Medienberichte über Tod einer 13-JährigenGefährliche TikTok-Challenges: Das müssen Eltern und Lehrkräfte jetzt wissen

Aktuell wird bundesweit über den tragischen Tod einer 13-Jährigen berichtet. Bei dem Versuch, an einer Online-Mutprobe teilzunehmen, ist das Mädchen Ende April tödlich verunglückt. Immer wieder gehen Meldungen zu gefährlichen oder gar tödlichen Challenges und Mutproben durch die Presse. klicksafe erklärt, was Eltern und Lehrkräfte mit Kindern und Jugendlichen dazu besprechen sollten.

Challenges und Mutproben erfreuen sich seit vielen Jahren auf Social-Media-Plattformen großer Beliebtheit. Eine Inhaltsanalyse der Landesmedienanstalt NRW zeiget kürzlich, dass mehrheitlich harmlose Tanz- oder Sing-Challenges im Umlauf sind. Rund ein Drittel der ausgewerteten Videos beinhalten jedoch auch potenziell schädliche Mutproben. Lediglich 1 Prozent der ausgewerteten Videos zeigte potenziell tödliche Challenges. Hier wird deutlich, dass es zwar tatsächlich gefährliche und tödliche Challenges auf TikTok gibt, sie aber im Verhältnis zu harmlosen Challenges nicht die riesige Verbreitung haben, die mancher Medienbericht suggeriert. Auch vermitteln einige Beiträge den Eindruck, Plattformen wie TikTok würden gefährlichen Mutproben freien Lauf lassen. Tatsächlich ist es so, dass TikTok schädliche Challenges und die damit zusammenhängende Suchbegriffe blockiert. Denn laut den Community-Richtlinien von TikTok ist das Zeigen von Aktivitäten verboten, „die mit hoher Wahrscheinlichkeit nachgeahmt werden und zu körperlichen Schäden führen könnten“. Was aber auch stimmt: Wird ein schädliches Video von TikTok nicht früh genug oder ausreichend reguliert, lässt der Algorithmus der Plattform es durchaus zu, dass sich Challenges innerhalb weniger Wochen stark verbreiten.

Hinweis: Berichte über gefährliche Challenges fördern die Verbreitung

Kinder und Jugendliche erfahren nicht nur über TikTok, sondern zum Beispiel auch durch traditionellen Medien von Challenges. Es empfiehlt sich daher, über potenziell gefährliche und tödliche Challenges gar nicht oder nur mit Einordnung zu berichten. Auch jugendschutz.net warnt in der Praxis-Info „Gefährliche Online-Challenges und Mutproben“: „Je mehr über gefährliche Online-Challenges und Mutproben berichtet wird, desto mehr Aufmerksamkeit erhalten sie. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche nach Challenges im Netz suchen, was die Nachahmungsgefahr erhöht.“

Wie schützt man Kinder und Jugendliche vor Challenges?

Der wichtigste Schutz für Kinder und Jugendliche sind kompetente und vertrauenswürdige Ansprechpersonen. Wichtig ist, dass Erwachsene nicht pauschal verurteilen, was im Internet oder auf Social Media stattfindet. Wenn Kinder die Erfahrung machen, dass ihre Ansprechpersonen abwertend auf wichtige Teile ihrer Lebenswelt reagieren, werden sie wahrscheinlich keine weiteren Gesprächsangebote annehmen. Eltern und Lehrkräfte sollten sich außerdem idealerweise selbst mit den Plattformen auskennen, damit sie von Kindern auch als glaubwürdig und kompetent wahrgenommen werden.

Eltern und Erziehungsberechtigte sollten zusätzlich darauf achten, dass ihre Kinder Social Media erst nutzen, wenn sie auch reif genug dafür sind. Laut Allgemeinen Geschäftsbedingungen dürfen alle großen Social-Media-Plattformen erst ab 13 Jahren genutzt werden. Die Accounts von Personen unter 18 Jahren kann man auch mit einem Eltern-Account verknüpfen. So können Eltern ihre Kinder auf den Plattformen begleiten. Anleitungen für die sicheren Einstellungen von Geräten und Apps gibt es bei www.medien-kindersicher.de.

Eltern sind für ihre Kinder in der Regel die wichtigsten Vorbilder, daher können sie ihnen am besten einen kritischen Umgang mit Internetinhalten vorleben. Das heißt, dass man mit seinen Kindern nicht nur über deren, sondern auch über das eigene Internetverhalten spricht. Kinder orientieren sich am Verhalten ihrer Eltern. Bei klicksafe.de gibt es viele Materialien für Eltern, die bei Medienerziehung helfen.

Jetzt wieder bestellbar!

Faszination verstehen, das eigene Kind begleiten, Sicherheitseinstellungen vornehmen: Eltern erhalten in unserem neu aufgelegten Booklet Hintergrundinformationen dazu, wie Jugendliche die App nutzen.

 

So schützen Sie Kinder vor gefährlichen Challenges

  • Bleiben Sie in regelmäßigem Austausch mit Kindern und Jugendlichen, um zu erfahren, welche Mutproben aktuell angesagt sind.
  • Verurteilen Sie Challenges nicht pauschal und helfen Sie interessierten Kindern und Jugendlichen dabei, sichere Challenges zu finden.
  • Besprechen Sie, dass unter riskanten Challenges auch viele Fakes kursieren. Ermutigen Sie Kinder und Jugendliche, das Gezeigte kritisch zu hinterfragen.
  • Bestärken Sie Kinder und Jugendliche darin, sich und andere nicht in Gefahr zu bringen und auch Gruppendruck nicht nachzugeben.
  • Vermitteln Sie, dass das Weiterverbreiten von gefährlichen Challenges andere gefährden kann und daher unterbleiben sollte.
  • Warnen Sie auch selbst nicht, indem sie die gefährlichen Challenges posten oder teilen. Das kann dazu führen, dass die Challenges erneut weiterverbreitet werden.
  • Informieren Sie andere Eltern und die Klassenleitung ruhig und besonnen, wenn im Freundeskreis oder in der Schule gefährliche Challenges im Umlauf sind.
  • Schädliche Internet-Challenges können Kinder und Erwachsene direkt bei den Plattformen oder bei internet-beschwerdestelle.de und jugendschutz.net melden.
  • Machen Sie Kinder präventiv mit anonymen Hilfsangeboten wie www.nummergegenkummer.de oder www.juuuport.de vertraut. Nicht über jedes Thema kann oder möchte man mit Eltern oder Lehrer*innen sprechen.