Einzug Jesu nach Jerusalem
Thronend auf einem Eselsfohlen, das durch den Paradeschritt seine Würde betont, hält der Friedensfürst (vgl. V. 15, Zitat aus Sach 9,9) segnend Einzug in Jerusalem. Menschen breiten ihre Kleider wie einen Teppich auf den Weg, schneiden Zweige von den Bäumen und streuen sie vor ihn. Der Esel darf sogar unterwegs davon fressen! Die messianische Zeit scheint angebrochen. Im Jakobssegen wird die Segensfülle der Endzeit so beschrieben: „Er bindet sein Reittier, einen Esel, am Weinstock fest, in Wein (nicht im Bach) wäscht er sein Gewand“ (vgl. Gen 49, 10-11). Deshalb rufen ihm die Menschen zu: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!“ (V. 9). Sechs Vertreter des jüdischen Volkes rechts, sechs Apostel links: Vertreter des neuen Zwölfstämme-Volkes (Das lässt fragen: Kann es das „neue Israel“, die Kirche, ohne das Judentum geben?)
Wenn am Palmsonntag nach der Palmprozession im Wortgottesdienst die Leidensgeschichte vorgetragen wird, erlebt man, wie schnell die festliche Stimmung in Jerusalem umschlägt. Einen Messias, der leidet, hat niemand erwartet. „Warum ist dein Gewand so rot wie das eines Mannes, der die Kelter tritt?“ (Jes 63) - es ist nicht in Traubenblut gewaschen, sondern von Menschenblut getränkt. Der astlose Baum im Hintergrund taucht in verschiedenen Passionsbildern auf, er erinnert an das Kreuz. „Von einem Baum kam der Tod, und von einem Baum sollte das Leben erstehen. Der am Holz siegte (=der Tod), sollte am Holz besiegt werden“, heißt es in einer Präfation.
Die Männer hinter Jesus werden, wie üblich, angeführt vom grauhaarigen Petrus. Diesmal trägt er die Bibel in der Hand, wie sonst nur Jesus. Bei den weiteren Miniaturen der Passion wird Jesus ohne das Buch der Schrift dargestellt. Er hat es seinem Nachfolger anvertraut, dass er es bewahre für alle.