von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
Der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ ist in diesem Jahr von der Wirtschaftskrise geprägt. Er ist insofern ein „Tag der Arbeitslosigkeit“, als diejenigen in den Blick zu nehmen sind, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, beziehungsweise deren Arbeitsplatz gefährdet ist. Die Finanzkrise ist auf die Realwirtschaft und damit auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Die Zahl der Leiharbeiter ist bereits von 715.000 auf 546.000 gesunken, im März waren 670.000 Beschäftigte von Kurzarbeit betroffen, Tendenz steigend. Trotz aller Anstrengungen der Politik und der Wirtschaft, die ich hier ausdrücklich anerkennen möchte: die Aussichten sind alles andere als rosig.
Noch im Herbst des vergangenen Jahres wurde öffentlich darüber diskutiert, ob bereits wieder Vollbeschäftigung erreicht sei. Dann kam die Finanzkrise. Sie traf die Anleger, die Spekulanten und die Vermögenden. Milliarden wurden vernichtet. Die härtesten Konsequenzen haben aber die zu tragen, die ihren Arbeitsplatz verlieren. Arbeitslosigkeit, insbesondere wenn sie länger dauert, ist deshalb so schlimm, weil sie in vielerlei Bereichen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verhindert und zur sozialen Isolierung führt. Wenn es nun gilt, durch eine Regulierung der Finanzmärkte eine Wiederholung zu verhindern, dann sollte dabei besonders darauf geachtet werden, dass die Verluste aus geplatzten Spekulationsblasen nur von den Spekulanten getragen werden und nicht der Allgemeinheit aufgebürdet werden. Wirtschaftskrisen sollten von der Gesamtgesellschaft solidarisch getragen werden. Einige Firmen gehen hier erfreulicherweise neue und ungewohnte Wege. Wenn aber die ohnehin Schwächeren, die prekär Beschäftigten, die ersten und weitgehend ungeschützten Opfer sind, dann hat die Soziale Marktwirtschaft eine Schieflage.
Die Wirtschaftskrise deckt sehr deutlich die Schattenseiten der prekären Beschäftigung auf. Leiharbeiter, zeitlich befristet Beschäftigte und Beschäftigte im Niedriglohnbereich verdienen für die gleiche Arbeit in aller Regel weniger als Festangestellte, ihre soziale Absicherung ist schwächer, sie können kaum längerfristig ihr Leben planen, sie dienen als Manövriermasse und werden ohne Aufhebens als erste entlassen.
Vor den langfristigen Folgen prekärer Beschäftigungsverhältnisse werden weitgehend die Augen verschlossen. Die Entwicklung der Sozialversicherungssysteme setzt immer stärker auf die private Vorsorge. Diese können prekär Beschäftigte normalerweise nicht erbringen. Die Folge: auf die Gesellschaft rollt eine Welle der Altersarmut und der Destabilisierung der Sozialversicherung zu.
Gerade die prekären Beschäftigungsformen sind in Folge der Hartz-Reformen massiv ausgebaut worden. Der Abbau der Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren ist zum allergrößten Teil diesem Ausbau zu verdanken. Diese Flexibilisierung der Arbeitswelt kommt den Bedürfnissen der Wirtschaft sehr entgegen, nicht aber den Bedürfnissen der Betroffenen. Weil die Wirtschaft für die Menschen da ist und nicht umgekehrt, gilt es hier gegenzusteuern.
Wenn wir über die aktuelle Arbeitslosigkeit sprechen, darf ein Problem nicht ausgeklammert werden, die verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit. Den Menschen, die durch lange Arbeitslosigkeit besonders benachteiligt sind, fühlt sich die Kirche und fühle ich mich besonders verpflichtet. 947.000 Langzeitarbeitslose verzeichnet die offizielle Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Erfreulicherweise hat sich in der Arbeitsmarktpolitik nach langen Jahren die Einsicht durchgesetzt, dass die "Sockelarbeitslosigkeit" konjunkturunabhängig existiert und dass es besonderer Instrumente bedarf, um den Betroffenen eine dauerhafte und existenzsichernde Beschäftigung zu ermöglichen. Mit dem Programm „JobPerspektive“ hat die Bundesregierung ein zukunftweisendes Modell geschaffen, das aber von der Wirtschaft äußerst zurückhaltend aufgenommen wird. So ist bisher nur ein Bruchteil der vorgesehenen 100.000 öffentlich geförderten Jobs realisiert worden. Die Aktion Arbeit des Bistums hat daher einen Vorschlag zur Verbesserung für dieses Programm entwickelt und ist nun gemeinsam mit der evangelischen Landeskirche dabei, die praktische Erprobung dieses Modells vorzubereiten. Nach den bisherigen positiven Signalen setzen wir darauf, dass die Arbeitsagentur, die Kommunen und die Länder das Vorhaben unterstützen.
Predigt von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
„Manchmal stehen wir auf, stehen wir zur Auferstehung auf, mitten am Tage.“ Mit diesen Worten, liebe Schwestern und Brüder, beginnt die Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz ihr berühmtes Ostergedicht. Zunächst einmal bringt sie damit unsere Situation auf den Punkt: Haben wir uns doch freudig aufgemacht, um heute hier im Dom die Auferstehung Christi, unseres Herrn, zu feiern. Darüber hinaus bringt sie auf einer tieferen Ebene eine ganz besondere Erfahrung zum Ausdruck – die Erfahrung, wie tief in uns Menschen die Sehnsucht nach Auferstehung verankert ist. Mitten in der vielgestaltigen Realität von Abschied und Tod, von Trauer und Leid drängt es uns immer wieder aufzustehen – aufzustehen gegen den Tod, aufzustehen ins Leben. Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung belegt dies auf eindrucksvolle Weise. 21.000 Menschen wurden zu ihrem Glauben an ein Leben nach dem Tod befragt. Zwei Drittel der Deutschen gaben an, dass sie an ein Weiterleben nach dem Tod glauben. Zwei Drittel der Menschen kennen also diese Sehnsucht, im Angesicht des Todes in all seinen Spielformen nicht zu kapitulieren. Sie wünschen sich den Sieg des Lebens über den Tod. Sie wollen weiterleben, wo eine rein biologisch-naturwissenschaftliche Betrachtungsweise an ihre Grenze kommt. Zu den konkreten Vorstellungen und Bildern eines solchen Weiterlebens schweigt sich die Studie aus. So klar sich also eine allgemeine Sehnsucht nach ewigem Leben empirisch fassen lässt, so wenig lässt sie sich mit Leben, mit konkret fassbaren Bildern der Hoffnung füllen.
Im Tagesgebet haben wir uns soeben mit folgenden Worten an Gott gewendet: „Allmächtiger, ewiger Gott, am heutigen Tag hast du durch deinen Sohn den Tod besiegt und uns den Zugang zum ewigen Leben erschlossen.“ Für uns Christen ist es das größte und kostbarste Geschenk unseres Glaubens, dass wir uns nicht mit einer namenlosen Ewigkeits-Sehnsucht begnügen müssen. Dankbar dürfen wir am Ostermorgen der Auferstehung unseres Herrn gedenken. Im absoluten Gehorsam seinem Vater gegenüber hatte Jesus die Tage des Leidens und der Kreuzigung auf sich genommen. Seine bedingungslose Liebe zu uns Menschen ließ ihn diesen Weg bis zum Ende in Treue durchhalten. Am Ostermorgen trifft ihn erneut der Leben spendende Lichtstrahl Gottes. Gott der Vater kann nicht zulassen, dass der Einsatz seines Mensch gewordenen Sohnes in einer dunklen Grabkammer an sein klägliches Ende kommt. Daher ruft er ihn aus dem Tod und beglaubigt ihn damit endgültig als seinen geliebten Sohn. So stellt der Ostermorgen uns klar vor Augen: Alles, was Jesus verkündet und gewirkt hat, ist wahr. Er ist der geliebte Sohn Gottes, dessen Spur wir unbedingt folgen sollten. Jesus Christus ist der von Gott gesandte Messias. Er hat den Kreislauf des Bösen und des Todes durch sein Leiden und Sterben am Kreuz ein für alle Mal durchbrochen. Mit Gottes Kraft besiegt er den Tod und erschließt uns allen den Zugang zum ewigen Leben. Wie groß wird die Freude bei den Aposteln und den Frauen gewesen sein, die dem Auferstandenen als Erste begegnet sind! Welch kraftvolle Dynamik muss angestoßen worden sein, damit die Botschaft des Ostermorgens um die ganze Welt gehen konnte! Auch heute – 2000 Jahre nach ihrem Entstehen – hat sie nichts von ihrer ursprünglichen Kraft und Hoffnung eingebüßt. Jesus Christus ist auferstanden. Und er hat auch uns den Zugang zum ewigen Leben erschlossen. Er ist die Erfüllung unserer Sehnsucht nach ewigem Leben. „Manchmal stehen wir auf, stehen wir zur Auferstehung auf, mitten am Tage.“ Wir können auferstehen, weil Jesus Christus uns den Weg dazu geebnet hat.
Wenn wir im Glauben die Auferstehung tatsächlich als eine realistische Möglichkeit für unser Leben annehmen, dann hat dies Konsequenzen. Der Glaube an die Auferstehung hat nicht nur etwas mit unserem Lebensende, unserem Tod zu tun. Wenn wir uns von der Botschaft des heutigen Morgens wirklich neu treffen lassen, dann verwandelt sie unser tagtägliches Leben. So lädt der Kolosserbrief uns ein: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.“ Diese österliche Ermutigung gilt! Der Glaube an die Auferstehung will unser ganzes Leben tragen und beflügeln. Nicht nur unser Lebensende. Das Licht des Auferstandenen strahlt aus auf alle, die an ihn glauben. Vom auferstandenen Jesus Christus will eine Dynamik des Lichtes auf alle übergreifen, die sich ihm in Freundschaft verbunden wissen. Als österliche Menschen erwarten wir nicht nur die Auferstehung ins ewige Leben. Wir dürfen unser Leben durch den Tod hindurch ganz in Gottes Hand wissen. Deshalb schützen wir das menschliche Leben überhaupt – in all seinen Situationen und Bedrohungen vom Anfang bis zum Ende. Die Botschaft von Ostern, das helle Licht der Osterkerze soll durch uns selbst die dunkelsten Winkel des menschlichen Lebens erreichen. Wir stehen auf zur Auferstehung, ja für die Auferstehung, wenn wir uns für das Leben stark machen.
Daher können wir Christen uns niemals mit einer Welt zufrieden geben, in der Millionen Menschen in Krieg und Terror leben. Wir können es nicht hinnehmen, dass ganze Völker unter Krankheit, Armut und Hunger leiden. Als österliche Menschen stehen wir auf für das Leben, wo immer es gequält, verfolgt und getötet wird. Als Menschen der Auferstehung nehmen wir das Leben an seinem Beginn und an seinem Ende als Geschenk Gottes entgegen. Anfang und Ende sind nicht nur biologische Etappen. Im Licht von Ostern werden sie zu kostbaren Stationen, an denen wir dem Schöpfergott begegnen. Gerade jetzt sollten wir die tief greifende wirtschaftliche Krise für einen Neuanfang nutzen. Dabei dürfen wir nichts unversucht lassen, um die weltweite Wirtschafts- und Sozialordnung auf einem stabileren Fundament neu zu begründen. Christliche Werte wie Solidarität und Gerechtigkeit müssen dabei tiefer verankert werden. Das menschliche Leben schützen, weil es zur Auferstehung berufen ist! So können wir alle das Licht des österlichen Christus in seiner ganzen Dynamik wahrnehmen und aufnehmen.
Das weltberühmte Tafelbild des Isenheimer Altares von Matthias Grünewald wagt eine interessante Darstellung des auferstandenen Christus. Ganz im Unterschied zu den herkömmlichen Darstellungen steht er nicht etwa neben einem Steinsarkophag oder tritt aus der Grabhöhle hervor. Vielmehr richtet sich der Auferstandene als hell leuchtende Gestalt regelrecht aus der Bildmitte empor. Grünewald malt ihn als strahlend schöne Gestalt, die ein übernatürliches himmlisches Licht wiederzugeben scheint. Dieses Licht der Auferstehung ergreift jeden, der sich ihm nähert. Dieses Osterlicht fasziniert. Es will betrachtet, bewundert und aufgenommen werden.
Je mehr es in unsere Herzen strahlt, desto mehr können wir es weitergeben. So wird das Leben Stück für Stück gewandelt – jeden Tag – bis es eines Tages in der Auferstehung seine Vollendung findet. Lasst uns also aufstehen! Ja: „Manchmal stehen wir auf, stehen wir zur Auferstehung auf, mitten am Tage.“
Hirtenbrief von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15)
Mit diesen Worten, liebe Schwestern und Brüder, lädt Jesus uns am ersten Fastensonntag dazu ein, uns neu auf seine Frohe Botschaft vom angebrochenen Reich Gottes auszurichten. Mitten in unserem Alltag mit all seinen Gewohnheiten und Verpflichtungen ermutigt er uns, einen Moment innezuhalten, um das Wesentliche unseres Lebens, die Botschaft Jesu Christi, neu in den Blick zu nehmen. Das hat immer etwas mit Umkehr zu tun, kann bisweilen zu einer Kehrtwendung werden. „Ein Damaskuserlebnis haben“ oder „vom Saulus zum Paulus werden“ – das sind Redeweisen für einen solch dramatischen Umschwung im Leben eines Menschen. Einer, der dies auf herausgehobene Weise erfahren hat, ist der heilige Paulus. Papst Benedikt XVI. hat uns anlässlich des 2000. Geburtstages dieses großen Völkerapostels zum besonderen Paulusjahr eingeladen. Wem wie Paulus ein solch einschneidendes Bekehrungserlebnis widerfährt, in dessen Leben gibt es ein Vorher und ein Nachher. Lebensziele, Werte, ja der gesamte Lebensweg erhält eine drastische Änderung. Das Vorher seines Lebens ist alles andere als das eines Apostels. Es besteht darin, dass er dem Gesetz gehorcht und für die Einhaltung des Gesetzes kämpft. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Ausgerechnet auf diesem Weg geschieht die Kehrtwende: Er erlebt, dass ihn etwas Größeres umwirft und aus dem Sattel seiner Selbstgewissheit, ja seiner Überheblichkeit reißt. Hat er vorher blindlings gewütet, so macht dieses Erlebnis ihn im echten Sinne blind. Gezwungen, nach innen zu sehen, bricht in ihm offenbar eine ganz neue Haltung auf. Er beginnt ein neues, anderes Leben, ein Leben „danach“.
Kennzeichen dieses Lebens sind ein neuer Mut und eine neue innere Ausrichtung. War er vorher auf die Bekämpfung der Christen fixiert, so wird er nach Damaskus als neuer Mensch, als Persönlichkeit erfahrbar. Auffallend ist: Er sieht sich selber mit sehr nüchternem Blick. Er sieht, was sein altes Leben war. Und er tritt – ganz neu – mit den Menschen und mit Gott in eine Beziehung. Aus dem Mann, der zerstört, wird ein Mann der Kommunikation, des Gespräches, des Aufrichtens. Er predigt, schreibt Briefe, baut Gemeinden auf und unterstützt diese, indem er ihnen Ermutigung zuspricht und die Botschaft Christi deutet.
Zum wesentlichen Kennzeichen seiner Bekehrung wird bei Paulus sein unaufhaltsamer Einsatz zum Aufbau der christlichen Gemeinden. Es wird fortan sein „Markenzeichen“, immer wieder alles zu tun, um das großartige Geschenk des Glaubens in der Gemeinschaft der Getauften lebendig zu erhalten. Umkehr heißt bei Paulus: Meinen eigenen Glauben bezeugen und dadurch Gemeinde Christi aufbauen!
Liebe Schwestern und Brüder, zum Beginn dieser österlichen Bußzeit möchte ich das überzeugende Vorbild des Völkerapostels aufgreifen, um auch unseren Blick verstärkt auf die Lebendigkeit unserer Gemeinden zu richten. In einer Zeit, in der der christliche Glaube immer weniger der selbstverständliche Vollzug einer ganzen Gesellschaft ist, gilt es, ihn umso mehr zu bezeugen und mit Leben zu füllen. Bei aller Notwendigkeit konstruktiver Kritik – überleben und stärken kann der christliche Glaube nur, wenn wir ihn überzeugend, mutig und zuversichtlich leben und weitergeben. Alle Getauften stehen Tag für Tag vor der großen Aufgabe und Herausforderung, durch ihr eigenes Zeugnis, ihren Beitrag zum Aufbau der Gemeinde und des Glaubens zu leisten. Wo könnte von uns als Gemeinschaft gläubiger Menschen in diesem Sinne Umkehr verlangt sein? Welche Schritte könnten uns helfen, den Blick auf das Reich Gottes und die Frohe Botschaft Christi wieder klarer und unverstellter zu haben?
In vielen Begegnungen, Gesprächen und Gottesdiensten erfahre ich immer wieder die ungebrochene Lebendigkeit unseres Bistums. Wir sind eine starke Glaubensgemeinschaft. Keine andere Gemeinschaft bringt Sonntag für Sonntag so viele Menschen zusammen. Nirgendwo sonst arbeiten so viele Menschen ehrenamtlich mit, um den Glauben lebendig zu halten und anderen Menschen zu helfen. Dafür dürfen wir dankbar sein. Wenn wir aber als ältestes Bistum Deutschlands auch in Zukunft eine Diözese des lebendigen Glaubens bleiben wollen, gilt es mehr denn je, neu in eine Haltung des gelebten Einsatzes zu finden. Jeder und jede Getaufte werden in Zukunft stärker denn je gebraucht, um die Freude am Glauben weiterzugeben. Wo unsere Priester mit den Diakonen, Pastoral-, Gemeindereferenten und -referentinnen nicht mehr alle Ortschaften ihres Bereiches gleichermaßen betreuen können, müssen wir mit vereinten Kräften Wege suchen, den Glauben durch Gebetsangebote und ein starkes Zeugnis lebendig zu halten. Alle Getauften sind gefordert, kreativ mit dieser Situation umzugehen.
Wir dürfen die Pfarrer und ihre pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mit immer neuen Erwartungen konfrontieren, die sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit führen. Priester und pastorale Mitarbeiter, die letztlich innerlich ausgebrannt sind, haben den Menschen leider oft nicht mehr viel zu sagen.
Umkehr kann hier für jeden von uns bedeuten, dass wir uns einmal überlegen, wie wir als getaufte Christen zur Lebendigkeit des Glaubens, der uns so wichtig ist, selber etwas beitragen können:
Liebe Schwestern und Brüder, gerne gebe ich zu, dass diese Fragen zur Umkehr keine „leichte Kost“ darstellen. Aber wenn jeder von uns auch nur einen einzigen Punkt herausgreift und ihn ernsthaft in dieser Fastenzeit bedenkt, dann kann er fruchtbar für viele werden. Dann können wir durch unser Gebet, unsere Haltung und unser Tun mitwirken, dass die einmalig kostbare Botschaft vom Reich Gottes im Bistum Trier auch unter den neuen Bedingungen des immer enger werdenden finanziellen und personellen Rahmens kraftvoll wirksam bleibt. Eine so verstandene Umkehr kann bei uns wie bei Paulus bedeuten: Meinen eigenen Glauben bezeugen und dadurch Gemeinde Christi aufbauen!
Zu einer in diesem Sinne fruchtbaren und guten österlichen Bußzeit segne Sie alle der dreifaltige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist!
Trier, den 1. März 2009
Ihr Bischof Robert Brahm
Diözesanadministrator
Predigt von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
Biblische Texte: Lesung: 1 Thess 2,2b – 8; Evangelium: Mt 9, 35 - 38
Sehr verehrte Mitglieder des Deutschen Bundestages,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schwestern und Brüder!
„Man muss das Vollkommene wollen, sonst verblödet man“. So zitiert Ralf Rothman* den Schriftsteller Max Frisch. Starke Worte, die er hier gebraucht. „Man muss das Vollkommene wollen, sonst verblödet man“. Gilt das nur für den Künstler, den Schriftsteller? Oder gilt es für alle: z.B. für mich, den Bischof, der sich in gesellschaftliche Belange einmischt, für die Politikerin, für den Politiker? Kann man in der Politik überhaupt das Vollkommene wollen? Ist Politik nicht eher eine Domäne des Machbaren statt des Vollkommenen?
Noch einmal zurück zu Max Frisch. Auch er versteht sich als politischer Mensch, als einer, der zu den wichtigen Fragen der Gesellschaft etwas zu sagen hat. Seine Tagebücher sind ein beredtes Zeugnis dafür. Aber er hält seine Forderung aufrecht, auch wenn er sich der realen Bedingungen des politischen Alltagsgeschäftes durchaus bewusst ist. An einer anderen Stelle kommt zum Ausdruck, dass er es naiv findet, Moral als einen Faktor der Politik zu betrachten oder gar vorauszusetzen. Aber dennoch gilt für ihn: „Man muss das Vollkommene wollen, sonst verblödet man.“
Ralf Rothmann, der das Frisch-Zitat in seiner Dankrede anlässlich der Verleihung des Max-Frisch-Preises gebraucht, gibt einen entscheidenden Hinweis, wie diese Maxime zu verstehen ist, was Frisch mit dem Vollkommenen meint. Das Vollkommene, so sagt er, ist etwas, was sich nicht in den vielfältig inszenierten Informations- und Kommunikationsspielen findet. Das Vollkommene stellt sich zwar mitten im Alltag, aber doch in aller Regel überraschend ein, in Momenten der Stille, fern von den gesellschaftlich eingeübten Sprachfloskeln. Und er schreibt – ganz ungewöhnlich, aber vielleicht doch sehr wesentlich für einen Schriftsteller: „… man muss absehen von der Sprache, damit die Welt wieder zu einem spricht.“ Er findet es notwendig für alles kreative Schaffen, sich mit der Stille vertraut zu machen. Das ist notwendig, um die Dinge und Vorgänge um einen herum zu verstehen, um aus diesem Verstehen Weite und innere Freiheit zu gewinnen. Weite des Wahrnehmens und Denkens gewinnen und innere Freiheit für die erforderlichen Schritte, das gilt für uns hier, ja für alle Menschen.
Einer, der aus dieser Grundhaltung heraus sein Leben, seine Arbeit gestaltet hat, war der Heilige des heutigen Tages, den wir im Bistum Trier besonders feiern, der heilige Kastor. Über ihn ist nur wenig bekannt. Man weiß: Er lebte im 4. Jh. und geht er im Auftrag des Trierer Bischofs Maximin an die Untermosel. Er lebt dort als Einsiedler, also als jemand, der die Stille kennt und sucht. Er schafft damit die Grundlagen für ein Werk, das bis heute in den christlichen Gemeinden dort Bestand hat. Wenige Jahrzehnte nach seinem Tod wird bereits das Stift St. Kastor in Karden gegründet, dessen Bewohner über die Jahrhunderte in Seelsorge und Bildung im gesamten Moselraum tätig waren. Aus der Kraft der Einsiedelei, aus der Kraft der Stille ist dieses Werk entstanden.
Rothmann, Frisch und Kastor – diese haben auch viel mit hier und heute zu tun, mit der Feier des Gottesdienstes wie mit unseren alltäglichen Aktivitäten.
Im Evangelium des heutigen Tages fordert Jesus seine Jünger auf, um Arbeiter in der Ernte bitten. Üblicherweise haben wir uns daran gewöhnt, dieses Evangelium mit geistlichen Berufen zu verbinden. Eine solch exklusive Engführung entspricht allerdings nicht unbedingt der biblischen Tradition. Schaut man genau hin, dann erzählt der Text folgendes: Jesus findet bei seinen Wanderungen durch das Land Menschen, die Not leiden, Menschen, die keine Hirten haben, die nicht behütet sind. Er findet Menschen, die ihn und sein Handeln herausfordern: er heilt, er predigt, er richtet auf. Und offenbar ist auch er einen Moment zurückgetreten, hat zumindest einen Moment der Stille eingehalten. Ihm wird überdeutlich, wie viel Not ihm da begegnet. Und da fordert er seine Jünger auf, um Arbeiter in dieser Situation zu bitten, die miteinander die Ernte bewältigen, Arbeiter, die aufrichten und heilen, die Leid und Not beenden.
Liebe Schwestern und Brüder,
• die Situation der Menschen zu verbessern,
• zu helfen, wo Not ist,
• dem Unheil zu wehren, wo es sich seinen Platz in der Gesellschaft sucht
• und das Miteinander der Menschen, ihre geistige wie geistliche Bildung zu fördern
all das sind Aufgaben, die Ihnen wie mir aufgegeben sind.
Wie wir diese Aufgaben – an den unterschiedlichen Orten – bewältigen können, das ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen. „Man muss das Vollkommene wollen“ – sich dieser Maxime zu erinnern, heißt dann, das eigene Handeln immer wieder in den Kontext eines großen, umfassenden Ganzen zu stellen; heißt, die Weite des Denkens wie die Großherzigkeit des Handeln zu gewinnen, um die andern und die Schöpfung nicht aus dem Blick zu verlieren. Man muss immer wieder die Stille finden und von der Sprache und den schnellen Kommentaren Abstand gewinnen, damit „die Welt wieder zu einem spricht“, wie Rothmann sagt. In der Stille erst kann sich das Vollkommene Ihres Tuns zeigen. In der Stille offenbart sich, woher die geistige und seelische Kraft kommt, die es für die Gestaltung jedweder schöpferischer Arbeit braucht – in der Kunst ebenso wie in der Seelsorge und in der Politik.
„Mahatma Gandhi“, so beendet Rothmann seine Rede, „hat einmal gesagt, dass der Auftrag eines jeden Menschen vor der Schöpfung lautet: ein Heiliger werden, nicht mehr und nicht weniger! Es wird kaum einem von uns gelingen, klar, nicht einmal ansatzweise; aber bei dem Zustand der Welt, also dem unserer Herzen, leuchtet es ein, dass wir es versuchen müssen, jeder auf seine Art. Denn man kann auf Dauer nicht existieren ohne das leibhaftige Gefühl der Einheit mit allem, also dem All, man wird zum Krüppel an Körper und Seele, und es hilft einem nichts, wenn man es zeitlebens nicht bemerkt. Wir müssen das Vollkommene wollen, sonst verblöden wir. Und auch wenn es nicht gelingen kann, wenn unsere Gedanken und Werke niemals vollkommen sein werden – unser Bemühen kann es sein. Und das ist unsere Rettung.“
* Der Rothmann-Frisch-Gedanke geht zurück auf einen Hinweis von Felix Genn.
In einem Gespräch erwähnte er die Rede (Sonderdruck im Suhrkamp- Verlag)
Predigt von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
„Ein Damaskuserlebnis haben“ oder „vom Saulus zum Paulus werden“- das sind Redeweisen für einen dramatischen Umschwung im Leben eines Menschen. Wem ein solches Erlebnis widerfährt, in dessen Leben gibt es ein Vorher und ein Nachher. Lebensziele, Werte, ja der gesamte Lebensweg erhalten eine drastische Änderung.
Namensgeber für diese gravierende Erfahrung ist der Apostel Paulus, der ja nach seiner Damaskuserfahrung sogar seinen Namen änderte. Das Vorher seines Lebens ist alles andere als das eines Apostels. Es besteht darin, dass er dem Gesetz gehorcht und für die Einhaltung des Gesetzes kämpft. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Um das Gesetz hoch zuhalten, zieht er rücksichtslos gegen andere zu Felde, mordet und tötet. Und auf diesem Weg passiert ihm, was wir in der Lesung gehört haben: er erlebt, dass ihn etwas Größeres umwirft und aus dem Sattel seiner Selbstgewissheit, ja seiner Überheblichkeit „haut“. Hat er vorher blindlings gewütet, so macht dieses Erlebnis ihn im echten Sinne blind. Gezwungen, nach innen zu sehen, bricht in ihm offenbar eine ganz neue Haltung auf. Er beginnt ein neues, anderes Leben, ein Leben „danach“.
Kennzeichen dieses Lebens sind ein neuer Mut und eine neue innere Ausrichtung. War er vorher auf das Gesetz fixiert, so wird er nach Damaskus selber als Person, als Persönlichkeit erfahrbar. Auffallend ist: er sieht sich selber mit sehr nüchternem Blick. Er sieht, was sein altes Leben war. Und er tritt – ganz neu - mit den Menschen und mit Gott in eine Beziehung. Aus dem Mann, der zerstört, wird ein Mann der Kommunikation, des Gespräches, des Aufrichtens. Er predigt, schreibt Briefe, baut Gemeinden auf und unterstützt diese, indem er ihnen Ermutigung zuspricht und die Botschaft Christi deutet. Mit seinen Schreiben, den Briefen an die Menschen in den Gemeinden, schafft er - Jahre vor der Abfassung der Evangelien - die ersten schriftlichen Zeugnisse des Christentums.
In den Briefen spiegelt sich das eigentlich Unfassbare seines Lebensumbruches: Sein Glaube an die Auferstehung des Gekreuzigten. Kreuz, Kreuzigung - das ist für einen Mann, wie er vorher einer war, für Saulus, für den stolzen und freien Bürger im Römischen Reich, eine Schande. Für den zum Paulus bekehrten Mann allerdings wird das Kreuz Christi zum Zeichen des Heils. Und mit all diesen Erfahrungen, mit dem inneren Umsturz ändert sich seine Sprache: aus dem, der die Gesetzessprache beherrschte und ihre Herrschaftssprache in allen Ausdrucksformen anwendete, wird ein betender, ein meditierender, ja ein poetischer Verkünder des Glaubens. Aus dem Mann, den man nur schwer mögen konnte, wird ein neuer Mensch, wird der Prediger der Liebe. Seine Betrachtungen über die Liebe -aus dem Ersten Korintherbrief etwa- sind bis heute unübertroffen kraftvoll und zärtlich zugleich geblieben. „Es bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe. Das Größte aber ist die Liebe.“ So und mit vielen anderen Beispielen ist uns in den Schreiben des Apostels seine neue Haltung überliefert.
Von Hilde Domin stammt das Wort: „Ein Schriftsteller braucht drei Arten von Mut.“ „Den Mut, er selbst zu sein. Den Mut, nichts umzulügen, die Dinge beim Namen zu nennen. Und drittens den, an die Anrufbarkeit der anderen zu glauben.“ Mit dieser kurzen Zusammenfassung lässt sich auch beschreiben, was die Bekehrung des Apostels Paulus ausmacht: aus dem fremdbestimmten Funktionär, der vom Gesetz beherrscht, ja innerlich besetzt war, ist eine selbstbewusste und zugewandte Persönlichkeit geworden. Er findet – um die Definition von Hilde Domin aufzugreifen – den Weg, den Mut zu sich selbst, zu seinen Grenzen wie zu seinen Möglichkeiten. Er findet ferner den Mut, das Leben mit seinen Möglichkeiten und Chancen, mit seinen Licht- und Schattenseiten anzusehen und zu benennen; er entdeckt die tiefen Qualitäten, die im Kreuz Christi stecken und schreibt meditierend und betend darüber. Und er findet den Mut, mit anderen in Kontakt zu kommen, sie anzuhören und seine Position einzubringen. Er findet den Mut, auf die „Anrufbarkeit“ der anderen zu vertrauen.
Seine Bekehrung ist kein Weg in eine Selbstbespiegelung, sondern ein Weg in Beziehung. Er findet Christus und damit findet er sich, sein wahres Selbst. Das macht ihn frei und er kann sich ganz für andere einsetzen. Ja, er findet – und das ist das Große an seinem Damaskuserlebnis – er findet zum Gespräch mit Gott.
Aus dem Erfüllungsgehilfen für das Gesetz wird ein Mann Gottes, ein Mann des Gebetes.
Einer, der weiß: „Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke…“
Einer, der Segen weitergibt und seine Gemeinden mit Zuspruch aufbaut: „Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymen und Lieder, denn ihr seid in Gottes Gnade.“
Predigt von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
„Ein Bistum ohne Bischof – und es hat kaum einer gemerkt!“ So die Rückschau in der aktuellen Ausgabe des „Paulinus“. Vieles ist in unserem Bistum scheinbar unaufgeregt weitergeführt worden. Liebe Schwestern und Brüder, damit dies so funktionieren konnte, brauchte es halt einen Diözesanadministrator; einen, der seinen Auftrag entsprechend wahrnimmt. Und es braucht viele andere, die mitarbeiten. Dennoch: Auch bei guter Führung ist es wichtig, Rückschau zu halten: auf das, was in der zurückliegenden Zeit geschah; und Ausblick zu geben auf das, was vor uns liegt.
Vor einem Jahr hat an dieser Stelle noch Bischof Reinhard gepredigt. Er hat uns daran erinnert, was unsere Kostbarkeiten sind, was unseren Reichtum als Kirche im Bistum Trier ausmacht und an unsere Wurzeln und unsere Hoffnung im Glauben.
Seit Februar ist er Erzbischof in München. Aber viele Überlegungen und Aufgaben, die er in seiner Amtszeit angestoßen hat, sind weitergegangen. Vor allem hat uns die Frage nach der Pastoral in den neuen Räumen und Strukturen beschäftigt. Die Bischöfliche Verwaltung und der Katholikenrat haben sich intensiv mit dieser Frage befasst. Auch in den Pfarreien sind im ersten Jahr der neuen Pfarrgemeinde- und Pfarreienräte die Überlegungen dazu in Gang gekommen. Die Menschen spüren, dass die neuen Kooperationen Zeit brauchen. Das Vertrautwerden miteinander und das Vertrautwerden mit den neuen Strukturen – all das eilt in gewisser Weise, aber: es braucht auch Gelegenheiten und Zeiten für das Zusammentreffen; das Miteinander muss eingeübt werden.
Viele haben aber erfahren, dass dieses neue Miteinander gelingen kann und dass sich dadurch auch neue Möglichkeiten auftun. Das kann und sollte auch Ermutigung für die sein, die sich schwer tun mit den neuen Strukturen. Und vielleicht kann die neue Reihe im „Paulinus“: „Unsere Gemeinde stellt sich vor“ – ja einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
Als großes geistliches Ereignis haben wir im zurückliegenden Jahr die Seligsprechung von Mutter Rosa Flesch gefeiert. Dieses Fest war ein ganz besonderes Geschenk für unser Bistum. Das Thema der Feiern: „Aufgebrochen für das Leben“ – war und ist Anlass, über unsere Haltung in der Welt nachzudenken. Zum einen geht es dabei um unser christliches Engagement im sozialen und gesellschaftlichen Bereich. Gerade das Engagement von Mutter Rosa kranken, armen und bedrängten Menschen gegenüber muss auch uns heute eine Verpflichtung sein. Hautnah zu spüren ist die Not der Menschen besonders in der Alten- und Krankenfürsorge. Das Beispiel von Mutter Rosa und das eben gehörte Wort des Kolosserbriefes ermahnen und ermutigen uns, im Geiste Christi an der Seite der Bedürftigen zu stehen, mit ihnen solidarisch zu sein. Aus diesem Geist heraus werden wir – gemeinsam mit den Trägern der kirchlichen Einrichtungen und der Caritas – bei den politisch Verantwortlichen immer wieder einfordern, dass die Aufgabe der Fürsorge für die Alten, Kranken und Schwachen zu gewährleisten ist.
Über das Soziale hinaus regt die Seligsprechung von Mutter Rosa aber auch an, über unser geistliches Leben nachzudenken. Für Mutter Rosa waren Fürsorge und Gebet untrennbar miteinander verbunden. Das hat sich gerade im größten Konflikt ihres Lebens bewährt: Als sie abgedrängt wurde, da konnte sie zu einer Haltung des Verzeihens finden. Aus der Betrachtung der Heiligen Schrift hat sie Kraft gefunden, die Zurücksetzung und Kränkung durch die Ordensleitung ohne Verbitterung zu tragen. Sie blieb nicht unversöhnlich zurück, sondern fand im Gebet einen Weg, mit dem schier Unmöglichen umzugehen.
Bei ihr kann man lernen, was in allen Veränderungsprozessen notwendig und hilfreich ist: nicht unversöhnlich werden, nicht verbittern, die Beziehung nicht aufkündigen – weder zu Gott noch zu den Menschen. Wie wichtig das ist, erfahren wir beispielsweise in den Strukturfragen der Kirche, aber auch in der Gesellschaft, zum Beispiel in der sogenannten Bergbaukrise im Saarland. Dort ist es gelungen, dank einer gemeinsamen Initiative mit der Rheinischen Landeskirche alle Beteiligten zu Gespräch, Austausch und Ausgleich zu motivieren. Haltungen, wie sie der Kolosserbrief einfordert, waren und sind dabei hilfreich: Güte, Demut, Milde, aufrichtiges Erbarmen und Geduld. Diese Haltungen können auch in allen Konflikten zu Lösungen helfen.
Über das zu Ende gehende Jahr nachzusinnen, das heißt auch, das leidige Thema der Wirtschaftskrise nicht auszusparen. Es zeigt sich dann, wie weitsichtig und wichtig die Entscheidung von Bischof Hermann Josef Spital war, als er die Aktion Arbeit begründete. Bis zu den Heilig-Rock-Tagen im April haben wir mit einer großen Kampagne das 25-jährige Jubiläum der Aktion Arbeit gefeiert. Ein befürchteter Anstieg der Arbeitslosigkeit durch die Wirtschaftskrise erinnert erneut, wie wichtig der Einsatz des Bistums in diesem Feld ist und bleiben wird. Wir müssen an der Seite der Menschen stehen, die durch unser Wirtschaften benachteiligt sind.
Wir müssen aber auch verstärkt die wirtschaftlich und gesellschaftlich Einflussreichen an eine grundlegende Orientierung für ihr Handeln und über die Werte des Menschseins erinnern. Wir müssen den Beifall aufgeben für die Geldreichen und dafür das Beispiel der ‚Herzensreichen’ in den Vordergrund stellen.
Die angekündigte Rezession ist ja nicht nur eine Folge von Geldgier, sondern auch eine Konsequenz aus falscher Ehrerbietung gegenüber den Götzen von Geld und Markt.
Unser Wirtschaften, das wird uns zur Zeit radikal vor Augen geführt, stellt uns vor eine intellektuelle Herausforderung und Chance gleichzeitig: nämlich vor die Frage, worauf wir vertrauen, wem wir glauben. Unser Glaube, unser Credo sagt uns, dass unser Kredit ins Leben von Gott kommt. Alles andere ist uns vorübergehend anvertraut – so wie mir die Aufgabe des Diözesanadministrators.
Es gilt, mit den anvertrauten Aufgaben und Dingen redlich, kompetent und verlässlich umzugehen und sich darin als vertrauenswürdig zu erweisen. Vertrauen, das zeigt sich Tag für Tag von neuem, ist das kostbarste Kapital. Gott hat in Christus sein Vertrauen in uns Menschen gezeigt. Darauf baut zum Beispiel der Apostel Paulus und er erinnert in der eben gehörten Lesung die Gemeinde in Kolossä, aber auch uns: Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Das Erbarmen und die Gnade Jesu sind der Reichtum der christlichen Gemeinde.
Mit diesem Reichtum können wir auch getrost und gestärkt in das Neue Jahr gehen. Dieses Jahr 2009 wird ja, das lässt sich jetzt schon absehen, in unserem Bistum durch mehrere Ereignisse geprägt sein: Wir werden, und das ist für viele wohl das herausragende Ereignis, einen neuen Bischof bekommen und mit ihm die anstehenden Aufgaben weiterführen. Aber lassen Sie mich daran erinnern, dass für den künftigen Bischof ein altes Wort gilt: er wird für uns Bischof, aber mit uns Christ sein. Auch ein neuer Bischof kann die Dinge nicht alleine richten, sondern nur gemeinsam mit anderen. Er wird und soll nicht nur unseren Glauben stärken, auch wir werden ihm gegenüber diese Verantwortung haben und ihn hoffentlich in seiner Aufgabe stärken. Er wird unser Gebet, unseren Glauben und unser Vertrauen brauchen, um seiner Aufgabe gerecht werden zu können.
Ein weiteres Ereignis werden wir feiern: nämlich die Heilig-Rock-Tage im April des kommenden Jahres. Das Thema dieser Tage steht auch im Brief an die Kolosser, ein paar Verse vor der eben gehörten Lesung (Kol 3,14–17): Als neue Menschen leben.
Es ist mir eine besondere Freude, die Teilnahme des Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, ankündigen zu dürfen. Er wird dem Eröffnungsgottesdienst vorstehen und die Festpredigt halten. Er hat außerdem zugesagt, den „Tag der Ökumene“ während der Heilig-Rock-Tage mit den Menschen hier im Bistum zu feiern und sein Wissen in die anstehenden Diskussionen einzubringen. Ich bin dankbar für seine Unterstützung, denn gerade die ökumenischen Fragen zwischen den christlichen Kirchen brauchen dieses Gespräch. Das wird auch das Zugehen auf den ökumenischen Kirchentag 2010 in München erleichtern.
Ein drittes großes Ereignis werden wir 2009 beginnen: das 50-jährige Jubiläum unserer Partnerschaft mit der Kirche von Bolivien. Im November dieses Jahres haben die bolivianischen Bischöfe ja bereits unser Bistum besucht. Dafür sei ihnen an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gedankt. Ihr Besuch hat gezeigt, wie intensiv das Miteinander zwischen den Menschen hier im Bistum und in Bolivien gewachsen ist. Mit den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum wollen wir diese über die Jahre gewachsene Freundschaft weiter ausbauen. Freundschaft braucht Pflege, auch die Freundschaft zwischen christlichen Gemeinden und Gruppen. Mit der Partnerschaftswoche im Oktober werden wir das „Jubeljahr“ über diese Freundschaft beginnen. Ich bin sicher: Das Miteinander zwischen den Menschen in Bolivien und im Bistum Trier wird uns alle bereichern und das gegenseitige Vertrauen fördern.
Liebe Schwestern und Brüder, „ein Bistum ohne Bischof – und es hat kaum einer gemerkt“, dieses Fazit zog der „Paulinus“. Ich gestehe: Ich habe es gemerkt. Ich habe aber auch gemerkt, wie viele Menschen in allen Bereichen des Bistums mich in meiner Aufgabe als Diözesanadministrator unterstützt haben, da gehören auch Sie – die Domgemeinde – dazu. Viele haben sich in der Zeit der Bischofsvakanz mit ihrem Gebet und mit ihren Aktivitäten eingebracht und werden es weiter tun. Ihnen allen sei dafür von Herzen gedankt. Und erlauben Sie mir, meinen Mitbrüdern im Bischofsamt, meinem Ständigen Vertreter sowie den Mitbrüdern im Domkapitel einen besonderen Dank auszusprechen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bischöflichen Generalvikariates sowie die Dechanten seien hier einmal ausdrücklich erwähnt. Ihr Vertrauen und ihre Hilfe in den vielfältigen Aufgaben haben wesentlich dazu beigetragen, dass ich mich dieser Aufgabe bisher so gut stellen konnte.
Dennoch: Ich freue mich mit ihnen, wenn bald wieder ein Bischof da ist; einer, der mit uns und im Vertrauen auf den mitgehenden Gott in unserem Bistum tätig wird. Möge Gott ihm und uns ein gutes, ein gesegnetes und friedvolles Jahr 2009 schenken. Amen
Predigt von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
Amor vincit! Die Liebe besiegt alles! In diesem lateinischen Wort liegt etwas von dem Glanz, den die vergangenen Festtage, den die Seligsprechung von Mutter Rosa Flesch hier im Dom hinterlassen hat. Das Fest ist wie ein Sieg der kleinen und engagierten Frau über all die Herausforderungen, die sie im Leben zu bewältigen hatte. Und dass an ihrem Tag ein wirkliches Herrgottswetter herrschte, hat dem besonderen Glanz ihres Festes noch ein Strahlen hinzugefügt.Amor vincit! Die Liebe besiegt alles! Das bleibt nicht nur als Fazit der vergangenen Festtage, das ist auch der Nachklang ihres Lebens. Was hat sie nicht alles auf die Beine gestellt und bewegt, um den wirklich verlorenen und bedürftigen Menschen ihre Liebe zu erweisen. Sie hat Menschen motiviert, sie in ihrer Fürsorge zu unterstützen; sie hat Steine geschleppt und Häuser gebaut, um Armen ein Obdach zu geben. Sie hat liebend Schweigen und Demut gelernt, um das Gemeinschaftswerk ihres Ordens in seinem Bestand zu schützen. Amor vincit! Die Liebe besiegt alles! Aber: es gibt keinen Triumph ohne Trauer, auch keinen Sieg der Liebe ohne ein Gespür für die Trauer. Vielleicht kann man sogar sagen, dass die Trauer eine der Kraftquellen war, die Mutter Rosa angetrieben hat. Ihre Trauer über das Leid ihrer Familie und der Geschwister hat sie bewogen, diesen ihre Fürsorge zu schenken, hilfreich und tröstend für die Angehörigen da zu sein. Ihre Trauer über das Leid der einsamen und hilflosen Kranken hat sie ermutigt, auch diesen fürsorglich zur Seite zu stehen. Die Trauer über die Einsamkeit und Verlorenheit der Menschen hat bei ihr so sehr zu einem Mitfühlen geführt, dass sie sich nicht nur für die körperliche Versorgung eingesetzt hat, sondern auch für die emotionale und die geistliche. Amor vincit! Die Liebe besiegt alles! Mutter Rosa zeigt, dass das auch für die eigene Schwäche und die vielen Hindernisse und Kränkungen gilt, denen sie sich stellen muss. Was ihr dabei hilft, ist die Liebe, mit der sie sich von Gott beschenkt und angenommen weiß. Die Liebe, die alles besiegt, ist nicht nur etwas, was sie andern schenkt, sondern ein tiefes Wissen, dass auch ihr die Liebe geschenkt ist. Als von Gott geliebte weiß sie, dass sie nicht untergehen kann. Bei aller Trauer und aller Wehmut, die sie selber tragen muss, kann sie aus diesem tiefen Vertrauen ihren Weg der Nachfolge, ihren Glaubensweg gehen. Amor vincit. Die Liebe besiegt alles! - Auch den Tod! Und das haben wir in den letzten Tagen gefeiert. Mutter Rosa und ihre Liebe, die sie an die Menschen verschenkt hat, die Liebe, mit der sie ihr Schicksal angenommen und getragen hat, sind nicht im Tod untergegangen. Unser Fest, das Engagement vieler Menschen haben gezeigt, dass diese Liebe nicht „tot zu kriegen“ ist. Das Evangelium nennt den Urgrund dieser Liebe: Es ist die Macht, die der Vater dem Sohn gegeben hat. Eine Macht, die darin besteht, aus Liebe in die tiefste Ohnmacht und Demütigung zu gehen, denn nur darin können wir den Vater erkennen, wie er wirklich ist. Und diese Liebe besiegt allen Tod.Amor vincit! Die Liebe besiegt alles! Das gibt Mutter Rosa uns mit ihrem Leben, mit ihrem Beispiel mit auf den Weg. Die Liebe, die sie verschenkt, die Liebe, mit der sie nach Gott und nach Jesus fragt, die Liebe, mit der sie den Weg Jesu betrachtet und geistlich durchbetet, und die Liebe, mit der sie sich von Gott geliebt weiß – all das ist auch ihr Geschenk an uns:
Amor vincit! Die Liebe besiegt alles! Das haben wir in den vergangenen Tagen immer wieder gefeiert. Wenn wir uns jetzt am Nachklang dieses schönen Festes erfreuen, dann auch deshalb, weil das Leben der Mutter Rosa zeigt, wie wahr diese Weisheit ist. Wenn wir die Freude, den Glanz dieses Fest in uns nachklingen lassen, dann auch deshalb, damit diese Wahrheit in unseren Herzen und in unseren Taten Wurzeln schlagen kann; damit der Geist, der Mutter Rosa zu ihrem Zeugnis der Liebe bewogen hat, auch uns ergreifen und bewegen kann; damit wir als Erlöste leben können und uns selbst wie den andern liebend und erlösend begegnen können.
Hirtenbrief von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
Liebe Schwestern und Brüder,
eine Woche vor dem Pfingstfest konnten wir dieses Jahr in unserem Bistum ein ganz eigenes Pfingsten feiern: Papst Benedikt hat die Gründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen Mutter Rosa, mit bürgerlichem Namen Margaretha Flesch, seliggesprochen. Ihr Fest ist vom Heiligen Vater auf den 19. Juni festgelegt worden, dem Tag, als sie die Ewigen Gelübde als Ordensfrau ablegte. So dürfen wir in wenigen Tagen in diesem Jahr zum ersten Mal, zusammen mit der Gemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, ihr Fest begehen. Ich möchte diesen ersten Gedenktag zum Anlass nehmen, Ihnen die neue Selige als Fürsprecherin zu empfehlen.
Wir dürfen die Heiligkeit eines Menschen immer als das Werk Gottes, als Gottes „Wundertat“ an seinem Volke sehen. Durch die Seligsprechung bestätigt die Kirche ganz offiziell, dass sich mitten in unserem Bistum Trier ein solches Wunder ereignet hat: In der Unscheinbarkeit und Einfachheit der persönlichen Verhältnisse, mit den großen sozialen Notlagen im 19. Jahrhundert, mitten in den politischen Auseinandersetzungen um die Freiheit der Kirche und in kriegerischen Konflikten geht eine Frau beharrlich und konsequent den Weg ihres Glaubens. So wird ihr Leben und ihr Wirken selber zu einer ganz handgreiflichen und lebendigen Verkündigung des Evangeliums. Sie wird zu einer Botschaft, die zu uns heute aus dem Geist Jesu Christi spricht. Das Pfingstwunder besteht nach dem Zeugnis der Bibel darin, dass wir Menschen von innen heraus verstehen, wer dieser Gott für uns ist und wer wir für ihn sind. Das Evangelium Jesu Christi, die Botschaft seines Wortes, seines Lebens und seines Sterbens, ist nicht mehr einfach etwas, was von außen an uns herangetragen wird. Im Heiligen Geist können wir es von innen her verstehen.
Papst Benedikt beschreibt dieses Wirken des Heiligen Geistes in seiner Enzyklika „Deus caritas est“ ganz eindringlich:
„Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, dass diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst. Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück.“ (Deus caritas est Nr. 17).
Diese lebendige und kraftvolle Einheit von göttlichem Willen und menschlichem Tun, von Frömmigkeit und Engagement, von Beten und mühevoller Arbeit, von kindlichem Vertrauen auf Gott und bedingungslosem Einsatz ist vielleicht die deutlichste und für uns wichtigste Botschaft des Lebens und Wirkens von Mutter Rosa. Bereits in ihrer Kindheit spürte sie die Berufung „einfach und schlicht unter den Menschen zu leben“. Diese frühe Gotteserfahrung nahm durch ihre Lebensgeschichte immer mehr eine konkrete Gestalt an. Das im Inneren Gespürte wurde immer klarer durch den alltäglichen Lebensweg. Bereits in früher Kindheit starb die Mutter, die jugendliche Margaretha musste dann auch den frühen Tod des Vaters verkraften, dessen liebevolles Verständnis und dessen sensible Frömmigkeit für sie ein wichtiger Halt gewesen sind. Als Älteste der Geschwister hat sie mit 17 Jahren die Verantwortung für die Familie übernommen. Das bedeutete harte Arbeit als Tagelöhnerin. Zugleich hat sich die begabte und kluge junge Frau als Lehrerin betätigt; bei aller Plackerei fand sie immer wieder Zeit, sich in Handarbeit künstlerisch zu betätigen und die Menschen durch kleine Geschenke zu erfreuen. Schon zu dieser Zeit hat sie ihre Verantwortung nicht auf ihre Familie beschränkt. Sie hat sich ganz bewusst um Waisenkinder gekümmert und Kranke gepflegt.
Um ihrer Berufung größere Kraft und Nachhaltigkeit zu geben und aus dem Bewusstsein heraus, dass man eine solche Aufgabe nicht alleine bewältigen kann, verfolgte sie – gegen alle Bedenken und Widerstände – die Idee, eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu sammeln, bis sie schließlich mit Erlaubnis des Bischofs von Trier ihre Ordensgemeinschaft gründen konnte. Die Begegnung mit dem Heiligen Rock bei der Wallfahrt 1844 in Trier hatte ihr diese innere Gewissheit gegeben. Mutter Rosa durfte erfahren, dass die Einheit von göttlichem Wirken und menschlichem Tun reichlich Frucht brachte: ja auch nach menschlichen Maßstäben erfolgreich war. Die Gemeinschaft der Schwestern wuchs sehr schnell und konnte in immer mehr Diensten und Einrichtungen auf die Nöte der Zeit antworten.
In allem Wachstum und Erfolg, der in den vielfältigen Diensten und Einrichtungen der Waldbreitbacher Franziskanerinnen die sozialkaritative „Landschaft“ in unserem Bistum bis heute nachhaltig prägt, musste sie viel Bitteres erleben. Die nachfolgende Generation der Ordensleitung hat sie zusammen mit dem geistlichen Rektor an den Rand gedrängt und „totgeschwiegen“. Die Gründerin des Ordens wurde in ihrer eigenen Gemeinschaft einfach übersehen.
Vielleicht ist Mutter Rosa in dieser langen Zeit, die 28 Jahre bis zu ihrem Tod andauerte, im entscheidenden Sinne zur Heiligen herangereift. Dass sie dieses systematische Unrecht, die Isolierung und die Zurücksetzung nicht verbittert hat, ist ebenso ihrer festen Verankerung im Glauben und im Gebet zu verdanken wie ihr vitales Wirken. Der Einsatz für ihre Berufung und ihr Werk hatte nun mehr und mehr die Form des Leidens, das sie im betrachtenden Gebet und in stiller Arbeit in die Gemeinschaft mit dem leidenden Christus einbrachte.
Die Heiligkeit eines Menschen ist immer ein Geschenk Gottes an seine Kirche. So ist der Gemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen und unserem Bistum eine neue Patronin der Nächstenliebe und der Caritas geschenkt worden – einer Caritas, die persönlich anpackt und nicht nur an die dafür zuständigen Organisationen delegiert. Die selige Mutter Rosa wird auch zur Patronin all derer, die in ihrem Leben enttäuscht wurden, deren Liebe verraten wurde, die von anderen zurückgesetzt und gedemütigt werden. Die neue Selige ist eine Fürsprecherin in den vielen Fragen und Irritationen, die der Weg unserer Kirche durch diese Zeit aufwirft, wenn die Frage sich bohrend stellt: „Lohnt sich mein Einsatz? Geht nicht alles viel zu langsam? Ist unser Bemühen um die Weiterentwicklung unserer Gemeinden und der Seelsorge auf dem richtigen Weg?“ Mutter Rosa ist das lebendige Zeugnis für die beharrliche Ausdauer und für das unerschütterliche Vertrauen, dass unser Tun zusammen mit dem Geist Gottes immer zum Erfolg führt.
Mit der Seligsprechung durften wir so das Pfingstereignis in ganz eigener Weise erfahren. Rosa Flesch ist selber zur Pfingstpredigt geworden. Sie alle und das Bistum Trier empfehle ich vertrauensvoll der Fürsprache der seligen Mutter Rosa.
Trier, im Mai 2008
Robert Brahm
Diözesanadministrator
Predigt von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
„Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt.“ Dieser Satz, liebe Schwestern und Brüder, aus der Lesung des Hebräerbriefes fasst das Geheimnis unserer Erlösung in denkbar knapper Weise zusammen. Da ist zunächst vom einzigen Opfer Jesu die Rede. Gemeint ist sein Tod am Kreuz. Seine Hingabe aus Liebe zu uns Menschen, die sich bis in die letzte Konsequenz durchgehalten hat, bis zum Extrempunkt des menschlichen Lebens, der dunkelsten Dunkelheit, dem Tod. Gottes Sohn stirbt in Gehorsam und Treue am Kreuz – aus Liebe zu uns Menschen. Wenn aber Gottes Sohn stirbt, kann das nicht nur seine Sache bleiben! Der zweite Teil des Satzes spielt auf unsere Erlösung an: Jesus hat die, die geheiligt werden, die Getauften, die sich zu ihm bekennen, zur Vollendung geführt. So paradox dies sein mag, dem Liebesdrama von Golgotha haben wir die weit geöffneten Tore des Himmels zu verdanken. Jesus Christus hat durch seinen Einsatz und seine Hingabe den Bund zwischen Gott und den Menschen endgültig wieder hergestellt, ihn zugleich vertieft und für uns Menschen ansichtig gemacht.
„Damit sie das Leben haben.“ So lautete das Motto der Heilig-Rock-Tage 2008. Das menschliche Gewand Christi erinnert uns genau an die soeben in der Lesung gehörte Dimension, dass Christi Leiden und Kreuz uns zur Vollendung führen möchte. So wie ein uns lieber Mensch, wenn er stirbt, oft ein Erinnerungsstück hinterlässt – ein Foto, ein Buch oder ein besonderer Gegenstand – so ist uns der Heilige Rock Erbstück Jesu, das uns immer wieder ins Bewusstsein ruft: Jesus will das Leben für uns, Leben in Fülle, Leben, das nicht auf der Erde sein Ende findet, sondern im ewigen Leben bei Gott Voll-Endung wird.
Die vielen festlichen Gottesdienste und guten Begegnungen in den letzten zehn Tagen haben uns das immer wieder bedenken, spüren und feiern lassen. Ganz herzlich danke ich den vielen Menschen, die an den Heilig-Rock-Tagen teilgenommen haben und sie damit wieder zu einem besonderen Fest gemacht haben. Mein besonderer Dank gilt allen Helfern, die das Gelingen dieser Tage durch ihren haupt- und ehrenamtlichen Einsatz möglich gemacht haben.
„Damit sie das Leben haben.“ Unser Leben wird immer wieder mit dem Bild des Weges verglichen. Leben heißt auf dem Weg und in Bewegung sein. Dabei brauchen wir Christen niemals Angst zu haben – selbst wenn uneinschätzbare Wegstrecken vor uns liegen. Denn wir wissen: Unser Weg hat ein einziges Ziel, Jesus Christus. Er ruft uns, liebt uns und führt uns als einzelne wie auch die ganze Geschichte ans Ziel. Seit Jahrtausenden begeben gläubige Menschen sich auf Wallfahrten, da sie hier das Unterwegssein im Glauben ganz intensiv erfahren. Auf diesem Hintergrund hat unser ehemaliger Bischof Dr. Reinhard Marx im letzten Jahr für das Jahr 2012 zur Heilig-Rock-Wallfahrt eingeladen, bei der die Tunika Christi dann auch zu sehen sein wird.
Nachdem erste Vorbereitungen angelaufen sind, freue ich mich, ihnen allen heute den genauen Zeitpunkt dieser Wallfahrt bekanntgeben zu dürfen: Sie wird stattfinden in der Zeit vom 13. April bis zum 13. Mai 2012. Also heute genau in vier Jahren dürfen wir sie eröffnen. Grund für diesen Wallfahrtstermin ist insbesondere der historische Bezug: Am 14. April 1512 wurde auf Drängen Kaiser Maximilians, der damals anlässlich der Eröffnung eines Reichstages in Trier weilte, der Hochaltar im Ostchor des Domes geöffnet und das Behältnis mit den Reliquien der Tunika Christi entnommen, das dort seit dem 1. Mai 1196 eingemauert war. Wenige Tage später schloss sich eine öffentliche Zeigung der Reliquie an, die sich sozusagen durch eine Initiative „von unten“, nämlich aufgrund des Drängens vieler Gläubiger zur ersten Wallfahrt entwickelte.
Ein historisches Datum gibt den Anlass zur Heilig-Rock-Wallfahrt 2012. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Wallfahrt zu einem echten geistlichen Ereignis in unserer Zeitstunde werden wird. Viele Menschen sollen die Kirche dabei lebendig und fromm, engagiert und weltverbunden, ökumenisch offen und auf diese Weise anziehend erleben können – damit sie das Leben haben. Amen.
Predigt von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
Liebe Schwestern und Brüder,
ganz herzlich darf ich Sie alle im Namen des Bistums Trier zum Ökumenetag im Rahmen der Heilig-Rock-Tage willkommen heißen. „Damit sie das Leben haben“ – so lautet das Motto der Heilig-Rock-Tage, das ein Wort aus dem Johannesevangelium aufgreift.
Leben bedeutet immer auch Vielfalt. So freue ich mich, die Vertreter der christlichen Kirchen begrüßen zu dürfen: den griechisch-orthodoxen Metropoliten Augustinos, den rumänisch-orthodoxen Metropoliten Dr. Serafim, den Primas-Erzbischof Karekin von der armenisch-apostolischen orthodoxen Kirche, Bischof Damian von der koptisch-orthodoxen Kirche, Generalvikar Schiltz aus dem Erzbistum Luxembourg als Vertreter des Rates Christlicher Kirchen in Luxembourg, Oberkirchenrat Dembek von der Evangelischen Kirche im Rheinland als Vertreter von Präses Schneider, Kirchenrat Friedrich als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, der dankenswerterweise den Dienst des Predigers und das Referat am Nachmittag übernommen hat, und Superintendent Pistorius vom Kirchenkreis Trier. Ein ebenso herzlicher Gruß gilt dem Vokalensemble „Les arts du chant“ aus Emmelshausen, das den Gottesdienst musikalisch mitgestaltet sowie ihnen allen, die sie in ökumenischer Verbundenheit diesen Gottesdienst mitfeiern.
„Damit sie das Leben haben“… Gott hat uns die Fülle des Lebens verheißen, wenn wir an ihn glauben. Wo wir Jesus Christus trauen, uns auf ihn einlassen, wird das Wirklichkeit. Dort gewinnt unser Leben eine Tiefe, einen Horizont und eine Hoffnung, die durch nichts anderes zu ersetzen sind. Daher ist es schön, dass wir uns in dieser gemeinsamen Grundposition hier zum Gottesdienst versammeln können. Wir tun dies in besonderer Verbindung zum Heiligen Rock, dem ungeteilten Gewand Christi, das ein Symbol für die Einheit des christlichen Glaubens geworden ist. Auch wenn wir wissen, dass diese Einheit noch nicht vollends verwirklicht ist, wollen wir uns im Blick auf die Tunika Christi bestärken und ermutigen lassen, das Gemeinsame, Verbindende dankbar wahrzunehmen und zu pflegen.
Gleichzeitig wollen wir aber auch um Kraft, Ausdauer und Wahrhaftigkeit bitten, das Trennende immer wieder in den ehrlichen Dialog einzubringen, um so mit der Hilfe unseres Herrn Jesus Christus Schritt für Schritt den ökumenischen Weg fortzusetzen und zu vertiefen. Lassen wir uns dabei nicht entmutigen, liebe Schwestern und Brüder!
Auch hier kann der Heilige Rock uns eine Hilfe sein. Er ist nicht nur ein Symbol der Einheit, sondern auch ein Zeichen für Christi Hingabe und Liebe bis zuletzt. Damit wir das Leben haben, ist er aus Liebe zu uns den schlimmen Weg bis zum Kreuzestod gegangen. Sein Gewand kann uns sozusagen als mahnendes Erbstück daran erinnern, dass mehr Leben und tieferes Leben nicht durch falsche Kompromisse und Vertröstungen zu erreichen ist, sondern nur durch einen ehrlichen, aufrichtigen, ausdauernden Weg der Hingabe und Liebe – auch und besonders im Dialog der Christen. Bestärken wir uns in unserem gemeinsamen Glauben und beten wir für ein ökumenisches Miteinander in diesem Sinne – damit wir das Leben haben.
Predigt von Weihbischof Robert Brahm (damals Diözesanadministrator)
Jes 62,11;63,1-7a; Joh 19,23-24
Rund 35 Verlage weltweit haben vor zwei Jahren ein Riesenprojekt gestartet: sie haben renommierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller aufgefordert, die uralten Mythen der Menschheit neu zu erzählen, die Geschichten der griechischen Götter ebenso wie die Mythen der Afrikaner oder der Indios. In einer Zeit des Umbruchs gewinnen diese „Geschichten aus der Kindheit der Menschheit“ neu an Bedeutung, geben neu Orientierung.
Seit einigen Jahren sind auch wir hier im Bistum Trier mit einem vergleichbaren Projekt beschäftigt: nämlich die uralte Geschichte des Heiligen Rockes immer wieder neu zu erzählen, dieses Symbol unseres Glaubens immer wieder neu zu betrachten, das uns vorgegebene Zeichen für uns heute zu deuten. Die uralten Geschichten um das Gewand des Keltertreters aus dem Buch des Propheten Jesaja, die Geschichte um das Gewand Jesu, über das die Soldaten bei der Kreuzigung das Los werfen, und der hl. Rock, den wir in der Heiltumskammer seit Jahrhunderten aufbewahren, das sind quasi „Geschichten und Symbole aus der Kindheit unserer Kirche“. Sie haben auch heute noch etwas mit uns zu tun. Sie sagen etwas zu unserem Glauben und zu unseren Wurzeln und zu unserem Selbstverständnis als Gemeinschaft der Glaubenden.
Diese Geschichten und das Symbol erklären sich und ihre Bedeutung nicht als isolierte Gegenstände, für sich allein genommen, sondern in ihren Beziehungen zum Gesamten.
Da spielt als erstes ihre Herkunft eine wichtige Rolle, der Ort, an dem sie entstanden sind.
Die Geschichten werden zum ersten Mal dort erzählt, wo es um Erlösung geht. Das Lied des Keltertreters beim Propheten Jesaja erzählt von der Werbung Gottes um sein Volk, von der Erlösung des Volkes aus der Knechtschaft und aus dem Exil. Die Botschaft dieses Textes heißt: Gott lässt das Volk nicht untergehen; vielmehr wird er selber kommen und sich einsetzen, um sein Volk zu umwerben, um es zu retten. Der Text formuliert sozusagen in einem gewaltigen Kontrapunkt das Paradox von Zerstörung, Leiden und Rettung. Und ähnliches gilt auch für das Wort aus dem Johannesevangelium: mitten im Sterben Jesu, wo scheinbar alles zu Ende ist, da wird das Gewand gerettet. Es wird nicht zerstört. Es wird durch das Losspiel der Soldaten zum Zeichen dafür, dass dieses Ende nicht die Auslöschung ist, sondern dass hier etwas aus dem alltäglichen Leben unzerstört weitergeht. Auch hier also ein Kontrapunkt: im Tod bleibt etwas, das nicht ausgelöscht wird. Das Gewand wird ein Hinweis auf unsere Erlösung, die in Jesus konkret wird. Es ist Hinweis auf den, dessen Liebe so weit geht, dass er sich bis zum letzten, bis zum letzten Tropfen Blut für uns hingibt.
Die Orte des Anfangs, der Entstehung der Geschichten bringen diesen Ton auch in unsere Feiern. Der Kontrapunkt, den sie markieren, spielt auch in der heutigen Feier eine wichtige Rolle. Die Liturgie setzt mitten in den Ostertrubel, mitten in die Erlösungs- und Auferstehungshallelujas die Erinnerung an den Preis, um den diese Erlösung nur zu haben ist. Damit stellt sie ein Gleichgewicht her zwischen der Gegenwart des Übernatürlichen und unserem Alltagsleben. Sie hindert uns, die Glaubenden, daran, in einen Auferstehungsrausch zu verfallen. Wer sich auf das Angebot Gottes und die Erlösung einlässt, der erhält keine Hochglanzwerbung, kein Angebot aus der Bilderwelt der Reklame und der schnellen Versprechungen. Wer Ostern feiert, den erinnert die Liturgie mit dem heutigen Fest daran, was sozusagen der Preis dieses Festes ist: dass nämlich Ostern, dass Erlösung die Folge eines konkreten Einsatzes in dieser Welt, eines Einsatzes bis auf den letzten Tropfen Blut ist, dass die Liebe in dieser Welt den Preis des Leidens kostet.
Diese kontrapunktische Dimension ist es, die das Fest so bedeutsam macht, - auch für uns heute.
… Zum einen, weil sie, wie gesagt, vor einer rauschhaften, abgehobenen, ‚trunkenen Seligkeit’ bewahrt.
... Zum anderen, weil sich in dieser Spannung eine zwar leise Stimme, aber eine Stimme mit einer großen, schier unerschöpflichen Kraft bewahrt hat, nämlich die Kraft, den Betrachter/in dieses Geheimnisses im eigenen Leben mit den Herausforderungen des Alltags zu leiten, zu stärken und zu trösten. Denn auch unser menschliches Leben spielt sich in den kontrapunktischen Dimensionen ab: im Wechsel von Hoffen und Zweifel, von Mühe und Aufatmen, von Qual und Erlösung. In diesem Wechselspiel des Lebens, in den „wirren Tagen der Qual“, da werden diese Geschichten zum Zeichen der Hoffnung in unseren Alltag hinein. Sie sind eben keine abgehobenen Geschichten. Sie sind mit dem alltäglichen Leben verbunden. Sie stehen da für die Allgegenwart des Göttlichen. Sie sind Einladungen, die Wege zu wählen, auf denen Göttliches zu uns kommt, sind Einladungen zur Nachfolge.
So werden die Geschichten aus der „Kindheit der Kirche“ und das Zeichen des Gewandes Jesu auch zu Wegweisern für uns heute. Sie symbolisieren den, der am Anfang das Entscheidende dazu tat, dass hier überhaupt eine Geschichte so bewegende Bedeutung gewinnen konnte. Wer diese Person betrachtet, ihren Weg und ihre Entscheidungen bedenkt, wer sich an ihm orientiert, dem werden die Geschichten und Weisungen dieser Person, dem wird das Symbol zur Richtschnur: handeln, wie er gehandelt hat; lieben, wie er geliebt hat und selbst wenn es schwer wird, den Menschen und die Welt um Gottes willen nicht aufgeben.
So geben die Geschichten vom Anfang, die Symbole des Glaubens hier und heute Orientierung und Kraft für unseren Einsatz und unsere Hoffnung, dass auch unser Tun und Wirken nicht umsonst ist. So kann Kirche ihre Talente entfalten zum Dienst und Segen in der Welt. In der Betrachtung ihrer Frühzeit als Gemeinschaft der Glaubenden kann sie auch im Umbruch Orientierung finden und geben: nämlich um Gottes willen in der Welt engagiert zu sein, glaubend, liebend und hoffend seine Botschaft in Wort und Tat leben und verkünden, die Welt und die Menschen um ihretwillen lieben und wenn es zu schwer wird, sie um Gottes willen nicht aufzugeben, sondern sich hinzugeben. „Damit sie das Leben haben“ – so lautet das Motto unserer diesjährigen Hl.-Rock-Tage. Dieses Leben ist uns vor allem dann verheißen, wenn Jesus unser Ausgangs- und Zielpunkt bleibt, wenn er im Zentrum unseres Lebens steht. Dazu regen die „Geschichten aus der Kindheit unserer Kirche“ an: uns an dem vorgegebenen Wort zu orientieren, um für heute eine Antwort zu finden, die Gottes Gnade und Liebe lebendig sein lässt. Christi Kleid möge uns in diesen Tagen sichtbares Zeichen dafür sein.