Dienstag, 17. Juni 2014, 19 Uhr
Die Biene Maja in der Völkerschlacht - Das Kinderbuch erklärt den Krieg
Vortrag von Franz Schmidt in Zusammenarbeit mit der Hambach-Gesellschaft für historische Forschung und politische Bildung e.V.
Franz Schmidt beschäftigt sich in seinem Vortrag im Rahmen der Wanderausstellung "Heimatfront" mit der Kinder- und Jugendliteratur im Ersten Weltkrieg. Ausgangspunkt ist jedoch Waldemar Bonsels bereits 1912 erschienenes Buch Die Biene Maja und ihre Abenteuer, das er ganz harmlos einen „Roman für Kinder“ nannte. In diesem Kinderroman wird jedoch auch martialisch Krieg geführt. In den Krieg zogen 1914 dann nicht nur Deutschlands Feldgraue, sondern auch Nesthäkchen und Trotzkopf, Struwwelpeter, Fritzchen, Michel, sein Freund Franzl bzw. Seppl und andere Protagonisten des zeitgenössischen Kinderbuchs. War zu Beginn des Krieges die offizielle Kriegspropaganda insgesamt noch relativ zurückhaltend, gilt dies nicht für viele Verleger und Autoren, die im Kinderzimmer mobil machten. In vielen Kinderbüchern wurden schon sehr früh die Gegner als dumm und feige dargestellt und die eigenen Taten in einer glorifizierenden und diskreditierenden Bildsprache und mit entsprechenden Texten gepriesen. Auf manipulative Art und Weise lernten die Kinder die Kriegsteilnehmer in „gut“ und „böse“ zu unterscheiden. Kinderbücher bedienten sich der Mittel der Propaganda und wurden so zu einem wichtigen Instrument der Kriegspropaganda. Dies will der Vortrag in Bild und Wort herausarbeiten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den deutschen Kinderbüchern, auch wenn das Phänomen in gleicher Weise bei Deutschlands und Österreichs Kriegsgegnern anzutreffen ist.
Franz Schmidt, Studium der Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft in Freiburg, bis zu seiner Pensionierung Lehrer für Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Ethik am Speyer-Kolleg (heute Pfalz-Kolleg), sammelt seit vielen Jahren Kinder- und Jugendbücher. Zu seinen Sammlungsschwerpunkten gehören das politische Kinderbuch des Kaiserreichs, der Weimarer Republik - hier insbesondere proletarische Kinder- und Jugendbücher -, des Dritten Reiches - auch antisemitische -, der unmittelbaren Nachkriegszeit und der frühen DDR sowie Bilderbücher des Jugendstils. Der Vortrag stützt sich vor allem auf die Sammlung des Referenten.