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Ehrendoktorwürde für Sr. Dr. Lea Ackermann

Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt würdigte die Gründerin von SOLWODI für ihr Lebenswerk

Am 3. Juni 2015 verlieh die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt die Ehrendoktorwürde an Sr. Dr. Lea Ackermann. Die Gründerin und Vorsitzende der Menschenrechts- und Hilfsorganisation SOLWODI wurde damit geehrt für ihren "herausragenden Einsatz vor allem für die Opfer von Frauen- und Menschenhandel, für die betroffenen Kinder sowie für ihre entschiedene Haltung gegen die Verletzung der Menschenrechte, gegen Prostitution und moderne Sklaverei." Der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät Prof. Dr. Michael Gabel verlas und überreichte die Urkunde. Mit ihrem Engagement habe Sr. Lea auch die Theologie auf neue Felder für die wissenschaftliche Reflexion aufmerksam gemacht und verpflichtet, betonte Gabel.
In ihrer Laudatio hob Prof. Dr. Elke Mack, Lehrstuhlinhaberin für Christliche Sozialwissenschaften und Sozialethik, die außergewöhnliche seelsorgerlich-karitative Lebensleistung von Sr. Lea hervor: "Schwester Lea tut seit Jahrzehnten das, was Papst Franziskus von uns fordert. Sie geht an die Ränder dieser Gesellschaft und hilft betroffenen Mädchen und Frauen wieder zurück in ein gutes Leben zu kommen."

Laudatorin Prof. Dr. Elke Mack Foto © Dr. Sebastian Holzbrecher

Zudem setze Sr. Lea seit über 30 Jahren bedeutsame sozialethische Impulse in der Gesellschaft, erklärte Mack. Als "Pionierin im Kampf gegen den Menschenhandel" habe die ungewöhnliche Ordensschwester mit ihrer ganzen Person und durch SOLWODI Menschenhandel überhaupt erst zum öffentlichen Thema gemacht.
Darüber hinaus rückte Mack das aktuelle politische Engagement von Sr. Lea in den Fokus: "Sie sagt und publiziert an vielen Stellen klar, auch für alle, die das nicht hören wollen, dass es sich bei Zwangsprostitution um Sklaverei in der übelsten Form handelt, die inmitten unseres demokratischen Rechtsstaates geduldet wird. Das hängt damit zusammen, dass Prostitution als Institution rechtlich und politisch geschützt wird – noch mehr seit dem deutschen Prostitutionsgesetz von 2002. Dies führte nämlich zum Gegenteil dessen, was angezielt war: Es gab keine größere rechtliche und soziale Sicherheit für die Frauen in diesem Gewerbe."
Bezüglich der rechtsethischen Bewusstseinsbildung in der breiten Bevölkerung stellte Mack auch eine "Bringschuld" der katholischen Kirche fest: "Wir vermissen von theologischer Seite die innerkirchlichen Stimmen, die Schwester Lea in ihrem Kampf gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung unterstützen. Denn ihre Unterstützung sollte eine gemeinsame Herzenssache aller Christen und Christinnen im Sinne der Opfer sein."
Geschlechtliches Beisammensein solle grundsätzlich nur völlig freiwillig aus wechselseitiger Zuneigung und Liebe geschehen, sagte Mack. Diese Botschaft könne und solle gerade das Christentum mutig in aller Öffentlichkeit vertreten.

Der Dekan Prof. Dr. Michael Gabel überreichte die Urkunde an Sr. Lea Ackermann. Foto © Dr. Sebastian Holzbrecher

Im Erfurter Coelicum über dem Kreuzgang des Domes wurde gemeinsam mit Sr. Lea Ackermann auch Prof. Dr. Dr. Paul Michael Zulehner die Ehrendoktorwürde verliehen. Zwischen den beiden Biographien und Persönlichkeiten zog Mack deutliche Parallelen: "Mit Prof. Zulehner wird ein herausragender Theoretiker, mit Sr. Lea wird eine herausragende Praktikerin der Pastoraltheologie gewürdigt." Dass die frisch ernannten Würdenträger einander bereits seit Beginn der 1980er Jahre kennen und schätzen, war für viele Anwesende allerdings eine Überraschung. In seiner Dankesrede erklärte Zulehner: "Die Verleihung des Ehrendoktorats an Sr. Lea verstehe ich sehr gut. Und Sie haben damals, als Sie das hier beschlossen haben, wahrscheinlich gar nicht geahnt, dass wir schon sehr lange befreundet sind."
Während einer Gruppenreise im Jahr 1982 auf die Philippinen hatten der Theologe und die Ordensschwester sich für das pastorale Modell von Bischof Labayen begeistert. Drei Jahre später, kurz nach der Gründung von SOLWODI in Kenia, war Zulehner nach Mombasa gereist. "Das war sehr beeindruckend", erzählte Zulehner, "ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie Sr. Lea uns in die Wohnstätten dieser Kinder führte, die in der Prostitution waren. Ich gestehe gerne: Für mich war das als junger Theologe eine pastoraltheologische Lektion ersten Ranges, weil ich gelernt habe, dass man die Pastoraltheologie nicht am Schreibtisch entwickeln kann, sondern nur dort, wo einem die leidenden Menschen unmittelbar begegnen. Dafür bin ich sehr dankbar."

Paul Michael Zulehner und Sr. Lea Ackermann Foto © Dr. Sebastian Holzbrecher

Auch Sr. Lea sprach mit herzlichen Worten ihren Dank für die gemeinsame Ehrung aus: "Gerade heute ist es wichtig, das Evangelium, die Frohe Botschaft – die sehr anstrengend sein kann – zu interpretieren, die Tradition der Auslegung aufzuzeigen und sie mit dem Zeitgeist zu konfrontieren. Dieser Aufgabe und besonderen Herausforderung hat sich Paul Michael Zulehner verschrieben. Dass er für seine Verdienste heute und hier ausgezeichnet wird, freut mich ganz besonders."
An der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Katholisch-Theologische Fakultät nahmen neben zahlreichen VertreterInnen der Wissenschaft auch verschiedene Bischöfe teil, darunter Bischof Dr. Ulrich Neymeyr, Altbischof Dr. Joachim Wanke, Weihbischof Dr. Reinhard Hauke und Weihbischof em. Hans-Reinhard Koch.

Pressebericht SOLWODI

Zahlreiche Gäste versammelten sich im Coelicum über dem Kreuzgang des Erfurter Domes. Foto © SOLWODI