Zu den Kapiteln
Schlagworte
4. 1 Erste Erwähnungen der Kirche bzw. des Geistlichen
(1164) ecclesia (I 3)
1252 parrochia (I 3)
1280 Pastor (LAV NRW R Hamborn RuH 3 fol. 51)
1286 Pleban (I 3)
1379 kerke to Osterfeld (Schetter, Regesten, S. 218)
1500 Altarista (ebd., S. 223)
1962 Propst (PfaO 520)
4. 1 Baugeschichte der Pfarrkirche St. Pankratius
Der Liber Theoderici aeditui berichtet um 1160 von einer Eigenkirche, die Anfang des 11. Jahrhunderts Graf Balderich an den Kölner Erzbischof Heribert verschenkt haben soll. Dieser gab sie zur Ausstattung an die Deutzer Benediktinerabei weiter (I 3). Von einer vermutlich romanischen Kirche in Osterfeld blieb bis Anfang des 16. Jahrhunderts nur der Turm übrig. 1516 erfolgte der Ausbau des Chors der Kirche (Schetter, Regesten, S. 226 Nr. 37) in spätgotischem Stil. Um 1540 erfuhr die Kirche eine zweite Erweiterung, indem ein schmales zweijochiges Seitenschiff hinzufügt und die Kirche von Grund auf renoviert wurde (ebd., S. 215, Anm. 1, S. 230; R. Günter, Oberhausen, 1975, S. 72f.). 1601-03 wurden zwei Glocken für die Kirche gegossen, so dass der Turmbau auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zu datieren ist (PfaO 404 S. 5). 1826/29 erfolgte eine umfassende Restaurierung des Innenraums, 1843/44 des Äußeren (ebd., S. 152f., 157). 1893 beschloss die Pfarre angesichts des starken Zuzugs katholischer Arbeiterfamilien, eine neue dreischiffige Hallenkirche in neugotischem Stil zu errichten. Der Neubau wurde 1895 fertiggestellt und verfügt über einen diagonal ausgerichteten Nebenchor. Als Vorbild diente die Xantener Stiftskirche (Günter, S. 72f.; PfaO 636). Nach dem Bombenkrieg waren 1945 Kirchenfenster, Gewölbe und Turm stark beschädigt und wurden 1948-1952 repariert bzw. erneuert (ebd. 449-450)
4. 2 Patrozinium
1703 Pankratius (PfaO 513 Taufregister O 1703)
4. 2 Altäre, Vikarien, Stiftungen
1379 und 1400 sowie 1405 ULF-Altar (Schetter, Regesten, S. 218), auch 1738 und 1755 genannt (BAM GV Hs 147, 168)
1491 Stiftung für die Vikarie des Katharinenaltars (Schetter, Regesten, S. 222). Die Kollation steht abwechselnd dem Graf von Limburg und dem Herrn von Knippenburg zu (ebd., S. 234). 1578 geht die Kollation für den Katharinenaltar durch Schenkung der Herren von Knippenburg auf die Kirchmeister von Osterfeld über (ebd., S. 235)
1710-12 erbaut die Pfarre ein eigenes Vikariehaus (ebd., S. 246). 1711 gibt Haus Vondern Holz für das Vikariehaus und Land zugunsten des Vikars, der dafür regelmäßig die Frühmesse lesen soll (PfaO 2422). Abriss 1822, Neubau im Rahmen des Schulneubaus 1823 (ebd. 2423; PfaO 404 S. 183)
1827 existieren neben dem Hochaltar zwei Seitenaltäre (Katharina, ULF), die bei der Restaurierung der Kirche abgetragen und neu errichtet werden (ebd. S. 148)
1833 lebt der Vikar bzw. Frühmesser in Osterfeld vom Früh-Mess-Klingelbeutel-Einkommen (StaOb Amt Bottrop Akt O 15)
1893 unterstützt der Schulvikariefonds (Primissariat) den Schulvikar mit 700 RM. Weitere 1100 RM kommen von der Kirchengemeinde (PfaO 2423 S. 7)
1893 ist der Bischof von Münster mit einer Trennung von Vikarie und Schule in Osterfeld einverstanden. Das Schulgebäude wird Eigentum der politischen Gemeinde. Die Vikarie mitsamt den Einnahmen verbleibt im Besitz der Pfarre (ebd. 11)
4. 2 Kirmes- bzw. Kirchweihtermine
1878 Mai 12 Kirmestermin, der mit dem jährlichen Viehmarkt zusammengelegt ist (STAM Oberpräs. 755)
4. 3 Patronatsherr
1226 verliert die Abtei Deutz das Patronatsrecht in Osterfeld an die Grafen von Limburg (Schetter, Regesten S. 215)
Seit 1640 üben die Herren des Hauses Vondern das Patronatsrecht aus (Sta Recklinghausen HAA IK Fach 60, 35)
1793 geht das Patronatsrecht an den Erzbischof von Köln (STAM Kft Köln Geheime Konferenz Vest. Sachen 20 fol. 36-40)
1804 gibt der Herzog von Arenberg bekannt, dass die Patronatsrechte des ehemaligen Kurfürsten von Köln im Vest nunmehr bei ihm liegen. Wenn sie bei einem anderen Patron lägen, reiche die landesherrliche Bestätigung (PfaO 1293)
1804 hat der Graf zu Nesselrode-Reichenstein als Eigentümer des Hauses Vondern wieder das Patronatsrecht über die Kirche in Osterfeld inne (Sta Recklinghausen HAA IK Fach 60, 35 fol. 2). Dies behielt er formell bis zum Verkauf der Burg Vondern an die Stadt Oberhausen 1947
4. 3 Zehntherr
(1160) wird eine bereits zurückliegende Schenkung des Zehnten von Osterfeld durch den Grafen Balderich an den Erzbischof von Köln erwähnt. Dieser soll die Schenkung zu Beginn des 11. Jahrhunderts als Ausstattung an das Kloster Deutz weitergegeben haben. Der Census brachte jährlich zwei sol. (Lac Arch V, S. 268f., 289)
1252 überträgt Gerhard von Arberg dem Deutschordenshaus in Welheim den Zehnten zu Osterfeld (I 3)
1382 überträgt Graf Engelbert von der Mark der Hinrike van der Knippenborg seinen Zehnten im Kirchspiel Osterfeld (Lacour, S. 96)
1603 verkaufen Diederich von Loe und Helena von Heyden den Eheleuten Friedrich von Brempt und Margarethe von Wylach den Zehnten zu Osterfeld (ebd., S. 122)
1782 sind die Einsassen von Osterfeld dem Haus Vondern zehntpflichtig (STAM Vest Recklinghausen Statthalter 120 fol. 113v)
1794 zahlt die Antony-Hütte einen Eisensteinzehnten von 20 Talern an die kurkölnische Oberkellnerei Horneburg (Sta Recklinghausen HAA I B Fach 18 116 1 fol. 2), 1808 36 Taler 20 Albus (ebd. II E Fach 103 43 fol. 4)
4. 4 Pfarrbezirk
1477 gehören zum Kirchspiel Osterfeld neben dem Dorf Osterfeld die Bauerschaft Vonderort sowie Lehmkuhle und Bottrop (I 3)
15. Jahrhundert wird Bottrop mit einem eigenen Vizekurat ausgestattet (IV 4 Kapellen und Filialen)
1803 zählen zum Kirchspiel Osterfeld Osterfeld und Vondern/Vonderort; 1821 bleiben die Pfarrgrenzen bestehen (Sta Recklinghausen HAA IA Fach 6, 6 fol. 6)
1999 fusioniert St. Pankratius mit der Tochterpfarre St. Vinzenz Pallotti
2002 Zusammenschluss der Pfarren St. Antonius, St. Jakobus und St. Josef zur Pfarre St. Franziskus
2007 Bildung der Pfarre St. Pankratius mit den Gemeinden St. Franziskus (St. Antonius und Filialkirche St. Josef), St. Marien und St. Pankratius (Filialkirche St. Judas-Thaddäus)
4. 4 Kapellen und Filialen
St. Cyriakus Bottrop
Um 1150/60 erfolgte der Bau einer Capella in Bottrop, die spätestens seit dem 14. Jahrhundert als Filiale von Osterfeld nachzuweisen ist (Schetter, Bottrop, S. 31, 34). Im 15. Jahrhundert erhielt Bottrop ein eigenes Pfarrhaus mit einem residierenden Vizekurat (Schetter, Regesten, S. 216, 231). Dies und die Kirchenerweiterung im gleichen Jahrhundert führten zu einer größeren Selbständigkeit, auch wenn bis weit ins 19. Jahrhundert Bottrop von Osterfeld abhängig blieb. Das Patronatsrecht in Bottrop teilten sich das Haus Vondern und der Pfarrer von Osterfeld. Erst 1793 ging es an Erzbischof von Köln über (PfaO 404 S. 4; Schetter, Bottrop, S. 31f.; Schetter, Regesten, S. 216, 244f.)
St. Antonius Klosterhardt
1905-15 Rektorat von St. Pankratius, seit 1905 Nutzung einer Notkirche. 1913-15 Bau einer Kirche im neugotischen Stil, 1915 Konsekration von St. Antonius, Memelstraße, und Abpfarrung (PfaO 527, 937; 50 Jahre Pfarrgemeinde St. Antonius Oberhausen-Osterfeld-Klosterhardt [1906-1956], 1956, S. 30; Handbuch d. Bistums Münster, 2. Aufl., Bd. 2, 1946, S. 816)
St. Josef Heide-Eisenheim
1900-22 Rektorat von St. Pankratius, 1910 Konsekration der kreuzförmigen neoromanischen Basilika, 1922 Abpfarrung (PfaO 251, 318, 320, 92; Handbuch d. Bistums Münster, 2. Aufl., Bd. 2, 1946, S. 816f.; Handbuch d. Bistums Essen, 2. Ausg., Bd. 2, 1974, S. 418f.)
St. Marien Rothebusch
1921 wird die Rektoratspfarre St. Marien in Rothebusch geschaffen. 1927 Konsekration des Kirchenneubaus, 1951 Pfarrerhebung (PfaO 315, 518; Handbuch d. Bistums Essen, 2. Ausg., Bd. 2, 1974, S. 422f.)
St. Jakobus
1957-1959 Rektorat von St. Antonius, 1960 Kirchweihe und Erhebung zur selbständigen Pfarre (Handbuch d. Bistums Essen, 2. Ausg., Bd. 2, 1974, S. 417)
St. Judas Thaddäus Borbeck
1947 erfolgt die Benedizierung einer Notkirche. 1957 Erhebung zur Rektoratspfarre. Ab 1970 betreut ein Pfarrverwalter die Pfarre. 1960 Weihe des modernen Kirchenbaus (Handbuch d. Bistums Essen, 2. Ausg., Bd. 2, 1974, S. 419)
St. Suitbertus Bottrop-Vonderort
1951-58 Neubau der Kirche; 1955 Erhebung zur selbständigen Pfarre, 1961 Abpfarrung (PfaO 516, 2508)
St. Vinzenz Palloti Osterfeld-Mitte
1952-57 Bau der Kirche St. Vinzenz; 1958 Abpfarrung; 1998 Aufhebung der Pfarre und Zuweisung des Pfarrgebietes an St. Pankratius (ebd. 2800)
4. 4 Bistums- und Dekanatszugehörigkeit Erzbistum Köln
Erzbistum Köln, Archidiakonat Xanten, Dekanat Duisburg (bis 1621), Dekanat Vest Recklinghausen (Vestisches Kommissariat), 1821-1958 Bistum Münster, 1821-64 Dekanat Recklinghausen, 1864-1915 Dekanat Dorsten, 1915-27 Dekanat Bottrop, 1927-62 Dekanat Sterkrade, 1958 Bistum Essen, 1962 Dekanat Osterfeld, 2004 Dekanat Sterkrade
4. 5 Klöster
1708 errichtet ein Regulartertiar der Franziskaner eine Eremitage mit Kapelle auf dem Ruhrkamp in Osterfeld (PfaO 1186). 1726-52 leben jeweils zwei Eremiten in der Eremitage (ebd. 1219-1224)
1880 nehmen die Barmherzigen Schwestern ihren Dienst im Krankenhaus Osterfeld auf (vorher keine Erlaubnis); 1902 zählt das Krankenhaus neun Schwestern (StaOb Amt O 46)
1907 lassen sich die Schwester von der göttlichen Vorsehung aus dem Mutterhaus zu Münster (Schönstätter Schwestern) in Osterfeld nieder (ebd. 269)
4. 6 Hospitäler und Krankenhäuser
1874/75 Errichtung des katholischen St. Marien-Hospitals (ebd. K 23, 3). 1898 Krankenhausneubau (ebd. Amt O 42) – heute Standort der Katholischen Kliniken Oberhausen
1904 errichtet die Gemeinde Osterfelde eine Krankenbaracke (ebd. 354)
1911 stellt die Gemeinde Osterfeld eine Lungenfürsorgestelle sowie eine Sanitätskolonne (ebd. 46)
4. 6 Ärzte und Hebammen
1773-78 behandelt ein Chyrurgus aus Osterfeld regelmäßig die Nonnen des Klosters Sterkrade (LAV NRW R Sterkrade Akt 49 fol. 1)
1808 soll eine Hebamme im Kirchspiel Osterfeld angestellt werden. Den Hebammenunterricht hält der Landphysikus (PfaO 1340)
1816 eine Hebamme in Osterfeld (STAM Reg. Münster 218 I IV 6); 1895 Acht Hebammen (StaOb Amt O 348)
1868 lässt sich der erste Arzt in Osterfeld nieder (ebd. 42)
1911 Ein Zahnarzt, fünf Ärzte, zwei Apotheker, 18 Hebammen in Osterfeld (ebd. 46)
1923 beschließt die Stadtverordnetenversammlung die Gründung einer Stadtarztstelle. Der Aufgabenbereich umfasst die Beratung der Stadt in der Gesundheitsfürsorge, die Schulgesundheitspflege, die ärztliche Leitung der Säuglings- und Mütterberatungsstelle sowie die Vornahme der öffentlichen Impfungen; das Gesundheitswesen sowie die Armen- und Wohlfahrtspflege sollen ihm übertragen werden (ebd. 446)
4. 6 Apotheken
1881 Eröffnung einer Filiale der Bottroper Apotheke, 1887 selbständige Apotheke (ebd. 42), erhält 1891 die Konzession (ebd. 351)
1909 öffnet die zweite selbständige Apotheke in Osterfeld auf der Sterkrader Straße zwischen Kottenstraße und evangelischer Kirche (ebd. 165)
1920 drei Apotheken in Osterfeld (ebd. 12)
4. 6 Armenwesen
1559 Armenstiftung im Rahmen einer Messstiftung über 20 rheinische Goldgulden durch Henrich von Hove an die Kirche in Osterfeld. Mit dem Geld soll Weizenbrot gekauft werden (Schetter, Regesten, S. 233)
1613 Stiftung von jährlich drei Talern Rente an die Armen des Kirchspiels Osterfeld, zu zahlen an Pfingsten und Mariä Lichtmess (ebd., S. 237). Weitere Geldstiftungen erfolgen 1632, 1648 und 1655 (ebd., S. 240, 244; PfaO 1157)
1753 Armendfonds der Kirche zu Osterfeld (Schetter, Regesten, S. 250). Der von einem Armenprovisor gemeinsam mit dem Kirchmeister (ebd., S. 252) verwaltete Fonds finanziert Messen und Begräbnisse der Armen (ebd., S. 253) sowie die Kirche zu Osterfeld (PfaO 1263)
1777 zählen zwei Familien aus Osterfeld zu den Armen des Vests Recklinghausen (STAM Kft Köln Hofrat Vest. Sachen 190a fol. 25, 31)
Ende 18. Jahrhundert zahlt das Haus Westerholt an Armengeldern jährlich 30 Reichstaler (STAM Vest Recklinghausen Statthalter 511 fol. 2)
Bis um 1800 existiert ein gemeinsamer Kirchen- und Armenfonds. Die Rechnungen werden dem Patronatsherrn auf Haus Vondern vorgelegt (PfaO 3134)
1877 Bau eines Armenhauses in Osterfeld (Klosterhardt) (STAM Reg. Münster IV-24-72).Nach einer Beschreibung von 1902 ist das Armenhaus ein älteres und kleineres – einstöckiges – Gebäude mit kleinen und niedrigen Dachzimmern. Außerdem gehören Garten und Stallungen zum Haus (StaOb Amt O 166)
1879 Kranken- und Sterbekasse „Eintracht“ zu Osterfeld (STAM Kr. Recklinghausen 56)
1882 Unterstützungskasse „Charitas“ für Fabrikarbeiter, Handwerker, Tagelöhner der Gemeinde Osterfeld und der Bauerschaft Fuhlenbrock (ebd.)
1896 Armen- und Schularzt in Osterfeld (1909: drei) (StaOb Amt O 162)
1907 Errichtung eines Heims (diente als Altersheim, Kinderheim und Kindergarten); 1921 Umwandlung in ein städtisches Waisenhaus, 1949 übernommen von den Schwestern vom Orden der göttlichen Vorsehung (Schönstatt-Schwestern) jedoch weiterhin in städtischer Hand(ebd. K 23 1; IV 5)
1909 werden Pflegekinder aus Osterfeld im Franz-Sales-Heim in Essen untergebracht (PfaO 2423 S. 11)
1909 kündigen die drei Armenärzte den Vertrag mit der Gemeinde Osterfeld, als die Schularztpraxis an die Kreiskommunalärzte übertragen wird; in der Folge werden alle fünf in Osterfeld praktizierenden Ärzte als Armen- und als Polizeiärzte zugelassen (StaOb Amt O 162)
1909 geht der Armenfonds - seit Napoleonischen Zeiten im Besitz der Gemeinde - in Höhe von 13765,50 Mark von der Gemeinde Osterfeld auf die katholische Pfarre über. Diese verpflichtet sich, die jährlichen Zinsen daraus für katholische Arme zu verwenden, etwa durch Barunterstützung oder kostenlose Verpflegung im Krankenhaus (ebd. 164)
1911 vier Waisenräte und 10 Waisenpflegerinnen in Osterfeld (ebd. 46)
4. 7 Wallfahrten und Prozessionen
1755 Pankratiusprozession (BAM GV Hs 147, 170)
1894-1965 Wallfahrt des Dekanats unter Leitung der Propsteipfarre St. Pankratius nach Kevelaer, danach eigenständige Wallfahrten der Dekanatspfarren; seit 1974 auch für St. Pankratius bezeugt (P. Dohms [u.a.], Die Wallfahrt nach Kevelaer z. Gnadenbild d. „Trösterin der Betrübten“, 1992, S. 243)
1907 Prozession in Osterfeld-Klosterhardt am dritten Sonntag nach Fronleichnam von der Kirche durch die Klosterhardter Straßen (StaOb Amt O 268)
4. 8 Juden, Synagoge, Friedhof, Privilegierung
1840 lebt eine jüdische Metzgerfamilie in Osterfeld (Sta Bottrop A II 5, 8)
1891 gehören die Juden aus Osterfeld zur Synagogengemeinde Dorsten (StaOb Amt O 267)
Zu den jüdischen Einwohnerzahlen vergleiche IV 10
Zum jüdischen Schulwesen vergleiche IV 11
4. 9 Einführung der Reformation, Evangelische Gemeinden
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gab es keine evangelischen Einwohner in Osterfeld (IV 10). Die Familie des Gottlob Jacoby, der von der Fürstäbtissin von Essen Maria Kunigunde 1803 mit der Leitung der St. Antony-Hütte beauftragt wurde, war die erste in Osterfeld ansässige protestantische Familie (Schmitz, Kirchengemeinde, S. 3f.). Weitere Protestanten siedelten sich an, als in der Frühindustrialisierungsphase die Unternehmen Arbeiter, und andere aus dem Oberbergischen und aus den östlichen Provinzen Preußens, anwarben. Die Bildung der evangelischen Gemeinde erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die Gründung der Gutehoffnungshütte 1873, den Ausbau der Walzwerke in Oberhausen und der drei Zechen in Osterfeld, der Anbindung an den Rhein und die wachsende Industrieregion Rhein-Ruhr sowie durch die Ansiedlung weiterer Industriebetriebe setzte ein stetiger Zuzug protestantischer Arbeiterfamilien ein, der die Diasporagemeinde fortwährend vergrößerte. 1946/47 kamen zahlreiche Vertriebene, vor allen aus Pommern, Schlesien und Ostpreußen, hinzu, so dass die Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als 5000 Mitglieder zählte (Schmitz, Kirchengemeinde, S. 3f.; Rosenkranz, S. 468f.)
1846 gehören die Protestanten aus Osterfeld zur neu gegründeten Kirchengemeinde Sterkrade. Von der Gutehoffnungshütte wird den Osterfelder Gläubigen ein Betsaal zur Verfügung gestellt. Zuvor wurden Taufen in der katholischen Kirche vorgenommen, da die zuständige Gemeinde in Holten zu weit entfernt lag (Schmitz, Kirchengemeinde, S. 3f.)
1891 tritt ein Pfarrvikar seinen Dienst in Osterfeld an.Rosenkranz, S. 468f. Osterfeld wird als Vikariatsgemeinde von Sterkrade und vom Konsistorialbezirk Koblenz verwaltet (Schmitz, Kirchengemeinde, S. 3f.)
1896 wird die Gemeinde Osterfeld mit dem Ortsteil Vonderort selbständig und der Synode Münster zugeteilt (Rosenkranz, S. 468f.)
1877-1900 findet der Gottesdienst in der Lehrerwohnung der evangelischen Schule I statt (Schmitz, Kirchengemeinde, S. 3f.)
1900 Bau der evangelischen Kirche, errichtet unter anderem durch Spendensammlungen und Zuwendungen der Gutehoffnungshütte. Den Gottesdienst hält der bereits 1897 eingeführte erste Pfarrer der Gemeinde (Rosenkranz, S. 468f., s.u. Baugeschichte)
1906 Anstellung eines Hilfspredigers, 1908 Einrichtung einer zweiten Pfarrstelle. 1938 Errichtung des dritten, 1948 des vierten Pfarrbezirks (ebd.)
1932 wird mit dem Übergang Osterfelds an die Rheinische Kirche Vonderort nach Bottrop ausgepfarrt. Erst 1954 geht Osterfeld vollständig an die Evangelische Kirche im Rheinland (ebd.)
1958 wird der Pfarrbezirk Tackenberg eingerichtet, 1959 die Kirche eingeweiht (Apostelkirche). 1969 Erhebung zur Kirchengemeinde Apostelgemeinde (1300 dankbare Gläubige erlebten Einweihung d. neuen Apostelkirche, Westdeutsche Allgemeine Zeitung 31.3.1959)
Die evangelische Gemeinden in Osterfeld gehören zum Kirchenkreis Oberhausen
Geschichte des Kirchenbaus
Auferstehungskirche
Der erste Kirchenbau erfolgte 1900 (Architekt Paul Zindel, Essen), 1956 Restaurierung. 1969 erhielt die Kirche den Namen Auferstehungskirche. Es handelt sich um einen einschiffigen, neugotischen Backsteinbau mit Querschiff und vorgelagertem Turm
Apostelkirche
Der zweite Kirchenbau stammt von 1958 (Architekturbüro Bläser und Müller), 2004 Sanierung und Restaurierung. Seit 1969 heißt die Kirche Apostelkirche. Sie ist ein moderner Bau mit einem separat stehenden Glockenturm rechts neben dem Kirchenbau
4. 10 Konfessionszahlen
4. 11 Schulen und Bildungseinrichtungen
Studenten aus Osterfeld auf auswärtigen Schulen und Universitäten
1651 ein Studierender aus Osterfeld an der Universität Köln immatrikuliert (Matrikel Univ. Köln, Register)
Stadt-/Pfarrschule, Elementar-/Volksschule
1654 erfolgt der Schulunterricht in Osterfeld durch den Küster (PfaO B 2423)
1655 stiftet der Pfarrer von Osterfeld 25 Taler für den Unterricht armer Kinder (IV 6)
1712 wird in Osterfeld eine einklassige Schulvikarie eingerichtet (PfaO B 2423; IV 2 Altäre)
1713 Stiftung von 25 Talern an die Schule zu Osterfeld. Die Zinsen sollen dem Schulmeister zugute kommen (Schetter, Regesten, S. 247)
Bis 1793 besetzt neben dem Vikar der Küster zu Osterfeld zugleich eine Lehrerstelle (STAM Vest Recklinghausen Statthalter 120 fol. 114v)
1793 legt die Pfarre Primissariat und Lehrerstelle in Osterfeld dauerhaft zusammen (StaOb Amt Bottrop A O 16). Der Inhaber des Primissariats wird durch den Kurfürst von Köln verpflichtet, neben den üblichen Verpflichtungen außerhalb der Erntezeit die Pfarrschule zu halten (PfaO 1266)
1816 wird ein Aushilfslehrer verpflichtet (StaOb Amt Bottrop A O 16). Außerdem helfen weitere Lehrer dem Vikar beim Unterricht aus (PfaO 404 S. 187)
1816 erfolgt der Unterricht der evangelischen Kinder in Osterfeld durch einen von Gottlob Jacobi angestellten Hauslehrer (ebd. 2423 S. 34)
1823 wird ein eigenes Schulhaus errichtet (1850 Pankratiusschule), 1853 Erweiterung und Ausbau zum Schulsystem I (ebd. 404, 2423). Der Unterricht wird weiterhin vom Vikar der Pfarre St. Pankratius ausgerichtet (IV 2). Erst 1893 erfolgt eine Trennung der Lehrerstelle von der Vikarie (PfaO 11)
1837 eine Schule in Osterfeld (STAM Kr. Recklinghausen 34)
1854 wird eine Lehrerin angestellt (PfaO 348/8)
1856 Neubau einer Mädchenschule in Osterfeld (STAM Kr. Recklinghausen 37). Die 1854 eingestellte Lehrerin wird dorthin versetzt (PfaO 348)
1857 Knabenschule zu Osterfeld ist bloß ein Schulzimmer. Osterfeld verfügt über zwei katholische Elementarschulen mit jeweils einer Klasse und einer Lehrer bzw. eine Lehrerin (STAM Kr. Recklinghausen 37)
1875 Gründung der katholischen Klosterhardtschule (Bohlmann, Osterfeld, S. 10)
1877 Gründung der evangelischen Schule I, Sterkrader Straße, in Osterfeld, zunächst Hindenburgschule, jetzt Kantschule. Lehrer unterrichten bereits seit 1874 (Bohlmann, Osterfeld, S. 10; StaOb Amt O 278). Das Schulgebäude an der Sterkrader Straße wird 1878 bezogen (PfaO 2423 S. 34)
1893 Trennung von Vikarie und Schule in Osterfeld (ebd. 11). Bereits 1872 wurden die Schulen in den Gemeindeetat übernommen (ebd. 2423)
1894 Einrichtung der katholischen Osterfelderheideschule (ebd., S. 8; StaOb Amt O 301)
1898 Eröffnung der evangelische Schule II, jetzt Lutherschule (ebd. 309)
1899 Eröffnung der katholischen Rothebuschschule (ebd. 310)
1900 Stadtschule System II; seit 1927 Ludgerischule; während der NS-Zeit Yorkschule (ebd. 319f.; PfaO 2423 S. 20)
1901 Bau der evangelischen Schule III, Bismarckschule, heute Klosterhardtschule (StaOb Amt O 314)
1902 Gründung der Katholischen Schule Vonderort (ebd. 315)
1903 hat der Lehrer des Synagogenbezirks Dorsten den Religionsunterricht für alle jüdischen Kinder im Bezirk abzuhalten. Es wohnt nur ein jüdisches Kind in Osterfeld (ebd. 267)
1905 Katholische Schule Osterfeld-West, Canisiusschule, auch Eisenheimschule (ebd. 321, 662)
1907 Katholische Schule Osterfeld-Süd, Overbergschule als katholische Volksschule gegründet (ebd. 325)
1907 evangelische Schule, System IV (ebd. 326)
1914 Schulneubau an der Jacobikolonie, Jacobischule (ebd. 673f.)
1919 evangelische Schule V, Harkortschule (ebd. 714)
1918 zählt Osterfeld insgesamt 14 Schulsysteme mit 129 Klassen, außerdem drei Hilfsschulen, eine Fortbildungsschule, eine Rektoratsschule, drei Haushaltungsschulen sowie fünf Kinderbewahrschulen (PfaO 2423 S. 13)
1927 neun Grundschulen und eine Hilfsschule in Osterfeld (StaOb Amt 303)
1927 Auflösung des evangelischen Schulsystems III. Daraufhin erfolgt die Vergabe von Schulnamen, sofern noch nicht vorhanden (ebd.)
Höhere Schule
1908 Gründung einer Gemeinderektoratsschule zur Vorbereitung von Knaben auf die gymnasiale Laufbahn (ebd. 342)
1910 wird die frühere Privat-Rektoratsschule in eine öffentliche, paritätische umgewandelt und von der politischen Gemeinde übernommen. Sie verfügt 1911 über vier Klassen, ab Ostern 1912 fünf Klassen (ebd. 631)
1921 wird ein kirchliches Lyzeum (Töchterschule bzw. Frauenoberschule) im Pankratiushaus eröffnet, 1929 staatlich anerkannt, 1939 Auflösung (ebd. S. 29f.)
4. 11 Sonstige Schulen und Bildungseinrichtungen
1876 Landwirtschaftliche Fortbildungsschule in Osterfeld, wird kurze Zeit nach ihrer Öffnung wieder geschlossen (StaOb Amt O 42)
1887 Gewerblich-kaufmännische Fortbildungsschule (ebd. 635)
1899 Knabenhandarbeitsschule in Osterfeld finanziert über Schulgeld, Zuschüssen der Gemeinde und der Gutehoffnungshütte (ebd. 336)
1899 Fortbildungsschule in Osterfeld mit handwerklichem Schwerpunkt. Die gewerbliche Fortbildungsschule (für Fabrikarbeiter) in Sterkrade wird vor allen von jungen Arbeitern besucht, die in der Sterkrader Hütte der Gutehoffnungshütte arbeiten (ebd. 42, 335)
1903 Koch- und Haushaltungsschule in Osterfeld eingerichtet (ebd. 338)
1907 evangelische Haushaltungsschule (ebd. 341)
1908-1911 katholische Haushaltsschule. Dort erhalten die Volksschullehrerinnen Fortbildungsunterricht in Hauswirtschaft (ebd. 339)
1910 installiert die Gutehoffnungshütte sogenannte Warteschulen (Bewahrschulen) in Eisenheim und Vonderbruch als Privatschulen (ebd. 300)
1911 Frauenarbeitsschule in Osterfeld, Hauptstraße 11, nachmittags mit Unterricht in praktischen Handarbeiten und kunstgewerblichen Fächern (ebd. 337)
1911 Gewerbliche Fortbildungsschule (ebd., 637f.)
1911-23 Hilfsschule für schwachbegabte Schüler in Osterfeld (ebd. 625)
1916 Handwerkerinnenfortbildungsschule (ebd. 634, 640)
1920 Errichtung der Comeniusschule (Sonderschule) in Osterfeld (PfaO 2423 S. 22)
1928 Einrichtung einer Haushaltungsschule im Pankratiussystem. Die Schulen haben einmal die Woche die Schulmädchen freizustellen. Schulbetrieb an 4 Tagen in der Woche (ebd. 303)
1928 polnische Privatschule in Osterfeld. Der Unterricht erfolgt durch einen Bergmann mit Hilfslehrerfortbildung (ebd.)
4. 11 Büchereien
(1900) Schulbibliotheken in den katholischen Volksschulen (PfaO 1080, 165)
1909 werden an den Osterfelder Schulen Schülerbibliotheken eingerichtet (StaOb Amt O 45)
1912 Borromäus-Bibliothek in Osterfeld (STAM Reg. Münster 1725)
1925 stellt die Bücherei der freien Gewerkschaften Osterfeld 330 Bände in der öffentlichen Bücherei zur Verfügung (StaOb Amt O 509)
1925 Sukzessive Einrichtung einer Stadtbibliothek in Osterfeld (ebd.)
4. 11 Museen und sonstige kulturelle Einrichtungen
1979/80 entsteht in Eisenheim, Berliner Straße 10a, das sogenannte Volksmuseum. Seit 1990 betreibt dort das Rheinische Industriemuseum des Landschaftsverbandes Rheinland eine Ausstellung (Günter/Günter, S. 157)
(2007) gehören zahlreiche Sehenswürdigkeiten in Osterfeld zur Route Industriekultur sowie zur Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). Darunter zählen unter anderem der Gasometer und die Kolonie Eisenheim (II 2)
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Rönz, Helmut, Rheinischer Städteatlas Osterfeld. Teil 4: Kirche, Schule, Kultur und Gesundheitswesen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-osterfeld.-teil-4-kirche-schule-kultur-und-gesundheitswesen/DE-2086/lido/5ce7eb07b27a77.63482773 (abgerufen am 19.08.2024)