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- Solidarity with women in distress! - Solidarität mit Frauen in Not!




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Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Berlin
verleiht den

Dreikönigspreis - Integrationspreis 2015

an die SOLWODI-Fachberatungsstelle in Berlin

Pressemitteilung des Erzbistums vom 09.01.2015

 

 

SOLWODI-Fachberatungsstelle in Berlin

Statistik Erstkontakte

Kontakte, Beratung und Begleitung
Im Jahr 2014 wandten sich 228 Frauen erstmalig an unsere Beratungsstelle, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Über die Hälfte von ihnen kamen aus afrikanischen Ländern, überwiegend aus Nigeria und Kenia. Wie schon in den Vorjahren waren die Hauptkontaktgründe Aufenthaltsprobleme, (drohende) Obdachlosigkeit, Menschenhandel, häusliche Gewalt, Traumatisierung, Mittellosigkeit und Integrationsprobleme. Durch die seelsorgliche Tätigkeit einer Mitarbeiterin in der Abschiebehaft Berlin-Köpenick kamen wir auch oft mit traumatisierten von Abschiebung bedrohten Frauen in Kontakt. Darüber hinaus meldeten sich vermehrt Frauen, die vor Gewalt und Krieg in ihrem Herkunftsland geflohen sind, sowie von Genitalverstümmelung bedrohte oder betroffene Frauen.
Bedeutsam ist nach wie vor – besonders im Vergleich zu den im Bundeslagebild Menschenhandel des BKA von 2013 sinkenden Zahlen – die Anzahl der von Menschenhandel betroffenen Frauen, die sich allein bei uns gemeldet haben. Unter den Erstkontakten waren 22 Opfer von Menschenhandel (19 MH zur sexuellen Ausbeutung, 2 zur Arbeitsausbeutung, 1 zur Bettelei). Bei 14 weiteren Frauen bestand der dringende Verdacht auf Menschenhandel. Dazu kommen 29 aus dem Vorjahr übernommene Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind (20) bzw. bei denen der Verdacht dazu besteht (9). So hatten wir 2014 insgesamt 42 Frauen in der Beratung, die Opfer von Menschenhandel sind (34 Afrikanerinnen, davon 22 aus Nigeria), und 23, bei denen der Verdacht auf Menschenhandel besteht (20 Afrikanerinnen, davon 11 aus Nigeria).

Traumazentrierte und kultursensible Fachberatung
Viele Frauen, die das erste Mal in unsere Beratung kommen, wenden sich an uns aufgrund von Mundpropaganda und haben daher schon die erste Schwelle überwunden, da sie wissen, dass wir auf ihre Bedürfnisse eingehen und sie uns vertrauen können. Dennoch haben viele Frauen große Schwierigkeiten sich zu öffnen, da sie von Menschen immer nur ausgebeutet und betrogen wurden. Auch die kulturellen Barrieren sind nicht zu unterschätzen, da die Frauen aus Gesellschaften kommen die ganz anders funktionieren und in denen oft sowohl Behörden als auch Nichtregierungsorganisationen korrupt sind. Daher sind meist Aufenthaltsprobleme oder drohende Obdachlosigkeit die Probleme die sie zunächst zur Sprache bringen, aber im Laufe der Zeit stellt sich die Komplexität der Hintergründe und Gesamtsituation heraus. Ein Großteil der Afrikanerinnen stammt aus Nigeria, Edo State. Erst nach Monaten oder Jahren entfalten sich ihre Biographien im Rahmen der Beratung, und wir stellen oft fest, dass sie Opfer – oder Überlebende – von Menschenhandel sind und Juju-(Voodoo-)Schwüre ablegen mussten mit dem Versprechen ihre MenschenhändlerInnen niemals zu verraten. Einigen wenigen Frauen gelingt es, sich allmählich von der Angst zu befreien und die TäterInnen anzuklagen. Die meisten aber, besonders die, die Kinder in der Heimat haben, gehen das Risiko polizeilich auszusagen nicht ein, da sie Repressalien gegen ihre Familie und besonders gegen ihre Kinder befürchten. Mit der Zeit ist jedoch eine Distanzierung und Stabilisierung der Frauen möglich, sowohl durch traumazentrierte und kultursensible Fachberatung, als auch durch die von vielen Frauen erwünschte seelsorgliche Begleitung. Auch die Integrationsmaßnahmen, die wir gezielt und nach individueller Überprüfung der Gesamtsituation der Frauen anbieten, tragen dazu bei, Ziele wie Stabilität, Selbstsicherheit, soziale Anbindung und die Eröffnung neuer Perspektiven zu erreichen. Dies erfordert viel Geduld und Aufwand. Aber wir sind überzeugt, dass nur dann eine persönliche und gesellschaftliche Integration gelingen kann, wenn Frauen gestärkt werden und sich nicht mehr als Opfer, sondern als Überlebende verstehen. Dadurch wird auch das Risiko verringert, dass Frauen durch erfahrene Ohnmacht und Hilflosigkeit langfristige Traumafolgestörungen entwickeln, die u.a. Opfer zu TäterInnen verwandeln können.

Stabilisierung durch Integration
Das im November 2013 initiierte Integrationsprojekt (gefördert durch Mittel des EFF und einer Stiftung) wurde umfassend weiterentwickelt und sollte besonders schutzbedürftige Migrantinnen dabei unterstützen, sich auf verschiedenen Ebenen in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, Alltagsprobleme zu bewältigen, sich in ihrer Lebenswelt zu stabilisieren und ihre Handlungsfähigkeiten ganzheitlich zu fördern. Dabei war es uns stets ein Anliegen, auf die konkreten Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmerinnen einzugehen. Um gute und nachhaltige Erfolge zu erreichen, wurden die Frauen gezielt je nach Hintergrund und Lebenslage zu den Projekten eingeladen: Theater und Tanz, Kreativworkshops, Mutter-Kind-Projekte, Computerkurse, Ausflüge zu Kultur-, Erholungs- und Bildungsangeboten (z.B. Museen, Ausstellungen, Seen, Betriebe, Märkte), Gebetstreffen und themenbezogene Austauschtreffen. Kreative Methoden ermöglichten es den Frauen ihre eigenen Fähigkeiten einzusetzen und neue zu erlernen, Stress abzubauen und sie in ihren sehr schwierigen Lebensumständen zu entlasten. Außerdem schufen die regelmäßigen Treffen Raum für interkulturellen Austausch und förderten das Selbstbewusstsein und die Kommunikationsfähigkeit. Intensive Eins-zu-Eins Begleitung durch Mentorinnen ergänzte die Integrationsarbeit. Dabei wurden individuelle alltagsrelevante Themen und Fragen der Frauen behandelt, um so ihre Eigenständigkeit zu fördern und ihnen zu einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen.

Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit
Um die Frauen möglichst umfangreich zu unterstützen, die Komplexitäten der Probleme zu vertiefen und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, liegt uns die Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit sehr am Herzen. Wir haben uns über die konstruktive Zusammenarbeit mit unseren Netzwerkpartnern sehr gefreut – z.B. in der Fachkommission Menschenhandel des Berliner Senats, im AK Frauenhandel, im Netzwerk Frauen in Neukölln, im Netzwerk Rückkehr, im KOK (Koordinierungskreis gegen Menschenhandel), mit dem Verein Gemeinsam gegen Menschenhandel, dem Jesuiten Flüchtlingsdienst, der kath. Kirche Nord Neukölln und dem IPZ (Institut für europäische Partnerschaften und internationale Zusammenarbeit) sowie dem im Afrika Center neugegründeten „Think Tank“ mit Schwerpunkt AfrikanerInnen.
Durch die enge Kooperation mit der Bildungsstätte JACK bekamen wir sowohl die Möglichkeit, Frauen unproblematisch in kostenlose Alphabetisierungs- und Deutschkurse zu vermitteln als auch diese Kurse mit zu gestalten.
Der Arbeitskreis SOLWODI Berlin, der aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen besteht, ist weiterhin sehr aktiv. Eine Mitarbeiterin führte eine Schulung zum Thema Opferhilfe durch, da sie 2014 eine zusätzliche Qualifikation in diesem Bereich erworben hatte.
Auf Europaebene arbeitet die Beratungsstelle Berlin eng mit internationalen Organisationen wie Equality Now, dem Netzwerk Aretusa und dem Netzwerk RENATE (Religious in Europe Networking Against Trafficking and Exploitation) zusammen. Im November nahm eine Mitarbeiterin an einer Konferenz über Menschenhandel und Arbeitsausbeutung in Bukarest teil.
Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit nahmen wir an Austauschgesprächen mit VertreterInnen der GRETA-Kommission zur Umsetzung der Europaratskonvention sowie mit der EU Anti-Trafficking Koordinatorin Myria Vassiliadou und Mitgliedern des Bundestages teil. Unsere Erfahrungen konnten wir aber auch bei Fachvorträgen einbringen, u.a. mit einer Delegation von Frauenrechtsaktivistinnen aus China begleitet von der Hanns-Seidel-Stiftung und mit der Anti-Trafficking-Delegation aus Armenien mit VertreterInnen der OSZE, von Politik, Justiz, Polizei und Zivilgesellschaft.
Zudem konnten wir durch Vorträge sowohl nationale und internationale Studentengruppen als auch Frauengruppen, Gemeinden und Vereine auf die Situation der betroffenen Frauen aufmerksam machen und das Bewusstsein für Menschenhandel und Zwangsprostitution stärken. Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen veranstalteten wir in Zusammenarbeit mit dem IPZ, Evas Arche und weiteren ökumenischen Frauengruppen Berlins einen ökumenischen Frauengottesdienst in der Pfarrei St. Edward mit anschließendem Informationsgespräch.

Dank
Unser Dank geht – auch im Namen der von uns begleiteten Frauen – an alle ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und Praktikantinnen, sowie an alle UnterstützerInnen von nah und fern, Kirche, Politik und Wissenschaft, Einzelpersonen und Organisationen, die uns mit Rat und Tat, durch Gebet und Wohlwollen, und nicht zuletzt mit Geld- oder Sachzuwendungen zur Seite standen und so erst eine fruchtbare Arbeit ermöglicht haben.



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