Zugespitzt formuliert gibt es zur Zeit zu viele kirchlich genutzte Immobilien, da die Zahl der Kirchenmitglieder gesunken ist und weiter sinkt. Immobilien aber kosten auch im Unterhalt Geld, Geld das dann an anderer Stelle nicht eingesetzt werden kann.
Es ist daher wirtschaftlich und pastoral wichtig zu fragen: Welche und wie viele Immobilien brauchen wir, um Kirche vor Ort zu sein? Das ist der Ausgangspunkt für das Immobilienkonzept.
Das Bistum Trier will in den Jahren 2013 bis 2016 mit allen Kirchengemeinden ein verbindliches Immobilienkonzept erstellen.
In den Jahren 2013 bis 2016 sollen jährlich 40 Immobilienkonzepte erarbeitet werden.
Alle Kirchengebäude werden mit in den Blick genommen.
Große Kirchengebäude sind meistens auch die größten Kostenverursacher. Kleinere Kirchen sind heute eher bedarfsgerechter und kostengünstiger. Hohe Bewirtschaftungs- und Renovierungskosten belasten enorm viele Haushalte der Kirchengemeinden überdimensional. Die Zahl der Kirchengemeinden, die keinen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können, steigt stetig. Insoweit können die Kirchengebäude nicht außen vor bleiben.
Daher gilt es, vor Ort zu überlegen, inwieweit noch alle vorhandenen Kirchengebäude unterhalten und genutzt werden können. Wenn eine Immobilie, etwa eine Kirche, im Laufe der Erstellung des Konzeptes als ein Raum erscheint, der nicht mehr notwendig ist für die Kirche vor Ort, heißt es nicht automatisch, dass das Gebäude verkauft wird.
Ein zukünftig nicht mehr durch Bistumsmittel gefördertes Gebäude kann weiterhin genutzt werden, wenn die Finanzierung der Bewirtschaftungskosten und des Bauunterhaltes gesichert ist - z. B. durch eine Stiftung, die Kommune oder durch einen anderen Träger.
Das ist natürlich möglich. Und auch in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hätte wohl niemand ernsthaft die aktuelle Bevölkerungsentwicklung vorhersehen können.
Dennoch: Alle aktuellen Studien sind eindeutig. Demnach wird es in den kommenden Jahrzehnten einen Rückgang der Gesamtbevölkerung und einen noch deutlicheren Rückgang der Katholikenzahlen geben...
Im Bistum Trier gibt es ca. 24.000 Grundstücke unterschiedlicher Nutzung mit rd. 3.750 Gebäuden im Eigentum der Kirchengemeinden. Das Bistum zahlt den Kirchengemeinden jährlich Zuschüsse zu Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 22 Mio. € (ohne Kindergärten).
Daneben fällt es den Kirchengemeinden immer schwerer die erforderlichen Eigenmittel zu Baumaßnahmen aufzubringen. Auf Dauer ist daher nicht der gesamte vorhandene Gebäudebestand zu unterhalten.
Otmar Brittner, Leiter des Projekts, zum Stand im August 2015
Wie würden Sie den derzeitigen Stand beim Projekt Immobilienkonzept beschreiben?
Bis Ende 2015 werden insgesamt 86 Gebäudebesichtigungen durchgeführt. In 65 Pfarreiengemeinschaften wurde in Startveranstaltungen die IST-Immobiliensituationen der jeweiligen Kirchengemeindeverbände / Kirchengemeinden dargestellt. Insgesamt haben sich bisher 155 der 173 Kirchengemeindeverbände / Kirchengemeinden für die Erstellung des Immobilienkonzeptes angemeldet.
Die Kirchengemeindeverbände und ihre Immobilienbestände sind sicher sehr unterschiedlich – begegnen Ihnen dennoch Schwierigkeiten oder Widerstände immer wieder?
Grundsätzlich ist jeder Kirchengemeindeverband unter Berücksichtigung der geographischen Lage, der unterschiedlichen Gemeindestrukturen und der pastoralen Gegebenheiten sowie anderer Anforderungen und Wünsche mit Blick auf den Immobilienbestand sehr individuell. Von daher muss jede einzelne Situation separat betrachtet und analysiert werden. Eine Pauschallösung gibt es nicht. Viele vorhandene Pfarrheimflächen sind zu groß und entsprechen nicht mehr dem heutigen Bedarf. Auch die zurückgehenden Gottesdienstbesucherzahlen bedeuten einen großen Überhang an Sitzplätzen in den Kirchengebäuden.
Viele Kirchengemeinden können nicht einmal die Bewirtschaftungskosten der Gottesdiensträume aufbringen. Hinzu kommt, dass viele Kirchengemeinden an dem Gebäudebestand festhalten wollen, ohne zu wissen, wie die Bewirtschaftungskosten und der Bauunterhalt finanziert werden können.
Das Projekt befasst sich mit dem Gebäudebestand – das Thema hat aber auch eine stark emotionale Komponente...?
Viele Gemeindemitglieder verbindet eine persönliche Geschichte mit den Gebäuden (z. B. eigene Taufe, Kommunion, Hochzeit, auch die von Familienangehörigen und Vorfahren). Auch das eigene Engagement oder das der Familienangehörigen in der Vergangenheit für ein Gebäude (z. B. durch Spenden oder eigene Arbeitsleistung) baut einen persönlichen Bezug auf.
Nach wie vor ist die Kirche gerade in ländlichen Regionen für das Ortsbild prägend, was von den Gemeindemitgliedern auch als Identifikationssymbol mit der eigenen Heimatgemeinde wahrgenommen wird...