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Sankt Goarshausen mit
Stadtteil Wellmich und Bornich (VG Loreley, Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In St. Goarshausen bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück, wobei damals (und auch bereits im 17. Jahrhundert) nur ein bis zwei
jüdische Familien am Ort lebten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1809 sieben jüdische Einwohner, 1843 neun, 1871 16 (1,2 % von insgesamt
1.359 Einwohnern), 1895 36 (2,4 % von 1.519), 1900 32, 1905 29 (1,7 % von
1.663), 1910 29. Die jüdischen Familien lebten in sehr einfachen
Verhältnissen als Händler, Hausierer usw.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Bornich beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und
Schochet tätig war sowie die in St. Goarshausen und Umgebung zu unterrichten
hatte. 1859 wird von Lehrer Isaak Strauß aus Nievern
berichtet, der seit 1. Januar 1859 in St. Goarshausen bei Salomon Grünewald
wohnte. Er hatte 15 Schüler in Bornich, Nochern,
Weyer, Wellmich und St. Goarshausen zu unterrichten. Er blieb jedoch
vermutlich nur bis 1860 in St. Goarshausen. 1872 unterrichtete der Lehrer aus Ruppertshofen
auch die in Niederwallmenach, Bornich und St. Goarshausen lebenden jüdischen
Kinder in Religion. Um 1900 war es Lehrer Lormitz aus Oberlahnstein,
der die jüdischen Kinder von St. Goarshausen gemeinsam mit den Kindern aus
Weyer, Lierschied und Nochern wöchentlich zwei Stunden in Religion
unterrichtete. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk (Bad)
Ems (später später Bad Ems - Weilburg)
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Moritz
Lion (geb. 8.8.1896 in St. Goarshausen, gef. 27.8.1915). Außerdem starb Sgt.
Siegmund Hirsch (geb. 30.1.1883 in St. Goarshausen, lebte vor 1914 in Herne,
Westfalen, gest. an den Kriegsverletzungen am 29.3.1919).
Um 1924, als zur Gemeinde 27 Personen gehörten (1,8 % von insgesamt 1.528
Einwohnern; dazu in Wellmich noch vier
Gemeindeglieder), waren die Gemeindevorsteher A. Morgenstern und Albert Lion. 1932
war Gemeindevorsteher weiterhin A. Morgenstern. Damals gab es fünf jüdische
Kinder in der Gemeinde.
1933 lebten noch 17 jüdische Personen in Sankt Goarshausen (in vier bis
Familien; 1,0 % von 1.720; dazu zwei jüdische Einwohner in Bornich
und vier in Wellmich). In
den folgenden Jahren sind alle jüdischen Gemeindeglieder in St. Goarshausen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Der letzte jüdische
Einwohner - Albert Lion - verließ den Ort im Juni 1938 (nach Mannheim verzogen
und dort 1939 gestorben).
Von den in St. Goarshausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Arthur Hecht (1892),
Leo Hirsch (1889), Blanka Lion (1906), Johanna Maier (1874), Lina Mayer (1869),
Jakob Meyer (1863), Selma Wolff geb. Hecht (1883).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1900 /
1901
in Oberlahnstein - verbunden mit St.
Goarshausen als Filiale
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1900: "Die
Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle zu Oberlahnstein ist sofort zu
besetzen. Fixes Gehalt 800 Mark, Einnahmen für Schächten etwa 200 Mark. Auch
in Gelegenheit geboten durch Privatstunden sich einen schönen Nebenverdienst zu
erwerben und den Religionsunterricht in St. Goarshausen gegen eine Vergütung
von 210 Mark zu erteilen. Nur seminaristisch gebildete Lehrer werden
berücksichtigt. Bewerbungen sind zu richten an Seiner Ehrwürden Herrn
Dr.
Weingarten, Rabbiner
in Ems".
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1901:
"Die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schochets in Oberlahnstein,
verbunden mit St. Goarshausen als Filiale, ist zu besetzen. Gehalt
1.100 Mark. Für sprachenkundigen Lehrer ist lohnender Nebenverdienst
geboten; außerdem ist der Anschluss einer zweiten Filialgemeinde sehr
wahrscheinlich. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen ihre
Zeugnisabschriften einsenden an
Vorsteher
Elias Landsberg, Oberlahnstein." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Louis Lion (St. Goarshausen, 1903)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. November
1903:
"In meiner Samstags und Feiertage geschlossenen Metzgerei ist die
Stelle eines
Lehrlings
sofort zu besetzen und erbittet Offerten
Louis Lion St. Goarshausen am
Rhein." |
Anzeige des Getreide- und Furage-Geschäftes von A.
Morgenstern (1928)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 7. September 1928:
"Getreide- und Furagegeschäft
sucht per 1. Oktober branchekundigen, tüchtigen jungen Mann für
Bureau und Lager. Offerten mit Bild, Zeugnisabschriften, Lebenslauf usw.
an A. Morgenstern, St. Goarshausen a. Rhein." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in St. Goarshausen geboren sind |
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Kennkarte (Mainz 1939) für Toni
Hecht
(geb. 20. Februar 1882 in St. Goarshausen)
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Kennkarte (Mainz 1939) für Selma
Wolff geb. Hecht (geb. 4. April 1883
in St. Goarshausen), wohnhaft in Mainz, am 25. März 1942 deportiert
ab
Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen |
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Für Selma Wolff liegt in
Mainz-Kastel Eleonorenstr. 16 ein "Stolperstein" (Link). |
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Zur Geschichte der Synagoge
Nach 1820 wurde im Haus des damals zugezogenen Süßel
Binge eine Betstube eingerichtet. Auch die jüdischen Familien in Wellmich
richteten damals eine Betstube ein. Seitdem wurde abwechselnd an den beiden
Orten der Gottesdienst abgehalten. 1840 wurde der Betsaal im Haus
des Simon Hecht in der Bahnhofstraße 33 eingerichtet.
1863 wurde der Plan durchdacht, eine Synagoge in Sankt Goarshausen für
die hier und in Bornich, Wellmich und Weyer lebenden Juden einzurichten. Der
Plan scheiterte jedoch an den nicht ausreichenden finanziellen Mitteln. Die
Betstube in der Bahnhofstraße wurde weiterhin benutzt: am 21. November 1937
wurde letztmals gemeinsam am Schabbat Gottesdienst abgehalten. Danach wurde das
Gebäude wohl zwangsweise verkauft. Es wurde zum "Adolf-Hitler-Haus"
der NSDAP Kreisleitung umgebaut und am 19. Juni 1938 als solches
eingeweiht.
Das Gebäude ist als Wohnhaus erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge:
Bahnhofstraße 33
Fotos
Haus mit der ehemaligen
jüdischen Betstube
in der Bahnhofstraße St. Goarshausen
(Foto: Marion Halft; auch eingestellt in
Wikimedia Commons |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I, S. 269-270. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 525. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 333 (mit weiteren Literaturangaben).
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| Ellen
Stein: Gemeinsam leben mit Milian und Sarah. Juden in Ruppertshofen,
Bogel, Bornich, Miehlen, Nastätten, Niederwallmenach und Umgebung. 41 S.
und Nachtrag. Ohne Jahr. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Sankt Goarshausen
Hesse-Nassau. A permanent settlement of one to two families dates from the 17th
century. By 1905 the Jewish population was 29. Services were held with the Jews
of Bornich and Wellmich.
Emigration began in 1936, and by 1938 all Jews had left.
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