Lieber Bischof Stephan, liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder – dieses Bekenntnis ist nicht im Zusammenhang einer Priester- der Bischofsweihe abgelegt. Es ist ein Zitat aus dem Tagebuch von Dag Hammarsköld, Mitglied der evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche, Generalsekretär der UNO. Es ist die Erfahrung und das Bekenntnis eines Christen angesichts seiner Aufgabe in der Politik – für den Frieden einzustehen im Kampf mit den zerstörerischen Kräften der Macht – damals wie heute eine meist nicht sehr erfolgreiche Mission.
Ich habe dieses Wort eines gläubigen Christen mit tiefer Gotteserfahrung oft in meinen Glückwünschen zu Priesterweihen und -jubiläen geschrieben – und ich möchte mir dieses Bekenntnis in dieser Stunde zu meinem eigenen machen: Gottes eigenes Handeln im Sakrament der Weihe, die Berufung durch Jesus Christus zum Nachfolger der Apostel nimmt in der Bischofsweihe die Gestalt einer greifbaren und konkreten Aufgabe an. Wir sind überzeugt, dass darin der Wille Gottes, seine Geschichte mit uns Menschen, sich mit der eigenen Lebensgeschichte unlösbar verbindet. Diese Berufung bindet an eine Aufgabe, „vor der nichts, was ich selber hätte suchen können, von Wert ist“.
Nach 40 Jahren im priesterlichen Dienst der Trierischen Kirche ist dieses Bekenntnis aber auch Teil meiner eigenen Lebenserfahrung geworden, die ich in dieser Stunde dankbar annehmen kann. Hammarskjöld weiß darum, dass christliche Berufung „Lohn“ ist - aber auch „Preis“ sein kann. In großer Dankbarkeit darf ich sagen, dass ich meinen Dienst bisher wirklich als „Lohn“ erleben durfte und nicht den Eindruck hatte, einen menschlichen Preis dafür zahlen zu müssen. Aber ich bin überzeugt, dass es sich „lohnt“, auch einen hohen Preis zu entrichten, sollte es die Situation erfordern.
Dankbarkeit, liebe Schwestern und Brüder, das ist das intensive Empfinden, das mich jetzt am meisten erfüllt. In den vergangenen Wochen habe ich so viel an Zustimmung, an guten Wünschen und an Begleitung durch das Gebet erfahren, dass es mir schwerfällt, dafür die rechten Worte zu finden. Es ist ein ganzes Netz von Kraftlinien des Wohlwollens, des Segens, des Betens und der aktiven Begleitung, von dem ich mich getragen weiß. Das gibt mit Mut und Zuversicht, das neue Amt und die damit verbundenen Aufgaben mit einer gewissen Gelassenheit anzugehen. Die Anwesenheit und das Mitgehen und Mitfeiern von so vielen – von Ihnen und von Euch allen - heute hier in unserem Dom ist ja ein besonders sprechendes und sichtbares Zeugnis für diese Solidarität. Es waren so viele Menschen – auch solche, die ich nicht persönlich kenne und die mir auf den Straßen der Stadt begegnen – die mir mündlich und schriftlich sagten, dass sie sich freuen. Warum sollte ich mich nicht mit ihnen freuen …
Diese Solidarität auf den Wegen der Nachfolge habe ich besonders auch in unserer Diözesansynode erlebt – im gemeinsamen Ringen um die rechten Wege unserer Kirche in unserer Zeit. Diese Erfahrung war es vor allem, die mich bewogen hat, das Leitwort für meinen bischöflichen Dienst dem Ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther zu entnehmen: „wir alle sind mit dem einen Geist getränkt“. Die große Vielfalt und Buntheit der verschiedenen Ämter, Aufgaben und Dienste, all dem großen Engagement in unserer Kirche, hat bei aller Unterschiedlichkeit eine gemeinsame Quelle. Der Geist des Herrn, der die Herzen erfüllt und dadurch das Angesicht der Erde erneuert, er gibt unserer Lebensgeschichte einen Sinn und eine Richtung, die wir aus eigener Leistung und Anstrengung nie erfassen könnten. Der heilige Paulus ist überzeugt, dass wir diese Charismen nicht erst erfinden müssen – sie sind Geschenk an die Getauften. Aber es ist unsere Aufgabe, sie zu suchen und zu entdecken und sie mit Aufmerksamkeit zu pflegen. Und da - glaube ich - gibt es im Leben unserer Gemeinden noch viel Luft nach oben, da ist ein Reichtum, den wir – bei allem Engagement - noch nicht wirklich suchen. Die Geist-geschenkten Charismen ernstnehmen – das ist eine zentrale Perspektive der Kirchenentwicklung. Und das ist nicht nur in Richtung Bischof und Amt gesagt – wie ernst nehmen die Gläubigen sich gegenseitig in ihren Berufungen?
Mit dem einen Geist getränkt - das ist auch die Grundlage der bleibenden Bemühungen in der ökumenischen Zusammenarbeit, die in diesem Jahr – 500 Jahre seit dem Beginn der Reformation – besonders in den Blick gerückt ist und das wir hier in diesem Dom im Zeichen des ungenähten Gewandes Jesu dankbar als ein ganz eigenes Vermächtnis annehmen wollen.
Im Zeichen der Dankbarkeit stehen auch die Bilder des Wappens: Das Trierer Kreuz steht für die Beheimatung in der alten Trierischen Kirche. Und dafür ist unser Dom hier ein das vielleicht sprechendste Symbol. Oberflächlich betrachtet, ist er keine Schönheit – ein Raum, der mit seinen Kontrasten Auseinandersetzung provoziert. Er ist kein Bilderbuch, man muss mit ihm schon kämpfen … Aber er hat die wunderbare Kraft, die Jahrhunderte unserer Bistumsgeschichte in eine spannungsvolle Einheit zu bringen. In den über 30 Jahren, in denen ich hier die Liturgie mitfeiern und mitgestalten konnte, ist er mir zu einer menschlichen und geistlichen Heimat geworden, die in der einladenden Weite der alten römischen Halle eine ganz eigene Sicherheit mit auf den Weg gibt.
Das Zeichen der Mantelteilung – es spricht für sich – verbindet den bischöflichen Dienst mit der großen Caritasgestalt der Antike – dem heiligen Martin von Tour, der ja auch in den Mauern dieses Domes schicksalhafte Stunden erlebt hat. Die vielgestaltige „Caritaslandschaft“ in unserem Bistum, die von der Weitsicht und dem unermüdlichen Engagement so vieler Frauen und Männer im hauptberuflichen und ehrenamtlichen Dienst lebt, ist seit vielen Jahren mir zur besonderen Heimat geworden. Ich sage das in Dankbarkeit und mit der Freude, auch weiterhin meinen Beitrag zur Verkündigung des Evangeliums in der Diakonie leisten zu können. Mein Dank gilt allen, die hier mitgehen. Unsere Synode hat mit der Betonung einer Diakonischen Kirchenentwicklung die Richtung gezeigt.
Gleichzeitig weist das Symbol des geteilten Mantels auf die bleibenden Wurzeln zu meiner Heimatgemeinde St. Martin in Schweich hin. Als Kinder haben uns die großen Bilder des hl. Martin in unserer Kirche beeindruckt mit ihrer einfachen Botschaft. Ohne die Grundlagen, die meine verstorbenen Eltern und die Familie, die Dorfgemeinschaft (damals war Schweich noch ein Dorf!) und die lebendige Pfarrgemeinde gelegt haben, würde ich heute kaum hier stehen. Die vielen, die heute aus Schweich hier mitfeiern, zeigen auf eigene Weise, dass das nicht nur nostalgische Vergangenheit ist. So gilt mein Dank allen, die mit dieser alten und neuen Verbundenheit die neue Aufgabe stützen.
Die goldene Weintraube steht für eine weitere Verbindung meiner Lebensgeschichte mit der Aufgabe als Bischof. Das Aufwachsen und Hineinwachsen in die Arbeit und die Kultur des Weinbaus hat nicht nur mein Leben bleibend geprägt. Der Wein zeichnet unsere ganze Kultur und das menschliche Zusammenleben und Feiern hier an der Mosel – und in den anderen Gebieten des Bistums. (Es gibt kein anderes Bistum in Deutschland, das so viele Weinbauregionen in seine Grenzen hat).
Die Verbindung zur Heiligen Schrift braucht man nicht eigens zu betonen. Der Wein als „Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit“ trägt die unaussprechliche Liebe Gottes zu uns Menschen im Geheimnis der Eucharistie – sie zu feiern ist die zentrale Aufgabe des Bischofs.
Wenn man sich die Traube auf dem Wappen genauer anschaut, dann entdeckt man, dass sie nicht am Weinstock wächst – sie hängt an einer Stange: Es ist die Traube, die nach dem Buch Numeri von den Kundschaftern des Gottesvolkes herbeigebracht wurde, als sie geschickt wurden, das versprochene gelobte Land zu erkunden. Die Traube war so groß, dass sie von zwei Männern an einer Stange auf ihren Schultern getragen werden musste. Sie ist das unübersehbare Zeichen für den Reichtum der Verheißungen Gottes – und sie steht für den Reichtum, der uns geschenkt ist, noch vor unserer Arbeit und unseren Mühen (die auch dazu gehören). Hier verbindet sich die eigene Lebensgeschichte mit der Grundbotschaft des Evangeliums.
Danken darf ich heute an erster Stelle unserem Heiligen Vater Papst Franziskus für die Ernennung und das Vertrauen, das er mir damit ausgesprochen hat. Als Bischof darf ich, eingebunden in die Ortskirche von Trier, noch einmal eine eigene Rolle in der Perspektive der Weltkirche übernehmen. Der Dank gilt seinem Vertreter in Deutschland, dem Apostolischen Nuntius Nicola Eterović. Lieber Msgr. Leskovar, überbringen Sie bitte diesen Dank und die Grüße nach Berlin!
Lieber Bischof Stephan, Dir gilt mein Dank nicht nur dafür, dass Du mich heute im Namen unserer Kirche ins das Bischofskollegium aufgenommen hast. Dein Amt als Bischof von Trier, dem ich als Weihbischof in meinem Dienst zugeordnet bin, verbindet sich mit einer langen Verbundenheit, in der sich die kirchliche Aufgabe mit einer unkomplizierten menschlichen Freundschaft verbindet.
Danke dem Erzbischof von Luxemburg, der mit seiner Handauflegung die alte und immer aktuelle Verbundenheit der Kirchen von Luxemburg und Trier bekräftigt. Lieber Jean-Claude, Du hast eigens Deinen Urlaub unterbrochen – herzlichen Dank und auf eine weiterhin brüderliche Verbundenheit und Zusammenarbeit!
Lieber Jörg, Du vertrittst heute nicht nur für die ganz eigene Gemeinschaft der Weihbischöfe in unserem Bistum. Uns verbindet seit langem ein unkompliziertes freundschaftliches Miteinander sowohl im pastoralen Dienst wie im ganz normalen Alltag.
Liebe Mitbrüder im Bischofsamt! Mit Eurer Handauflegung habt Ihr mich in das Kollegium der Bischöfe aufgenommen. Mit Dank dafür freue ich mich auf die künftige Zusammenarbeit sowohl in der Nachbarschaft (die über die nationalen Grenzen auch nach Frankreich hinausgeht) wie in der Deutschen Bischofskonferenz. Viele von Euch sind von weit her gekommen, um diese Verbundenheit zu bekräftigen. Besonders darf ich auch die Mitbrüder nennen, die aus unserem Bistum stammen.
Auch durch Eure Anwesenheit und Eure Mitfeier, liebe Mitbrüder aus unserem Presbyterium, liebe Diakone, weiß ich mich getragen in der Aufgabe, die ich nun neu übernehme. Dank gilt auch allen Frauen und Männern, die im hauptamtlichen pastoralen Dienst in unserem Bistum tragende Rollen in der Seelsorge ausfüllen. Nicht nur die konkrete Gestaltung der Synodenbeschlüsse wird uns in der nächsten Zeit in Vielem zusammen bringen …
Zu meinem Dienst im Bistum gehört als das Verbindungsglied meiner verschiedenen Aufgaben die Gemeinschaft der Domgeistlichen, der ich seit mehr als 30 Jahren angehören darf. Zusammen mit dem Dom sind sie mir zu einer wirklichen Heimat geworden, in der ich mich zu Hause weiß. Liebe Mitbrüder, herzlichen Dank dafür und auf ein weiter herzliches Miteinander!
Im Vorfeld und der Vorbereitung des heutigen Tages haben sich viele Menschen im Hintergrund eingesetzt, denen mein Dank gilt. Dank der Dommusik, ohne die unsere Liturgie und das Leben am Dom nicht vorstellbar sind. Danke den Frauen und Männern des Besucherdienstes, die nicht nur heute mit dafür sorgen, dass wir uns wohlfühlen dürfen. Dank den engagierten Messdienerinnen und Messdienern hier am Dom und denen, die sie heute verstärken. Dank unseren unermüdlichen Sakristanen von der Gemeinschaft der Herz-Jesu-Brüder!
Liebe Schwestern und Brüder! Unsere Synode hat ins Zentrum ihrer Beschlüsse Perspektivwechsel gestellt. Diese sind alle in die eine große Perspektive gestellt: Der heilige Petrus hat bei der Wahl des Apostels Matthias, den wir dankbar als den Patron unseres Bistums wissen, als die Hauptaufgabe der Apostel genannt: Zeuge der Auferstehung zu sein. Das will ich selber als die Perspektive der heutigen Weihe aufnehmen. Diese große Perspektive ist der eindrucksvoller Weise barocker Fülle dargestellt im Blickfeld unseres Domes, mit dem er alle Besucher – auch Sie alle heute - empfängt und einlädt: Der Blick durch die dichte Wolkendecke unserer irdischen Existenz direkt in den offenen Himmel.
Mit dieser Perspektive will ich mit Ihnen und Euch allen die Herausforderung annehmen und die Schritte in die Zukunft wagen …