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Saalfeld (Kreisstadt
des Kreises Saalfeld-Rudolstadt,
Thüringen)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Saalfeld bestand eine jüdische
Gemeinde bereits im Mittelalter. Juden werden zu Beginn des 14.
Jahrhunderts genannt. Sie bildeten eine Gemeinde mit Synagoge. Die Grafen
von Schwarzburg als die Stadtherren erhielten von ihnen jährlich vier Gänse. Um
1310 überließen jedoch Heinrich XII. und Günther XV. diese Abgabe dem Rat
der Stadt. In der Zeit der Judenverfolgungen 1348/49 (Pestzeit) sollen
die Juden aus Saalfeld vertrieben worden sein. Für eine Vertreibung der Juden spricht, dass
drei Saalfelder Juden 1357 zu den Neubegründern der jüdischen Gemeinde in
Erfurt gehörten. 1362 wird Abraham von Saalfeld in Nordhausen aufgenommen. 1364 verkaufte Graf Günther die
Synagoge dem Saalfelder Bürger Peter Beherer.
1389 werden wiederum Juden in der Stadt genannt. Damals wurde die Stadt
von den Grafen von Schwarzburg-Ranis an die Wettiner Markgrafen verkauft. 1418
gab es in der Stadt zehn jüdische Personen, die geschäftlich tätig waren,
davon neun Männer und eine Frau. Sie stammten teilweise von anderen Orten (Kahla,
Mainz, Neustadt und Nordhausen). Andererseits lassen sich 1398 zwei
Juden mit dem Beinamen "von Saalfeld" in Erfurt nachweisen. Die Juden
der Stadt lebten vom Handel mit Geld und Schmuck. Bei der Vergabe von Darlehen
arbeiteten sie mit Juden aus Erfurt, Gräfenthal, Jena, Kahla oder
Pößneck
zusammen (belegt im Zeitraum von 1422 bis 1425; genannt wird mehrfach der
Saalfelder Jude Zacheus). Von einer Vertreibung der Juden aus der Stadt ist
nichts bekannt, doch wird vermutet, dass die Saalfelder Juden von den
Vertreibungen aus den wettinischen Territorien mit betroffen waren.
An die mittelalterliche jüdische Geschichte erinnert die 1468 genannte "Judengasse"
(südlich von Markt und Rathaus).
Bis zum 19. Jahrhundert liegen keine weiteren Quellen zu Juden in
der Stadt vor. Vermutlich sind erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder jüdische Personen zugezogen. Die Zahl der jüdischen Einwohner
entwickelte sich wie
folgt: 1895 31 jüdische Einwohner, 1909 33. Die Juden der Stadt bildeten eine
lose religiöse Gemeinschaft, keine eigentliche Gemeinde (doch genannt in den
Gemeindeverzeichnissen der jüdischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege
1934 und 1932/33).
An Einrichtungen bestand ein Betraum (s.u.). Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden in Erfurt beigesetzt (vgl. Grabstein für Sofie Frank geb.
Rosenberger unten).
Um 1924 wurden 33 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt (von insgesamt
etwa 15.000 Einwohnern)
1933 lebten wie schon einige Jahre zuvor 33 jüdische Personen in der Stadt
(von insgesamt 17.960 Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Von den in Saalfeld geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Louis Friedmann
(1886), Max Friedmann (1901), Rosa Friedmann (1883), Rosa Holländer geb. Katz
(1911), Bertha Katz (1869), Fanny Katz (1876), Leopold Katz (1874), Dr.
Georg Rosenbaum (1898).
Hinweis: es kommt immer wieder zu Verwechslungen mit dem ostpreußischen
Saalfeld (heute Zalewo), wo es im 19. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde
gab. Da in den angegebenen Listen meist nicht klar differenziert wird, bleibt
die obige Liste zunächst noch unvollständig. Für Angehörige der Familien
Friedmann und Katz wurden im Mai 2008 "Stolpersteine" verlegt.
Im Mai 2008 wurden in Saalfeld "Stolpersteine" verlegt: vor dem
Haus Lange Gasse 29 sieben Steine für Angehörige der Familie Friedmann sowie
vor dem Haus Wielandstraße 1 für Angehörige der Familie Katz. Internetseite
bei GenWiki.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Saalfeld
Berichte zu einzelnen Personen
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Salomon
Schwarz (1922)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 30. März 1922: "Saalfeld. Hier entschlief der
langjährige Vorsteher der hiesigen Gemeinde, Salomon Schwarz im 9?
Lebensjahre. Es war dem Verewigten noch kurz zuvor vergönnt, mit seiner
körperlich und geistig rüstigen Gattin im Kreise seiner Kinder und
Enkelkinder das Fest der diamantenen Hochzeit zu
begehen." |
Diamantene Hochzeit von Moritz Frank und Sofie geb.
Rosenberger (1933)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1933:
"Saalfeld (Thüringen), 18. Januar (1933). Am 29. Januar
feiern die Priv. Eheleute Moritz und Sofie Frank (geb. Rosenberger aus Schonungen)
in Saalfeld (Thüringen) das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Die
beiden 88-jährigen Jubilare erfreuen sich bester geistiger und
körperlicher
Frische." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Haushalts- und Spielwarengeschäftes S.
Becker (1916)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. November
1916:
"Verkäuferin gesucht.
Suche zum sofortigen Antritt für mein Haushaltungs- und
Spielwarengeschäft eine erste tüchtige Verkäuferin, mosaisch.
Stellung dauernd und angenehm. Angebote nur mit Bild, Zeugnisabschriften
und Gehaltsansprüchen bei freier Station erheben.
S. Becker, Saalfeld a. S. (Thüringen)
Haushalt - und Spielwarengeschäft." |
Sonstiges
Historische Ansichtskarte von Saalfeld mit dem
Schuhhaus Katz
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries)
Zur Geschichte der Synagoge
Zur Synagoge im Mittelalter siehe
oben.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts war ein Betraum vorhanden. 1924 wird
berichtet, dass an den hohen Feiertagen Gottesdienste angehalten wurden, zu
denen auch die Juden aus Rudolstadt hinzukamen. Der Betraum befand sich
vermutlich in einem jüdischen Privathaus in der Saalstraße. Weitere
Informationen liegen nicht vor.
Adresse/Standort des Betraumes: vermutlich
in einem 1970 abgebrochenen Haus Saalstraße 18 / Ecke
Gerbergasse
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte in Saalfeld sind noch nicht vorhanden. |
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Begräbnisstätte der
Saalfelder Juden:
der jüdische Friedhof in Erfurt |
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Im jüdischen
Friedhof in Erfurt: Grabstein
für Sophie Frank geb. Rosenberger
(1845 Schonungen - 1935 Saalfeld) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Mai 2008:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Saalfeld |
Pressemitteilung im "Saale-Portal"
vom 23. April 2008 (Artikel):
"8. Mai : Aktion STOLPERSTEINE in Saalfeld
Saalfeld. Jeder Stein steht für verlorenes Leben. Stolpersteine erinnern an das Leben Verfolgter während der NS-Zeit.
Der Künstler Gunther Demnig setzte bereits in zur Zeit 277 Orten seine Steine und lässt ab 8.Mai 2008 auch die Saalfelder stolpern.
'Um den Stein lesen zu können, muss man sich vor dem Opfer verbeugen.'
Mit den Stolpersteinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen
lebendig gehalten, die einst hier wohnten. In unserer Stadt soll zunächst der Familien Friedmann und Katz gedacht werden.
Dass man die Steine mit Füßen tritt, ist eine Parallele zu den Ereignissen!
Im Rahmen der "Aktion Stolpersteine" in Saalfeld lädt die Johanneskirche Saalfeld am 8. Mai 2008 um 12 Uhr zu einem Friedensgebet ein.
Ab 12.30 Uhr werden die Stolpersteine für Familie Friedmann vor dem Haus Lange Gasse 29 gesetzt.
Ab 13 Uhr drei Stolpersteine für Familie Katz vor dem Haus Wielandstraße 1 gesetzt.
Am Abend um 19.30 Uhr sind Interessierte zu einem Vortrag und Gespräch "Rechtsextremismus in Thüringen" mit Stefan Herdegen in das Gemeindehaus am Hohen Ufer eingeladen.
Jeder kann einen Beitrag gegen das Vergessen leisten. Um Beteiligung an der Finanzierung der Aktion Stolperstein gebeten.
Spenden werden erbeten auf das Konto der Stadtverwaltung Saalfeld:
Kontonummer: 60 BLZ: 83050303 Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt
Buchungstext: 'Stolperstein'
Ein Faltblatt zur Aktion Stolpersteine in Saalfeld liegt ab sofort im Rathaus und im Bürger- und Behördenhaus, Markt 6, aus." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 725-726; III,2 S.
1283-1284. |
| Maike Lämmerhirt: Juden in den wettinischen
Herrschaftgebieten: Recht, Verwaltung und Wirtschaft im Spätmittelalter.
Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine
Reihe. Band 21. 2007. |
| Israel Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit
in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes
Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de)
2007. Zum Download
der Dokumentation (interner Link). Zu Saalfeld S. 215-216. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt am Main 2003. S. 242. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Saalfeld,
Thuringia. There were Jews living in Saalfeld at the beginning of the 14th
century. The Jewish population was 60 in 1910 and 33 in 1932. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), nine Jewish men were arrested. In 1939, 14 Jews remained.
Two families were able to emigrate and four families were deported. No further
information is available on the fate of the other Jews in Saalfeld.
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