Lastmanagement
Neben dem Netzausbau auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene, der Flexibilisierung des konventionellen Kraftwerksparks und dem Ausbau der Energiespeicherung stellt insbesondere die Nutzung der in Industrie und Gewerbe, im Handwerk, in kommunalen Einrichtungen sowie in privaten Haushalten zahlreich bereits vorhandenen Potenziale zur Anpassung des Verbrauchs an das jeweilige Stromangebot eine wirtschaftlich vorteilhafte Möglichkeit zum Ausgleich eines zunehmenden Anteils an fluktuierender regenerativer Stromeinspeisung dar.
Demand-Side-Management
Die technologische Entwicklung intelligenter Zähler und darauf aufbauender intelligenter Netze ermöglichen eine Aggregation und Organisation der zahlreich vorhandenen Einzelpotenziale zur Lastverschiebung auf der Verbrauchsseite (Demand-Side-Management, DSM) zu größeren steuerbaren Einheiten, die beispielsweise als positive oder negative Regelenergie vermarktet werden können.
Intelligentes Lastmanagement
Intelligentes Lastmanagement geht damit deutlich beispielsweise über die Vermeidung von Verbrauchsspitzen bei leistungsgemessenen Endkunden oder die Abschaltung großer Stromlasten im Rahmen der Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV) hinaus. Insbesondere im Bereich des verarbeitenden Gewerbes verfügen viele Unternehmen über große, noch ungenutzte Potenziale eines intelligenten Lastmanagements. So ermöglichen bereits in den Unternehmen vorhandene Druckluftspeicher, Kälte- bzw. Wärmespeicher in Kombination mit Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen oder Wärmepumpen, aber auch elektrische Zusatzheizer in Wärmenetzanlagen oder Wasserpumpenanlagen mit Hochspeichern sowie ausreichend dimensionierte Möglichkeiten zur Materialbevorratung und Produktlagerung eine, wenn auch nur begrenzte zeitliche Verschiebung von Energieverbräuchen.
Durch eine intelligente Kombination der verschiedenen Lastverschiebepotenziale kann die Flexibilität des Energieverbrauchs weiter gesteigert werden, so dass in noch größerem Umfang Lasten in verbrauchsschwache bzw. erzeugungsstarke Zeiten verschoben sowie Stromverbräuche in verbrauchsstarken bzw. erzeugungsschwachen Zeiten reduziert werden können.
Aber auch im Bereich des Dienstleistungsgewerbes oder des Handels können durch die Einbindung großer Stromverbraucher mit in Grenzen steuerbarem Lastgang, wie beispielsweise große Kühlhäuser, Lastmanagementpotenziale energiewirtschaftlich vorteilhaft genutzt werden. In der Verteilnetzstudie Rheinland-Pfalz wird das im Land verfügbare Lastmanagementpotenzial für das Szenario-Jahr 2030 bei einer Dauer der Lastverschiebung von bis zu 2 Stunden in einem Bereich von 300 bis 450 Megawatt angegeben.
Hierin berücksichtigt sind das manuelle Lastmanagement, Wärmepumpen und Elektroboiler in privaten Haushalten, Prozesse mit Intervallbetrieb bzw. mit thermischem Speicher im Gewerbesektor sowie das DSM-Potenzial in der Industrie (Chlorelektrolyse, Zementwerke und Papierindustrie). Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium unterstützt mit dem Projekt "Vevide" die wirtschaftliche Nutzung vorhandener Lastmanagementpotenziale in rheinland-pfälzischen Unternehmen.
Gemeinschaftsprojekt eines Lastmanagementpools
Das Gemeinschaftsprojekt der Transferstelle Bingen, der EWR Netz GmbH, der Technischen Werke Ludwigshafen AG, der DEEnO Energie AG und der SP EnergyControl GmbH umfasst u. a. eine Bestandsaufnahme, Bewertung und Erprobung vorhandener Flexibilitäten in Industrie und Gewerbe. Weitere Bestandteile des Projekts sind Recherchen und -prognosen zur Entwicklung von Regelenergie-, Speicher- und Flexibilitätsmärkten sowie die Entwicklung von Geschäftsmodellen für Verteilnetzbetreiber.
Nach der steuerungstechnischen Verknüpfung der Einzelenergiespeicher auf der Basis etablierter Steuer- und Regelungstechnik des Virtuellen Kraftwerks Rheinland-Pfalz unterzieht sich der neu geschaffene Lastmanagementpool einer ersten Testphase, in der die Eignung der technischen Einheiten geprüft wird. Über einen Probebetrieb mit einer Dauer von zwölf Monaten wird die konkrete Eignung des Lastmanagementpools als virtueller Energiespeicher mit den berechneten und erwarteten Eigenschaften abgeglichen.