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Ockenheim (Kreis
Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Ockenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. In einem 1661
angelegten Kataster über die Grundbesitzer am Ort wurden als am Ort lebende
Juden Hans Jakob Behr und Nicolaß Khan genannt. 1710 lebten vier
jüdische Familien mit zusammen 21 Personen am Ort. Mehrere hatte den Namen
Wolf. 1742 werden mehrere Juden als Besitzer von Wohnhäusern aufgeführt:
Jud Bär hatte ein Haus in der heutigen Burgstraße (damals Vollrathsgasse),
Isaak Michel ein Haus in der heutigen Bahnhofstraße (damals Langgasse); das
Haus des Juden Seligmann musste damals wegen Überschuldung versteigert
werden. Um 1750 bildeten sie eine eigenständige Synagogengemeinde.
1808 werden anlässlich der Annahme fester Familiennamen folgende
jüdische Familien/Einwohner in Ockenheim und Dromersheim genannt:
Familie Isack: Raphael, Magdalaine geb. Ledeman sowie die Kinder Jacques
und Herrmann; Familie Nathan: Moises, Sabine geb. Heymann sowie die
Kinder Regina, Rosine, Charles, Salome (geb. in Dromersheim), Jacques (geb. in
Dromersheim), Josef (geb. in Dromersheim); Familie Haymann (alle aus
Dromersheim): Samuel, Regina geb. Mayer, David, Emanuel, Rosine, Martin; Familie
Mayer (aus Dromersheim): Jacques, Judith geb. Wolf, Regina; alleinstehend
Rosina Nathan geb. Nathan; Familie Marcks: Jacque Marcks, Hellene
Marcks, Elisa Marcks, Johanna Marcks; Familie Hertz: Clerissa geb.
Raphael, Josef, Caroline; alleinstehend Moses Benedikt; Familie Wolf:
Abraham, Augetta geb. Seligmann, Jaques, Jacqimin; Familie Baehr: Joseph,
Hellena geb. Wolf, Regine, Simeon, Claire (die drei Kinder sind in Wellmich bei
St. Goarshausen geboren, wohin die Familie vermutlich verzogen ist).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 sieben jüdische Familien, 1828 44 jüdische Einwohner, 1861 40
(3,9 % von insgesamt 1.025 Einwohnern), 1871 53, 1880 48 (4,3 % von 1.114), 1895
57, 1910 37 (2,9 % von 1.265).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Religionsschule (um 1870 eine Elementarschule?, vgl. Ausschreibung der Stelle
von 1870 unten), ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden
aufn dem jüdischen Friedhof in
Gau-Algesheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im
19. Jahrhundert zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung von 1870 unten). 1898 wird berichtet,
dass Lehrer Baruch Strauß aus Gensingen den
Religionsunterricht in Ockenheim erteilte. Die Gemeinde gehörte
zum Rabbinat in Bingen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Otto Wolf,
Siegfried Wolf, Josef Wolf.
Um 1924, als noch 32 jüdische Einwohner gezählt wurden (2,4 % von insgesamt
1.328 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Moritz Nathan, Karl Herz und
Jakob Wolf. Auch 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde die drei
genannten Herren. Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch drei schulpflichtige
jüdische Kinder Religionsunterricht. Jüdischen Familien gehörten mehrere
Handelsgeschäfte und Läden (Viehhandlung, Metzgerei, Schuhhandel, Wein-,
Kolonialwaren- und Kohlenhandlung; vgl. unten einige Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe).
Nach 1933 sind die
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 29 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert, sodass bereits im
September 1938 kein jüdischer Einwohner mehr gezählt wurde. Die letzte
jüdische Familie, die Ockenheim verließ und nach Amerika emigrieren konnte,
war die Familie Wolf, die in der Mainzer Straße einen Gemischtwarenhandel
innehatte.
Von den in Ockenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem, ergänzt durch Angaben bei Erich Hinkel s.Lit.): Gertrud
Bach geb. Herz (1890), Johanna Feist geb. Herz (1871), Elise Grünebaum geb. Raphael (1881), Lore Gertrude
Herz (1924), Hermann Herz (1857), Johann Herz (1900), Johanna Herz geb. Feist
(1871), Karl Herz (1861), Martha Herz geb. Sender (), Mathilde Herz (1894),
Rudolf Herz (1900), August Lazarus (1871), Ella Mayer geb. Cahn (1883), Ida
Mayer geb. Wolf (1883), Max (Marx) Mayer (1886), Rosa Mayer (1880), Clara Nathan
(1872),
Moritz Nathan (1861), Juliane Rosam geb. Nathan (1874), Bertha Sichel geb. Wolf
(1866), Isaak Strauß (1868), Mathilde Tuteur geb. Herz (1894), Moses Eduard
Tuteur (1881), Arthur Wolf (1893), Benjamin (Paul Benjamin) Wolf (1865), Ernst
S. Wolf (1895), Günter Wolf (1929), Hilde Wolf (), Inge
Wolf (1923), Isidor Wolf (1869), Jenny Wolf geb. Forst (1893), Leonhard Wolf (1872),
Ludwig Wolf (1864), Paulina (Paula) Wolf
(1888), Salomon Wolf (1875), Selma Wolf (1884), Siegfried Werner Wolf (1926),
Wilhelm Wolf (1896).
Am Volkstrauertag 1995 (19. November 1995) wurde in
Anwesenheit einer ehemaligen jüdischen Mitbürgerin eine Gedenkplatte am Ehrenmal
der Ortsgemeinde zur Erinnerung an die
jüdische Gemeinde angebracht. Die Inschrift lautet: "Haben wir nicht alle
einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Maleachi 2,10. Wir gedenken
unserer Mitbürger jüdischen Glaubens, sowie allen Opfern des
Nationalsozialismus in Ehrfurcht" (mehr dazu mit Fotos siehe unten).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Elementar- und Religionslehrers / Vorbeters /
Schächters 1870
Anmerkung: auffallend ist die Ausschreibung nicht nur für einen Religions-,
sondern auch für einen Elementarlehrer. Möglicherweise bestand in Ockenheim um
1870 einige Jahre eine israelitische Elementarschule (Konfessionsschule).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. April 1870: "In
der israelitischen Gemeinde zu Ockenheim bei Bingen ist die Stelle eines
Elementar- und Religionslehrers, der zugleich als Vorsänger und
Schächter fungiert, zu besetzen. Fixer Gehalt 300 Gulden, Nebeneinkünfte
ca. 100 Gulden. - Bewerber wollen sich melden beim Vorstande Leopold
Herz." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum 100. Geburtstag des aus Ockenheim stammenden Michael Wolf (1920
in Waldbreitbach)
Anmerkung: Michael Wolf ist 1925 im Alter von 104 Jahren gestorben
und wurde auf dem jüdischen Friedhof von Waldbreitbach
beigesetzt.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Januar 1921:
"Herr Michael Wolf in Waldbreitbach bei Neuwied am Rhein
feierte am 16. Dezember in vollster Geistesfrische und in körperlicher
Rüstigkeit seinen 100. Geburtstag. Ein Zeichen seiner Gesundheit ist, dass
er bei günstigem Wetter noch regelmäßig die Synagoge besucht. Auch in
diesem Jahre hat Herr Wolf am Jom Kippur gefastet. Der Jubilar ist am 16.
Dezember 1820 zu Ockenheim (Rheinhessen)
geboren. An seinem Geburtstage war er von vier Kindern, elf Enkeln und
zwei Urenkeln umgeben." |
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Artikel in "Der Gemeindebote" vom 7. Januar 1921: Bericht wie oben in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums".
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1920:
"Ein Hundertjähriger. Herr Michael Wolf, früher wohnhaft in Ockenheim, Rheinhessen, jetzt bei seiner ältesten verheirateten Tochter
in Waldbreitbach bei Neuwied am Rhein, vollendet am 16. Dezember sein
hundertstes Lebensjahr. Er ist körperlich und geistig noch sehr frisch
und rüstig und hegt für alles noch sehr reges Interesse." |
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Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 30. Dezember 1920: "Ein
Hundertjähriger. Herr Michael Wolf in
Waldbreitbach bei Neuwied am Rhein,
dessen Bild wir untenstehend bringen, feierte am 16. Dezember in vollster
Geistesfrische und in körperlicher Rüstigkeit seinen 100. Geburtstag. Ein
Zeichen seiner Gesundheit ist, dass er bei günstigem Wetter noch regelmäßig
die Synagoge besucht. Auch in diesem Jahre hat Herr Wolf am Jom Kippur
gefastet. Der Jubilar ist am 16. Dezember 1820 zu Ockenheim
(Rheinhessen) geboren. An seinem Geburtstage war er von vier Kindern, elf
Enkeln und zwei Urenkeln umgeben."
" |
104. Geburtstag von Michel Wolf (1924)
Mitteilung
im "Israelitischen Familienblatt" vom 2. Januar 1925: "Neuwied.
Dieser Tage wurde Herr Michel Wolf in
Waldbreitbach 104 Jahre alt. Er
ist 1920 in Ockenheim (Rheinhessen) geboren und erfreut sich trotz
seines hohen Alters noch guter Gesundheit." |
Zur Goldenen Hochzeit von Abraham Wolf und Henriette geb. Sommer (1913)
(Foto der Goldenen Hochzeit aus der Publikation von E. Hinkel s. Lit. S. 26)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Dezember
1913: "Ockenheim (Rheinhessen). Am 25. Dezember feierten die Eheleute
Abraham und Henriette Wolf geb. Sommer in voller geistiger und
körperlicher Frische das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Um 10 Uhr fand in
der kleinen geschmückten Synagoge Festgottesdienst statt, wobei Rabbiner
Dr. Appel von Bingen in seiner Festrede die Tugenden des Jubelpaares
hervorhob, das vor fünfzig Jahren ein jüdisches Haus begründete, das
bis heute noch besteht, ihr großer Gleiß, ihre Pflichttreue gegen Gott
und Menschen und vor allem die Erziehung ihrer 8 Kinder zu tüchtigen Menschen.
Zum Schlusse seiner Rede überreichte der Rabbiner das Bild seiner
Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen mit eigenhändiger
Unterschrift, eine Widmung für das goldene Ehepaar.
Dann erschienen der Bürgermeister und der Gemeinderat, um in schlichten
aber herzlichen Worten zu gratulieren, indem sie das Jubelpaar als bestes
Gemeindemitglied bezeichneten. Der katholische Geistliche begann seine
Glückwünsche mit den Worten: 'Wie schön sind deine Zelte, o Israel, wie
herrlich deine Wohnung o Jakob' und betonte das harmonische Zusammenleben
von Christen und Juden.
Daran reihte sich ein Festessen, das durch schöne Reden, Tischlieder und
sinnige Darbietungen der vielen Enkel gewürzt war und bei dem mehr als
150 Depeschen zur Vorlesung kamen; um 4 Uhr begann eine Pause, da man in
corpore zur Synagoge ging, wo nach dem Abendgebet die Chanukkalichter entzündet
wurden, und wohl noch niemals wurde in der kleinen Synagoge das Festlied 'Moaus
zur joschuosi' so begeistert gesungen, als an diesem Abend.
Um 7 Uhr erschienen die verschiedenen Vereine des Ortes, Gesang-, Turn-
und Kriegervereine mit Fahnen, Musik und Lampions vor dem Festsaal; die
Musik spielte schöne Weisen, herrliche Lieder ertönten, und einer der
Vorsitzenden brachte in begeisterten Worten dem Jubelpaare ein donnerndes
Hoch, in der die große Menge und die Musik jubelnd einstimmten. Ein Sohn
der Gefeierten dankte in bewegten Worten. Als dann fröhliche Walzerweisen
klangen, drehte sich die Jubilarin mit diesem Sohn kerzengerade im Takt;
so gestaltete sich das schöne Familienfest zu einem wahren
Volksfest." |
Gruß des Großherzogs zur Goldenen Hochzeit von
Abraham Wolf und Henriette geb. Sommer (1914)
Artikel in der Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Januar
1914: "Der Großherzog von Hessen hat den Eheleuten Abraham Wolf
in Ockenheim aus Anlass ihrer am Jahresschluss abgehaltenen goldenen
Hochzeit sein Bild in goldenem Kranz mit Unterschrift überreichen
lassen." |
Ernst Wolf erhält das Eiserne Kreuz (1916)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Oktober
1916: "Ockenheim (Rheinhessen). Musketier Ernst Wolf ist mit
dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe
und Einzelpersonen
(aus der Darstellung von Erich Hinkel s.Lit.)
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Manufaktur- und Modewaren-
geschäft Moritz Nathan
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Zucht-, Milch- und Fettvieh-
Handlung A. Wolf Söhne
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Holz-, Kohlen- und
Baumaterialienhandlung
B. Wolf II. |
Manufaktur- und Modewaren
usw.,
Weinmakler
Siegmund Wolf |
Anzeige von Jacob Wolf (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1904:
"Suche für meine 16-jährige Tochter Stelle im Haushalt, ebenso Lehrstelle
für meinen 14-jährigen Sohn in einem Manufakturwaren-Geschäft.
Jacob Wolf, Ockenheim bei Bingen." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Ockenheim
geborenen Benjamin Wolf |
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Kennkarte (ausgestellt in
Mainz 1939) für Benjamin Wolf (geb. 25. November 1865 in Ockenheim),
wohnhaft in Wiesbaden und Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab
Darmstadt in das
Ghetto Theresienstadt, wo er am 3. Dezember 1942 umgekommen
ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst (18. Jahrhundert) war vermutlich ein Betsaal
vorhanden.
Eine Synagoge wurde auf dem Grundstück in der heutigen
Bahnhofstraße nach dem Brandkataster 1835 errichtet, wobei es sich
zunächst um ein einstöckiges Gebäude gehandelt hat. 1883 wurde dieses
Gebäude neu gebaut oder zumindest aufgestockt, dabei eine Frauenempore
eingebaut und das Gebäude insgesamt verändert (Fassade). Charakteristisch sind
die das Gebäude seitdem prägenden orientalisierenden Elemente (Türe, Fenster,
Innenbemalung).
Bis zum Verkauf des Gebäudes 1935 war die Synagoge
Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Ockenheim (ein bewegender Bericht
vom religiösen Leben in der Synagoge siehe oben den Bericht zur Goldenen
Hochzeit von Ehepaar Abraham Wolf und Henriette geb. Sommer, zugleich am
Chanukkafest).
Beim Novemberpogrom 1938 wurden nach einem Bericht die Fenster der
Synagoge eingeworfen, nach anderen Berichten ging die Pogromnacht ohne Spuren in
Ockenheim vorbei. Ob das Synagogengebäude bereits zu diesem Zeitpunkt anders
genutzt wurde (als Lagerschuppen), ist nicht mehr bekannt. Nach Angaben des
Besitzer geht die Umnutzung auf 1939 zurück.
Das Gebäude wird derzeit (Stand 2007) als Lager genutzt. Renovierungsmaßnahmen
wären dringend nötig (u.a. stark verwitterte Sandsteinumrandungen der
Fenster). Die Gemeinde Ockenheim hat zwar - unterstützt von der
deutsch-israelischen Gesellschaft und der Mainzer jüdischen Gemeinde - immer
wieder Interesse an einem Kauf des Gebäudes und einer sinnvolleren Nutzung
geäußert, doch scheiterte der Kauf am Widerstand des Besitzers. Letzterer
hatte Ende der 1980er-Jahre bereits den Abriss des Gebäudes beantragt, der
jedoch verhindert werden konnte, zumal das Gebäude seit 1991 unter
Denkmalschutz gestellt wurde. Im Inneren sind Reste der Ausmalung
erhalten.
Erich Hinkel s.Lit. S. 66: "Die Ockenheimer Synagoge stirbt aus mangelndem
Gespür für die Bedeutung dieses Kunstwerkes und das Zeugnis der Ockenheimer
Geschichte in ihrer Schönheit leise aber qualvoll".
Adresse/Standort der Synagoge: Bahnhofstraße 27
Fotos
(Foto links aus Arnsberg Bilder S. 157; Mitte und rechts:
Landesamt S. 300)
Die ehemalige Synagoge nach
1945 |
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Foto um 1970 |
Fotos von 2004 |
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Die ehemalige Synagoge
2008
(Fotos: Dorothee Lottmann-Kaeseler) |
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Rückseite des
Synagogengebäudes |
Vorderseite mit den für die
Ockenheimer
Synagoge charakteristischen
neu-orientalischen Stilelementen |
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Hinweistafeln
zur jüdischen Geschichte in Gau-Algesheim und Ockenheim,
angebracht am jüdischen Friedhof Gau-Algesheim im November 2008
(Vorlagen erhalten von Dorothee Lottmann-Kaeseler, auf Grund der
Dateigröße bitte
etwas längere Ladezeit beachten!) |
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Tafel zur
Geschichte der jüdischen
Gemeinde und der Synagoge |
Tafel zur
Geschichte
des Friedhofes |
Tafel mit den Namen der
ermordeten Juden
aus Gau-Algesheim und Ockenheim |
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Problematisches Gedenken im Zusammenhang mit dem
Kriegerdenkmal
Das Kriegerdenkmal in Ockenheim
- verbunden mit dem Gedenken für die ehemaligen jüdischen Einwohnern
Ockenheims
Zur Geschichte des Denkmals: Das erste Kriegerdenkmal wurde 1905 in Ockenheim mit Spenden errichtet und eingeweiht. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg sammelten die Ockenheimer für die Errichtung eines zweiten Kriegerdenkmales,
nachdem 35 Ockenheimer Männer im Krieg gefallen waren (darunter die
jüdischen Männer Otto Wolf, Siegfried Wolf und Josef Wolf). Allerdings kam es
zunächst nicht zur Errichtung des geplanten Denkmals. Nach 1933 ging ein Ausschuss daran, den fallengelassenen Plan wiederaufzunehmen und Geld zu sammeln. Man beauftragte zwei Künstler mit der Erstellung von Entwürfen: Herr Hofmann aus Mainz und Peter Dienstdorf aus Wiesbaden. Letzterer bekam den Auftrag und bereits am 3. Februar 1934 erfolgte die feierliche
Grundsteinlegung zur Bau eines Denkmales - in der Mitte eine martialische
Figur "Georg zu Pferde". Am 1. September 1935 konnte das neue Ehrenmal eingeweiht werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg fügte man Tafeln mit den Namen der Opfer des Zweiten Weltkrieges hinzu.
Am Volkstrauertag 1995 wurde die Tafel mit dem namenlosen
Erinnern an die "Mitbürger jüdischen Glaubens"
ergänzt. |
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Oben: Gedenkfeier am
Volkstrauertag 1995,
als die Tafel zur Erinnerung an die "Mitbürger
jüdischen Glaubens" ergänzt wurde. |
Blick auf die Gedenkstätte
des Kriegerdenkmals und der Erinnerung an die "Opfer des
Nationalsozialismus" (Fotos: Armin J. Kleisinger; erhalten von
Dorothee Lottmann-Kaeseler) |
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Erinnerungsinschrift mit
namenlosem Erinnern an die "Mitbürger jüdischen Glaubens"
sowie an "alle Opfer des Nationalsozialismus"; die
(nichtjüdischen) "Opfer" werden
auf verschiedenen Tafeln
namentlich genannt - nicht unterschieden wird in der
Gedenkstätte
zwischen möglichen
"Tätern" und "Opfern" - alle sind
"Opfer des
Nationalsozialismus" |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Erich Hinkel: Wo sind sie geblieben - Spuren der
Ockenheimer Juden. Ausführliche Darstellung! Als pdf-Datei
downloadbar (Achtung: 18 MB Datenumfang) - auch
in AJ eingestellt.
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| ders.: Ockenheim. Geschichte in Bildern und Daten.
1998. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. 1971
Bd. II S. 159-160. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 157. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 60. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 300-301 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Ockenheim Hesse. Established
around 1750, the community numbered 57 (over 4 % of the total) in 1895 and 29 in
1933. No Jews remained after September 1938.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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