Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
Zur
Übersicht "Synagogen im Kreis Ludwigshafen und im Rhein-Pfalz-Kreis"
Otterstadt mit
Waldsee (VG Waldsee, Rhein-Pfalz-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Otterstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis zum Anfang des 20.
Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück.
Erstmals werden 1684 Juden in Otterstadt genannt. Der damalige Schultheiß
Volmar Proll beklagte, dass Hans Jakob Schotthöfer "mit den Juden in der
Karten gespielet, wider sein Verbot". Aus demselben Jahr liegen zwei
Beschwerden von christlichen Einwohner über Juden vor. Demnach habe ein Jude
"auf Feiertag Holz führen lassen", ein anderer habe "unterm
Gottesdienst Wasser geholet".
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner langsam zu. 1747 und 1773 lebten jeweils
drei jüdische Familien am Ort (1773 Juden Isaak [Itzig], Jakob [Jecuff] und
Lehmann; insgesamt hatte es damals 17 jüdische Einwohner am Ort). 1777
berichtet Aron Isaak in Otterstadt in einem Gesuch an das St. Guidostift, in dem
er als nun 67-Jähriger um Erlass des Schutzgeldes bittet, davon dass vor über
90 Jahren schon sein Vater und dessen Eltern am Ort den "Judenschutz"
erhalten habe. Die jüdischen Familien lebten vom Handel mit Landprodukten und
Vieh und betrieben neben der Viehhaltung auch etwas Landwirtschaft. "Schutzjud
Liebmann" musste 1776 einen Schuldner wegen eines Pferdehandels verklagen.
1780 bekam Jud Lehmann Probleme, da er unerlaubt Pottasche gebrannt
hatte.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1801 26 jüdische Einwohner (6,43 % der Gesamteinwohnerschaft), 1809
42 (7,9 %), 1821 41, 1825 46 (5,6 %), 1848 57 (in 16 Familien, 6.2 %), 1900 22. Die jüdischen Familien lebten
weiterhin insbesondere vom Handel mit Vieh und
Landesprodukten.
1800 werden als jüdische Haushaltsvorstände genannt: Isaak Aaron,
Lehmann Nathan, Liebmann Isaak und Lehmann Samuel.
1856 bildeten die Juden von Otterstadt eine gemeinsame Gemeinde
mit denen in Waldsee ("Israelitische
Kultusgemeinde Otterstadt-Waldsee"). In Waldsee gab es 1835
zunächst nur drei jüdische Einwohner, 1848 vier (in einer Familie), 1857
sechs, 1875 17, 1890 18, 1900 14.
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule
(Religionsschule, bereits seit 1768), möglicherweise ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts die Zahl der
jüdischen Einwohner stark zurückgegangen war, wurde die Gemeinde aufgelöst
und die hier noch lebenden Juden (1928 in Otterstadt elf) der Gemeinde in Neustadt
an der Weinstraße zugeteilt. 1932 gehörten die in Otterstadt und Waldsee
lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Speyer.
1933 wurden in Otterstadt noch drei jüdische Einwohner gezählt, einer
von ihnen starb 1936; die beiden anderen verzogen 1939 nach Mannheim und wurden
1940 beziehungsweise 1942 von dort deportiert. In Waldsee gab es noch zehn
jüdische Einwohner. Die letzten von ihnen konnten 1937 in die USA emigrieren.
Von den in Otterstadt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Mina Grübel geb. Wenk (1882), Paul Hirsch (1904), Johanna Kohlhöfer geb.
Wenk (1880), Sara Liebmann (1853), Emilie Neuberger geb. Weil (1861), Elsa Schreiter
geb. Liebmann (1894), Berta Weil (1866), Emma Weil (1870), Moritz Weil (1863),
Emil Wenk (1879), Emma Wertheimer geb. Weil (1870).
Aus Waldsee werden in den obigen Listen keine Personen
genannt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
Die Brüder Emil, Hermann und Isidor Weil aus
Otterstadt
Links:
Isidor Weil aus Otterstadt
Unter den bekanntesten aus Otterstadt stammenden Juden
sind die Brüder Emil, Hermann und Isidor Weil zu nennen, die seit 1878 in Alabama
einen der größten Baumwollkonzerne der USA (Weil-Brothers Cotton) aufgebaut haben. Die
Firma besteht im Familienbesitz bis heute (Teilhaber 2004: Adolph und Bobby
Weil). |
Zur Geschichte der Synagoge
1773 wird von der Fautei des St. Guidostiftes
berichtet, dass die damals drei jüdischen Familien "eine Synagoge und nach
dem jüdischen Gesetz Schule zu halten sich angemaßt" hätten und dass sie
auch auswärtige Juden "hierzu herbeirufen" hätten. Vor allem das
letztere wurde damals streng untersagt. Bei der Synagoge handelte es sich um
einen Betraum in einem der jüdischen Häuser.
Auch in der Folgezeit war ein Betraum in einem der jüdischen Wohnhäuser
vorhanden. Sie war zunächst Privateigentum eines Gemeindemitgliedes. Im Juni
1819 verkaufte Johanette Wolf, Witwe des Aron Weil, den rückwärtigen Teil
ihres Grundstücks, "enthaltend die Synagoge, Zimmer des Vorsänger.
Gemeinschaftlicher Eingang" für 150 Gulden an eine Genossenschaft von
fünf jüdischen Einwohnern. 1845 erstellte die jüdische Gemeinde nach
dem Umschreib-Kataster eine neue Synagoge, über deren Geschichte nur
wenig bekannt ist. Sie hatte keine Frauenempore; eine Holzwand mit Glasfenstern
trennte die Frauenabteilung vom übrigen Betsaal. 1875 wurde im Ostteil des
Gebäudes eine Wohnung für den Lehrer eingerichtet. Bis mindestens 1898 wurde
die Synagoge noch als gottesdienstliches Gemeindezentrum genutzt, 1908 war sie
noch funktionsfähig.
1926 wurde das Synagogengebäude mit dem ganzen Anwesen an die Eheleute
Joseph Katz verkauft. Damals war das Gebäude bereits in baufälligem Zustand
und wurde im folgenden Jahr (1927) abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Mannheimer
Straße 53 (ehem. Untergasse 44), im Hof
Fotos
Zur jüdischen
Geschichte in Otterstadt sind - außer zum Friedhof
- noch keine Fotos oder Abbildungen vorhanden;
über Hinweise oder
Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica";
Adresse siehe Eingangsseite. |
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Emil Georg Sold/Bernhard Kukatzki: Die Schifferstadter
Juden. Ein Lesebuch. Beiträge zur Schifferstadter Ortsgeschichte 4/5 (Hg.
von der Stadtsparkasse Schifferstadt) 1988 S. 174-188. |
| Bernhard Kukatzki / Mario Jacoby: Der
jüdische Friedhof in Otterstadt. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 7 - 2/94 (4. Jahrgang) S. 42-50). Online
eingestellt (pdf-Datei). |
| ders.: Der jüdische Friedhof in Otterstadt : eine Dokumentation. Mit
Fotos von Mario Jacoby. - Schifferstadt [u.a.]. 1993. 49 S. |
| ders.: Das jüdische Ritualbad in Otterstadt. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 8 - 3/94 (4. Jahrgang) S. 51-52). Online
eingestellt (pdf-Datei). |
| ders.: "Die Otterstadter Judengemeinde eine der
ältesten, älter als die Speyerer ist". Zur Geschichte der
Israelitischen Kultusgemeinde Otterstadt-Waldsee 1684-1970. Schifferstadt
1998. |
| ders.: Zur Geschichte der Juden in Otterstadt und Waldsee.
In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Ludwigshafen 15 / 1998 S.
23-29. |
| Volker Reinle-Carayon: Dreihundert Jahre Judentum in Otterstadt:
eine lebendige Gemeinschaft mit Synagoge, Judenbädern und Friedhof. In: Der
Pilger 151 1998 24, S. 25. |
| Alfons Schreiner: Otterstadt - Ortschronik. 1981
(teilweise online
zugänglicher Beitrag). |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 134. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 309-310 (mit weiteren Literaturangaben).
|
|
Helge
Geißler: "Freundlich, Rosenbaum und Wertheimer" 2023 10 €.
Zum Erscheinen der Publikation erschien ein Presseartikel von Christine
Kraus in der "Rheinpfalz" (Ludwigshafen) am 29. November 2023
(zum Lesen des Artikels Textabbildung anklicken) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Otterstadt Palatinate. Jews
settled in the 18th century and numbered 57 in 1848.- In 1856 they formed with
the Jews of Waldsee a congregation independent of Speyer. Twenty-two Jews
remained in 1900 and two in 1939. At least one perished in the
Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|