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Geschichte/Synagoge in Bad Kissingen
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Bad Kissingen
(Kreisstadt)
Texte/Berichte über jüdische Einrichtungen:
Die israelitische Kinderheilstätte und das Israelitische Kurhospiz
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Kissingen wurden in jüdischen
Periodika gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Übersicht:
Plan zur Gründung
eines Spitals in Bad Kissingen
Bericht eines Komitees zur Gründung eines Spitals in Bad Kissingen (1868)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1868:
"Bericht des provisorischen Comité für Gründung eines jüdischen
Spitalfonds zu Kissingen.
Das unterfertigte Comité beehrt sich hiermit - unter Bezugnahme auf den im
Mai dieses Jahres erlassenen Aufruf - den folgenden Bericht zu
veröffentlichen:
Die Sammlungen während der verflossenen Kursaison lieferten ein ziemlich
befriedigendes Resultat. Überdies wurden von vielen Seiten bedeutende
Beiträge in Aussicht gestellt, sobald die Realisierung unseres Projektes
gesichert. Ebenso sind auch von hiesigen Israeliten Beiträge zugesagt und
mit Gewissheit zu erwarten.
Die Einnahmen betragen im Ganzen 583 fl. 26 Kr.
Ausgaben für Einrichtung und Betrieb 75 fl., 33 Kr. Bleibt
Aktivrest 507 fl., 63 Kr.
wovon 500 fk. bei der Königlichen Bank zu Schweinfurt als ein zu 3 %
verzinsliches Kapital angelegt wurden.
Hinsichtlich ihrer Größe rangieren sich die einzelnen Beiträge in
folgender Weise. Ein Beitrag unter 1 fl., 82 Beiträge von 1 fl. und darüber,
39 Beiträge von 5 fl. und darüber, 14 Beiträge von 10 fl. und darüber,
2 Beiträge von 20 fl. und darüber.
Mit gebührendem Danke für die bisherige Beteiligung und der
angelegentlichsten Bitte, um weitere Förderung des menschenfreundlichen
Werkes, zeichnet Hochachtungsvoll Kissingen, im Oktober 1868.
Das provisorische Comité:
Moses Löb Bamberger, Distrikts-Rabbiner. Samuel Ehrlich. Joseph
Goldstein. Moses Morck, als Kassier. Simon Rosenau, als
Kontrolleur." |
Berichte über die
Israelitische Kinderheilstätte
Aufruf zum Bau einer Israelitischen Kinderheilstätte (August/September 1899)
Anmerkung: Teil I der "Plaudereien aus der Sommerfrische" wurde aus
Norderney geschrieben. Der Verfasser des Beitrages zu Bad Kissingen war
Dr. Philipp (Pinchas, Pinkus) Münz. Er hatte seinen festen Wohnsitz in
Nürnberg, war aber zugleich als Kurarzt in Bad Kissingen tätig (Angaben von der
Großnichte Judit Brom geb. Münz und von Meir Brom in Jerusalem am 29.12.2011;
vgl. weitere Angaben nach dem Artikel).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1899: "Plaudereien
aus der Sommerfrische. Badegedanken und Anregungen. II. Kissingen, 31.
August (1899). In einem Bade wie Kissingen, wo Tausende und abermals
Tausende von Fremden aus allen Weltteilen zusammenströmen, ist zur Zeit der
Hochsaison, wenn der Menschenzufluss am stärksten, dem Beobachter reichlich
Gelegenheit geboten, an 'Land und Leuten' die interessanten Betrachtungen
anzustellen. Auf der Kurpromenade, dort, wo der Strom der Menschenmassen
während der Kurzeit sich mächtig staut und das Bild von Tag zu Tag, von
Stunde zu Stunde wechselt, ist das bequemst 'Rekognoszierungsterrain.' Es
ist früh Morgens, ein schöner, herrlicher Morgen, Ich sitze auf einer der
Promenadenbänke und lasse das bundschäckige, vielbewegte Bild der wogenden
Menge, welche bei den Klängen der Musik auf- und abwandelt, an mir
vorzuziehen. Unwillkürlich wird der Geist von den sich darbietenden
Erscheinungen gefangen gehalten und zu Betrachtungen angeregt. Drei
Gestalten, wir wohl bekannt, gewissermaßen die Typen der Kissinger
Badebesucher darstellend, erregen mein besonderes Interesse. Dort wankt
langsamen Schrittes, ein Glas Rakoczy in wohlberechneten Zügen schlürfend,
ein in mittleren Jahren stehender Kurgast daher; er ist sehr reich; doch was
nützt es ihm,? - schwere Krankheit ist von seinem Gesichte schon abzulesen.
Doch seht! Nicht weit von diesem stolziert mit wohlvergnügtem Schmunzeln, in
der Hand einen Blumenstrauß, der seiner Bestimmung eben entgegengeführt
wird, ein gesunder, blühend aussehender Mann. Er weilt zu seinem und zum
Vergnügen anderer in Kissingen, er ist zur 'Kur' da. Und dort in jenem
Winkel steht still bescheiden ein Männchen, dem man an der Kleidung die
Armut, an der Haltung die Krankheit ansieht, der zu jenen doppelt Armen
gehört, die krank am Herzen und krank am Beutel sind. Dass er in Kissingen
weilen kann, verdankt er nur der Milde edler Menschen. So wechseln die
Eindrücke und Bilder; man glaubt, durch ein Kaleidoskop zu schauen. Wie
grundverschieden sind doch die Gefühle, welche durch diese Eindrücke in der
Brust der einzelnen Menschen erweckt werden. Der Eine sieht's und amüsiert
sich dabei, der Andere bleibt kalt und gleichgültig, der Dritte wird tief
ergriffen, und zu Reflexionen angeregt, zu Betrachtungen über die
Erscheinungen, un den Endzweck des menschlichen Lebens. Was wir hier auf der
Kurpromenade sehen, ist eine Welt im Kleinen, denn auch draußen, da draußen
in der weiten, großen Welt geht es ebenso zu. Hier Fröhlichkeit und dort
Trauer, hier Reichtum und dort Armut, hier Gesundheit und dort Siechtum.
Immer derselbe krasse Gegensatz in der Verteilung irdischer Glückskinder,
die doch schließlich alle aus Gottes Hand stammen. Da fragen wir uns doch:
Warum hat Gott den Einen so reich begnadigt und dem Anderen alles versagt?
Warum ist das Füllhorn der Gnade auf den Einen mit vollen Händen gestreut? -
was er beginnt, ist vom Glücke begleitet, und warum weichen von der Schwelle
des Anderen nicht Not und Elend? - was dieser unternimmt, darauf ruht
gewissermaßen 'ein böser Stern'. Warum? Da Alles auf Erden, weil von Gott
kommend, einen Zweck zu erfüllen hat, welchem Zwecke dient eigentlich all'
das Ungemacht, von dem die Menschen, und gar oft nicht die schlechtesten,
heimgesucht werden? Diese Reflexionen stürmten auf mich mit geradezu
elementarer Gewalt sein, als ich letzthin die in Kissingen bestehende
Heilanstalt für skrophulöse Kinder besuchte.
Auf der Hälfte des Weges zur Saline - dort oben an der Landstraße - steht
ein schönes Bau, dessen Äußeres schon eine andere Bestimmung als die eines
Privathauses verrät. Es ist dies die Kinderheilstätte, welche, im Jahre 1887
mit einem nicht allzu großen Kostenaufwande erbaut und durch die Milde edler
Menschen sich immer mehr und mehr entfaltend, jetzt etwa 150 Kindern während
des Sommers Aufnahme gewahrt. Unter diesen rekrutiert sich nur ein
verschwindend kleiner Bruchteil aus jüdischen Kreisen. Die Statistik zeigt,
dass auf mehr als 100 christliche Kinder, welche in der Anstalt weilen, kaum
ein jüdisches entfällt, ein Verhältnis, das bei der großen Anzahl von
skrophulösen Kindern gerade unter der ärmeren jüdischen Bevölkerung
auffallen muss. Die Gründe hierfür liegen aber in dem ganzen Charakter der
Anstalt, die unter evangelischer Leitung steht. In erster Linie scheuen sich
die jüdischen Eltern, die noch irgendwie religiös denken, ihre Kinder einer
Anstalt anzuvertrauen, in welcher die Verpflegung eine unrituelle ist.
Augenblicklich weilen in der Anstalt 45 Kinder, unter ihnen kein jüdisches.
Wir treten in das Innere der Anstalt ein und besichtigen, von der Oberin des
Hauses geleitet, die einzelnen Räume. Überall entdeckt man
|
die
Spuren wohltätigen Sinnes und große Fürsorge; es ist alles recht praktisch
und komfortabel eingerichtet, viel neu hinzugebaut und verbessert. Unser
meistes Interesse erregen die beiden großen Schlafsäle, welche je achtzehn
Bettchen enthalten, manche von ihnen mit einer Votivtafel versehen, die den
Namen des edlen Spenders rühmend erwähnt; freilich entspricht dieses System
nicht ganz den Ansprüchen der Hygiene; es erscheint nicht tunlich, eine so
große Anzahl kranker Kinder in einem Raum zusammenzulagern. Es macht einen
eigenartigen Eindruck, diese vielen kleinen Bettchen, eines neben dem
anderen, stehen zu sehen; man glaubt sich in das Reich der Zwerge versetzt.
In Wirklichkeit aber sind diese Bettchen für arme, kranke Menschenkinder
bestimmt, für Kinder, die den Keim schwerer Erkrankung oft in sich tragend,
gleich den Blumen des Feldes in zartem Alter verwelken. Wenn man all' den
Jammer und all' das Elend so vieler kranker Kinder zusammen an einem Platze
sieht, dann lehrt mit den alten Eindrücken auch die alte Frage wieder; Warum
ist diesen armen Kindern, welche den Unterschied des Guten und Bösen nicht
kennen, jede Lebensfreude versagt? Da alles auf Erden, wie erwähnt, einen
Zweck zu erfüllen hat, da nichts zwecklos ist, welchem Zwecke kann das Leid
kranker, unschuldiger Kinder dienen? Vielleicht dass diese Kinder mit ihrem
Elend die Bestimmung haben, jene höchste und vorzüglichste Eigenschaft des
Menschen, welche Gott in seine Brust gesenkt und die ihn erst zum Menschen,
zum Ebenbilde Gottes erhebt, das Mitleidsgefühl und das Erbarmen zu erhalten
und neu zu beleben. Wenn den Menschen nichts mehr auf Erden mitleidig
stimmt, wenn sein Sinn noch so sehr verstockt und gefühllos ist, das Weh
kranker Kinder wird sicherlich sein Herz bewegen und einen sanften Strahl
des Mitleids in dasselbe lenken. Wo in aller Welt gibt es einen Juden zumal,
der nicht Mitleid empfindet und werktätige Liebe übt, wenn das Stöhnen
unschuldiger, kranker Kinder an sein Ohr dringt?
Wohlan, Ihr reichen, Ihr edlen Wohltäter des Judentums! Es dringt dieses
Stöhnen an Euer Ohr! Viele kranke Kinder flehen Euch an mit tränenden Augen,
sie flehen: 'Erbauet uns eine jüdische Kinderheilstätte in Kissingen, damit
wir daselbst Linderung und Heilung unserer Leiden finden! Sollen wir, weil
wir arm sind, dahinsiechen in kindlichem Alter? Helfet eine Heilanstalt
erbauen, die uns in unserer Krankheit Aufnahme gewährt!' Dieser Appell wird
sich gewiss nicht vergebens an die nie versiegende Mildtätigkeit jüdischer
Kreis, welcher Parteirichtung sie auch angehören, richten. Gibt es denn ein
größeres Verdienst, als diesen armen, kranken Kindern zu helfen, als sie
durch passende Behandlung dem Leben und den bekümmerten Eltern
wiederzugeben?
Die Errichtung einer jüdischen Kinderheilstätte in Kissingen - diese soll
Kindern aus allen Landesteilen in gleicher Weise zu Gute kommen - es ist
nicht nur wünschenswert, sondern geradezu ein Erfordernis. In ganz Bayern,
ja in ganz Süddeutschland existiert keine solche Wohlfahrtseinrichtung. Wie
wohltuend und segensreich solche Anstalten wirken, geht am besten aus den
erzielten Heilerfolgen hervor, dass überall dort, wo gesonderte
israelitische Kinderheilstätten, wie z.B. in Königsdorf bei Gleiwitz
bestehen, diese sich eines lebhaften Zuspruches seitens jüdischer Kinder
erfreuen und von Jahr zu Jahr sich immer mehr entfalten. Es ist schon darauf
hingewiesen worden, dass unter den ärmeren jüdischen Schichten der
Bevölkerung sich zahlreiche kranke Kinder befinden, die an Skrophulose,
Rachitis, sowie anderen Stoffwechselkrankheiten leiden. Ein
mehrwöchentlicher Aufenthalt in einer passenden Anstalt ist dazu angetan,
den Kindern gar oft Lebensfrische und Gesundheit zu schenken. Welcher Platz
ist zur Heilung dieser Leid geeigneter als Kissingen mit seiner schönen,
gesunden Lage und seinen heilkräftigen Quellen! Edle Wohltäter stiften darum
eins der besten und humansten Werke, wenn sie durch Tat und Beistand die
Begründung einer jüdischen Kinderheilanstalt in Kissingen fördern. Ein
Comité ist in Bildung begriffen. Es kommt jetzt vor allem darauf an, einen
größeren Geldfonds zu erlangen, bevor weitere Dispositionen getroffen werden
können.
Mitteilungen bittet man zu richten an die Herren A. Grünbaum,
Fabrikstraße, Bankier Martin Hirschmann, beide in Nürnberg, an die löbliche
Redaktion des Israelit in Mainz oder an untenstehende Adresse.
Und nun zur Tat! Möge ein Jeder nach Maßgabe seines Vermögens und
seines Edelmutes zur Vollendung dieses gro0ßen gemeinnützigen Werkes
beisteuern, dieses Monumentes, dauerndes als Erz! Gottes reicher Lohn und
der Segen aus Kindermund ist sein Teil. Mögen diese Zeilen das Samenkorn
sein, das von dem sanften Hauch jüdischer Milde gereift, die edelsten Saaten
erzeugt! Dr. med. Münz - Nürnberg." |
|
Links:
Umschlag eines Briefes an Dr. P. Münz in Bad Kissingen (aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries; nachstehende Bemerkungen gleichfalls von
Peter Karl Müller): Der Brief wurde von Fürth am 18. Mai 1911 nach Bad
Kissingen geschickt. Der Empfänger war Dr. P. Münz.
Sanitätsrat Dr. med. Philipp (Pinchas, Pinkus) Münz hatte seinen
festen Wohnsitz in Nürnberg, Hochstraße 22. Auch in der Israelitischen
Kultusgemeinde Nürnberg spielte er eine Rolle. 1899 hielt er einen Vortrag
in der dortigen Gemeindebibliothek (vgl. Leibl Rosenberg: Spuren und
Fragmente, Jüdische Bücher, Jüdische Schicksale in Nürnberg. S. 133-135: Die
Familie Münz. Dr. Münz war Wegbereiter und Wegbegleiter der Israelitischen
Kinderheilstätte in Bad Kissingen. Bereits 1899 warb er mit großem
Engagement für die Schaffung einer jüdischen Kinderheilstätte in Bad
Kissingen. 1905 wurde er bei der Einweihung der Israelitischen
Kinderheilstätte vom Festredner Wilhelm Ottensooser, Nürnberg als der
eigentliche Vater der Kinderheilstätte bezeichnet. Im Zeitungsartikel zum
25-jährigen Bestehen der Kinderheilanstalt 1926 findet sich der Hinweis auf
seine seit dem Bestehen der Anstalt bis zum 25 Jahre späteren Zeitpunkt
aktive Mitarbeit als leitender Arzt der Kinderheilanstalt im Nebendienst.
Noch 1930 legt er nach dem Artikel im "Israelit" vom 10. April 1931 als 1.
Vorsitzender des Vereins "Israelitische Kinderheilstätte" den Jahresbericht
des vergangenen Jahres 1930 vor. Das über 30 Jahre fortwährende Engagement
für die Israelitische Kinderheilanstalt in Bad Kissingen war für Dr. Münz
ein zentraler Bereich seines Schaffens und seines Lebenswerkes.
Dr. Münz wurde am 13. Januar 1943, 4 Tage nach seinem 79. Geburtstag von
Berlin nach Theresienstadt deportiert zusammen mit seinem Sohn Dr. Alfred
Münz (geb. 1897 in Nürnberg, war gleichfalls Arzt von Beruf). Dr.
Philipp Münz ist am 15. August 1944 im Ghetto Theresienstadt umgekommen.
Sein Sohn Alfred wurde am 29. September von Theresienstadt nach Auschwitz
deportiert und ermordet. Ein Enkel von Dr. Münz, Alfreds Sohn Heinrich
Münz konnte in die USA emigrieren, arbeitete dort als Zahnarzt und
schrieb u.a. ein Buch über Magenkrankheiten. |
Auf dem Weg zur Eröffnung einer Kinderheilstätte in Bad Kissingen (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1901: "Kissingen, im
Mai (1901). Zu den segensreichsten Wohlfahrtseinrichtungen, welche die
moderne Zeit innerhalb des Judentums geschaffen hat, gehören sicherlich die
israelitischen Kinderheilstätten, welche siechen Kindern - den armen
unentgeltlich, den bemittelten gegen mäßige Bezahlung - ihre Pforten
öffnen.
Dass die bereist bestehenden derartigen Anstalten einem fühlbaren
Bedürfnisse entsprechen, ist durch die Tatsachen bewiesen. Die Zahl der
Bittsteller wächst von Jahr zu Jahr und ist oft so groß, dass allen
Aufnahmegesuchen gar nicht entsprochen werden kann. Es werden bisher
jährlich etwa 500 Kinder in den jüdischen Kinderheilstätten verpflegt und
behandelt. Da mit den erschwerten Erwerbsverhältnissen und den
verschlechterten Lebensbedingungen die Zahl dieser Kinder stetig zunimmt,
ist es mit doppelter Freude zu begrüßen, wenn die bereits bestehenden
Anstalten durch die Begründung einer neuen Kinderheilstätte entlastet
werden. Eine solche neue Anstalt wird auf seine seinerzeit gegebene Anregung
des Herrn Dr. med. Münz in Nürnberg in dem durch seine schöne Lage und seine
vorzüglichen Quellen gleich ausgezeichneten Bade Kissingen mit Gottes Hilfe
ins Leben gerufen. Die Kinderheilstätte in Kissingen ist bestimmt zur
Aufnahme von kranken, schwächlichen oder sonst in der Entwicklung
zurückgebliebenen Kindern beiderlei Geschlechts im Alter von 4-16 Jahren.
Das edle, humanitäre Werk rückt, Dank des einmütigen Zusammenwirkens der
Kreise aus allen religiösen Parteirichtungen, seiner Vollendung näher. Es
sind bereits größere einmalige Beiträge, worunter allein die hochherzige
Spende von 10.000 Mark seitens des als Wohltäter bekannten Herrn S. Bergmann
- Fürth und seiner edlen Frau Gemahlin, dem Unternehmen zugewandt worden.
Dadurch war man in die Lage versetzt, einen geeigneten Bauplatz für die
Kinderheilstätte in Kissingen käuflich zu erwerben. Es fehlen freilich noch
bedeutende Summen, um nur den Bau, ein kleines Wahrzeichen jüdischen
Wohltätigkeitssinnes, in Angriff zu nehmen. Das Komitee, welches sich aus
angesehenen Männern aller Landesteile zusammensetzt und die Begründung der
israelitischen Kinderheilstätte in Kissingen anstrebt, wendet sich darum an
den oft bewährten jüdischen Wohltätigkeitssinn edler Menschenfreunde mit der
Bitte, das hochherzige Werk durch Gewährung eines einmaligen Beitrags zu
unterstützen und mitbegründen zu helfen. Eine jede Zuwendung stiftet reichen
Segen und darf des wärmsten Dankes sich sein; auf jeder Gab ruht der Segen
aus Kindermund, ruht der Segen Gottes.
Die gute Sache spricht für sich selbst und auch wirr wünschen ihr viele
Freunde und Gönner. Beiträge bittet man zu richtigen an die Adresse des
Herrn Bankier Wilhelm Ottensooser - Nürnberg, oder an Herrn Bankier
A. Löwenthal - Kissingen, sonstige Anfragen und Mitteilungen an
Herrn Dr. med. Münz in Nürnberg. B." |
Neue Mitglieder im Komitee zur Begründung einer israelitischen Kinderheilstätte
in Bad Kissingen (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1901: "Nürnberg,
29. Oktober (1901). Dem Komitee zur Begründung einer israelitischen
Kinderheilstätte in Bad Kissingen sind ferner beigetreten die Herren: prakt.
Arzt Dr. H. Auerbacher, Köln am Rhein, Geheimer Sanitätsrat Dr. J. Boas,
Berlin, praktischer Arzt Dr. med. Danheißer, Landau, Bezirksrabbiner
Dr. Einstein, Landau, Redakteur Dr. H. Hildesheimer, Berlin, Bezirksrabbiner
Dr. Landsberg, Kaiserslautern, Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein, Mosbach,
Baden, Rechtsanwalt Dr. G. Kaufmann, Mannheim, Kirchenrat Dr. Kroner,
Stuttgart, Bezirksrabbiner Dr. Mayer, Zweibrücken, Gustav Rosenthal,
Mellrichstadt, Samuel Strauß, Karlsruhe, Geheimer Medizinalrat Prof. Dr.
Senator, Berlin, Moses Stern, Erlangen, Nathan Ullmann, Kempen, Hermann
Lehmann, Frankfurt a.M." |
Stand der Planungen für den Bau der Kinderheilstätte (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1902: "Bad Kissingen,
30. Juli (1902). Der 'Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen',
welche armen und siechen Kindern aus Familien aller Landesteile und aller
religiösen Parteirichtungen ihre gastlichen Pforten öffnen soll, ist Dank
des Wohlwollens des hohen königlichen Ministeriums die durch Herrn
Badpächter Hessing gütigst bewilligte Anlage einer eigenen Soleleitung in
die neue Anstalt zugestanden worden. Die 'Israelitische Kindheilstätte'
hierselbst ist demnach die einzige, derartige israelitische Anstalt in
Deutschland, welche die großen Vorteile einer eigenen Solezufuhr besitzt.
Ebenso ist nunmehr, nachdem die sich entgegenstellenden Schwierigkeiten
beseitigt wurden, die Genehmigung der Baupläne seitens des königlichen
Bezirksamtes Kissingen erfolgt. Ein geeigneter Bauplatz an der
Salinenstraße, halbwegs zur Saline, ist bereits käuflich erworben worden.
Die Errichtung der Anstalt soll aber, wie verlautet, erst dann in Angriff
genommen werden, wenn der für den Bau und die innere Ausstattung des
Instituts bestimmte Betrag vorhanden ist. Es stehen dem Verein der
israelitischen Kinderheilstätte etwa 55.000 Mark bisher zur Verfügung; man
hofft aber, den Rest in kurzer Zeit durch den Wohltätigkeitssinn edler
Menschenfreunde aufzubringen, um das gute, gemeinnützige Werk sobald als
möglich vollenden zu können. Möge darum die Zahl der großmütigen Freunde und
Gönner der segensreichen Anstalt sich mehren! Zur Empfangnahme von Beiträgen
sind bereit die Herren Bankier A. Löwenthal jun. in Bad Kissingen, Bankier
Wilhelm Ottensoser in Nürnberg, sowie alle anderen Mitglieder des Komitees,
dem Männer aus ganz Deutschland angehören: alle sonstigen Mitteilungen sind
an Herrn Dr. P. Münz, Badearzt in Bad Kissingen, im Winter in Nürnberg, zu
richten." |
Grundsteinlegung für die israelitische Kinderheilstätte (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1904: "Bad Kissingen,
7. März (1904). Kaum drei Jahre sind verflossen, seitdem durch Dr. med. Münz
- Bad Kissingen (Nürnberg) der Gedanke angeregt wurde, in dem durch seine
heilkräftigen Quellen (Rahoczy-Brunnen, kohlensäurehaltigen Solbäder)
berühmten Bade Kissingen eine israelitische Kinderheilstätte zu errichten,
und jetzt ist Danke der Energie und der Wohltätigkeit einer Reihe edler
Menschenfreunde das Werk so weit gediehen, dass heute der Grundstein zum
Bau der Anstalt gelegt werden konnte. Die Bauleitung liegt, wie wir
hören, in den Händen des bewährten Architekten Krampf. Die Anstalt, in
idyllisch schöner Lage errichtet, stellt sich als ein einfacher, solider Bau
im Renaissancestil dar, der in seiner inneren Gestaltung allen Bedingungen
moderner Hygiene Rechnung trägt. Im Souterrain befinden sich zwei getrennte
Küchen, die Wohnung des Inspektors sowie einzelne Badekabinen. Das Parterre
enthält die Schwesternzimmer, das Ordinations- und Operationszimmer des
Arztes, geräumige Speisezimmer und Veranden für die Kinder; im ersten Stock
befinden sich die vier großen und luftigen Schlafsäle für je 5-8
gleichaltrige Pfleglinde desselben Geschlechts, sowie einige Extrazimmer für
Kinder. Dementsprechend sind die anderen Räume in geeigneter Weise verteilt.
es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass die israelitische
Landesheilstätte in Bad Kissingen die einzige derartige Anstalt in
Deutschland ist, welche eigene Solzuleitung besitzt, sodass die Kinder in
der Anstalt selbst ihre Bäder gebrauchen können. Der Bau wird so gefördert,
dass die Anstalt bereits Mitte Mai 1905 eröffnet wird. Es finden kranke,
schwächliche, in der Entwicklung zurückgebliebene Kinder aus allen Teilen
Deutschlands - die armen unentgeltlich Aufnahme; in erster Linie finden aber
Kinder aus solchen Gemeinden Berücksichtigung, welch das Unternehmen
entsprechend gefördert haben. Wiewohl auch jetzt, wie es in einem
diesbezüglichen Aufrufe heißt, einmalige Spenden willkommen sind, so wird
doch das Hauptgewicht auf die Sammlung jährlicher Beiträge für den Unterhalt
der Anstalt gelegt. Das gute Werk spricht für sich selbst; möge es von
Neuem viele edle Gönner und Freunde finden. Alle Beiträge sind an Herrn
Bankier Wilhelm Ottensooser in Nürnberg, alle anderen Mitteilungen an Herrn
prakt. Arzt Dr. med. Münz (Nürnberg), Sommer in Bad Kissingen zu richten.
J.R." |
Wohltätigkeitsbasar zugunsten der Kinderheilstätte (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1904: "Bad
Kissingen, 19. Juli (1904). Heute Nachmittag wurde hier im englischen
Garten ein Wohltätigkeitsbazar abgehalten von den hier zur Kur weilenden
Brüdern und Schwester der 'Bne Bris'-Logen, sowie anderen Kurgästen. Der
Reinertrag von ca. 500 wird für jüdische, arme Kurgäste, sowie für das
bereits im Bau begriffene israelitische Kinderhospital hier verwendet. Der
schöne Erfolg der Veranstaltung, welche infolge der 'Neun Tage' natürlich
ohne Musik stattfand, ist in erster Linie der durch ihnen Wohltätigkeitssinn
bekannten Frau Gottlieb Rosenfeld aus Frankfurt am Main zu verdanken, welche
den Bazar ins Leben gerufen und geleitet hat. Herr Rabbiner Dr. Kopfstein
aus Beuthen und Herr Kirchenrat Dr. Kroner aus Stuttgart, gaben zum Schlusse
im Namen aller Teilnehmer ihrem besonderen Danke für Frau Rosenfeld
Ausdruck, welche sich so sehr verdient gemacht hat." |
Einweihung der Israelitischen Kinderheilstätte (1905)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Juni 1905: "Brief aus
Kissingen.
Bad Kissingen, 14. Juni (1905). Kaum vier Jahre sind
verflossen, seitdem durch den Badearzt Herrn Dr. Münz in Bad Kissingen der
glückliche Gedanke angeregt wurde, in unserem durch seine heilkräftigen
Quellen weltberühmten Bade eine israelitische Kinderheilstätte zu errichten,
und heute ist dank seinen eifrigen Bemühungen und der Unterstützung edler
Menschenfreunde unter denen Herr S. Bergmann - Fürth und Herr A, Schwarz -
Nürnberg besonders hervorragen, der Gedanke zur Tat geworden. Die Anstalt
wurde vorgestern in feierlicher Weise in Gegenwart der Behörden und
zahlreich erschienener Gäste ihrer Bestimmung übergeben. Unter den
Erschienenen erblickte man die Herren Königlicher Regierungsrat Baron von
Bechtolsheim, regierender Bürgermeister Hofrat Huchs, M.R. Louis Vay, Major
und Bezirkskommandeur Endres, Major und Bezirksoffizier Dietz, Adjutant
Leutnant Zentgraf, Assessor Dr. Karl, Medizinalrat Dr. Vanselow, Königlicher
Bezirksarzt, Geheimer Rat Dr. Oskar Diruf, Vertreter des ärztlichen
Bezirksvereins der Kinderheilanstalt (e.V.), Hofrat Dr. Kaim und
verschiedene andere. Der Akt der Eröffnung verlief in sehr würdiger und
weihevoller Weise. Nachdem ein durch Herrn Lehrer Steinberger arrangiertes
Doppelquartett den Psalm 8: 'Wie lieblich sind Deine Wohnungen' in
eindrucksvoller Weise gesungen, sprach in inniger effektvoller Betonung der
8-jährige Alfred Münz folgenden von seinem Vater Herrn Dr. Münz verfassten
Prolog:
Wie klingt so hell das Dankeslied im Sängerchore, Da gastlich sich
geöffnet dieses Hauses Tore,
und durch die Fenster flutet mild und warm hinein Des Himmels
heller Strahl und sanfter Sonnenschein.
Doch sagt! ist Menschenliebe und Erbarmen nicht Des Himmels
schönster Strahl, der Sonne wärmstes Licht,
Das Gott in jedes Menschen Brust so tief gesenkt, Dass er des Elends
and'rer liebevoll gedenkt? |
Denn
Milde und Erbarmen leuchtet in die Welt, Die dunkle Nacht des Leids
mit lichtem Strahl erhellt.
Wie leuchtet dieses Haus so klar, so hell und traut, Das Edelsinn
und Menschenliebe hat erbaut!
Der Jugend, die da krank und siech, ist es geweiht. Zu lindern
ihres Daseins Jammer und ihr Leid.
Die abgehärmt und bleib in dieses Haus hier einzieh'n, Zu neuer
Kraft und frischem Leben bald erblüh'n.
Drum nehmt im Namen jener Kinder Dank entgegen, Stets möge
ruh'n auf diesem Hause Gottes Segen,
Dass allzeit Freud' und Fried' in diesen Hallen walte Und nie
der Menschenliebe warmer Strahl erkalte!'
Hierauf hielt Herr Wilhelm Ottensooser - Nürnberg eine formvollendete
Festrede, in welcher er die hohe hygienische Bedeutung der Kinderheilstätten
im allgemeinen, sowie die Geschichte und die Bedeutung der neugegründeten
Anstalt in Bad Kissingen in klarer und anschaulicher Weise darstellte. Bei
der in heutiger Zeit sich leider vollziehenden Zentralisation des
Großkapitals, der sich deshalb immer mehr verbreiternden Kluft zwischen Arm
und Reich, sowie der sich immer mehr vervollkommnenden Technik und den damit
in Verbindung stehenden erhöhten Anforderungen an Geist und Körper des
Einzelnen sei es unbedingt vonnöten, dass dem Minderbemittelten Gelegenheit
geboten werde, seine sowie auch hauptsächlich seiner Nachkommen Gesundheit
zu fördern. Wohl sei man mit der Invaliditäts- und Altersversicherung auf
sozialem Gebiete schon ein gut Stück vorwärts gekommen, aber noch lange
nicht zum Ziel; auch könne man dem Staate schließlich nicht alles aufbürden,
hier müssen vielmehr die Nächstenliebe und die praktische Religion
einspringen. Einem wie großen Bedürfnis die Anstalt entsprengen sei, gehe
schon daraus hervor, dass bereits 70 Anmeldungen und 60 Zusagen eingelaufen
seien. In den Kinderheilstätten findet eine Reihe chronischer Erkrankungen
die wirksamste Behandlung, sie wirken aber auch prophylaktisch gegen den
Ausbruch der Volkskrankheit Tuberkulose. Auf die historische Entwicklung des
Heilstättenwesens, das in Deutschland in den fünfziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts aufblühte und bald einen ungeahnt hohen Aufschwung nahm,
eingehend, feierte der Redner Herrn Dr. Münz als eigentlichen Vater der
Anstalt, der vor einigen Jahren von einer benachbarten evangelischen
Heilstätte derart eingenommen war, dass in ihm der Plan reifte, auch in
Kissingen eine solche Heilstätte zu gründen. Herr Dr. Münz fand hier bald
Gleichgesinnte und nach vielen Mühen und Opfern gelang endlich das Werk, das
ein solches weitgehendster Toleranz und edelster Nächstenliebe sein soll.
Herr Ottensooser übergab nunmehr die Anstalt, die erste ihrer Art in Bayern,
ihrer Bestimmung. Auch die neue Kinderheilstätte ist entsprechend den
Heilindikationen Kissingens berufen, sich den anderen in Deutschland bereits
bestehenden 60 Anstalten würdig an die Seite zu stellen. Herr Ottensooser
hob die Verdienste, die sich die schon genannten und die auf den Votivtafeln
verzeichneten Damen und Herren: S. Bergmann - Fürth, Adolf Schwarz -
Nürnberg, Max von Goldschmidt - Frankfurt am Main, Frau Jennie H. Nothmann -
Würzburg durch die Stiftung je eines Freibetts im Betrage von 3.000 Mark
erworben haben, hervor und dankte nicht nur diesen, sondern auch allen
denjenigen, welche an dem Gelingen des Werkes mitgearbeitet. Auch den
öffentlichen Behörden, die ihr Wohlwollen stets dem gemeinnützigen Werke
gezeigt, zollte er Anerkennung und Dank. Ein tiefergreifendes, vom
Doppelquartett gesungenes Gebet von Otto schloss die eigentliche Feier. An
diese reihte sich unter Führung des Herrn Dr. Münz ein Rundgang durch die
Anstalt und eine Besichtigung derselben. Nachher vereinigte ein Festmahl die
Mitglieder des Kuratoriums und |
des
Komitee zu einem gemütlichen Beisammensein. Schöne und innige Reden würzten
das Mahl. Herr Bergmann begrüßte die Anwesenden und widmete sein erstes Glas
dem Protektor aller edlen Werke, dem Prinzregenten; alle Anwesenden stimmten
begeistert in das von ihm auf Bayerns geliebten Fürsten ausgebrachte Hoch
ein. Herr Dr. Münz wies auf die Verdienste der Gönner der Anstalt hin und
schilderte die Entstehungsgeschichte der Anstalt. In bunter Reihe sprachen
sodann die Herren Adolf Schwarz - Nürnberg, Wilhelm Ottensooser,
Regierungsbaumeister Wallersteiner, Abraham Löwenthal und Felix Ehrlich -
Bad Kissingen, Willibald Löwenthal - Berlin. Die Kissinger Herren sprachen
ihren Dank und ihre Anerkennung für das Gelingen des Werkes aus. Es kamen
sodann die zahlreichen aus allen Gegenden Deutschlands eingelaufenen
Glückwunschtelegramme und Schreiben zur Verlesung. Der Königliche
Oberregierungsrat Krug - Würzburg sandte ein Schreiben, in welchem er
bedauerte, wegen Verhinderung an der Feier nicht teilnehmen zu können und
dem wohltätigen Unternehmen den besten Erfolg wünscht. Auf ein
Huldigungstelegramm an Seine Königliche Hoheit den Prinzregenten kam zu
Händen des Dr. Münz folgendes Antworttelegramm:
Seine Königliche Hoheit der Prinzregent lassen dem Vorstande der
israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen für die anlässlich der
Eröffnung dieser gemeinnützigen Anstalt Allerhöchstdemselben in treu
ergebener Gesinnung dargebrachte Huldigung Ihren besten Dank entsenden. Im
Allerhöchsten Auftrage: Freiherr von Wiedemann, Generalleutnant,
Generaladjutant.
Die Anstalt selbst repräsentiert sich als ein äußerst geschmackvoller,
gediegener Bau im Renaissancestil, welcher seinem Erbauer, dem Herren
Architekten Carl Krampf alle Ehre macht. Das Haus ist von Gartenanlagen und
Spielplätzen umgeben. Das Innere der Anstalt ist sehr praktisch und gefällig
eingerichtet, mit allem Komfort ausgestattet und entspricht in allen Teilen
den modernen hygienischen Ansprüchen. Die Anstalt besitzt eine eigene
Solezuleitung. Im Souterrain befinden sich zwei Küchen, die Waschräume, das
Kesselhaus, zwei Badekabinen und die Wohnung des Hausmeisters. Das
Hochparterre wird durch den schönen, luftigen Speisesaal, die Zimmer des
Arztes, die Wohnung der Oberschwester, eine stattliche Veranda, in der die
vier Votivtafeln sich befinden, zwei Badekabinen und andere Räume
eingenommen. Im ersten Stock befinden sich zwei Separatschlafzimmer für
Kinder, außerdem viert große Schlafzimmer und ein Schwesternzimmer, sowie
drei Veranden. Garderobezimmer, Mädchenzimmer, Bodenräume befinden sich im
zweiten Stockwerk. Die Anstalt kann gleichzeitig 26 Kinder beherbergen; die
armen Kinder werden unentgeltlich, die bemittelten gegen Zahlung der
Selbstkosten aufgenommen. Schon in dieser Saison werden über 60 Kinder aus
allen Teilen Deutschlands, die meisten von ihnen ohne jegliche Bezahlung,
Aufnahme finden. Es finden in der Anstalt Behandlung: Skrofulose, Rachitis,
Blutarmut, Magen-Darm-Leiden, Rheumatismus, Herzleiden, allgemeine Schwäche,
erschwerte Rekonvaleszenz. Die Kurdauer beträgt durchschnittlich vier
Wochen; in Ausnahmefällen wird diese verlängert. Behandelnder Arzt ist Herr
Dr. Münz, der die Behandlung unentgeltlich leitet; als beratender Arzt
funktioniert Herr Medizinalrat Dr. Vanselow. Dem Kuratorium gehören an als:
1. Vorsitzender Herr S. Bergmann - Fürth, 2. Vorsitzender Herr A. Schwarz -
Nürnberg, Schriftführer Herr Dr. Münz - Bad Kissingen, 1. Kassierer Herr
Wilhelm Ottensooser Nürnberg, 2. Kassierer Herr A. Löwenthal jun. -
Bad Kissingen, Herr Regierungsbaumeister Wallersteiner - Nürnberg, Herr
Bankdirektor H. Ullmer - Nürnberg, in Berlin die Herren Geheimer |
Medizinalrat
Professor Dr. Senator, Justizrat Rechtsanwalt Timendorfer, Adolf Salomon, In
Stuttgart Herr Kirchenrat Dr. Kroner, in Augsburg Herr Hugo Landauer, in
Frankfurt am Main Herr Rabbiner Dr. Horowitz. Die Anstalt repräsentiert sich
als eine Musteranstalt ersten Ranges. Der Bau und die Einrichtungen haben
110.000 Mark gekostet; der jährliche Unterhalt, der sich auf etwa 9.000 Mark
beläuft, soll durch Jahresbeiträge der Gönner der Anstalt aufgebracht
werden. Folgende Geschäftsleite waren bei dem Bau beteiligt: Baumeister
Bernhard Kiesel, Spenglermeister Vah, Schlossermeister Vogler,
Schreinermeister Mergenthal, Tünchermeister Galland, Glasermeister Krebs,
sämtlich in Bade Kissingen. Auch der größte Teil der inneren Einrichtung, an
deren Lieferung an 50 Firmen beteiligt waren, wurde in Bad Kissingen von den
verschiedenen Geschäftshäusern geliefert. Alle Menschenfreunde begleiten
dieses edle Werk der Liebe und des Erbarmens mit den besten Segnungen und
wünschen ihm ein günstiges Gedeihen." |
Besuch der Kinderheilstätte durch Minister Freiherr von Brettreich (1908)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1908: "Kissingen,
30. August (1908). Der Minister Freiherr von Brettreich mit seiner Gemahlin
in Begleitung des Herrn Hofrats Fuchs besichtigten heute unter Führung von
Herrn und Frau Dr. Münz die israelitische Kinderheilstätte. Sie wurden durch
einen Gesang der Kinder begrüßt, worauf der Frau Minister von einem Mädchen
ein Blumenbukett überreicht wurde. Der Minister sprach seine vollste
Anerkennung über die ebenso modernen wie praktischen Einrichtungen der
Anstalt aus." |
Bericht der Israelitischen Kinderheilstätte (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1909: "Bad Kissingen,
1. Dezember (1909). Die Israelitische Kinderheilstätte in Bad
Kissingen hat mit dem nunmehr zu Ende gehenden 5. Jahre ihres Bestehens ca.
600 Kinder aus allen Teilen Deutschlands aufgenommen. Die erzielten
Resultate sind glänzende. Die Anstalt wird hauptsächlich durch jährliche
Beiträge erhalten, die aus allen Teilen Deutschlands fließen. Im Jahre 1910
soll der Wirkungskreis der Anstalt wesentlich erweitert und statt bisher ca.
140 sollen nunmehr 160 Kinder aufgenommen werden. Möge die Anstalt Gönner
und Spender finden, die ihr die Erreichung dieses Ziel ermöglichen
helfen.
Schatzmeister des Vereins ist Herr Wilhelm Ottensooser, Adlerstraße
in Nürnberg. Anmeldungen von Kindern nimmt Herr Dr. P. Münz,
Arzt in Kissingen entgegen." |
Mitteilung aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Juli 1910: "Kissingen.
Die 1905 begründet Israelitische Kinderheilstätte (e.V.) hat in den 5 Jahren
ihres Bestehens 578 Kinder unentgeltlich oder zu ermäßigten Preisen
verpflegt. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug am Schluss des
letzten Vereinsjahres ca. 1.700." |
Bericht aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März 1911: "Die
israelitische Kinderheilstätte in Bad Kissingen, die 1905 eröffnet
wurde, hat bereits 746 kranken, schwächlichen Kindern aus allen Teilen
Deutschlands Aufnahme gewährt. Sie ist in herrlicher Lage am Wege zur Saline
gelegen und auf das modernste eingerichtet. Im Jahre 1910 hat sie ihren
Wirkungskreis wesentlich erweitert und statt wie bisher 140, 169 Kinder
aufgenommen. Der Unterhalt der Anstalt wird lediglich aus jährlichen
Beiträgen bestritten." |
Jahresbericht des Vereins der Israelitischen Kinderheilstätte (1911)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1911: "Bad
Kissingen, 25. Juni (1911). Der 'Verein der Israelitischen
Kinderheilstätte in Bad Kissingen' blickt wiederum auf ein Jahr emsigen
Schaffens zurück, und wiederum wendet er sich an seine Freunde und Gönner,
um ihnen einen Einblick in seine Tätigkeit während der abgelaufenen Saison
1910 zu gewähren.
Wie der Bericht mit Genugtuung hervorhebt, ist es gelungen, in dem
verflossenen Jahre den Wirkungskreis der Anstalt wesentlich zu erweitern.
Indem man nämlich einen neuen Schlafsaal mit einem Nebengelass für eine
wachhabende Hilfsschwester schuf, wurde es ermöglicht, dass 29 Kindern mehr
als bisher Aufnahme gewährt werden konnte. Im Laufe der verflossenen Saison
haben bei viermaligem Schichtwechsel und bei einer Aufenthaltsdauer von
durchschnittlich 30 Tagen insgesamt 169 Kinder - 77 Knaben und 92 Mädchen -
darunter 9 christlicher Konfession, Aufnahme und Verpflegung gefunden. Die
Aufnahme erfolgte bei 81 Kindern völlig unentgeltlich, bei den übrigen zu
bedeutend ermäßigten Preisen, nur einzelne Kinder zahlten die Selbstkosten.
von den aufgenommenen Pfleglingen stammen aus Bayern 102, aus Preußen 41,
aus Baden 14, aus Württemberg 2, aus Sachsen 2, den thüringischen Staaten 7,
aus Russland 1.
Am 17. März fand in Nürnberg die ordentliche Generalversammlung statt. In
derselben wurde durch Herrn Dr. Münz in Worten treuen Gedenkens auf
den schweren Verlust hingewiesen, den die Anstalt in dem abgelaufenen Jahre
durch den Heimgang edler, um den Verein verdienten Vorstandsmitglieder zu
beklagen hat. Neugewählt wurden durch Akklamation die Herren Fritz
Sondheimer - Frankfurt am Main, Bernhard Liebmann - Wiesbaden und
Oskar Lesser - Dresden. Die statutengemäß ausscheidenden fünf Mitglieder
des Vorstandes wurden wiedergewählt. Als Revisor trat an die Stelle des
ausscheidenden Herrn A. Grünbaum Herr Isak Burger - Nürnberg.
In Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen für den Verein wurde Herr
Adolf Schwarz zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt."
|
Spende an die Israelitische Kinderheilstätte durch Baronin von Rothschild (1911)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. September 1911: "Kissingen.
Die Israelitische Kinderheilstätte erhielt von Baronin Edmund von Rothschild
- Paris eine Spende von 4.000 Frcs." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1911: "Kissingen,
29. August (1911). Frau Baronin Edmund von Rothschild - Paris hat der
Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen den Betrag von 3.600 Mark
behufs Errichtung eines Freibettes überwiesen."
|
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. September 1911: "Die
Baronin Edmund von Rothschild - Paris überwies der israelitischen
Kinderheilstätte in Bad Kissingen den Betrag von 3.600 Mark."
|
Die Israelitische Kinderheilstätte wird als Reservespital der Militärbehörde zur
Verfügung gestellt (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. August
1914: "Die Israelitische Kinderheilstätte in Bad Kissingen hat ihren
Betrieb eingestellt und die Anstalt als Reservespital, das mit 40 Betten
belegt wird, der Militärbehörde zur Verfügung gestellt."
|
Jahresbericht der Israelitischen Kinderheilstätte (1918)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juli 1918: "Kissingen,
5. Juli (1918). Die Israelitische Kinderheilstätte in Bad Kissingen
teilt in ihrem Jahresbericht für das Jahr 1917 unter anderem mit, dass im
Laufe des verflossenen Betriebsjahres 200 Kinder aus allen Teilen
Deutschlands (109 Knaben, 91 Mädchen), darunter in erster Linie wiederum
eine große Anzahl von Kriegerkindern, auch solche anderer Konfessionen,
zumeist unentgeltliche Aufnahme in der Anstalt fanden. Weiter teilt der
Bericht mit: 'Wir haben es stets als unsere Aufgabe betrachtet, dem sozialen
Elend der heranwachsenden Jugend nach besten Kräften zu steuern. Um nun in
ausgiebigerem Maße als bisher in diesem Sinne zu wirken, ist der Gedanke
angeregt worden, im Anschluss an die Kinderheilstätte eine Genesungsstätte
für dem Kindesalter entwachsene Mädchen, die einer Kur in Bad Kissingen
bedürfen, anzugliedern. Insbesondere wird diese Genesungsstätte der großen
Schar jener israelitischen Mädchen zugute kommen, die, im Berufe stehend und
auf den Erwerb angewiesen, in der Blüte ihres Lebens verkümmern, weil ihnen
die Gelegenheit fehlt, ihre durch den Kampf um das Dasein angegriffene
Gesundheit zu stärken. Nach Aufbringung der erforderlichen Mittel soll der
Anstalt eine Heilstätte für kurbedürftige junge Mädchen, insbesondere
solche, die im Berufe stehen, angegliedert werden.'" |
Mitteilung aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober 1918: "Bad
Kissingen. Die Israelitische Kinderheilstätte hat in der
diesjährigen Saison 210 Kinder, fast alle unentgeltlich, verpflegt."
|
Hinweise zur Aufnahme in die Kinderheilstätte (1925)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 6. Juni 1925: "Bekanntmachungen
des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Bekanntmachung
über Unterbringung von Kindern in der Israelitischen Kinderheilstätte Bad
Kissingen und dem
Israelitischen Landheim Wolfratshausen.
Der Verband hat Mittel bereitgestellt, um kurbedürftigen, unbemittelten
Kindern aus Verbandsgemeinden verbilligten oder, falls nötig,
unentgeltlichen Aufenthalt in der Israelitischen Kinderheilstätte in Bad
Kissingen zu ermöglichen.
Aufnahme in die Heilstätte finden Knaben und Mädchen, die schwächlich oder
kränklich sind und zu ihrer Gesundung einer Kur in Bad Kissingen bedürfen.
Von der Aufnahme ausgeschlossen sind Kinder mit ansteckenden Krankheiten
oder solche mit psychischen Leiden.
Die Unterbringung erfolgt nur in der Zeit vom 21. September dieses
Jahres ab für die Dauer von etwa 4 Wochen.
Wir stellen demgemäss den Gemeinden anheim, die Einreichung von Gesuchen
um Aufnahme von Kindern, bei denen die obigen Voraussetzungen zutreffen,
beim Wohlfahrtsamt des Verbandes, München, Herzog Maxstraße 7/0 zu
veranlassen.
Dem Gesuch ist eine ärztliche Begutachtung der Kurbedürftigkeit in Bad
Kissingen, sowie eine Beglaubigung der Mittellosigkeit der Gesuchsteller
durch den Gemeindevorstand beizufügen.
Für die Kosten des Erholungsaufenthaltes tritt der Verband im
Genehmigungsfall ein, insoweit die Gesuchsteller, beziehungsweise deren
Eltern oder sonstige unterhaltspflichtige Personen oder die Wohnsitzgemeinde
beziehungsweise in ihre bestehende Wohlfahrtseinrichtungen oder Vereine die
Mittel nicht aufzubringen vermögen.
Gleichzeitig weisen wir darauf hin, dass auch noch Gesuche für die
Aufnahme in das Israelitische
Landheim Wolfratshausen (siehe Bekanntmachung in Nr. 3 der
Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung) Berücksichtigung finden
können.
München, den 25. Mai 1925. Das Wohlfahrtsamt des Verbandes
Bayerischer Israelitischer Gemeinden." |
25-jähriges Bestehen des Vereins der Kinderheilstätte (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1926: "Bad Kissingen,
1. Juni (1926). Am 30. Mai fand in der festlich geschmückten
Kinderheilstätte die Stiftungsfeier des 25-jährigen Bestehens des Vereins
statt. Außer zahlreichen Gästen aus der Nähe und der Ferne hatten sich zu
derselben alle Vertreter der Behörden von Bad Kissingen eingefunden, ebenso
Vertreter der Großloge U.O.B.B., Vertreter des Landesverbandes bayerischer
israelitischer Gemeinden, der israelitischen Kultusgemeinde Bad Kissingen,
die Zentral-Wohlfahrtsstelle deutschen Juden in Berlin u.v.m. Die Feier nahm
einen überaus würdigen und weihevollen Verlauf. Nach einem Gesang der Kinder
der Anstalt, einem Dankgebet, verfasst von Herrn Lehrer Steinberger,
hielt Herr Badearzt und Sanitätsrat Dr. P. Münz, seit Bestehen der
Anstalt leitender Arzt im Nebenamt, die Festrede, welche im Drucke
erschienen ist. In derselben gab er zunächst eine klare übersichtliche
Darstellung über die Entstehung und Bedeutung des Kinderheilstättenwesens in
Deutschland und die Entstehungsgeschichte der Kinderheilstätte zu Bad
Kissingen, die 1901 gegründet, seitdem unermesslichen Segen gestiftet hat.
In diesem Jahre wurde unter bewährter Leitung von Herrn Architekt Meyer -
Nürnberg und Herrn Baumeister Wedler - Bad Kissingen ein größerer,
wohlgelungener Neubau errichtet, durch den es jetzt möglich ist, im Laufe
der Saison 400 Kindern Aufnahme zu gewähren. Insgesamt wurden seit Bestehen
der Anstalt 4.300 Kinder aus ganz Deutschland aufgenommen. Am Schlusse der
Festrede sprach er allen Gönnern und Freunden den herzlichen Dank aus.
Darauf berichtete Herr Adolf Schwarz über die jetzige, den Vorjahren
gegenüber wesentlich ungünstigere finanzielle Lage des Vereins, die
befürchten lasse, dass durch die Erweiterungsbauten und den Betrieb in
dieser Saison die disponiblen Barmittel aufgezehrt würden. Reiche
Zuwendungen seien nötig, wenn die Anstalt auch in den kommenden Jahren ihren
Betrieb aufrecht erhalten wolle. Die Begrüßungen eröffnete der um die
humanitären Institutionen der Stadt sehr verdiente Bürgermeister Herr Dr.
Pollwein. Ihm folgte im Namen des Badkommissariats Herr
Bezirksamtmann Dr. Conrath. Herr Bezirksarzt Obermedizinalrat Dr.
Maar
übermittelte Glückwünsche als Vertreter der evangelischen
Kinderheilanstalt und des ärztlichen Bezirksvereins. Es sprachen ferner
Herr Generaldirektor Binder im Auftrage der Großloge U.O.B.B. für
Deutschland, Herr Oberregierungsrat Schulhöfer - Würzburg, Herr
Rabbiner Dr. Schüftan - Erfurt im Namen der Erfurt-Loge und der dortigen
Organisationen, für den Landesverband bayerischer israelitischer Gemeinden
Herr Rechtsanwalt Dr. Silberschmidt - Bad Kissingen, Herr Rabbiner
Dr. Löwenthal - Berlin im Auftrage des 'Zentral-Wohlfahrtsausschusses
deutscher Juden'. Herr Schwabacher übermittelte hierauf die Wünsche
der Franken-Loge und der jüdischen Gemeinde in Würzburg, Herr Architekt
Albert Meyer die Wünsche der Maimonides- und Jakob Herz-Loge in Nürnberg.
Herr Sanitätsrat Dr. Münz sprach im Namen der Vorstandschaft den Rednern den
innigsten Dank aus. Außerdem liefen zahlreiche Glückwunschdepeschen aus
allen Teilen des Landes ein. Möge nun das gemeinnützige, edle Werk, das
vielen Tausenden armer und kranker Kinder eine Quelle des Heils und Segens
ist, in aller Zukunft wachsen und blühen!"
|
Bericht über die Israelitische Kinderheilstätte (1926)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. September 1926: "Israelitische
Kinderheilstätte Bad Kissingen. Die Kinderheilstätte ist die Hoffnung
der Kinder. Sie ist ein Kinderparadies. Schattenspendende Spielplätze bei
warmem Wetter, sonnige Spielplätze bei kühlem Wetter, eine stets kühle
Schlucht mit anstoßendem Freilufttheater, ein Wäldchen mit uralten Bäumen,
ein großer, wohlgepflegter Garten ist da und die Kinder fühlen sich dort so
unendlich wohl. Aber auch das Innere der Anstalt ist schön. Wer je die
Kinderheilstätte besichtigt, wird nie den von ihr gewonnenen Eindruck
vergessen. Die Kinderheilstätte ist ein Werk edelster und reinster Menschen-
und Kinderliebe, ein Werk echt jüdischer Barmherzigkeit. Die Initiative zur
Begründung des Vereins, der vor wenigen Monaten das 25-jährige Stiftungsfest
feierte, gab Sanitätsrat Dr. Münz in Bad Kissingen. Der Verein wurde 1901
begründet. Die errichtete Geschäftsstelle steht seit Gründung unter der
Leitung des 1. Vorstandes Herrn Adolf Schwarz (Nürnberg), Jakobstraße 12,
der sich außerordentliche Verdienste um dieses karitative Werk erworben hat.
Es gelang durch eifrige Sammelarbeit von Spendern und Stiftern, von denen in
erster Linie Herr Salomon Bergmann sel., Aug. Fauth, Herr Adolf Schwarz in
Nürnberg, Herr Jacob Ullmann vormals in Schweinfurt, jetzt in Frankfurt am
Main, Herr Isak Burger und seine Kinder in Nürnberg, erwähnt seien, die
Mittel zur Errichtung einer Anstalt zu erlangen und deren Betrieb durch
jährliche Beiträge zu sichern. Reiche Beihilfen wurden dem Verein durch die
jüdischen Institutionen, insbesondere durch den Verband Bayerischer
Israelitischer Gemeinden, die Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden,
die Großloge und die Logen U.O.B.B. usw., sowie in der Inflationsperiode
durch den Joint, die Quäkerspeisung und die Spenden des Bayerischen
Sozialministeriums, der Deutschen Auslandshilfe usw. zuteil. Seit 1905
fanden zumeist unentgeltlich annähernd 4.500 Kinder aus allen Teilen
Deutschlands Aufnahme, wovon die meisten aus Bayern. In diesem Jahre wurde
die Zahl der Kinderbetten durch vorgenommene Erweiterungsbauten von 58 auf
82 erhöht, sodass die Anstalt für 5 Monatsfeien von Main bis Oktober eine
Aufnahmefähigkeit von mehr als 400 Kinder hat. Ferner wurde dem Verein eine
Abteilung: Mädchengenesungsstätte für Erwachsene angegliedert, die seit
ihrem Bestehen Hunderten von Mädchen eine Kur in Bad Kissingen ermöglichte.
Die Erweiterungsbauten und der Betrieb des Jahres 1926 haben die vorhandenen
Mittel sehr geschwächt. Soll die Anstalt in gleicher Weise wie bisher
segenbringend weiterwirken, so müssen ihr von allen Seiten reiche
Zuwendungen zuteil werden, die in Form von Kurbettstiftungen (Mindestbetrag
1.000 Mark), von jährlichen Beiträgen (möglichst nicht unter 10 Mark)
und von Spenden erfolgen können. Möge Gottes Hilfe und der Menschen
Wohlwollen der Kinderheilstätte eine glückliche Zukunft sichern. Die
Geschäftsstelle in Nürnberg, Jakobstraße 12, ist gerne zu allen weiteren
Auskünften bereit." |
Zum Tod des Wohltäters und Förderers der Israelitischen Kinderheilstätte Adolf
Schwarz (1927)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Januar 1927: "Nürnberg.
Ein ganz hervorragender Wohltäter und Wohlfahrtsorganisator, Herr Adolf
Schwarz, wurde am 29. November 1926 von einer großen Menge von
Trauergästen aus allen Konfessionen zur letzten Ruhe geleitet. Der Verlebte
hatte nicht nur hier in Nürnberg, sondern in ganz Deutschland sich einen
großartigen Namen gemacht durch seine Gebefreudigkeit und durch seine
nimmermüde Schaffenskraft. Er war Mitbegründer und langjähriger Vorstand
der Kinderheilstätte in Kissingen, deren Aufblühen zum großen Teil
seiner Rührigkeit zu verdanken ist. Er hat ferner in
Forth bei Nürnberg ein Kindererholungsheim geschaffen und hat in dem
Lazarus und Berta Schwarz'schen Altersheim als Kurator eine segensreiche
Tätigkeit entfaltet. Adolf Schwarz hat in Verbindung mit der
Kinderheilstätte am gleichen Platze für im Erwerb stehende Mädchen und
Frauen Gelegenheit zu einer Erholungs- und Badereise geschaffen. Auch im
Dienste der Stadt, wie in außerjüdischen Organisationen war Adolf Schwarz
lange Jahre tätig und als städtischer Waisenrat, wie als Vorstandsmitglied
des kaufmännischen Vereins 'Merkur' viel geleistet und großes Ansehen
genossen. Sein Hauptlebenswerk galt der israelitischen Kinderheilstätte
Kissingen, für welche Anstalt er tatsächlich bis zu seinem Lebensende
von früh bis spät arbeitete, und für welche er stets neue Freunde zu
gewinnen verstand. Er konnte auch die hohe Befriedigung ernten, dass in
dieser Anstalt mehr als 1000 Kindern Erholung, Gesundheit und neue Kraft
gespendet wurde. Bei der Einsegnungsfeier gedachte Herr Rabbiner Dr.
Freudenthal in beredter Weise der großen Verdienste, die sich der
Verstorbene um die Nürnberger Gemeinde und um die vielen fürsorgebedürftigen
Menschen erworben hat, denen er sein gutes Herz und seine allzeit offene
Hand widmete. Für die Maimonides-Loge bracht Herr Expräsident Dr. med.
Sommer, für die Kinderheilstätte Bad Kissingen Herr Bankier Ottensoosser,
für den kaufmännischen Verein 'Merkur' Herr Amtsrichter Lipper die letzten
Abschiedsgrüße. Das Andenken eines so edlen Menschen und großzügigen
Wohltäters wie es Adolf Schwarz war, wird dauernd in der Nürnberger Gemeinde
und darüber hinaus fortleben." |
Bekanntmachung zur Aufnahme in die Israelitische Kinderheilstätte (1929)
Mitteilung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1929: "Bekanntmachung
über Unterbringung von Kindern in der israelitischen Kinderheilstätte Bad
Kissingen und im jüdischen
Landheim Wolfratshausen.
Der Verband wird auch in diesem Jahr Mittel bereitstellen, um
unbemittelten Kindern aus Verbandsgemeinden verbilligten oder
unentgeltlichen Aufenthalt in Bad Kissingen oder Wolfratshausen zu
ermöglichen.
Aufnahme finden in beiden Anstalten Knaben und Mädchen, die schwächlich
oder kränklich sind und zu ihrer Gesundung einer Kur in einer der Anstalten
bedürfen. Ausgeschlossen sind Kinder mit ansteckenden Krankheiten oder
psychischen Leiden.
Während der großen Ferien kann unentgeltliche Aufnahme in Bad Kissingen
nur in ganz wenigen Ausnahmefällen, in Wolfratshausen gar nicht erfolgen.
Den Aufnahmegesuchen ist ein ärztliches Attest über die Notwendigkeit
eines Kurgebrauchs in einer der Anstalten sowie eine Bescheinigung der
Mittellosigkeit der Gesuchsteller durch den Gemeindevorstand beizufügen. F
ür die Kosten des Erholungsaufenthalts tritt der Verband im
Genehmigungsfalle ein, soweit weder der Gesuchsteller, ihre Eltern oder
sonstige unterhaltspflichtige Verwandten noch die Wohnsitzgemeinde und ihre
Wohlfahrtseinrichtungen und Vereine die Mittel hierfür aufbringen können.
Gesuche um Aufnahme von Kindern bitten wir bis spätestens 15. März 1929 an
das Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden,
München, Herzog-Max-Straße 5/1 zu richten. München, den 24. Februar 1929.
Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden.
Dr. Straus." |
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1929)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1929: "Nürnberg,
29. April (1929). Die Generalversammlung des Vereins 'Israelitische
Kinderheilstätte Bad Kissingen', (Sitz Nürnberg), fand am 7. April in
Nürnberg (Gemeindehaus) statt. Den Vorsitz führte der 1. Vorstand, Herr
Sanitätsrat Dr. Münz in Bad Kissingen. Vor Eintritt in die Tagesordnung
gedachte der Vorsitzende in warmen Worten des unersetzlichen Verlustes, den
der Verein durch den Heimgang des langjährigen Schatzmeisters, Herrn Wilhelm
Ottensooser seligen Andenkens erlitten hat, der in selbstlosester und
hervorragender Weise für den Verein gewirkt hat.
Nach dem Jahresbericht, verfasst von Herrn Sanitätsrat Dr. Münz, wurden
seit Bestehen der Anstalt im ganzen 5.300 Kinder aufgenommen. Im Jahre 1928
fanden 400 arme, kranke Kinder Aufnahme.
Der weitaus größte Teil der Kinder wurde vollkommen unentgeltlich
aufgenommen. Außerdem wurde 24 im Beruf stehenden jüdischen Mädchen eine
3-4-wöchentliche Kur in Bad Kissingen ermöglicht. Die Erfolge waren auch in
diesem Jahre glänzende. Den Kassenbericht erstattete der Schatzmeister, Herr
Kurt Ottensoser. Die Anforderungen an den Verein werden infolge der
allgemeinen wirtschaftlichen Notlage immer größer und die eingegangenen
Mitgliedsbeiträge und Verpflegungszuschüsse deckten bei weitem nicht die
Ausgaben im Gesamtbetrag von ca. Mark 42.000.-.
Über die Aussichten für das Jahr 1929 berichtete Herr Julius Baumann für
den geschäftsführenden Ausschuss. Es liegen bereits für dieses Jahr wiederum
zahlreiche Anmeldungen vor, und die Kinderheilstätte, dieses Werk reinster
Menschenliebe, kann ihren Betrieb im gleichen Umfange nur dann aufrecht
erhalten, wenn der Verein mehr denn je von allen Gönnern und Freunden
unterstützt wird. Es gilt im Interesse der Zukunft des Vereins immer neue
Freunde für dieses humanitäre Werk zu begeistern, um so der großen Not
dieser Ärmsten der Armen zu steuern.
Es wurde auch besonders darauf hingewiesen, dass es der Verein als seine
schönste und vornehmste Aufgabe betrachtet, kranken Mittelstandskindern, von
Eltern, die durch die Inflation ihr Vermögen verloren haben, eine Kur in der
Kinderheilstätte zu ermöglichen. Der Verein hofft, dass die Anstalt auch im
kommenden Jahre eine Stätte der Freude und der Genesung für arme und kranke
Kinder sein wird, und er vertraut auf das nie versagende jüdische Herz, dass
ihm auch für dieses Jahr die nötigen Spenden zufließen, um seine großen
Aufgaben zu erfüllen und insbesondere auch die Gründung eines eigenen Heimes
für die im Beruf stehenden Mädchen zu ermöglichen."
|
Bekanntmachungen zur Aufnahme in die Israelitische Kinderheilstätte und das
Kurhospiz (1930)
Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März
1930: |
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1931)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1931:
|
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1935:
|
Berichte über
das "Israelitische Kurhospiz"
Mitteilung des Vereins "Kurhospiz für arme Israeliten" (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Mai 1910: "Kissingen.
Der Verein 'Kurhospiz für arme Israeliten' verausgabte 1909 an
75 Personen in Summa 2.823 Mark. Er vereinnahmte an Mitgliedsbeiträgen und
Spenden 7.872 Mark und an Zinsen 1.119 Mark. Das Vermögen beträgt 26.000
Mark. Es ist die Erwerbung eines Bauplatzes, um auf diesem später das Hospiz
zu errichten, in Aussicht genommen." |
Jahresbericht 1910 des Vereins "Kurhospiz für arme Israeliten Bad Kissingen"
(1911)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1911: "Kissingen,
6. April (1911). Zu denjenigen Einrichtungen, die von dem milderen und
menschenfreundlicheren Geist unserer Zeit Zeugnis ablegen, gehören vor allem
jene Vereine und milden Stiftungen, die es auch dem Ärmeren und weniger
Bemittelten ermöglichen wollen, die im harten Erwerbs- und Daseinskampf
verloren gegangene geistige Spannkraft und eingebüßte Frische und Gesundheit
an unseren Bade- und Kurorten wieder zu erlangen. Der eingetragene Verein 'Kurhospiz
für arme Israeliten Bad Kissingen', erstrebt dieses edle und schöne Ziel
durch Errichtung eines eigenen Hospizes in dem durch seine heilkräftigen
Quellen und Bäder, klimatischen Vorzüge, einzigartige geschützte Lage und
seine landschaftlichen Reize gleichmäßig bevorzugten Kissingen. Der
Jahresbericht für 1910, den der Verein soeben erstattet, gibt von dem
erfreulichen Wachstum, seinem rüstigen Vorwärtsschreiten, einen wirksamen
Beleg. Das Vereinsvermögen hat sich in diesem Jahre um 13.771,39 Mark
vermehrt. Bei den Ausgaben durfte die statutenmäßig festgelegte Summe von
3.000 Mark infolge der Ersparnisse der letzten Jahre um zirka 800 Mark
überschritten werden. So konnten im Verwaltungsjahr 1910 103 Personen vom
Verein unterstützt und diesen ein längerer Kurgebrauch ermöglicht werden.
Diese erfreuliche Steigerung der Einnahmen verdankt der Verein vor allem dem
hochherzigen Sinn edler Gönner, wie Herrn Louis Stern in New York, der ihm
durch Vermittlung des Herrn Max Mayer dortselbst 7.894,75 Mark
zuwandte, sowie Herr Salli Mainzer - Frankfurt am Main, der die
Bestrebungen des Vereins mit 1.000 Mark unterstützte. Die Verwaltung
betrauert den Heimgang ihres rührigen Mitglieds Herrn Stadtrat Fred
Pringsheim in Breslau. Freiwillig schied Herr Justizrat Ofner -
München aus dem Vorstand. In diese Lücken traten die Herren S. Bergmann
- Fürth und Dr. med. Schild - Dortmund. Der Verein weist ein Gesamtvermögen
von 40.000 Mark auf. Trotz dieses günstigen Standes der finanziellen
Verhältnisse kann das erstrebte Ziel, die Errichtung des so nötigen Hospizes
für arme Kurbedürftige nur dann in den nächsten Jahren erreicht werden, wenn
der Kreis der Freunde und Gönner des für so viele unserer leidenden
Glaubensgenossen segensreich wirkenden Vereins sich immer mehr erweitert und
Gaben und Spenden immer reichlicher dafür fließen." |
Der Verein "Israelitisches Kurhospiz" konnte einen Bauplatz erwerben (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. Februar 1912:
|
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Februar
1912: |
Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Kurhospiz" (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April
1912: "Kissingen. Dem Jahresberichte des Vereins 'Israelitisches
Kurhospiz Bad Kissingen' entnehmen wir, dass die Einnahmen in Zinsen und
Mitgliedsbeiträgen Mark 10.328 betrugen, wohingegen 3.476 Mark an
Unterstützungen und 2.020 Mark an Drucksachen, Portis usw. verausgabt
wurden.
Was das 'usw.' bedeutet, wissen wir nicht. Sicherlich handelt es sich bei
dem 'usw.' um Nebenausgaben à la Drucksachen und Portis. Es muss daher
beanstandet werden, dass die Nebenausgaben fast 40 % der Gesamtausgaben
beanspruchen. Das ist # kaufmännisch betrachtet - ein viel zu hoher
Prozentsatz, auch wenn er auf das Konto Reklame zu setzen ist und die
Reklame einen Teil der Einnahmen schafft.
Dem Jahresberichte entnehmen wir noch, dass der Verein im neuen
Geschäftsjahre ein Grundstück erworben hat, und dass, wenn die Spenden
entsprechend fließen, die Eröffnung eines neuen Heimes bald seine
Verwirklichung finden wird." |
Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Kurhospiz" (1914)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. März 1914: "Kissingen,
13. März (1914). Das israelitische Kurhospiz für arme Israeliten in
Bad Kissingen hat im vorigen Jahre 67 Personen aus Deutschland und 46 aus
anderen Ländern unterstützt. Der Verein hoffte durch die ihm durch die
Konitz-Stiftung in Aussicht stehende bedeutende Beihilfe im Jahre 1914 das
Hospiz eröffnen zu können. Das muss jedoch wieder verschoben werden. Die
betreffende Stiftung ist nämlich durch den Mangel einer bis jetzt
unauffindbaren Zustimmungserklärung des im Jahre 1900 verstorbenen Herrn
Friedrich Konitz aus Hamburg zur letztwilligen Verfügung seiner Ehefrau
Marie Konitz zurzeit für wirkungslos erklärt worden. Diese Zustimmung muss
erst ersetzt werden." |
Bericht von Rabbiner Dr. Bamberger zur Errichtung eines Kurhospizes in Bad
Kissingen bei der 3. Tagung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden
in Würzburg (März 1925)
Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 18. August
1925: |
Eröffnung des Israelitischen Kurhospizes (1926)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März
1926: "Bad Kissingen, 9. März (1926). Der unter Leitung des
Distriktsrabbiners Dr. Bamberger stehende Verein 'Israelitisches Kurhospiz'
eröffnet am 3. Mai dieses Jahres einstweilen in kleinem Maßstabe in
gemieteten Räumen des Hotel Adler hierselbst ein Hospiz für Kurbedürftige.
Die Insassen erhalten gegen einen geringen Ersatz der Verpflegungskosten,
Logis und volle Verpflegung. Die vom Vereine geleisteten Barunterstützungen
kommen von jetzt an in Wegfall. Ein Hauskauf oder Neubau soll erst nach
vollständiger Bereitstellung der erforderlichen Mittel erfolgen, die
Eröffnung des so notwendigen Hospizes sollte jedoch nicht länger verschoben
werden. Die Mittel zum Hauskauf bzw. Neubau sollen durch Ausgabe von
zinslosen Darlehensscheinen zu 25 Mark erlangt werden. Gemeinden, Vereine
und Privatleute haben bereits durch Abnahme von Scheinen zur Begründung des
Baufonds beigetragen, und es ist zu hoffen, dass die übrigen Gemeinden und
Wohltäter ebenfalls das edle Werk, das ganz Deutschland interessieren
dürfte, fördern." |
Über das "Israelitische Kurhospiz" (1926)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September
1926: "Das Israelitische Kurhospiz in Bad Kissingen.
Wohl jeder jüdische Besucher unseres Weltbades wird sich schon einmal die
an der Salinenstraße gelegene israelitische Kinderheilstätte betrachtet
haben. Neben dieser, der allgemeinen Wohlfahrt dienenden Anstalt steht ein
sehr schönes Gebäude mit großem Garten, die Neinburg. Am Eingang des
Anwesens leuchtet uns eine große Tafel mit der Inschrift: 'Eigentum des
Israelitischen Kurhospizes, vorerst untergebracht Hartmannstraße 5'
entgegen.
Die von Rabbiner Dr. Bamberger ausgehende Idee, ein Kurhospiz für den
Mittelstand zu gründen, hat sich realisiert, nur kann das Gebäude nicht
bezogen werden, weil die Mietsleute noch nicht anderweitig unterzubringen
sind.
Es sind deshalb in der Hartmannstraße 5 einige Zimmer gemietet und der
Betrieb provisorisch dortselbst eröffnet. Ein Insasse des Hospizes gibt uns
eine gediegene Schilderung seines Aufenthaltes dortselbst, und wollen wir
nicht verfehlen, solchen der Öffentlichkeit zu übergeben. Er erzählt, dass
dorten alles in größer Akkuratesse zu finden sei. Die Anstaltsverwaltung ist
bemüht, den Aufenthalt dortselbst so angenehm als möglich zu gestalten,
sodass er seine Kur mit aller Bequemlichkeit befolgen kann. Die Speisen sind
kurgemäß zugbereitet, werden in peinlichster Sauberkeit serviert und in
vollständig genügenden Mengen verabreicht. Dass bezüglich Kaschars alles mit
peinlichster Genauigkeit durchgeführt wird, dafür bürgt der Name des
Rabbiners. Jede Verwechslung des Geschirres oder sonstiger Gerätschaft ist
vollkommen ausgeschlossen. Fleischlige, milchlige und minnige Geräte sind
von verschiedener Farben und Grüße, alles genau gekennzeichnet. Es ist
sicher, dass zur Durchführung des Wirtschaftsplanes viel Geld nötig ist,
wenn auch der Insasse einen kleinen Teil der Verpflegung selbst trägt.
Der Verein wird voraussichtlich im Laufe dieses Jahres ein geeignetes Haus
erwerben, um die Wohltaten des Hospizes einem größeren Kreise zugängig zu
machen. Die Anstaltsverwaltung gibt deshalb unverzinsliche Anteilscheine zu
25 Mark aus, die nach bestimmtem Plane jährlich zur Rückzahlung ausgelost
werden. Es wäre deshalb Pflicht aller jüdischen Gemeinden von Nord und Süd,
solche Anteilscheine sich zu verschaffen, denn alle Gemeinden verlangen nach
der Wohltat, so ist es auch heilige Pflicht, für den Unterhalb mitzusorgen.
Auf Wunsch ist die Anstaltsverwaltung (Dr. Bamberger) bereit, jede Zahl von
Anteilscheinen zu versenden." |
Der Verein Israelitisches Kurhospiz eröffnet ein eigenes Heim (1926/27)
Artikel
im "Nachrichtendienst", hrsg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen
Juden. November 1926: "Bad Kissingen. Der Verein Israelitisches
Kurhospiz hat jetzt ein eigenes Heim in der Villa Bavaria. Am Altenberg Nr.
2 erworben, das im Jahre 1927 eröffnet wird. Im Heim sind 30 Plätze
vorhanden. Die Behandlung der Patienten wird von den Badeärzten übernommen.
Die Kurperiode dauert 3-4 Wochen."
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Geschichte und Eröffnung des "Israelitischen Kurhospizes" (1927)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August
1927: "Bad Kissingen, 20. Juli (1926). Vor etwa 50 Jahren wurde hier
durch Rabbiner Moses Löb Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist
zum Segen - im Vereine mit mehreren Gemeindemitgliedern eine Bäderkasse
gegründet, um durch entsprechende Zuschüsse bedürftigen Kurgästen den
Kuraufenthalt in Kissingen zu ermöglichen. In immer steigendem Maße hat
diese Einrichtung segensreich gewirkt und Ungezählten dazu verholfen, die
verlorene Gesundheit wiederzugewinnen.
Sein Amtsnachfolger, Herr Rabbiner Dr. Seckel Bamberger, hat auch dieses
Werk seines Vorgängers fortgeführt und in unermüdlicher Arbeit ausgebaut.
Die Bäderkasse verwandelte sich in den E.V. Israelitisches Kurhospiz mit dem
Ziele eines eigenen Heimes. 1911 schien das Ziel erreich: ein Anwesen wurde
erworben. Aber bevor das Haus für seinen Zweck umgeändert werden könnte,
brach der Krieg aus. Durch ihn und seine Folgen, besonders auch die
Wohnungszwangswirtschaft, wurde die Einrichtung des Heims vereitelt, wie es
schien, auf unabsehbare Zeit. Aber den rastlosen Bemühungen unseres
Rabbiners gelang es 1926, die Villa Bavaria zu erwerben und sie
zweckentsprechend instand setzen zu lassen. - Mit Beginn der Saison öffnete
das 'Israelitische Kurhospiz' seine gastlichen Pforten, um den
Kurbedürftigen des schwer ringenden Mittelstandes, besonders auch Lehrern
und Gemeindebeamten, zu erschwinglichen Preisen den Gebrauch der
weltbekannten Kissinger Heilquellen zugänglich zu machen. Das Hospiz, in
schöner Lage und würdig ausgestattet, kann zunächst 30 Personen aufnehmen.
Leitung und Personal der in jeder Beziehung musterhaft geführten Anstalt
sind mit voller Hingebung und erfolgreich bemüht, den Insassen den
Aufenthalt im Heim angenehm zu gestalten, sodass sie sich behaglich fühlen.
Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Kur.
Die feierliche Einweihung fand am 10. Tammus mit einer schlichen,
eindrucksvollen Feier vor einem geladenen Kreise statt. Erschienen waren
u.a. Vertreter des Ministeriums, der Kreisregierung und der Stadtverwaltung,
des Badekommissariats, der Bäderverwaltung, der katholisch Stadtpfarrer, der
protestantische, dienstlich verhindert, hatte schriftlich seine herzlichen
Glückwünsche zum Ausdruck gebracht, Vertreter des Verbandes Bayerischer
Israelitischer Gemeinden, der Kultusgemeinde Kissingen, der Bayerischen und
der Schlesischen Logen usw.
Nach musikalischer Einleitung (Herr Kantor Steinberger) und einem Prolog
(Frl. Bamberger) gab Herr Rabbiner Dr. Bamberger einen Überblick über Werden
und bisheriges Wirken des aus der jüdischen Nächstenliebe geborenen Werkes
und schloss mit einem Gebet für die Spender, für das Heim und für alle seine
Heilung suchenden Gäste." |
Einweihungsfeier des israelitischen Kurhospizes (1927)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 19. September
1927: "Bad Kissingen, 30. Juli (1929). Kürzlich fand hier, wie
gemeldet, unter Beteiligung von staatlichen, städtischen und kirchlichen
Behörden sowie einer stattlichen Anzahl geladener Gäste die Einweihungsfeier
des israelitischen Kurhospizes statt. Den Höhepunkt der von musikalischen
Darbietungen würdig umrahmten Feier bildete die eindrucksvolle und
inhaltsreiche Weiherede des Distriktsrabbiners Dr. Bamberger, der zunächst
mit herzlichen Dankesworten all derer gedachte, die zum Gelingen des edlen
Werkes beigetragen hatten, dann einen interessanten Rückblick über Werden
und Entwicklung des israelitischen Kurhospizes gab und seine gehaltvolle
Rede schließlich in ein frommes Weihegebet für das neue Haus ausklingen
ließ. Aus den Worten Dr. Bambergers war zu entnehmen, mit welch großen
Schwierigkeiten und Anstrengungen die Schöpfung dieser prächtigen
Erholungsstätte verbunden war, mit welch unermüdlichem Eifer aber auch -
unter Aufwand vieler Mühen und Opfer - alle diese Schwierigkeiten bis zur
Erreichung des großen Zieles überwunden wurden. Das neue Heim, das über etwa
30 Betten verfügt und in jeder Hinsicht auf vorzüglichste ausgestattet ist,
bildet ein unvergängliches Ruhmesblatt für die israelitische Gemeinde
Kissingens und für ihren unermüdlichen geistlichen Führer. Möge es recht
vielen Erholungsbedürftigen Wiederherstellung ihrer Gesundheit gewährend und
möglichst weiten Kreisen Segen bringen!" |
Bekanntmachung zur Aufnahme in das Kurhospiz (1929)
Mitteilung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1929:
"Bekanntmachung über Unterbringung von Kurbedürftigen des Mittelstandes
im Kurhospiz Bad Kissingen.
Der Verband wird wiederum Mittel bereitstellen, um Kurbedürftigen des
Mittelstandes aus Verbandsgemeinden verbilligten oder unentgeltlichen
Kuraufenthalt in Bad Kissingen zu ermöglichen.
Den Aufnahmegesuchen ist ein ärztliches Gutachten über die Notwendigkeit
einer Kur in Bad Kissingen sowie die Bestätigung der Mittellosigkeit der
Gesuchsteller durch den Gemeindevorstand beizufügen.
Gesuche um Aufnahme bitten wir bis spätestens 15. März 1929 an das
Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden, München,
Herzog-Max-Straße 5/1, zu richten.
München, den 24. Februar 1929. Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer
Israelitischer Gemeinden. Dr. Straus."
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Jahresbericht des Vereins Israelitisches Kurhospiz (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1929: "Bad Kissingen,
15. Juni (1929). Der Jahresbericht des Vereins Israelitisches Kurhospiz Bad
Kissingen e.V. für das Jahr 1928 besagt u.a.: Veranlasst durch die große
Anzahl von Gesuchen um Aufnahme, die wir im Sommer 1927 nicht
berücksichtigen konnten, haben wir in diesem Jahre 10 neue Belegstellen
eingerichtet. Dadurch war es uns möglich, während der Saison statt 140
Personen 190 Kranken die Wohltaten unseres Hospizes zuteil werden zu lassen.
Von den Insassen stammten 63 Personen aus Bayern, 124 Personen aus dem
übrigen deutschen Reich und 3 Personen aus dem Auslande. Die Einzahlung für
einen vierwöchentlichen Aufenthalt betrug 140 Mark, doch gewährten wir in
ganz besonders dringenden Fällen auch freie Aufnahme oder Ermäßigung des
Satzes. Dank dem Entgegenkommen des staatlichen Badkommissariats haben wir
für fast alle unsere Patienten die zweitgrößte Ermäßigung der Kurtaxe
erwirkt. Durch die wohlwollende Förderung unseres Vereins seitens des
Verbands Bayerischer Israelitischer Gemeinden in München, verschiedener
Gemeinden, Logen und Privatpersonen, war es uns möglich, den Einzahlungssatz
nicht zu erhöhen, obwohl wir zu den Kosten des Betriebs 2.678 Mark zulegen
mussten, für Zinsen 6,396 Mark und für Neuanschaffungen 4.861 Mark
aufzubringen hatten. Es verblieb noch eine Bankschuld von 7,869 Mark, doch
konnten wir andererseits das Vereinsvermögen durch die für den Fonds
bestimmten Summen einer Bettstiftung und 3 immerwährenden Mitgliedschaften
um 3.600 Mark erhöhen. Wir hoffen auf weitere wohlwollende Unterstützung,
damit im Interesse der im Haus Aufnahme Suchenden der Einzahlungssatz auch
fernerhin nicht erhöht werden muss." |
Jahresbericht des Israelitischen Kurhospizes (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1930: "Bad
Kissingen, 30. April (1930). Der Jahresbericht des Vereins
Israelitisches Kurhospiz e.V. für das Jahr 1929 ist im Drucke erschienen. In
der verflossenen Saison, dem 3. Jahre seit Bestehen der Anstalt, konnten 190
Personen im Heim Aufnahme finden. Alle Patienten verließen zufrieden und
gekräftigt unsere Anstalt. Von den Insassen stammten aus Bayern 45, aus dem
übrigen deutschen Reich 140, aus dem Ausland fünf Personen.
Die allgemein schwierige Wirtschaftslage machte sich auch bei uns durch
geringen Eingang von Spenden bemerkbar. Dank der Zuwendung des Verbandes
bayerischer israelitischer Gemeinden, verschiedener Gemeinde-Institutionen,
Logen und Privatwohltätern war es möglich, die Einzahlungsquote für die
Insassen unseres Heims nicht zu erhöhen, obwohl wir zu den Kosten des
Wirtschaftsbetriebs Mark 1.958,75 zulegen und außerdem für Steuern und
Hypothekenzinsen die Summe von Mark 7.709,59 aufbringen mussten. Für
Unterstützung von Kurbedürftigen, die in unserem Heim keine Aufnahme finden
konnten, haben wir Mark 1.023,30 verausgabt. Der Bericht gedenkt in Liebe
zweier verdienstvoller Verwaltungsmitglieder, des Geheimrat Dr. Julius
Rosenthal, Kissingen, und Liebmann Bärs in Frankfurt am Main. Herr Justizrat
Dr. Hommel in Schweinfurt, der schon
früher dem Vereine mit Rat und Tat zur Seite stand, ist als
Verwaltungsmitglied in den Verein eingetreten.
Der Bericht schließt mit der innigen Bitte an die bisherigen Gönner, dem
Heime ihr Wohlwollen auch ferner zu erhalten."
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Über das Israelitische Kurhospiz (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1932: "Bad Kissingen,
8. Juli (1932). Das von Herrn Bezirksrabbiner Dr. S. Bamberger ins Leben
gerufene Kurhospiz für die weniger begüterten jüdischen Kreise verdient
weiteste Beachtung. Schon die Lage dieses der leidenden Menschheit
gewidmeten Heimes ist eine derart romantische, dass sie schon aus diesem
Grunde zum Besuche einlädt. Erbaut am Abhange einer leicht ansteigenden
Halde zur rechten Seite des Saaleflusses, schweift der Blick vom Hospiz auf
über das ganze Tal und die Stadt. Ein größerer parkähnlicher Garten mit
entsprechend verteilten Ruhebänken bietet Gelegenheit zur Erholung im
Freien, wenn die Insassen nicht gewillt oder geeignet sind, größere Ausflüge
in die nähere und weitere Umgebung mit ihren herrlichen Wäldern und
sonstigen anmutigen Punkten zu machen. Und das Heim selbst bietet sich als
ein recht imposanter dreistöckiger Bau dar. Im unteren Stockwerke befinden
sich neben einem vornehm gehaltenen Empfangssalon eine kleine, aber
andächtige stimmende Haussynagoge und die aufs zweckmäßigste eingerichtete
Küche, getrennt in eine milchdinge und fleischdinge Abteilung, während die
beiden anderen Stockwerke gut ausgestattete Wohn- und Schlafräume für ca. 40
Gäste darbieten. Wie eine wahrhaft 'leibliche Schwester' waltet die
derzeitige Oberin des Heimes über ihren Schutzbefohlenen, um deren
individuellsten Wünschen, seien sie ritueller oder diätetischer Art, soweit
es sich im Rahmen des Ganzen ermöglicht, nachzukommen. Es bedarf wohl keiner
besonderen Hervorhebung, dass das Heim in streng gesetzestreuer Weise
geführt wird, wofür schon der Name des Gründers und Leiters bürgt. Zu all
diesem gesellt sich noch ein den jetzigen Zeitverhältnissen entsprechend
ermäßigter Pensionspreis, der noch manchen Zaudernden ermuntern dürfte, zur
Wiederherstellung seiner Gesundheit seine Schritte nach Kissingen zu
lenken." |
Sitzung des Kuratoriums des Kurhospizes (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1934: "Bad Kissingen,
3. Dezember (1934). In den früheren Amtsräumen des heimgegangenen
Vorsitzenden der Anstalt, Rabbiner Dr. S. Bamberger - das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen
- fand eine Sitzung des Kuratoriums statt, auf deren Tagesordnung die
Neuwahl der Vorstandschaft, Ergänzungswahlen zum Kuratorium und Regelung
finanzieller Fragen stand. Der durch Zuruf gewählte Vorsitzende der
Versammlung, Kurator Buxbaum, Würzburg gedachte vor Eintritt in die
Tagesordnung in verehrungsvoller Dankbarkeit des dahingeschiedenen
Vorsitzenden der Stiftung. Rabbiner Dr. Bamberger - das Andenken an den
Gerechte ist zum Segen - und gelobte unter Zustimmung der Anwesenden
Fortführung der Anstalt im Sinne des heimgegangenen Gründers. Zum ersten
Vorsitzenden wurde Rabbiner Dr. Simon Bamberger, Stuttgart, ein Sohn
des verewigten Vorstandes, gewählt, nachdem Distriktsrabbiner Dr. Ephraim
sich infolge anderweitiger starker Inanspruchnahme außerstande erklärt
hatte, dieses arbeitsreiche Amt noch mit zu übernehmen. Herr Dr. Ephraim
wurde daraufhin zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, außerdem als
weiterer Kurator Herr Dr. S. Bamberger in Hamburg. Es folgte die Regelung
einiger finanzieller Angelegenheiten, zu denen Kurator Neumann, Bad
Kissingen wertvolle Anregungen gab. Mit dem Wunsche, dass das Werk der
Wohltätigkeit und Menschenliebe durch edle Spenden auch weiterhin erhalten
bleiben möge, schloss der Vorsitzende die Versammlung." |
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