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im Elsass"
Offendorf (Dep. Bas-Rhin
/Alsace / Unterelsass
)
Jüdische Geschichte / Histoire juive / Synagoge / Synagogue
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Offendorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück, als aus umliegenden Orten (Herrlisheim) mit jüdischer
Bevölkerung einige Familien zuzogen. 1752 wurden drei jüdische Familien
gezählt, 1784 zwei Familien mit zusammen 13 Personen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: sieben jüdische Einwohner, 1846 33/34, 1861 45, 1870 44, 1900 64, 1910 54,
1918 59.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), möglicherweise eine
kleine Religionsschule und ein rituelles Bad (in einem Nebengebäude zur
Synagoge). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Haguenau,
seit 1886 auf einem gemeinsam mit Herrlisheim angelegten jüdischen Friedhof
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben
der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. 1890 bis 1930 war als Lehrer Isaac Meyer
tätig, danach bis 1934 sein Sohn Sylvain Meyer. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Haguenau,
ab 1910 zum Rabbinat Bischwiller.
1936 lebten noch 36 jüdische Personen in Offendorf. Es handelte sich um die
folgenden Familien: Viehhändler Joseph genannt Charles Braun, Viehhändler
Gustave Braun, Viehhändler Maurice Braun, Tuchhändler Ernest Braun,
Viehhändler Jules Braun, Viehhändler Leopold Braun, Zahnarzt Myrtil Braun,
Metzger Michel Weill, Tuchhandlung Isaac Welsch, Lebensmittelhandlung Hermann
Welsch.
In der NS-Zeit wurden die
verbliebenen jüdischen Einwohner unter der deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert..
Von den in Offendorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Nanette Bloch geb.
Braun (1893), Elvire Bloch geb. Kahn (1892), Claude Braun (1928), Fernande Braun
geb. Schwed (1897), Gustave Braun (1892). Gustav Braun (1895), Jules Braun (1874
oder 1875 oder 1876), Myrtil Braun (1890), Rosa Braun geb. Lehmann (1892),
Adrienne Levy geb. Welsch (1907), Elise Rehs (), Pauline Rehs (), Rosette Salomon geb. Braun (1908), Alice Weil
(1897), Florence Welsch geb. Kahn (1884), Isaac Welsch (1874).
Gedenkblätter der
Gedenkstätte
Vad Vashem
in Jerusalem |
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Gedenkblatt für Rosette
Salomon geb. Braun |
Gedenkblatt für
Gustave Braun |
Gedenkblatt für Nanette
Bloch geb. Braun |
Gedenkblatt für Alice
Weil geb. Braun |
Nach 1945 kam ein Teil der überlebenden jüdischen Einwohner
zurück: 1953 wurden 15 jüdische Einwohner gezählt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden - außer dem zur Synagogengeschichte zitierten - noch
keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Offendorf gefunden. |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Hannah Meyer
aus Offendorf (gest. 1895)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Hannah Meyer wird - sofern sie verheiratet war - nicht
mitgeteilt.
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Grabstein
für "Hanna Meyer
A Native of Offendorf Elsace
Died Oct. 15 1895
27 Day of Tishri 5656 A.M.
in her 79. Year..." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bis 1885 besuchten die Offendorfer Juden die Synagoge
in Herrlisheim. In diesem Jahr wurde eine Synagoge in Offendorf erbaut, zu
dem die deutsche Kaiserin eine finanzielle Unterstützung gewährte (siehe
Bericht). In der Synagoge gab es 26 Plätze für Männer und 20 für die Frauen auf der
Empore.
Geldgeschenk der Kaiserin zum Bau der Synagoge (1885)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. Juni 1885: "Aus dem Reichslande, 3. Juni (1885).
Der israelitischen Gemeinde zu Offendorf im Nieder-Elsass ist von
der Kaiserin ein Geldgeschenk zu den Baukosten der Synagoge überwiesen
worden. (Der Besuch des Statthalters von Manteuffel in der Synagoge zu
Metz veranlasste die Arch. isr. von Paris zu der Bemerkung, dass die
kaiserliche Regierung den Juden in Elsass-Lothringen viele
Aufmerksamkeiten widmen, um sie für Deutschland zu gewinnen. So hätte
sie auch die Gehälter der jüdischen Kultusbeamten erhöht, [während
diese in Frankreich herabgemindert werden]. Dem ungeachtet würden die
Herzen der elsässischen Juden stets Frankreich gehlren. Wir wollen uns in
keine staatsrechtliche Erörterung einlassen. Frankreich besaß das
deutsche Elsass durch das Recht der Eroberung. Das Recht der Eroberung hat
es jetzt wieder Deutschland zugeteilt. Aber die Bevölkerung war und ist
durch Abstammung und Sprache deutsch, und ebenso die Juden im Elsass, die,
so gut wie die anderen Bewohner, ihr Deutsch sich bewahrt hatten. Es
scheint uns daher den Interessen unserer elsässischen Glaubensgenossen
wenig zu entsprachen, sie zu ermahnen, dem deutschen Reiche zuwider sich
die französischen Sympathien zu erhalten. Sie werden sich vielmehr in die
deutschen Verhältnisse einleben, noch dazu, da ihnen dies leicht gemacht
wird; und es wird ihnen zum Wohle gereichen, sich dem deutschen Vaterlande
mit ganzem Herzen anzuschließen." |
In Offendorfr wurde eine neue
Synagoge erbaut (1886)
Artikel
in "Der Israelit" vom 8. Juli 1886: "Aus Elsass-Lothringen. Die
Gemeinden Herrlisheim und
Offendorf in Unter-Elsass haben vor kurzem ihren neuen Friedhof,
welcher sich zwischen beiden Gemeinden befindet, eingeweiht. Früher hatten
genannte Gemeinden Anteil am Hagenauer
Begräbnisort. Die Gemeinde Offendorf hat im vergangenen Jahre eine
neue Synagoge erbaut. " |
In der NS-Zeit wurde die Synagoge geplündert und zerstört. Die Steine der
Synagoge wurde für die Auffüllung von Landstraßen verwendet.
Adresse/Standort der Synagoge: Schnautzgasse
7
Fotos
Historische
Ansichtskarte
von Offendorf mit Synagoge
(Quelle: unten genannte
französische Informationsseite) |
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Ausschnittvergrößerung: die
Synagoge |
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Gedenken an die Opfer der
NS-Zeit
(Foto: Hahn, Aufnahme vom 16.4.2004) |
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Denkmal
von 1950 für die in der
NS-Zeit
aus Herrlisheim und Offendorf
ermordeten Juden auf dem jüdischen
Friedhof |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 38.106.
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Broschüre der Ortsgemeinde zur jüdischen Geschichte in
Offendorf - zitiert in der o.g. französischen Informationsseite. |
n.e.
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