Kirchengemeinde 1939
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Altenkirchen, den 24. Okt.39
Vor einiger Zeit erbaten wir Altenkirchener Pfarrer uns von der Gemeinde die Anschriften ihrer im Kriegsdienst stehenden Angehörigen. Wir wollten unseren Gemeinde- gliedern draußen einen Gruß ihrer Heimatgemeinde übermitteln, der erfahrungsgemäß stets eine Freude bedeutet hat. Denn bei aller inneren Größe des Kriegsdienstes ist doch jeder Angehörige des Heeres herausgerissen worden aus dem ganzen Lebenskreis, in dem er verwurzelt ist, u. eine Anteilnahme der Heimatgemeinde verdeutlicht nicht nur den lebendigen Sinn des Wehrdienstes u. zeigt nicht nur, daß wir in der Heimat allen Soldaten in bewußtem täglichem Dankgefühl verbunden sind, sondern soll auch, für die, welche es verstehen, ein Hinweis sein auf die , über das rein Menschliche gehende Gemeinschaft des Glaubens. Im Kriegsdienst wird ja das ganze Leben auf seine letzte Leistung u. Tragkraft erprobt. Dabei verschwanden bisher noch stets viele Hemmungen, die sich im friedlichen bürgerlichen Leben dem Glauben entgegenstellten. Deshalb fand Gott in solchen Zeiten noch immer zu vielen Leuten den Weg, die sich sonst gegen Ihn verschlossen hatten. Das beiliegende kleine Bändchen mag Ihnen zeigen, wie der christliche Glaube ein Soldatenleben gerade in seinen entscheidenden Teilen ausfüllen kann. Wir können uns ja keinen Glauben anlernen; aber wir können annehmen u. abweisen, was Gott uns jeweils lehren will. Und da der Christenglaube vom Ernstfall lebt, kann die heutige Zeit vielen in der letzten Frage des Lebens, der Frage des Glaubens, einen Gewinn bringen, wie es in gemütlichen Zeiten selten möglich ist. Wenn Sie, Herr Leutnant, vielleicht auch augenblicklich nicht gerade dem ganzen Ernst des Krieges gegenüberstehen, so mag doch Ihre Stellung als Offizier Ihnen täglich die Forderung nach einer bis ins letzte klaren Lebenshaltung nahebringen u. Sie so - nicht erst in den Stunden direkter Lebensgefahr - zu der innerlichen Arbeit an der Schrift bringen, wie sie es der allererste Anfang eines Christenlebens ist. Jedenfalls ist das der Gewinn, welchen die Heimat- gemeinde für Sie und Ihre Kameraden vor Gott erbittet neben der Bewahrung in der Gefahr u. einer frohen Rückkehr. In diesem Sinn wollen Sie, Herr Leutnant, diesen Gruß empfangen, welchen ich Ihnen im Auftrage Ihrer Heimatgemeinde Altenkirchen sende. Ihr A. Zemke Pfarrer
Der Brief wurde begleitet von je einem Exemplar des Bändchens von Heinrich Rendtorff: Soldatentum und Gottesglaube.- Berlin 1937
Der Soldat ist der Mensch, der die beiden schweren Künste versteht: Tötenkönnen und Sterbenmüssen.Wie kann man das? Der Gottesglaube hat Antwort. Luther sagt es dem Feldobristen, der ihn fragte, sagt es damit allen Soldaten. Recht sterben kann der Christ, der den wahren Glauben an Gott in Christus hat. Der vermag angesichts des Todes "sich einfältig in Gottes Gnade zu befehlen und sich nun in diesem Stück als Christ zu stellen". Gott ist der Herr über das Leben - und über den Tod. Gott gebietet über die Zeit - und über die Ewigkeit.
Pfarrer Zemke wurde selbst zum Kriegsdienst eingezogen und starb am 2.12.1941 als Soldat in Russland.
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