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Friedhöfe in der Region"
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Zur
Übersicht: Die jüdischen Friedhöfe im Kreis Südwestpfalz mit Stadtkreis
Pirmasens
Rodalben (Kreis
Südwestpfalz)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Rodalben
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der Friedhof wurde am 24. Februar 1876 anlässlich einer ersten Beisetzung eröffnet
(siehe Bericht unten). Bis dahin wurden die Juden in
Pirmasens beigesetzt, doch wurde vom
dortigen Synagogenausschuss 1874 eine weitere Beisetzung von Juden aus Rodalben
in Pirmasens nicht mehr genehmigt. Hierauf wurde die Anlage eines eigenen
jüdischen Friedhofes in Rodalben beschlossen. Ein Ackergrundstück, das bisher im
Besitz der Witwe Helfrich war, konnte erworben werden. Der Friedhof umfasst eine Fläche von 14,00 ar (Flurstück Nr. 1051). Die
letzte Beisetzung war am 12. September 1936 (Berta Katz).
Der Friedhof gehört heute der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz (Speyer). Für
die Pflege des Geländes erhält die Stadt nach einer Vereinbarung zwischen Bund,
Ländern und jüdischen Organisationen einen Zuschuss von 1500 Euro jährlich
(Stand: 2020).
Die Einweihung des Friedhofes (1876)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 8. März 1876: "Aus dem Bezirks-Rabbinat Pirmasens-Rodalben. Sie werden
wohl noch wenig von unserer Gemeinde gehört haben, und ich bin überzeugt, dass
Sie uns gewiss bereitwillig die Spalten ihres geschätzten Blattes öffnen.
Heute, am 29. Schewat (= 24. Februar 1876) war für die israelitische Gemeinde
dahier einer der denkwürdigsten Tage. Es wurde nämlich gelegentlich der
Beerdigung der Witwe Bär dahier der neue israelitische Friedhof eingeweiht und
zwar durch Herrn Rabbiner Seligmann in Kaiserslautern, welcher den beurlaubten
Rabbiner, Herrn Oppenheim in Pirmasens, vertritt.
Nachdem man mit der Leiche auf dem Friedhof angekommen war, sprach Herr Rabbiner
Seligmann über den 15.-17. Vers des 103. Psalms. Durch die herrliche
Ausführung des Textes wurden alle Anwesenden tief ergriffen. Und es waren
dieser nicht wenige. Außer der ganzen hiesigen Kultusgemeinde waren auch viele
benachbarte Jehudim herbeigeeilt. Selbst der größte Teil der hiesigen katholischen
Gemeinde, worunter der Pfarrer, Bürgermeister, Einnehmer und Gemeinderäte,
beteiligte sich an diesem ernsten Akte, und wird dieser Tag für das gegenwärtige
Geschlecht in steter Erinnerung bleiben. Sowie wir denselben aber heute mit
Fasten und jom kippur katan ("kleiner Versöhnungstag") ausgezeichnet
haben, so soll er jedes Jahr (und das haben wir uns zum Gelübde gemacht) mit
Gebet und Fasten begangen werden.
Gebe der Allgütige, dass wir recht lange keinen Gebrauch von unserem Beit
Hachaiim (Haus des Lebens = Friedhof) zu machen brauchen." |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof befindet sich unmittelbar nordwestlich des Ortes
oberhalb der Zweibrücker Straße an der Ecke Am Klinkenberger
Weg/Mainbrunnenstraße.
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Rodalben auf dem dortigen Stadtplan:
Links anklicken: der Link zeigt direkt die Lage des jüdischen Friedhofes an;
oder unter
" Einrichtungen" weiter zu
"Friedhof, jüd." |
Fotos
Einzelne Presseberichte zum Friedhof
August
2020:
Führung über den jüdischen Friedhof in Rodalben |
Artikel von Hans
Heinen in "Die Rheinpfalz"
vom 27. August 2020: "Rodalben Führung über jüdischen Friedhof
Im 'Acker der Witwe Helfrich' fand Rodalben im 19. Jahrhundert einen
Friedhof für die jüdischen Einwohner der Stadt. Die Nazis beendeten diese
Tradition später. Am Sonntag führt Peter Conrad über den alten Friedhof und
erzählt Geschichten über die Menschen, die dort bestattet worden sind.
Der gebürtige Rodalber Peter Conrad, der mittlerweile im Nordschwarzwald
wohnt, lädt für Sonntag, 30. August, 15 Uhr, zur Führung über den jüdischen
Friedhof Am Klinkenberger Weg ein. Unterstützt hat ihn bei der Vorbereitung
und Organisation dieser Veranstaltung Karola Streppel vom Arbeitskreis
'Geschichte der Juden in Pirmasens'. Conrad ist kein Historiker, er arbeitet
als Krankenpfleger im benachbarten Bundesland. Aber Entdeckungen zur
Geschichte der Juden in seiner früheren Heimat hat er zum Betätigungsgebiet
in seiner Freizeit gemacht. Dafür stellt der 56-Jährige Recherchen in
Archiven an, besucht Gedenkstätten und unterhält Kontakte mit Nachfahren.
Nur 60 Jahre genutzt. Eingeweiht wurde der jüdische Friedhof in
Rodalben am 24. Februar 1876 'gelegentlich der Beerdigung der Witwe Bähr',
so Conrad. Als Letzte sei Berta Katz am 12. September 1936 auf dem Friedhof
zu Grabe getragen worden. Dann hätten die Nationalsozialisten die nur sechs
Jahrzehnte dauernde Tradition beendet. Der Friedhof gehört heute der
Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz (Speyer). Für die Pflege des Geländes
erhält die Stadt nach einer Vereinbarung zwischen Bund, Ländern und
jüdischen Organisationen einen Zuschuss von 1500 Euro jährlich.
Versteckt hinter einer Hecke liegt der jüdische Friedhof Am Klinkenberger
Weg. Er gilt, so Conrad, als 'letztes verbliebenes Zeugnis der jüdischen
Gemeinde in Rodalben' und als Mahnmal aus der Geschichte. Aus alten
Dokumenten lässt sich der Ursprung der Friedhofsanlage in Rodalben ableiten:
Nachdem der Synagogen-Ausschuss in Pirmasens die Beisetzung der jüdischen
Gläubigen aus Rodalben in Pirmasens 1874 untersagte, so die Chronik, habe
sich die hiesige politische Gemeinde um eine eigene Begräbnisstätte bemüht.
Sie fand sie im 'Acker der Witwe Helfrich'. Der Gemeinderat beschloss
daraufhin schon 1875, dieses Gelände dafür zu nutzen.
'Völlig verwüstet'. Die jüdische Gemeinde in Rodalben machte Anfang
des 19. Jahrhundert circa 15 Prozent der Bevölkerung aus. Einer Zählung aus
dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zufolge sollen damals 700
Katholiken in Rodalben gelebt haben und rund 100 Juden. Die Juden in der
Gemeinde galten als angesehene Mitbürger. Sie arbeiteten vorwiegend als
Geschäftsleute, Handwerker oder Ärzte, richteten eine eigene Schule (1869
bis 1937) und eine Synagoge (ab 1874) ein. Trotzdem schützte diese Situation
nicht vor antisemitischen Ausschreitungen, berichtet Conrad.
Bereits in der Zeit des Kaiserreichs sei der Friedhof mehrmals geschändet
worden. 'Völlig verwüstet worden' sei er 1940, heute noch nachzuvollziehen
an fehlenden Inschrift-Tafeln. Nach dem Ende des Dritten Reiches wurde der
Friedhof zwar wieder hergestellt, sei aber 'immer wieder verwildert', sagt
Conrad. Die 'letzte große Instandsetzung' sei 1976 erfolgt.
Geschichten über die Bestatteten. Bei seiner Führung will Conrad
anhand einiger Grabsteine Geschichten zu den Bestatteten und zum Schicksal
ihrer Nachfahren erzählen. Zudem stellt er Grabinschriften vor. Dass ihm
dies möglich sei, sagt er, habe er der Judaistin Nathanja Hüttenmeister vom
Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte zu
verdanken, das an der Universität Duisburg-Essen angesiedelt ist. Als
Ergänzung zu den Übersetzungen habe sie ihm einen wissenschaftlichen
Kommentar überlassen. Die Teilnehmer der Führung bittet der Referent, den
Mindestabstand einzuhalten, männliche Besucher sollten eine Kopfbedeckung
tragen. Sollte es am Sonntag regnen, wird die Veranstaltung um eine Woche
verschoben auf Sonntag, 6. September, zur gleichen Uhrzeit."
Link zum Artikel |
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Artikel in der Pirmasenser Zeitung vom 28. August 2020: "Kleiner Friedhof am
Rande des Stadt..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.
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September 2020:
Wer bezahlt die eingestürzte
Friedhofsmauer? |
Artikel von Hans
Heinen in der "Rheinpfalz" vom 17. September 2020: "Jüdischer Friedhof: Wer
zahlt für eingestürzte Mauer?
Die Begrenzungsmauer des jüdischen Friedhofes in Rodalben ist teilweise
eingestürzt. Wann sie repariert wird, ist offen. Denn die Sanierung des
denkmalgeschützten Bauwerks soll 150.000 Euro kosten. Stadt und jüdische
Kultusgemeinde sind sich in der entscheidenden Frage uneins: Wer muss
zahlen?
Durch eine Führung von Peter Conrad über den jüdischen Friedhof ist der
schon länger schwelende Konflikt wieder aufgeflammt. Den Bericht der
RHEINPFALZ über die Veranstaltung nahm Eberhard Dittus, Beauftragter für
Gedenkstättenarbeit der Evangelischen Kirche der Pfalz und Vorsitzender der
Gedenkstätte für NS-Opfer, zum Anlass, den Stillstand bei der Sanierung
anzuprangern. 'Schon seit Jahren ist zu beobachten, dass die Friedhofsmauer
langsam aber sicher in die Brüche geht. Dabei gehört eine Friedhofsmauer aus
kultischen Gründen zum festen Bestandteil eines jüdischen Friedhofes',
schreibt Dittus der RHEINPFALZ. Der Stadtverwaltung Rodalben wirft er
Nichtstun vor. Bei der Stadt, die die Pflege des Friedhofes übernimmt, weiß
man um den Zustand der östlichen Begrenzungsmauer. 2019 hatte der Stadtrat
die Reparatur der Mauer sogar schon genehmigt. Da ging man aber noch von
Kosten von 30.000 Euro aus. Nach genauer Prüfung unter Auflagen des
Denkmalschutzes explodierten die Kosten jedoch auf 150.000 Euro. Daraufhin
hob der Stadtrat den ursprünglichen Beschluss wieder auf. In der Pflicht sah
er die jüdische Kultusgemeinde Rheinpfalz mit Sitz in Speyer, ist sie doch
die Eigentümerin der Anlage. Die Kultusgemeinde hatte aber deutlich gemacht,
dass sie die Kosten nicht stemmen kann.
Friedhof hat kommunalen Ursprung. Ungeachtet der
Eigentumsverhältnisse: Der jüdische Friedhof in Rodalben hat seinen
kommunalen Ursprung. Im Jahr 1875 hatte der Gemeinderat beschlossen, den
'Acker der Witwe Helfrich' als Begräbnisstätte zu nutzen (1876-1936),
nachdem der Synagogen-Ausschuss in Pirmasens ein Jahr zuvor die Beisetzung
der jüdischen Gläubigen aus Rodalben in Pirmasens untersagt hatte. Der
Friedhof am Klinkenberger Weg liegt geschützt hinter hohen Hecken auf einer
kleinen Anhöhe und erstreckt sich über 1400 Quadratmeter. 51 Grabsteine sind
erhalten geblieben. Der Schaden an der Mauer könnte an deren Alter liegen,
mutmaßte die Bauabteilung der Verbandsgemeinde, oder beispielsweise am
gewachsenen Wurzelwerk der dahinter stehenden Bäume. Abgesehen von der Mauer
macht der Friedhof einen ordentlichen Eindruck. 'Das war schon einmal
anders', erinnert sich Günter Madry, Fachagrarwirt aus Fehrbach, 'vor 20
Jahren lag der Friedhof verwildert da', äußerte sich Madry diese Woche
gegenüber der RHEINPFALZ. Madry richtete damals mit seinen Leuten die Anlage
pflegerisch wieder her. Aus dem Landeshaushalt erhält die Stadt über die
Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion jährlich einen Betrag von 1,20 Euro
pro Quadratmeter für die Grünpflege. Die Kosten für die Wiederherstellung
der Mauer hätte aber weit über dem Pflegeaufwand gelegen, begründete die
Bauabteilung den Rückzug der Stadt aus der Finanzierung der notwendigen
Mauersanierung. Die Kostendeckung sei Sache der Eigentümerin des
Grundstücks.
'Kulturelles Kleinod in Gefahr'. 'Kulturdenkmäler sind grundsätzlich
vom Denkmal-Eigentümer instandzuhalten', informierte auch Kreissprecher
Thorsten Höh auf RHEINPFALZ-Anfrage im Juni 2019. Es sollte allerdings
trotzdem geprüft werden, ob eine finanzielle Unterstützung möglich wäre.
'Der Kultusgemeinde der Pfalz gehören 80 Friedhöfe', argumentierte Eberhard
Dittus damals, 'es wäre ihr unmöglich, im Haushalt finanzielle Mittel für
alle Reparaturen größerer Art bereitzustellen'. Nun machte Dittus erneut auf
das ungelöste Problem aufmerksam. Er sieht 'ein kunsthistorisches und
kulturelles Kleinod in Gefahr'. Hier sei auch die Denkmalbehörde gefordert.
Die Stadt Rodalben bekomme seit Jahren öffentliche Gelder vom Land für die
Pflege des Friedhofes. Dabei stellte Dittus die Frage nach der Verwendung.
Natürlich sei klar, dass die Finanzierung der Reparatur geklärt werden muss.
Die jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz als Eigentümerin des Friedhofes
sei aber 'nicht allein dafür verantwortlich'.
'Mauerfall' auf Tagesordnung nehmen. Die angeprangerten Geschehnisse
lägen vor seinem Amtsantritt, erklärte Rodalbens Stadtbürgermeister Claus
Schäfer, der das Thema aber in Angriff nehmen will. Er wolle Dittus zu einem
Gespräch und Ortstermin nach Rodalben einladen und bereits in Vorgesprächen
mit den Ratsfraktionen 'eine neue Vorgehensweise und eine neue
Reparaturlösung' erarbeiten. Gerne sei er bereit, den 'Mauerfall' auf die
Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung zu nehmen."
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