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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Bad Buchau (Landkreis Biberach)
Jüdische Geschichte / Betsäle / Synagogen
Zur jüdischen Geschichte in
Bad Buchau siehe vor allem auch die Seiten bei
www.JudeninBuchau.de
Übersicht:
Hinweis: Es besteht eine weitere Seite
mit Texten zur jüdischen Geschichte in Bad Buchau
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts freien Reichsstadt Buchau lebten
Juden bereits im Mittelalter. Erstmals wird 1382 ein jüdischer Einwohner
genannt.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 16./17.
Jahrhunderts zurück: seit 1575/77 (auch in der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges) werden wieder Juden in der Stadt genannt. 1665 wurde mit Baruch Moses
aus Wangen
am See der Stammvater der späteren Buchauer Familie Einstein aufgenommen.
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1858 mit 828 Personen erreicht.
Die jüdischen Familien lebten vom Groß- und Kleinhandel mit Waren aller Art,
seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bauten sie die ersten Buchauer
Industriebetriebe auf (vor allem in der Textilbranche).
Bereits seit dem 18. Jahrhundert war Buchau Sitz eines Rabbinates. Es wurde 1939
aufgelöst. Die Gemeinde bestand bis 1942/43, als die letzten jüdischen
Einwohner deportiert wurden.
Auf Grund der Judenverfolgungen und -ermordungen in der NS-Zeit kamen von den
1933 hier wohnhaften 162 jüdischen Einwohnern mindestens 56 ums Leben.
Zur Geschichte der Betsäle / der Synagogen
Vor dem Bau einer ersten Synagoge
wurden die Gottesdienste in Häusern mit Betsälen abgehalten. Der älteste,
vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammende Betsaal befand sich in dem
nach Osten gerichteten (hinteren) Teil des Gebäudes Schustergasse 7. Der
Toraschrank war an der Ostwand zwischen einem nördlichen und einem südlichen
Schmalfenster.
Ein späterer Betsaal war oberen Stock des Hauses
Schussenrieder Straße 6. Der letzte vor dem Bau der ersten Synagoge genutzte
Betsaal war im Gebäude Judengasse 6. Dort ist im zweiten Stockwerk noch ein
Zimmer erhalten, das eine mit Blumen bemalte Kassettendecke mit beweglichen
Feldern (zur Öffnung an Sukkot/Laubhüttenfest) hat.
1730/31 wurde am Eingang der Judengasse/Ecke Schussenrieder
Straße (gegenüber dem Platz der zweiten Synagoge, heute Parkplatz; Hofraum der
späteren Götzburg-Werke) eine erste Synagoge erstellt. Sie hatte eine
vergitterte Frauengalerie und war heizbar. Wahrscheinlich wurde die Synagoge
auch als Lehrhaus genutzt.
In den 1830er-Jahren erwies sich diese erste
Synagoge als zu klein. 1835 konnte man für einen Neubau ein geeignetes Grundstück
erwerben (Flurstück 179/6 an der Ecke Hofgartenstraße/Schussenrieder Straße).
Am 12. März 1838 begann der Synagogenbau, der nach den Plänen der Buchauer
Werkmeisters Alex Bauer ausgeführt wurde.
Bau der neuen Synagoge (1839)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juli 1839:
"Buchau, 1. Juni (1839). Der Bau der neuen Synagoge schreitet rasch
vorwärts und wird die Einweihung derselben mit freudiger Sehnsucht
erwartet. Sie wird im neuesten Geschmacke des Kirchenbaustiles mit großem
Kostenaufwand aufgerichtet, und ist besonders bemerkenswert, dass auf
derselben ein Turm mit einem Glockenspiele, zum Ersatz des
Schulklopfens und Rufens, angebracht wird. Noch manche israelitische
Gemeinde Württembergs wird diesem guten Beispiele aus Bedürfnis
nachfolgen. - Der König bewilligte zu diesem Synagogenbau, wie Sie
bereits gemeldet haben, einen Beitrag von 800 Gulden, der Fürst von Thurn
und Taxis als Patrimonialherr, 300 Gulden, und Herr von Rothschild in
Frankfurt a.M. zehn Preußische Taler! Letztere wurden dem hohen Geber
wieder zurückgesandt." |
Königliche Unterstützung zum Bau der Synagoge (1839)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. November 1839:
"Pfersee (bei Augsburg), 15. Oktober (1839). Sie haben bereits die
großmütige Handlung Seiner Majestät des Königs von Württemberg in
Bezug auf die Gemeinde zu Buchau am Federsee erwähnt, zu denen
Synagogenbau Allerhöchstdieselben 1.000 Gulden beitrugen. Als vor einiger
Zeit die Einweihung vor sich gehen sollte, schickten Seiner Majestät
einen Extra-Estafetten nach Buchau, dass man die Zeremonie am
Freitagnachmittag eine Stunde später beginnen möchte, da derselbe Punkt
4 Uhr in Buchau eintreffen werde, um dem Feste beiwohnen zu können. Der
König zeigte sich durch die gehaltvolle Predigt des Buchauer Rabbinen
recht erbaut und schenkte der Buchauer Gemeinde abermals 1.000 Gulden! Das
Herz der Könige ist in der Hand Gottes!" |
Im Mai 1840 war das schon am 30.
August 1839 eingeweihte Gebäude fertig. Die Einweihung der Synagoge war ein
großer Festtag für ganz Buchau. Um die Mittagszeit konnte auch der württembergische
König mit Glockengeläute, Böllerschüssen und großem Jubel durch die gesamte
Einwohnerschaft empfangen werden. Die Einweihungsfeier selbst begann um drei Uhr
nachmittags. Ein großer Festumzug bewegte sich von der alten Synagoge durch
mehrere Straßen der Stadt zur neuen Synagoge. Der damalige Buchauer Rabbiner
Moses Bloch nahm die Einweihung vor.
Zur Predigt von Rabbiner Moses Bloch bei der Einweihung der
Synagoge (1839)
Artikel
in der Zeitschrift "Sulamith" (Jg. 1839). "Seine Majestät
der König von Württemberg hat der Israelitischen Gemeinde zu Buchau 800
Gulden und Seine Durchlacht der Fürst von Thurn und Taxis als Standesherrschaft
300 Gulden zum Bau der Synagogen geschenkt. (Berl. Zeit.). [Der dortige
Rabbiner Herr Bloch hat bei der Einweihung dieser nun beendigten
Synagoge, wie die politischen Zeitungen berichten, eine sehr schöne
Einweihungspredigt gehalten, die besonders deshalb als nachahmungswürdig
von denselben gerühmt wird, weil er zugleich dabei ein Gebet für die
christlichen Mitbrüder und für die christliche Geistlichkeit verrichtet
hat. Dies geschieht aber auch in anderen Vorträgen israelitischer Redner
nicht selten, bei feierlichen Gelegenheiten in den Synagogen. Gebete für
den Landesherrn, dessen hohes Fürstenhaus, und für die christliche
Obrigkeit werden ja bekanntlich in allen Synagogen an jedem Sabbat und an
Festtagen verrichtet." |
Die Baukosten betrugen 23.092 Gulden. Der Betrag wurde
unter anderem mit dem vorhandenen Stiftungsvermögen in Höhe von 3.000 - 4.000
Gulden und dem Verkauf der Synagogenstühle in Höhe von 5.000 Gulden
aufgebracht. Dazu ist die alte Synagoge für 1.400 Gulden (Grundstückswert)
verkauft worden (abgebrochen 1839). Geschenke, Opfer und Stiftungen ergaben im
Jahr der Einweihung etwa 1.000 Gulden. Ein Beitrag durch den württembergischen
König in Höhe von 800 Gulden (oder nach dem zweiten obigen Bericht sogar 2 mal
1.000 Gulden) wurde
gewährt. Der Fürst von Thurn und Taxis als Patrimonialherr gab 300 Gulden,
Herr von Rothschild aus Frankfurt schickte 10 preußische Taler. Auf Grund der
relativ hohen Bausumme musste sich die Buchauer Gemeinde teilweise gegen den
Vorwurf wehren, es sei "prachtvoll und verschwenderisch" gebaut worden. Die
Gemeinde selbst war jedoch der Ansicht, man habe nur "schön und würdig" und im
Blick auf die Größe des Baus "auf künftige Vermehrung der Gemeinde gehörig Rücksicht
genommen". Damals war die Buchauer Gemeinde mit etwa 600 Gemeindegliedern die größte
in ganz Württemberg.
Die neue Synagoge wurde äußerlich in einem einheitlichen
neoklassizistischen Stil erbaut. Charakteristisch waren ein prächtiger Giebel
und Rundbogenfester. Im Inneren wurde mit ägyptisierenden Kapitellen ein
orientalischer Stil gewählt. Als Besonderheit besaß die Buchauer Synagoge
einen Turm mit Glockenspiel und Uhr. Das Glockenspiel, bestehend aus vier Glöckchen,
sollte das "Schuleklopfen" an den Haustüren ablösen, bewährte sich
aber nicht. So wurde 1854 in Biberach eine große Glocke gegossen, die als hebräische
Inschrift auf der Westseite den Psalmvers 122,1 trug: "Ich freue mich über
die, die zu mir sagen: ins Haus des HERRN wollen wir gehen". Auf der
Ostseite stand der Name des Meisters Wenzeslaus Beker aus Biberach. Die Glocke
wurde morgens und abends wenige Minuten vor dem Gebet beziehungsweise
Gottesdienst geläutet.
Im Blick auf gottesdienstliche Reformen wurde 1846 der dreijährige
Zyklus für die Toralesungen eingeführt. Damals bestimmt des Vorsteheramt auch,
dass jeder, der zur Toralesung aufgerufen wurde, eine freiwillige Spende zur
Anschaffung einer Orgel in der Buchauer Synagoge geben sollte. 1864 wurde
dann für 3.200 Gulden "zur Einrichtung eines zeitgemäßen
Gottesdienstes" eine Orgel mit 20 Registern eingebaut. Ihre
Einrichtung war mit der Schaffung eines Synagogenchores verbunden. Mit dem
Einbau der Orgel wurde die Synagoge insgesamt für 1.040 Gulden renoviert, unter
anderem ein neuer Fußboden gelegt. Für Orgel und Reparatur der Synagoge wurde
damals ein Staatsbeitrag von 250 Gulden bewilligt.
Über die Orgel in Buchau - Polemisches aus
jüdisch-orthodoxer Sicht (1864)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1864: "Aus
Württemberg. Eine hierländische Zeitung enthält eine bemerkenswerte
Annonce. Es soll nämlich für die Synagoge zu Buchau der Bau einer Orgel
mit 20 klingenden Registern und zwei Manualen verakkordiert werden.
Unterzeichnet ist 'das israelitische Kirchenvorsteheramt, Weimann,
Rabbiner;' neben der Anzeige ist gleich das Bild der anzuschaffenden Orgel
zu sehen, deren Spitze in ein regelrechtes Kreuz ausläuft!!! - So ist es
übrigens recht: zur Orgel gehört auch das Kreuz. Diese Annonce mag wohl
als Antwort auf die Frage Gabiah ben Psisa's an die Württembergischen
Israeliten 'wohin kommen wir?' dienen sollen. -" |
Weitere polemische Kritik an Orgel und Kantor aus jüdisch-orthodoxer
Sicht (1865)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1865: "In Buchau,
wo die israelitische Gemeinde demnächst Orgel und Organist erhält, sucht
man doch einen Kantor, der zugleich Schochet sein und einen moralischen
und religiösen Lebenswandel führen muss. Contradictio in adjecto!" |
Die Buchauer Synagoge war gottesdienstliches Zentrum auch für
die in Ravensburg, Leutkirch, Riedlingen, Wangen im Allgäu und Saulgau ansässigen
Juden.
Über die Glocken von Buchau (1900)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. August 1900:
"Die Glocken von Buchau. Man schreibt der "Fr. Z.":
Eine Synagoge mit einem Glockenturm und einem veritablen Geläut wird wohl
ein kulturgeschichtliches Unikum, wenn nicht überhaupt, so doch
mindestens in Deutschland sein. Das kleine oberschwäbische, ehemals
reichsfreie Städtchen Buchau am Federsee, das als Heimat des 'ersten
Arkebusiers' aus 'Wallensteins Lager' durch Schiller sozusagen eine
literarische Berühmtheit erlangt hat, darf sich rühmen, in seinen
altersgrauen Mauern auch diese Merkwürdigkeit zu besitzen. Die Glocke ist
bekanntlich dem jüdischen Kultus durchaus fremd. Die Buchauer Synagoge
ist samt dem kleinen, sie krönenden Türmchen, in dem die Glocken
aufgehängt sind, im Jahre 1839 gebaut worden. Die israelitische
Oberkirchenbehörde in Württemberg hat verschiedentlich versucht, das dem
Ritus so entschieden widersprechende Glockentürmchen zu beseitigen, aber
niemals Glück damit gehabt, sodass auch heute noch die Buchauer Juden
sich trotz Oberkirchenbehörde zu ihren religiösen Verpflichtungen durch
Glockengeläute rufen lassen. Was die Buchauer jüdische Gemeinde an sich
anlangt, so ist es nicht ohne Interesse, dass sie ungefähr ein Viertel
der etwa über 2.000 betragenden Einwohnerschaft in Buchau ausmacht. Im
Anfang der 60er-Jahre waren es sogar erheblich mehr als ein Drittel. Die
Zahl hat sich aber durch Abwanderung um etwa 300 seit jener Zeit verringert.
Die Reichsstadt Buchau gehörte nämlich seit dem Ende des 16.
Jahrhunderts zu den wenigen Orten des schwäbischen Kreises, in denen sich
Juden in unbeschränkter Zahl niederlassen durften, während dies an den
meisten anderen Orten, z.B. auch in Ulm, erst seit dem Anfang des 19.
Jahrhunderts der Fall war. Nach der Aufhebung jener Beschränkungen ist
dann natürlich ein Ausgleich erfolgt, indem die jüdischen Gemeinden in
den ehemaligen Reservationen abgenommen haben, während sie in anderen
Orten gewachsen sind. Dasselbe Blatt bringt übrigens einen Auszug aus dem
bayerischen Religionsedikt vom 26. Mai 1818, 'Beilage II zu Titel IV § 9
der Verfassungsurkunde des Reichs', das nur den im Staate bestehenden
öffentlichen Religionsgesellschaften, zu denen die der Juden nicht
gehören, erlaubt, 'sich der Glocken zu bedienen.'" |
"Eine Glockensynagoge in Deutschland" von
Georg Gidalewitsch (1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 28. Juni
1929: "Eine Glockensynagoge in Deutschland. Glocken, wie wir sie in
der Kirche finden, gehören nicht zu den Gerätschaften einer Synagoge und
sind eigentlich unvereinbar mit unseren Vorstellungen vom jüdischen Kult.
Glocken in Synagogen sind tatsächlich eine höchst seltene Erscheinung
und auf der ganzen Welt kennen wir nur drei Ausnahmefälle. Eine dieser
'Glockensynagogen' soll sich in Rom befinden; die zweite in Gibraltar. Die
dritte - von der hier die Rede sein soll - haben wir in Deutschland, und
zwar in Buchau, einem Städtchen in Württemberg.
Buchau am Federsee, mit seinen etwa 2.500 Einwohnern, ist bekannt geworden
durch erfolgreiche Ausgrabungen und durch sein Museum, das Gründung und
Förderung nicht zuletzt einem jüdischen Bürger Buchaus verdankt: M.
Vierfelder, dem Vorstand der dortigen Gemeinde.
Eine Synagoge, die einen Turm mit Glocke besitzt, ist etwas
außerordentlich Merkwürdiges und es ist verständlich, dass diese
Tatsache zu den verschiedensten Vermutungen Anlass gab. Die eine gesagt:
Die Glocke sei ein Geschenk des Königs, das man nicht habe zurückweisen können;
eine andere: Das Stift habe das Anbringen einer Glocke angeordnet. So
schön erdacht die Geschichten sein mögen, die diesen Sonderfall
entschuldigen und die Gemeinde rechtfertigen sollen - sie entbehren der
historischen Grundlage. Alles ist mit natürlichen Dingen zugegangen -
keinerlei außergewöhnliche Vorgänge haben das Vorhandensein der Glocke
in der Synagoge bedingt.
Die Juden, die hier seit 1577 ansässig sind, benutzten bis 1760 nur
Betsäle und bauten dann ihre erste kleine Synagoge. Die Gemeinde
vergrößerte sich allmählich und gelangte zu Wohlstand |
und
Ansehen; im Jahre 1822 durften sich erstmals zwei Juden an der
Hauptstraße ansiedeln und schon sechs Jahre später erwarben 18 Juden das
Bürgerrecht. Es ist nur natürlich, dass die Juden, als sie die
Gleichberechtigung errungen hatten und wie die anderen Bürger geachtet
waren, auch mit ihrem Gotteshaus den andersgläubigen Mitbürgern nicht
nachstehen wollten; doch erst nach Überwindung vieler Schwierigkeiten
gelang es den Juden, die Bewilligung und die Mittel zum Bau einer großen
Synagoge zu erlangen, und im Jahre 1839 konnte die heutige Synagoge in
Gegenwart des Königs eingeweiht werden.
Damals befand sich im Turm lediglich ein Glockenspiel. Auf ausdrücklichen
Wunsch und im Auftrag der jüdischen Gemeinde Buchau wurde dann im Jahre
1854 eine Glocke für die Synagoge gegossen. Sie trägt auf der Ostseite
den Namen des Meisters Wenzeslaus Beker aus Biberach, sowie die Jahreszahl
1854, auf der Westseite in hebräischen Lettern vom ersten Vers des 122.
Psalms: 'Ich freue mich über die, die zu mir sagen: zum Haus des HERRN
wollen wir gehen'.
Noch heute wird morgens und abends, wenn die Juden sich zum Beten
versammeln sollen, die Glocke geläutet. Das Glockenläuten, früher eine
besondere Ehre und Freude für die jüdischen Kinder Buchaus, wird heute
vom Schammes (Synagogendiener) besorgt. Die Gemeinde, die einst über 700
Mitglieder zählte, ist heute auf etwa 200 zusammengeschrumpft und die
Abwanderung nach den Großstädten dauert an. Es zeigt sich hier das |
typische
Bild des Zerfalls einer Landgemeinde. Die seit 1825 bestehende jüdische
Volksschule, die noch vor einigen Jahrzehnten etwa 100 Schüler zählte,
hat heute nur noch 5, denn die Kinder kommen alle in die Realschule und
zur weiteren Ausbildung in die Städte. Von hier kehren sie im allgemeinen
nur noch besuchsweise in ihr Dorf zurück. Früher zählte man in Buchau
viele jüdische Handwerker, heute gibt es keinen einzigen mehr. Die Juden
sind zum größten Teil als Kaufleute und Händler tätig, also in
Berufen, die sie früher oder später vom Dorf in die Stadt führen
werden. Nur einige betreiben noch ein wenig Landwirtschaft.
Buchau ist nicht nur merkwürdig wegen seiner Synagoge, es ist eine wahre
Fundgrube für den Kunsthistoriker. Es finden sich dort noch eine Fülle
interessanter jüdischer Kult- und Kunstgegenstände, die sich von
Generation auf Generation vererbt haben und teilweise heute noch in
Gebrauch sind, oder im Federseemuseum aufbewahrt werden.
Da sind aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammende prächtige
Toravorhänge, Torawickelbänder und andere Synagogenstickereien, Chanukka-Leuchter
in reicher Variation, Gewürzbüchsen, Waschbecken und Sederschüsseln in
Zinn und Messing, Toraschilder, und -kronen in allen Stilarten, da ist
eine Beschneidungsbank aus der alten Synagoge, da finden sich alte
Dokumente, Judenschutzbriefe und viel anderes mehr.
Sehr alt ist auch der Friedhof Buchaus. Nach einem Dokument aus dem Jahre
1659 bitten Moyses, Israel und Abraham, Juden aus Aulendorf und Buchau, um
die Zuteilung eines 'Gemeinplätzchens', das noch heute nach mehrfacher
Vergrößerung den Juden als Begräbnisstätte dient.
Die Daten sind dem Manuskript M. Vierfelders: 'Geschichte der
jüdischen Gemeinden Buchau und Kappel' entnommen. Sämtliche Aufnahmen,
mit Ausnahme des Flugbildes, vom Verfasser..." |
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Der Beitrag von Georg
Gidalewitsch erschien auch in der "Gemeindezeitung für die
israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember
1929: |
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Gedächtnisfeier in der Synagoge für die Gefallenen des Weltkrieges
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1933: |
Mehrfach ist die Synagoge renoviert worden, zuletzt war im Sommer
1937 eine Reparatur des Synagogenturms, des Daches und der Kapitelle der
Ostwand notwendig geworden. Im Gebäude der Synagoge war seit den 1920er-Jahren
auch ein Synagogenmuseum eingerichtet, in dem kultische Gegenstände aus Buchau
und anderen jüdischen Gemeinden gezeigt wurden. Noch im Sommer 1937 wurde eine
zweite Glasvitrine aufgestellt, um weitere wertvolle Dokumente und rituelle
Gegenstände ausstellen zu können.
In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurde die Synagoge von einer
SA-Gruppe (Standarte 246) aus Ochsenhausen angezündet. Das Feuer war schnell gelöscht, da die
Feuerwehr eingriff und die Bevölkerung einschließlich des damaligen Bürgermeisters
Öchsle beim Löschen half. In der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 wurde
mit einer großen Menge ausgegossenen Benzins nochmals Feuer gelegt, dieses Mal
war Löschverbot; die Feuerwehr durfte nur die umliegenden Häuser schützen.
Zuvor wurde von den Brandstiftern das wertvolle Museum von Kultgegenständen,
das sich in der Synagoge befand, weggeschafft. Die Gegenstände aus Silber, Zinn
und anderen Materialien wurden nicht mehr aufgefunden. Dagegen wurden 1941 die
Torarollen und Gebetbücher, mit denen man nichts anfangen konnte, zurückgegeben,
ein Jahr später allerdings durch die Gestapo abermals beschlagnahmt. Am 18.
November 1938 sprengten Ulmer Wehrmachtspioniere die 85 cm dicken Grundmauern
der Synagoge. Die Kosten der Sprengung in Höhe von 6.000 RM musste die jüdische
Gemeinde bezahlen. Die Ziegelsteine des Synagogengebäudes wurden verkauft. Mit
den Steinen, die man nicht verbauen konnte, wurden feuchte Moorwege aufgefüllt.
Den Synagogenplatz wollte die jüdische Gemeinde der Stadt
Buchau schenken. Da dies aber mit den Grundsätzen des nationalsozialistischen
Staates nicht vereinbar war, blieb der Synagogenplatz im Besitz der jüdischen
Gemeinde.
Nach 1945 erwarb Siegbert Einstein den Platz und pflanzte an der Stelle,
an der der Toraschrein gestanden hatte, eine Trauerweide. Heute befindet sich
hier ein Park mit der inzwischen groß gewordenen Trauerweide und einem 1981
aufgestellten Gedenkstein sowie einer 1990 angebrachten Gedenktafel zur
Geschichte der jüdischen Gemeinde. An Stelle der alten Synagoge am Eingang der
Judengasse steht heute ein Brunnen in Form eines aufgebrochenen Davidsternes.
Rabbinats- und Schulgebäude: 1840/41 wurde neben der Synagoge das Rabbinats-
und Schulgebäude gebaut. Das Rabbinat hatte im Erdgeschoss ein Studier- und
Sitzungszimmer, eine Bücherei, seitwärts war ein Schulzimmer und oben die
Rabbinerwohnung. Nach 1933 wurde es umgebaut zu Wohnungen; Spätestens nach der
Pogromnacht 1938 wurde unten ein Betsaal eingerichtet, in dem bis zur
Deportation der jüdischen Bewohner 1941/43 noch Gottesdienste abgehalten wurden.
Fotos
Historische Fotos
(Quellen: aus Schöttle (siehe Lit.) Nr. 1 und
10; aus Mohn (siehe Lit.) Nr. 11; aus "Jüdische Gotteshäuser und
Friedhöfe in Württemberg" Nr. 2,3c,5,7; Sammlung Hahn: Nr. 4, Sammlung
Mayenberger Nr. 6,7a,8,9,11,12a,12b,12c,13 Mayenberger: Buchau am Federsee s. Lit.: 3a und 3b; W.
Staudacher, Führer durch Buchau S. 37: 3e; Sammlung Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries: Nr. 4a).
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar 2008:
Charlotte Mayenberger erhält den "German
Jewish History Award" |
Artikel
in der "Stuttgarter Zeitung" von Rüdiger Bäßler am 25.2.2008:
"Charlotte Mayenberger, Hobbyhistorikerin aus Bad Buchau und
Trägerin des German Jewish History Award - Sanft wird der Schleier des
Vergessens weggezupft".
Weitere
Informationen auf der Seite "Obermayer German Jewish History Awards
2008"
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Ende 2008:
Neuerscheinung über "Juden in
Buchau" |
links:
Charlotte Mayenberger: Juden in Buchau. Reihe:
Landkreis Biberach - Geschichte und Kultur Band 8. Federsee-Verlag Bad
Buchau 2008. Website
des Federsee-Verlages |
Buchbesprechung am 12. Dezember 2008
in der "Schwäbischen Zeitung" (sz-online
- Artikel): "Das "Blättle" hält Kontakt.
BAD BUCHAU - Hinter dem kurzen Titel "Juden in Buchau" verbirgt sich ein langes Kapitel Buchauer Geschichte, zurückreichend bis 1382 und mit tragischem Ende im Nationalsozialismus. Charlotte Mayenberger hat die Epoche nach Quellen und Zeitzeugenberichten in vielfältiger Weise aufgearbeitet und umfassend dargestellt.
Schon 1401 erhielten Juden in Buchau Wohnrecht. Ihre Aufnahme entwickelte sich zu einer bedeutenden Einnahmequelle. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten 828 jüdische Einwohner im Ort. Die Familien betrieben Groß- und Kleinhandel mit Waren aller Art. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bauten sie die ersten Buchauer Industriebetriebe vor allem in der Textilbranche auf.
Zum Bau einer Synagoge mit bemerkenswerten Besonderheiten wie Glockenturm und Orgel kam es 1838. König Wilhelm I. von Württemberg steuerte 800 Gulden bei. Die Buchauer Synagoge war gottesdienstliches Zentrum und Rabbinat auch für die in Ravensburg, Leutkirch, Riedlingen, Wangen und Saulgau ansässigen Juden.
Die Durchsetzung der menschenverachtenden Politik Adolf Hitlers wird eindringlich auch mit Hilfe von Zeitzeugenberichten aufbereitet, ebenso die Zerstörung der Buchauer Synagoge am 9. November 1938 sowie Flucht und Abtransport der jüdischen Bevölkerung. Von den 1933 hier noch wohnhaften 162 jüdischen Einwohnern kamen mindestens 56 ums Leben.
Die Autorin befasst sich auch mit berühmten Juden, die in Buchau geboren wurden oder deren Vorfahren von hier stammten, wie etwa der Physiker Albert Einstein und Moritz Vierfelder, der aus den USA als Emigrant ab 1940 das "Buchauer Blättle" herausgab und über dieses Organ Kontakt zu seinen in alle Welt zerstreuten Landsleuten hielt.
Breiten Raum nehmen die biografischen Notizen zu den während des "Dritten Reichs" in Buchau lebenden Juden ein. Mayenbergers besonderes Anliegen war und ist aber auch der Kontakt zu Nachkommen einstiger jüdischer Familien. Dafür wurde sie 2008 mit dem "German Jewish History
Award" ausgezeichnet. Sie will das "Zusammenleben der Buchauer Juden in der Stadt" aufzeigen. Dies wird in zahlreichen Zeitzeugenberichten dokumentiert und mit vielen Bildern unterlegt.
Der 1889 in Buchau geborene Siegbert Einstein, im ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet, wurde noch am 21. Februar 1945 in das KZ Theresienstadt deportiert. Er überlebte und kehr-te im Mai in seine Heimat zurück. Sein ganzes Streben galt der Wiedergutmachung für das an Juden geschehene Unrecht. 1968 starb Einstein "als letzter in Buchau lebender Jude der alten, ehemals großen jüdischen
Gemeinde".
Kontakte tragen reiche Frucht. Sehr interessant ist die Anekdotensammlung aus der jüdischen Gemeinde Buchau. Ein Glossar mit der Erläuterung der wichtigsten Begriffe erleichtert das Verstehen der jüdischen (Glaubens-) Welt. Die Ausstattung des Buches mit einer erstaunlichen Fülle historischer Fotos wurde erst möglich durch die vielen Kontakte zu Buchauer Juden und deren Nachkommen in aller Welt, die Charlotte Mayenberger seit zwei Jahrzehnten und bis heute pflegt. Dass sie als gebürtige Buchauerin dieses Thema aufbereitete und ihre Forschungen nunmehr zusammenfasste, ist sehr verdienstvoll. Das Buch ist nicht nur für Buchauer von großer Bedeutung." |
|
März 2010:
Die Erinnerung an die jüdische Geschichte
bekommt einen Raum im Haus des Gastes |
Artikel
(mit Foto) von Brigitte Braun in der "Schwäbischen Zeitung" vom
27. März 2010: "Jüdisches Leben in Bad Buchau. Begegnungsstätte
findet Raum im Haus des Gastes.
Bad Buchau. Ein erster Schritt zur Realisierung des lang gehegten
Wunsches von Charlotte Mayenberger ist getan. Im Haus des Gastes hat die
Stadt Bad Buchau ihr einen Raum überlassen, der zugleich als
Begegnungsstätte, Archiv und Arbeitsraum für die eng mit dem ehemaligen
jüdischen Leben im alten Buchau verbundene Heimatgeschichte dient.
Zum weiteren Lesen des Artikels bitte Textabbildung
anklicken. |
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Dezember 2011:
Bericht über die Ausstellung "1941 nach
Riga 'umgesiedelt" |
Artikel in der "Schwäbischen
Zeitung" vom 1. Dezember 2011: "Ausstellung verleiht Opfern
ein Gesicht.
Bad Buchau / sz. Bevor Betty Dannhauser (nicht: Damhauser) von
Bad Buchau aufbrach, ließ sie sich noch schnell die grauen Strähnchen
färben..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei |
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Dezember 2011:
Jahresbericht
"Buchauer Nachrichten" hrsg. von "Juden in
Buchau" - Charlotte Mayenberger (als pdf-Datei
eingestellt) |
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April 2013:
in Buchau wurde eine
"Stolperschwelle" verlegt |
Artikel
von Klaus Weiss in der "Schwäbischen Zeitung" vom 19. April
2013: "Von hier aus gingen sie den letzten Gang.
Stolperschwelle am ehemaligen Bahnhof erinnert an das Schicksal der
Buchauer Juden..."
Zum Lesen bitte Textabbildung links anklicken.
Ähnlicher Artikel von Klaus Weiss in der "Schwäbischen
Zeitung" vom 19. April 2013: "Gedenken an die jüdischen
Mitbürger. In Bad Buchau wurde gestern eine Erinnerungstafel mit 270
Namen enthüllt..."
Link
zum Artikel. |
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Ausstellung vom 21. September bis 24.
Oktober 2014
Charlotte Mayenberger: 175 Jahre Synagoge Buchau.
2014 jährt sich die Einweihung der großen Buchauer Synagoge zum 175.
Mal. Der Arbeitskreis 'Juden in Buchau' erinnert mit einer Ausstellung und
einer Begleitbroschüre an dieses Jubiläum und an die reiche Geschichte
der jüdischen Gemeinde Buchau und Kappel mit ihren Synagogen.
Fast 600 Jahre war Buchau für viele jüdische Bürger Heimat. Sie
zeichneten sich durch ein reiches Kulturleben aus, waren in vielen
Vereinen aktiv und pflegten eine gute Nachbarschaft mit christlichen
Freunden. Der wirtschaftliche Aufschwung im 19. Jahrhundert war für die
Stadt sehr bedeutend. Dass das gute Miteinander durch die Macht einer
Regieurung innerhalb von wenigen Jahren beendet wurde, ist heute für
viele unbegreiflich.
Die Ausstellung kann während der Geschäftszeiten der Kreissparkasse
in Bad Buchau besucht werden.
Sparkassensaal der Kreissparkasse in Bad Buchau Marktplatz 22
88422 Bad Buchau
Montag bis Freitag: 8.30 - 12.15 Uhr 14.00 - 17.00 Uhr. |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und
Hohenzollern. 1966. S. 31-36. |
| Joh. Evang. Schöttle: Geschichte von Stadt und Stift Buchau samt
dem stiftischen Dorfe Kappel. dazu: Bilder aus Alt-Buchau. 1884. Neuauflage
mit dem Bilderanhang: 1977. |
| Joseph Mohn: Der Leidensweg unter dem Hakenkreuz. Aus der
Geschichte von Stadt und Stift Buchau. 1970. |
| Hans Garbelmann: Die Buchauer Synagogenglocke, in: Pessach 5725
(1965) S.20. |
| Reinhold Adler: Judenverfolgung in Bad Buchau 1933-1940. In: BC –
Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach. 2. 1988. |
| ders.: Moritz Vierfelder – Aus dem Emigrantenschicksal des letzten
Vorstehers der jüdischen Gemeinde Buchau. In: BC – Heimatkundliche Blätter
für den Kreis Biberach. 1. 1982. |
| Siegfried Kullen: Spurensuche. Jüdische Gemeinden im nördlichen
Oberschwaben. Blaubeurer Geographische Hefte 5. 1995². |
| Carol Herselle Krinsky: Europas Synagogen. Architektur, Geschichte
und Bedeutung. Stuttgart 1988 S. 261-264. |
| Volkshochschule Bad Buchau (Hg.): Jüdisches Leben in Buchau,
Begleitheft zur Ausstellung 1998. |
| Charlotte Mayenberger: Von Buchau nach Theresienstadt, Dr. Oskar
Moos (1869-1966), in: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 2000,
Heft 2. |
| dies.: Moritz Vierfelder – Leben und Schicksal eines Buchauer Juden.
2000. (in diesem Heft auch ein Abschnitt über: "Die Buchauer
Synagogen" S. 18-25. |
| Reinhold Adler: Dr. Abraham Schlesinger - Ein
Zionist auf dem Rabbinatssitz Buchau. 2023. Bisher unveröffentlichter
Beitrag
eingestellt als pdf-Datei. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bad Buchau
Wuerttemberg. Jews were present in the 16th century and perhaps erlier.
Throughout the 18th century, the community was subjected to residence and trade
restrictions as well as high taxes leading 12 families to move to the
neighboring village of Kappel, where a
synagogue was built. The Jewish in Kappel population grew to 155 in 1843
before dwindling to zero in 1900.
Chaila (Caroline) Kaulla (1739-1809), one of the few women court agents in
Germany and founder of a great Jewish banking dynasty, was born in Buchau. A
Jewish school was opened in 1825 and in 1839 a new synagogue was inaugurated.
Its belfry, to summon Jews to prayer, was the only one in Germany. The community
grew to 724 by 1854, thereafter shrinking as emigration and the attractions of
city life claimed the young. In the second half of the 19th century, Jewish
economic life expanded into the textile, food, and leather trades as well as
into cattle and land dealings. At the outset of the Nazi era, there were 165
Jews and 38 Jewish business establishments in the town. A Zionist society was
also active. Emigration was stepped up after Kristallnacht (9-10 November
1938), when the synagogue was burned, Jews beaten, and Jewish property pillaged.
In all, 80 Jews left Germany; the rest lost their lives in the Holocaust. The
ancient Jewish cemetery with its 1,000 burial
plots has been preserved by the local city council.
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