Bei den Nassauern handelt es sich um eines der ältesten deutschen Adelsgeschlechter, das seinen Ursprung in dem kleinen Ort Lipporn im Taunus hatte. Bis heute gibt es noch zwei Linien: In den Niederlanden verweilt das Geschlecht zu Nassau-Diez und in Luxemburg das Geschlecht zu Nassau- Idstein bzw. zu Nassau-Wiesbaden.
Von Lipporn kommend bewohnten sie zunächst die lahnaufwärts gelegene Laurenburg, nach der sie sich zuerst auch benannten. Von dort aus gründeten sie die heutige Burg Nassau, die etwa 1160 zu ihrem Stammsitz wurde.
Bis zum Ende des Mittelalters war die Burg bewohnt und seit 1255 gemeinsamer Besitz der walramschen und ottonischen Linie. Ein berühmtes Mitglied der Familie, das auf der Burg Nassau geboren wurde, war König Adolf von Nassau, der 1298 in der Schlacht von Göllheim fiel. Ein 1991 aufgemalter Stammbaum im Obergeschoss des Palas verdeutlicht zusätzlich die Familienstrukturen der Nassauer. Ab dem Ende des 15. Jh. verfiel die mittlerweile unbewohnte Burg zunehmend. Bezeichnend ist, dass sie zu keiner Zeit zerstört wurde. Quellen belegen, dass im 17. Jh. sowohl der Palas, der Bergfried als auch das Torhaus noch standen. Nachdem die Burg Nassau seit 1965 in der Obhut der Schlösserverwaltung ist, wurde sie ab 1970 in mehreren Phasen restauriert.
Zunächst begann man mit der Freilegung ihres Berings und dem Abriss neuzeitlicher Bauten. 1976/77 rekonstruierte man den Bergfried nach den Vorgaben eines alten Merian-Stiches, setzte ihm ein Walmdach auf und versah ihn zusätzlich mit Eckwarten und Zinnenkranz. 1979/80 wurde der Palas zur Gaststätte ausgebaut, unter Berücksichtigung der Integration romanischer und spätgotischer Überreste und Rekonstruktionen.
So dominieren heute die dreifachen Fensterarkaden aus romanischer Zeit weithin sichtbar das Bild der Burg Nassau. Zur Hofseite hin rekonstruierte man romanische Zwillingsfenster. Nach dem Ausbau des Turminneren 1985 erschien die Burg in einem Zustand, der vorher durch ständige Neu- und Anbauten so nie existiert hat. Besucher betreten die Burg durch einen breiten Torzwinger und gelangen in den Burghof. Dieser wurde ursprünglich von zwei Türmen geschützt, von denen jedoch nur noch der westliche Hauptturm aus dem 14. Jh. erhalten ist. Möglicherweise stand an seiner Stelle vorher ein romanischer Turm. Auffällig an ihm ist sein hofseitig vorgesetzter Treppenturm, der eine Besonderheit des rheinischen Burgenbaus darstellt. Während man sein Hauptgeschoss von Außen erreicht, führt eine Treppe im inneren Mauerwerk zu den unteren Geschossen, die alle mit Kreuzgratgewölben ausgestattet sind.
Unter dem Erdgeschoss befindet sich das Verlies, das nur über eine Öffnung im Gewölbescheitel zugänglich ist. An dem Burgbering erkennt man Reste der Bogenblenden, die früher den Wehrgang trugen. Die teilweise zerstörten Burgmannenhäuser, die einer Familienfehde 1372 zum Opfer fielen sowie die Ruine des Torbaus, die einst die Johanniskapelle über der Pforte beherbergte, vollenden das stimmige Bild der Burgruine Nassau. Auf einem Felssporn vor der Burg befinden sich die Mauerreste des Hauses der Familie vom und zum Stein, aus dem im 19. Jh. der große Staatsmann Karl vom und zum Stein hervorging.
Quelle
Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 120 f.