Was können Sie persönlich tun?
Der Rückgang der Zahl der Insekten hat seine Ursache auch im Zustand und der Gestaltung unserer Wohnquartiere und Grundstücke. Dabei spielen Insekten eine überlebenswichtige Rolle in der Natur und für uns Menschen – sei es als bestäubende Insekten für die Fortpflanzung fast aller bei uns heimischen Blütenpflanzen oder als Nahrung für verschiedene Tiere.
Insekten haben außerdem als Nützlinge im Garten bei der natürlichen Bekämpfung von Schädlingen einen guten Ruf. Deshalb können Sie getrost auf den Einsatz der chemischen Keule verzichten. Aber auch andere Bewohner helfen bei der Bekämpfung von Schadinsekten: Stellen Sie einfach Vogelnistkästen und Insektenhotels auf und schütten Sie Reisig für Igel zur Ausstattung eines Biogartens zu einem Haufen zusammen.
Insgesamt geht die Tendenz zu naturnahen Lebensräumen in den Hausgärten zurück, stattdessen nehmen Pestizideinsatz und naturferne „Steingärten“ zu. Dieser Trend zu „sauberen“ Gärten vernichtet den Lebensraum und die Nahrungsgrundlage vieler Tiere. Dabei könnte es so einfach sein: Verzichten Sie auf Zierkies und Thujapflanzen und legen Sie stattdessen vielfältig gestaltete Gärten an. Durch die Anlage artenreicher Naturgärten mit Staudenbeeten und Blühmischungen schaffen Sie Nahrungs- und Bruthabitate für Bienen, Vögel und Schmetterlinge.
Auch die Möglichkeiten der Gestaltung sind vielfältig – von der Natursteinmauer über die Kräuterspirale, von Blütensträuchern und Blühpflanzen bis hin zu Sandhaufen und Totholz.
Jede Bürgerin und jeder Bürger kann durch eine geeignete Garten-, Balkon- oder Terrassengestaltung die „Aktion Grün“ unterstützen. Schaffen Sie blühende Flächen in Ihrem Garten: durch artenreiche Blumenrabatte und Staudenbeete, durch Ecken mit Wildkräutern und Blumeninseln im Rasen. Setzen Sie auf Kräuterrasenmischungen bei der Nachsaat oder der Neuanlage von Rasenflächen und lassen Sie in wilden Ecken Brennnessel, Gräser und Klee einfach wachsen. Zu Jahresbeginn sind Frühblüher für viele Insekten überlebensnotwendig. Daher sollte der insektenfreundliche Garten auf jeden Fall eine Auswahl von Schneeglöckchen, Buschwindröschen oder Narzissen enthalten.
Insekten sind auch für uns Menschen überlebensnotwendig. Ohne sie wäre unsere Natur nicht so reich und vielfältig. Sie sind ein wichtiger Baustein in der Nahrungskette und leisten als Bestäuber von Nutzpflanzen einen unerlässlichen Beitrag zur Nahrungssicherheit des Menschen. Nicht zu vergessen: Zur Lebensqualität tragen sie auch häufig schon allein mit ihrer Schönheit bei.
Was können Kommunen tun?
Helfen Sie mit und machen Sie Ihre Kommune grün – etwa durch ausreichend naturnahe öffentliche Grünflächen. Dies stärkt die Bedeutung der Natur im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen und rückt vor Ort den Schutz der biologischen Vielfalt in den Blickpunkt. So können Sie zum Beispiel in Ihrer Stadt, Gemeinde oder Verbandsgemeinde darauf hinwirken, dass Blühflächen angelegt werden.
Urbane Grünflächen bieten unterschiedlichste Lebensräume und damit eine gute Basis für einen großen Artenreichtum. Dies reicht von der naturnahen Gestaltung von „Eh-da-Flächen“ und der Anlage innerörtlicher Blühstreifen über die Aussaat von Staudenmischungen auf kommunalen Brachflächen bis hin zum „Urban Gardening“. Mit der Schaffung von Nahrungs- und Bruthabitaten für Bienen, Vögel und Schmetterlinge erhöhen Sie die Artenvielfalt.
Denn jede neue Straße und jedes neue Baugebiet hat unmittelbare Auswirkungen auf den Boden, die Vegetation und das Mikroklima. Bundesweit werden schon heute mehr als 70 Prozent aller Lebensräume als bedroht eingestuft. Deshalb steigt das Siedlungsgrün als alternativer Lebensraum für Vögel und Insekten in seiner Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt.
Wenn kommunale Grünflächen dann noch zur Biotopvernetzung genutzt werden, leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Schutz der lokalen Biodiversität, sondern auch über die Stadt- und Gemeindegrenzen hinaus.
Mehr noch: Sie tragen damit auch zur Lebensqualität der Menschen vor Ort bei und bieten ihnen ganz nebenbei noch Naturerfahrung mit allen Sinnen. Im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ haben sich deutschlandweit Städte und Gemeinden zusammengeschlossen und leisten bereits ihre Beiträge zur Biodiversität.
Und wer bei uns in Rheinland-Pfalz verschiedene Maßnahmen vor Ort umsetzt und damit die biologische Vielfalt nachhaltig fördert, hat sogar die Chance auf eine Auszeichnung als „Aktion Grün Kommune“.
Was können Schulen und Kitas tun?
Sie sind Lehrer, Erzieher oder Pädagoge? Dann legen Sie mit den Kindern einen KiTa-Garten- oder einen Schulgarten an. Hier lernen junge Menschen die Natur mit allen ihren jahreszeitlichen Rhythmen kennen und können mit eigenen Händen säen, pflanzen, pflegen und ernten: ein idealer Lernort zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sozusagen ein „grünes Klassenzimmer“.
Wenn Sie einen Schulgarten anlegen wollen, können Sie Teil des „Schulgarten-Netzwerkes RLP“ werden. Gerne unterstützen wir Sie im Rahmen unseres Förderprogramms. Denn Gärten sind ein Stück selbstgeschaffenes Grün, in denen Kinder und Jugendliche die Natur mit allen Sinnen erleben und begreifen können und gleichzeitig erlernen, Fürsorge und Verantwortung dafür zu übernehmen. Sie lernen dabei auch, was regionale und saisonale Produkte sind – und dass Obst und Gemüse nicht im Supermarkt wachsen.
Oder Sie besuchen einen unserer zahlreichen „Lernorte Bauernhof“ im Land. Auch dort kann man Landwirtschaft entdecken, erleben und begreifen. Die Kinder erhalten einen Einblick in das Leben von Bauern und Winzern und erfahren, woher unsere heimischen Lebensmittel kommen und wie sie erzeugt werden. Pflanzen, Tiere und Technik statt Schulbuch, Tafel und Kreide.
Das landesweite „SchUR-Netzwerk“ und die regionale Netzwerke der Bildung für Nachhaltige Entwicklung stehen Schulen und KiTas offen und bieten eine Vielfalt an Angeboten zur Natur- und Umweltbildung. Oder werden Sie Teil des Projektes „Kindergarten-Paten“: Wir bieten Ihnen ausreichend Material und Möglichkeit gemeinsam mit Kindern auch spielerisch das Gartenjahr zu begehen: Es macht Spaß, gemeinsam mit den Junggärtnerinnen und Junggärtnern die Vielfalt der Gemüsesorten zu entdecken oder das Hochbeet als Lebensraum für Tiere kennenzulernen.
Wir unterstützen darüberhinaus Bienenprojekte an rheinland-pfälzischen Schulen. Damit wollen wir der jungen Generation die Bedeutung der Bienen für unsere Nahrungsgrundlage vermitteln und ihnen das Imkern näherbringen. Mit dem Projekt „Aktion Biene“ fördern wir die Haltung von Bienen in Schulen, Kindertagesstätten, Einrichtungen der Kinder- und Jugendpflege oder unseren außerschulische Lernorten.
Das Besondere an alle diesen Projekten und Möglichkeiten: Trockene Theorie wird lebendige Praxis – noch dazu dort, wo es Spaß macht. Nämlich draußen in der Natur.
Was kann die Landwirtschaft tun?
Die landschaftliche und biologische Vielfalt ist unser gemeinsames Naturkapital. Landwirte und Landwirtinnen sowie Winzer und Winzerinnen gestalten unsere Kulturlandschaft und damit auch die Lebensräume von wildlebenden Tieren und Pflanzen. Sie tragen damit eine besondere Verantwortung bei der dauerhaften Erhaltung unserer Lebensraum- und Artenvielfalt. Die Schaffung von Nahrungs- und Bruthabitaten für Bienen, Vögel und Schmetterlinge mithilfe von Brachflächen, Ackerblühstreifen, Säumen und Hecken erhöht die Artenvielfalt. Und mit dem Anbau und Vertrieb von Nahrungsmitteln leisten sie zudem einen Beitrag zur Wertschöpfung, aber auch zur Lebensqualität und regionalen Identität.
Eines ist klar: Naturschutz schafft gesellschaftlich einen Mehrwert. Davon kann auch der einzelne Betrieb profitieren. Mit Förderprogrammen in den Bereichen der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, Vertragsnaturschutz und im Ökologischen Landbau macht Rheinland-Pfalz Landwirten und Winzern ein breites Angebot zur Förderung von Leistungen für den Natur- und Umweltschutz. So werden für die naturschutzorientierte Nutzung von Grünland spezielle Förderangebote gemacht, ebenso wie für Bewirtschaftungsmaßnahmen zur gezielten Förderung der Arten- und Lebensraumvielfalt im Ackerbau durch Ackerwildkräuter oder Saum- und Bandstrukturen. Vögel finden in der strukturreichen Ackerlandschaft ideale Brut-, Mauser- und Jagdhabitate. Insekten und Kleinsäuger finden Nahrung, Deckung und Lebensraum. Darüber hinaus fördert das Land im Rahmen der Artenhilfsprogramme gezielt Maßnahmen zum Schutz besonders gefährdeter Arten.
Die Anzahl der Feldvögel bzw. Bodenbrüter in der Agrarlandschaft hat auch in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Gerade sie sind aber besonders auf extensiv genutztes Grünland oder Ackerland angewiesen. Werden Sie „Partnerbetrieb des Naturschutzes“ und nutzen Sie die Unterstützung der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen sowie des Vertragsnaturschutzes. Mit dem „Partnerbetrieb Naturschutz“ setzen wir auf die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft.
Unser Ziel ist eine landwirtschaftliche Produktionsstruktur, in der sich Naturschutz und Landwirtschaft als Partner begreifen. Integrieren Sie den Naturschutz in ihre Arbeit. Dies kann zum Beispiel die extensive Bewirtschaftung von artenreichem Grünland, der Erhalt oder die Schaffung von Lebensräumen wie Weinbergsmauern, Obstwiesen, Blühstreifen am Feldrand oder von Feldlerchenfenstern sein.
Der Ökolandbau leistet einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz. Bereits heute werden neun Prozent der Fläche in Rheinland-Pfalz ökologisch bewirtschaftet. Mit dem Ökoaktionsplan werden Maßnahmen gebündelt und entwickelt, um diese Stärken auszubauen, bestehende Hemmnisse abzubauen und einen Anteil der Ökofläche von 20 Prozent zu erreichen. Prüfen Sie, ob sich die Umstellung auf Ökolandbau für Sie lohnt. Das Land unterstützt Sie dabei!
Aber auch Streuobstflächen als prägende Bestandteile unserer Kulturlandschaft bieten bei extensiver, also naturverträglicher Nutzung, ideale Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen. Die Neuanlage, den Erhalt und die Pflege von Streuobstwiesen honorieren wir. Und zuletzt haben Sie noch die Möglichkeit, für „Naturschutz an Haus und Hof“ einen Beitrag zu leisten – leben doch viele Kulturfolgerarten wie Fledermäuse, Schwalben oder Schleiereulen als ihre natürlichen Nachbarn in und an den alten Gemäuern ihrer Wohn- und Betriebsgebäude.