In Ansbach bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Seit Beginn
des 14. Jahrhunderts sind jüdische Einwohner nachzuweisen: 1314 wird
Rabbi Suzkint (Süßkind) von Ansbach erwähnt, der Mitglied das
Rabbinatsgerichtes in Nürnberg war. In Nürnberg werden in den folgenden Jahren
Gumprecht und Josep (Joselin) sowie Seligman von Ansbach als Judenbürger
genannt. Die Klöster Halsbrunn und Münsterschwarzach waren in der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts bei Ansbacher Juden verschuldet. Von der Judenverfolgung
in der Pestzeit 1348/49 war auch die jüdische Gemeinde in Ansbach
betroffen. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert zogen wieder einzelne Juden zu;
auch nach 1509 liegen sichere Nachweise für jüdische Familien in der Stadt
vor. Ansbacher Juden werden in Rothenburg
ob der Tauber (1384/85, 1401) und in Trient (1475) genannt.
"Judenschutzherr" war der Markgraf von Brandenburg-Ansbach. Die jüdischen
Familien wohnten im Mittelalter zeitweise in allerdings erst nach 1470 genannten
"Judengasse" (heute Platenstraße). In dieser Gasse lebten
auch nichtjüdische Familien. Zum Zeitpunkt der ersten Nennung der
"Judengasse" keine Juden in dieser Gasse, sodass die Bezeichnung auf
das 14. Jahrhundert zurückgehen wird.
1561 wurden die jüdischen Einwohner im Zuge eines "Ausschaffungsmandates"
durch Markgraf Georg Friedrich vertrieben. Einige Jahre später durften sie
wenigstens auf den Jahr- und Wochenmärkten in der Stadt wieder anwesend sein.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück.
Im Dreißigjährigen Krieg flohen zahlreiche jüdische Familien auf Grund
der kriegerischen Wirren in die Stadt: 1631 ist von 27 jüdischen
Familien die Rede. 1643 werden in einer Beschwerdeschrift des Rates
allerdings nur noch zwei Juden genannt, die in der Stadt Aufenthaltserlaubnis hätten.
Nach dem Krieg nahm die Zahl der jüdischen Einwohner langsam zu: 1672 huldigten
dem Markgrafen acht Ansbacher Juden (beziehungsweise jüdische Familien), von
denen sieben in eigenen Häusern lebten. 1675 waren es acht Familien mit
zusammen 57 Personen, darunter vier Häuserbesitzer. 1704 lebten zehn jüdische
Familien in der Stadt, fünf davon in eigenen Häusern. Bis Mitte des 18.
Jahrhundert stieg die Zahl der jüdischen Familien an: 1757 waren es 43 jüdische
Familien, 1789 60 Familien mit ungefähr 350 Personen, von ihnen waren 24
Hausbesitzer. Die Hoffaktoren und Hofjuden unter den jüdischen
Einwohnern waren durch ihre Verbindungen mit dem Hof im alltäglichen Leben kaum
Beschränkungen ausgesetzt, sofern sie die damals sehr hohen Abgaben und
Schutzgelder bezahlten. Der erste bedeutende Hoffaktor war Marx Model. Er
hat allein 1699 für 100.000 Talern Waren an Hof und Militär geliefert. Weitere
"Hofjuden" in markgräflichen Diensten waren in der Folgezeit (nicht
alle lebten in Ansbach) David Rost, Löw Israel, Moses Ullmann; Isaak, Elias und
Samson Model; Jakob Joseph, Aron Schwab, Michael Simon, Isaak Nathan Schwacher;
Elkan, Hirsch, Zacharias und Gabriel Fränkel. Die Hofjuden lebten oft in
scharfer Konkurrenz zueinander.
Anfang des 19. Jahrhunderts ging die Zeit der Ansbacher Hofjuden zu Ende.
Während im 18. Jahrhundert die jüdischen Handelsleute die Ansbacher Bevölkerung
noch mit Meißener Tuch, thüringischen Spitzen, Linzer Leinwand, Tellern, Schüsseln,
böhmischem Glas, Eisenwaren, Porzellan, Schwabacher Nadeln und anderem versorgt
hatten, so wurden im 19. Jahrhundert jüdische Pferde-, Vieh- und Wollhändler
von großer Bedeutung für das Wirtschaftsleben der Stadt und der Region.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert
wie folgt: 1809/10 385 jüdische Einwohner (2,7 % von insgesamt 14.429), 1837
450 (3,2 % von 14.100), 1867 239 (1,8 % von 13.018), 1880 200 (1,5 % von
14.195), 1900 270 (1,5 % von 17,563), 1910 290 (1,5 % von 19.995).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde bereits seit Mitte des 18.
Jahrhunderts eine Synagoge (s.u.), ein jüdisches Gemeindehaus mit Wohnung,
einem rituelles Bad und Schulräumen. Die Toten der Gemeinde wurden bis 1816 auf
dem jüdischen Friedhof in Bechhofen
beigesetzt, bis 1816 ein eigener jüdischer Friedhof
in Ansbach eingeweiht werden konnte.
Vorübergehend um 1682 und wiederum seit 1754 war Ansbach Sitz eines
Rabbinates. Folgende Rabbiner wirkten in der Stadt:
um 1682 Rabbiner Jeremias Judas
1754-1792 Rabbiner Samuel Zirndorfer
1793 Rabbiner Uhlmann oder Ullmann
1793-1835 Rabbiner Moses Hochheimer (geb. 1755 in
Veitshöchheim, 1790-93 Lehrer in Fürth, dann nach Ansbach berufen, gest.
1835 in Ansbach)
1835-1841 Rabbinatsverweser Jacob Oberdorfer (geb.
1807 in Wallerstein, nach der Rabbinatszeit in Ansbach Prediger in Wandsbek,
Hamburg, 1857 Rabbiner in Pniewy (Pinne), Posen, 1861-1884 Rabbiner im
württembergischen Oberdorf, gest. 1884 in Oberdorf)
1841-1893 Rabbiner Aron Bär Grünbaum (geb. 1812 in
Gunzenhausen, lernte in Ansbach bei Rabbiner Hochheimer, gest. 1893 in
Ansbach)
1894-1915 Rabbiner Pinchas Kohn (geb. 1867 in
Kleinerdlingen, 1890-1893 Rabbiner in
Burgkunstadt, 1893 Promotion und Rabbinatsverweser in Mannheim, vgl. unten 1937-1939)
1915-1917 Rabbinatsverweser Dr. Chaim Heinrich Cohn
(geb. 1889 in Basel, nach seiner Zeit in Ansbach 1917/18 Militärrabbiner an
der Westfront, 1939 nach London emigriert, gest. 1966 in London)
1917-1925 Rabbiner Dr. David Brader (geb. 1879 in
Ichenhausen, 1906-1908 Rabbinatssubstitut in Ansbach, 1912-1917 Lehrer in
Nürnberg, 1925 in die Schweiz verzogen).
1926-1937 Rabbiner Dr. Eli Munk (geb. 1900 in Paris,
nach seiner Zeit in Ansbach 1937 nach Frankreich emigriert, bis 1943
Rabbiner in Paris und Nizza, 1943 in die Schweiz geflogen, 1945 in die USA,
gest. 1980 in New York).
1937-1939 Rabbiner Pinchas Kohn (vgl. oben
1894-1915; 1923-1937 Präsident der "Agudat Israel" in Wien; im
Februar 1938 in die Schweiz emigriert; 1939 nach London, wo er am 12. Juli
1941 starb).
vgl. unter den Texten zur jüdischen Geschichte
Ansbachs: Berichte zu den Rabbinern des 19./20. Jahrhunderts.
Zum Bezirksrabbinat Ansbach gehörten 1933 noch
insgesamt 20 Gemeinden der Umgebung. Die Zugehörigkeit zum Bezirksrabbinat hat
im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Veränderungen erfahren. 1922 waren die Gemeinden Mönchsroth
und Wassertrüdingen zum Bezirksrabbinat Ansbach gekommen; nach Auflösung des
Bezirksrabbinates Schwabach folgten im Juli 1932 die Gemeinden
Forth,
Hüttenbach, Ottensoos und Schwabach.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde nach dem
Gedenkbuch "1914/18 Ansbachs Gefallenen zum Gedächtnis" Hermann
Schloss (geb. 19.9.1885 in Sugenheim, gef. 5.5.1915), Ignaz Selling (geb.
10.6.1885 in Colmberg, gef. 3.12.1916), Max Fischer (geb. 14.4.1897 in
Hof, gef.
1916) und Fritz Hamburger (1918). Ein Gefallenendenkmal mit den Namen der
Gefallenen des Ersten Weltkrieges ist in Ansbach nicht vorhanden. Auf dem jüdischen
Friedhof sind auf Grabsteinen folgende gefallene Soldaten vermerkt: Jakob Frank
(geb. 15.12.1887 in Edelfingen, gest. 27.12.1915 im Reservelazarett Fürth) und
Fritz Hamburger (eingetragen auf Sockel des Grabsteines für Abraham Hamburger).
1923 starb nach der Grabinschrift "Leutnant d.R." Theodor Dietenhöfer.
Auf dem Ulanendenkmal an der westlichen Stadtgrenze von Ansbach (auf dem
Bocksberg) ist auch der Name des jüdischen Kriegstoten Benjamin Herz (1914)
eingetragen.
Um 1924, als 112 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (5,6 % von
insgesamt ca. 20.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Ludwig
Dietenhöfer und L. Steiner. Als Kantor wirkte N. Eschwege. Rabbiner Dr.
David Brader erteilte an den höheren Schulen in der Stadt neun jüdischen
Kindern den Religionsunterricht. Den Unterricht an der jüdischen Volksschule
erteilte für acht Kinder Lehrer Nathan Adler (er verließ 1924 Ansbach
und unterrichtete danach in Nürnberg). An jüdischen Vereinen bestanden
die Chewro Kadischo (1924 51 Mitglieder unter der Leitung von Anton
Michelsohn, 1932 53 Mitglieder, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenwache,
Bestattung), der Israelitische Frauenverein (1924 71 Mitglieder unter
Leitung von Frau S. Heilbrunn, 1932 67 Mitglieder, Zweck und Arbeitsgebiet:
Unterstützung Hilfsbedürftiger, Krankenwache), die Unterstützungskasse
(in die 1928 auch die Kasse zur Betreuung mittelloser durchreisender Juden aufgegangen
war), eine Ortsgruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens sowie Zweigstellen des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten,
der Zionistischen Vereinigung und des jüdischen Nationalfonds Keren
Kajement le Jisrael sowie ein Verein für jüdische Geschichte und
Literatur und der Allgemeine jüdische Jugendverein. An die jüdische
Gemeinde Ansbach wurden nach Auflösung der dortigen Gemeinde die in Lehrberg
wohnenden jüdischen Personen angeschlossen (1924 12, 1932 11 Personen). 1932
waren die Gemeindevorsteher Ludwig Dietenhöfer (1. Vors., Nürnberger Str.
11) und J.R. Frankenburger (2. Vors., Unterer Markt 10). Als Schatzmeister ist
Max Liebermann eingetragen (Uzstr. 37). Bezirksrabbiner Dr. Eli Munk
wohnte Unterer Markt 10, Lehrer Saly Schmidt im Gemeindehaus bei der
Synagoge Rosenbadstr. 3. Religionsunterricht erhielten im Schuljahr
1931/32 14 Kinder.
Der als Vorsteher 1924/32 genannte Dr. Ludwig Dietenhöfer wirkte in
dieser Funktion bereits seit 1905. Seit 1923 war er auch Mitglied des Rates des
Verbandes der Bayerischen Israelitischen Gemeinden (VBIG) und Mitglied des
Stadtrates von Ansbach.
Nach einem Bericht vom 1. Februar 1933 gehörten jüdischen Inhabern damals
insgesamt 31 Handelsfirmen und Geschäfte. Dazu waren 16 jüdische
Haushaltsvorstände Händler (davon acht Viehhändler). Als weitere Berufe jüdischer
Einwohner werden aufgeführt: zwei Industrielle, drei Angestellte, sechs
Handwerker (davon fünf Metzger), sechs Arbeiter und eine Krankenschwester.
Unter den freien Berufen wurde neben dem Rabbiner ein Richter, ein Anwalt und
ein Musiker aufgehört.
1933 wurden 197 jüdische Gemeindeglieder gezählt (0,9 % von
insgesamt 23.033 Einwohnern). Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten
wurden in Ansbach strenge Maßnahmen gegen jüdische Personen und Einwohner
durchgeführt. Der Stadtrat beschloss auf Antrag der NSDAP im Herbst 1933
"wegen des außerordentlichen Wohnungsmangels" keine
Niederlassungserlaubnis mehr für auswärtige Juden zu erteilten. Seit Dezember
1933 lehnte es die "Fränkische Zeitung" ab, Inserate jüdischer Geschäfte
zu veröffentlichen, da dies den "Interessen des deutschen Volks und der
nationalen Bewegung" zuwiderlaufe. Am 21. März 1934 teilte der Verband der
Israelitischen Gemeinden in Bayern der Regierung von Ober- und Mittelfranken
mit, dass Ansbach von Plakaten mit antisemitischen Texten (wie "Juden
sind hier nicht erwünscht" oder "Die Juden sind unser Unglück")
überschwemmt sei. Mit besonderer Schärfe wurde die wirtschaftliche
Ausschaltung der Juden im Vieh- und Pferdehandlung betrieben. Ende 1933 verkündete
der Stadtrat, dass es jüdischen Händlern ab sofort verboten sei, den Viehmarkt
zu betreten, falls sie keine Lizenz der NSDAP vorweisen könnten. Im April 1934
waren unter den 51 Viehhändlern der Stadt nur noch vier Juden. Auch aus dem
allgemeinen Leben der Stadt wurden die jüdischen Einwohner systematisch verdrängt:
der Besuch von Konzerten, Stadtanlagen, Schwimmhallen usw. wurde ihnen verboten.
Auf Grund dieser zahlreichen antijüdischen Maßnahmen lebten im September
1938 nur noch 96 jüdische Personen in der Stadt, über 100 waren inzwischen
in andere Städte verzogen und ausgewandert, darunter auch Bezirksrabbiner Dr.
Eli Munk, der im April 1937 nach Frankreich emigriert war. 1938 klebten
schon Wochen vor dem Novemberpogrom an den jüdischen Häusern Plakate mit dem
Text "Jud hau ab bis 1.1.1939!" Beim Novemberpogrom 1938
wurden jüdische Wohnungen verwüstet, die Synagoge geschändet und ihre
Inneneinrichtung teilweise zerstört (s.u.). Zahlreiche Juden wurden in einen
Autobus gedrängt und genötigt, ihre Unterschrift zum Verkauf ihrer Häuser zu
20 bis 50 Prozent des Wertes zu leisten. Mehrere der männlichen Juden wurden in
das KZ Dachau verbracht.
Von den in Ansbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen des
"Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945") (Anmerkung: eine
Recherche nach den Listen von Yad Vashem,
Jerusalem ist zu Ansbach leider nicht möglich, da bei Eingabe des Namens
Ansbach zu viele Namen (über 1000) aus dem Gesamtdistrikt Ansbach angezeigt
werden und keine eingeschränkte Suche im Blick auf die Stadt Ansbach möglich
ist): Erna Aaron geb. Moses (1890), Hermann Adler (1912), Mirjam
Adler (1888), Jeanette Berg geb. Hirschmann (1861), Alexander Bermann (1883),
Hedwig Bermann (1888), Marie Bermann (1880), Marianne Bing (1909), Lotte
Bleinstein geb. Stein (1877), Mordechai Bohrer (1885), Helene Bollack geb.
Wittowsky (1892), Regina Braude geb. Rosenstein (1874), Henriette Eisfeld geb.
Heilbrunn (1903), Heinz Eschwege (1924), Rosa Thekla Farntrog geb. Jochsberger
(1895), Sofie Fenichel geb. Behrer (1901), Emma Frankenbacher geb. Hirschmann
(1875), Martin Frankenburger (1908), Wilhelm Gutmann (1885), Hugo Hausmann
(1885), Ella Heimann (1919), Fanny Heimann geb. Eisenmann (1887), Julius Israel
(1892), Blanka Kammelgarn geb. Meyer (1905), Frieda Karpf geb. Bermann (1876),
Moses Kohn (1899), Frieda Krämer geb. Hirschmann (1873), Emma Königshöfer
(1862), Betty Landauer (1889), Setta Lang geb. Steiner (1871), Camilla
Liebermann geb. Lebrecht (1890), Irma Löwenthal geb. Lobstein (1882), Bertha
Meyer geb. Rosenfeld (1864), Ilse Michelsohn (1929), Karl Michelsohn (1896),
Ilse Oppenheim (1920), Max Rindsberg (1899), Marie Schendel geb. Sander (1898),
Bertha Schild geb. Jochsberger (1900), Elfriede Schild (1921), Herbert Jakob
Schild (1925), Paula Schild geb. Jochsberger (1893), Karoline (Lina) Schloss
geb. Steiner (1862), Bertha Schneider geb. Hahn (1872), Babette Strauss geb.
Hamburger (1891), Elise Strauss geb. Röder (1864), Anne Wandewart geb. Marcus
(1885), Hugo Weil (1863), Paula Weil (1890), Emil Weinstock (1886), Armin Weiss
(1894), Fritz Wurzinger (1870).
Nach 1945: In Ansbach, das nach Kriegsende
zur Amerikanischen Besatzungszone gehörte, hielten sich Ende 1945 etwa 7.200
sog. "Displaced Persons" - KZ-Überlebende und Kriegsflüchtlinge aus Osteuropa -
auf, ein großer Teil von ihnen waren jüdische Personen. Mit ihrem Zuzug nach
Ansbach entstand alsbald eine neue jüdische Gemeinde
in der Stadt und zwar im Bereich der Bleidorn-Kaserne,
wo das jüdische DP-Lager eingerichtet wurde. Im November 1946 lebten hier mehr
als 1.200 Personen. Auch wenn nach Gründung des Staates Israel 1948 die Zahl
der DPs schnell zurückging, bestand in der Bleidorn-Kaserne bis 1956 eine
jüdische Gemeinde mit einem hier eingerichteten Betsaal. In der Stadt selbst hatten sich Anfang 1946 80 jüdische DP's in Ansbach
zum "Jüdischen Komitee Ansbach" zusammengeschlossen. Im Mai 1946 fand
in der Synagoge eine Gedenkfeier für die in der NS-Zeit ermordeten Juden statt.
Seitdem wurde die Synagoge auch immer wieder für gottesdienstliche Feiern
genutzt. Vgl. Abschnitt von Henry D. Schuster: Von
Sterbfritz nach Las Vegas. 2011
Abschnitt zu
Ansbach als pdf-Datei eingestellt.
Anfang Juli 1949 wurde die Synagoge nach Abschluss einer umfassenden
Renovierung wieder offiziell als Gottesdienstraum eingeweiht. Dennoch kam es in
der Stadt selbst nicht zur Gründung eines neuen Gemeinde, auch auf Grund der in
der Stadt damals weiterhin starken antijüdischen Atmosphäre. Wichtigste Person
für das jüdische Leben bis in die 1960er-Jahre war in der Stadt Julius Ceslanski.
Zum "Kinder-Kibbuz" in Strüth siehe weitere
Seite.
Eine Synagoge oder ein Betsaal war bereits im Mittelalter
vorhanden, da im 15. Jahrhundert unter den jüdischen Einwohnern ein
"Schulklopfer" erwähnt wird sowie ein "Judenschulhof" (Hof
um die "Judenschule" = Synagoge) erwähnt wird.
Im 17. Jahrhundert fand bis 1675 der Gottesdienst in einem
Kämmerlein des Hauses von Amson Model, einem wohlhabenden Hofjuden statt. Nach
einem Streit während der Gebetszeit, der immerhin so bedeutend war, dass er
eine Bestrafung auf dem Rathaus und den markgräflichen Befehl zur Folge hatte,
keine Streitereien in der Synagoge mehr zu veranstalten, entstanden zwei Privatsynagogen,
neben derjenigen im Haus des Juden Amson Model auch eine in dem des Simon Model.
Seit 1732 gab es Bestrebungen, nur noch eine Synagoge in der Stadt zu
haben. Hoffaktor Löw Israel bot 1743 ein ihm gehörendes Anwesen der
jüdischen Gemeinde zum Kauf an. Diese musste auf Grund der Interventionen des
Hoffaktors beim Markgrafen das Anwesen für 1.500 Gulden erwerben und kaufte
schließlich von Metzger Friedrich Weber ein Nachbarhaus dazu. In den folgenden
drei Jahren wurde nach den Bauplänen des damaligen italienischen
Stararchitekten Leopoldo Retti (Link zum
Wikipedia-Artikel) eine Synagoge
erstellt, die am 2. September 1746 feierlich eingeweiht werden konnte.
Insgesamt hatte sie 13.000 Gulden gekostet und der jüdischen Gemeinde einen
großen Schuldenberg besorgt.
Einige Hintergrundinformationen zum
Synagogenbau auf Grund der intensiven Durchsicht der Ratsakten der Stadt und
anderer Quellen gibt S. Haenle s.Lit. S. 142-144: "Als 1743 durch die
Neumann'sche Untersuchung ein Synagogenbau in Ansbach angeregt wurde,
benützte Löw Israel die Gelegenheit, seine zwei baufälligen Häuser gut
an den Mann zu bringen, und richtete deshalb eine Eingabe angeblich nach
gepflogenem Benehmen - welches aber in Wirklichkeit nicht stattfand
- mit dem Landrabbiner, den Barnossen und den meisten Ansbach Juden an den
Markgrafen. Die Juden remonstrierten hiergegen, indem sie behaupteten, die
Löw Israel'schen Häuser wären zu abgelegen und zu teuer. Ein
markgräfliches Dekret gestattet ihnen nun, einen Platz zu erwählen, ohne
auf dieses Anwesen zu reflektieren, worauf auch die Juden einen Ausschuss
von vier Personen ernannten, um einen Platz auszusuchen. Löw Israel und
Michael Simon, die beiden damaligen Hofjuden, und wie gewöhnlich in
bitterster Feindschaft miteinander, waren nicht in den Ausschuss gewählt
worden. Ersterer widerstrebte den Schritten dieses Ausschusses, ohne ihn,
den Löw Israel, dürfe nichts geschehen. Trotzdem gingen die Beratungen
weiter, und 16 bevollmächtige Personen schlossen vorbehaltlich der
herrschaftlichen Genehmigung einen Kaufvertrag mit dem Schneider Siebel
ab, wonach dieser sein Haus auf der Schütt ihnen um 750 Gulden
verkaufte. Löw Israel war aber inzwischen nicht untätig, und
überraschte seine Glaubensgenossen 1744 mit einem heimlich erwirkten
Dekrete, wonach die neue Synagoge auf seinem Hausplatze gegen
Bezahlung von 1.000 Gulden Konzessionsgeldern und die Verabreichung eines
jährlich Kanon von 9 Gulden, nebst der Steuer von dem Hausplatze,
herzustellen, oder vielmehr mit den Worten des Dekrets zu reden, 'zu
erlauben sei.'
Die Juden remonstrierten abermals, Löw Israel akkordierte aber inzwischen
eigenmächtig mit den Handwerksleuten, ließ sogar die jüdischen
Feiertage über arbeiten, und kümmerte sich um alle gegenteiligen Schritte
nichts, bis 1745 ein herrschaftliche Inhibitorium einlief. Da ruhte die
Sache einstweilen und im Jahre 1746 berichtet Barabau: Serenissimus habe
ihn nach Gunzenhausen befohlen, dort angekommen, habe er Audienz erhalten
und der Markgraf habe gegen ihn geäußert: es solle die epinöse
Judenschulsache zu Ende gebracht werden. 'Höchstdieselben haben in dieser
mit der Neumänn'schen Inquisition konnexen Sache, und im gnädigsten
Anbetracht der gespielten jüdischen Intrigen gegen mich geäußert, dass
Sie in causa quaestionis wieder viel Verdruss gehabt, anjetzt aber
inkliniert wären, die neuerbaute Judenschule der hiesigen Judenschaft in
Konformität des erteilten Konzessionsdekretes zu überlassen, mit dem
Annexo, dass auf eine gute Art mit Konservierung Serenissimi Höchsten Respekts
der Bedacht dahin genommen werden solle, von dieser Konzessionserteilung
noch ein proportionierliches freiwilliges Geldquantum von der Judenschaft
allhier zu erheben'. Barabau bemerkt weiter: 'Es wäre nicht schwer
gefallen, die Sache vollends auszumachen, allein wie er getrachtet, seinen
geringen pas zu mensuieren, so sei die Sache beruhend geblieben und habe
Serenissimus ihm befohlen, diese Intention Eurer Hochfreiherrlichen
Exzellenz mit dem Anfügen zu hinterbringen, Eurer Exzellenz Meinung bei
der Hieherkunft nach Gunzenhausen zu vernehmen.' In einem Postskriptum
heißt es endlich: 'Vielleicht gibt dieses Gelegenheit, mich in die Gnade
des Herrn Geheimrats, Präsidenten Hochfreiherrlicher Exzellenz wieder
etwas mehr zu rekommandieren. Herrn Oberhofmarschall Exzellenz habe sofort
meine untertänigste Aufwartung gemacht, und sind dieselben mit meinen
Verrichtungen ganz zufrieden gewesen.' Seckendorf verhielt sich aber
passiv in dieser Angelegenheit, er erklärte trotz mehrerer Schreiben des
Barabau, in welchen unter Anderem gesagt ist, dass Löw Israel 'superos
Acheronta movire,' er (Seckendorf) meliere sich in die Sache nicht.
Löw Israeli, gleichfalls von dem markgräflichen Entschlusse in Kenntnis
gesetzt, fürchtete das 'Lamentieren und die Beschwerden der Juden von
wegen des geforderten freiwilligen Geldquantums.' Nun kommen in den Akten
die Konzepte der Finalentschließung des Serenissimus, es müssen noch
1.000 Gulden gezahlt werden, und wer den Synagogenbau hindern wolle,
verfalle in eine Strafe von 100 Dukaten. Den von Löw Israel gefürchteten
Lamentationen wurde demnach vorgebaut.
Welch ein Widerspiel der verschiedensten Motive wirkte demnach bei diesem
Baue mit! Bei dem Markgrafen der Wunsch, noch ein proportionierliches
Geldquantum zu erlangen, bei Barabau das Bestreben, auf der einen Seite
sich bei 'Herrn' zu insinuieren, andererseits dem Minister, mit dem er
damals auf gespanntem Fuße gelebt zu haben schien, sich wieder 'etwa mehr
zu rekommandieren'; bei Löw Israel endlich der Wunsch nach einem
rentierlichen Verkaufe seines Anwesens.
Es musste die Synagoge damals als eine besonders schöne gegolten haben,
da sogar der Herzog von Glocester 1782 sie während des Gottesdienstes in
Augenschein nahm.
Dieser Bau stürzte die Gemeinde in eine ziemliche Schuldenlast, die ihr
um so drückender fiel, als der Wohlstand derselben bedeutend im Sinken
begriffen war, und deshalb die Abzahlung sich nicht ermöglichte. Man
griff, da direkte Besteuerung Einzelnen zu wehe tat, zu einer indirekten,
und es musste behufs Aufbringen der Zinsen und der sonstigen Lasten der
jüdischen Gemeinde dahier ein sogenannter Fleischkreuzer, d.i. bei jedem
Pfund Fleisch 1 Kreuzer mehr gezahlt werden.
Wie schnell übrigens der Wohlstand bei den Juden damals wechselte, haben
wir bereits an dem Beispiele der Isaak Nathan'schen Familie gesehen, und
es lässt sich von der Nachkommenschaft fast aller Hofjuden dasselbe
nachweisen. Ein Enkel der Model, Model Neuburger, war zur Zeit der
Einweihung der Synagoge in so schlechten Verhältnissen, dass ihm in
Anbetracht derselben und dass seine Vorfahren zu den ältesten jüdischen
Bewohnern der Stadt gehörten, ein Synagogenplatz gratis gewährt wurde,
die Fränkel wurden bankrott, dasselbe widerfuhr dem Löw Israel und auch
der letzte Resident Seligmann kam noch bei Lebzeiten in höchst
zerrüttete Finanzverhältnisse".
Die Angelegenheit des Synagogenbaus war somit ziemlich
kompliziert. Dennoch entstand, letztlich auf Grund des Drängesn des Markgrafen
Karl Wilhelm Friedrich durch den Oberbaudirektor Leopold Retti eine Synagoge in
charakteristischem Barockstil, die mit ihren hohen Rundbogenfenstern und die
Gliederung durch breite, flache Pilaster an das südliche Langhaus der Kirche
St. Gumbertus in Ansbach erinnert. Im Inneren der Synagoge lassen sich
italienische, insbesondere venezianische Einflüsse erkennen.
Mehrere Umbauten und Renovierungen hat das Synagogengebäude erlebt. Um 1840
wurde im Innenraum eine Kanzel
eingebaut. Anlässlich der Amtseinsetzung des Rabbiners Grünbaum im Juli 1841
ist jedenfalls von einer "neu erbauten Kanzel" die Rede (zum
Text). Auch die Frauenempore wurde mehrfach umgebaut / vergrößert. 1842
wurden weitere Umbaumaßnahmen und die Einführung von Subsellien (Bankreihen)
statt der bis dahin üblichen Stehpulte (Betständer) beschlossen. Für die
Finanzierung bat die jüdische Gemeinde bei der Regierung, eine Sammlung in den
jüdischen Gemeinden des Landes durchführen zu dürfen. Die Kollekte wurde im
Oktober 1842 genehmigt und in den Folgewochen durchgeführt. Nach Mitteilung des
Ertrages der Kollekte im Frühjahr 1843 wird alsbald die Reparatur und die
Einführung der Subsellien durchgeführt worden sein.
Kollekte zur Reparatur der Synagoge in
Ansbach (1842/43)
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 6. Oktober 1842: "3. Oktober 1842. An die fürstlich
Löwensteinische Regierungs- und Justizkanzlei in Kreuzwertheim und an sämtliche
Distrikts-Polizeibehörden in Unterfranken und Aschaffenburg.
(Das Gesuch der israelitischen Kultusgemeinde in Ansbach um Bewilligung einer Kollekte zur
Reparatur ihrer Synagoge betreffend). Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Seine Majestät der König haben allergnädigst zu gestatten geruht, dass
für die Deckung der Kosten der Reparatur der Synagoge in Ansbach, sowie zur
Bestreitung der Ausgaben für die Einführung von Subsellien in dieser
Synagoge eine Kollekte bei den israelitischen Glaubensgenossen des
Königreichs veranstaltet werde.
Die Distrikts-Polizeibehörden werden anher angewiesen, diese Kollekte bei
den israelitischen Glaubens-Genossen durch deren Kultus-Vorsteher vornehmen
zu lassen, und den Ertrag an das Expeditions-Amt der unterfertigten
königlichen Stelle einzusenden Das Resultat der Kollekte ist binnen vier
Wochen berichtlich anher anzuzeigen.
Würzburg, den 26. September 1842. Königliche Regierung von
Unterfranken und Aschaffenburg, Kammer des Innern. B.W.d.Pr. Freiherr
von Strauß, Direktor. Hübner."
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 6. April 1843: "20. März 1843. (Das Gesuch der israelitischen
Kultusgemeinde Ansbach um Bewilligung einer Kollekte zur Reparatur ihrer
Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs. Mit Bezug auf das Ausschreiben der
unterfertigten königlichen Stelle vom 26. September 182 Nr. 32,825-32,286
rubrizierten Betreffs, Intelligenzblatt Nr. 114, von 1842, wird das Resultat
der Kollekte für die Deckung der Reparatur-Kosten der Synagoge zu Ansbach
und zur Bestreitung der Ausgaben für die Einführung von Subsellien in dieser
Synagoge nachstehend zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Würzburg den 14. März 1843. Königliche Regierung von Unterfranken und
Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger Hübner."
Danach werden die Ergebnisse der Kollekten in den einzelnen Behörden/Ämtern
mitgeteilt.
Am 9. September 1846 feierte die jüdische Gemeinde das
100jährige Bestehen der Synagoge:
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. August 1846:
"Am 9. September dieses Jahres feiert die Gemeinde in Ansbach den
100jährigen Bestand ihrer Synagoge und sind bereits freiwillige Beiträge
zur angemessenen feierlichen Begehung dieses Tages gezeichnet
worden."
Baubeschreibung der Synagoge
Von Gerhard W. Mühlinghaus liegt folgende Baubeschreibung
vor (in: Die Architektur der Synagoge S. 146): "Es handelt sich um
einen zweigeschossigen Bau auf rechteckigem Grundriss. Die Fassade wird
bestimmt von fünf Fensterachsen mit Rundbogenabschlüssen. Die an der Straße
liegende Front weist eine breite Eckquaderung mit horizontalen Lagen auf.
Die Fenster sind mit stark hervorgehobenen Kämpferquadern versehen,
dazwischen befinden sich erhabene hochrechteckige Wandkompartimente. Den
Bau schließt nach oben ein schmales Traufgesims ab; darüber befindet
sich das Mansarddach mit Gauben.
Westlich der Synagoge befindet sich ein von Nord (Haupteingang) nach Süd
(Gemeindehaus) laufender Gang. Durch Erweiterung bis zum ersten Geschoss
(über dem Gang) wurde das Frauenhaus baulich verändert.
Das Innere ist bis auf Bima und Aron Hakodesch ein relativ schmuckloser
Raum. Im unteren Drittel verkleidet alle Wände eine hohe
Wandvertäfelung, die als oberen Abschluss ein schmales Leuchtergesims
besitzt. Die Westwand wird durch die über einer schmalen Vorhalle
liegende Frauenempore bestimmt, die über die Eingangswand zum
Männerbetraum etwas hervorragt. An dieser Stelle wird sie im Erdgeschoss
von schmalen Säulen mit Kompositkapitellen gestützt. Darüber liegt ein
breites, durchlaufendes Gebälk, auf dem eine kassettierte Holzbrüstung
steht. Über dieser befinden sich große Korbbogenöffnungen, jeweils von
schmalen Stützen nach unten getragen. Das kräftige Wandgesims, das zu
einem Muldengewölbe überleitet, sitzt dicht auf den Rundbogenfenstern
der Südwand und der Westwand auf. Die Proportionen über dem Aron Hakodesch
und über den Öffnungen der Frauenempore sind etwas günstiger. Im
Männerbetraum stehen heute mit östlicher Blickrichtung für die Betenden
angebaute Bänke. Den Aufgang zum Aron Hakodesch flankieren zwei schmale
Vorbeterpulte. In der Mitte über dem Aron Hakodesch befindet sich ein
Fenster, das durch einen das Spiegelgewölbe mit steilen Kalotten
durchschneidenden Lichtschacht aus der Dachmansarde Licht gibt.
Der Aron Hakodesch steht auf einem hohen Podest, zu dem vier Stufen
führen und hat einen Aufbau von über sechs Metern. Die Bima ist ein
mächtiger Aufbau auf achteckigem Grundriss in der Mitte des Hauptraumes.
Auf diesem erhebt sich die nach Süden und Norden offene Steinbalustrade
mit schönem eisernem Gitter."
Bis nach 1933 blieb die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens.
Zu einem schweren Anschlag kam es am 27. Oktober 1938, als während des
Gottesdienstes eine Tränengasbombe in die Synagoge geworfen wurde. Beim Novemberpogrom
1938 wurde dem Oberbürgermeister von der Gauleitung der NSDAP in Nürnberg
befohlen, die Synagoge niederbrennen zu lassen. Der Oberbürgermeister hat die
Aktion offenbar nur widerwillig oder auf Grund der Rücksichtnahme auf die
angrenzenden "arischen" Wohnhäuser durchführen lassen (ein Nachbar
wollte die Synagoge als Lagerraum nutzen). So inszenierten auf Grund des Befehls
zwei SA-Leute nur einen "symbolischen Brand" der Synagoge. Sie
zerschlugen einige Bänke, warfen Torarollen und andere religiöse Schriften zu
den Trümmern und steckten den Haufen an, worauf - wiederum im Auftrag des
Oberbürgermeisters - die Feuerwehr erschien und die Flammen schnell löschte.
Zwei Säulen des Almemors, ein Vorhang und einige Torarollen waren verkohlt.
Beschädigt wurden auch Toraschrein-Vorhänge und zwei Kronleuchter aus Kupfer.
Dennoch war die geschändete Synagoge nicht mehr für Gottesdienste der
jüdischen Gemeinde verwendbar.
1939 bis 1945 wurde die Synagoge als Lebensmittellager zweckentfremdet. Nach
1945 wurde die Synagoge wiederum als jüdisches Gotteshaus verwendet, in
dem einige Zeit Gottesdienste für amerikanische Soldaten, aber auch für
"Displaced Persons" (DPs) abgehalten wurden (s.o.). Eine Renovierung
ist 1948/49 durchgeführt, die Synagoge Anfang Juli 1949 wieder eingeweiht
worden. Da in den 1950er- und 1960er-Jahren die Zahl der jüdischen Einwohner in
Ansbach ständig zurückging und ein Wiederentstehen einer jüdischen Gemeinde
nicht erwartet werden konnte, wurde die Synagoge 1964 zu einem "musealen
und symbolischen Gotteshaus" erklärt und unter die Obhut des
Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern gestellt.
Die Innenausstattung mit dem Almemor (Bima) und der Toraschrein (Aron haKodesch)
aus der Erbauungszeit blieben durch alle Veränderungen und Umnutzungen erhalten. Im Süden der Synagoge
schließt sich das ehemalige Haus des Synagogendieners an, sowie das ehemalige
Haus des Schächters. Auch das Ritualbad (Mikwe) im Keller sind erhalten.
Von 1985 an wurde über mehrere Jahre eine umfassende Renovierung
des Synagogengebäudes vorgenommen. Während der Arbeiten erschien
nachstehender Presseartikel (ca. 1986), der über die aufgetretenen
Schwierigkeiten bei der Sanierung informiert:
Die Synagoge ist seit Abschluss der Renovierungen eines der
herausragenden Kulturdenkmäler der Stadt. Sie kann nach Anmeldung über die
Stadt besichtigt werden (vgl. Links unten zur Stadtverwaltung).
Adresse/Standort der Synagoge: Rosenbadstraße 3
Aktuelle Öffnungszeiten:
Die Synagoge mit den Ritualbädern und dem Info-Zentrum ist von Mai bis September
an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat in der Zeit von 15.00 bis 17.00
Uhr geöffnet. Siehe www.synagoge-ansbach.de.
Fotos / Grundrisse
(Historische Aufnahmen von Theodor
Harburger 1928 und Karl Michelsohn, Ansbach, veröffentlicht in Theodor
Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern.
Hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem und
dem Jüdischen Museum Franken - Fürth & Schnaittach. 1998. Bd. 2 S. 10-13;
Grundrisse aus: C. H. Krinsky s.Lit. S. 256 Abb. 120-121;
Neuere Fotos: Außenaufnahmen: Hahn, Aufnahmedatum 9.7.2007 und 8.1.2011;
Hinweis- und Gedenktafel: Jürgen Hanke, Kronach aus: www.synagogen.info; Innenaufnahmen
aus: Schwarz (Hrsg.), Architektur der Synagoge s. Lit. S. 147).
Historische Aufnahmen
Bima mit Vorlespult
Blick zum Toraschein
Toraschrein
Toraschrein mit Torarollen;
rechts Ausschnittvergrößerungen
Inschrift am Toraschrein:
"Erkenne,
vor dem du stehst"
Torarollen
(Ausschnittvergrößerung
der Aufnahme links)
Grundrisse des
Synagogengebäudes
Grundriss
Querschnitt
Neuere Fotos
(Juli 2007)
Blick auf die
Synagoge in der Rosenbadstraße
Hinweistafel
Blick zum Eingangstor
Blick auf das
ehemalige jüdische Gemeindehaus mit Rabbinerwohnung
und
Schulräumen und rituellem Bad in der Reuterstraße
Neuere Fotos
(Januar 2011)
Blick auf die Synagoge -
das Dach wird erneuert
Hinweistafel
am Eingang
Führung einer Gruppe
durch
Alexander Biernoth
Innenansichten des
Betsaales
diese Fotos in hoher Auflösung: Foto
links - Foto
rechts
Juli 2012:
Das neue Informationszentrum ist eröffnet
Pressemitteilung vom 20. Juli 2012 (aus den
Informationen der Studio Franken des Bayerischen Rundfunks: Mitteilung
vom 20.7.2012):
"Synagoge Ansbach: Neues Infozentrum über jüdisches Alltagsleben
Im Gebäude der Ansbacher Synagoge ist ein neues Infozentrum eröffnet worden. Es informiert über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Ansbach, aber auch über jüdisches Alltagsleben heute.
Die Ausstellung zeigt Alltagsgegenstände, wie sie in jeder jüdischen Familie zu finden sind. Die neue Schau will damit den Besuchern der Synagoge das Judentum näherbringen. Das Info-Zentrum kann im Rahmen einer Synagogen-Führung besichtigt werden. Es gibt aber auch Info-Tafeln, die den Besuchern entsprechende Erläuterungen bieten. Zu den unten genannten Öffnungszeiten können sich Interessierte also auch ohne Führung umschauen.
Das kleine Museum ist im ehemaligen Dienerhaus der Synagoge in der Rosenbadstraße untergebracht. Der "Frankenbund - Gruppe Ansbach" initiierte das Infozentrum. Die Ansbacher Synagoge aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wirkt von außen relativ unscheinbar, ist aber eine der bedeutendsten, original erhaltenen barocken Synagogen in Süddeutschland. Das jüdische Bethaus überstand die Reichskristallnacht unbeschadet und wird seit der Nachkriegszeit als musealer Raum für kulturelle Zwecke genutzt. Eine jüdische Gemeinde gibt es heute nicht mehr, die Synagoge kann aber besichtigt werden. Weitere Informationen und Öffnungszeiten
Die Synagoge in Ansbach ist seit Mai auf vielfachen Wunsch von Touristen auch wieder ohne gebuchte Führungen zugänglich. Noch bis Ende September ist sie an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat zwischen 15.00 und 17.00 Uhr geöffnet. Besucher können dann den Gebetsraum, das Dienerhaus mit dem neuen Infozentrum, den Synagogenhof und eines der beiden Ritualbäder besichtigen. Während dieser zwei Stunden ist dann auch ein Stadtführer oder eine Stadtführerin anwesend und kann auf Wunsch Auskunft geben."
November 2016:
Veranstaltung zum Gedenken an den Novemberpogrom
1938
Artikel im Focus online Local Bayern vom 11.
November 2016: "Stadt Ansbach - Gedenkstunde zur Reichspogromnacht in der Ansbacher Synagoge
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden Synagogen und Gebetshäuser zerstört, jüdische Geschäfte verwüstet und jüdische Mitbürger getötet, misshandelt und verhaftet.
Anlässlich der Gedenkstunde zur Reichspogromnacht gedachten Oberbürgermeisterin Carda Seidel, Vertreter der Ansbacher Kirchen, Irith Michelsohn, Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld und zahlreiche Besucher den schrecklichen Geschehnissen vor 78 Jahren.
Irith Michelsohn, erinnerte daran, dass alleine 47 Angehörige ihrer Familie Opfer von Vertreibung wurden, fliehen mussten oder im KZ ermordet wurden. Eindrucksvoll zitierte Michelsohn aus deren Briefen, die Einblick gaben in die bedrohlichen Verhältnisse in Deutschland und die vergeblich gehegte Hoffnung auf ein neues Leben in Palästina. Ohne Erinnerung an die Vergangenheit habe die Zukunft keine Perspektive, so Michelsohn. Mit Blick auf die zunehmende Fremdenfeindlichkeit und rechtsextreme Auswüchse forderte sie dazu auf,
'endlich ernst zu machen mit dem Schutz der Menschenwürde'.
Die Oberbürgermeisterin Seidel betonte in ihrer Rede, wie wichtig es gerade
'mit Blick auf manch aktuelle Tendenzen und Entwicklungen in Politik und
Gesellschaft' sei, die Erinnerung zu bewahren und immer von neuem aus ihr zu lernen.
'Während der NS-Zeit flohen die Menschen aus Angst um ihr Leben und ihre Freiheit aus unserem Land. Heute ist Deutschland das bevorzugte Zuwanderungsland für Flüchtlinge aus den Kriegs- und Krisengebieten dieser
Welt.' Deutschland stehe heute für Stabilität, Frieden und Rechtsstaatlichkeit, diese Werte gelte es nun zu bewahren, so Seidel.
'Alle gesellschaftlichen Kräfte sind daher - gerade auch mit Blick auf unsere Vergangenheit - aufgerufen den zunehmenden fremdenfeindlichen Tendenzen und Handlungen
entgegenzutreten.'" Link
zum Artikel
November
2017: Veranstaltung zum Gedenken an
den Novemberpogrom 1938
Pressemitteilung der Stadt
Ansbach vom 11. November 2017: "Stadt Ansbach. Gedenkstunde zur Reichspogromnacht in der Ansbacher Synagoge
Bei der sehr gut besuchten Gedenkstunde anlässlich der Reichspogromnacht in der Ansbacher Synagoge machte Israel Schwierz, langjähriges Mitglied der israelitischen Gemeinde Würzburg deutlich, dass Erinnern auf keinen Fall eine Schuldzuweisung an die nachgeborenen Generationen sie. Er stellte aber auch klar, dass die Menschen aus seiner Sicht nichts dazu gelernt hätten und es auch nach der Reichspogromnacht ähnliche schreckliche Geschehnisse in fast allen Ländern gegeben habe. Heute sei die Erinnerung oft unangenehm, aber es gebe immer noch antisemitische und rassistische Taten.
'Der Blick zurück mahnt uns, alles dafür zu tun, dass sich solch schreckliche Geschehnisse niemals
wiederholen', betonte Oberbürgermeisterin Carda Seidel und forderte dazu auf sich aktiv für eine demokratische, pluralistische und weltoffene Gesellschaft einzusetzen.
Seidel bedankte sich zudem beim Frankenbund für deren Engagement für das Museum im Dienerhaus die Stolpersteine.
Laut Dekan Hans Stiegler, der gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen Regionaldekan Hans Kern, als Kirchenvertreter an der Gedenkstunde teilnahm, setze eine solche Gedenkstunde ein Zeichen gegen Antisemitismus. Er wies daraufhin, dass auch außerhalb der Gedenkstunde die mahnenden Worte gelebt werden müssten.
Musikalisch umrahmt wurde das Gedenken von Schülerinnen und Schülern des Theresien-Gymnasiums unter der Leitung von Stefan Hofmann."
Dezember
2017:Erinnerung an die Ansbacher
Synagoge
Artikel in hagalil.com vom 9. Dezember 2017: "Ansbach: Barocksynagoge und
Wartesaal für Shoa-Überlebende.
Die mittelfränkische Bezirkshauptstadt und ehemalige Residenz des Marktgrafen von Brandenburg-Ansbach blickt auf eine 700-jährige jüdische Geschichte zurück. Ab dem 14. Jahrhundert bis ins Jahr 1940 waren – mit Unterbrechungen – Juden in der Stadt ansässig. Für das Jahr 1631 lassen sich beispielsweise 27 jüdische Familien nachweisen; zum Ende des 18. Jahrhunderts waren es bereits 60 Familien mit über 300 Personen. Lange Zeit fanden die Gottesdienste zumeist in kleinen privaten Betstuben statt, denn erst 1739 hatte der Hoffaktor Isaak Natan vom Markgrafen die Erlaubnis zum Bau eines Beth HaKnesset erhalten. Im September 1746 wurde die – im Barockstil errichtete – Synagoge in der Rosenbadstraße feierlich eingeweiht...." Link zum Artikel
Januar
2018:Erinnerung an die Ansbacher
Synagoge
Beitrag von Thomas Senne in "Deutschlandfunkkultur.de" vom 5.
Januar 2018: "Ansbacher Synagoge. Zeugnis des jüdischen Barock
Viele Synagogen zerstörten die Nazis in der Pogromnacht. Die Synagoge im fränkischen Ansbach ist da eine Ausnahme. Sie ist nicht niedergebrannt worden. Möglicherweise aus Rücksichtnahme auf die Wohnhäuser daneben – denn die gehörten Nicht-Juden..." Link
zum Artikel
November 2019:
Erinnerung an den Novemberpogrom
1938
Artikel in "fränkischer.de" vom
5. November 2019: "Ansbach. Gedenkstunde anlässlich der Reichspogromnacht
Ansbach. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden jüdische
Mitbürger misshandelt, gedemütigt und getötet, Geschäfte verwüstet und
Synagogen und Gebetshäuser zerstört. Diese Gräueltaten des NS-Regimes sind
unvergessen.
Auch mit Blick auf die schrecklichen Ereignisse in Halle und den generell
zunehmenden Antisemitismus möchten wir uns gemeinsam mit den evangelischen
und katholischen Kirchengemeinden an die Reichspogromnacht mit einer
Gedenkstunde erinnern. Diese findet am Sonntag, 10. November 2019, um 18 Uhr
in der Synagoge (Rosenbadstraße) statt. Mit Unterstützung der Vertreter
beider Kirchen und mit musikalischer Umrahmung von Schülern des
Theresien-Gymnasiums unter Leitung von Studiendirektor Stefan Hofmann,
werden Mitglieder der Familie Zimmermann die Feierstunde gestalten. Tochter
und Schwiegersohn des ehemaligen Ansbacher Augenarztes Dr. Berthold Daniels
werden das Totengebet Kaddish vortragen..."
Link zum Artikel
November 2019:
Sechste Verlegung von
"Stolpersteinen" in Ansbach
Anmerkung: Mit den neuverlegten Steinen zieht sich mit nun 91 Stolpersteinen
eine Spur der Erinnerung durch Ansbach. 2014 wurden erstmals Stolpersteine
in Ansbach verlegt. Am 6. November 2019 wurden für Elise Daniels geb.
Buchthal und ihren Sohn Dr. Berthold Daniels in der Jüdtstraße 20
Stolpersteine verlegt. Weitere Stolpersteine wurden für die Familie
Weissmann (Jakob Weissmann und Martha Weissmann, geb. Laub, sowie deren
Kinder Martin und Helga Weissmann) in der Schloßstraße 13, für die Familie
Dietenhöfer (Ludwig Dietenhöfer, Babette Dietenhöfer, geb. Weissmann, Kurt
Dietenhöfer) in der Nürnberger Straße 11 und die Familie Joel (Leon Joel,
Johanna Joel, geb. Samuel und Günther Joel) in der Nürnberger Straße 22
verlegt.
Artikel von Bettina Bocskai in "ansbachplus.de"
vom 6. November 2019: "13 neue Stolpersteine für Ansbach
Am Mittwoch, den 6. November 2019, werden ab 12 Uhr in Ansbach 13 weitere
sogenannte 'Stolpersteine' verlegt. Die kleinen Gedenktafeln aus Messing vom
Kölner Künstler Gunter Demnig erinnern Bewohner und Besucher an die
individuellen Schicksale von Opfern der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft.
Insgesamt 91 Stolpersteine zum Gedenken an Opfer des Naziregimes. Die
Stolpersteine werden vor den Anwesen Jüdtstraße 20, Schloßstraße 13,
Nürnberger Straße 11 und 22 von dem Künstler eingesetzt. Bereits seit 2014
konnten in Zusammenarbeit mit dem Frankenbund und der Stadt Ansbach jedes
Jahr Stolpersteine in Ansbach verlegt werden. Mit den 13 neuen Steinen
erinnern ab Mittwoch in Ansbach insgesamt 91 Stolpersteine an Opfer des
Nationalsozialismus."
Link zum Artikel
Vgl. den Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Ansbach sowie
https://www.synagoge-ansbach.de/stolpersteine.html
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979.
Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988. 1992².
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch).
Harold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland.
Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert. 1981. Bd. I S.
31-32.
Carol Herselle Krinsky: Europas Synagogen.
Architektur, Geschichte und Bedeutung. Stuttgart 1988. Insbesondere S.
255-256 und passim.
Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Die Architektur der
Synagoge. Stuttgart 1988.
Jim G. Tobias: Vorübergehende Heimat im Land der
Täten. Jüdische DP-Camps in Franken 1945-1949. Nürnberg 2002.
Alexander Biernoth: Ansbachs jüdische Gemeinde im
19. Jahrhundert. In: Andrea M. Kluxen (Hrsg.): Juden in Franken 1806 bis heute. Ansbach 2007 S.
111-130.
"Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern.Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Ansbach S. 45-68.
Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Ansbach S.
44-47.
Isak Nethanel Gath: Der Hexenmeister von
Schwabach. Der Prozess gegen den Ansbachischen Landesrabbiner Hirsch
Fränkel. Reihe: Mittelfränkische Studien Bd. 21. Hrsg.: Historischer
Verein für Mittelfranken. 2011. ISBN 978-3-87707-812-9. 19,90 €.
Anmerkung von Christof Eberstadt zu diesem Buch: "Der Verfasser hat sämtliche zur Zeit ihm verfügbaren Quellen zur Geschichte der Prozesse gegen den Ansbacher Hofjuden
Elkan Fränkel und seinen Bruder, den Landesrabbiner Zwi Hirsch Fränkel ausgewertet, und eine Vielzahl neuer Erkenntnisse zu den Personen, ihren Familien und ihrem Umfeld gefunden, und vor allem eine ganze Menge tradierter Überlieferungen in den Bereich der Fabel verwiesen, und korrigiert. Ein wahrer Gewinn!"
Henry
D. Schuster: Von Sterbfritz nach Las Vegas. CoCon-Verlag 2011. ISBN
978-3-937774-83-1 213 S. 115 Abb. Der 2011 85-jährige Henry Schuster beschreibt in seinem Buch, wie aus dem am 18. März 1926 in der Schlüchterner Straße 24 in Sterbfritz geborenen Heinz der amerikanische Staatsbürger Henry wurde.
Henry Schuster ist 2014 verstorben, siehe
https://www.sterbfritz-chronik.de/persönlichkeiten/heinz-henry-schuster/
Die Familie Schuster gehörte zu den angesehensten der Gemeinde
Sterbfritz. Der Vater betrieb ein gut eingeführtes Textilgeschäft mit angeschlossenem Versandhandel, die Mutter hielt als umsichtige Hausfrau die Familie zusammen.
In der NS-Zeit konnte Heinz Schuster mit einem Transport jüdischer Kinder und Jugendlicher in die USA in Sicherheit gebracht werden. Seine Mutter und seine Schwester Margot wurden umgebracht, die andere Schwester überlebt das KZ
Bergen-Belsen. 1945 kam Henry Schuster als amerikanischer Soldat nach
Ansbach und berichtet in seinem Buch über diese Zeit, vgl.
Leseprobe
aus dem Buch (S. 184-186, pdf-Datei).
Ansbach, Middle Franconia. Jews
first settled in the early 14th century. Most were murdered in the Black Death
persecutions of 1348-49. The community reestablished itself in the second half
of the 14th century under the protection of the margrave Friedrich V. A Jewish
quarter and synagogue are known from the 1470s. Anti-Jewish agitation
intensified in the early 16th century, leading to the explusion of the Jews in
1560.
In 1609 they were again permitted to settle and quickly came to dominate trade,
expecially in cattle and horses. The community played a leading role in the
Landjudenschaft organization of the 48 Jewish communities (as of 1714) in the
Ansbach principality. In the 18th century the Model and Fraenkel families were
prominent as Court Jews. However, the prosecution of one of the Fraenkels on
charges of wischcraft led to the impoundment of Jewish religious books
throughout the principality. Restrictions and disabilities lasting until the
Emancipation were introduced on the 18th century, though the community remained
one of the wealthiest in the region, with 30 merchants visiting the Leipzig fair
each year. In 1837 the Jewish population was 450 (total 14.100). A Jewish public
school was opened in 1828 and a small yeshiva in the 1850s. From 1896 to 1916,
R. Pinchas Kohn, one of the leaders of Agudat Israel, served as rabbi.
Antisemitism was widespread in the post-Wordwar period, with Nazi propaganca
stirring up anti-Jewish feelings. The Jewish cemetery was desecrated in 1927 and
1932. In 1933 there were 197 Jews in Ansbach. Communal property included a
synagogue built in the baroque style in 1744-46 by the well-known Italian
architect leopold Retty. The Zionist Organization and Central Union (C.V.) were
active. In 1933 Jewish traders were banned from the livestock market and Jews
were also banned from various public places. The community reacted by
maintaining welfare services and cultural activities (through the Juedischer
Kulturbund). All the Jews of Ansbach were arrested by local SA troops on Kristallnacht
(9-10 November 1938) but largely through the efforts of the mayor no physical
harm came to them and the damage to Jewish property was minimal. He saved the
synagogue by symbolically lighting a fire and quickly extinguishing it. The
synagogue was soon after sold to the municipality. Until that time, 87 Jews had
left the city. In December, another 84 were expelled and 17 more left in
1939-40, bringing the community to an end. Of the total, 44 left Germany, 19 of
them to the United States. After the war, 191 Jews gathered in the city but most
soon emigrated.
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