Während sich die Orgel auf dem Königschor mit ihrem Eichenholzgehäuse dezent zwischen zwei Pfeiler schmiegt, strebte man bei der Hauptorgel eine andere Formensprache an. Die Gehäusefrage wird damit beantwortet, dass der Dom mit der Emporennische ein Gehäuse – aus Stein – bereits zur Verfügung stellt. In dies komponiert der Architekt eine in vier Tiefenebenen gestaffelte, asymmetrisch nach rechts abfallende Pfeifenlandschaft. Diese Prospektgestaltung ist ein Entwurf des namhaften Architekten Gottfried Böhm und wurde in enger Zusammenarbeit mit der Orgelbauwerkstätte Seifert realisiert. Das ganze Instrument steht erhöht auf einem großen Stahltisch, so dass die Empore darunter weiterhin zugänglich ist.
Die große Orgel hat 5496 Pfeifen, die sich auf 83 Register auf vier Manualen und Pedal verteilen. Die größte Pfeife ist das große C des Contrabass 32’ (16 Hertz) und ist ca. 10 Meter lang. Diese Orgel vereint in sich viele über Jahrhunderte erworbene Errungenschaften des Orgelbaus, technisch wie klanglich. Mechanische, elektropneumatische und elektrische Komponenten ermöglichen dem Spieler sensible Kontrolle, Computertechnik erlaubt ihm mittels Spielhilfen das nahezu unbegrenzte klangliche Potential optimal auszuschöpfen.
Das Klangkonzept hat deutliche Bezüge zur Orgelbautradition der Regionen Pfalz und Süddeutschland wie auch zum Nachbarland Frankreich. Dazu gehören zunächst als Grundlage die vollständig ausgebauten Prinzipalchöre auf 32-, 16- und 8-Fuß-Basis, die aufgrund ihrer vokalen Intonation sehr klar in den 110 Meter langen Kirchenraum sprechen. Der regional verankerte Charakter zeigt sich aber auch in der großen Zahl an Flöten-, Streicher- und Zungenstimmen, die sich aufgrund ihres ausgeprägten Obertonspektrums durch hohe Mischfähigkeit auszeichnen. Stilistisch wird so eine Brücke zwischen Barock und Romantik gebaut. Damit hat das Instrument über die klassischen Klangbilder hinaus auch eine besondere Befähigung zur symphonischen Orgelmusik, dynamische Flexibilität wird durch die beiden großen, vom zweiten und dritten Manual aus spielbaren Schwellwerke erreicht. Abgerundet wird die Farbpalette durch ausdrucksstarke, auf höherem Winddruck stehende Solostimmen wie auch eine romantische Klarinettenstimme (mit Windschweller) und ein Glockenspiel (Celesta).
Beide Instrumente, die Orgel auf dem Königschor und die Orgel auf der Westempore, sind eigenständige Persönlichkeiten, können aber dank Doppeltrakturen (mechanisch und elektrisch) auch zusammen gespielt werden.
Christoph Keggenhoff