
bedeutenden Preis. Einsatz für jüdisches Erbe. Ehrenamtliche
Pflegerin des Judenfriedhofs im Heimatort.
Schopfloch (bi) - Angelika Brosig aus Schopfloch, die sich seit
Jahren ehrenamtlich um den jüdischen Friedhof der Marktgemeinde kümmert,
wird für ihr Engagement mit einem national bedeutenden Preis
ausgezeichnet.
Sie erhält am Montag, 25. Januar im Plenarsaal des Berliner
Abgeordnetenhauses den Obermayer German Jewish History Award. Mit dieser
Auszeichnung werden laut Pressemitteilung deutsche Bürger geehrt, die auf
freiwilliger Basis in ihren Heimatorten einen herausragenden Beitrag zur
Bewahrung des Gedenkens an die jüdische Vergangenheit, Geschichte und
Kultur geleistet haben. Der Preis wird in diesem Jahr zum zehnten Mal
vergeben, ausgezeichnet werden drei Frauen und zwei Männer aus allen
Teilen Deutschlands.
Angelika Brosig war für ihre Arbeit, die unter anderem die Dokumentation
der Grabsteine der Schopflocher Anlage umfasst, 2009 auch vom Rotary-Club
Dinkelsbühl-Feuchtwangen ausgezeichnet worden. Die Sozialpädagogin hat
mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit unter anderem den Nachfahren von Juden,
die in der ganzen Welt verstreut leben, in ihrer Erinnerungsarbeit
unterstützt.
Bei der Verleihung in Berlin wird Jutta Limbach, ehemalige Präsidentin
des Bundesverfassungsgerichts, die Festrede halten." |
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Artikel
in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 23. Januar 2009: "Angelika
Brosig kümmert sich ehrenamtlich um den Judenfriedhof in Schopfloch.
'Pfadfinderin' für das jüdische Vermächtnis. 53-jährige wird am Montag
mit bedeutendem Preis geehrt - 'Steinpatenschaften' sollen Grabsteine vor
dem Verfall retten."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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Artikel zur Preisverleihung von Derbie
Shapiro in der "Jerusalem Post" vom 16.2.2010 (Artikel):
"Remembering their past mistakes"
(Artikel als
pdf-Datei). |
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Januar/Februar
2011: Angelika Brosig recherchierte
die Geschichte der jüdischen Familie Herz |
Artikel
in der "Fränkischen Landeszeitung" (Regional - Dinkelsbühl)
vom 1. Februar 2011: "Edna Kalef kernte in Schopfloch ihre Mutter
besser kennen. Puzzle einer zerstörten Kindheit. Angelika Brosig
recherchierte die Geschichte der jüdischen Familie Herz".
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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Februar 2013:
Zum Tod von Angelika Brosig |
Hinweis des Webmasters: Angelika Brosig ist am 24. Februar 2013 in Schopfloch gestorben -
Angelika Brosig died on 24th February 2013 in Schopfloch.
Wir sind betroffen und traurig über ihren viel zu frühen Tod. |
November 2013:
Neuer Film über die Geschichte der lachoudischen
Sprache in Schopfloch |
Majem ist Wasser, Jajem ist Wein-
Lachoudisch, die Geheimsprache von Schopfloch
Dokumentarfilm 90 Minuten. Produktion: TVtale productions
Autor: Michael Hanan, Co-Autorin : Gretel Rieber
Wenn man auf der Romantischen Straße in Franken von Rothenburg ob der Tauber nach
Dinkelsbühl reist, kommt man an dem kleinen Marktflecken Schopfloch vorbei. Macht man
dort Halt, kann man eine seltsame, unbekannte Sprache hören: Ein Hund ist ein
Keyleff, der
Metzger ist ein Katsoff und der Bürgermeister wird von allen nur 'Schoufet´ genannt. In
unserem Film wird die Geschichte dieser Sprache, Lachoudisch, aufgezeichnet.
Das Wort Lachoudisch hat seinen Ursprung im hebräischen Begriff laschon
hakodesch, die
Heilige Sprache. Jüdische Händler, vor allem Viehhändler , die etwa seit dem 15.Jahrhundert
im mittelfränkischen Schopfloch lebten, haben diese Sprache, die zu 80 % auf hebräischen
Wörtern basiert, als ihre Verkehrs- und Geheimsprache entwickelt. Diese deutsch-jüdische
Sondersprache mit hebräischen Wurzeln und fränkischer Dialektfärbung hat kaum
Ähnlichkeit mit dem ostjüdischen Jiddisch, das nur zu etwa 35 % hebräischen, zu einem
größeren Teil aber mittelhochdeutschen und slawischen Ursprungs ist. Im Laufe der Zeit
ging diese Sondersprache auch auf die übrige Bevölkerung des Ortes über. Es sind heute
noch etwa 100 Wörter Lachoudisch in der Umgangssprache von Schopfloch erhalten
geblieben, obwohl es seit 1938 keine Juden mehr dort gibt. Der Film beschäftigt sich mit der
Geschichte dieser Sprache und der Jüdischen Gemeinde des Ortes. Er zeigt die
Selbstverständlichkeit auf, mit der die Juden dort ein anerkannter Teil der ansässigen
Bevölkerung waren. Archive und der große Jüdische Friedhof wurden besucht, Dokumente
eingesehen, mit Linguisten aus England, Deutschland und Israel gesprochen, mit Rabbinern
und einer Pastorin, mit christlichen Laien, die sich um die Erhaltung des großen Jüdischen
Friedhofes und der Sprache Lachoudisch kümmern, Zeitzeugen wurden befragt und mit
Nachkommen der Schopflocher Juden gesprochen, deren Eltern und Großeltern Zuflucht
fanden in Südamerika, den USA, Kanada und Israel. Eine wichtige Rolle in diesem Film spielt
die Geschichte dreier Familien aus Schopfloch, zwei davon jüdisch und eine christlich, die in
einem Haus in der Bennostraße wohnten. Nachkommen dieser Familien begegneten sich
durch Zufall im Heimatort ihrer Vorfahren. Aus dieser Begegnung wurde eine bis heute
währende Freundschaft. Der Film soll dazu beitragen, die Erinnerung an die jüdische
Gemeinde von Schopfloch und deren reiches Kulturerbe zu erhalten.
Der Film "Majem ist Wasser, Jajem ist Wein – Lachoudisch, die Geheimsprache von
Schopfloch" wurde am Donnerstag, 21.11.2013 während der Jüdischen Kulturtage in
München uraufgeführt_ www.juedischekulturmuenchen.de
Informationen über den Film erhalten Sie bei: Michael Hanan, TVtale Haifa, Israel. Tel. +972 (0) 54-6909099,
E-Mail tvtale@013.net.il
Gretel Rieber, Köln, Deutschland. Tel. +49 (0) 221-371253 E-Mail: riebergretel@gmx.de. |
Hinweis zum Erwerb
des Filmes: Eine DVD des Filmes für die volle
90-minütige Version kostet 50 €. Der Betrag wird für die Produktion
einer englischen Fassung des Filmes verwendet. Bestellungen bitte per E-Mail
an Gretel Rieber in Köln. |
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Mai 2014: Kulturtage in Schopfloch mit
den Filmemachern Michael Hanan und Gretel Rieber |
Artikel von Werner Kunzmann in der
"Augsburger Allgemeinen" vom 23. Mai 2014: "Kulturtage. In Schopfloch bellt Katzoffs Keilef
Mit der Geheimsprache Lachoudisch lebt ein Stück der Seele des Judentums weiter.
Als Kuson muss man vor der Hochzeit sowohl zum Gallach als auch zum Schoufet gehen und darf nicht vergessen, beim Katzoff das kalte Büffet zu bestellen, auch wenn einen dessen Keilef anbellt. Für die Besucher der Filmvorführung
'Majem ist Wasser, Jajem ist Wein' im Medienraum der Oettinger Volkshochschule ist dieses unverständliche Kauderwelsch kein Problem mehr. Der eineinhalbstündige Dokumentationsfilm beschäftigte sich mit Lachoudisch, der Geheimsprache von Schopfloch. Diese kleine Gemeinde zwischen Dinkelsbühl und Rothenburg war einst
'zur Hälfte oettingisch, zur Hälfte ansbachisch', wie Wulf-Dietrich Kavasch in seiner Begrüßung erläuterte und damit die Veranstaltung im Rahmen der Rieser Kulturtage begründete..."
Link
zum Artikel |
Links,
Literatur und Medien
Links:
Literatur:
| Siegfried Haenle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum
Ansbach. Ansbach 1867. |
| Baruch Z. Ophir / Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. S. 226-227. |
| Karl Philipp: Lachaudisch. Geheimsprache Schopflochs. Dinkelsbühl
1983. |
| ders.: Geschichte des Marktes Schopfloch. Schopfloch 1980. |
| Hans-Rainer Hofmann: Sprache zwischen Gegenwart und
Vergangenheit. Lachoudisch sprechen mit Wörterverzeichnis. 103 S. ISBN
3-9802394-3-8 Dinkelsbühl. Kann bestellt werden beim Rathaus Schopfloch
Friedrich-Ebert-Str. 15 91626 Schopfloch Tel.: 09857-9795-0 E-Mail. |
| Michael Trüger: Art. "Schopfloch / Mittelfranken".
In. Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.
Jg. 10 Nr. 65 vom März 1995 S. 19. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 181-182. |
| Karl Günter Simon: "Schäff mer ins Beijes un schassgere en
Sore". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Magazin vom 21.10.1994 S.
25-34. |
| Karl Ernst Stimpfig: Die Juden in Schopfloch und
Feuchtwangen, ihr Rabbinat und Judenfriedhof. Eine Dokumentation. 2003. |
| Angelika Brosig: Das Distriktsrabbinat
Schopfloch-Feuchtwangen-Wittelshofen unter Rabbiner Nathan Ehrlich von 1841
bis 1872. Verfasst 2008.
Als
pdf-Datei zugänglich. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Schopfloch S. 597-613. |
|
Spuren jüdischen Lebens rund um den Hesselberg. Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band
6.
Hrsg. von Gunther Reese, Unterschwaningen 2011. ISBN
978-3-9808482-2-0
Zur Spurensuche nach dem ehemaligen jüdischen Leben in der Region Hesselberg lädt der neue Band 6 der
'Kleinen Schriftenreihe Region Hesselberg' ein. In einer Gemeinschaftsarbeit von 14 Autoren aus der Region, die sich seit 4 Jahren zum
'Arbeitskreis Jüdisches Leben in der Region Hesselberg' zusammengefunden haben, informieren Ortsartikel über Bechhofen, Colmberg,
Dennenlohe, Dinkelsbühl, Dürrwangen, Feuchtwangen, Hainsfarth, Heidenheim am Hahnenkamm, Jochsberg, Leutershausen, Mönchsroth, Muhr
am See (Ortsteil Altenmuhr), Oettingen, Schopfloch, Steinhart,
Wallerstein, Wassertrüdingen und Wittelshofen über die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Am Ende der Beiträge finden sich Hinweise auf sichtbare Spuren in Form von Friedhöfen, Gebäuden und religiösen Gebrauchsgegenständen mit Adressangaben und Ansprechpartnern vor Ort. Ein einleitender Beitrag von Barbara Eberhardt bietet eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens. Eine Erklärung von Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf Museen in der Region runden den Band mit seinen zahlreichen Bildern ab. Das Buch ist zweisprachig erschienen, sodass damit auch das zunehmende Interesse an dem Thema aus dem englischsprachigen Bereich
abgedeckt werden kann, wie Gunther Reese als Herausgeber und Sprecher des Arbeitskreises betont. Der Band mit einem Umfang von 120 Seiten ist zum Preis von
12,80 €- im Buchhandel oder im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Mönchsroth, Limesstraße 4, 91614 Mönchsroth, Tel.: 09853/1688 erhältlich
E-Mail: pfarramt.moenchsroth[et]elkb.de.
|
| Facharbeit
aus dem Fach Geschichte von Fabian Fulda zur jüdischen Geschichte in Schopfloch
(pdf-Datei)
Thema der Arbeit: "Jüdisches Leben vor 1945 in Schopfloch";
erstellt im Platengymnasium Ansbach - Kollegstufenjahrgang 2009/2011. |
Medien:
Filmbeitrag über den "lachoudischen" Dialekt
in Schopfloch
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"Am Schabbes hat der Schoufet
frei". Im Oktober 1938 vertrieben die Nazis die letzten Schopflocher Juden. Das Gebäude der Synagoge wurde mit allem Inventar zerstört und danach abgerissen. In der mittelfränkischen Ortschaft existierte seit dem 16. Jahrhundert eine große jüdische Gemeinde. Daran erinnern heute noch das Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule und ein im Jahr 1612 angelegter Friedhof.
Neben den steinernen Relikten gibt es in Schopfloch ein weiteres außergewöhnliches Zeugnis, das die lange jüdische Tradition in der Gemeinde belegt. Das Lachoudische: Eine Geheim- und Handelssprache, die mit vielen Wörtern aus dem Hebräischen bzw. Jiddischen gespickt ist. Bis in die NS-Zeit war Lachoudisch nicht nur die Sprache der fränkischen Viehhändler, sondern wurde auch von vielen Bewohnern des Ortes gesprochen.
Mit der Machtübernahme der Nazis verschwand auch die als “jüdisch“ verpönte Sprache aus dem alltäglichen Gebrauch. Heute sprechen nur noch eine Handvoll alter Männer und ein paar wenige Sprachschüler der jüngeren Generation Lachoudisch. Dem will der Schopflocher Bürgermeister entgegenwirken. Seit längerem arbeitet Hans-Rainer Hoffmann an einem Wörterbuch und versucht damit die Sprache vor dem Aussterben zu bewahren.
Die Medienwerkstatt Franken machte sich auf die Suche nach den letzten Spuren der geheimnisvollen Sprache. Neben dem Bürgermeister kommen Schopflocher Bürgern, die in ihrer Kindheit Lachoudisch noch als Muttersprache lernten, zu Wort. Der gebürtige Schopflocher Hans Rosenfeld, der nach New York emigrierte, berichtet in dem Beitrag über seine Erinnerungen an Franken und die Sprache seiner Jugend.. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Schopfloch Middle
Franconia. The community was probably founded by Jews expelled from Dinkelsbuehl
in 1400. Its cemetery served 14 neighboring communities in the 16th-17th
centuries. After the town was annexed to Bavaria in 1608, the Jews were under
the authority of the counts of Brandenburg and the rulers of Oettingen. The
Jewish population reached a peak of 393 in 1867 (total 1,788) and a new
synagogue was built in 1877. In 1880 the Jewish population was 147 and in 1933,
37. In the Nazi era, few Jews left until mid-1938, but with anti-Jewish
agitation intensifying, the last 27 left for other German cities.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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