Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zur Übersicht "Synagogen
im Elsass"
Surbourg (Surburg)
(Dep. Bas Rhin / Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagoge / Synagogue
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Surbourg bestand eine - zeitweise relativ große - jüdische
Gemeinde bis um 1920. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts
zurück. Mitte des 16. Jahrhunderts genoss der Jude Lazarus von Surbourg das
Vertrauen der Judenschaft einer weiten Region. Er wird in manchen Beiträgen als
Nachfolger von Joselmann Rosheim angesehen. In einem Brief vom 11. Juli 1554
unterzeichnet er mit "Lazarus, Jud von Surburg, Gemeiner Jüdischhait
der Landvogtei Hagenou gesessen bevelshaber").
Im 18. Jahrhundert wuchs die Zahl der jüdischen Familien am Ort
auf 30 im Jahr 1784 (mit zusammen 143 Personen).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 172 jüdische Einwohner, 1846 296, 1861 216, 1870 233, 1892 102 (in
24 Familien), 1898 78 (in 18 Haushalten), 1899 70 (in 19 Haushalten), 1910 47.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(seit 1840 im jüdischen Gemeindehaus, zeitweise israelitische Volksschule) und ein rituelles Bad (eine alte Mikwe
war 1925 erhalten im Keller des Hauses mit der damaligen Nr. 111; 1840 wurde
eine neue Mikwe eingerichtet im jüdischen Gemeindehaus). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Einer
der ersten namentlich bekannten Lehrer war Nathan Mendel (genannt 1784). Spätere
Vorbeter/Lehrer waren: um 1887/1898 Kantor und Schochet L. Weil (Weill), Lehrer
L. Loeb (unterrichtete 1892 19 Kinder an der israelitischen Volksschule);
1898/99 Lehrer E. Frank (unterrichtete 1898 15 Kinder an der israelitischen
Volksschule, 1899 noch 10 Kinder). 1903 war weiterhin L. Weill als Kantor und
Schochet am Ort; den Religionsunterricht der noch neun Kinder erteilte Lehrerin
E. Levy aus Straßburg. 1910 erteilte der Kantor der Religionsunterricht der
Kinder.
Surbourg
war vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1865 Sitz eines Rabbinates.
Rabbiner in Surbourg waren: von 1808 bis 1838 Mayer Rotschild (1749-1838), von
1839-1844 Isaac Libermann (1815-1889), 1844 Michel Sopher (1818-1869), von 1844
bis 1852 Elie Lang (1818-1882), ab 1852 bis zur Verlegung des Rabbinats nach
Soultz-sous-Foret Joseph Bloch (s.u.). 1865 wurde ein
gemeinsames Rabbinat mit Soultz-sous-Foret gebildet (Sitz in Soultz - "Rabbinat de Surbourg - Soultz-sous-Foret"), das 1930 aufgelöst
beziehungsweise dem Rabbinat Wissembourg angegliedert wurde.
Den Gemeindevorstand bildeten um 1892/1895: Myrtill Levy, M. Marx, C.
Klein, Jsaac Levy und Leon Dahlmann; 1903: Nathan Klein, Mirtyll Levy, G. Levy.
1913 war Gemeindevorsteher Sylvain Levy.
An jüdischen Vereinen gab es (nach Verzeichnissen von 1898 und 1903)
einen Wohltätigkeitsverein 'Gemilluth Chessed' (bzw. Israelitischer
Männerverein) unter Leitung von N. Klein und einen Israelitischen Frauenverein
(gleichfalls Wohltätigkeitsverein) unter Leitung von Frau Sachs Wwe.
1936 wurden keine jüdischen Einwohner mehr in Surbourg gezählt.
Von den in Surbourg geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henriette Metzger (1884),
Hermann Sachs (1876), Charles Weill (1874), Marc Weil (1878).
Nach 1945 kehrten keine jüdischen Personen nach Surbourg zurück. Bei
der Volkszählung 1953 wurden keine jüdischen Einwohner
festgestellt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus
der Geschichte des Rabbinates in Surbourg
Zum Tod von Rabbiner Joseph Bloch (1905, Rabbiner in
Surbourg ab 1852)
Anmerkung: Rabbiner Joseph Bloch (geb. 1820 in Cernay (Sennheim)
als Sohn des Seligmann
Bloch und der Lea geb. Pfeiffer geboren; gest. 15. November 1905 in
Muttersholtz): besuchte seit 1843 die École rabbinique in Metz; seit 1852
Rabbiner in Surbourg; 1866 Verlegung des Rabbinates nach
Soultz-sous-Forêt;
von 1882 bis 1900 Rabbiner in Bischheim, danach im Ruhestand; war verheiratet
mit Karolina geb. Kahn (gest. 1900).
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. November
1905: "Aus dem Elsaß. In Müttersholz verschied am 18.
Cheschwan ein Mann, der es verdient, dass seiner in den weitesten
jüdischen Kreisen gedacht wird. Im Alter von 86 Jahren hat Herr Rabbiner
Jos. Bloch seine irdische Laufbahn beschlossen.
Rabbiner Bloch wurde im Jahre 1819 in Sennheim (Oberelsass) geboren. Den
Grundstein seines reichen jüdischen Wissens legte er bei seinem Lehrer
Oberrabbiner Sal. Wolf Klein seligen Andenkens in Dürmenach. - Seine
Studien beendete er an der école rabbinique in Metz, wurde Rabbiner in Surburg,
Sulz am Wald und später in Bischheim, als würdiger Nachfolger
des allbekannten und berühmten Rabbi Itzig Baer seligen Andenkens.
Rabbiner Bloch war noch einer von den echten Alten, die den
Rabbinerberuf aus einem inneren Drange heraus ergriffen, beseelt von dem
Wunsche, Tora zu lehren und zu verbreiten. Er fasste sein Amt nicht, wie
dies heute leider so oft geschieht, von der pekuniären Seite auf, sein
Leitmotiv war einzig und allein seine große Liebe zur Tora, die bei allen
seinen Handlungen zum Durchbruch kam.
Rabbiner Bloch war bei all seiner Gelehrsamkeit ein bescheidener Mann.
Persönliches war ihm fremd, er kannte nur die Sache, und von
eifersüchtigen Motiven wusste sein rechtlicher und frommer Sinn
nichts.
Unbeugsam und hartnäckig war er einzig und allein in der Verfechtung
unserer heiligen Gesetze und Minhagim (Gebräuche). - Da gab es für ihn
nichts Kleines, Unbedeutendes, Veraltetes, und er bestritt jedem, auch dem
bedeutendsten Rabbiner, das Recht, altehrwürdige Sitten und Gebräuche,
die durch Jahrhunderte geheiligt erscheinen, durch Neues, Zeitgemäßes zu
ersetzen. Er wollte den Beruf eines Rabbiners nicht vom Standpunkte eines
Gesetzgebers, sondern nur von dem eines Lehrers aufgefasst wissen, und von
diesem Gesichtspunkte war sein Handeln bestimmt. - Wer mit ihm in nähere Berührung
kam, bewunderte seine wahre, aufrichtige Friedensliebe und seinen edlen
Charakter, und mancher Toragelehrte war erstaunt über das große Wissen
dieses so bescheidenen Mannes.
19 Jahre waltete Rabbiner Bloch in Bischheim seines Amtes, und erst im
Alter von 80 Jahren, als ihm seine würdige Lebensgefährtin entrissen
wurde, zog er sich vom Amte zurück und verbrachte den Rest seiner Tage
bei seiner Tochter.
Rabbiner Bloch hat sich jede Trauerrede verbeten. Doch mehr wie Worte
verkündete die große Beteiligung bei der Trauerfeier in
Müttersholz,
sowie bei der Beerdigung, die in Bischheim erfolgte, dass ein Großer zu
Grabe getragen wurde.
Möge sein Andenken anfeuernd wirken auf alle Berufenen, wie er, zum Heile
unserer heiligen Religion, zum Wohle und zum Frieden der Gemeinden zu
wirken." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod des früheren
Gemeindevorstehers Nathan Klein (1914)
Artikel
in der Zeitschrift "Das jüdische Blatt" vom 13. März 1914: "Surburg.
Nach langem und schweren Leiden starb vorigen Sonntag Abend Herr Nathan
Klein, unser langjähriger früherer Vorstand, im 78. Lebensjahre. Am
Dienstag darauf fand die Beerdigung statt, zu der sehr viele Freunde des
Verstorbenen herbeigekommen waren. Auch die nichtjüdische Bevölkerung war
sehr stark vertreten, unter anderem sah man den hiesigen Bürgermeister und
Gemeinderatsmitglieder sowie den katholischen Hauptlehrer, was von der
großen Achtung zeugt, die der Verstorbene genoss. Herr Rabbiner Dr. Lehmann
aus Bischweiler in Vertretung seines
verhindert hin Kollegen gab hier so wohl wie auf dem
Friedhof in Hagenau in zu Herzen
gehenden Worten dem Schmerze und dem Danke Ausdruck. Die israelitische
Gemeinde verliert in dem in ihm eines ihrer treuesten und besten Mitglieder.
Möge der Allgütige der trauernden Familie, insbesondere der Gattin und dem
kleinen Enkel, die ihren Gatten und Großvater in unermüdlicher und
bewunderungswürdiger Aufopferung pflegten, seinen Trost spenden." . |
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert
Grabstein für Rachel L. Marx und Aug- Marx aus Surbourg in
New Orleans
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für: "Rachel
L. Marx
Surbourg Alsace
1851-1915. Ihre Ruhe sei Ehre.
May her resting place be glorious.
Aug. Marx
Surbourg Alsace 1849 - 1921
Über ihm sei Friede.
Peace be with him.
Our beloved son and brother.
Leon Marx 1873-1941
Sadie Marx 1881-1944".
|
Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde 1726 erstellt. Sie wurde 1843
renoviert. Das Gebäude besteht nicht mehr. Nach dem Beitrag von Rabbiner
Schwarz von 1925 (siehe unter den Links) stand sie auf einem Gartengrundstück,
das inzwischen einem christlichen Metzger gehörte.
Eine neue Synagoge wurde 1864 erbaut. Nach Auflösung der jüdischen
Gemeinde stand sie leer. 1936 wurde das Gebäude an die Stadt verkauft
und als Schule verwendet. 1949 wurde die ehemalige Synagoge
abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge:
unbekannt
Fotos
Synagoge |
Fotos der
ehemaligen Synagoge liegen noch nicht vor; über Hinweise oder Zusendungen
freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
|
|
|
|
|
|
Früheres jüdisches Haus
mit Inschrift
(Quelle: Rothé / Warschawski S. 139 bzw.
unten genannte französische
Infoseite) |
|
|
|
Die Inschrift
befindet sich auf dem Balken über den Fenstern des Erdgeschosses |
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
|
Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 139 |
n.e.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|