In der Gegend um Trier legten die Römer zahlreiche Villen an. Eine davon war die Villa bei Otrang. In diesem Landgut mit Herrenhaus, zu dem auch eine Kultstätte mit zwei Tempeln sowie Gräberfelder gehörten, lebten bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. römische Siedler. Sie zählt heute zu einer der größten und besterhaltenen römerzeitlichen Villenanlage im Rheinland. Die Villa wurde mehrfach erweitert, bis sie ebenerdig etwa 66 Räume und Badeanlagen mit mehreren Fußbodenheizungen besaß. Die Größe der Anlage und deren Ausschmückung zeugen vom Wohlstand und der Kultur der einstigen Besitzer.
In der Völkerwanderungszeit um 400 n. Chr. wurde die Villa zerstört. Auf Veranlassung des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ließ man die wiederentdeckte Ruine ab 1838 ausgraben. Die freigelegten Reste wurden durch Schutzhäuser gesichert – ein frühes Beispiel für Denkmalschutz in Deutschland. In vier Räumen haben sich die wunderbaren Mosaikfußböden erhalten. Zu bestaunen sind unter anderem Tierdarstellungen: Raubtiere jagen ihre Beute durch Bögen aus Ornamentranken, während ein Kranich eine Schlange verspeist. Ein solcher Wohnluxus entsprach durchaus dem der Oberschicht in der Hauptstadt Rom. (Aus „Reisezeit - Zeitreise“. Verlag Schnell + Steiner. 2010)
Bei Fließem, etwa 5 km nördlich von Bitburg, an einer südöstlich geöffneten Hanglage, liegt die römische Villa auf einer uralten, im Volksmund „Weilerbüsch“ genannten Siedlungsstelle.
Dem Besucher bietet die Villa Otrang einzigartige Mosaikböden, die in ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Biedermeierhäusern untergebracht sind. Anhand von Resten römisch architektonischer Bauelemente kann der Besucher die Schönheit und Größe des einstigen Repräsentationsbaus erahnen. Ihm wird neben den Mosaikböden auch das römische Fußbodenheizungssystem im Zusammenhang mit drei Badeanlagen anschaulich dargestellt. Die wertvollen Funde der Villa Otrang, wie z.B. der Torso der Göttin Isis-Fortuna, können im Rheinischen Landesmuseum in Trier besichtigt werden.