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Weyer mit
Nochern und Lierschied (VG Loreley, Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Hinweis: es gab auch in Weyer
(Kreis Limburg-Weilburg) eine jüdische Gemeinde
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In den Orten Weyer, Nochern und Lierschied lebten im 18./19.
Jahrhundert und bis zur NS-Zeit jeweils nur wenige jüdische Familien, die sich
um 1800 zu einer Synagogengemeinde mit Sitz in Weyer zusammengeschlossen hatten.
1841 bestand die Gemeinde aus vier Familien: zwei Familien mit sechs männlichen
Personen in Weyer, eine Familie mit eine männlichen Person in Nochern und eine
Familie mit vier männlichen Personen in Lierschied. Mit dieser Zahl von
insgesamt elf männlichen Personen konnte man gemeinsam die für die
Gottesdienste geforderte Zehnzahl der Männer (Minjan) erfüllen. Dennoch
gab es in diesem Jahr Überlegungen die in den drei Orten lebenden jüdischen
Familie der Gemeinde in St. Goarshausen anzuschließen, zumal man bereits seit
1818 keinen eigenen Religionslehrer für die Kinder mehr in der Gemeinde
hatte.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt:
1843 gab es in den drei Orten zusammen 29 jüdische Einwohner (davon
elf in
Weyer, drei in Nochern, sechs in Lierschied),
um 1865 in den drei Orten sechs Familien (davon 3 Familien mit zwei Kindern in
Weyer, zwei Familien in Nochern, eine Familie mit zwei Kindern in
Lierschied);
1871 in Weyer 17 jüdische Einwohner (4,3 % von insgesamt 398
Einwohnern), 1885 19 (5,1 % von 374), 1895, 1900 und 1905 hatte es jeweils 20
jüdische Einwohner (5 % von insgesamt 400).
1895 in Lierschied einen jüdischen Einwohner, 1900 wieder fünf, 1905
sechs.
1895, 1900 und 1905 in Nochern jeweils neun jüdische Einwohner.
1910 bestand die Gemeinde aus insgesamt 23 Personen, 1925 aus 35
(davon 21 aus Weyer).
Die charakteristischen jüdischen Familiennamen in den Orten waren:
Ackermann in Weyer, Oster in Nochern und Grünebaum in
Lierschied.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betraum (s.u.),
zeitweise wohl auch einen Raum für den Unterricht der Kinder. Die Toten der
Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Nochern beigesetzt. Ob zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
nach 1818 nochmals ein jüdischer Lehrer in den drei Orten tätig war, ist nicht
bekannt. Ansonsten wurden die Kinder durch auswärtige Lehrer unterrichtet.
1859/60 unterrichtete der jüdische Lehrer Isaak Strauß aus St.
Goarshausen auch die Kinder in Nochern und Weyer. Die
Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Bad Ems
(später Bad Ems - Weilburg).
1932 war Gemeindevorsteher Moses Ackermann. Damals lebten in Weyer zehn, in
Nochern acht und in Lierschied sieben jüdische Personen.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykottes
sowie der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zwei Familien konnten aus
Weyer nach Amerika emigrieren. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Haus
Ackermann mit dem Betraum verwüstet (s.u.). Die Familie von Siegfried Ackermann
wurde im November 1941 zur Zwangsarbeit in das Sammellager Friedrichssegen
verbracht. Im Sommer 1942 wurden sie in die Vernichtungslager in Osteuropa
deportiert. Ihre Namen stehen auf dem Mahnmal Tagschacht in Friedrichsegen.
Vgl. Website des Bergbaumuseums Friedrichsegen mit einer Seite
zu "Die Juden von Friedrichssegen" (mit Fotos des
Mahnmals).
Von den in Weyer geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Ackermann geb.
Lorig (1911), Jakob Ackermann (1875), Karoline (Jetty) Ackermann geb. Mandel
(1875), Nathan Ackermann (1938), Siegfried Ackermann (1902), Cerline Baum geb.
Ackermann (1876), Rosa Feist geb. Ackermann (1908), Selma Feist (1908), Selma
Goldschmidt geb. Ackermann (1895), Sibilla Halberstadt geb. Ackermann (1898),
Karoline Levy geb. Ackermann (1869), Emilie Marx geb. Ackermann (1878), Martha
Rosenthal geb. Ackermann (1911).
Aus Nochern sind umgekommen: Berthold Oster (1884), Herta Oster geb. Ochs
(1898), Siegmund Oster (1887).
Aus Lierschied sind umgekommen: Albert Grünebaum (1893), Berta
Grünebaum geb. Lewy (1893), Helene Grünebaum geb. Wohlgemuth (1864), Hilda
Grünebaum (1931), Ruth Grünebaum (1931), Billa Lorig geb. Grünebaum
(1893).
Ein Gedenkstein für die ermordeten Weyerer Juden und die Zwangsarbeiter aus
Frankreich, Polen und der Sowjetunion sollte im November 1988 auf dem
kirchlichen Teil des Dorfplatzes errichtet werden. Doch konnte zwischen der
Kirchengemeinde, die den Plan befürwortet hatte und der bürgerlichen Gemeinde
hierzu keine Einigkeit erzielt werden.
Auf dem jüdischen Friedhof in Nochern erinnert eine Gedenkplatte an die
Ermordeten aus den Familien Gerson Ackermann, Oster und Grünebaum
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige von Gerda Kahn
und Carl Ackermann (1935)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 21. März 1935:
"Gerda Kahn - Carl Ackermann
Verlobte
Anhausen bei Neuwied
Weyer - St. Goarshausen 24. März 1935." |
Zur Geschichte der Synagoge
Seit etwa 1818 war eine Betstube im Haus des
Gemeindevorstehers Moses Ackermann eingerichtet. Zuvor wurden die Gottesdienste
abwechselnd in Wellmich und in Weyer gehalten, offenbar jedoch noch nicht im
Haus des Vorstehers. Der Betraum im Haus Ackermann in der Schulstrasse war auch
noch unter seinem Enkel Moses Ackermann II. in Benutzung.
Beim Novemberpogrom 1938 wurden das Haus der Familie Ackermann mit dem
Betraum verwüstet. Das Gebäude blieb erhalten, wurde jedoch 1971
abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Schulstraße
1
Fotos
Es sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte in Weyer, Nochern und Lierschied
vorhanden;
über Hinweise und Zusendungen freut sich der Webmaster der
"Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 380-381. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 387 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 457. |
| Elmar Ries: Friedrichssegen/Lahn: Ein Jahr
Zwangsarbeit für jüdische Menschen vor ihrer Deportation im Jahre 1942,
in: Sachor. Heft 1/97 Nr. 13. S. 26-33. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Weyer (II) (Loreley) Hesse-Nassau. In
1841 the Jews of Lierschied, Nochern and Weyer (Weyer ueber Sankt Goarshausen)
founded one small community with a synagogue in Weyer. Most Jews left before
Worldwar II; nine were deported in 1941.
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