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- Solidarity with women in distress! - Solidarität mit Frauen in Not!




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SOLWODI-Fachberatungsstelle und Frauenschutzwohnung in Osnabrück

  • Die Beratungsstelle SOLWODI in Osnabrück ist seit November 2012 von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften (Hochschule Braunschweig / Wolfenbüttel) offiziell anerkannte Institution als Ausbildungsstelle für Berufspraktikantinnen.

Die SOLWODI-Beratungsstelle Osnabrück ist ab sofort online im Virtuellen Migrationsmuseum Osnabrück vertreten http://www.osnabrueck.de/79965.asp


  • Die Beratungsstelle mit Schutzhaus wird von der Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück gefördert
Statistik Erstkontakte

Kontakte und Beratung
Im Jahr 2013 hatte die Fachberatungsstelle 67 Erstkontakte zu Frauen in Not aus 23 verschiedenen Ländern, ein knappes Drittel weniger als 2012. Dies lag unter anderem daran, dass SOLWODI im Jahr 2013 nicht an Razzien beteiligt war und dass die Beratungsstelle zwei Leiterinnenwechsel verkraften und die Arbeit jeweils neu organisieren musste. So blieb vor allem weniger Zeit für Öffentlichkeitsarbeit.
Dennoch forderten uns auch die verbliebenen 67 Schicksale von betroffenen Frauen voll und ganz: Der größte Teil der Frauen (25) wandte sich als Opfer von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung an uns. Sieben Frauen davon begleiteten wir als Opferzeugin. 15 Frauen wandten sich aufgrund häuslicher Gewalt an uns, sieben Frauen waren von Zwangsheirat betroffen, drei von Ehrenmord bedroht. Die höchste Zahl der Frauen, die sich bei uns meldeten, besaßen die deutsche Staatsangehörigkeit (22), teils mit Migrationshintergrund, sieben Frauen kamen aus Bulgarien, je fünf aus Rumänien und der Türkei, vier Frauen aus Nigeria.
Die Geschichte einer Frau hat uns alle hier besonders berührt – zum ersten Mal wurden wir mit dem Tod einer Klientin konfrontiert. Der Kontakt zu ihr kam zustande, weil ein Krankenhaus uns um Aufnahme einer Patientin bat, die erst vor wenigen Tagen aus Lettland gekommen war. Bei unserem ersten Besuch im Krankenhaus stellte sich heraus, dass die Patientin schwer krank war, zwei kleine Kinder bei ihrer Mutter gelassen hatte und nach Deutschland gekommen war, um Geld für sie zu verdienen. Die Bekannte, bei der sie wohnte, wollte sie in die Prostitution vermitteln, was die Patientin ablehnte. Nachdem das Krankenhaus sie notfallmäßig aufgenommen hatte, wollte man die Patientin von dort aus weiter vermitteln, da keine Krankenversicherung vorlag. Erst nach einem Gespräch mit der Ärztin und auf unser Drängen hin konnte sie dort bleiben. Es dauerte nur drei Tage, dann war die Frau nicht mehr ansprechbar. Sie verstarb noch am Abend. Obwohl jede von uns natürlich schon Verwandte oder Bekannte verloren hatte, war der Tod einer Klientin doch ein Schock für uns, den wir erst einmal verarbeiten mussten.
In der Beratung und Betreuungsarbeit profitierten wir wieder von unserem guten Netzwerk. Fortsetzen konnten wir die enge Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und dem Jugendamt, der Polizei (insbesondere mit den Beamten des Opferschutzes), dem Jobcenter und Sozialamt, der Arbeitsagentur und den Arbeitsbegleitenden Hilfen sowie der Volkshochschule. Medizinisch konnten wir zusammenarbeiten mit der MMM (Malteser Migranten Medizin), die bei Nichtversicherung kostenlos untersuchen bzw. an niedergelassene Fachärzte vermitteln kann, sowie mit dem ZahnumZahn-Projekt der Caritas (kostenlose Zahnbehandlung).
Auch mit anderen Nichtregierungsorganisationen pflegten wir einen regen und fruchtbaren Austausch, so etwa mit den Kollegen der Flüchtlingsberatung der Caritas, die mit ihrem fundierten Wissen immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ebenso tauschten wir uns aus mit der Frauenberatungsstelle in Osnabrück und den verschiedenen Frauenhäusern, dem VpAK (Verein zur pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien), die einen Anfangssprachkus nur für Frauen anbieten und mit Donum vitae (Schwangerenberatung) und der AIDS-Hilfe, die jeweils für unsere Klientinnen einen Infonachmittag durchführten.
Natürlich sind auch wir froh, wenn wir anderen bei Problemen helfen können: Zwölf mal kontaktierte uns eine Beratungsstelle, elfmal die Polizei, je sechsmal bat uns ein Krankenhaus bzw. ein Frauenhaus um Hilfe.

Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung
Die Zusammenarbeit mit Behörden und Organisationen ist uns ein großes Anliegen, weshalb wir trotz personeller Veränderungen in der Beratungsstelle auch die Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung weitergetrieben haben.
So nahm SOLWODI Osnabrück am Norddeutschen Vernetzungstreffen sowie an verschiedenen jährlichen Fortbildungen des Landeskriminalamtes Hannover teil. Außerdem sitzen wir natürlich am Runden Tisch der Stadt zur Prostitution.
Öffentlichkeitswirksam haben wir die One-billion-rising Aktion gemeinsam mit anderen unterstützt, die jedes Jahr am 14. Februar stattfindet – dahinter verbirgt sich eine weltweite Aktion mit dem Ziel, dass möglichst viele Frauen mit kreativen Aktionen gegen Gewalt an Frauen demonstrieren. Auf dem Hamburger Kirchentag waren wir mit einem Stand präsent. Schließlich konnten wir eine Kooperation mit der Hochschule Osnabrück etablieren und haben für die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland einige Vorträge gehalten.

Vor Gericht: Erfolge und Schwierigkeiten bei Prozessen gegen Menschenhändler
Jedes Mal, wenn wir eine Frau dafür gewinnen können, als Zeugin vor Gericht den entscheidenden Hinweis auf die Täterschaft eines Menschenhändlers zu geben, ist das ein großer Erfolg und ein mutiger, weitreichender Schritt, der auch das Leben der Klientin nachhaltig verändert. Im Jahr 2013 gab es ein Gerichtsverfahren von einer Klientin. Es endete mit einem Schuldspruch und einer Gesamtfreiheitsstrafe des Angeklagten in Höhe von drei Jahren und sechs Monaten. Sechs unserer Klientinnen warten darauf, dass ein Prozess eröffnet wird, zwei Frauen wollen keine Aussage machen.
Eine Frau ist aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten nicht in der Lage, eine vor Gericht standhaltende Aussage zu machen. Das jedoch scheint System zu haben: In den letzten zwei Jahren ist uns aufgefallen, dass die meisten Opfer von Menschenhandel einen sehr geringen Intelligenzquotienten oder sogar eine leichte Behinderung haben. Es scheint, als ob die Zuhälter speziell nach diesen Frauen Ausschau halten, in der (sicheren) Hoffnung, dass sie ihnen nicht gefährlich werden – zumal viele dieser Frauen kein Opferbewusstsein haben.
Finanzielle Probleme ergeben sich in der Arbeit, wenn wir Opfer von Menschenhandel aus andern EU-Staaten aufnehmen, die noch nicht sicher sind, ob sie eine Aussage machen wollen oder nicht. In Osnabrück gilt die Regelung, dass diesen Frauen erst die Freizügigkeit aberkannt werden muss, dann erhalten sie die Bedenk- und Stabilisierungsfrist und damit Ansprüche auf finanzielle, staatliche Unterstützung. Gekoppelt an die Bedenk- und Stabilisierungsfrist ist jedoch wiederum eine Ausreisefrist. Aus diesem Grund sehen wir uns gezwungen, teilweise einige Klientinnen eine Zeitlang selber zu finanzieren, wenn eine Gefährdung in ihrem Heimatland sicher erscheint.

Schutzwohnung
2013 betreuten wir 21 Frauen und vier Kinder in der Schutzwohnung. 14 Frauen waren von Menschenhandel betroffen (eine davon minderjährig), drei Frauen von Gewalt in der Familie, je zwei von Zwangsheirat bzw. versuchtem Ehrenmord.
Da unsere Schutzwohnung vor 15 Jahren mit sehr alten, inzwischen fast nicht mehr tauglichen Möbeln eingerichtet wurde, versuchen wir jetzt nach und nach die Zimmer zu erneuern. Ein Zimmer konnten wir dank einer Spende mit fast neuen und stabilen Möbeln komplett einrichten.

Mitarbeiterinnen: Personelle Wechsel
Die Beratungsstelle meisterte einige Umstellungen im vergangenen Jahr: Zunächst wechselte die Leitung der Beratungsstelle von Monika Hartenfels auf eine neue Mitarbeiterin, die uns jedoch nach sechs Wochen wieder verließ. So übernahmen Christiane Jöhnk und Martina Niermann die Teamleitung. Christiane Jöhnk beendete ihr Anerkennungsjahr zur Sozialpädagogin zum 31.01.13 und stieg im Anschluss hauptamtlich bei SOLWODI ein. Unsere zwei Studentinnen beendeten ein Jahresprogramm im Rahmen des Mentorenprogrammes.
Unverzichtbar war der Einsatz unserer drei Ehrenamtlichen, die uns und unseren Klientinnen mit Sprachkenntnissen und mit Hilfe bei der Haushaltsplanung und der Kindererziehung zur Seite standen. Wir bedanken uns herzlich für diese deutliche Entlastung.
Martina Niermann

 



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