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Wenings (Stadt
Gedern, Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Wenings bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts
zurück. 1629 wird der große Gelehrte Rabbiner Juda Mehler
Reutlinger in Wenings genannt. Er war um 1609 in Fulda geboren. 1629 kam er nach
Wenings und heiratete im gleichen Jahr Rechlen, Tochter von Jakob Rebitz. Die
Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges zwangen ihn, mehrmals seinen Wohnsitz
zu wechseln. Von 1644 bis zu seinem Tod 1659 war er Rabbiner in Bingen (Grabstein
in Bingen - Epigraphische Datenbank des Steinheim-Institutes).
Aus dem 18. Jahrhundert liegen u.a. Quellen zur Aufnahme von Juden in
Schutz in Wenings vor: So beantragte 1740 Simon Jud aus Bleichenbach den Schutz in Wenings; 1743
wird am Ort ein Schutzjude Berez (Perez) genannt, dem Namen nach sephardischer
Herkunft.
Bis 1816 gehörten die benachbarten Orte Wenings und Bindsachsen
zur Herrschaft Ysenburg-Büdingen beziehungsweise Büdingen-Birstein. In beiden
Orten wurden von der Ortsherrschaft jüdische Familien aufgenommen, die nach
1860 (möglicherweise schon bis Anfang des 19. Jahrhunderts) eine gemeinsame
Gemeinde bildeten, doch gab es in Bindsachsen
- solange auf Grund der zurückgehenden Zahl der jüdischen Einwohner möglich -
einen separaten Gottesdienst.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1828 74 jüdische Einwohner (von 780), 1861 85 (9,3 % von insgesamt 917
Einwohnern), 1875 etwa 30 jüdische Familien, 1880 126 jüdische Einwohner (13,8 % von 913), 1895 99 (11,5 % von 855), 1910 70 (9,1 %
von 771, in etwa 18 Familien).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule)), ein rituelles Bad (im Schulgebäude) und ein
Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Aus
dem 19. Jahrhundert ist Lehrer Hofmann zu nennen, der von 1851 bis 1877 als
Lehrer in Wenings tätig war (siehe Bericht unten). Bis 1913 war der "sehr
beliebte" Lehrer Baruch Stern am Ort (siehe Mitteilung zu seinem Tod
unten). 1892 hatte die jüdische Gemeinde Wenings etwa 17 bis 20 schulpflichtige
Kinder. 1904 wurde ein Schulverband zwischen den jüdischen Gemeinden, Gedern,
Oberseemen und Wenings angeregt, doch
hatte Wenings bis 1922 einen eigenen Religionslehrer. Danach wurde der
Unterricht durch Lehrer Adolf Bauer aus Gedern
erteilt. Ein jüdisches
Schulhaus war unmittelbar an die Synagoge angebaut; es wurde 1892 bis 1896 gründlich
erneuert. Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen Provinzialrabbinat in Gießen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Moritz
Joseph (geb. 25.1.1894 in Wenings, gef. 5.4.1918), Benjamin Lind (geb. 3.11.1887
in Bermutshain, gef. 29.10.1914), Moritz Rosenthal (geb. 7.7.1884 in Wenings,
gef. 28.8.1914) und Simon Rosenthal (geb. 2.2.1890 in Wenings, gef.
26.2.1916). Außerdem sind gefallen: Leopold Beretz (geb. 13.8.1871 in
Wenings, vor 1914 in Mainz wohnhaft, gest. an der Kriegsverletzung 18.11.1919),
Sally Rosenberg (geb. 27.9.1888 in Wenings, vor 1914 in Wächtersbach wohnhaft,
gef. 18.4.1916).
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde 56 Personen gehörten (7,5 % von
insgesamt 745 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Abraham Rosenberg, Daniel
Rosenthal II, Samuel Bertz. Als ehrenamtlicher Vorbeter und Schochet, zugleich
als Rechner der Gemeinde, war Bernhard Prager tätig. Den Religionsunterricht
der damals zehn schulpflichtigen jüdischen Kindern der Gemeinde erteilte der
bereits genannte Lehrer
Adolf Bauer aus Gedern. An jüdischen Vereinen
bestanden vor allem der Wohltätigkeitsverein (1924 unter Leitung von
Salomon Rosenthal II mit 14 Mitgliedern) und der Israelitische Frauenverein
(gegründet 1931; 1932 unter Leitung von Sara Rosenthal mit 12 Mitgliedern;
Zweck und Arbeitsgebiet: Wohltätigkeit). 1932 waren die
Gemeindevorsteher Salomon Rosenthal III (1. Vors.), Josef Goldschmidt (2.
Vors.). Als Lehrer kam weiterhin Adolf Bauer aus Gedern nach Wenings; im
Schuljahr 1931/32 unterrichtete er sechs Kinder in Wenings; ehrenamtlicher
Vorbeter und Schochet war weiterhin Bernhard Prager.
Von den in den 1920er-Jahren noch 15 jüdischen Familien waren die
Familienvorstände: Kaufleute (7), Viehhändler (6) und Metzger (2). Die meisten
Familien betrieben nebenbei ein wenig Landwirtschaft für den
Eigenbedarf.
1933 lebten noch 47 jüdische Personen am Ort (6,1 % von insgesamt 771
Einwohnern). In
den folgenden Jahren sind alle von ihnen auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch Brand zerstört (s.u.). 1939 wurden keine
jüdischen Einwohner am Ort mehr gezählt.
Von den in Wenings geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Adler geb.
Rosenthal (1855), Moses Baer (1886),
Samuel Bär (1883), Siegfried Baer (1906), Katharina Beretz (1870), Gustav
Diebach (1893), Max
Grünebaum (1901), Lea Hirsch geb. Beretz (1883). Rola (Rebekka) Menkel geb. Grünebaum (1881),
Rosa Müller geb. Beretz (1881, vgl. Kennkarte unten), Karoline Plaut
geb. Rosenberg (1886), Bernhard Prager (1888; vgl. Informationen bei Apolda), Abraham Rosenberg (1865),
Jakob Rosenberg (1862), Daniel Rosenthal (1876), Emanuel Rosenthal (1888), Erwin
Rosenthal (1921), Greta Rosenthal geb. Steinhardt (1890), Hermann Rosenthal
(1875), Jakob Rosenthal (1874), Johanna Rosenthal (1887), Kurt Rosenthal (1923),
Maier (Meier) Rosenthal (1878), Meier Rosenthal (1885), Sara Rosenthal geb.
Beretz (1876), Nathan Ross (1885), Recha
Scheuer geb. Rosenberg (1891), Sara Stein geb. Rosenberg (1885), Karoline Stern (1865), Fanny Wolf geb. Stern
(1893).
Im "Gedenkbuch" Eintragungen teilweise unter falschem Ortsnamen
"Wennings".
Für Sara Stein geb. Rosenberg liegt ein "Stolperstein" in Neuss:
pdf-Datei zu ihrer Familiengeschichte.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1877 /
1882 / 1889 / 1892
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Dezember 1877:
"Die hiesige Religionslehrer- und Vorsängerstelle soll sofort
besetzt werden. Der Gehalt beträgt Mark 600 sowie entsprechende
Nebeneinkünfte und freie Wohnung. Bewerber wollen sich alsbald bei dem
unterzeichneten Vorstand unter Vorlage Zeugnisse melden. Polen und Russen
werden nicht berücksichtigt.
Wenings bei Büdingen (Oberhessen), im Dezember 1877. J. Joseph,
Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1882:
"Die hiesige israelitische Religionslehrer- und Kantorstelle ist
sofort zu besetzen mit einem jährlichen Gehalt von Mark 700 bis 800, auch
sind mit derselben entsprechende Nebenverdienste und Schächteramt
verbunden. Bewerber wollen ihre Zeugnisse, sowie ihre Zeugnisse als
geprüfter Religionslehrer an den unterzeichneten Vorstand einsehen.
Wenings in Oberhessen, 18. Mai 1882.
Der Vorstand: gez. G. Gumb." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1889:
"Die Stelle eines staatlich geprüften Religionslehrers, Vorbeters
(u. Schochets) mit fixem Gehalt von Mark 660 ist vakant. Bewerber wollen
sich alsbald an unterzeichneten Vorstand wenden. Wenings (Oberhessen), 4.
Februar 1889. Der Vorstand A. Grünebaum." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1892:
"Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schochetstelle ist vakant. Fixer
Gehalt im ersten Jahr Mark 650, nebst den üblichen Nebeneinkommen.
Staatlich geprüfte Bewerber wollen sich melden an den Vorstand A.
Grünebaum. Wenings (Oberhessen), 27. Juli 1892." |
Zum Tod des Lehrers Hofmann (1877, Lehrer in Wenings von 1851-1877)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1877: " Wenings, den 9. März (1877). Einen herben Verlust hat dieser Tage die
hiesige israelitische Gemeinde erlitten. Herr Lehrer Hofmann ist nicht
mehr. Am Sonntag, den 4. dieses Monats ist er vom Schauplatze seiner
irdischen Wirksamkeit, im Alter von 63 Jahren und nach 10tägigem
Krankenlager, abberufen worden und sanft entschlafen. Der Schmerz der
hiesigen Gemeinde ist sehr groß, die Trauer über das schnelle und
unerwartete Hinscheiden desselben eine allgemeine. Er war ein echter
Jehudi im wahren Sinne des Wortes, einer der Männer, wie sie in unseren
Tagen sehr nötig sind und die leider immer seltener werden. Als Lehrer 26
Jahre hier tätig, gab er, ganz seinem Stande gemäß, das Beispiel und
Vorbild eines streng religiösen Lebens, verbunden mit der größten
Humanität. Seine Schüler hielt er jederzeit eifrigst an, nach seinem
Muster ein streng jüdisches Leben zu führen und ließ es an Ermahnungen
in dieser Beziehung nicht fehlen. Bis in die späte Nacht hinein
beschäftigte er sich mit dem Torastudium. Arme und Dürftige haben in ihm
einen Vater, trauernde und Kranke einen mitleidsvollen Tröster, viele
wohltätige Institutionen eine helfende Stütze verloren. Seine Hand war
stets zum Geben geöffnet, sein Haus stand den Armen offen, und es war die
größte Freude des Verblichenen, Dürftige und Notleidende an seinem
Tische zu sehen und ihnen mit Rat und Tat beistehen zu können. Er war
nach dem Verlagen unseres großen Gelehrten Hillel ein Schüler
Arons, einer der den Frieden liebte und ihm nachstrebte, einer der
die Gesundheit liebte und der Tora nahestand (?). Der Verblichene
hatte keine Kinder, übte jedoch an Vielen Vaterpflicht, zog sogar, ohne
die geringste Vergütung, ein Kind vom 1.-14. Lebensjahr auf. Durch seinen
stets friedlichen Charakter wusste er sich die Anhänglichkeit und
Freundschaft nicht nur der hiesigen Einwohner, sondern auch aller derer,
die ihn kannten, zu gewinnen, Dies zeigte sich namentlich auch bei seinem
Begräbnisse, zu welchem Leute aus der ganzen Umgegend herbeiströmten.
Die Teilnahme seitens der christlichen Bevölkerung, an dessen Leichenzuge
war eine zahlreiche, da er sich unter derselben eines außerordentlich
guten Rufes zu erfreuen hatte. Möge Gott die hinterlassene trauernde
Witwe, sowie alle Angehörigen trösten und die Wunde, die er ihnen durch
diesen Verlust schlug, wieder liebevoll heilen. Möge es aber auch der
hiesigen Gemeinde vergönnt sein, einen würdigen Nachfolger zu bekommen,
der in den Fußstapfen des seligen, unvergesslichen Lehrers wandeln wird. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Amen." |
Lehrer Baruch Stern ist gestorben (1913)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. September 1913: "Aus
Hessen. Jüngst verschied in Wenings der sehr beliebte Lehrer Baruch
Stern, 70 Jahre alt. - In Groß-Umstadt ist als Nachfolger des
verstorbenen Lehrers Stein, der in der Synagoge plötzlich verschied,
Lehrer Kahn aus Orb gewählt worden." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenaufruf des evangelischen Pfarrers für einen armen
jüdischen Handelsmann (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1894: "Aufruf.
In Wenings, Großherzogtum Hessen, lebt ein armer
israelitischer Handelsmann, zu dessen Unterstützung der Unterfertigte
dessen Glaubensgenossen öffentlich aufzurufen sich nach Lage der Dinge
wohl erlauben darf. Wenngleich Handelsmann, ist der arme Mann doch durch
seine in Folge von Leiden und Sorgen geschwächte Gesundheit an der
Ausübung seines Gewerbes außerordentlich behindert; dazu liegt ihm noch
die Fürsorge ob 1) für 3 kleine ihm noch in seiner dritten Ehe geborenen
Kinder von 2 1/2 - 6 Jahren, 2) die Aufbringung des immerhin hohen
Pflegegeldes für deren Mutter, seine Frau dritter Ehe, welche vor einigen
Monaten wegen unheilbarer Geistesgestörtheit in eine Irrenanstalt
verbracht werden musste. Es liegt demnach auf der Hand, dass hier eine
drückende Notlage vorhanden ist. Das wenige, was der Mann überhaupt
verdienen kann und was ihm bisher an privater und öffentlicher
Unterstützung zuteil geworden ist, reicht bei weitem nicht aus, um ihn
seiner Not auch nur im entferntesten zu überheben. Gütige Gaben seiner
Unterstützung hat sich die Expedition dieses Blattes unter Nr. 3971
entgegenzunehmen freundlichst bereits erklärt.
Wenings, 26. Juli 1894.
Haacke, evangelischer Pfarrer." |
Gerichtsverhandlung zwischen dem Antisemiten Reuter und den Brüdern Joseph aus
Wenings (1910)
Artikel in der Zeitschrift "Im deutschen Reich", Ausgabe
Dezember 1910: "Gießen, 10. November (1910). Der hiesige bekannte
antisemitische Agitator Reuter hatte gegen die Gebrüder Joseph in Wenings
in Oberhessen Privatklage wegen Beleidigung erhoben, weil sie ihn in einer
öffentlichen Versammlung einen Landstreicher genannt und in Bezug auf ihn
geäußert haben sollen 'es ist nicht weit von Butzbach'
(Zellenstrafanstalt. Die Verhandlung fand am 8. November vor dem
Amtsgericht Ortenberg statt. Wegen der Beleidigung wurden die Gebrüder
Joseph freigesprochen und der Privatkläger Reuter mit sämtlichen Kosten
des Verfahrens belastet." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Wenings geboren sind |
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Kennkarte (Dieburg 1939)
für Rosa Lorch geb. Joseph
(geb. 7. November 1895 in Wenings)
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Kennkarte (Mainz 1939)
für Rosa Müller geb. Beretz (geb. 16. September 1881
in Wenings), wohnhaft in Mainz, deportiert am 27. September 1942 ab
Darmstadt
in das Ghetto Theresienstadt, wo sie am 17. März 1943 umgekommen
ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war
eine erste Synagoge unbekannten Baujahres vorhanden.
1875 erstellte die jüdische Gemeinde am Platz der bisherigen Synagoge
einen Neubau, der 1878 fertiggestellt wurde. Dabei wurden
Bausteine des Vorgängerbaus teilweise weiterverwendet. Die Kosten konnten durch
Kollekten, Stiftungen, Spenden sowie durch einen Kredit beglichen werden. Erstellt
wurde unweit der evangelischen Kirche ein stattliches Gebäude aus dunkelgrauem
Bruchsteinmauerwerk (Außenmaße etwa 9 m x 13 m). Charakteristisch waren u.a.
die Lisenengliederung von Trauf- und Giebelseite sowie die hohen
Rundbogenfenster mit getreppten Steinumrahmungen. Der Haupteingang war von der
Westseite. Im Inneren war an zwei Seiten die Frauenempore eingebaut. Sie stand
auf Eisenstützen mit korinthischen Kapitellen. Es gab im Betraum Platz für
mindestens 100 Personen.
Durch den Bau der Synagoge hatte sich die Gemeinde verschuldet; der notwendige
Umbau des Schulhauses zwischen 1892 und 1896 verschärfte die finanzielle
Situation, da einige Familien vom Ort weggezogen waren. 1895 bis 1896 wurde
daher eine große Spendenaktion durchgeführt. Es gingen damals von vielen
jüdischen Gemeinden wie auch von Einzelpersonen Spenden ein, die alle der
"innigsten und dringenden Bitte an unsere Israelitischen
Glaubensgenossen" Folge leisteten. Auch das Frankfurter Bankhaus Rothschild
förderte den Synagogenbau durch eine Anleihe für 50 Jahre. Doch lag dem
damaligen Gemeinderechner Abraham Grünebaum daran, möglichst bald die Schulden
zurückzuzahlen, was ihm auch gelungen ist: ab 1900 war die Gemeinde
schuldenfrei.
In den 1920er-Jahren wurde an der Westseite eine Gedenktafel für die Gefallenen
des Ersten Weltkrieges angebracht.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch Brandstiftung zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die katholische Kirchengemeinde unter dem
damaligen Pfarrer May die Ruine der Synagoge und baute sie zu einer Kirche um. Dabei wurden zwei rechteckige Anbauten im Osten und Westen des Gebäudes sowie
ein Dachreiter mit Kreuz ergänzt. Am 28. Mai 1954 wurde die ehemalige Synagoge als katholische Kirche
"Maria, Königin des Friedens" geweiht. Eine Menora fand in Erinnerung
an die frühere Funktion des Gebäudes ihren Platz in der Kirche. 1997 erfolgte eine
Modernisierung und der Einbau einer neuen Orgel.
Adresse/Standort der Synagoge: Amtshofstraße
Fotos
(Quelle: Altaras s. Lit. 1988 S. 196; unten aus der Website
der Gemeinde Wenings)
Rekonstruktionszeichnung
der
Synagoge in Wenings |
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Die zur Kirche
umgebaute
ehemalige Synagoge |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 358-359. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988. S. 195-196. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994 S. 156 (keine weiteren
Informationen). |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007. S.
398-399. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 322.327. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 210. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Wenings Hesse. Established in the
18th century, the community built a new synagogue in 1875-1878, numbered 126 (14
% of the total) in 1880, and was affiliated with Giessen's Orthodox rabbinate.
All of the remaining 47 Jews had left, many emigrating, by Worldwar II.
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