Oktober 2012

Seit 25 Jahren Priester: Bischof Dr. Stephan Ackermann

Zur Ernennung von Bischof Stephan Ackermann hat der damalige Regens Georg Bätzing geschrieben, was auch heute noch gilt: "Der ... Bischof braucht unsere Unterstützung, damit er ein hoffnungsvoller Zeuge des Evangeliums sein kann, der viele Menschen in unserem Bistum ermutigt, der Hoffnung in ihrem eigenen Leben Gestalt zu geben und ein Gesicht. Seit dem Tag der Ernennung sprechen wir im Priesterseminar häufig ein Gebet von Johann Michael Sailer ..., das im Gotteslob steht ... Beten Sie doch mit!"

Für unseren Bischof beten

Herr Jesus Christus, du Hirt und Haupt deiner Kirche,
steh unserm Bischof Stephan mit der Kraft deines Segens bei,
dass er uns entflammt durch seinen Eifer, uns Vorbild ist durch seinen Wandel, uns trägt durch seine Liebe, uns stärkt durch seine Geduld, uns erhält in der Freude des Heiligen Geistes, uns segnet durch seine Gebete, uns gute Weisung gibt durch seine Lehre und uns einigt zu deinem heiligen Volk und zum lauteren Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit. Amen

Predigt beim Silbernen Priesterjubiläum von Bischof Stephan Ackermann

"Der Anfang geht mit" - und verändert sich

im Trierer Dom am Sonntag, 11.11.2012 - Bischof Dr. Felix Genn (Münster)

(Schriftlesungen: 1 Kön 17,10-16; Hebr 9,24-28; Mk 12,38-44.)

Lieber Bischof Stephan,
liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

vor ungefähr drei Monaten hat Bischof Stephan - aus Anlass des Silbernen Priesterjubiläums einiger Mitbrüder - seine Predigt begonnen mit einer Erfahrung, die Ihnen allen, liebe Schwestern und Brüder, sicherlich auch vertraut ist. Er hat eben in seiner Einleitung zur heiligen Messe das noch einmal im Blick auf sich aufgegriffen. Er sprach davon, dass bei einem solchen Jubiläum eine große Hilfe für diejenigen, die feiern, die Erinnerung an den Anfang ist.

Blick auf den Anfang: Primiz-Gottesdienst

Das kennen Sie auch, liebe Schwestern und Brüder, wenn Sie einen runden Geburtstag feiern, das Jubiläum Ihrer Familie oder Ihrer Ehe begehen. Wir schauen gerne auf den Ursprung, wie es angefangen hat und was dafür prägend für alle Zeiten bleibt. Das können wir auch an diesem Sonntag tun, zumal der Bischof uns selbst diese Spur gelegt hat. Deshalb darf ich, liebe Schwestern und Brüder, in Erinnerung rufen: Damals - bei der Primiz - hatte Bischof Stephan zwei Texte aus dem großen Reichtum und Schatz der Heiligen Schrift ausgewählt, die für ihn und für diesen Anlass seiner Priesterweihe eine ganz besondere Bedeutung haben. Da war einmal die Erzählung von der Berufung des Propheten Samuel. Es heißt dort, dass diese Berufung zu einer Zeit geschieht, in der das Wort Gottes seltener geworden war, in der aber die Lampe im Tempel noch nicht ganz erloschen war (vgl.1 Sam 3, 1.3). In dieser Situation hört der kleine Samuel eine Stimme, die zu deuten, ihm durch die Hilfe eines Priesters möglich wird. So kann dieser Samuel sagen: „Rede Herr, dein Diener hört“ (1 Sam 3, 10). Ein Grundwort: „Rede Herr, dein Diener hört“.

Die andere Szene spielt sich nach der Auferstehung Jesu am See Genezareth ab. Die Jünger fahren aus zum Fischen. Man kann sich vorstellen, wie Petrus in seiner Schaffenskraft die Arme hochkrempelt. Aber sie fangen nichts – kein Erfolg, fruchtlos das Mühen. Und da steht Jesus in der Dämmerung des Morgens am Ufer. Der Jünger, der um die Liebe des Herrn weiß, der sie ganz tief in sich aufgenommen hat, so dass er als der Jünger bezeichnet wird, „den Jesus liebte“ (Joh 21, 7), kann die Gruppe der Jünger – vor allem den Petrus – darauf hinweisen: „Es ist der Herr“. Es ist der Herr, mitten in all dem Trubel und in der Vergeblichkeit. Ein Grundwort des Anfangs: Es ist der Herr.

Grund-Worte sammeln und verdichten

Wenn wir auf diesen Anfang zurückblicken, liebe Schwestern und Brüder, und sie an dieser Station des priesterlichen Lebenswegs von Bischof Stephan in Erinnerung bringen, dann können wir sagen: Damals hat er sicherlich in diesen Worten verdichtet zusammengefasst, was er in der Suche, auf seinem Weg Priester zu werden, als besonders grundlegend und bedeutsam angesehen hat. Da hat sich für ihn gesammelt, warum er „Ja“ gesagt hat.

Heute, nach 25 Jahren, bekommen diese Grundworte und diese Szenen sicherlich noch einmal ganz eigene Konturen, zum Teil in einem „Sowohl - Als auch“. Auf dem Weg in diesen 25 Jahren ist Bischof Stephan sicherlich selber zu einem Menschen geworden, der anderen sagen konnte: Höre die Stimme und sage: Rede Herr, dein Diener hört. Aber sicherlich hat er auch die Erfahrung gemacht: Ist das Wort Gottes noch da oder selten geworden? Ist es noch vernehmbar? Geht das Licht der Lampe Gottes allmählich zur Neige?

Ärmel hoch, weil so viel zu tun ist - und der Anfang geht mit

Zu der Erfahrung des Jüngers, den Jesus liebte, der intensiv weiß, dass er sich auf diese Liebe verlassen kann, ist sicherlich die andere mehr in den Vordergrund gerückt, die Erfahrung des Petrus, der die Arme hochkrempeln muss, weil es so viel zu tun gibt - zumal im bischöflichen Dienst, auch die Erfahrung, dass das Mühen fruchtlos und vergeblich bleibt, dass sich manches über diese schöne Botschaft als Schatten gelegt hat durch Sünde und Missbrauch. Dann noch so ursprünglich sagen zu können: „Es ist der Herr“, dazu haben ihm sicherlich unzählige Frauen und Männer in den Gemeinden unseres Bistums durch die vielen Gespräche und Begegnungen helfen können, so dass sich die Rollen ein wenig vertauscht haben - aber Zeugnisse, auf die er sich sicherlich berufen und verlassen kann. Der Anfang kann weiter mitgehen, auch wenn er neue Facetten bilden lässt, andere Konturen entwickelt.

Liebe Schwestern und Brüder, so können wir auch in dieser Stunde, in diesem Heute, an dem wir innehalten - auf 25 Jahre zurückblicken -, zugleich den Ausblick wagen, der sich als Wunsch zum Gebet formen kann in dieser Stunde, und der zugleich den Ursprung noch einmal ganz besonders verdichten lässt. Dazu kommen uns die Schriftstellen dieses Sonntags geradezu in den Weg und zur Hilfe. Es sind zwei Gestalten, die in den Texten dieses Sonntags uns helfen, das Wort Gottes ins Heute, auch des bischöflichen Dienstes - des Lebens von Bischof Stephan -, aber auch in unser Leben hineinsprechen zu lassen. Sie könnten gegensätzlicher gar nicht sein: Der Hohepriester (was stellt man sich da alles vor!) einerseits und die Witwe ihm gegenüber; gegensätzlich – und doch fügen sie sich zusammen. Der Hohepriester - damit ist Jesus selbst gemeint: Er sitzt im Tempel und Sein Auge geht tiefer. Weil es tiefer geht, weil Er den Menschen erkennt, braucht Er ihn nicht bloßzustellen. Vielmehr entdeckt Er im Bild der Witwe das, was Er in Seiner Sendung, die dann der Hebräerbrief in das Bild vom Hohenpriester fasst, tun soll: Alles zu geben – den ganzen Lebensunterhalt, nicht zu kargen, sondern zu schenken.

Er gibt, was er (geschenkt bekommen) hat ...

Wenn Priester und Bischof oft als Verwalter der Geheimnisse Gottes bezeichnet werden, dann kann das nur im Sinne des Verschenkers sein, desjenigen, der gibt, der in der Gestalt und Figur Jesu Christi bleibt, und der in Seinem Licht das einzige Licht empfängt, weil in Ihm die Quelle des Lebens ist. Sie ist es aber, weil in Ihm Wirklichkeit wird, was Gott selbst tut: Er gibt, was Er hat – Seinen ganzen Lebensunterhalt, bis hin zum Kreuz.

Welcher Glaube steckt dahinter, liebe Schwestern und Brüder, zu bekennen, dass das Leben dieses Einzigen ausreicht für alle, wo wir eher sagen würden: Was ist das für so viele? Aber damit gibt Gott das Nötigste, und davon können wir zehren. Weder der Mehltopf wird leer, noch der Ölkrug unseres Lebens versiegt, wenn wir Liebende bleiben. Und mögen wir noch so sehr die Arme hochkrempeln und schaffen wollen: Wir können den Herrn nur erkennen und Seine Stimme nur hören, wenn sich alles bindet und bündelt in der Bereitschaft zum Geben, so wie Johannes Paul II. es einmal gesagt hat: Wer bereit ist, das Wenige, das er ist und hat, zu geben, kann das Alles Gottes empfangen.

Eingeschrieben in Gottes Hand

Ist das nicht ein Ausblick, mit dem jeder von uns, auch ein Bischof, ein Priester, weitergehen kann? Spüren wir nicht, liebe Schwestern und Brüder, wie hier der Anfang weiter mitgeht? Am schönsten finde ich das zusammengefasst, was wir heute für unseren Bischof erbitten können, in dem Tagesgebet dieses Sonntags: „Wir sind Dein Eigentum. Du hast uns in Deine Hand geschrieben.“ Ist diese Schrift auslöschbar? „Halte fern, was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt.“

In der Dankbarkeit für den Dienst von Bischof Stephan bitten wir für ihn genau das. Er ist Sein Eigentum, in Seine Hand geschrieben. Halte fern von ihm, was ihn gefährdet und nimm weg, was ihn an Seele und Leib bedrücken kann. Amen

Bischof Dr. Felix Genn

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