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Kreis Trier-Saarburg"
Schweich
mit Issel (Kreis Trier-Saarburg)
und Hetzerath (Kreis Bernkastel-Wittlich)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Schweich bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/41.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals
wird 1639 ein jüdischer Einwohner am Ort genannt. 1742 lebten bereits
sieben jüdische Familien in Schweich. 1776 wird erstmals der Friedhof
("Juden-Begräbniß an der kurfürstlichen Acht") genannt.
In der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu:
1808 wurden 48, 1843 90 jüdische Einwohner gezählt. 1863 wurde mit 144
Personen der höchste Stand erreicht. Danach ging die Zahl der Juden am Ort
durch Aus- und Abwanderung wieder zurück (1895 95, 1927 78 jüdische
Gemeindeglieder).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Stelle musste
aus nicht bekannten Gründen häufig neu ausgeschrieben werden (siehe Anzeigen
unten). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in
Trier.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Isak (Issi) Israel
(geb. 25.10.1893 in Schweich, gef. 25.9.1915) und Julius Israel (geb. 17.5.1896
in Schweich, gef. 13.4.1918)). 1925 wurde für die beiden ein
Denkmal in der Synagoge angebracht (siehe Bericht unten).
1925, als noch 100 Einwohner der jüdischen Gemeinde
angehörten (etwa 2,9 % der Gesamteinwohnerschaft von ca. 3.500 Einwohnern),
waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde: Philipp Salm, Nathan Kahn,
Egon Faß, Leo Sender. Der Repräsentanz gehörten an: Alfred Salm, Karl
Salm, Samuel Kahn, N.R. Kahn, Siegfried Jakobs, Leo Sender und Egon Faß. An jüdischen
Vereinen gab es eine Männerchewra (Wohltätigkeitsverein, Bestattungswesen),
eine Frauenchewra (Unterstützung bei Krankheits- und Sterbefällen, Totenwache)
und ein Jüdischer Jugendbund. Der Synagogengemeinde in Schweich war inzwischen
die jüdische Gemeinde in Spiesen angeschlossen worden (mit 1925 zehn jüdischen
Familien). Auch die in Issel und Hetzerath lebenden etwa 12 jüdischen Personen
gehörten zur Schweicher Gemeinde (zeitweise bzw. teilweise auch zur
Gemeinde Müstert und Niederemmel, zuvor
im 19. Jahrhundert auch zur Gemeinde Neumagen). 1932 war 1. Gemeindevorsitzender
Nathan Kahn, 2. Vorsitzender Philipp Salm, 3. Vorsitzender und Schriftführer
Egon Faß. Der Repräsentanz unter ihrem Vorsteher Philipp Salm gehörten neun
Mitglieder an. Als Lehrer, Kantor und Schochet war Nandor Fruchter tätig. Er
unterrichtete im Frühjahr 1932/33 an der Jüdischen Volksschule 15
Kinder.
Im Juni 1933 gehörten noch 91 Personen der jüdischen
Gemeinde an. Von ihnen ist in den folgenden Jahren ein größerer Teil auf Grund
der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der
Entrechtung ausgewandert oder in andere Städte verzogen. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge völlig demoliert, jüdische Wohnungen und
Geschäfte überfallen, die Einrichtungen teilweise zerstört, geplündert oder
auf die Straße geworfen. Im Mai 1939 lebten nur noch 14 jüdische
Personen in Schweich.
Dennoch sind insgesamt von den in Schweich geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adelheid Allmeier geb. Salm (1871), Alina Behrens
geb. Salm (1884), Charlotte Bender geb. Corig (1886), Franziska Bock geb. Israel (1891), Ella Bonem geb. Israel
(1889), Dina (Mina, Wilhelmine) Buchheim geb. Isay (1884), Hertha Eichenwald
geb. Salm (1905), Bertha (Betty) Fass geb. Salm (1891), Fritz Fass
(1922), Rebekka Glaser geb. Kapost (1879), Hulda (Jenny) Hayum geb. Salm (1899),
Augusta Herrmann geb. Isay (1874), Ilse Hirsch geb. Kahn (1921), Elfriede Isay (1931), Ella Isay (1932),
Fritz Isay (1932), Gerd Albert Isay (1930), Helena Isay geb. Jakobs (1890), Helga Isay (1932), Jetta Isay (1892), Julius
Isay (1896), Kurt Isay (1924), Martha Isay geb. Katz (1904), Martha Isay (1924),
Moritz Isay (1882), Pauline Isay geb. Blum (1862), Vera Isay (1928), Leo Israel
(1906), Mathilde Israel (1873), Bernard Kahn (1898), Edith Kahn
(1921), Eginhild (Hilde) Kahn (1922), Elsa Kahn geb. Schoemann (1895),
Friederike (Frieda) Kahn geb. Salm (1887), Hilde Kahn (1922), Johanna Kahn (1885), Josef Kahn (1916), Leon
Kahn (1898), Louis Kahn (1874), Lucie Kahn (1927), Mathilde Kahn (1882), Nathan
Kahn (1866), Rosa Kahn geb. Kahn (1902), Sara Kahn geb. Israel (1885), Selma
Kahn geb. Israel (1885), Sophie Kapost (1880), Hedwig Henriette Katz geb. Kappel
(1882), Nanette Koblenzer geb. Kahn
(1874), Rebekka Lachmann geb. Salm (1876), Kathinka (Catinca) Loeb geb. Israel
(1876), Irma Mendel geb. Israel (1889), Oskar Mendel (1879), Max
Nathan (1876), Gustav Salm (1880), Julius Salm (1897), Karl Salm (1866), Lilly Salm geb. Wolf
(1880), Moritz Salm (1882), Paula Salm geb. Wolf (1886), Ilse Schwartz geb. Salm
(1920), Martha Stern geb. Israel (1886), Frieda (Leni) Schoemann (1908), Elsa Stern geb. Israel (1886), Bertha Willner geb. Salm (1874), Bella Wolff geb. Isay
(1900).
Aus Hetzerath ist umgekommen: Leopold (Leo) Leyens (geb. 1886 in
Schwanenberg, wohnhaft in Erkelenz, Heinsberg und Hetzerath, 1942 Ghetto Izbica,
ermordet). Aus Issel ist umgekommen: Eduard (Eddy) Paim (geb. 1918 in
Worms, wohnhaft in Issel, Ichenhausen und Würzburg, ermordet 1944 Auschwitz).
Hinweis: für Erna Schuster geb. Israel (geb. 7. Mai 1908 in Schweich als
Tochter von Moses Israel) wurde in
Seligenstadt ein "Stolperstein" verlegt. Sie ist zusammen mit ihrer Familie
im November 1935 nach Argentinien emigriert.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1870 /
1878 / 1879 / 1880 / 1885 / 1890 / 1892 / 1893 / 1897 / 1907
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Mai 1870:
"Die hiesige Lehrer- und Vorbeterstelle ist vakant und gleich zu
besetzen. Fixes Gehalt 300 Thaler. Nebeneinkünfte 100 Thaler garantiert.
Aspiranten, welche einige musikalische Kenntnisse, sowie die Fähigkeit
als Schochet besitzen, werden vorgezogen.
Wir bemerken noch, dass unser bisheriger Lehrer und Vorbeter 23 Jahre
ununterbrochen in unserer Gemeinde fungierte und dieselbe nur
Familienverhältnisse halber jetzt verlassen hat.
Qualifizierte Bewerber wollen unter Einsendung ihrer Zeugnisse sich
baldmöglichst bei dem Unterzeichneten oder bei Herrn Oberrabbiner Kahn in
Trier melden.
Schweich bei Trier, den 26. April 1870. Der Vorstand der
Synagogen-Gemeinde, Abraham Isay." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1878:
"Die israelitische Gemeinde dahier wünscht für ihre Elementarschule
einen geprüften Lehrer, der zugleich auch die Funktionen als Vorbeter
und Schochet übernimmt, zu engagieren. Fixierter Gehalt 900 Mark
nebst 400 Mark Nebeneinkünfte garantiert.
Antritt den 1. Januar 1879 (Unverheiratete bevorzugt). Hierauf Reflektierende
belieben ihre Zeugnisse an den Unterzeichneten einzusenden.
Schweich (Landkreis Trier), Oktober 1878. Der israelitische
Gemeinde-Vorstand." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1879:
"Die israelitische Gemeinde zu Schweich wünscht bis zum Februar 1879
einen geprüften Lehrer zu engagieren, der auch Chasan und Schochet
ist. Fixiertes Gehalt 1.000 Mark jährlich nebst 400 Mark Nebeneinkünfte
(garantiert). Reflektierende belieben ihre Zeugnisse an den
Unterzeichneten baldigst einzusenden.
Schweich, Regierungsbezirk Trier, im Januar 1879. pp. Raphael
Israel, Vorsteher." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30.
November 1880: "Die hiesige Elementarlehrer-, Kantor- und
Schächterstelle wird zum 1. März kommenden Jahres vakant. Das fixe
Jahreseinkommen beträgt 1.000 Mark und für 400 Mark Nebenverdienste wird
garantiert. Musikalische Kenntnisse werden verlangt. Bewerber wollen ihre
Anmeldungen mit entsprechenden Zeugnissen frankiert hierher senden. Polen
und Russen bleiben ausgeschlossen.
Schweich (Regierungsbezirk Trier), im November 1880. Der Vorsteher der
Israelitischen Gemeinde: Rafael Israel." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1885:
"Die Stelle eines Elementarlehrers, Chasan und Schochet mit der ein
Fixum von 900 und ein Nebeneinkommen von 300 bis 400 Mark verbunden, ist
in der hiesigen Gemeinde vakant beworden. Bewerber, die besonders gute
Qualifikation als Chasan aufzuweisen haben, wollen sich unter Beilage
ihrer Zeugnisse bei dem Unterzeichneten baldmöglichst melden. Reisekosten
werden nur dem Gewählten vergütet.
Schweich bei Trier, 27. September 1885. Philipp Israel,
Vorsteher." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
17. Dezember 1885: "Die Stelle eines Elementarlehrers, Chasan
und Schochet, mit der ein Fixum von 900 Mark und ein Nebeneinkommen von
300 bis 400 Mark verbunden, ist in der hiesigen Gemeinde vakant geworfen.
Bewerber, die besonders gute Qualifikation als Chasan aufzuweisen haben,
wollen sich unter Beilage ihrer Zeugnisse bei dem Unterzeichneten
baldmöglichst melden. Reisekosten werden nur dem Gewählten
vergütet.
Schweich bei Trier, 14. Dezember 1885. Philipp Israel,
Vorsteher." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
14. Juli 1890: "Vakanz. Die hiesige Elementar-,
Lehrer-, Kantor- und Schächterstelle ist am 1. August zu besetzen. Fixes
Gehalt 700 Mark, Nebeneinkommen 500 Mark. Nur seminaristisch gebildete
Lehrer, die musikalisch und mit guten Stimmmitteln begabt sind, belieben
ihre Gesuche und Zeugnisse zu senden an den israelitischen
Vorsteher.
A. Isay Sohn, Schweich." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1892:
"Die hiesige Elementar-, Lehrer-, Kantor- und Schächterstelle ist am
1. Mai zu besetzen. Fixer Gehalt Mark 700 und Nebeneinkommen Mark 400-500.
Reisespesen werden keine vergütet und seminaristisch gebildete Lehrer,
die mit guten Stimmmitteln begabt sind, belieben ihre Gesuche und
Zeugnisse zu senden an den israelitischen Vorsteher
A. Isay Sohn, Schweich (Mosel). |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1893:
"Die Elementarlehrer-, Kantor- und Schächterstelle hierselbst ist
bis 15. September zu besetzen. Fixes Gehalt 700 Mark, Nebeneinkommen 300
Mark. Seminaristisch gebildete Lehrer, die mit guten Stimmmitteln begabt
sind, belieben ihre Zeugnisse zu senden an den
Vorsteher A. Isay Sohn, Schweich a. Mose." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1893:
"Die Elementarlehrer-, Kantor- und Schächterstelle hierselbst ist
bis 15. September zu besetzen. Fixes Gehalt 700 Mark, Nebeneinkommen 300
Mark. Seminaristisch gebildete Lehrer, die mit guten Stimmmitteln behabt
sind, belieben ihre Zeugnisse zu senden an den
Vorsteher A. Isay Sohn, Schweich a. Mosel." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1897:
"Die hiesige Elementar-Lehrer, Kantor- und Schächterstelle
ist am 1. April (1898) zu besetzen. Fixer Gehalt 900 Mark, Nebeneinkommen
2 bis 300 Mark. Reisespesen keine vergütet. Nur seminaristische gebildete
Lehrer, die mit guten Stimmmitteln begabt sind, belieben ihre
Gesuche und Zeugnisse zu senden an den Israelitischen Vorsteher
A. Isay Cohn, Schweich." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1907:
"Elementarlehrer-Vakanz.
Wegen meiner Berufung an die pensionsberechtigte Stelle nach Bad
Ems suche ich für die hiesige Elementarstelle, verbunden mit Kantorat
und Schechitah, für 1. Januar 1908 einen Nachfolger. Fixum 1.000 Mark und
bedeutende Nebeneinnahmen. Die Schule soll demnächst in eine öffentliche
umgewandelt werden. Unverheiratete, religiöse Bewerber preußischer
Staatsangehörigkeit wollen ihre Offerten mit Zeugnisabschriften richten
an M. Ucko, Lehrer, Schweich a.d. Mosel." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Einweihung des Denkmals für die Gefallenen der Gemeinde (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925:
"Schweich an der Mosel, 10. November (1925): Sonntag, den 8. November
fand hier die feierliche Enthüllung eines Denkmals für die gefallenen
Söhne unseres Ortes statt. Vorher war ein entsprechender Gottesdienst der
einzelnen Konfessionen. - Die hiesige israelitische Gemeinde veranstaltete
für ihre Gefallenen ebenfalls eine Gedenkfeier. Nach dem Schacharisgebete
sang Herr Lehrer Isenberg, Schweich, dem Ernst der Stunde anpassend, den
Trauer-Psalm Michtom Ledowid. Hierauf bestieg Herr Oberrabbiner Dr.
Altmann, Trier, die Kanzel. Die tief empfundenen Ausführungen klangen in
den Herzen der andächtigen Trauergemeinde, wie auch der erschienenen
Andersgläubigen wieder. Nach der Seelenfeier mit Verlesung der Namen der
gefallenen Söhne der israelitischen Gemeinde, wurde von sämtlichen
ehemaligen Kriegern unserer Gemeinde das Kaddischgebet gesprochen, und
hiermit fand die erhebende Feier ihren Abschluss. An dem Festzug
sämtlicher Vereine unseres Ortes zur Denkmalsenthüllung nahm die
israelitische Gemeinde, sowie Herr Dr. Altmann ebenfalls, teil, und wurde
dieser hierbei von unserem anwesenden Herrn Landrat, Dr. Pohl, sowie Herrn
Bürgermeister Ruhland, aufs herzlichste begrüßt. Nach der Enthüllung
legte im Namen der israelitischen Gemeinde unser erster Vorsteher, Herr Philipp
Salm, einen prächtigen Lorbeerkranz mit Schleife und entsprechender
Inschrift am Denkmal nieder." |
Zur Geschichte des Betsaales/der Synagogen
Bereits im 18. Jahrhundert war vermutlich ein Betsaal beziehungsweise eine
erste Synagoge vorhanden.
1820 wird an der Richtstraße/ Ecke Bahnhofstraße ein Synagoge
genannt, deren Baujahr unbekannt ist. Im Erdgeschoss befand sich ein Schulraum,
im oberen Stock der nach Osten ausgerichtete Betsaal. Er war für etwa 25 bis 30
Personen eingerichtet. Das Gebäude soll Rundbogenfenster und einen rundbogigen Eingang
besessen haben. An dem noch an dieser Stelle stehenden, aber schon lange Zeit umgebauten Gebäude
fällt noch der neuromanische Bogenfries sowie das unterhalb der Traufe laufende
Würfelgesims aus Buntsandstein auf. An der abgerundeten Gebäudeecke befand
sich der ursprüngliche Eingang.
1848 wurde von der preußischen Regierung die Bildung von Synagogengemeinden
angeordnet. Hierauf spendeten zwölf jüdische Familien Geldmittel für den Bau
einer neuen Synagoge in Schweich. Zunächst erwarben Abraham Isay II, Heimann
Isay und Lion Simon ein Grundstück hinter dem heutigen Gebäude Richtstraße
42, das für den Neubau einer Synagoge geeignet war. Neun weitere Familien
spendeten für den Bau der Synagoge, die schließlich 1851/52 erbaut und spätestens
im September 1852 durch den Trierer Oberrabbiner J. Kahn eingeweiht werden konnte. Über die Einweihung liegt ein
Bericht in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. November
1852 vor:
Aus dem Regierungsbezirk Trier, 8. Oktober (1852). Die
"Allgemeine Zeitung des Judentums" brachte in neuerer Zeit wieder
manche Berichte über Einweihungen von neuen Synagogen, und mit Recht öffnen
Sie denselben die Spalten der Zeitung des Judentums, da solche Berichte doch
beweisen, wie in unserer Zeit wieder neues Streben und Leben in den jüdischen
Gemeinden zum Vorscheine kommt, wie man solches seit den letzten Jahren sich so
schnell nicht erwartet hat. Durch solche und ähnliche Berichte werden auch
andere Gemeinden zur Nachahmung angefeuert, und in dieser Absicht teile ich
Ihnen den gegenwärtigen Bericht über zwei Synagogeneinweihungen zu Bernkastel
und Schweich durch den Oberrabbiner Herrn Kahn zu Trier mit. Die
Feierlichkeiten bei beiden fanden unter großer Beteiligung vieler Israeliten
von nah und fern und vieler Christen statt. Es wird Sie freuen, aus dem Programm
zu ersehen, dass dasselbe die Hauptbestandteile der Einweihungsfeier bei Ihrer
Synagoge zu Magdeburg in sich fasste, wie dies in der Allgemeinen Zeitung des
Judentums No. 40 vorigen Jahres mitgeteilt worden ist, und kann ich Sie
versichern, dass die beiden Einweihungen nach diesem Programm sehr gelungen
waren und den allgemeinsten Beifall fanden. Besonders gut machte sich das stete
Abwechseln bei der Feierlichkeit zwischen dem Geistlichen und dem Chor.
Beide Synagogen sind schöne, geräumige Gebäude und lässt die zu Schweich
nichts zu wünschen übrig. Beide Gemeinden - Bernkastel zählt circa 12 und Schweich
20 Mitglieder - mussten große Opfer für diese heilige Sache darbringen, und
sie brachten sie auch mit gutem Herzen. Einzelne Gemeindeglieder haben sich
besonders durch ihre unermüdete Tätigkeit und Aufopferung ausgezeichnet. So
viel nur noch, dass diese Feierlichkeiten im Allgemeinen und die Predigten des
Oberrabbiners Kahn auf Juden und Nicht-Juden den besten Einfluss ausüben,
hierdurch Juden und Judentum gehoben wurden und einen Kiddusch HaSchem
("Heiligung des göttlichen Namens") verursachten. Der Gottesdienst
wurde seitdem in Bernkastel mit einem sehr guten Chor abgehalten und auch in Schweich
war der Gottesdienst ein geordneter und geregelter, so wie man sich dort
bestrebt, auch einen Chor einzuführen.
Im Allgemeinen nimmt man im hiesigen Regierungsbezirk einen regen Geist wahr für
die Verbesserung des Kultus und des Schulwesens, und findet das eifrige
Bestreben des Herrn Oberrabbinen Kahn allgemeine Anerkennung. |
Anmerkung: Zu dem bei Schweich nicht im Einzelnen geschilderten Ablauf
vergleiche die Darstellung der Einweihung der
Synagoge in Merzig unter Oberrabbiner J. Kahn aus Trier im Jahr 1842.
Wiedereröffnung nach der Renovierung der Synagoge (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1886:
"Schweich a.d. Mosel. Heute am Schabbat Schofetim (Schabbat mit
der Toralesung Schofetim, d.i. 5. Mose 16,18 - 21,9, das war am 4. September
1886) wurden der hiesigen Gemeinde die Tore unseres Gotteshauses
wieder geöffnet. Seit Wochen musste der Gottesdienst in der Knabenschule
abgehalten werden, da unsere Synagoge restauriert wurde. Froh und freudig
schlugen unsere Herzen, als wir das Innere des Hauses, welches jetzt
seinem heiligen Zweck entsprechender gestaltet worden, sagen. - Das
Gotteshaus gehört zu den schönsten der Umgegend. 'Wie lieblich sind
deine Wohnungen, Herr Zebaoth' (Psalm 84,2), welcher an der Innenseite
unseres Heiligtums prangt, hat sich im vollen Sinne bewahrheitet. -
Durch die weihevolle Predigt des Herrn Lehrer Bachenheimer, sowie durch
Chorgesänge der Schulkinder wurde die Feier des Tages besonders
gewürdigt. -
Kosten wurden zur Ehre Gottes nicht gescheut. Alle Anerkennung verdienen
die Herren Kaufmann Isay und Ph. Israel, welche für die Neugestaltung des
Baues tätig und emsig bemüht waren und das heilige Werk mit Eifer und
Mühe haben fördern helfen. Aber auch der fromme Sinn unserer Chewrat
Naschim (Frauenverein), zeigte sich wieder im schönsten Lichte, indem
sie einen prachtvollen Teppich der Synagoge schenkte. - Möge dieses Haus
stets eine Stätte des Segens für uns sein und bleiben. Aug.St." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von einem NS-Sturmtrupp
geschändet. Mit Äxten und Brechstangen wurden die Fenster und die
Inneneinrichtung zerschlagen. Diese wurde teilweise geplündert, teilweise vor
die Synagogentür geworfen. 1939 sollte eine Zwangsversteigerung des Gebäudes
erfolgen, die jedoch im März 1940 wieder zurückgezogen worden, weil der letzte
Vorsteher Nathan Kahn mit einem örtlichen Landwirt einen Kaufvertrag
abschließen konnte. In den Folgejahren wurde die Synagoge als Lager für
französische, später auch für russische und serbische Kriegsgefangene
zweckentfremdet. Nach Kriegsende wurden unter französischer Bewachung deutsche
Kriegsgefangene in dem Gebäude festgehalten. 1950 erhielt die Jüdische
Gemeinde in Trier das Anwesen zurück. Diese verkaufte das Gebäude 1951 an die
Raiffeisenbank in Schweich, die es bis 1984 als Lager für Bauern- und Winzerbedarf
verwendete.
Adresse/Standort der Synagogen:
| alte Synagoge: Richtstraße/Ecke Bahnhofstraße
|
| neue Synagoge Kontaktadresse: Museum Synagoge
Schweich, Richtstraße (hinter Richtstraße 42), 54338 Schweich Tel.
06502/407801
E-Mail-Anfragen zur Besichtigung über die Stadtverwaltung Schweich (E-Mail)
|
Fotos / Darstellungen:
(Quelle: Kulturdatenbank Trier s.u. Links, Landesamt für
Denkmalpflege s. Lit.; Farbfotos: Hahn; Aufnahmedatum 17.4.2006)
Die alte Synagoge bis 1852 |
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Die alte Synagoge
Richtstraße/Ecke Bahnhofstraße |
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Die neue Synagoge,
eingeweiht im Sommer
1852 |
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Die einzige
bekannte historische Innenansicht |
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Die Synagoge nach der
Zerstörung 1938 |
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Blick auf die Eingangsfassade |
Seitenansichten |
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Fotos vor und nach der Renovierung |
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1984 |
1989 |
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1984 |
1989 |
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Die ehemalige Synagoge
im Frühjahr 2006 |
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Blick auf die Synagoge mit
neuem Eingangsbereich |
Gleichfalls erhalten: das
ehemalige
jüdische Schulgebäude |
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Der Eingang zum Betsaal |
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Äußere Eingangstüre |
Innere Eingangstüre |
Unbehauener Stein - zur
Erinnerung
an den zerstörten Tempel |
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Blick zum Bereich des
früheren Toraschreines |
Blick von der
Frauenempore |
Über dem
ehemaligen
Toraschrein |
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Fenster über dem ehemaligen
Toraschrein
mit aufgehender Sonne |
Blick zum Eingang
und zur Frauenempore |
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Auf der Frauenempore |
Denkmal im Vorraumbereich |
Vitrinen im musealen Bereich |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Juli 2009:
Zeitzeugen werden gesucht |
Artikel vom 7. Juli 2009 im "Trierischen
Volksfreund": Jüdisches Leben: Zeitzeugen gesucht
Zeitzeugen aus den Jahren vor dem Krieg suchen Stadt und Verbandsgemeinde Schweich. Ihre Berichte sollen Teil einer Dauerausstellung in der Synagoge werden..."
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Dezember 2009:
Zeitzeugenberichte in der ehemaligen Synagoge vor
Jugendlichen |
Artikel vom 11. Dezember 2009 im "Trierischen
Volksfreund" (Artikel):
"Beeindruckende Geschichtsstunde.
17 Jugendliche haben sich mit Zeitzeugen des Holocaust in Schweich unterhalten. Die gefilmten Gespräche werden Teil einer Ausstellung. Zur Eröffnung am 27. Januar kommt Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland..."
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Januar 2010:
Informationen zur Ausstellung "Jüdisches
Leben in und um Schweich 1339-1941" ab dem 24. Januar
2010 |
Pressemitteilung des Bistums Trier vom 11.
Januar 2010 (Pressemitteilung):
"Die Erinnerung wach halten. Charlotte Knobloch eröffnet Ausstellung über jüdisches Leben in Schweich.
Schweich – Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, eröffnet am Sonntag, 24. Januar um 11 Uhr die Ausstellung
'Jüdisches Leben in und um Schweich 1339 – 1941" in der ehemaligen Synagoge in Schweich..." |
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Januar 2010:
Ausstellung über jüdisches Leben in Schweich
eröffnet |
Artikel in der "Saarländischen Online-Zeitung" vom 26. Januar
2010 (Artikel):
"Ausstellung 'Jüdisches Leben in und um Schweich 1339 – 1941″ eröffnet.
Für Toleranz und Mitmenschlichkeit.
Schweich – Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, hat am Sonntag, 24. Januar die Ausstellung
'Jüdisches Leben in und um Schweich 1339 – 1941″ eröffnet. Im Beisein von Holocaust-Überlebenden aus Schweich würdigte sie das von Schülern gestaltete Ausstellungsprojekt in der ehemaligen Synagoge..." |
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Februar 2011:
Die Ausstellung wird um eine Tafel zur jüdischen
Geschichte in Leiwen erweitert |
Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 3. Februar 2011 (Artikel):
"Mehr Ausstellungsstücke in der Synagoge
Schweich. (red) Eine Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Schweich, die das jüdische Leben in den Orten der heutigen Verbandsgemeinde dokumentiert, wird erweitert. Eröffnet wird die Schautafel zum
"Jüdischen Leben in Leiwen" am Montag, 7. Februar, um 20 Uhr. .." |
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Artikel von Sandra Blass-Naisar im "Trierischen Volksfreund" vom
8. Februar 2011 (Artikel):
"Synagoge zeigt jüdisches Leben in Leiwen
Mit einem Festakt in der Schweicher Synagoge ist die seit einem Jahr bestehende Ausstellung "Jüdisches Leben in und um Schweich" erweitert worden. Eine Tafel mit der Geschichte der Juden aus der Moselgemeinde Leiwen und weiteren Interviews mit Zeitzeugen ergänzt die
Schau..." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Robert Reichard/Thomas Heidenblut: Synagogen
im Landkreis Trier-Saarburg. 2000. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 338-340 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Beitrag zu Hetzerath: Franz-Josef Schmit:
Theaterstück als Anregung zur Recherche. Vor 50 Jahren in Trier gestorben:
Der deutsch-jüdische Viehhändler Sigmund Haas aus Hetzerath. In: Die Woche (Trierischer
Volksfreund) vom 6. April 2019 S. 8.
Online eingestellt (pdf-Datei). |
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Dokumentation
der Aktivitäten im Rahmen der Aktion "Grenzenlos gedenken" in vier
luxemburgischen und vier deutschen Gemeinden zwischen dem 13. und 17.
Oktober 2019.
"Grenzenlos gedenken" wird gemeinsam durchgeführt von AG "Grenzenlos
gedenken" - Henri Juda (Comité Auschwitz Luxemburg) - Peter Szemere (Jüdiscche
Gemeinde Trier) - René Richtscheid (Emil-Frank-Institut Wittlich) - Wolfgang
Schmitt-Kölzer (Wittlich) - Matthias Schmitz (Dekanat Schweich-Welschbillig)
- Ralf Kotschka (Trier).
Die acht beteiligten Orte waren: Luxemburg - Trier - Ettelbrück - Mondorf -
Medernach - Neumagen - Schweich - Wittlich.
Die
Dokumentation ist online eingestellt (pdf-Datei, 50 S.) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Schweich
Rhineland. There are indication of a protected Jew (Schutzjude) living in
Schweich in 1639. A small community slowly developed, numbering 90 in 1843 and
95 in 1895. It maintained a cemetery, a synagogue consecrated in 1862, and a
school. In June 1933, about four months after the Nazis assumed power, there
were 91 Jews living in Schweich. On Kristallnacht (9-10 November), the
synagogue was looted and seriously damaged. By May 1939, only 14 Jews remained.
Five were deported in October 1941. Many who had hoped to find shelter in other
German towns were also deported. In all, at least 52 Jews from Schweich lost
their lives under the Nazis.
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