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Schwabenheim an
der Selz (Kreis Mainz-Bingen)
mit Bubenheim und Groß-Winternheim (Stadt Ingelheim, Kreis
Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Schwabenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis um
1920. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18./19. Jahrhunderts zurück.
Erstmals wird jedoch bereits 1454 ein jüdischer Einwohner in der
Gemeinde genannt. Danach gibt es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nur einzelne
Nennungen von Juden am Ort.
Zu der Anfang des 19. Jahrhunderts entstehenden jüdischen Gemeinde in Schwabenheim
gehörten in der Folgezeit auch in in den benachbarten Orten Bubenheim
und Groß-Winternheim lebenden jüdischen
Personen: Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: in Schwabenheim: 1830 28, 1857 31, 1864 37, 1900 5 jüdische
Einwohner; in Bubenheim 1830 4, 1857 9, 1864 18, 1900 0 jüdische
Einwohner, in Groß-Winternheim 1830 30, 1857 27, 1864 27, 1900 8, 1925 4
jüdische Einwohner.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule. ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war im 19. Jahrhundert - zumindest zeitweise - ein jüdischer Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war; Nachweise liegen hierfür jedoch
noch nicht vor. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk in Bingen.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Ernst Feibel (geb.
28.3.1898 in Großwinternheim, gef. 28.8.1918).
1924 lebten noch 13 (1925
10) jüdische Personen in Schwabenheim. Die Gemeinde war inzwischen aufgelöst,
die Synagoge verkauft (s.u.).
Von den in Schwabenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Minna Herzfeld geb.
Sauerbach (1861), Albert Kramer (1866), Thea Flora Wertheimer (1883).
Aus Bubenheim und
Groß-Winternheim werden in den genannten Verzeichnissen keine Personen genannt.
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Sophie Sauerbach geb. Keller
(1903)
Anmerkung: Sauerschwabenheim wurde 1904 in
Schwabenheim umbenannt.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1903:
"Sauerschwabenheim (bei Mainz), 1. Januar. Tiefe Trauer ist in die
weitesten Kreise der hiesigen Gegend eingezogen. Frau Sophie Sauerbach
geb. Keller ist nach kurzem Krankenlager, im Alter von 59 Jahren,
verblichen. Mit ihr ist eine der edelsten Frauen, ein Biederweib in des
Wortes wahrster Bedeutung, dahingegangen. Das Leichenbegängnis, an dem
sich auch zahlreiche Christen beteiligten, legte beredtes Zeugnis ab von
der Liebe und Verehrung, welche die Verblichene weit und breit genoss. In
tief ergreifender, treffender Weise schilderte im Trauerhause Herr
Rabbiner Dr. Neuwirth - Bingen den
schweren Verlust, den ganz Israel beklagen müsse; denn eine Frau,
geschmückt mit den vornehmsten Tugenden, das Musterbild eines echt
jüdischen Weibes, ist aus unserer Mitte geschieden. 'Gefallen ist die
Krone von unserem Haupt!' Was die Selige gewesen, ihre tiefinnige
Frömmigkeit, ihre Herzensgüte und ihre edle Bescheidenheit, lässt sich
kaum in Worten ausdrücken. Es ist schwer zu sagen, ob ihre seltene,
aufopferungsvolle Mutterliebe von ihrem innigen Wohltätigkeitssinn, oder
dieser von ihrer großen Gottergebenheit und Demut übertroffen wurde. Es
ist bekannt, dass ihr Haus allezeit eine gastliche Raststätte bot jenen
armen Juden, welche oft in größeren Scharen durch die hiesige Gegend
zogen. Es war rührend zu sehen, mit welcher Liebe und Bereitwilligkeit
sie diesen - selbst am frühesten Morgen, oder zu später Nachtstunde -
Speise und Trank zubereitete und ihnen noch ein Geldgeschenk auf den Weg
mitgab. Dabei bildete ein schlichter, bescheidener, geradezu demutsvoller
Sinn den Grundzug ihres edlen Charakters. Über ihre Lippen kam nie ein böses
Wort, irgendein kränkender Ausdruck gegen Jemand; sie vermied es in
gewissenhafter Weise, über abwesende Personen zu sprechen oder
Unterhaltungen zu führen. Darum erfreute sich ja auch die Verblichene
allenthalben der größten Verehrung und Hochachtung.
Möge der Allgütige die trauernden Hinterbliebenen in ihrem Schmerz
trösten, dass sie Erhebung finden in dem Gedanken, dass die Heimgegangene
durch ihren tugendhaften, gottesfürchtigen Wandel den menschlichen
Lebenszweck, wie selten eine, erfüllt hat. Möge das Bild der
Entschlafenen in den Kindern als ein hohes Ziel fortleben, das zu allem
Guten und Edlen ermuntert und bestimmt. Die Erinnerung an sie sei zum
Segen." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Schwabenheim
geborenen Siegfried Kramer |
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KK (Mainz 1939) für Siegfried
Kramer (geb. 26. April 1865 in Sauerschwabenheim), Handelsvertreter |
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Zur Geschichte der Synagoge
Ein Betsaal / eine Synagoge wurde vermutlich im 18.
Jahrhundert eingerichtet. 1826 ist das Gebäude durch ein Unwetter
zerstört worden. In einem Bericht aus diesem Jahr heißt es: "Am 31. Mai
war ein Gewitter, wodurch die Judenschule und Heppels Haus Mauer weggerissen wurde".
Noch 1826 oder wenige Jahre danach wurde ein neuer Betsaal (Synagoge) in einem
Gebäude in der Bachstraße 4 eingerichtet. 1843 erwarben vier jüdische
Gemeindeglieder zur Inneneinrichtung die Bänke und das Holz der Empore aus der alten
Kapelle. Vermutlich wurde damals der Betsaal umgebaut - wie in anderen Gemeinden
auch sind die "Stände" (Betpulte) damals durch Bänke ersetzt worden.
Bei der Synagoge handelte es sich um einen kleinen Bruchsteinbau mit
Fachwerkgiebel. Rundbogenfenster (auch ein rundbogiges Zwillingsfenster) hoben
den Charakter als eines besonderen Gebäudes hervor.
Das Synagogengebäude wurde bis um 1920 als jüdisches Gotteshaus
genutzt, danach versteigert. Ein Nachbar - Herr Ehrlich (vgl. Situationsplan
unten) erwarb das Gebäude 1921 für 8900 Mark:
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober 1921:
"Die Israelitische Gemeinde in Schwabenheim hat ihre Synagoge
versteigern lassen. Sie wurde von einem Herrn Ehrlicher zum Preise von
8.900 Mark erworben, der sie zu einem Geschirrschuppen einrichten
will." |
Nach dem Verkauf an den Nachbarn Ehrlich wurde das Gebäude 1922
zur Wagenremise umgebaut und in den folgenden Jahrzehnten als Geräteschuppen
verwendet. 1971 wurde das Gebäude abgebrochen; das Grundstück wurde mit
der Lagerhalle eines Spenglerbetriebes überbaut.
Adresse/Standort der Synagoge: Bachstraße
4
Plan / Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 337)
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 336-337 (mit weiteren Literaturangaben).
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