Boppard, 15.06.2016. "Frauen auf der Flucht, allein reisend oder mit Kindern, benötigen einen ganz besonderen Schutz. Das muss bei jedem Schritt des Asylverfahrens berücksichtigt werden", fordert Sr. Dr. Lea Ackermann, Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation SOLWODI Deutschland e.V., anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni 2016.
Die weiteren Forderungen von SOLWODI lauten:
Ein flächendeckendes Beratungsangebot, damit Flüchtlingsfrauen im Asylverfahren über (sexuelle) Gewalterfahrungen berichten können
Die ersten Hürden erleben allein reisende Frauen in Deutschland bei der Anhörung im Rahmen ihres Asylantrags. Gerade in den Ausführungen über die Fluchtgründe, in denen es unter Umständen um intime und auch traumatische Erlebnisse geht, ist eine Anhörung, die oft schon wenige Tage nach der Ankunft stattfindet, für die Frauen belastend: Viele haben gesundheitliche Probleme, manche leiden unter Traumafolgestörungen. Sie können sich in diesem frühen Stadium kaum im Detail äußern, was sie in ihrer Heimat oder auf der Flucht erlebt haben.
Die Frauen werden nicht immer ausreichend über das Asylverfahren informiert oder es fehlt ihnen an rechtlichem Hintergrundwissen. Sie können nicht einschätzen, wie wichtig jedoch eine frühe, vollständige Aussage bei dieser Anhörung ist. Verspätetes Vorbringen - von zum Beispiel Vergewaltigungen - werden später oftmals als nicht mehr glaubhaft eingestuft.
Eine stärkere Gewichtung frauenspezifischer Fluchtgründe im Asylverfahren
Wenn Frauen aus patriarchalisch geprägten Kulturen fliehen müssen, weil ihnen im Herkunftsland keine Rechte zustehen, dann müssen sie in Deutschland Schutz vor Verfolgung erhalten. Geschlechtsspezifische Fluchtgründe müssen im Asylverfahren endlich in einem breiteren Rahmen als bisher in der Praxis anerkannt werden.
Separate Unterbringungsmöglichkeiten für allein stehende und allein erziehende Frauen auf der Flucht
Gerade Frauen brauchen nach ihrer Flucht besondere medizinische und psychosoziale Betreuung, da viele traumatisiert sind. Auf ihren beschwerlichen und gefährlichen Migrationswegen nach Deutschland haben manche Frauen gerade knapp überlebt. Sie haben Freunde und Familie zurücklassen müssen. Die Wohnsituation in den Erstaufnahmeeinrichtungen, zusammen mit Männern und auf engstem Raum, erschwert ihre Situation zusätzlich. Hinzu kommen Sprachbarrieren und die Ungewissheit, wie es für sie weitergeht.
SOLWODI Deutschland hat im vergangenen Jahr ein Fluchthaus, speziell für allein reisende Frauen (oder mit Kindern), eröffnet. Die Unterkunft, die auf die besonderen Bedürfnisse dieser traumatisierten Menschen eingeht, ist seither durchgehend belegt.
Für Rückfragen und Interviewanfragen kontaktieren Sie bitte:
SOLWODI
Ruth Müller
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SOLWODI Deutschland e.V.
Propsteistr. 2
56154 Boppard-Hirzenach
Tel: 06741-2232 (Zentrale)
E-Mail: mueller@solwodi.de
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Hinweis für die Redaktionen:
Gerne können Sie Sr. Dr. Lea Ackermann, Gründerin von SOLWODI, für Fragen oder Interviews zu diesem Thema kontaktieren.
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SOLWODI Deutschland e.V. "SOLidarity with WOmen in DIstress – Solidarität mit Frauen in Not" ist ein Verein, der Frauen in Notsituationen hilft und ist Anlaufstelle für ausländische Frauen, die durch Sextourismus, Menschenhandel oder Heiratsvermittlung nach Deutschland gekommen sind. Der Verein ist überparteilich und überkonfessionell. Gegründet wurde SOLWODI 1985 in Kenia und 1987 in Deutschland. In Deutschland ist SOLWODI mit inzwischen 17 Beratungsstellen, einer Kontaktstelle und sieben Schutzwohnungen für ausländische Frauen und Mädchen, die hier in Not geraten sind, vertreten.