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Bad Salzungen (Wartburgkreis)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Bad Salzungen
In Bad Salzungen bestand zu keiner Zeit eine
selbständige jüdische Gemeinde. Doch lassen sich bereits im Mittelalter
jüdische Personen in der Stadt nachweisen. Bei der sog. "Rintfleisch-Verfolgung"
1298 wurden auch in Salzungen Juden ermordet, darunter ein gewisser
Fruman, der verbrannt wurde. Danach lebten wiederum jüdische Personen in der
Stadt, die gute Beziehungen zur Abtei Fulda und zur jüdischen Gemeinde Erfurt
unterhielten. 1323 werden Juden in der Stadt genannt. Sie wurden
vermutlich beim Pest-Pogrom 1349 vertrieben oder ermordet. 1443
wird in Mühlhausen ein Jude mit dem Herkunftsnamen Salzungen genannt.
Die in der Stadt seit dem 19. Jahrhundert lebenden jüdischen Personen gehörten
zur jüdischen Gemeinde in Barchfeld, nach
anderen Angaben zur Gemeinde in Meiningen.
Im 19./20. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1895 59 jüdische Einwohner, 1910 und 1913 36, 1924 34.
Die jüdischen Familien betrieben mehrere angesehene Geschäfte und
Gewerbebetriebe in der Stadt. 1930 gab es das Konfektions- und
Modewarengeschäft Emil Eisemann (Markt Nr. 16), das Bekleidungskaufhaus Max
Eisemann (Bahnhofstraße 1), das Autohaus - Opel-Automobile - Reparatur und
Tankstelle von Willy Frank (Ratshasse 9), das Textilwarengeschäft Benno
Weinmann (Ratsgasse 20), das Konfektions-, Damenhüte- und Wäschegeschäft
Berthold Ehrlich (Obertor 4, jetzt Ratsstraße 31), das Schuhgeschäft Julie und
Sophie Köppl (Bauersgasse 12), das Schuhgeschäft Hugo Löb (Nappelplatz 3),
das Schuhgeschäft Ida Löb (Bahnhofstraße 4), das Strumpfmodengeschäft Erich
Korytowsky (Markt 5).
1933 wurden 41 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Insgesamt gelang jedoch
nur sieben jüdischen Salzungern die Flucht in andere Staaten (Anneliese
Eisemann nach Chile; Hilde Eisemann sowie Kurt, Lucie und Lina Löb in die USA).
Die letzten jüdischen Einwohner wurden im Mai, August und September 1942
deportiert: am 10. Mai 1942 in das Ghetto Bełżyce bei Lublin: Berta,
Emil und Jette Eisemann, Klara und Willi Frank, Julie und Sophie Köppl, Bella,
Benno und Inge Weinmann, Moses Eisemann, Berta Brauner, Julius und Selma Lang,
Vera Eisemann; nach Riga: Nanny Pomranz und Klara Nußbaum; am 20. September
1942 in das Ghetto Theresienstadt: Ida Hofmann, Lina Löb, Bernhold, Minna und
Thea Ehrlich, Ella Jelenkiewicz, Erich Korytowski; am 31. Juli 1943 nach
Auschwitz: Hulda Brauner; in ein unbekanntes Lager Bella Ludwig; am 20. August
1944: Hans Joachim Ehrlich.
Von den in Bad Salzungen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Brauner geb.
Eisemann (1888), Hulda Brauner geb. Eisemann (1881), Benjamin Berthold Ehrlich
(1874), Minna Ehrlich geb. Stiebel (1883), Thea Charlotte Ehrlich (1913),
Bernhard (Benno) Eisemann (1900), Berta Eisemann geb. Mühlfelder (1887),
Elfriede Eisemann (), Emil Eisemann (1882), Jette Eisemann geb. Hauschild
(1889), Moritz Eisemann (1878), Moses Eisemann (1886), Sophie Eisemann geb.
Löwenstein (1902), Vera Eisemann (1910), Klara Frank geb. Eisemann (1884),
Willi Frank (1887), Ida Hofmann geb. Katz (1876), Ella Jelenkiewicz geb.
Eisemann (1885), Julie Koeppl (1881), Mathilde Koeppl (1880), Sophie (Sophia) Koeppl, (1882), Julius Lang (1896),
Selma Lang (1890), Hilda (Hulda) Loeb geb. Stein (1885), Hugo Daniel Gabriel Loeb
(1876), Bella Ludwig geb. Kahn (1888), Klara Nussbaum geb. Eisemann (1874),
Nanny Pomranz geb. Lang (1889), Bella Weinmann geb. Hofmann (1907), Benno
Weinmann (1883), Ida Weinmann (), Inge Weinmann (1937).
Die Deportationen haben überlebt: Erich Korytowski und Hans-Joachim Ehrlich.
Der im Ersten Weltkrieg erblindete Berthold Metzenberg wurde nicht deportiert,
weil er mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet war.
Seit August 2009 erinnern an neun der genannten Personen sogenannte
"Stolpersteine" in der Stadt. Damals wurden Gedenksteine verlegt für
Emil, Jette und Elfriede Eisemann (Am Markt), Bello, Bella, Inge und Ida
Weinmann (Ratsstraße), Berta und Vera Eisemann (Michaelisstraße 8, ehem.
Bahnhofstraße 1) (vgl. unten stehende Links zu Berichten mit Fotos).
Im August 2012 erfolgte eine weitere Verlegung von sieben
"Stolpersteinen" (siehe Bericht unten). Nun wurden "Stolperstene"
verlegt für Julie, Mathilde und Sophie Koeppl, Hilda und Hugo Gabriel Loeb (Nappenplatz
3), Klara und Willy Frank (Ratsstraße 9).
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Bad Salzungen
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Bad
Salzungen gefunden. |
Fotos
Es sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte in Bad Salzungen vorhanden. |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August 2009:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Bad Salzungen |
Bericht mit Fotos auf einer Seite
in der Website der SPD Wartburgkreis
Weiterer Bericht mit Fotos auf einer Seite
in der Website der Ersten Stadtschule Bad Salzungen |
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August 2012:
Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"
in Bad Salzungen - nun liegen 16 dieser Gedenksteine in der Stadt |
Artikel in "inSuedthueringen.de"
vom 2. August 2012: "Goldene Steine der Erinnerung. Nur ein
paar Minuten braucht Gunter Demnig, um zwei seiner Stolpersteine zu
setzen. 35000 dieser Gedenksteine hat er inzwischen verlegt - 16 davon in
Bad Salzungen..."
Link
zum Artikel
Anmerkung: "Stolpersteine" für verlegt für Julie,
Mathilde und Sophie Koeppl, Hilda und Hugo Gabriel Loeb (Nappenplatz 3),
Klara und Willy Frank (Ratsstraße 9)." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 731. |
| Hans-Joachim Ehrlich: Aus Bad Salzungen vertrieben,
Offizier der Resistance. Buchenwaldhälftling, Ehrenbürger der Niederlande
- ein jüdischer Schicksalsweg.
Hans Nothnagel / Berthram Engler: Auf Spuren jüdischen Lebens
in Bad Salzungen.
In: Hans Nothnagel
(Hg.): Juden in Südthüringen - geschützt und gejagt. Bd. 6. Suhl 1999 S.
88-124. |
| Israel Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit
in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes
Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (www.lzt.thueringen.de)
2007. Zum Download
der Dokumentation (interner Link) S. 59. |
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