Arenberg und seine neuere
Geschichte
- Inhalt
- KEVAG
- Aus der Jugendzeit
- Die Kriegszeit
- Verdunkelung
- Der Bombenterror
- Die Flugabwehr
in Arenberg
- Die Nazis in
Arenberg
- Willi Specht
- Im Helenenstollen
- KEVAG und die Beziehung zu Arenberg
Die Straßenbahn nach Arenberg
- Die wirtschaftliche Entwicklung Arenbergs ist mit der
Straßenbahnlinie eng verbunden. Ohne diese Verkehrsanbindung
nach Koblenz wäre das rasante
Wachstum des (Wallfahrts-)Ortes überhaupt nicht möglich gewesen.
Die Straßenbahnlinie 9 der KEVAG wurde unter großer Anteilnahme
der Bevölkerung am 8. September 1901 feierlich eingeweiht
(im Volksmund " Elektrisch" genannt). Leider waren
keine weiteren Unterlagen oder Hinweise zur Einweihungfeier
im KEVAG Archiv zu finden. Die 100-Jahr-Feier der Linie 9
nach Arenberg am 8. Sept. 2001 wurde von der Verwaltung
schlichtweg verschlafen.
- Die Weichen am Depot, Unterniederberg, Oberniederberg
und Arenberg konnten jeweils 4 Staßenbahnen gleichzeitig
aufnehmen. Die Straßenbahn bot 60 Fahrgästen Platz - davon
28 Sitzplätze und 32 Stehplätze. Der Komfort war mässig
und während der Hauptverkehrszeiten war die Straßenbahn
immer überfüllt. Sie war für die Bevölkerung das einzige
Verkehrsmittel in der damaligen Zeit, weil es kaum Autos
in Arenberg gab. Die einfache Fahrt nach Ehrenbreitstein
kostete um 1950 etwa 30 Pfennige, (ca. 15 €-Cent), die Schüler-Monatskarte
etwa 4,50 DM. Die letzte Bahn fuhr am 19. Juli 1957 und
wurde durch die wesentlich komfortableren Oberleitungsbusse
am 29. August 1958 abgelöst. Die Festansprache hielt damals
KEVAG-Direktor Ferdinand Preuner und der Arenberger Bürgermeister
Peter Klee. Am 1.11.1970 stellte die KEVAG dann den Betrieb
auf dieselgetriebene Busse um.
- Der Fremdenverkehr vor dem Krieg, Handel und Wandel
-
- Bis
zum Beginn des 2. Weltkrieges am 1.September 1939
wurde Arenberg und damit die Kirche und die Anlagen jährlich
von nahezu 250.000 Wallfahrern besucht. Sonderzüge, aber
auch die Personenschiffe der Köln-Düsseldorfer, brachten
die Besucher aus Nah und Fern, sogar aus Belgien und
Holland, nach Ehrenbreitstein. Von dort ging es dann
mit der Straßenbahn oder zu Fuß über die "Kniebreche"
weiter auf den "Roten Hahn" . Allein an hohen
kirchlichen Festtagen bspw. am Weißen Sonntag/-Montag
kamen im 10-Minuten-Takt bis zu 4 Straßenbahnen gleichzeitig
an und entließen die Besucher an der Endstation, vorwiegend
Kommunionkinder, die Mädchen im weißen Kleid und die
Jungens im traditionellen Matrosenanzug, begleitet von
ihren Eltern und Paten, die zur Kirche und den Anlagen
pilgerten. Der langjährige Oberbürgermeister von Koblenz
Willi Hörter erzählte mir in diesem Zusammenhang, wie
er als Erstkommunikant mit seinen Eltern am "Weißen
Montag "(per pedes apostulorem/zu Fuß) die Kirche
und die Anlagen besuchte.
Zuerst ging es über die Schiffbrücke - die war wie immer ausgefahren
-
dann durch Ehrenbreitstein, weiter die steile Kniebreche
hoch zum "Roten Hahn" hinauf. Ausgangs der Kniebreche in Niederberg,
war damals der herrlich gelegene Gasthof "Jägerhaus"
mit Kastanienbäumen gesäumt, in deren Schatten, wie
er es erzählte, "Kitzelwasser" zur Erfrischung nach den
Strapazen des doch anstrengenden Aufstiegs gab. In Arenberg
gab es damals 13 Gastwirtschaften und Hotels, außerdem
hatten mehrere Privatleute Tische und Stühle auf die
Straße gestellt und boten den Besuchern für ein paar
Groschen Kaffee und Kuchen an, um damit den Lebensstandard
etwas anzuheben. Auf einem Foto, das um 1935 entstand,
ist eine Preistafel vor dem damaligen "Parkhotel"
auf dem Kissel zu sehen. Danach kostete ein Korn 0,25,
ein Glas Bier 0,25, ein Glas Wein 0,30, eine Übernachtung
1,50 und die "Pension"
3,50 Reichsmark. Die Währungsrelation
zum € gestaltet sich etwas schwierig, da 1948 nach
dem verheerenden Krieg eine Währungsreform 1:10 stattfand
und die Reichsmark (RM) durch die Deutsche
Mark (DM) abgelöst wurde. Gleichwohl kann man in
etwa die hälftigen Preise für €-Cent annehmen und liegt
damit sicher nicht sehr weit daneben. Ein Facharbeiter
oder Handwerker verdiente damals etwa 180 RM im Monat,
eine Wohnung (ohne den heutigen Komfort) für eine 6
köpfige Familie um 25-30 RM, ein Zentner Kartoffeln
3 RM und die Eintrittskarte zur Besichtigung der Anlagen
0,15 RM. Diese Relationen blieben auch noch einige Jahre
nach dem 2. Weltkrieg erhalten, bis in den 1950er
Jahren das Wirtschaftswunder zumindest in den drei Westzonen*
einsetzte und die Einkommen in den Folgejahren stark
anwachsen ließen.
- * Deutschland (und Berlin)
war nach dem verlorenen Krieg (1945) von den Siegermächten
(durch das "Besatzungsstatut" ) in vier Besatzungszonen
aufgeteilt worden (Amerikaner, Engländer, Franzosen
und Russen). In den einzelnen Besatzungszonen verlief
die wirtschaftliche Entwicklung sehr unterschiedlich.
- Aus der Jugendzeit
- Lebhaft erinnere ich mich der Vorkriegszeit (1936-1939),
an die herrlichen Sonntagsausflüge mit dem Auto in die nähere
und weitere Umgebung. Aber hier muss ich erst tief Luft
holen und der Reihe nach erzählen:
-
- Meine Onkel Paul und Karl und mein Vater
Josef Weber hatten damals schon Autos. Am Sonntag war
jeweils
ein Familientreff in Arenberg auf dem Programm, teils
wollten sie die Mutter besuchen, andererseits wurde manchmal
sehr heftig die politische Lage unter den Brüdern diskutiert
und nach dem Kaffee in der Grossfamilie folgte dann der
Sonntagsausflug per Auto, der schon rituelle Züge trug.
Zuerst mussten die Autos aufgetankt werden, dies geschah
aus alter Verbundenheit bei Lehnen´s Aloys. Dieser hatte
vor seinem Kolonialwarengeschäft eine handbetriebene
Esso-Tanksäule, aber gegenüber hatten die Nazis, von
denen später noch ausführlich zu reden ist, ihr Parteilokal
und saßen auf der Terrasse in ihrer braunen Uniform
beim Bier.
Nach weberscher Diktion waren das
Emporkömmlinge, Habenichtse, die sich über diese (Macht-)
Demonstration gehörig ärgerten, drei Autos in einer
Familie, das war für die Arenberger Nazis schwer zu
verkraften. Inwieweit hier böse Absicht im Spiel war,
ist mir bis heute nicht ganz klar geworden, aber zu
vermuten ist das durchaus, zumal die Weber´s Brüder
stramme Centrumsleute waren. Die Autos wurden unter
strenger Einhaltung der Hierarchie (nach Geburtsdatum
sortiert) aufgetankt. Als erster fuhr Onkel Paul vor
die Tanksäule, Aloys Lehnen betätigte die Schwengelpumpe
bis das
Schauglas mit 5 Liter voll war, danach wurde der Handhebel
am Benzinschlauch geöffnet und der Sprit floß gemächlich
in den Tank. Diese Prozedur wiederholte sich 10 mal,
sodaß endlich 50 Liter im Tank waren. Wir Kinder zählten
die einzelnen Schauglasfüllungen laut mit und lernten
so spielerisch, schon im Vorschulalter das Zählen. Vermutlich
zählten die Nazis mit und rechneten sich aus, wieviel
Glas Bier man für den Preis hätte trinken können. Die
ganze Prozedur wiederholte sich dann für die beiden
anderen Autos. Das fertig betankte Auto drehte auf der
Straße und stellte sich zum Warten auf die andere Strassenseite,
vor die Nazizentrale. Diese Zeremonie dauerte etwa 20
Minuten bis das letzte Auto betankt war, gedreht hatte
und alle drei in Reih und Glied aufgestellt und fahrbereit
waren. Vorne gab dann Onkel Paul das Startkommando und
los ging es mit Zoff und Hinterlassung von allerhand Getöse
und in einer riesigen stinkenden Abgaswolke, die Nazis
zurücklassend, in Richtung Neuhäusel den Kissel rauf.
Nebenbei erwähnt: der Liter Sprit kostete damals etwa
25 Reichspfennige, ein Glas Bier auch (ca, 12 € Cent).
In unserer Kavalkade waren zwei Cabrios und eine Limousine
und ihre Chauffeure waren rasante Fahrer, man könnte
auch sagen sie seien Wettrennen gefahren. Dieser Umstand
kostete in der Regel in Neuhäusel einigen Hühnern, die
damals noch frei auf
der Hauptstraße herumliefen, das Leben. Unter Wehgeschrei
rannte dann die Hühnerhalterin herbei und beschimpfte
meinen Onkel Paul auf das Derbste, dieser drückte ganz
gelassen der verdutzten Frau ein 5 Markstück in die
Hand und unter Glück- und Segenswünschen, Handkuß und
Tränen der Freude in den Augen der guten Frau, ob des
guten Geschäftes, verließ unser Onkel Paul die Wallstatt.
Weiter ging es dann über Montabaur, Grossholbach, Nentershausen
die Landstraße
entlang nach Diez an der Lahn und weiter über Birlenbach
zur Schaumburg auf den Aussichtsturm, danach gab es im
angrenzenden Restaurant für die zahlreichen Kinder Kitzelwasser,
für die Tanten Likör oder Kaffee und die Chauffeure
tranken ein Bier. Auf dem Rückweg wurde an einem Waldweg
angehalten und eine kurze Waldwanderung eingelegt, in
deren Verlauf noch ein großer Blumenstrauß aus Digitalis,
Königskerzen, Lupinen und sonstigen dekorativen Wildpflanzen
gebunden wurde. Eine ausgesprochene Expertin in Bezug
auf die einzelnen Standorte der Wildblumen war unsere
Tante Rosa, sie wusste genau wo und wann schöne Blumen
im Wald zu finden waren, dann wurde auch ein Umweg in
Kauf genommen und kurzerhand dahingefahren. Der Blumenstrauß
war ein Muß und gehörte ganz einfach dazu. Dieser zierte
dann die Woche über in einer großen Vase das Treppenpodest
zur Belle-Etage und kontrastierte zum mit rot ausgelegten
Sisalteppich des Treppenaufgangs. Äußerst beliebt bei
den Kindern waren die Ausflüge nach Bad-Hönningen wegen
des Thermalbades, Bacharach, Boppard und durch das Gelbachtal
nach Obernhof zum Kloster Arnstein.
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Seitenanfang
- Die Kriegszeit 1939-1945
- Am Freitag, 1. September 1939, brüllte Hitler
aus dem Radio: Ab 5:45 Uhr wird zurückgeschossen.
Damit begann der zweite Weltkrieg, an diesem Tag
wurde meinen beiden Onkels und auch meinem Vater das
Spielzeug weggenommen. Die Autos wurden für den Kriegseinsatz
requiriert. Die Nazis schlugen zurück. Mein Vater besass
damals ein stattliches Pferdegespann, ein Blauschimmelpärchen,
also Hengst und Stute. Dazu muss man wissen, dass das
Pferdegespann seinerzeit die gleiche Bedeutung für seinen
Besitzer hatte, wie heutzutage der Benz für den Metzger,
Statussymbol also und entsprechend kostspielig. Der
Hengst wurde für den Kriegseinsatz konfisziert. Die
Nazis führten Krieg auf anderer Leute Kosten. Die paar
Reichsmark Entschädigung entsprachen nicht im entferntesten
dem Wert des Tieres. Anderen Bauern in Arenberg, Immendorf
und anderswo ging es genauso.
- Zum Seitenanfang
- Verdunkelung
- Die "Führung" hatte gleich zu Beginn
des Krieges und unter Androhung schwerer Strafen "Verdunkelung" angeordnet, um anfliegenden feindlichen
Bomberverbänden keine Angriffsziele zu bieten. Alle
Fenster mußten abends mit schwarzem Kartonpapier nach
aussen lichtdicht gemacht werden. Am Rande eine Episode
zum schmunzeln: Der Arenberger Polizist Hein Ohm
(Heinrich Lörsch) soll seiner Frau ein Protokoll wegen
schlechter Verdunkelung gemacht haben. Ob das stimmt
ist fraglich, jedenfalls wurde es damals so erzählt.
- Ähnlich wie die Schirme an Verkehrsampeln waren
auch die Scheinwerfer der Kraftfahrzeuge mit einem Schirm
versehen, damit kein verdächtiger Lichtschein von "oben" aus zu sehen war. Die Straßenbeleuchtung
wurde nahezu total abgeschaltet. Genutzt hat diese Maßnahme
- wie die folgenden schweren Luftangriffe zeigen - herzlich
wenig.
- Der Bombenterror
auf deutsche Städte und Dörfer
Samstag,
24 Juli 1943, Codename "Gomorrha" . Das Bomben-Drama
in Hamburg
- Unter dem zynischen Codewort "Gomorrha"
wurde Hamburg über mehrere Tage, bis zum zweiten August,
mit mehr als 100.000 Bomben jeden Kalibers mit Brand-
und Flüssigkeitsbrandbomben in Schutt und Asche gelegt.
Mehr als 40.000 Opfer waren zu beklagen. Selbst in den
von den Nazis gebauten Luftschutzbunkern waren die Menschen
nicht sicher, sie starben an CO-Vergiftung oder Sauerstoffmangel.
Die verkohlten Leichen zerfielen schon beim Berühren
zu Staub. Weit mehr als 30.000 Opfer wurden durch zwangsverpflichtete
KZ Häftlinge, die die Leichen in der Stadt einsammeln
mussten, auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Massengräbern
verscharrt. Die vormals blühende Stadt glich einem riesigen
Trümmerhaufen, Tausende wurden obdachlos und waren auf
der Flucht. Der Feuersturm wütete noch Tage nach den
Angriffen weiter und vernichtete, was die Bomben stehen
gelassen hatten. Wie in den biblischen Städten Sodom
und Gomorrha war alles zerstört. Hier fand ein völkerrechtswidriger
Krieg gegen die Zivilbevölkerung statt. "Bomber
Harris" (Arthur Harris) wurde der Luftmarschall
der Royal Air Forces (RAF) liebevoll in England genannt.
Ihm zu Ehren wurde nach dem Krieg, trotz massiver deutscher
Proteste, in London ein Denkmal errichtet und von Queen
Mom eingeweiht. Ein eher makabrer Ruhm.---
Im Verlauf
des Luftkrieges wurden über dem Deutschen Reichsgebiet
1,4 Mio. Tonnen Bomben abgeworfen. In einer Zigarrenkiste
habe ich die "Bombensplitter" morgens nach
einem Fliegerangriff eingesammelt. Viele der im Krieg
zerstörten Bau- und Kunstdenkmäler sind heute wieder
aufgebaut oder sind im Aufbau begriffen. Erst heute,
nach mehr als 60 Jahren, beginnt sich in England, vor
allem bei Intellektuellen und Schriftstellern das Gewissen
zu regen. Man fragt sich in England ernsthaft, ob ein
zivilisierter demokratischer Staat die gleichen unmenschlichen
Methoden anwenden darf wie ein totalitärer Staat, dessen
ruchloses Handeln man bekämpfen und beseitigen will.
Samstag,
23. Oktober 1943, Kassel wird ausgelöscht
- 500 Bomber der Alliierten warfen ihre " Bombenteppiche"
über Kassel ab. Die Innenstadt war zu 90% zerstört, 10.000
Menschen überlebten den Angriff nicht. Die Engländer hofften,
der Bombenterror würde einen Aufstand gegen das Naziregime
entfachen, das Gegenteil trat ein. Die überlebende Bevölkerung
hatte andere Sorgen; Obdach, eine Matratze, etwas zu essen
oder ein Milchtopf waren ihnen wichtiger, das gaben ihnen
aber die Nazis, sofern sie es denn konnten. Von "oben"
kamen nur Bomben, Verwüstung und Flugblätter wie dieses:
Steckt eure Nase ins Gras, morgen kommen wir mit Gas.
Diese "freundliche" Aufforderung war sicher nicht
geeignet, eine Revolution gegen die Nazis anzustacheln.
Haß gegen die Alliierten war dann schon eher das Ergebnis
des Bombenterrors.
-
- Dienstag, 19. September 1944
Unter
den Wirren des Krieges hatte besonders Koblenz aber
auch das Umland stark zu leiden. Im fünften Jahr des
Krieges war es mit der bisher eher friedlichen Idylle
in Koblenz vorbei. Koblenz wurde von dem ersten
schweren Bombenangriff heimgesucht. Im Jahr 1944 wohnte
ich bei meinem Onkel Karl in der Lennéstrasse, um das
Kaiserin-Augusta-Gymnasium (heute Görresgymnasium) zu
besuchen.
- Am Dienstag, 19. September 1944, ging ein schwerer
Bombenangriff auf Koblenz nieder, dem die Stadthalle
und grosse Teile des heutigen Friedrich-Ebert-Rings
und der Mainzer Strasse dem Erdboden gleichgemacht wurden.
Die ganze Stadt war gleichsam wie mit Mehltau mit einem
weissen Mörtelstaub, einem Leichentuch überzogen. Es
gab 146 Tote in Koblenz. Auch die Pfaffendorferbrücke
hatte 7. Bombentreffer erhalten und war nur mit sehr
viel Mut und im Zickzackkurs zu überqueren. Durch die
Bombenlöcher der Treffer schaute man in den Abgrund
auf den Rhein. An diesem Tag packte ich meine Siebensachen
und flüchtete aus Koblenz. An der zerstörten Stadthalle
angekommen, saßen dort weinend und geschockt mehrere
Arenberger Mädchen und trauten sich nicht alleine, die
Rheinbrücke zu überqueren. Sie waren vorher im Kino
gewesen und sind dort von dem schweren Bombenangriff
überrascht worden. Die jungen Damen waren alle etwa
2-3 Jahre älter als ich und sichtlich erleichtert, einen
männlichen Begleiter in mir gefunden zu haben. Todesmutig
ging ich also voran und im Gänsemarsch, einander fest
an der Hand haltend, überquerten wir die zerbombte Brücke,
wie gesagt im Zickzackkurs, an den Abgründen vorbei.
Dabei vermieden wir peinlich in den Abgrund zu schauen,
das hatte ich den "jungen Damen" vorher eingebläut.
An der schmalsten Stelle dürfte die Passage bestenfalls
3,50 Meter breit gewesen sein, dabei trieb mich dauernd
die Sorge um, ob der Torso noch der Belastung bis zum
rettenden Ufer standhalten würde. Glücklich hatten wir
die Pfaffendorfer Seite erreicht, da versuchten sogar
einige Autos die Brücke zu überqueren. Über die Kniebreche
gelangten wir dann gegen 17:30 Uhr in Arenberg an. In Höhe
des "Flürchens" kam uns ein Krankenwagen
entgegen, aus dem mir meine Mutter zuwinkte, sie war
hochschwanger und fuhr zur Entbindung nach Koblenz.
Bei dem Gedanken, dass sie ja auch über die Brücke musste,
beschlichen mich wirre Phanthasien und Vorstellungen.
Es ging aber alles gut, in der folgenden Nacht wurde
mein Bruder Peter im Luftschutzbunker des Kemperhof-Krankenhauses
geboren.
Montag, 6. November 1944
Ein
schwerer Luftangriff am Abend des 6.November 1944 verwandelte
Koblenz in einen Trümmerhaufen (siehe unten). Die Flakkaserne
in Niederberg war ein loderndes Flammenmeer. Zwei schwere
Luftminen fielen auf Arenberg, zahllose Fensterscheiben
gingen zu Bruch, so auch in der Kirche. Zerstörte Fenster
wurden (soweit vorhanden) mit Pappe oder mit Brettern
ausgebessert. Hunderte Brandbomben wurden über der Arenberger
Gemarkung "ausgeschüttet", viele davon liegen
noch heute als Blindgänger überall herum. Von einer
Brandbombe getroffen brannte die Scheune im "Schneider´s
Hof" in der Silberstrasse lichterloh. Löschwasser
aus der Wasserleitung war kaum vorhanden, wir bildeten
Eimerketten und versuchten die Feuersbrunst mit Jauche
zu bekämpfen, vergeblich. Die Scheune und ihr Inhalt
(Heu und Getreide) brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Glücklicherweise war es uns rechtzeitig gelungen, das
Vieh aus dem angrenzenden Kuhstall auf die Weide zu
treiben. Die Bauern in Arenberg übernahmen am nächsten
Tag das Vieh um es über den Winter zu bringen. Solidarität
unter den Bauern des Ortes war angesagt.
In
seinem Buch "Ganz Koblenz war ein Flammenmeer"
(ISBN 3-8313-1474-8 Wartbergverlag) schreibt mein ehemaliger
Mitschüler
Dr. Helmut Schnatz über den schweren Angriff auf Koblenz
am Abend des 6. November 1944: "Man kann sich
das Schauspiel wohl nicht schrecklich genug vorstellen:
den Lärm der fast 500 Flugzeugmotoren, durchdringendes,
nervenzerreissendes Rauschen und Pfeifen der fallenden
Bomben, Flakfeuer, dumpfe Einschläge, Splittern von
Holz und Glas, schwankender Boden, orangefarbene Explosionsblitze
überall in der Stadt, aufschießende Rauchpilze, Wassersäulen
in Rhein und Mosel, durch die Luft wirbelnde Balken,
Bretter, Mauerbrocken, in dieses Chaos hineinfallende
rote und grüne Kaskaden der Zielmarkierer und immer
stärker werdender, ziehender und bis 3000 Meter in die
Höhe steigender Qualm, dazwischen ein abstürzender Lancasterbomber,
der am Maschinenschuppen in Moselweiß aufschlug. Aus
den Berichten der Piloten geht hervor, dass sich das
Stadtgebiet in Minutenschnelle in ein einziges Flammenmeer
verwandelte." Aus dem Buch stammen auch die
Abwurfszahlen der in dieser Nacht auf Koblenz abgeworfenen
Bomben: 153.392 Stabbrandbomben (1,8 Kg), 456 Flüssigkeitsbrandbomben
(13,5 Kg), 11 Sprengbomben (225 Kg), 12 Sprengbomben
(450 Kg), 116 Luftminen (1.800 Kg), 4 Luftminen (3.600
Kg). Das sind zusammen 284,7 Tonnen Brand- und
232,9 Tonnen Sprengbomben. Soweit Dr. Helmut Schnatz,
der mir dankenswerterweise die Abdruckgenehmigung erteilte.
Die Bomberbesatzungen berichteten, der Widerschein
der brennenden Stadt sei noch über Brüssel zu sehen
gewesen. Bei dem Inferno kamen mehr als 80 Koblenzer ums
Leben, die ausländischen Personen nicht eingerechnet.
Auf dem Foto das zerstörte Schuhgeschäft
von Toni Fey an der alten "Wasserturmsmauer"
in Koblenz. Hier wird der Überlebenswille und Humor
der ausgebombten Bevölkerung deutlich.
2. Adventssonntag, 10. Dezember 1944 Sonntagmorgen!
Wieder ein Angriff auf Koblenz und Umgebung. Ein starker
"Südost" blies über Arenberg, das hatte schlimme,
aber auch glückliche Folgen. Ein Volltreffer ging in den
Keller der Arenberger Schule, 16 junge Soldaten und das
vierjährige Töchterchen Edith von Fritz und Vroni Marx kamen
dabei ums Leben. Die Bombe war für die Flakscheinwerfer-Batterie
bestimmt, die auf dem Plateau des Falkenweges lag. Ihre Flugbahn
wurde durch den starken Seitenwind zur Schule abgelenkt.
Auch das Mutterhaus der Dominikanerinnen wurde von einer
Bombe getroffen, hier wurde der rechte Eckflügel des Hauses
(Kapelle) zerstört. Im heutigen nördlichen Industriegebiet
"In den Siebenmorgen" brannte die Erde durch hunderte
Stabbrandbomben, die bis zum Mittag lichterloh brannten.
Wäre der Brandbombenteppich nur 200 mtr. weiter südlich
niedergegangen, hätte Arenberg wie eine Fackel gebrannt. Der
starke Wind hat Arenberg vor einer Brandkatastrophe bewahrt. Die
16 jungen Soldaten, der älteste war gerade mal 19 Jahre
alt, hatten auf dem Weg zur Westfront in der Schule
übernachtet. Das letzte Aufgebot des "Größten
Feldherrn aller Zeiten" (GröFaZ) starben einen sinnlosen
Tod. Am Heiligen Abend schütteten 1.884 Bomber, quasi
als "Weihnachtspräsent", ihre tödliche Last über
dem Rheinland aus. Es erfolgte nun Angriff auf Angriff.
- Mittwoch / Donnerstag, 27./28. Dezember 1944
gingen 45! "Bombenteppiche" auf Koblenz nieder.
Zum Schutz der Bevölkerung wurden mehrere Stollen in
Arenberg und Immendorf gebaut, um sich vor den Luftangriffen
in Sicherheit zu bringen. Im Bunker geboren, im Bunker
gross geworden, so drückte sich eine Mutter eines Kleinkindes
damals aus. Bei Fliegeralarm packte man das Notwendigste
ein, Kleinkinder in eine Einkaufstasche, dann rannte
man in den Bunker und wartete die "Entwarnung"
ab. Danach rannte alles nach Hause - bis zum nächsten
Fliegeralarm - und das je nach "Luftlage"
mehrmals täglich. Arenberger und Immendorfer Bergleute
bauten damals unter reger Beteiligung auch der Frauen
die Bunker, von denen noch im Weiteren die Rede sein
wird.
- Mittwochs schwebten nach einem Angriff zwei Fallschirme
über Arenberg zu Boden, eine amerikanische B-17 G war
abgeschossen worden. Sieben Soldaten der Besatzung kamen
ums Leben, zwei am Fallschirm mit dem Schrecken davon.
Der erste Fallschirm landete im "Calmen" nord-westlich
der Kirche. Der amerikanische Soldat hatte nur noch
einen Schuh an, wurde von Willi Angermann jun.
festgenommen und an zufällig vorbeikommende Soldaten
der Flakkaserne übergeben. Dann sah W. Angermann einen
zweiten Fallschirm und fuhr mit seinem Fahrrad hinterher,
der landete im oberen Teil der Weikertswiese. Unten
wurde er schon von einer aufgebrachten Menschenmenge,
die aus den umliegenden Bunkern zusammengelaufen war,
erwartet. Eine Frau schrie: "Bringt den Kerl um"
der damalige Ortspolizist "Ohm Hein", ein
Onkel W. Angermanns, wollte den Flieger gar erschiessen.
Eine äusserst brenzlige Situation und nur durch das
beherzte Eingreifen W. Angermanns konnte Schlimmeres
verhindert werden. W. Angermann war über Weihnachten
auf Verwundetenurlaub und fragte seinen Onkel, ob er
ein Kriegsgerichtsverfahren riskieren wolle. Daraufhin
beruhigte sich Ohm Hein. W. Angermann sprach den
Soldaten in englisch an und bot ihm zur Beruhigung (er
zitterte wie Espenlaub) eine Zigarette an. Dann brachte
er den Soldaten zu Bürgermeister Klee. Der Bug des Bombers
ging zwischen der Talstraße und Heuweg, der Rest
westlich der Weidwiese im Wald nieder. Zu Neujahr hatten
sich einige Damen aus Arenberg schicke Blusen aus Fallschirmseide
geschneidert, auch für ein weißes Hochzeitskleid soll
es noch gereicht haben. Die dünnen weißen, edel aussehenden Tragseile
wurden zu kostbaren Bordüren verarbeitet.
Die Namen
der Besatzung sind: Nelson, Horan, Dobrow (alle 2nd Lt.s),
Melton, Occhino, Zaleski, Raught, Manicki und Rohr.
Gefangengenommen wurden Occhino und Manicki, alle anderen
überlebten den Absturz nicht.
Occhinos Adresse war 1949 Buffalo, New York und Manickis
Chicago, Illinois.
Sonntag, 31. Dezember 1944
- Zwei schwere GP-Bomben (General Purpose 1.812 Kg)
gehen auf Arenberg nieder. Getroffen wurden das Haus
" Wüst" (in der Nähe der heutigen Tankstelle)
und die Wiese am Schneiders-Hof in der Silberstrasse.
Der Erdboden war durch Dauerfrost 15 cm durchgefroren.
Ein tiefgefrorenes Erdstück von etwa Tischgrösse flog
100 mtr. durch die Luft und durchschlug das Dach in
Webers Haus. Die beiden Nachbarhöfe waren schwer beschädigt,
die Scheunen waren abgedeckt. Der Explosionsdruck war
so stark, daß von den umliegenden Dächern Schiefer und
Dachpfannen wegflogen wie dürres Herbstlaub. Die Ernte
des letzten Jahres war grösstenteils durch zerbröselten
Schiefer, Mauergeröll, Bretter und einsetzenden Schneefall
vernichtet. Der Schneiders Hof hatte nach dem
schweren Brand am 6. November sozusagen den Rest bekommen.
Viele Fensterscheiben in Arenberg gingen zu Bruch. Fensterglas
war Mangelware und nicht mehr zu beschaffen. Man improvisierte,
die entstandenen Lücken wurden mit Presspappe ausgefüllt.
Dienstag
/ Mittwoch,
13./14. Februar 1945, Bomben-Terror auf Dresden
- In
der Nacht des 13. zum 14. Februar wüteten englische Bomberverbände
über Dresden und legten "Elbflorenz" in Schutt
und Asche. Dresden galt seinerzeit als die schönste
aller deutschen Städte. Die Altstadt, die Semperoper,
die Frauenkirche, der Zwinger und viele historische
Bauwerke fielen dem Bombenhagel zum Opfer. In zwei Zeitungen
las ich damals, 300.000 Menschen seien bei einem
der schwersten Bombenangriffe auf deutsche Städte ums
Leben gekommen. Auch die Nazis missbrauchten die Opfer
für Ihre Propaganda. Um die mutmaßliche Anzahl der Opfer
festzustellen und wilden Gerüchten vorzubeugen, hat
die Stadtverwaltung Dresden eine Untersuchungskommission
aus Fachleuten (Historiker, Statistiker, Archivare,
Munitionsfachleute usw.) eingesetzt. Der Kommission
gehört auch der Koblenzer Historiker Dr. Helmut Schnatz
an, der mit seinem Buch "Ganz Koblenz war ein Flammenmeer"
von sich reden machte. (Siehe auf dieser Seite:
Montag, 6. Nov. 1944)
In der Stadt waren
abertausende Flüchtlinge, die vor den vorrückenden russischen
Truppen flüchteten und in Dresden ihr Heil suchten.
Dort kamen sie im Feuersturm ums Leben
. Die Menschen am Elbufer hatten noch Glück, sie konnten
der Hitze mit einem beherzten Sprung ins Wasser entgehen und so
ihr Leben retten, weniger Glück hatten diejenigen in
der Innenstadt, auf der Flucht über die Strassen klebten
sie im aufgeschmolzenen Asphalt fest und verbrannten
kläglich. Die Alliierten warfen etwa 800.000 Stabbrandbomben
über Dresden ab. Tagsüber am Mittwoch kamen amerikanische
Bomberverbände und gaben der Stadt den Todesstoß.
- Es mag makaber klingen, aber für die 300.000? Toten
Dresdens und die 40.000 Toten Hamburgs, die vielen Bombenopfer
deutscher Städte wie Berlin, Frankfurt, Würzburg, München, Köln,
Kassel, Nürnberg und Koblenz, um nur einige zu nennen,
wurden keine Glocken geläutet und weltweit fanden auch
keine Gedenk- oder Trauergottesdienste statt, auch wurden keine Beileidstelegramme
an die Regierung geschickt, wie für die 4.500 Opfer
des World-Trade-Centers am 11. September 2001, so schrecklich
das auch war.
- Jedem Soldaten steht nach dem Genfer
Abkommen eine menschliche Behandlung
nach Gefangennahme zu; für den Luftkrieg und den Bombenterror
gegen die Zivilbevölkerung gibt es bis heute keine Völkerrechtsverbindliche
Regelung. Nahezu 500.000 Personen, davon 70.000 Kinder
kamen im Bombenhagel, alleine in Deutschland ums Leben.
- Zum Seitenanfang
-
- Die Flugabwehr
in Arenberg
- Arenberg lag aus Sicht der alliierten
Bomber in der Anflugschneise nach Koblenz. Hier hatte
die Wehrmacht mehrere Stellungen zur Luftabwehr eingerichtet,
als da waren: Horchgeräte, FLAKscheinwerfer* und die
erforderlichen Dieselaggregate zur Stromversorgung.
Im "Unterdorf", gegenüber der Einfahrt zur
"Kühhol" waren zwei große Stromgeneratoren
stationiert. Die FLAKscheinwerfer
und Horchgeräte waren im Bereich "Im Schweinegarten"
(zwischen Falkenweg und Silberstrasse) in eingegrabenen
Stellungen, die mit hohen Erdwällen umgeben waren, untergebracht
und waren neben Soldaten, vielfach mit FLAKhelfern*
besetzt. Die Mannschaften waren in einer Baracke im
oberen Bereich des Falkenwegs untergebracht. Hier befand
sich auch der "Leitstand", der die gemessenen
Koordinaten der feindlichen Bomberverbände per Feldtelefon
an die zahlreichen FLAKstellungen auf den Kreuzberg
(Niederberg) übermittelte. Reste dieser FLAKstellungen
sind heue noch zu sehen. Die Feuerkraft der Anlage (8,8
FLAK-Kanone, Reichweite ca. 4,5 km) war gegen die Anzahl
der anfliegenden Bomber eher bescheiden, ebenso die
Abschussquote.
- Die Technik:
- Horchgerät, eine Parabolschüssel
im Durchmesser von etwa zwei Meter, in deren Brennpunkt
ein hochempfindliches Mikrofon angebracht war.
Durch Approximation der Lautstärke und
unter Verwendung zweier Horchgeräte konnte recht präzise
die Flughöhe und die Fluggeschwindigkeit ermittelt werden
(Vorläufer des RADAR). Die ermittelten Flug-Parameter
wurden an die FLAKscheinwerfer
übergeben. Er bestand ebenfalls aus einem etwa zwei
Meter durchmessenden Parabolspiegel, der innen hochglänzend
versilbert war und in seinem Fokus zwei armdicke, gepresste
Wolfram-Kohlestäbe trug. Der Parabol war an seiner Öffnung
mit hitzebeständigem Quarzglas in Form eines runden
Deckels verschlossen und konnte zur Erneuerung der Kohlestäbe
und Wartung aufgeklappt werden. Die Anordnung funktionierte
nach dem Prinzip der Bogenlampe* mit enormem Stromverbrauch
und ebensolcher Lichtausbeute. Der Lichtstrahl reichte
mehrere Kilometer hoch. Zwei FLAK-Scheinwerfer nahmen
den "Pathfinder" ins Visier, das war der Anführer
des anfliegenden Bomber-Pulks. Wenn er in den Brennpunkt
der FLAK-Scheinwerfer kam, dann flog er förmlich "blind", er konnte vor Lichtfülle nichts mehr sehen.
Die Scheinwerfer verfolgten den Pathfinder und die Flugparameter
wurden laufend an die FLAKstellungen (siehe oben) übergeben.
Der Pathfinder setzte bei einem Bombenangriff auf Koblenz
den vom Volksmund so genannten "Christbaum", das war eine Leuchtrakete in Form eines beleuchteten
Weihnachtsbaums. Das war das Signal für den Pulk, ihre
Bomben auszuklinken. Wäre nicht Krieg und die Situation
nicht so ernst gewesen, hätte man an den faszinierenden
"Lichtspielen" am Himmel seine rechte Freude
haben können.
- * FLAK,
Flieger Abwehr Kanone, später Synonym
für die Waffengattung der Luftabwehr.
* FLAKhelfer,
seit Febr. 1943 wurden Gymnasiasten ab 15 Jahren als F-helfer
in der Heimatregion eingesetzt.
- * Bogenlampe,
elektrische Lichtquelle hoher
Leuchtdichte durch Ausnutzung der elektr. Bogenentladung
und der Temperaturstrahlung zwischen zwei Elektroden
(Kohle, Wolfram); früher in Scheinwerfern und Filmprojektoren
verwendet, heute werden Höchstdruckentladungslampen
eingesetzt.
- Zum Seitenanfang
- Die Nazis
in Arenberg
Das ist ein sehr trauriges Kapitel der Arenberger
Geschichte. Die überwiegende Mehrheit der PG´s (Parteigenossen)
in Arenberg hatten Mitgliedsnummern unter 1000 und das
im gesamten damaligen "Grossdeutschen Reich". Arenberg hatte damals die älteste Ortsgruppe der NSDAP
im Rheinland bzw. der Rheinprovinz. Ein Arenberger PG,
von dem noch die Rede sein wird, hatte sogar die Mitglieds-Nr.
27 (von > 8,5 Mio.), er mußte also der Gründungsversammlung
der NSDAP in München beigewohnt haben. Einigen war wegen "besonderer Verdienste" das
"Goldene Parteiabzeichen" verliehen
worden. Ein alter Parteigenosse erzählte mir nach dem
Krieg, dass er - es muss 1936 oder 37 gewesen sein -
am NSDAP Parteitag in Nürnberg teilgenommen hat. Dr.
Josef Göbbels (Propagandaminister) hatte, um die PG´s
einzustimmen, das ganze Parteitagsgelände mit allen
damals verfügbaren Flakscheinwerfern im Kreis umstellen
lassen und ihre Lichtkegel hoch über dem Gelände fokussiert,
aber so, dass sich im Zenit keine Überschneidungen der
Scheinwerferstrahlen ergaben. Tausende PG´s standen
gewissermassen in einem Lichtdom von gewaltigen Ausmassen
und waren im Fackelschein der SA und anderer NSDAP-Formationen
von diesem
Schauspiel hingerissen, gleichsam wie in einem Gottesdienst
in einer grossen Kathedrale. Hierhin gehört auch der
spätere Ausspruch Joseph Goebbels:
"Und wir gehen in diesen Krieg wie in einen
Gottesdienst". Wohin die Verführung der Massen
letztlich geführt hat, ist hinlänglich bekannt. Die
Nazi-Propaganda lief auf Hochtouren, sie machte auch
vor Postkarten nicht halt. Dafür ließen sie die Sonne
auch schon mal im Norden aufgehen, wie eine Postkarte
der 1930er Jahre beweist. Die Arenberger Nazis haben
während des "1000 jährigen Reiches" in Arenberg
nichts zu Wege gebracht.Trotz
ausgezeichneter Beziehungen zur Reichsführung (Robert
Ley) blieb nichts ausser dem Kindergarten in der Urbarer
Straße
und einer Ruine am Sportplatz die m.W. als Parteiheim
geplant war. Dieses wurde nach dem Krieg abgerissen
und die behauenen Granitsteine in den Sockel eines Hauses
in der heutigen Pfarrer-Kraus-Strasse Nr. 120 eingebaut.
Natürlich wurde die vordem genannte Hauptstrasse damals
in Adolf-Hitler-Strasse umbenannt, wie vielerorts. Mein
Vater, Josef Weber, wurde am 30. Juli 1930 vom Arenberger
Gemeinderat mehrheitlich zum Bürgermeister gewählt,
2 Stimmen entfielen auf Andreas Schardt, den Ortsgruppenleiter
der NSDAP. Nach der "Machtergreifung des Führers"
am 30.Januar 1933 trat mein Vater in der Gemeinderatssitzung
am 26. April 1933 von seinem Mandat, entnervt von den
Schikanen der Nazis, zurück. Schikanen waren vor allem
nicht "Linientreue Volksgenossen"
ausgesetzt, sie wurden oftmals ohne Gerichtsverhandlung
in Konzentrationslager verfrachtet und dort über Jahre
inhaftiert. Der in Arenberg geborene Theologe Prof.
Dr.
Dr. Friedrich Erxleben war Mitglied im Solf-Kreis und
Beichtvater des Berliner
Bischofs und späteren Kardinals (1946) Konrad Graf von Preysing.
Er
äusserte sich hinter
vorgehaltener Hand zu den Nazis : "Wir sind
in den Händen von Narren und Verbrechern.“ Der
GESTAPO gelang es, einen Spitzel (Dr. Paul
Reckzeh) in den Solf-Kreis einzuschleusen, viele bezahlten
das mit ihrem Leben. Dr. Friedrich Erxleben wurde im KZ
Ravensbrück gefoltert und nur durch Zufall überlebte
er den Krieg, weil Roland Freisler bei einem Bombenangriff
auf Berlin am 3. Febr. 1945 von einem Balken erschlagen
wurde.
Die dadurch entstandene Prozessverzögerung rettete ihm und
den noch nicht abgeurteilten des Solfkreises das Leben.
Wissenschaftler
erweckten per se schon das Misstrauen der Nazis. Albert
Einstein´s geniale Formel e=mc2
(die jeder Gymnasiast im Kopf ausrechnen kann) wurde
im "Stürmer", dem offiziellen Organ
der Nazis, lächerlich gemacht. 90 Billiarden oder 9
mal 1016 Wattsekunden aus 1 Kilo Materie
passten nicht in das Weltbild der Nazis, sie kannten
den Energiegehalt einer Schaufel Kohlen, damit konnte
man in einer "Gulaschkanone" Erbseneintopf
kochen. Konrad Zuse, *22.6.1910 in Berlin +18.12.1995,
dem genialen Erfinder und Erbauer des ersten programmgesteuerten
Digital-Computers "Zuse 3", ging es 1941
nicht besser: Die Nazis wollten ihn in eine Irrenanstalt
einweisen, bis einem hohen Militär auffiel, dass man
mit Zuses "Spinnerei" ballistische Bahnen
berechnen konnte und sie somit kriegswichtig war. "Zuse 3" wurde bei einem Bombenangriff auf Berlin
zerstört. Seine Patente, theoretische Grundlage für
den Siegeszug heutiger PCs, fielen nach Kriegsende entschädigungslos
den
Amerikanern, als "Kriegsbeute"
zu.
Es gab auch Übergriffe und Denunziation
der Nazis in Arenberg. Im Jahr 1936 wurden das Kreuzchen
an der Dreispitz und das alte Basaltkreuzchen von 1708 in
den Klosterwiesen demoliert.
Im
November 1938 feierte die Arenberger Kirche 70jähriges Bestehen.
Zu diesem Anlaß ließ die Kirchengemeinde in Höhr-Grenzhausen eine Postkartengroße
Plakette aus Ton anfertigen (Foto). Diese wurde für RM (Reichsmark)
1,50 an Arenberger und Immendorfer Familien verkauft. Fritz
Oppel, PG, SA-Mann und Gastwirt (Gasthof "Zur
Post" s. Foto rechts) aus Arenberg machte
"Meldung" beim SD. (Die Unterlagen sind beim LHA
Koblenz einzusehen). Das konnte sich Fritz Oppel nicht vorstellen,
das sein Bericht archiviert wurde. Die Gaststätte wurde
in den 1960er Jahren abgerissen, heute steht die "Kreissparkasse" dort.
In den Kriegsjahren, besonders in 1943-45 wurden
die Lebensbedingungen für die Bevölkerung immer schlechter.
Lebensmittel und die einfachsten Dinge des täglichen
Bedarfs gab es nur auf Lebensmittelkarten oder auf Bezugsschein.
Es herrschte bittere Not im Land. Familien mit Kindern
und Schwerstarbeiter wurden etwas bevorzugt, diese bekamen
zusätzlich etwas "Blaue Milch" (total entrahmte
Magermilch also). Schuhe oder Kleidung gab es nicht mehr.
Wer einen alten Autoreifen besaß, bastelte sich sein
Schuhwerk selbst, es wurde improvisiert was das Zeug
hielt. Über den Erfindungsreichtum der Bevölkerung konnte
man nur staunen. Das einzige was funktionierte war die
Nazipropaganda. Hier eine Kostprobe aus damaliger Zeit
der "Göbbelsschnauze"*: " Schon
wieder ist es uns gelungen, 125 Gramm Kunsthonig an die
Kinder zu verteilen". Wenn die Mütter dann in
die Läden kamen, war der Kunsthonig ausverkauft. Damals
sang Zarah Leander den Schlager: "Es geht alles
vorüber, es geht alles vorbei, auf jeden Dezember folgt
wieder ein Mai..." wurde von Volkes Stimme folgendermaßen
im Refrain umgedichtet: "Es geht alles vorüber,
es geht alles vorbei, auch Adolf Hitler mit seiner Partei".
Es war Verzweiflung, aber auch die Hoffnung auf bessere
Zeiten, die so zum Ausdruck gebracht wurde. Vordem urdeutsche
Ehrbegriffe wie Treue, Mut, Fleiß, Vertrauenswürdigkeit
und Ehre wurden von den Nazis mißbraucht und besudelt.
Nach dem Krieg war nichts mehr an seinem Platz, die
Folgen sind noch heute spürbar. Die Welt war aus den
Fugen geraten. - * Göbbelsschnauze wurden
die Volksempfänger (einfache Radios) genannt, die für
87 Reichsmark (Foto) bzw. 35 RM für ein noch kleineres
Gerät, zu kaufen waren . Zum Vergleich:
1.00 RM war der Stundenlohn eines einfachen Arbeiters. Nun
konnten endlich alle PG´s und Volksgenossen ihren "Führer"
und Josef Göbbels im Radio hören.
- Schon im Kindergarten der Nazis wurde den
Kleinsten das morgendliche Beten nach Nazimanier beigebracht,
dazu
hatten sie einfach ein altes Kindergebet für Ihre Zwecke umgedichtet
und das obligatorische "Amen" am Ende des Gebetes
wurde infamerweise durch "Heil Hitler" ersetzt:
"Händchen falten, Köpfchen
senken und an Adolf Hitler (unseren Heiland) denken, er gibt unser täglich
Brot und rettet uns aus jeder Not Heil Hitler"
(Amen) Wie
man sieht, machte die
Nazipropaganda auch vor den Kleinkindern nicht halt.
Luftschutzstollen Die
Bergleute in Arenberg und Immendorf bauten in den letzten
Kriegsmonaten mehrere Stollen, um sich und die Bevölkerung
vor den vielen Luftangriffen und Aribeschuss (Artillerie)
in Sicherheit zu bringen. So je einen Stollen in der
Kühhohl, im Calmen, auf dem Kissel und in der südlichen
Weikertswiese am sogenannten "Gruberpfädchen", das in die Vogelweide mündet. Dem Letzteren fehlte
der Notausgang, dieser sollte in der "Grimms
Wiese" etwa 200 m unterhalb des Eingangs sein.
Um schneller am Ziel zu sein, begann man an zwei Seiten
des Stollens zu graben. Willi Angermann sagte mir Anfang
August 2009, es fehlten noch etwa 35 m bis
zum Durchstich und die Strecke sei im Zickzack entlang
der Vogelweide verlaufen. Mit Ende des Krieges am 27.
März 1945 wurden die Arbeiten eingestellt, das Stützholz
ausgeräumt und für andere Zwecke verwendet. Ein
schwerverwundeter Soldat der Wehrmacht suchte damals,
wie mein Bruder Ludolf Weber und ich, Schutz bei Fliegeralarm im
Stollen in der Kühhol. Der Soldat kam auf Krücken angehumpelt, weil er im Krieg ein Bein verloren hatte. Mit ihm
traf Josef Ackermann (Chef der Zivilverwaltung
CdZ in Luxemburg) in Begleitung seiner Frau, die wie
zu einem Empfang in grosser Gesellschaft
aufgedonnert war, im schwarzen Benz-Cabrio ein. Der
Soldat warf ihm lautstark und verärgert vor, er sei
auf Krücken von Montabaur bis ins Kloster-Lazarett nach
Arenberg gehumpelt (20 Km), weil kein Sprit für den
Verwundetentransport da war, aber für die PGs (Parteigenossen,
Parteibonzen) sei offenbar Sprit vorhanden. J. Ackermann
schlug den schwerverletzten Soldaten mit einem Kinnhaken
nieder. Als sich der Soldat mit seinen Krücken wieder
aufgerappelt hatte, verlangte J. Ackermann dessen Soldbuch,
um seine Personalien festzustellen. Nach diesem Vorfall
verweigerten die wütenden Bergleute J. Ackermann den
Stollenzutritt und er musste anderswo Schutz suchen.
J. Ackermann war der Sohn des Arenberger Droschkenkutschers
Moritz Ackermann, der die Fremden vor und noch während
des Krieges für 50 Reichspfennige nach Bad-Ems kutschierte.
Sein Droschkenstandplatz war damals vor " Strauben`s" Bauernhof in der Silberstraße (Foto links). J. Ackermann hatte
die Mitglieds-Nr. 27! und war Gründungsmitglied
der NSDAP in München. Nach dem Krieg wurde er
von den Amerikanern interniert und auf Antrag nach Luxemburg
ausgeliefert, dort zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt,
die später in sieben Jahre Zuchthaus umgewandelt
wurden. Der Zuchthäusler Josef Ackerman ist sicher kein Ruhmesblatt
für Arenberg und verdient nicht in "WIKIPEDIA"
als "Person der Zeitgeschichte" erwähnt zu
werden.
- Im März 1944 gegen Ende des Krieges wollten "Krieger" der Waffen SS Arenberg, die älteste Ortsgruppe
der NSDAP in der Rheinprovinz, "bis zum letzten
Blutstropfen" und bis zum letzten Haus
verteidigen. Arenberg sollte evakuiert und dann in Schutt
und Asche gelegt werden. Aus diesem Grund wurden ältere,
noch verbliebene Männer, dienstverpflichtet, in Höhe
der heutigen Urbarer-Strasse und kurz vor der Einmündung
" Alte-Emser-Strasse" je eine Panzersperre
zu errichten. Gegen Abend waren die Panzersperren fertiggestellt,
die SS wars zufrieden und sie ergriffen, wegen der anrückenden
Amerikaner, das Hasenpanier. Nachts wurden die Panzersperren
unter dem mutigen Einsatz und auf Initiative von Franz Brendler
und anderen Arenberger Männern, unter denen viele Bergleute
waren, wieder beseitigt. Franz
Brendler hat mit seinem mutigen Einsatz Arenberg
vor einer sicheren Katastrophe bewahrt. Nächstentags
am Dienstag dem 27. März 1945 kurz nach Mittag (12:20)
zogen die Amerikaner, von Neuhäusel her kommend, ohne
auch nur einen Schuss abzugeben und ohne Blutvergiessen
in Arenberg ein. Unser Bürgermeister Peter
Klee stürmte mit einer weißen Fahne die Silberstrasse
hinunter und übergab den Ort der Amerikanischen Panzerbesatzung
die am " Eck" aufgefahren war. Der Krieg und
der damit verbundene Schrecken war zumindest für Arenberg
zu Ende.
- ------------
- Ein Schlaglicht auf diese Zeit ist auch die nachfolgende
traurige Geschichte von Willi Specht.
Denunzianten gab es
überall, "Maulhalten" war die allgemeine
Parole.
- Zum Seitenanfang
-
- Willi Specht
Das nachfolgende Gedicht (persifliertes Tischgebet)
wurde in Willi Specht´s Friseurladen (Foto links) während
des Haareschneidens erzählt. Er wurde bei den Nazis
denunziert. Das brachte ihm 2 Jahre Zuchthaus wegen
" Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung"
in Wittlich ein. Die Nazis wurden gegen Kriegsende,
als die Niederlage offensichtlich wurde, nervöser
und dünnhäutiger, öffentliche Kritik am System war äusserst
lebensgefährlich. Andere Systemkritiker oder Andersdenkende
hatten weniger
Glück, sie wurden zum Tode auf dem Schafott oder durch
den Strang verurteilt. Insgesamt etwa12.000 Männer und 1100 Frauen
wurden umgebracht (siehe dazu auch Johanna
Solf und der Solfkreis).
Der Verfasser des Gedichtes ist
mir leider nicht bekannt, der Denunziant auch nicht.
" Komm Adolf Hitler sei unser
Gast, und gib uns die Hälfte von dem was du hast;
aber nicht Pellkartoffeln und Hering*, sondern was du
isst und Göring*. Du nahmst uns die Butter, Du nahmst
uns das Fett, selbst die billigste Margarine nahmst
Du uns weg! Volk ohne Butter, Vieh ohne Futter,
Führer ohne Frau, zehn Metzger----- eine Sau, das nennt
man deutschen Aufbau. Feste feiern, Nonnen entschleiern,
Bomben immer netter, Minister immer fetter. Hindenburg
Du edler Streiter, steig herab, von Deiner Himmelsleiter,
denn Dein Gefreiter* kommt nicht weiter! Amen"
Von
diesem "Tischgebet" waren damals mehrere Textversionen
im Umlauf. Der Unmut der Bevölkerung machte sich in einer
Vielzahl von Versen und Stoßgebeten wie das folgende Luft. Wenn
Arenberger nach Koblenz kamen und schon von ferne das "Deutsche
Eck" sahen, murmelten sie leise vor sich hin: "Kaiser
Wilhelm, steig hernieder und regiere du uns wieder, lass
in diesen bittren Zeiten lieber uns´ren Adolf reiten"
*Hering
war während des Krieges eines der wichtigsten Nahrungsmittel
und wurde aus einem großen Holzfass verkauft, heutzutage
eher eine teure Delikatesse, weil die Fanggründe nahezu
leergefischt sind. * Hermann
Göring Wegen seiner Eitelkeit,
Fettleibigkeit und Pralsucht ein eher verachteter Politiker.
- Eine Koblenzer
Marktfrau pries ihre Heringe lautstark unter
folgendem Motto an: Hering su deck wie de Göring! (Hering
so dick wie der Göring). Das hörte auch die GESTAPO (Geheime
Staatspolizei), die Marktfrau wurde verhaftet und nach Ermahnung
und einem Tag Haft wieder laufengelassen. Anderentags rief
sie: Hering su deck wie vurgester (vorgestern); Ganz Koblenz
lachte damals über den Witz und die Schlagfertigkeit der
Marktfrau.
- *
Adolf Hitler hatte am ersten
Weltkrieg teilgenommen und wurde mit dem Dienstgrad "Gefreiter" aus dem Dt. Militärdienst entlassen. Im
Volksmund eher spöttisches Synonym für A.H. Auch wurde er
wegen seiner gescheiterten Ausbildung zum Kunstmaler (hinter
vorgehaltener Hand) "Der Anstreicher" genannt.
Den Titel " GröFaZ" hat Hitler sich selbst verliehen
und besagt: " Größter Feldherr aller Zeiten" .
- Im Helenenstollen
(Baubeginn um 1878 und 1905 -11, lag etwa 100 Meter in westlicher Richtung unterhalb der
Haarnadelkurve am " Heuweg" zum Mühlental)
Im Februar 1945
wurde wegen des stark zunehmenden Artilleriebeschusses
der Amerikaner ein alter, aufgelassener Stollen im Mühlental
reaktiviert. In diesen Stollen führte eine Lorenbahn
etwa 500 Meter in den Berg. Dort konnte man sich dann
einigermassen sicher fühlen. Im Innern war es feucht
und kalt. Mein Bruder Ludolf und ich nagelten uns einen
Bretterverschlag zusammen, um dort die Nächte zu verbringen.
In unmittelbarer Nachbarschaft "kampierten"
auch etwa 15 Nonnen aus dem Dominikanerinnenkloster
in Arenberg. Im Berg selbst "hausten" etwa
150 Arenberger Bürger, vorwiegend Bergleute. Am Stolleneingang entwickelte
sich ein wahres Zigeunerleben. Auf kleinen Feuerchen
wurde gekocht, was die umliegende Natur zu bieten hatte.
Brennesselsuppe, Sauerampfer und ähnliche Kräuter waren
das gesunde Hauptnahrungsmittel. Es war Hungersnot im
Land. Butter, Margarine, Speck oder Fett gab es nicht
mehr. Einige Leute hatten ein paar Hühner zuhause, deren
Eier wurden ohne Fett in die Pfanne geworfen oder gekocht.
Durch die Rauchentwicklung wurden Flugaufklärer
der Amis auf uns aufmerksam und schickten uns 3
Granaten als Morgengruß und zur Warnung.
Die Einschläge waren nur etwa 30 mtr. vom
Stolleneingang jenseits der Straße entfernt. Auch
hier wurde es sehr gefährlich. Es waren unbeschreibliche Zustände, sanitäre Einrichtungen
gab es nicht, gewaschen wurde sich morgens am Mühlenbach,
die weiteren menschlichen Bedürfnisse wurden im weiteren
Umfeld im Gebüsch erledigt. Die Notsituation wurde nur durch
das anhaltend schöne Frühlingsswetter gemildert. Über
Wochen strahlend blauer Himmel, an dem nur die Kondensstreifen
der gegen Osten fliegenden Bomberverbände zu sehen waren.
Die Amerikaner sprengten den Stolleneingang im März
1945, weil sie die Befürchtung hatten, der Werwolf könne
sich darin verschanzen und die Truppen aus dem Hinterhalt
angreifen.
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Konrad Weber, im Nov. 2002 Zuletzt geändert:
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