Naturschutz schmeckt – Bewusste Ernährung schützt Pflanzen und Tiere
Essen und Naturschutz hängen eng zusammen: Wir können verschiedenen Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt der Natur auf der Erde schützen, indem wir uns darüber bewusst sind, was wir essen und wann und wo wir Lebensmittel herbekommen. Denn: Je vielfältiger, regionaler und ökologischer wir einkaufen und essen, desto mehr einheimische Arten können erhalten werden.
Landwirte und Winzer, die unsere Lebensmittel produzieren, gestalten die Kulturlandschaft und damit die Lebensräume von wild lebenden Tieren und Pflanzen. Bei ihnen liegt der Schlüssel für den dauerhaften Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, die die rheinland-pfälzische Kulturlandschaft prägen. So leistet der Öko-Land- und -Weinbau mit seiner nachhaltigen Wirtschaftsweise einen wertvollen Beitrag. Daher unterstützen wir diesen: In den vergangenen sieben Jahren ist die ökologisch bewirtschaftete Fläche um 83 Prozent angestiegen. Damit liegt der Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche aktuell bei rund 10 Prozent.
Und auch der Import von Ökoprodukten – besonders aus Entwicklungsländern – ist eine große Chance, die dortigen Umwelt- und Gesundheitsschäden zu verringern und oftmals fairere Einkünfte zu erzielen.
Gut ist deswegen nicht gut genug: Mit unserem Öko-Aktionsplan wollen wir 20 Prozent Öko-Landbau erreichen.
Artenvielfalt auf dem Feld
Der Öko-Landbau schafft durch höhere Bodenbedeckungsgrade und den Anbau von Leguminosen wie Klee Futter und Schutz zugleich. Denn die Feldbegrünung ist ein gutes Angebot an Lebensraum für Vögel und weitere Tiere der Agrarlandschaft und wird gerne angenommen von gefährdeten Arten wie Feldhase, Kiebitz oder Rebhuhn. Vor allem unterbleibt die Gefährdung durch Pestizide. Wer ökologisch erzeugte Produkte kauft, trägt damit direkt zum Artenschutz bei.
In Rheinland-Pfalz gibt es mit den Biohöfen und den Partnerbetrieben Naturschutz Landwirte und Winzer, die sich ganz gezielt den Anforderungen einer am Naturschutz orientierten Betriebsentwicklung stellen: Wichtige Grundlagen sind der Verzicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger oder Klärschlamm, das geringere Düngeniveau auch durch angepasste Tierhaltung sowie die vielfältigen Fruchtfolgen und Begrünungen. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, insbesondere auf Herbizide, bietet günstige Voraussetzungen für die Etablierung von Ackerwildkräutern wie Klatschmohn und Kornblume, aber auch selteneren Arten wie Kornrade, Frauenspiegel oder Rittersporn. Sie stellen gleichzeitig wichtige Nahrungsgrundlagen für Insekten wie etwa Bienen, Schmetterlinge oder Libellen und damit wiederum auch für Vögel dar.
Wildkräuter sind keine Unkräuter
Was noch von Vielen als „Unkraut“ bezeichnet wird, sind eigentlich Wildkräuter wie Brennnesseln, Löwenzahn und Gänseblümchen, die Schmetterlinge, Bienen und Vögel anlocken und deren Nahrungsgrundlage bilden. 80 Prozent unserer Kulturpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Jedoch sind 60 Prozent aller Wild-Bienenarten, 65 Prozent der Schmetterlinge sowie die Hälfte der Brutvogelarten im Land gefährdet.
Laut aktuellen Studien leisten Bienen kostenlose wirtschaftliche Leistungen für den Menschen im Wert von rund 60 Milliarden Dollar weltweit.
Ein Garten oder Ackergrünstreifen mit Wildkräutern wie etwa Löwenzahn, Brennnessel und Gänseblümchen lockt Schmetterlinge, Bienen und Vögel an, liefert Zutaten für Küche und Gesundheit und sieht bunt aus. Die Brennnessel ist Wirtspflanze für 25 Schmetterlingsarten, der Löwenzahn wertvolle Nahrungsquelle für Bienen. Verschwinden sie, dann verschwindet auch die Grundlage unseres eigenen Lebens und Wirtschaftens.
Altes für neuen Genuss
„Hunsrücker Schnittmangold“, „Birkenfelder Rotäpfelchen“, „Schifferstädter Mairübe“ und viele andere „Alte Sorten“ waren regional gängige Kulturpflanzen. Angepasst an die Standortbedingungen ihrer Region lieferten die oftmals robusten Pflanzen einzigartige Früchte. Und trugen mit ihrer Vielfältigkeit und Anbauweise beispielsweise auf Streuobstwiesen zum Artenschutz bei. Streuobstwiesen sind wahre „Hot Spots“ der Biodiversität. Allein in Rheinland-Pfalz finden sich dort mehr als 2.400 seltene Arten – vom Steinkauz bis zum Wendehals. Viele von ihnen profitieren von der extensiven Bewirtschaftung oder sind sogar davon abhängig. Allein in Rheinland-Pfalz wurde eine enorme Fülle an Sorten kultiviert, jede mit ihrem individuellen Aroma, Biss, Aussehen und ihren eigenen Anbau- und Verwertungsmöglichkeiten. Heute gelten viele dieser „Alten Sorten“ als ausgestorben oder verschollen. Aber immer mehr Landwirtinnen und Landwirte setzen wieder bewusst auf diese Geheimtipps, die zwar manchmal ein bisschen „krumm“ und „schief“ aussehen, aber oft durch ihren einzigartigen Geschmack überzeugen.
Tipp für daheim
Auch naturnah gestaltete Gärten bieten Insekten wichtigen Lebensraum. Säen und pflanzen Sie Blumen und Wildkräuter, bauen Sie alte Sorten an, schaffen Sie Rückzugsräume für Tiere wie Hecken oder Nistkästen und verzichten Sie auf chemische Pflanzenschutzmittel.