Innenseite
Auf der Innenseite kommen in sieben Flachreliefs die sieben Sakramente zur Darstellung. Um die Symbole der Sakramente gruppieren sich auf die einzelnen Sakramente besonders bezogene Menschen, die beim Dombau und bei der geistlichen Prägung der Zeit des Dombaus eine herausragende Rolle spielten. Die Darstellung des Pfingstereignisses mit Maria inmitten der zwölf Apostel im Tympanon weist darauf hin, dass derselbe Geist Gottes, der in der Schöpfung und in der biblischen Heilsgeschichte am Werk war, auch in der Zeit der Kirche wirksam ist und sich immer wieder gegen Widerstand und Sünde durchsetzt.
Das Stufenportal ist am besten von der Mitte des Hauptaltars aus zu betrachten. Zur Besichtigung der Tafeln muss man allerdings näher herangehen, weil die Reliefs der Innenseite flacher und daher nicht so leicht zu lesen sind.
Die Sakramente
27 Taufe: Welle mit Kerze
28 Buße: Stola mit drei Sternen, die für die Dreifaltigkeit stehen
29 Priesterweihe: Mitra als Zeichen für die bischöfliche Gewalt, Priester weihen zu können
30 Krankensalbung: Totenlampe
31 Ehe: Stola über zwei verschlungenen Ringen
32 Eucharistie: Kelch
An beiden Seiten der Sakramenten-Reliefs sind zur Verdeutlichung folgende Personen dargestellt:
33 Erzengel Michael
Rechts neben der Taufe ist der Erzengel Michael, Patron des Domes, der in der einen Hand das Schwert, in der anderen die Waage hält. Er begleitet die Seele des Kindes in der Taufe aus der Gewalt Satans in die Geborgenheit der Kirche.
34 Heinrich IV. in Canossa
Links neben der Buße ist Heinrich IV. in Canossa zu sehen. Er steht im Bußgewand am verschlossenen Tor der Burg Canossa.
35 Gregor VII.
Links neben der Priesterweihe ist Papst Gregor VII., der Gegenspieler Heinrich IV., zu sehen. Sein Reformziel war vor allem die Durchführung der Ehelosigkeit der Priester. Dieses Bemühen um einen guten Klerus ist in der Erteilung der Priesterweihe symbolisch aufgezeigt.
36 Rudolf von Habsburg
Rechts neben der Krankensalbung ist Rudolf von Habsburg dargestellt. Er ist im Dom begraben. Er kam mit seinem letzten Ritt nach Speyer, um dort zu sterben.
37 Heinrich III. und Agnes
Rechts neben der Ehe sind Kaiser Heinrich III. und Agnes als Symbol für ein Ehepaar dargestellt. Heinrich III. ist im Dom begraben
38 Anselm von Canterbury
Links neben der Eucharistie ist Anselm von Canterbury im Kreise seiner Schüler und Mitbrüder zu sehen. Er ist der Vater der Scholastik, d.h. der kirchlichen Wissenschaft. Er setzte sich vor allem mit der falschen Eucharistielehre des Berengar von Tours auseinander.
Die übrigen Reliefreihen lassen sich waagrecht lesen, von links nach rechts. Es handelt sich um historischen Ereignisse und Personen, die einen Bezug zum Kaiserdom haben.
Im 11. Jahrhundert, dargestellt in den vier Reliefs der untersten Reihe, entzündete sich der Investiturstreit, der von der ursprünglichen Einheit von Papst und Kaisertum zur Trennung von weltlicher und geistlicher Gewalt führte:
39 Otto von Bamberg
Otto von Bamberg dargestellt mit Hirtenstab und Mitra bei der Domweihe unter Heinrich IV.
40 Konrad II. beginnt den Dombau
Kaiser Konrad II. mit den Reichsinsignien und dem Grundriss des Domes.
Konrad II. wurde nach dem Tod Heinrichs II. (1024) zum Deutschen König gewählt und drei Jahre später (1027) im Rom zum Kaiser gekrönt. Er beschloss als repräsentativen Mittelpunkt in Speyer einen neuen Dom zu bauen, der zugleich Grablege seines Geschlechts wurde.
41 Benno von Osnabrück
Benno von Osnabrück mit Planskizze und Zirkel als Baumeister des Domes unter Heinrich III. und Heinrich IV.
42 Hermann der Lahme
Hermann der Lahme, Mönch von der Insel Reichenau, wird dargestellt mit zwei Krücken, ohne die er sich nicht fortbewegen konnte. Er galt als der größte Gelehrte seiner Zeit. Von ihm stammt das „Salve Regina“, das als „Nationalhymne“ des Domes dort bis zum heutigen Tage jeden Samstagnachmittag gesungen wird.
In der zweiten Reihe von unten sind vier Reliefs mit großen Persönlichkeiten, die zur geistigen Erneuerung der Kirche beitrugen:
43 Hugo von Cluny
Hugo von Cluny war von 1049 bis 1109 Abt des Reformklosters Cluny und hatte höchste Autorität bei Papst und Kaiser. 1050 wurde er Taufpate des Sohns Heinrichs III. und war zeitlebens Berater und väterlicher Freund Heinrichs IV. Vermittler zwischen Papst und Kaiser.
44 Bruno von Köln
Bruno ist als der große Schweiger dargestellt, in der Hand den Totenschädel, im Leben stets den Tod vor Augen.
Bruno von Köln ist Gründer des äußerst strengen Karthäuser-Ordens, ursprünglich gegründet als Eremitenorden in den Bergen von Cartusia. Jedes Kloster, Karthause genannt, umfasst nur kleinste Einzelwohnungen, in deren Mitte die Kirche liegt. Jeder Mönch bewohnt seine kleine Wohnung, gemeinsame Mahlzeiten gibt es nur an hohen Festtagen, reden unter den Einsiedlern nur im Notfall erlaubt.
45 Norbert von Xanten
Norbert ist dargestellt mit Messkelch und Altar. Dies deutet auf das vornehmlich seelsorgerliche Ziel seiner Ordensgründung hin.
Norbert von Xanten, der Vetter von Heinrich V., gründete den Prämonstratenser-Ordens in der Premontre, einer Landschaft bei Laon. Ziel des Ordens ist vor allem die Seelsorge.
46 Bernhard von Clairvaux
Bernhard von Clairvaux tritt 1112 in das Reformkloster Citeaux ein, daher der Name Zisterzienser. Er gründet in Clairvaux ein neues Kloster, durchzieht predigend ganz Europa und predigt auch im Dom zu Speyer an Weihnachten 1146.
In der sechsten Reihe werden vier Päpste dargestellt, die auf verschiedene Weise mit den salischen Kaisern verbunden waren:
47 Nikolaus II. verkündet das Papstwahldekret
Papst Nikolaus II. verkündet das Papstwahldekret im Jahre 1059.
Durch das die Wahl der künftigen Päpste neu geregelt wird. Die Zustimmung des Kaisers wird sekundär. Hier liegt der Beginn des Investiturstreites. Als Heinrich IV. im Jahre 1065 mündig wird und die Führung des Reiches übernimmt, sind bereits vollendete Tatsachen geschaffen.
48 Leo IX. in normannischer Gefangenschaft
Papst Leo IX. ist als Gefangener dargestellt; zusammen mit dem Bußprediger und späteren Kardinal Petrus Damianus, der mit ihm die Gefangenschaft teilt.
Leo IX. arbeitet eng mit Heinrich III. zusammen zur Abwehr der normannischen Gefahr. Als der Kaiser ihm nicht zur Hilfe kommen kann, kämpft er mit eigenen Kräften gegen die Normannen und wird gefangengenommen. Nach achtmonatiger Haft in Benevent kehrt er krank und seelisch gebrochen nach Rom zurück und stirbt 1054.
49 Viktor II. am Sterbebett Heinrichs III.
Papst Viktor II. mit Kreuz und Hirtenstab zusammen mit Kaiserin Agnes und Heinrich IV. am Sterbebett Heinrichs III.
Eingesetzt von Heinrich III. arbeitet Viktor II., in der Kirchenpolitik eng mit seinem kaiserlichen Herrn zusammen, begleitet den toten Kaiser zu seiner letzten Ruhestätte in dem Dom zu Speyer. Kurz darauf 1057 stirbt er ebenfalls. Der frühe Tod von Heinrich III. und Viktor II. war ein Unglück für Kirche und Reich.
50 Urban II. auf der Tiberinsel
Urban II. wird dargestellt als Bettler, der um Almosen bittet und dem eine Frau Brot gibt.
Der von Kaisers Heinrich IV. aufgestellte Gegenpapst Clemens III., kann sich in Rom behaupten, während der rechtmäßig gewählte Papst Urban II. abgedrängt wird. Er wird auf einer Synode in der Peterskirche von seinem Gegenspieler Clemens III. verurteilt und sitzt monatelang auf der Insel im Strom, von Almosen lebend, während die Gegenpartei die Stadt beherrscht. Urban wird später in der Kirchengeschichte durch seinen Aufruf zum ersten Kreuzzug bekannt, der ein großes Echo findet.
In der siebten und letzten Reihe, unter dem Tympanon sind geschichtlichen Persönlichkeiten, die zur Zeit des Dombaus lebten, dargestellt:
51 Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen wird kniend mit Äbtissinenstab und Heilpflanzen dargestellt, im Gebet geöffnet für die Offenbarungen Gottes.
Sie war Klosterfrau, Äbtissin der Benediktinerinnen auf dem Rupertsberg bei Bingen. Sie gilt als große Visionärin und unerschrockene Mahnerin ihrer Zeit.
52 Friedrich Barbarossa und Beatrix mit Tochter Agnes
Friedrich Barbarossa, dargestellt als Kreuzritter mit Heer und Verwandter der Salier, wollte im Dom zu Speyer begraben werden. Er ertrinkt jedoch 1090 während des dritten Kreuzzuges. Sein Grab ist unbekannt. Seine Gattin und die Tochter liegen im Kaiserdom begraben (1084).
53 Albrecht von Österreich
Albrecht von Österreich, Sohn Rudolfs von Habsburg, wurde 1308 von seinem Neffen ermordet. Er wurde im Kaiserdom begraben.
54 Philipp von Schwaben
Philipp von Schwaben, Sohn Barbarossas, wurde in der Bischofspfalz zu Bamberg, 1208, als Opfer einer Privatrache ermordet. Er ist im Kaiserdom begraben.
Sowohl Albrecht von Österreich als auch Philipp von Schwaben sind bei der Ermordung dargestellt.
55 Geistsendung (Tympanon)
Maria ist im Kreis der Apostel bei der Sendung des Hl. Geistes, das Pfingstgeschehen, dargestellt. Es ist gleichzeitig die symbolische Darstellung des Sakramentes der Firmung.
Auf der Innenseite des Hauptportals ist den Stiftern ein Denkmal gesetzt:
Der linke Flügel trägt die Inschrift: HAEC VALVAE FACTAE SUNT MUNERE ET IMPENSIS REGIONIS RHENANO-PALATINENSIS AUCTORE EIUS PRAESIDE PETRO ALTMEIER Der rechte Flügel zeigt: EDUARDI ORTH DOMUS SPIRENSIS MANTISSIMI FAUTORIS MEMORES ESTOTE |
Dieses Tor ist entstanden als Geschenk und auf Kosten des Landes Rheinland-Pfalz, Stifter dessen Präsident Peter Altmeier.
Ebenso sei gedacht Eduard Orths, des Speyerer Domes geehrten Gönners. |