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in Bad Soden
Bad Soden (Main-Taunus-Kreis)
Texte/Berichte zur Geschichte der jüdischen "Kuranstalt für arme
Israeliten"
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Links:
Historische Karte der Israelitischen Kuranstalt in Bad Soden. Die Karte
wurde am 3. September 1918 von Bad Soden verschickt.
(Quelle: Sammlung Hahn) |
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Links: Teilansicht der Kuranstalt; vgl. in
der Beschreibung
von 1910: "...Von
hier aus kommt man in den Speisesaal, einen freundlichen hellen Raum, der
von zwei Seiten nur Glaswände hat und volles Licht empfängt. – Im
Sommer braucht man nur die großen Fenster zu öffnen und die Patienten
speisen vollständig im Freien..."
(Quelle: Israelitisches Familienblatt Hamburg, Oktober 1925 bzw. Arnsberg
Bilder S. 188) |
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Foto links (Quelle):
Die Israelitische Kuranstalt befand sich zwischen Talstraße und
Dachbergstraße 25. Heute besteht nur noch eines der Nebengebäude als
Wohnhaus. Ein Gedenkstein mit Bronzetafel erinnert an die Kuranstalt. |
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November 2020:
"Stolperschwelle" zur Erinnerung
an die Israelitische Kuranstalt |
Artikel von Adolf
Albus in den MTK-News vom 16. November 2020: "Stolperschwelle in Bad
Soden zur Erinnerung an die Israelitische Kuranstalt.
Auf Initiative der AG Stolpersteine wurde in der Talstraße auf Höhe der
Hausnummer 14 eine Stolperschwelle verlegt. Sie soll anlässlich der
Novemberpogrome, die Bad Soden am 10. November 1938 erreichten, an die
Patienten, Ärzte und Mitarbeiter der Israelitischen Kuranstalt erinnern. Die
an diesem Ort vorgesehene Gedenkveranstaltung musste Corona-bedingt leider
ausfallen und soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
Bürgermeister Dr. Frank Blasch erklärte dazu: 'Das Verlegen von
Stolpersteinen in Bad Soden ist inzwischen zur Normalität geworden, es darf
aber nie zur Routine werden. Der Zweite Weltkrieg ist seit 75 Jahren
vergangen, die Zahl der Zeitzeugen wird immer geringer. Gerade vor diesem
Hintergrund ist es von enormer Bedeutung, die Erinnerung an die Schoa und
das Gedenken an unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu bewahren
und immer wieder ins Bewusstsein zu rufen. Das tun wir an den regelmäßigen
Gedenktagen, dazu regen aber auch im Alltag die Stolpersteine in unserer
Stadt an, die nun durch die Stolperschwelle in der Talstraße eine wichtige
Ergänzung erhalten.'"
Link zur Mitteilung |
Zu den Texten: Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur Geschichte der jüdischen Kuranstalt wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Die Berichte sind chronologisch geordnet.
Zur Geschichte der Einrichtung
Die "Kuranstalt für arme Israeliten" wurde auf Grund von Zuwendungen
durch Baron Wilhelm C. von Rothschild am 1. Mai 1885 - zunächst als koschere
Speiseanstalt für jüdische Kurgäste - eröffnet. Mehrere tausend von
sozial schwach gestellten und kranken (insbesondere lungenkranken) jüdischen
Personen konnten sich in den folgenden Jahrzehnten in diesem - streng rituell
geführten - Haus erholen und gesunden. Über die Arbeit und das Leben im Haus
berichten die auf dieser Seite zusammengestellten Berichte.
Die hervorragende soziale Arbeit der Kuranstalt fand ihr jähes Ende in der
NS-Zeit. 1936 erwirkte der Bürgermeister von Bad Soden die Schließung der
Anstalt. Erst nach langwierigen Verhandlungen konnte die Anstalt wieder
eröffnet werden, da die jüdischen Kranken nirgendwo Aufnahme fanden.
Allerdings wurde beim Novemberpogrom am 10. November 1938 die Einrichtung durch Brandstiftung
völlig zerstört. Die damals 60 Patienten waren aus ihren Betten gerissen
und aus dem Haus gejagt worden. Sie flüchteten, zum Teil nur notdürftig
bekleidet, über die Höhe des gegenüberliegenden Dachbergs und die
Dachbergstraße und versuchten, den Bahnhof zu erreichen. Einige irrten durch
den Kurpark und wurden zusammengetrieben. Auch das Wohnhaus des Chefarztes Dr.
Max Isserlin wurde verwüstet und geplündert. Gebäude und Park der Kuranstalt
gingen 1940 in den Besitz der Stadt Bad Soden
über.
Der Leiter der Israelitischen Kuranstalt Dr. Max (Markus) Isserlin entstammte
dem ostpreußischen Judentum. Von seiner Ankunft in Bad Soden im Jahr 1900 bis
zum Novemberpogrom 1938 leitete er die Israelitische Kuranstalt. Am Ersten
Weltkrieg hatte er als Stabsarzt teilgenommen, wofür er 1915 das Eiserne Kreuz
erhielt. Nachdem er beim Novemberpogrom 1938 festgenommen und vorübergehend
inhaftiert worden war, gelang ihm zusammen mit seiner Ehefraz Regina die Flucht
nach England zu seinen dorthin bereits 1933 beziehungsweise 1936 emigrierten
Kindern. An die Familie erinnern "Stolpersteine" vor dem Haus
"Zum Quellenpark 6" (früher Hauptstraße 6): für Dr. Max Isserlin,
Regina Isserlin, Brudo Isserlin und Ruth Isserlin.
1982 wurde ein Gedenkstein für die ehemalige "Kuranstalt für arme
Israeliten" aufgestellt. Der Text der Inschriftentafel lautet: "Hier
stand die Israelitische Kuranstalt. Sie wurde am 10. November 1938 von hiesigen
Nationalsozialisten verwüstet und niedergebrannt. Die Bewohner wurden
verjagt."
Vgl. Website der AG Stolpersteine in Bad Soden: http://stolpersteine.in-bad-soden.de/
Übersicht über die Texte aus jüdischen Periodika zur
Geschichte der Einrichtung
Zur Eröffnung der
Speiseanstalt (Vorgänger der Kuranstalt) 1885
Anmerkung: die erste Einrichtung war die einer koscheren
"Speiseanstalt" für Israeliten, die in Bad Soden in Kur sind.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1885. "Frankfurt am
Main. Mit dem 1. Mai wird in unserem Nachbarorte Soden ein segensreiches
Institut eröffnet werden. Ein hiesiger Wohltäter hat die Mittel
herbeigeschafft, für arme Brustleidende, die in Soden ihre Heilung
suchen, eine Speiseanstalt für die Dauer der Saison ins Leben zu rufen.
Dass für strenges Kaschruth (sc. Einhaltung der jüdischen
Speisevorschriften) Sorge getragen ist, dafür bürgt schon der Name des
Mannes, welcher die ganze Angelegenheit in die Hand genommen hat und ihr
seine ganze Fürsorge widmet. Nicht minder wird aber auch dafür gesorgt
werden, dass den Kranken eine kräftige und den ärztlichen Vorschriften
entsprechende Kost gereicht werde. Wer bedenkt, dass eine gute und
nahrhafte Kost das erste Erfordernis einer erfolgreichen Kur ist, und wie
gerade dies zu beschaffen den armen Kranken gewöhnlich am schwierigsten
ist, wird die Bedeutung dieses wohltätigen Unternehmens voll und ganz zu
würdigen wissen. Wir wollen noch bemerken, dass ein Verabreichen der
Speisen gegen irgendwelche Bezahlung prinzipiell ausgeschlossen ist.
Etwaige Bewerber um Berücksichtigung bei dieser Speiseverteilung haben
sich schriftlich an Herrn Michael Mainz jun. hier zu wenden." |
Allgemeiner Bericht über die Kuranstalt
- Jahresbericht 1889
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai 1890:
"Frankfurt am Main, 6. Mai (1890). Die Kuranstalt für arme
Israeliten in Bad Soden am Taunus (früher Verein zur Verpflegung
kurbedürftiger armer Israeliten in süddeutschen Bädern) erhielt im
Jahre 1889 Mark 6.554 an Mitgliederbeiträgen, Mark 10.664 an Geschenken,
Mark 195 an Zinsen, Mark 356 an Baukonto-Überschuss. Die Ausgaben
betrugen Mark 14.859. Das durch die Großmut der Freifrau Wilhelm von
Rothschild erbaute Haus, Speisesaal und Küche enthaltend, mit schöner,
luftiger Veranda, wurde seiner Bestimmung übergeben. 133 Patienten (gegen
98 im Vorjahre) fangen Pflege durch Herrn Dr. Heinrich Mayer. Wie dem
angefügten Berichte des Arztes zu entnehmen ist, waren von den Patienten
75 Männer, 58 Frauen, der jüngste 10, der älteste 81 Jahre, Deutsche
126, Russen 6, Österreicher 1 (Wir behalten uns einen ausführlichen
Bericht über diese Anstalt vor. Redaktion)." |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Juli 1890:
Der Bericht ist noch abzuschreiben. |
|
Allgemeiner Bericht über
die Kuranstalt von 1890
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1890: "Eine Kuranstalt
für arme Israeliten in Bad Soden (Taunus). Es war ein glücklicher
Gedanke, den vor wenigen Jahren einige für die Förderung jeder humanen
Bestrebung begeisterten Männer in Frankfurt am Main fassten, einen Verein
zu gründen, der armen kranken Glaubensgenossen die Mittel zu einem
Aufenthalte in einem deutschen Bade gewähren sollte. Wie jeder gute
Vorschlag, der geeignet ist, die Not zu mildern und den Armen seine Armut
minder fühlbar zu machen, auf die Sympathie unserer Glaubensgenossen
rechnen darf, so war es auch dieser, und es dauerte nicht lange, bis eine
Summe beisammen war, welche es gestattete, das geplante Unternehmen zur
Tat werden zu lassen.
In erster Linie war der dem Hauptkomitee zunächst gelegene Badeort,
Soden, für die Unterbringung der Kranken in Aussicht genommen, doch
verweigerte man auch denen eine Unterstützung nicht, welche in einem
anderen Kurort ihre Heilung suchten, sofern die Geldmittel reichten.
Allein es konnte dies nur ausnahmsweise geschehen, da es natürlich sowohl
im Interesse der Kranken als des Vereines liegt, dass das aufsichtführende
Komitee sich in nächster Nähe des Badeortes befindet, dem er seine
Pfleglinge anvertraut. Zudem ist ja Soden gerade der Platz, der am
geeignetsten erscheint für das zu erwartende größere Kontingent, auf
welche die Vereinstätigkeit rechnen musste.
Eine festere Gestaltung hat nun die Tätigkeit des Vereins erlangt durch
ein im vorigen Jahre für diese Zwecke neu erbautes Haus, das derselbe dem
großmütigen Wohltätigkeitssinn der Frau Baronin Wilhelm von Rothschild
zu Frankfurt am Main verdankte. Am Abhang des Dachbergs gelegen, bietet es
einen freundlichen Eindruck, und der Anblick erhebt unser Herz, wenn wir
uns vergegenwärtigen, dass es Armen, die zum größten Teil das Jahr über
in engen und dumpfigen Räumen hausen müssen, vergönnt ist, einige
Sommerwochen in jenen luftigen, von frischem Grün umhegten Räumen
zuzubringen und unter guter Pflege in den Stand gesetzt sind, eine
heranschleichende Krankheit in ihren Anfängen schon mit Erfolg zu bekämpfen.
Denn, das müssen wir gleich hinzufügen, für Schwererkrankte hat diese
Anstalt, wie der amtliche Bericht ausdrücklich hervorhebt, um von
vornherein aussichtslose Anmeldungen zu verhüten, keinen Raum. Aber, wo
eine Krankheit im Anzuge ist, wo sich die ersten Spuren eines
Lungenleidens bemerkbar machen, da vermag der Aufenthalt Heilung herbeizuführen;
und wo, selbst bei vorgeschrittener Krankheit, die aber dem Patienten noch
die Möglichkeit freier und selbständiger Bewegung gestattet, ihn nicht
auf besondere Hilfeleistung beim Gehen und Ankleiden anweist, da vermag
auch die Anstalt insofern heilsam zu wirken, als sie die Krankheit aufhält,
den Kranken gegen die Gefahren der kommenden rauen Jahreszeit widerstandsfähiger
macht, sodass er im nächsten Sommer die begonnene Kur mit Erfolg
fortsetzen kann. Es mögen daher die Ärzte mit der Empfehlung ihrer
Pflegebefohlenen vorsichtig sein und das Gesagte wohl erwägen, damit sie
nicht Hoffnungen erwecken, die dann durch die Ablehnung der Aufnahme
zunichte gemacht werden. Das Haus selbst enthält nur Raum für elf
weibliche Kranke, Männer werden in das Haus nicht aufgenommen; die übrigen
vom Verein nach |
Soden
Entsandten haben auf eigene Kosten für Wohnung zu sorgen, hingegen
erhalten sämtliche Kranken Verpflegung, ärztliche Behandlung, Bäder und
Arzneien kostenfrei in der
Anstalt. In dem großen und prächtigen Speisesaale, der ungefähr 100
Personen fasst, versammeln sich die Pfleglinge zum gemeinschaftlichen
Mittagsmahle, wenn die Witterung schlecht ist, Allein, wenn es das Wetter
irgendwie zulässt, selbst an waren Regentagen, wird in der freien, jedoch
vor Zugluft geschützten Veranda gespeist. Die Kost, natürlich streng
rituell, ist eine vorzügliche und entspricht, wie auch alle Einrichtungen
des Hauses, allen Anforderungen der Hygiene. Hinter dem Hause breitet sich
ein prächtiger, Obst- und Zierbäume enthaltender Gasten aus, der den
Patienten zum Aufenthalt dient.
Es ist hier in der Tat ein Werk der Menschenliebe errichtet, das unsere höchste
Bewunderung herausfordert. Es ist ein Hochgefühl aus dem Berichte des
leitenden Arztes, Herr Dr. Heinrich Mayer, der mit Ausdauer, Liebe und
Umsicht seines schweren Amtes dort waltet, zu erfahren, dass von den 133
Patienten, welche den vorigen Sommer die Anstalt frequentierten, und von
denen 80 % lungenleidend waren, nur bei 10 ein geringer Erfolg der Kur zu
verzeichnen ist.
Dieser Gedanke der Wohltätigkeit, wie er hier praktisch geworden,
hat aber einen solchen Anklang gefunden, dass von weither Gaben als
Beisteuer eingesendet werden und dass der Verein auch viele Auswärtige zu
seinen ständigen Mitgliedern zählt; ist es ja auch ein Verein, der allen
armen Glaubensgenossen, in erster Linie Angehörigen des deutschen
Reiches, zugute kommt. Die Einnahmen betrugen Mark 22.661,31, darunter an
Geschenken Mark 10.664,39; die Ausgaben Mark 14.858,44, sodass für dieses
Jahr ein Saldo von Mark 7.802,87 bleibt. |
Dass
für dieses großartige Werk, wenn es recht segenbringend sein und allen
berechtigten Ansprüchen genügen soll, dass die Verwaltung der traurigen
Notwendigkeit überhoben werden, Gesuche wegen mangelnder Mittel zurückweisen
zu müssen: dazu ist es nötig, dass noch recht viele Freunde von überall
her sich zur Unterstützung einfinden. Mit einer kleinen jährlichen
Beisteuer kann auch der, welcher nicht über große Mittel verfügt,
Mitglied dieses Vereins werden und an dem erhebenden Gefühl sich laben,
dass auch der dazu beigetragen, den Ärmsten unter den Armen das wieder
erworben zu haben, was das teuerste Gut auf Erden ist: die Gesundheit.
Danken wir herzlich allen den Männern, welche das edle Unternehmen
begonnen und den edlen Spendern, welche die Ausführung ermöglichten.
Helfen wir aber auch alle, es so weiter durchzuführen, wie es herrlich
beginnen.
Wir fügen dieser Skizze die Ansicht der Anstalt und des neu erbauten
Speisesaales mit Veranda und Garten bei; bei dem Anblick desselben dürfte
sich wohl mancher sagen: ‚Ich will auch dazu beitragen, dass in einem
solch traulichen Heim der Arme Gesundheit und frische Lebensfreudigkeit
sich wieder gewinne!" |
Allgemeiner
Bericht über die Kuranstalt - Jahresbericht für 1891 (1892)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. Mai 1892:
Der Bericht ist noch abzuschreiben. |
Allgemeiner Bericht
über die Kuranstalt von 1893
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1894: "Aus jüdischen
Vereinen und Stiftungen. Dem Jahresbericht der Verwaltung der Kuranstalt für
arme Israeliten in Bad Soden am Taunus (1893) entnehmen wir: Unsere
Bestrebungen waren nach wie vor darauf gerichtet, möglichst vielen
Brustkranken Gelegenheit zu geben, durch eine zweckdienliche Kur Milderung
respektive Heilung ihrer schweren Leiden zu erzielen. Dass dieser hohe
Zweck vielfach erreicht wurde, verdanken wir in erster Linie dem nie
erlahmenden Wohltätigkeitssinn unserer edlen Glaubensgenossen, die uns
wie früher auch im vergangenen Jahre ihre Unterstützung nicht versagten.
Groß ist aber leider noch immer die Zahl der Unglücklichen, die wir
trotz zweifellos schwerer Erkrankung von der Türe unserer Anstalt weisen
müssen, weil unsere Mittel leider nicht ausreichen. Dass infolge dessen
viele arme Unglückliche, denen vielleicht noch zu helfen gewesen wäre,
der Verzweiflung in die Arme getrieben werden, dafür tragen einen großen
Teil der Verantwortung alle jene, die in der glücklichen Lage sich
befinden, helfend mitwirken zu können, aber aus Gleichgültigkeit uns
ihre Hand verschließen. An die letzteren appellieren wir daher aufs Neue
unserem Vereine beizutreten und uns bei unserem Liebeswerke ihre Unterstützung
zuteil werden zu lassen.
Durch Freifrau W. C. von Rothschild, deren hochherziger Munifizenz
unsere Anstalt seit Jahren zu großem Danke verpflichtet ist, wurden uns
die Mittel zur Verfügung gestellt, um über unserem Speisesaal neue Wohnräume
bauen zu lassen; Dadurch wird es uns ermöglicht werden, einen großen
Teil der Patienten, die bisher auf ihre eigene Rechnung in Privathäusern
sich Wohnung mieten mussten, in Zukunft in der Anstalt selbst unterbringen
zu können und dadurch auch unter besserer ärztliche Kontrolle zu haben.
Von dem schon früher erwähnten Geschenk unseres Ehrenmitglieds, des
Herrn M. A. Wolff, haben wir auch diesmal ausgiebigen Gebrauch gemacht.
Im verflossenen Sommer wurde unsere Anstalt von 170 Patienten besucht;
noch nie haben wir auch nur annähernd eine solche Frequenz-Ziffer
erreicht, und doch musste ein großer Teil der Bittgesuche wegen Mangel an
Platz zurückgewiesen werden. Von diesen 170 Kranken waren 71 Männer, 88
Frauen, 4 Knaben und 7 Mädchen, zusammen 170 Personen. Die Ergebnisse
unserer Kuren waren so vortrefflich wie es die kurze Zeit überhaupt
gestattet, welche die Patienten bei uns verweilen können. Ausgezeichnete
Resultate erzielten wir bei 19 Kranken; gute Erfolge konnten bei 32 Kurgästen
verzeichnet werden. Einer erheblichen Besserung erfreuten sich 110
Patienten. Bei einer so beträchtlichen Anzahl Kranken können Misserfolge
nie ausbleiben; so wurden denn 8 ungebessert entlassen. Eine Frau in
mittleren Jahren wurde uns leider sterbenskrank zugesandt, sodass sie
schon nach 10 Tagen verschied. Deshalb wird die Bitte erneuert, so schwere
Patienten nicht mehr aus der Heimat fortzuschicken." |
Bericht
über das jüdische Kurhospital in Soden (1894)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21.
September 1894: "Ein Besuch im jüdischen Kurhospital in Soden.
Von Dr. med. KL. Maretzki..."
Der Bericht ist noch abzuschreiben. |
Bericht
zum zehnjährigen Bestehen der Kuranstalt - der neue Etagenbau wurde
fertiggestellt (1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juni 1895:
"Soden am Taunus, 4. Juni (1895). Mit 50 Patienten wurde vor
10 Jahren die Kuranstalt für arme Israeliten hier eröffnet, sie zeigt
von Jahr zu Jahr eine je steigende Zunahme, bis im Jahre 1894 die
stattliche Zahl 192 erreicht wurde. Der neue Etagenbau über dem
Speisesaal wurde im Sommer fertiggestellt und bereits bei Eintritt der
kälteren Jahreszeit von den brustkranken Wintergästen, die diesmal die
Zahl 46 erreicht, in Gebrauch genommen. Den ganzen Neubau umgibt eine
Veranda, die auch bei schlechter Witterung den Kranken den Aufenthalt im
Freien gestattet, wie überhaupt die ganze Einrichtung den neuesten
Erfahrungen auf dem Gebiete der Hygiene Rechnung trägt. Unter den
Patienten des Berichtsjahres litten 99 an Lungensucht, 25 an Ephysem, 42
(?) an Bronchialkatarrh,2 8 an Konstitutionskrankheiten und 14 an
Nervenleiden. - Die Vermögensbilanz der Anstalt am Schluss der
Berichtsjahres ergab einen Kassabestand von 14.928 Mark. Für den Neubau
waren 13.000 Mark ausgegeben, an Haushaltungskosten 18.485 Mark.
Vorsitzender der Verwaltung ist Herr Dr. med. Rosenbaum in Frankfurt am
Main, Beisitzer für Berlin Herr D. Wolff, Wilhelmstraße 118. Der
Vorstand der Berliner jüdischen Gemeinde, ferner die Berthold
Auerbach-Loge, die deutsche Reichsloge und die Montefiore-Loge des U.O.B.B.
unterstützen die Anstalt mit je einem Jahresbeitrag von 100
Mark." |
Jahresbericht
der Kuranstalt (1895)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. September 1896: "Frankfurt am Main, 21. September
(1896). Der Verein 'Kuranstalt für arme Israeliten in Bad Soden am
Taunus' versendet seinen Bericht. Der Verein wurde im Jahre 1885
gegründet, und werden daselbst alljährlich während der Kurzeit eine
große Anzahl armer Brust- und Lungenkranker aller Länder unentgeltlich
verpflegt. Die Frequenz der Anstalt steigert sich von Jahr zu Jahr, sie
betrug in den letzten 3 Jahren: 1893 170 Patienten, 1894 192 Patienten,
1895 199 Patienten, und wird im laufenden Jahre die letztere Zahl bei
Weitem überschreiten, indem schon bis Ende Juli 150 Personen der
Wohltaten des Vereins teilhaftig geworden sind. Die im Jahre 1895 in der
Anstalt verpflegten Patienten stammten aus folgenden Gegenden: aus
Frankfurt am Main 83, aus Berlin 11, aus Norddeutschland 17, aus Süd- und
Mitteldeutschland 58, aus Elsass 2, aus dem Ausland 16, Kinder aus
verschiedenen Gegenden 12, zusammen 199 Personen. An Einnahmen hatte der
Verein zu verzeichnen: 27.662,32 Mark. Diese Einnahmen genügen aber
durchaus nicht, um das segensreiche Institut zu erhalten und zu
vergrößern. Es ergeht daher der warme Appell an alle edlen Männer und
Frauen in Israel, dieses Werk echter Menschenliebe kräftig zu unterstützen.
Die Verwaltung des Vereins besteht aus den Herren: Dr. med. E. Rosenbaum,
Vorsitzender, Mich Mos. Mainz, stellvertretender Vorsitzender, Lismann
Fürth, Kassierer, Daniel Aug. Worms, Ökonom, Bernhard Frenkel,
Schriftführer, Manfred S. Goldschmidt, Gegenschreiber, Heinrich Misloch, Beisitzer,
sämtlich in Frankfurt am Main, und Herr D. Wolff, Berlin SW.,
Wilhelmstraße 118. Ehrenmitglied ist Herr M.A. Wolff, Frankfurt am
Main." |
Allgemeiner
Bericht über die Kuranstalt von 1896
Eine Neuerung war die Einrichtung der "Winterkur" gegen Bezahlung
des Selbstkostenpreises.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1896: "Frankfurt am
Main, 11. Oktober. Es ist dem Mühen der bedeutendsten Ärzte bis jetzt
nicht gelungen, ein wirksames Mittel gegen Lungenkrankheit zu finden. In
Ermangelung eines solchen sieht man hauptsächlich in dem Aufenthalte der
Kranken in reiner Gebirgsluft und in geeigneter guter Pflege die Möglichkeit,
den entstehenden Krankheitskeim zu unterdrücken und in vorgeschritteneren
Stadien des Leidens durch körperliche Kräftigung die Widerstandsfähigkeit
des Patienten zu erhöhen. So sehen wir in unserer Zeit, die im
Allgemeinen humanitären Schöpfungen reiches Interesse entgegenbringt,
allerwärts Sanatorien entstehen.
Eine solche Heilstätte, deren segensreiches und rühmenswertes Wirken
schon öfters in diesen Blättern erwähnt wurde, ist die ‚Israelitische
Kuranstalt zu Bad Soden im Taunus.’ Während des verflossenen Sommers
wurden in dieser Anstalt nicht weniger als 226 Kranke (gegen 200 im Jahr
1895) unentgeltlich verpflegt, die zum Teil als wesentlich gebessert
entlassen werden konnten. Man bedenke, welche Summe von Lebenskraft und
Lebensmut eine solch stattliche Zahl von ganz oder teilweise Genesener
darstellt, die meistens kleinmütig und betrübt, ja manchmal als
Verzweifelnde Aufnahme fanden und zum großen Teil freudig und
hoffnungsvoll die Anstalt verließen.
Freilich noch mehr Leid hätte gemildert werden können, wenn die Mittel für
die Unterhaltung der Anstalt noch reicher geflossen wären, denn sehr
viele Aufnahmegesuche mussten unberücksichtigt bleiben. Ein größeres
Geschenk, das die bekannte Wohltäterin Frau Baronin von Hirsch in Paris
der Anstalt überwies, hat allein es ermöglicht, dass in diesem Jahre
mehr Patienten als im vorigen in der Anstalt verpflegt werden konnten. Es
wäre daher sehr zu wünschen, dass auch weitere Kreise durch Beiträge
und Geschenke sich an dem großartigen Hilfswerke beteiligten, zumal ja
die Anstalt Kranken aller Länder ihre Pforten öffnet.
Nachdem am 1. Oktober die Sommerkur, d.h. die unentgeltliche Verpflegung
geschlossen wurde, ist seitdem die Winterkur eröffnet. Es können
während des ganzen Winters Patienten gegen Vergütung des
Selbstkostenpreises Aufnahme finden. Wer es weiß, wie schwer es ist,
selbst gegen gute Bezahlung für einen wirklich Kranken oder einen
solchen, der nur der Ruhe und der Erholung bedarf, einen geeigneten
Aufenthaltsort zu finden, wo er bei streng ritueller und gleichzeitig in
jeder Hinsicht vorzüglicher Verpflegung, sowie luftiger, schöner Wohnung
die erwünschte Stärkung und Genesung erlangen kann, der wird es gewiss
aufs Freudigste begrüßen, dass die Sodener Kuranstalt diese Einrichtung
getroffen hat und gegen verhältnismäßig sehr geringe Opfer ihre Räume
zur Verfügung stellt. Es ist zu hoffen, dass viele Leidenden, die ein
gutes Unterkommen für den Winter suchen, von dieser Einrichtung Gebrauch
machen." |
Purimfeier in der Kuranstalt (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1898: "Soden
(Taunus). In der Israelitischen Kuranstalt daselbst, fand diesmal eine glänzende
Purimfeier statt. Um 1 Uhr Mittags haben sich, sowohl die Patienten, als
auch die aus Frankfurt hier eingeladenen Gäste in dem schön geschmückten
Speisesaal eingefunden. Der Leiter der Anstalt begrüßte die Versammelten
aufs herzlichste und erteilte hierauf Herrn Emil Rosenwasser das Wort zur
Festrede. Derselbe, ein Schüler des Herrn Rabbiner Dr. Horowitz, hielt
eine geradezu ergreifende Rede. Atemlos lauschten die Zuhörer seinen
Worten. In meisterhafter Weise verstand es der junge Redner, den Haman als
die personifizierte Krankheit darzustellen, die durch das Wort und den
guten Rat eines Mordechai zu rechter Zeit und an rechter Stelle zu
vernichten sei. Hierbei wies der Vortragende auf bestimmte Personen hin,
die geradezu ihr ganzes Leben und Streben der Anstalt opfern, und
bezeichnete die eine als Esther und die andere als Mordechai. Besonders
waren die Schlussworte in das Herz der Zuhörer gedrungen, da konnte man
sogar einiges Schluchzen vernehmen bei den Worten: ‚Sie werden wie
neugeboren jedes nach seiner Heimat zurückkehren und werden an das viel
gepriesene Soden, in welchem, ich darf es sagen, Sie einen schönen
Kindertag verlebt haben, zurückdenken. In dieser feierlichen Stunde habe
ich keinen anderen Wunsch für Sie als dass jeder, gesund und frei von den
Banden und Fesseln, die Ihren Körper umschließen, nach Hause zurückkehren
mögen.’ Nachdem der Redner geendet hatte, ist er allseitig beglückwünscht
worden. Es sprachen sodann noch einige Herren der Anstalt. Um 5 Uhr verließen
die Gäste die herrliche Tafel, um sich zum Mincha-Gebet
(Nachmittagsgebet) zu begeben. Um 8 Uhr erreichte das Fest seinen Höhepunkt.
Vor einem dicht gedrängten Saale ging der Vorhang in die Höhe und stürmischer
Beifall folgte einer jeden Piece. Da möchten die Schicksalsschläge einen
noch so schwer getroffen haben, keine Widerwärtigkeit dieser Welt hielt
Stand, es schöpfte jubelnd ein jeder aus dem unversiegbaren Born echter
gemütvoller Fröhlichkeit." |
80.
Geburtstags von Herrn Beith, Vater der Verwalterin der Israelitischen Kuranstalt
(1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1898: "Soden
im Taunus, 2. August (1898). Von einer seltenen Feier will ich die
Freunde Ihrer geschätzten Zeitung benachrichtigen. Als am verflossenen
Sonntagmorgen beim gemeinschaftlichen Einnehmen des Kaffees die frohe
Kunde den Speisesaal der israelitischen Kuranstalt dahier durchlief, der
Vater des allverehrten und hochgeschätzten Fräulein Beith, Verwalterin
obiger Anstalt, begehe heute seinen achtzigsten Geburtstag, da musste es
jeden Augenzeugen wirklich rühren, wie die Patienten der Anstalt
wetteiferten, ihre warme und innige Teilnahme bezeugen zu können.
Fräulein Beith war sichtlich überrascht, als man ihr beim Eintritt in
den Saal allerseits die herzlichsten Glückwünsche darbrachte, indem
dieselbe von einer öffentlichen Kundgebung aus Bescheidenheit absehen
wollte. Wer wäre in der Lage all die guten Wünsche, die da ausgesprochen
wurden, anzuführen. Beim Mittags- und Abendmahl wurden seitens einiger
Kurgäste auf das greise Geburtstagskind und dessen Familie in sinnreicher
Weise toastiert. Ebenso gedachte ein Patient rühmend in seinem
Trinkspruche der vielen Verdienste, die sich die geehrte Verwalterin durch
ihr unermüdliches Ausüben in Wohltätigkeit erwirbt und betonte
unter anderem, dass es uns zwar nicht vergönnt ist, Herrn Beith
persönlich zu kennen, allein durch das edle und gerechte Schalten und
Walten der Verwalterin dieses Hauses können wir uns deren Vater im Geiste
vorstellen. Auch wurde ein geistreicher Toast mit entsprechenden Worten
der Tora ausgebracht. Das Dienstpersonal sowie eine Gesellschaft von
Damen und eine von Herren der Anstalt sandten Glückwunschtelegramme an
die Familie Beith nach Altona ab. Während des ganzen Tages herrschte
fröhliche Festesstimmung. Abends wurde Schir Hamaalot mit
Pianoforte-Begleitung vorgetragen. Fräulein Beith drückte schließlich
tief ergriffen ob der Teilnahme der Patienten, denselben ihren herzlichen
Dank für erwiesene Aufmerksamkeit aus. Der Allgütige möge den
hochbetragen Herrn Beith - sein Licht leuchte - mit seiner werten
Gattin noch recht lange körperlich und geistig frisch
erhalten." |
Allgemeiner Bericht über die Kuranstalt von 1900
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1900: "Bad
Soden. (Kuranstalt für arme Israeliten in Baden Soden am Taunus).
Baum Rückblick auf das verflossene Vereinsjahr können wir wieder über
eine segensreiche Tätigkeit berichten. - Wenn auch die Zahl unserer
Pfleglinge sich um 23 vermindert hat, so haben doch die Verpflegungstage
eine verhältnismäßige Zunahme erfahren, in Folge dessen wir bedeutend
erfreulichere Resultate als in früheren Jahren erzielen konnten. Die
sorgfältigere Auswahl der Aufzunehmenden, der längere Aufenthalt in der
Anstalt, eine regelmäßigere Verteilung der Patienten auf die einzelnen
Monate ermöglichen es, dem Einzelnen mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden, was
für den Gesamterfolg von ganz bedeutendem Vorteil war.
Wenn uns auch im verflossenen Jahre mehrere Geschenke und Legate in
größeren Beträgen zugegangen sind, gestatten uns dieselben immerhin
noch nicht die Verwirklichung unserer sehnsüchtigst erhofften Pläne,
unseren so sehr beengten Räumen eine unseren Bedürfnissen entsprechende
Ausdehnung zu geben.
Einer von uns bereits früher gegebenen Anregung, das Andenken teurer
Verblichener durch Stiftung von Freibetten zu ehren, veranlasste Frau Sara
Kulp Witwe, in hochherziger Weise eine Freibettstiftung zum ehrenden
Andenken an ihren seligen Gatten, Herrn Menko Marx Kulp zu errichten. Der
im Juni verstorbene Herr Susmann Una vermachte unserer Anstalt letztwillig
die Summe von Mark 24.000 zu Freibettstiftungen, in kindlicher
'Dankbarkeit zum ehrenden Andenken an seine ihm im Tode längst
vorausgegangenen Eltern. Zum ewigen Gedächtnis an die Stifter haben wir
Marmortafeln mit entsprechender Inschrift an geeigneter Stelle in unserem
Anstaltsgebäude errichtet. Die unermüdliche Gönnerin unserer Anstalt,
Freifrau Wilhelm Carl von Rothschild, hat unserem Kapitalfonds eine
größere Summe zugewandt und damit, wie schon so häufig, ihrem
hochherzigen Wohltätigkeitssinn in großartigster Weise Ausdruck
verliehen. Ebenso hat unser Ehrenmitglied, Herr M. A. Wolff, in seiner
allbekannten Mildherzigkeit, wie in früheren Jahren, unseren ganzen
Bedarf an Wein und Cognac gedeckt.
Dem großen Einfluss und dem rührigen Eifer unserer Delegierten in Berlin,
den Herren Hugo Heilmann, Stadtverordneter Witkowsky und Rentner
Alexander, ist es zu danken, dass wir daselbst eine neue Anzahl Freunde
und Gönner für unsere Bestrebungen gewonnen haben und sei den Herren an
dieser Stelle unsere wärmste Anerkennung ausgesprochen.
Allen edlen Spendern, die uns ihre Unterstützung durch Geschenke und
Jahresbeiträge angedeihen ließen, sind wir hierfür zu besonderem Danke
verpflichtet, ebenso unseren beiden Ehrendamen, Frau Bertha Baruch und
Frau Rosa Bonn, für ihr aufopferndes und wohltätiges Wirken." |
Allgemeiner
Bericht über die Kuranstalt von 1902
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1902: "Bad Soden.
(Kuranstalt für arme Israeliten in Bad Soden a. Taunus). Als vor nunmehr
16 Jahren die Anstalt begründet wurde, da war es Freiherr Wilhelm Carl
von Rotschild, der durch seinen Beitrag es möglich machte, die ersten
Kosten des Betriebes zu bestreiten. Die Wirksamkeit der Anstalt nahm zu
und mit ihr wuchs auch die tatkräftige Unterstützung, die der
Heimgegangene ihr zuwendete. Das Wohlwollen, das er der Anstalt
entgegenbrachte, gab sich in den verschiedensten Formen zu erkennen. Es
beschränkte sich nicht etwa auf einen bedeutenden jährlichen Beitrag, es
fand seinen deutlichen Ausdruck auch in der Stiftung von Freibetten, sowie
in der Zuwendung größerer Summen, sooft es galt, außerordentliche Bedürfnisse
zu decken. Mit der gleichen Bereitwilligkeit stiftete der Verklärte
namhafte Extrabeiträge zur Unterhaltung der Winterkur für solche Kranke,
die dieser Verpflegung bedurften, und wie mitfühlend zeigte er sich dann
in der Teilnahme, wenn er sich über das Befinden der Kranken berichten
ließ. Sein edles Herz, das ja jederzeit weit geöffnet war, sooft Not und
Elend der Armen seine Hilfe erforderten, war natürlich von dem Mitgefühl
doppelt ergriffen, sobald sich zu der Armut noch Krankheit und Siechtum
gesellten. Das hat unserer Anstalt die Gunst verschafft, die der Verklärte
ihr von ihrer Begründung an unausgesetzt bewiesen hat. Dankbar empfinden
wir es, welch edlen Wohltäter die Anstalt in ihm besessen hat
und dankbar werden wir uns dessen stets erinnern. Die Anstalt und
deren Verwaltung werden stets sein Andenken segnen und ehren, segnen und
ehren werden es noch in späten Zeiten die Kranken, die in der Anstalt
Heilung und Linderung ihrer Leiden suchen und finden werden. In dankbarer
Erinnerung an den Dahingeschiedenen erhielten wir von dessen
Hinterbliebenen für den Kapitalfonds den Beitrag von Mark 10.000 und für
den gleichen Fonds ein Legat des seligen Herrn Adolphe von Rotschild in
Paris im Betrage von Mark 5000. Ferner wurde uns von Frau Freifrau Wilhelm
Carl von Rothschild Mark 5000, von Herrn Max B.H. Goldschmidt Mark 5000
und von Frau Baronin Edmund von Rothschild in Paris Mark 6780 für den
Betriebsfonds überwiesen. Den edlen Gebern sei herzlicher Dank für diese
so hochherzigen Gaben ausgesprochen. Unser verehrtes Vorstandsmitglied
Herr Lismann Fürth und dessen Gemahlin haben zum Andenken an die
verewigte Frau Selma Ettlinger geb. Fürth ein Freibett im Betrag von Mark
5000 gestiftet. Auch ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt und können
wir bei dieser Gelegenheit den Wunsch nicht unausgesprochen lassen, dass
solche Stiftungen zur bleibenden Erinnerung an teure Dahingeschiedene
recht viel Nachahmung finden mögen. Wenn auch durch die vorerwähnten
Zuwendungen unsere Einnahmen sich günstiger gestalteten, als im Vorjahre,
mussten wir dennoch unsere Leistungen etwas einschränken, da bei der größeren
Frequenz im vergangenen Jahre unsere Räumlichkeiten sich als unzureichend
erwiesen haben. Es war uns nicht möglich, mehr als 214 Patienten gegen
241 in 1900 in unserem jetzigen Gebäude aufzunehmen. In Frankfurt, wo
Wohltätigkeit in so hohem Maße ausgeübt wird, werden sich sicher
Glaubensgenossen finden, auch hier zu Förderung wohltätigsten
Menschenliebe freudigst einzugreifen." |
Allgemeiner
Bericht über die Kuranstalt 1903
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1903: "Bad
Soden (Kuranstalt für arme Israeliten in Bad Soden am Taunus). Wenn
wir einen getreuen Bericht über die Aufgaben und Leistungen der Kuranstalt
für arme Israeliten im Jahre 1902 geben sollen, so dürfen wir freudig
konstatieren, dass wir das Höchste erzielt haben, was mit den uns zur
Verfügung stehenden Mitteln zu erreichen war.
239 arme Kranke, gegen 214 im Vorjahre, erhielten liebevolle Pflege und
Wartung und können wir die Erfolge als sehr befriedigend bezeichnen.
Gerne hätten wir die Wohltaten der Anstalt allen denen angedeihen lassen,
die, von Krankheit verfolgt, bei uns Hilfe suchten, jedoch sowohl die
beschränkten Räume, als auch die unzulänglichen Mittel, über welche
wir verfügten, geboten uns Halt. Mit schwerem Herzen mussten wir unter
den vielen Unglücklichen Auslese halten und nur die allerdringendsten
Fälle konnten Berücksichtigung finden.
Danken wir der Vorsehung, dass sie es uns ermöglicht, wenigstens einer
großen Zahl von Kranken Hilfe zu spenden! Wir hegen die Hoffnung, dass sich
erneut wohltätige Herzen finden werden, welche uns die Mittel gewähren,
unser schönes Werk der Menschenliebe zu heben und zu
fördern." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1903: "Bad
Soden. Dem Jahresbericht der Verwaltung der 'Kuranstalt für arme
Israeliten in Bad Soden am Taunus' (1902) entnehmen wir:
Ähnlicher Bericht wie oben |
Jahresbericht
der Kuranstalt für das Jahr 1906 (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 17. März 1907: "Frankfurt am Main. Die Kuranstalt für
arme Israeliten in Bad Soden (Vorsitzender Dr. med. E. Rosenbaum)
verzeichnete im Jahre 1906 Mark 48.763 Einnahmen (6.611
Mitgliedsbeiträge, 21.507 Geschenke, 7.141 Vergütung für Verpflegung,
5819 Vergütung für Winterkur, 7.683 Zinsen) und Mark 52.330 Ausgaben
(35.355 Haushaltung, 1.863 Ärzte und Arzneien, 4.254 Gehälter und Löhne
usw. usw.). Die Rechnung schließt also mit einem Defizit von Mark 3.567 ab,
was im Interesse dieser so segensreich wirkenden Anstalt zu bedauern
ist." |
Anzeige der
Kuranstalt (1907)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 14. Juni 1907: "Gesucht religiöse, perfekte
Köchin
in der israelitischen Kuranstalt Bad Soden, Taunus. Lohn 50
Mark." |
Aufruf zu Spenden (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. April 1908: "Frankfurt
am Main. Ein Appell an das jüdische Herz. – 300 Lungenleidende wurden
bisher jeden Sommer je 4 Wochen in der Israelitischen Kuranstalt in Soden
kostenlos verpflegt, - und damit soll es nun anders werden. Wie bei
anderen Wohltätigkeitsinstituten so sind auch bei dieser außerordentlich
segensreich wirkenden Anstalt die Einnahmen in den letzten Jahren nicht
die entsprechenden gewesen, sodass das abgelaufene Jahr mit einem Defizit
von 20.000 Mark abschloss. Schweren Herzens entschloss sich infolgedessen
die Verwaltung, von jetzt ab auch für das Sommerhalbjahr Kranke nur gegen
Bezahlung aufzunehmen. Sind auch nur 100 Mark für Männer und 80 Mark für
Franken für den 4wöchentlichen Aufenthalt festgesetzt worden, so ist
dieser Betrag für Arme doch unerschwinglich, - und gerade der Arme, der
nicht die Mittel zu seiner Pflege hat, bedarf der Wohltat der Anstalt am
dringendsten. Das jüdische Herz mit seiner Wärme, die jüdische Hand,
die so gern gibt, haben hier Gelegenheit, ihrem Namen Ehre zu machen." |
Badebrief aus Bad Soden von Maxime Le Maître (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. August 1908: "Soden
im Taunus – ein Badebrief. Von Maxime Le Maitre. Zwischen den Bergen
liegt immer der Winkel, wo alte, gebrechliche Juden seufzend umherirren.
Und bis über die Berge trägt der Wind den Widerhall der Seufzer aus
gebrochener Menschenbrust. Hier in diesem Tale schleichen sie umher, diese
gebrochenen Gestalten. Nicht vier Wochen Ruhe und Erholung von 36 Wochen
Arbeit suchen sie hier – hier im tiefen Tal, wo nur ein milder Südwind
weht, wo erquickende Sonnenstrahlen die Wiesen küssen und der Morgentau
der Blume im Lichte der Sonne blinkt. Leisen Schrittes ziehen sie einher,
gebeugten Hauptes und mit gefurchter Stirn – sie ziehen zu den Quellen
des Heils und zu den Brunnen, deren Wasser Gesundheit spenden. Nicht Vergnügungssucht
und Lust zu Schwelgerei hat sie in dieses stille Tal gebracht, sondern
gebrochene Kraft – gebrochene Menschenkraft und des Lebens schwere
Menschenplagen haben sie aus ihrem engen Gemäuer hierher gelockt, um
Genesung für ihren Körper und Heilung für ihren Leib zu finden. –
Jedem, der hier mit dem Brunnenglas in der Hand schleichend Umherziehenden
brennt irgendeine alte Wunde. Und diese brennende Wunde, glauben sie, löscht
nur des Brunnens Heilspendendes Wasser. Wie oft ist diese Wunde ein
Vorbote des Todes?
Nicht wenn die Sonne den Zenith erreicht, sieht man sie ausziehen – fürchten
sie des Tages höchste Glut? Bei Sonnenaufgang wagen sie sich erst aus
ihren Gemächern heraus. Am frühen Morgen eilen sie zu den Wassern – an
des Tages Schwelle. Und am Tage hoffen und warten sie. – Hat dir,
gebrochener Jude, der Tag keine Genesung gebracht, die Sonne deine
Schmerzen nicht gelindert, das genossene Wasser deine brennende Wunde
nicht gelöscht, so ist noch die Hoffnung immer nicht verloren. Bald geht
der Tag zur Neige. In der Vordämmerung offenbart sich seinem Auge die
untergehende Sonne in der Gestalt eines blutroten Feuerballes; bald ringt
die Nacht sie nieder, schon ist der letzte Strahl hinter den bergen
verschwunden. Der Abend zieht ein nach einer farbenreichen,
stimmungsvollen Dämmerung, und hier an der Schwelle von Tag und Nacht –
nach großem Wechsel und Geschehen regt sich wieder die Hoffnung in der
kranken Brust des greisen, gebrechlichen, dahin schleichenden Juden. Und
wieder zieht er zum Brunnen, denn Hoffnung und Ahnen durchzittert sein
wundes Herz.
Und so sitzen sie in stiller Dämmerung an den Wassern der Heilspendenden
Brunnen und lassen sich vom milden Abendwinde Trost zusprechen. Sind wir
am Tag nicht genesen, hat uns sein Licht kein Heil gespendet, so kann uns
die Nacht Gesundheit bringen. In der Nacht wird alles geschaffen, alles
Wachsen und Werden birgt sie in ihrem Schoß. Denn sie lispelt Rätsel,
spinnt Träume, und in Abwesenheit des Lichtes webet sie ihre
Lebensgedanken. Und wenn das Leben den Tod vertreibt, vielleicht vertreibt
sie auch die Vorboten unseres Todes?
’Sie sind wohl aus Russland?’ Und er antwortet: ‚Ich bin aus
Russland, habe Weib und Kind und Schwindsucht dazu. Ich bin aus Russland,
habe Weib und Kinder zuhause und in Amerika, im Gefängnis und in der
Fabrik, viele Kinder und wenig Geld, ich habe viel gearbeitet und hatte
kein Brot, und meine beste Kraft verzehrte der Wind. Was ich gesehen, war
Not; was ich geatmet, war Elend. Viel Arbeit und kein Geld, viel’ Kinder
und viel Armut! Sie sehen, jetzt bin ich grau, obwohl noch kaum vierzig
– Armut und Sorge und Schwindsucht dazu. Und hierher bin ich gekommen
in der Hoffnung – keine jungen Waisen zu hinterlassen - in der
Hoffnung.’ |
Und
langsam bringt er das Glas an den Mund, tut einen schwachen Schluck und
seufzt – in der Hoffnung. -
Sein Kurgenosse aber ist ein junger Mensch, auf dessen fahlem, hagerem
Gesicht der Tod schon sein Siegel aufgedrückt. Das Auge ohne Leben, das
Antlitz ohne Ausdruck. Er sitzt in sich zusammengekauert, als wenn ein Alp
auf seinen Schultern lasten würde. Ein zerknirschtes, gebrochenes Geschöpf.
Die Hand zittert, wenn er das Glas an den Mund bringt, und er gehört zu
jenem Stamm, die nicht mehr gehen, sondern schlottern. Gleichgültig hört
er die Rede des Alten, ohne jedes Mitgefühl, ohne jedes Bedauern. Kennen
Tote Mitleid? Tot ist er, nur noch nicht gestorben. Aber die Alten flüstern
sich zu: ‚Er ist verheiratet und Vater von Kindern, und wenn er stirbt,
treten seine Kinder ein Erde an – seine Schwindsucht.’
Jüngst, es war an einem regnerischen, kalten Dienstag, begegnete
er mir am Brunnen und sprach zu mir: ‚Ich werde bald sterben. Sehen Sie,
dieser dicke Herr, der augenscheinlich vor Gesundheit strotzt, ist ein
Graf und ein Würdenträger, und auch er wird bald sterben; vor dem Tod
sind wir alle gleich, das ist mein Glück. Ja, wenn ich allein sterben müsste?
Allein sterben und alle am Leben lassen?’ Sprachs und verschwand. So hat
auch der Tod seinen Trost und das Elend seine Majestät.
Immer tiefer sinkt die Nacht. Ihr Himmel ist tief bewölkt, sternenlos und
gleicht einem schwarzen Leichentuch. Eine schaurige Einsamkeit, ein rätselhaft
stummes Schweigen verbreiten ihre Schrecken. Die alten, Zweigereichen Bäume
längs der Chaussee und des Kurparks stehen stumm und unbeweglich, als wären
sie vor der Angst nächtlicher Einsamkeit erstorben. Die Erde ist schwarz
und feucht, und banges Walter ist ausgegossen auf dieses stille Tal.
Stumme Nacht – bange Nacht. Aber die törichten Menschen, sie wollen den
lauf der Dinge ändern, und Friedhöfe wollen sie umwandeln in Horte der
Lust und des Gesanges. Da oben am Berge leuchten zwei Lampen, deren durch
die Finsternis der Nacht matt gewordenes, gebrochenes Licht vom nächtlichen
Dunkel verschlungen wird, gleich dem spärlichen Kerzenlicht in einem großen,
finstern Keller. Aber nicht genug damit; oben schmettern die Fanfaren, und
im Lichte - der Nacht hört es sich so bizarr, so grell, so katzenjämmerlich
an. Was wollen die Husaren in diesem schweigsamen Tal? Wozu Glühlampen
auf dem Friedhof? Menschentorheit, Eitelkeit der Eintragsfliege. Dumm,
dumm, gottlosdumm – so die großen Herren und schönen Damen, die nicht
Tuberkulose und Herzkrankheit hierhergebracht, sondern die Schwelgsucht
hierher getrieben. ‚Lustig’ ist ihre Parole. Mag eine Totenstille über
dem Tale ruhen, mag nächtliches Dunkel und nächtliche Verschwiegenheit
Schweigen gebieten, mögen mit dem Tode Ringende sich nach Ruhe sehnen –
geflötet muss werden. Husar! Du trommelst, oder ich reiße aus!
Aber den Bewohnern des Tales sind diese banalen Ruhestörer lieber und
willkommener als die Kranken und Gebrochenen, die hier Heilung und
Genesung suchen. Daher wird musiziert, und sie musizieren so elend, so
husarenmäßig, dass die Musik zur Ortsplage wird. Und im Rausch dieses
Trommelns und im kleinen Kreise dieses spärlichen matten Lichtes
lustwandeln große Herren und schöne Damen als gelte es, gegen die Natur
zu rebellieren. Aber auch die verstehe ich. Vor Langeweile und Trägheit
sucht man die schweigsame bange Nacht in einen Palast der Lust
umzuwandeln, um die Schauer der Friedhofeinsamkeit mit Licht zu begießen. |
So
ist der Winkel zwischen den Bergen ein Hort der Hoffnung und der Genesung
für gebrochene Menschen, für kranke, dahinschlotternde Juden aus dem
lande, wo das Elend von den Wänden schwitzt, aber auch eine Stätte des Müßigganges
und der Trägheit für Menschen, die vor lauter Langeweile am Trommeln der
Husaren sich ergötzen." |
Allgemeiner
Bericht über die Kuranstalt von 1909/10
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai 1910:
"Frankfurt am Main, 2. Mai (1910). Dem soeben erschienen
Jahresbericht der 'Kuranstalt für arme Israeliten in Bad Soden' entnehmen
wir, dass die Anstalt im verflossenen Jahre dank der Munifizenz der Frau
Baronin W. von Rothschild in der Lage gewesen ist, den schon lange
erforderlichen Neubau eines modern ausgestatteten und den Zwecken der
Anstalt entsprechend eingerichteten Kurhauses zu errichten. Allerdings
musste, da das Hauptgebäude wegen des Neubaues im Sommer außer Betrieb
gesetzt werden musste, eine gewisse kleine Beschränkung in der Aufnahme
von Kurbedürftigen erfolgen. Während im Vorjahr in der Anstalt 188
Personen mit 7359 Verpflegungstagen Aufnahme fanden, war es im vergangenen
Sommer nur möglich, 175 Personen mit 6924 Verpflegungstagen in der
Anstalt Aufnahme zu gewähren. Obwohl dieser so segensreich wirkenden
Lungenheilstätte eine ansehnliche Anzahl von Beiträgen und Gaben, wie in
früheren Tagen zuflossen, so reichten die Mittel doch immer noch nicht
aus, um allen Ansprüchen und Bedürfnissen genügen zu können. Wie aus
dem Rechnungsabschluss von 1909 ersichtlich, hatte die Anstalt ein Defizit
von 1258 Mark zu verzeichnen. Die Einnahmen und Ausgaben balancierten mit
59.013 Mark. Der Vermögensstand der Anstalt beläuft sich Ende 1909 auf
insgesamt über 200.000 Mark. Wie dem dem Jahresberichte beigefügten
ärztlichen Bericht zu entnehmen ist, setzten sich die Patienten so
ziemlich aus allen Teilen Deutschlands zusammen, doch waren auch einige
Aufnahmen von Ausländern, und zwar aus Belgien, Frankreich, Russland und
der Schweiz zu verzeichnen." |
Allgemeiner Bericht
über die Kuranstalt von 1910
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. September 1910:
"Israelitische
Kuranstalt Bad Soden, welche dank ihrer praktischen, allen Anforderungen
der modernen Hygiene entsprechenden Einrichtungen, den herrlichen Neubau,
welchen Freifrau W. C. von Rothschild in hochherziger Weise errichten ließ,
imstande ist, wirklich viel Gutes zu leisten. Die Sodener Anstalt ist das
einzige jüdische Sanatorium, welches Sommer wie Winter Männer und Frauen
ihren religiösen Grundsätzen getreu verpflegt.
Die Verwaltung übt ihr schweres verantwortungsvolles Amt mit voller Liebe
und Hingebung, aber sie ist sich bewusst, dass es ihr möglich wäre, noch
viel mehr Unglücklichen zu helfen, wenn nicht Geldmangel sie zwingen würde,
einen großen Teil der Hilfesuchenden abzuweisen. Bereits mitten im Jahre
sind die verfügbaren Mittel, aus Jahresbeiträgen und Geschenken
bestehend, aufgezehrt.
Mit größter Opferfreudigkeit begründet, blickt die Sodener Anstalt
heute auf eine überaus segensreiche Entwicklung zurück. Möchte diese
Entwicklung nicht gehemmt werden. Niemals hat es unserem Volke an offenen
Händen und Herzen gefehlt, wenn es galt, eine der großen Mizwaus
(Gebote), wie Bikur Chaulim
(Krankenbesuch/Krankenpflege) es ist, zu erfüllen. Möchten diese Zeilen
als Appell an alle jüdischen Herzen es ermöglichen, dass die Sodener
Anstalt in immer größerem Umfang auch fernerhin den Ansprüchen gerecht
werden kann, die von so vielen jüdischen Kranken an sie gestellt werden.
Es ist die Pflicht eines jeden jüdisch denkenden Menschen, die schöne
Anstalt nach besten Kräften zu unterstützen, damit sie ihre Aufgabe in
weitem Maße erfüllen kann." |
25-jähriges Jubiläum der Kuranstalt (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. September 1910: "Zum
25jährigen Jubiläum der Sodener Kuranstalt für arme Israeliten. Wenn
wir bei einem Ausflug in den lieblichen Taunus durch das altberühmte Bad
Soden kommen – wir haben uns in seinem schönen Kurparke an den
herrlichen Anlagen erfreut, haben in dem Quellenpark die verschiedenen
Brunnen gekostet und sogar ‚Champagner’ getrunken – und wir glauben
schon Soden wieder verlassen zu haben, - da lenkt ein eigenartiger Gebäudekomplex
unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wir treten näher heran und lesen die
Inschriften: ‚Unbefugten ist der Zutritt verboten’, ‚Besuchszeit von
5-7 Uhr nachmittags’ - - Was ist denn das?
- ‚Die Kuranstalt für
arme Israeliten.’ ‚Für
arme Israeliten?’ fragte mich einmal ein Spaziergänger, ‚warum denn
gerade für diese, es gibt doch viel mehr arme Christen.’ Und seine
Begleiterin fügte naiv hinzu: ‚Arme Israeliten gibt’s doch gar
nicht.’ – Leider scheint es doch welche zu geben, und verhältnismäßig
gibt es viel mehr arme Juden als arme Christen. Aber darauf kommt es gar
nicht an. Vielmehr kommt es nur darauf an, ob sich Männer finden, die das
gute Herz und den energischen Willen haben, für ihre leidenden
Glaubensgenossen ihre Zeit und ihre Kraft zu verwenden. Finden sich solche
Männer, dann sind die Mittel auch vorhanden, und dafür ist dieser Bau
ein beweis. ‚Ob man ihn wohl besichtigen darf?’ fragt wohl der eine
mit einem Seitenblick auf das Plakat. Selbstverständlich wird das gerne
gestattet. Wir treten in einen weiten hellen Vorraum, der eine Flucht von
Zimmern verbindet. Im Parterre finden wir das modern eingerichtete
Sprechzimmer, Laboratorium und Dunkelkammer, das Wartezimmer und das Büro.
Auf der anderen Seite des Ganges liegen die Küchenräume. Fleisch- und
Milchküche natürliche getrennt, mit den neuesten hygienischen
Einrichtungen versehen. Von hier aus kommt man in den Speisesaal, einen
freundlichen hellen Raum, der von 2 Seiten nur Glaswände hat und volles
Licht empfängt. – Im Sommer braucht man nur die großen Fenster zu öffnen
und die Patienten speisen vollständig im Freien. Hieran schließt sich
der Gesellschaftsraum. Spieltische laden hier zu allerhand Brettspielen
ein, ein Flügel ermöglicht musikalische Unterhaltungen, und
Zeitschriften und Bücher bieten jedem Zerstreuung. Ein Schrein mit
Torarollen erzählt uns, dass die Patienten sich hier zum Gebet vereinigen
können.
Im zweiten Stock besuchen wir zuerst die Liegehalle, ein weiter, breiter
Raum, in dem etwa 30 Patienten Liegekur machen können. Durch seine
gediegene Einrichtung wirkt dieser Raum ebenso angenehm wie durch den
freundlichen Ausblick auf die grünen Fluren. Die anderen Räume dienen
als Krankenzimmer, die fast alle nach Süden gehen, entsprechend den
Anforderungen der modernen Hygiene. |
Dieser ist überhaupt im ganzen
Bau Rechnung getragen. Überall fallen uns die weiten Fenster auf, die
Licht und Luft in menge einlassen. Die Fußböden sind leicht waschbar und
die Ecken alle angerundet. – Ein heller, freundlicher Anstrich ruft in
uns einen sympathischen Eindruck hervor. Wir kommen die Treppen herunter
und lesen folgende Inschrift: ‚Dieser Bau wurde errichtet zum Wohle
leidender Israeliten durch Freifrau Wilhelm von Rothschild im Jahre
1909.’
’Natürlich’, sagt der Besuch, ‚wenn man auf solche Hilfe rechnen
darf, dann kann man auch leicht solchen Bau hinstellen.’ Wodurch wurde
aber die Baronin zu dieser hochherzigen Stiftung veranlasst? – Das hat
seine Geschichte: Vor 25 Jahren, in den Märztagen, kamen zwei Männer aus
Frankfurt am Main und mieteten hier einige Räume, die sie zur Aufnahme
von kurbedürftigen armen Juden einrichteten. Eine Köchin besorgte die
Verpflegung, ein Arzt übernahm die Behandlung, und so glaubten die Herren
mit geringen Mitteln bessere Resultate zu erzielen, als wenn sie bar Geld
dem Patienten aushändigten, wie sie es bisher getan hatten. Wenn sie
geahnt hätten, welche Summen in den nächsten 25 Jahren umgesetzt werden
würden, auch diese Männer, die an gewaltige Leistungen der Wohltätigkeit
gewohnt waren, hätten wohl den Mut verloren. In den folgenden Jahren
stieg die Zahl der Patienten rasch, und in den 25 Jahren sind zirka 5000
Patienten verpflegt worden.
Selbstverständlich mussten dementsprechend die Räume vergrößert
werden. Das Haus, das sie in der Dachbergstraße erworben hatten, war bald
zu klein. Es wurden die anliegenden Wiesen angekauft und durch eine
hochherzige Spende des wohltätigen Barons von Rothschild ein Speisesaal
mit Küche errichtet. –Um ein ständiges Personal zu erhalten, wurde
bald auch im Winter die Anstalt geöffnet und zu diesem Zweck ein Stock
mit Wohnzimmer auf den Speisesaal aufgesetzt. – Die Anstalt hatte während
des Winters besonders glänzende Erfolge zu verzeichnen, sodass auch die
Winterkur eine immer größere Ausdehnung nahm. Im Jahre 1909 stieg die
Zahl der Patienten auf 21, die während des ganzen Winters verpflegt
wurden. Die Notwendigkeit, ein Dampfheizung einzurichten und Differenzen
mit den Allgemeinen Elektrizitäts-Werken, sowie Mangel an Wasser in der
‚Städtischen Leitung’ zwangen die Anstalt, einen Bau herzustellen,
der allen diesen Anforderungen genügte. Eigene Lichtanlagen wurden
geschaffen, eine Dampfwäscherei damit verbunden und durch eine eigene
Wasserleitung die Möglichkeit gegeben, auch die nötigen Bäder in der
Anstalt herzustellen, und in diesem Jahre – gleichsam als Festgeschenk
zur Feier des Jubiläums – wurde das neue Gebäude aufgestellt, in
welches alle Verwaltungsgebäude hineinverlegt wurden. Über die
Aufbringung der Mittel geben uns die Jahresberichte Auskunft. Ein Teil
wurde durch Mitgliederbeiträge, ein Teil durch Geschenke aufgebracht und
das Defizit, das gewöhnlich nicht unbeträchtlich war, durch die
hochherzigen Gaben des Barons und seiner edlen gleich gesinnten Gattin der
Baronin von Rotschild gespendet. Sie waren es auch, die die Neubauten
errichten ließen. Eine Anzahl von Freibettstiftungen sind durch Tafeln am
Eingang mit den Namen der edlen Spender verewigt. Großen Dank schuldet
auch die Anstalt einem Wohltäter aus Frankfurt am Main, der seit einer
Reihe von Jahren den ganzen Wein für die Patienten in hochherziger Weise
reichlich gespendet hat. In diesen Tagen schließt die Anstalt ihre 25.
Saison. Die Herren vom Vorstande und die Gönner der Anstalt müssen die
vollste Befriedigung finden in dem Gedanken an das, was sie geleistet
haben. Diese Befriedigung ist der schönste Lohn für ihre Arbeit, die sie
im Interesse der leidenden Glaubensgenossen noch Jahre lang ausüben mögen." |
Wohltätigkeitskonzert zugunsten eines Kranken (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familieblatt" vom 6. September 1912: "Soden
im Taunus. Dienstag veranstalteten einige Frankfurter Künstler und
Dilettanten ein Wohltätigkeits-Konzert zu Gunsten eines bedürften
kranken Juden. Fräulein Veith, die Leiterin der ’Kuranstalt für arme
Israeliten’, hatte den Anstaltssaal zur Verfügung gestellt, sodass dem
Unternehmen keine Ausgaben erwuchsen. Den Abend eröffnete Kapellmeister
Rudolf Löwe mit der Preluda von Wilbuschewitza, der er mit
ausgezeichneter Fertigkeit und mit tiefem Gefühl vortrug. Hierauf erntete
B. Baurau beim Vortrag von ‚Die Nacht’ von Tschaikowsky, ‚Die beiden
Grenadiere’ von Schumann und besonders durch das Jargonlied ‚Alef Beis’
mit seinem klangreichen Bariton reichen Beifall. J. van Collem sang mit
seinem vollen und überaus sympathischen Tenor u.a. auch die Ballade
‚Die Uhr’ von Löwe, die ihm den ganz besonderen Beifall des Publikums
eintrug, sodass er sich zu einigen Zugaben verstehen musste. Hervorragend
zeichnete sich auch Frl. Minna Weltmann aus, die Jargonlieder vortrug. Man
kann den Abend in jeder Beziehung als gelungen betrachten, da auch der
finanzielle Ertrag nichts zu wünschen übrig ließ." |
Oberin Ida
Beith ist gestorben (1918)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Oktober 1918: "Soden.
Ida Beith, seit 32 Jahren Oberin der Israelitischen Kuranstalt, ist
verschieden." |
Eröffnung der Saison 1926
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1926: "Bad Soden, 23. April
(1926). Die Israelitische Kuranstalt in Bad Soden am Taunus, in welcher
Lungen- und Asthmakranke behandelt werden, hat ihren Sommerbetrieb am 15.
April eröffnet. Da wegen Platzmangel nur eine beschränkte Anzahl von
Patienten aufgenommen werden kann, empfiehlt es sich, Aufnahmegesucht
baldigst an Herrn M. Tannenbaum, Frankfurt am Main, Oberlindau 56 zu
richten." |
Meldung von 1933 zum weiteren Betrieb der Kuranstalt
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1933: "Bad Soden im
Taunus,
12. Juni (1933). Die Kuranstalt für Israeliten in Bad Soden im Taunus,
die bekannte Heilstätte für Erkrankung des Herzens und der
Atmungsorgane, ist, wie uns mitgeteilt wird, in unveränderter Weise in Betrieb. Anfragen können direkt an die Anstalt gerichtet werden." |
Empfehlungen
für die beiden deutschen Heilstätten für jüdische Lungenleidende: in Bad
Soden und in Nordrach (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1934: "Lungenleidende
können in zwei vorzüglich ausgestatteten, fachärztlich geleiteten
jüdischen Anstalten, der Rothschild'schen Lungenheilstätte in Nordrach
in Baden (nur für weibliche Kranke) und der Kuranstalt für Israeliten in
Bad Soden im Taunus (für männliche und weibliche Kranke) Aufnahme
finden. Die in Lungenheilstätten üblichen modernen Behandlungsmethoden
werden angewandt. Beide Anstalten liegen in landschaftlich bevorzugter
Gegend und verfügen über alle Kurhilfsmittel, wie Liegehallen, Terrassen
usw. - Die Kuranstalt in Bad Soden ist neuerdings weitgehend
modernisiert und auch ärztlich noch ausgebaut worden. Privatpatienten,
Versicherte und von jüdischen Organisationen betreute Patienten finden
Aufnahme und ärztliche Betreuung zu mäßigen Sätzen. Die
Reichsversicherungsanstalt für Angestellte belegt die Anstalten seit
vielen Jahren. Es ist uns bekannt, dass sie entsprechenden Anträgen von
Kranken, die auf rituelle Verpflegung Wert legen, im allgemeinen Rechnung
trägt.
In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass Versicherte, die ihre
Stellung verloren und das freiwillige Weiterkleben der Beitragsmarken für
die Reichsversicherung unterlassen haben, ihre Anwartschaft auf
Versicherungsleistungen wieder herstellen können, wenn sie innerhalb
von zwei Jahren nach Verlust der Stellung die fehlenden Marken
nachkleben. Weitere Auskünfte erteilt die Reichsversicherungsanstalt für
Angestellte oder ihre Vertrauensmänner an den einzelnen
Orten." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934:
"Heilstätten für jüdische Lungenleidende. Berlin, 5. November
(1934). Die Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden teilt auf
mehrfache Anfragen mit, dass Lungenleidende in zwei vorzüglich
ausgestatteten, fachärztlich geleiteten jüdischen Anstalten, der
M.A. von Rothschild'schen Lungenheilstätte in Nordrach im badischen
Schwarzwald (nur für weibliche Kranke) und der Kuranstalt für
Israeliten in Bad Soden am Taunus (für männliche und weibliche Kranke)
Aufnahme finden können. Beide Anstalten liegen in landschaftlich
bevorzugter Gegend und verfügen über alle Kurhilfsmittel wie
Liegehallen, Terrassen usw. In beiden Heilstätten werden alle modernen Behandlungsmethoden,
auch solche chirurgischer Art, angewandt. Besonders wird darauf
hingewiesen, dass Winterkuren im allgemeinen zweckmäßiger sind als
Sommerkuren.
Privatpatienten, sowie Versicherte und von jüdischen Organisationen
verschickte Patienten finden Aufnahme und ärztliche Betreuung zu
mäßigen Sätzen. Die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte, sowie
die Landesversicherungsanstalten belegen die Anstalten seit vielen Jahren
und tragen entsprechenden Anträgen von Kranken, die auf rituelle
Verpflegung Wert legen, im allgemeinen Rechnung. In diesem Zusammenhang
wird darauf hingewiesen, dass Versicherte, die ihre Stellung verloren und
das freiwillige Weiterkleben der Beitragsmarken für die Versicherung
unterlassen haben, ihre Anwartschaft auf Versicherungsleistungen wieder
herstellen können, wenn sie innerhalb von zwei Jahren nach Verlust der Stellung
die fehlenden Marken nachkleben.
Weitere Auskünfte erteilt die Zentralwohlfahrtstelle der deutschen Juden,
Abt. Tuberkulosefürsorge, Berlin-Charlottenburg 2, Kantstraße 158, sowie
die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte oder ihre
Vertrauensmänner an den einzelnen
Orten." |
Anzeigen für die Kuranstalt für Israeliten
(1933 / 1934)
Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai 1933:
"Bad Soden am Taunus
(Kurort für Herz, Atmungsorgane, Asthma, Bronchitis). Jüdische Kurgäste
erhalten jede gewünschte Auskunft durch
Kultusvorstand Dr. med. Isserlin, Hauptstraße 6."
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Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1933: "Bad Soden am Taunus (Ruhiger
Kurort für Herz, Atmungsorgane, Asthma, Bronchitis). Jüdische Kurgäste
erhalten jede gewünschte Auskunft durch Kultusvorstand Dr. med.
Isserlin, Hauptstraße 6". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1934: "Bad
Soden am Taunus - Kuranstalt für Israeliten. Chefarzt Dr. Isserlin, Arzt
im Hause.
Abteilung 1. Für Katarrhe, Asthma, Herzleiden. Volle Pension (ohne
ärztliche Behandlung) von Mark 6.- an. Vergünstigungskuren der
Kurverwaltung bei Einkommen bis 3.500 Mark. Volle Kur mit Arzt und
Kurmitteln Mark 249.- und Mark 263.- für 28 Tage.
Abteilung 2: Für Leichtlungenkranke. Völlig modernisiert, fließendes
Wasser, reichliche Verpflegung. Volle Pension inklusive laufender
ärztlicher Behandlung., Mark 7,00 und Mark 7,50 täglich. Näheres
durch die Verwaltung der Kuranstalt für Israeliten, Bad Soden, Talstraße
2." |
Zum Tod von Max Tannenbaum,
2. Vorsitzender der Kuranstalt (1936)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1936: "Am
6. dieses Monats verschied unser 2. Vorsitzender
Herr Max Tannenbaum.
In über 20-jähriger, selbstloser, hingebender Arbeit hat er unsere
Anstalt betreut und geleitet. Noch in den letzten Tagen und Stunden seines
Daseins galt seine Sorge der Anstalt. Sein Wirken wir uns unvergessenes
Vorbild bleiben.
Das Kuratorium der Kuranstalt für Israeliten, Bad Soden am
Taunus." |
Feier
in der Kuranstalt zu Simchas Tora (1936)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 15. Oktober 1936: "Feier in der
Israelitischen Kuranstalt Bad Soden. Als Simchasthora-Nachklang
wurde am Sonntag Abend den den Pfleglingen der Sodener Israelitischen
Kuranstalt und den dortigen jüdischen Familien eine große Freude
bereitet. Frankfurter Damen und Herren der Gesellschaft stellten sich
bereitwilligst in den Dienst der guten Sache und brachten unter der
sachkundigen Leitung von Herrn Regisseur Bermann einen in jeder
Weise gelungenen Abend auf die Beine.
Herr und Frau Blumenthal erfreuten die Gäste mit einer Reihe von
Liedern und Operetten-Duetten, und auch Herr Bermann, der Leiter
des Abends, hatte mit seinen wohlgelungenen Vorträgen einen großen
Erfolg. Ein Zauberkünstler, Herr Dreiker (ein Pflegling der
Anstalt) versetzte die Zuhörer in ungewöhnliches Staunen. Trude
Kanter brachte ihre Chansons formvollendet und mit großem Charme zum
Vortrag. Über die kleine Margot Hirsch an dieser Stelle nochmals
lobende Worte zu bringen, erübrigt sich, denn sie leistete, wie immer -
Hervorragendes. Kurt Rosenbusch als Ansager verstand es, mit einer
von allen Banalitäten freien Conférence die Gäste ganz in seinen Bann
zu ziehen. Frau Lorsch-Morgenstern erwies sich, wie so oft, als
eine einfühlungsfähige und ausgezeichnete Begleiterin und
Pianistin.
Man sollte wünschen, dass vielen jüdischen Anstalten öfters solche
sonnigen Stunden geschenkt werden." |
Die
Kuranstalt ist für die Aufnahme von Patienten wieder zugelassen (1936)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom
Oktober 1936 S. 17: "Die Gesundheitsverwaltung der Jüdischen
Gemeinde zu Berlin teilt mit: 'Die Kuranstalt für Israeliten in Bad
Soden am Taunus, bei der in den letzten Monaten Schwierigkeiten
bezüglich der Aufnahme von Patienten der Reichsversicherung für
Angestellt zugelassen. Einweisungen können daher in der gleichen Weise
wie früher erfolgen. Die für Lungenkranke bestimmte Kuranstalt nimmt
auch Privatpatienten zu angemessenen Bedingungen auf." |
Links und Literatur
Links:
Literatur u.a.:
| Shalom Adler-Rudel: Jüdische Selbsthilfe unter dem
Naziregime im Spiegel der Berichte der Reichsvertretung der Juden in
Deutschland. Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck
Instituts Bd. 29. Mohr Siebeck Tübingen 1974. |
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