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Bayreuth (Kreisstadt,
Oberfranken)
Jüdische Geschichte nach 1945 / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde nach 1945
Nach Kriegsende wurde in Bayreuth eine neue jüdische Gemeinde von
Überlebenden von Konzentrationslagern gegründet, die als "Displaced
Persons" in der Amerikanischen Zone Aufnahme fanden. Im November 1945
wurden 184 jüdische Personen in Bayreuth gezählt, im Juli 1946 waren es 400,
ein Jahr später über 500 Personen. Die Zentren der "Jewish DP
Community" in Bayreuth waren in der Heinrich-Schütz-Straße 6 und in
der Lisztstraße 12. Vorsitzender der jüdischen DP-Gemeinde waren Abraham
Brillant und Felix Kugelmann. Die Gemeinde hatte verschiedene Einrichtungen:
neben der Synagoge eine Volksschule, die jüdische Krankenstation St.
Georgen-Hospital und Vereine wie den Sport- und Fußballverein Hapoel
Bayreuth.
Nach Gründung des Staates Israel 1948 ging die Zahl der jüdischen DPs
in Bayreuth schnell zurück. Im Februar 1951 wurden noch 91 jüdische
Personen in Bayreuth gezählt. Das DP-Lager wurde geschlossen, die in Bayreuth
verbliebenen DPs wurden Mitglieder der nun gegründeten deutschen Jüdischen
Gemeinde Bayreuth.
Quelle: Über das DP-Lager Bayreuth siehe Informationen
bei after-the-shoah.org
Mitte der 1970er-Jahre lebten nur noch etwa 30 jüdische Personen in
Bayreuth. Damals war absehbar, dass die Gemeinde in der Stadt keine längere
Zukunft mehr vor sich hatte.
Durch den Zuzug von Personen/Familien aus
dem Bereich der GUS-Staaten seit den 1990er-Jahren hat die Zahl der
Gemeindeglieder wieder zugenommen. Ende der 1990er-Jahre zählte die
jüdische Gemeinde mehr als 220 Mitglieder. 2016 zählten zur Gemeinde 510,
2018 508 Mitglieder.
Die Gemeinde ist Mitglied im Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in
Bayern K.d.ö.R.
Da die bisherigen Räumlichkeiten durch die Zunahme der Gemeindeglieder nicht
mehr ausreichten, wurde nach Möglichkeiten gesucht, ein neues jüdisches
Kultur- und Gemeindezentrum in Bayreuth zu schaffen. Dieses wurde mit dem
Gebäude der Alten Münze von 1778 in der Münzgasse gefunden, in dem zuletzt
das Iwalewa-Haus (Afrikazentrum der Universität bis November 2013) sowie im
rechten Gebäudeteil die Kinder- und Jugendbücherei der Stadt untergebracht
waren. Im künftigen Gemeindezentrum der jüdischen Gemeinde wurde während der
Renovierung der Synagoge ein Betsaal eingerichtet.
Im jüdischen Kultur- und Gemeindezentrum werden künftig sind auch ein Museum
im Erdgeschoss und das Archiv der Gemeinde hier untergebracht (das Archiv mit
Dokumenten von 1760 bis 1933 ist komplett erhalten). Dazu kommen Räume für
Veranstaltungen und Treffs der Gemeinde und ein kleines koscheres Café. Der
Umbau wird nach Fertigstellung der Synagoge von 2018 bis
2020 vorgenommen.
Vgl. Informationen http://www.ksg-architekten.info/de/gemeindezentrum-der-israelitischen-kultusgemeinde-bayreuth/
Kurzinformation/Kontakt: Israelitische Kultusgemeinde Bayreuth K.d.ö.R. Münzgasse 2 95444 Bayreuth
Vorsitzender der Gemeinde (2020): Felix Gothardt Tel. 0821/64389
Zur Geschichte
der Synagoge nach 1945
Die in der NS-Zeit demolierte Synagoge (siehe Seite
zur jüdischen Geschichte in Bayreuth bis zur NS-Zeit) wurde 1946
erstmals renoviert und wurde seitdem wieder von der jüdischen Gemeinde als
religiöses Zentrum für Gottesdienste und Feiern
genutzt.
1964 bis 1965 erfolgte ein Umbau und eine
Neugestaltung des Betraumes nach den Plänen von Architekt Hermann Zvi Guttmann.
Damals wurden nach Vorgabe des Leiters der Schlösserverwaltung die
Rundbogenfenster durch rechteckige Fenster ersetzt, damit das Haus in der
Nachbarschaft zum Opernhaus nicht gleich als Synagoge erkennbar ist.
Seit 2012 wird die Synagoge umfassend saniert. Als älteste barocke Synagoge
Deutschlands gilt sie als national bedeutsames Baudenkmal. Im Zusammenhang mit
der Sanierung wurde zunächst das rituelle Bad (Mikwe) renoviert. Sie wird von
einem (artesischen) Brunnen gespeist, dessen Wasser aus 70 Meter Tiefe ins Becken ohne Pumpe
eingeleitet werden kann. Sie gilt nach einem Urteil des Londoner Rabbiner Meir
Posen als die reinste Europas. Nach der Einweihung
der Mikwe am 16. August 2013 wurden die Sanierungsarbeiten an der Synagoge aufgenommen. Das
Gebäude wird kernsaniert. Der Eingang wird an die Westseite verlegt. Die
Rundbogenfenster an der Westseite - Richtung Redoutenhaus - werden wieder hergestellt. Die
Pläne für den Umbau der Synagoge wurden durch die Architekten Wandel, Hoefer,
Lorch + Hirsch aus Saarbrücken erstellt, die auch für die Synagogenbauten in
Dresden, München und Köln verantwortlich zeichneten.
Nach der
umfassenden Sanierung wurde die Synagoge im März 2018 wieder eröffnet.
Seitdem fanden über ein Jubiläumsjahr zahlreiche Veranstaltungen im
religiösen und kulturellen Bereich statt. An die Sanierung der Synagoge
schloss sich die Sanierung des jüdischen Gemeindehauses an, die voraussichtlich
in 2020 abgeschlossen ist. Die Sanierung und der Umbau wurden durch das
Architektenbüro Kister, Scheithauer, Groß geplant. Unter anderem wurden die in
den 70er-Jahren auf der Seite zum Mühlbach eingebauten Dachflächenfester
ausgebaut. Eine große Einweihungsfeier für Synagoge und jüdisches Gemeindehaus
("Jüdisches Kultus- und Kulturzentrum") ist nach Abschluss der gesamten
Sanierung jüdischen Gemeindezentrums geplant. Im Bereich des Gemeindehauses wird
auch ein Museum mit einem koscheren Museumscafé eingerichtet werden (weitere
Informationen siehe die Presseberichte unten).
Adresse/Standort der Synagoge: Münzgasse
2 (im Gebäudeensemble mit dem Markgräflichen Opernhaus)
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum im August 2007)
Die Synagoge in Bayreuth
vor der Renovierung |
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Blick auf die
unmittelbar neben dem markgräflichen Opernhaus erstellte Synagoge |
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Blick von Osten
auf das Gebäude, erkennbar ist die kleine Apsis des Toraschreines |
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Eingangsbericht
mit Eingang und Portalinschrift: "Dies ist das Tor zum Herrn, Gerechte gehen durch es
hinein"
(Foto links von Inge Sturm, Marburg) |
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Pressemitteilungen
seit 2009
April 2009
(Pressemitteilung vom 17. April 2009 [epd]): Die
Synagoge soll restauriert werden |
Bayreuther Synagoge soll restauriert werden
- Kultusgemeinde plant auch neues Kultur- und Gemeindezentrum in der Stadtmitte
Bayreuth (epd). Die Bayreuther Synagoge soll grundlegend restauriert werden. Zudem will die Israelitische Kultusgemeinde ein Kultur- und Gemeindezentrum in der Stadtmitte errichten. Das Bauvorhaben und die Renovierungspläne stellte der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Felix Gothart, gemeinsam mit Oberfrankens Regierungspräsident Wilhelm Wenning und Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl vor.
Als ein "Jahrhundert Vorhaben für unsere Stadt" bezeichnete Oberbürgermeister Hohl die Planungen. Sie eröffneten zugleich eine neue Dimension des Miteinanders von Stadtgesellschaft und jüdischer Gemeinde. Vor dem Hintergrund der historischen Schuld in der NS-Diktatur sei das Projekt ein weiterer wichtiger Schritt der Aussöhnung und Verständigung.
Der Vorsitzende der Kultusgemeinde Gothart dankte für die breite Unterstützung des Vorhabens. Die Geschichte habe gelehrt: "Immer wenn die jüdische Gemeinde und die Stadt in Einklang miteinander lebten, stand die Stadt in hoher Blüte."
Die in der Reichspogromnacht verwüstete Bayreuther Synagoge wurde in den 60er Jahren notdürftig renoviert. Sie soll nun unter Berücksichtigung alter Pläne, aber mit avantgardistischer Handschrift, restauriert werden. Der Sakralbau ist eine der wenigen noch erhaltenen Synagogen aus der Zeit des Spätbarocks.
Das neue Kultur- und Gemeindezentrum soll nach Worten Gotharts in unmittelbarer Nachbarschaft zur Synagoge und zum Markgräflichen Opernhaus entstehen. Mit der Planung wurde das Saarbrücker Architekturbüro Wandel-Hoefer-Lorch-Hirsch ? Träger des Deutschen Städtebaupreises 2008 ? beauftragt. Vom Architektenteam stammen auch die Pläne für die Neubauten der Dresdner und der Münchner Synagoge sowie für die in Bau befindliche Kölner Synagoge.
Das benachbarte historische Münzgebäude wird künftig nach seiner Umgestaltung Sitz des jüdischen Kultur- und Gemeindezentrums sein. Das dort bisher angesiedelte Afrika-Zentrum erhält nach einem Gebäudetausch ein neues weitaus größeres Domizil in einem repräsentativen ehemaligen Bankgebäude, hieß es weiter. Geplant ist außerdem eine Mikwe, ein rituelles Tauchbad, das mit einer Gartenanlage verbunden ist. Es soll mit Grundwasser gespeist werden. Alle Planungen sollen bis zum Jahr 2013 verwirklicht werden.
Nach Mitteilung von Regierungspräsident Wenning werden sich voraussichtlich der Freistaat Bayern, die Bayerische Landesstiftung, die Oberfranken-Stiftung, die Stadt Bayreuth und weitere Institutionen an der Finanzierung beteiligen.
Bayreuths jüdische Gemeinde hat ihre Wurzeln im 13. Jahrhundert. Im nächsten Jahr blickt die Israelitische Kultusgemeinde auf ihr 250-jähriges Bestehen zurück. Sie ist damit einer der ältesten jüdischen Gemeinden in Bayern. (0690/17.04.09). |
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Juli 2009:
Pläne der Gemeinde für die Zukunft |
Artikel von Johannes Himmelreich in der
"Jüdischen Allgemeinen" vom 9. Juli 2009: "Aus Alt mach
Neu. Mikwe und eine sanierte Synagoge - was die Gemeinde alles vorhat..."
Link zum
Artikel |
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März 2010:
Feier zum 250-jährigen Bestehen der Synagoge in
Bayreuth |
Pressemitteilung vom 16. März 2010:
"250 Jahre israelitische Kultusgemeinde:
In Bayreuth beginnen heute die Jubiläumsfeierlichkeiten
Die Israelitische Kultusgemeinde Bayreuth feiert ab heute das 250-jährige Bestehen ihrer Synagoge.
Im Historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses ist das Jubiläumsjahr gestern Abend mit einem Festakt offiziell eingeläutet worden. Die Synagoge wurde am 15. März 1760 eingeweiht. Ein Jahr davor hatte man mit zehn Familien die jüdische Gemeinde in Bayreuth neu gegründet. Heute zählt die Israelitische Kultusgemeinde rund 500 Mitglieder. In den kommenden Jahren soll in Nachbarschaft der Synagoge in der Bayreuther Münzgasse ein jüdisches Kultur- und Gemeindezentrum entstehen." |
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Sommer/Herbst 2010:
Ausstellung zum jüdischen Bayreuth vom 12.
August bis 24. Oktober 2010 |
Foto
links: das Synagogengebäude 1964 Pressemitteilung der Stadt
Bayreuth vom 10. August 2010 (Quelle):
"Historisches Museum zeigt: 250 Jahre Bayreuther Synagoge
Ausstellung zum jüdischen Bayreuth vom 12. August bis 24. Oktober.
Das Historische Museum Bayreuth zeigt ab Donnerstag, 12. August, in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde die Ausstellung "Jüdisches Bayreuth - 250 Jahre Bayreuther Synagoge". Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl wird die Ausstellung gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Felix
Gothart, am Mittwoch, 11. August, um 18 Uhr, offiziell eröffnen.
Das 250-jährige Bestehen der Synagoge ist der Anlass zu dieser Ausstellung über die Geschichte der jüdischen Bevölkerung Bayreuths. Hier gab es bereits im Mittelalter jüdische Familien, an die noch bis 1894 die alte Straßenbezeichnung
'Judengasse' erinnerte. Es existierte sogar eine Talmudschule, was der Stadt eine besondere Stellung im Herrschaftsbereich der fränkischen Hohenzollern verlieh.
Das Dasein der jüdischen Bevölkerung in Bayreuth war über Jahrhunderte hinweg von Unsicherheit geprägt, auch wenn sie es zu Wohlstand oder Gelehrsamkeit gebracht hatte. Immer wieder waren Bayreuths Juden Verfolgungen und Vertreibungen ausgesetzt, bei denen sie um Leib und Leben fürchten mussten. Erst die Regierungszeit des Markgrafen Friedrich brachte ein hohes Maß an Sicherheit. 1759 verkaufte er das markgräfliche Redouten- und Komödienhaus an den seit rund zehn Jahren in Bayreuth ansässigen Moses
Seckel, der hier eine Synagoge einrichten durfte. Gleichzeitig genehmigte Friedrich die Ansiedlung von zehn weiteren jüdischen Familien in seiner Residenzstadt. Am 15. März 1760 fand die erste Sabbatfeier in der Synagoge statt. |
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September 2011:
Zuschüsse zur Renovierung der Synagoge durch die
Regierung von Oberfranken |
Artikel in br.online.de (Website des
Bayerischen Rundfunks) vom 8. September 2011 (Artikel):
"Bayreuth. Synagoge bekommt Zuschuss für Renovierung
Die Regierung von Oberfranken unterstützt die Generalsanierung der Synagoge Bayreuth mit rund 200.000 Euro. Wie eine Sprecherin der Regierung heute mitteilte, soll das Geld für den Neubau eines rituellen Tauchbades, einer so genannten Mikwe, verwendet werden.
Der Neubau des rituellen Tauchbades ist als erster Baustein der Generalsanierung geplant. Die Gesamtkosten der Mikwe werden auf rund eine Million Euro geschätzt. Der Neubau soll sich als Teil der vorhandenen Gartenmauer in das Gesamtbild einfügen. Die Bayreuther Synagoge ist die einzig erhaltene und genutzte Barock-Synagoge in Deutschland.
Zerstörung während des Dritten Reiches. Zusammen mit dem markgräflichen Opernhaus und dem Redoutenhaus bildet die Synagoge ein international bedeutendes historisches Ensemble in der Bayreuther Innenstadt, erklärt die Regierung von Oberfranken. Während des Dritten Reichs wurden die Ritualien in der Synagoge im Jahr 1938 vernichtet. Das Gebäude blieb zum Glück aufgrund der Nähe des markgräflichen Opernhauses erhalten.
Juden vermutlich seit 1350 in Bayreuth. Nach geschichtlichen Zeugnissen sollen Juden schon um 1350 in Bayreuth ansässig gewesen sein. Die jüdische Gemeinde in Bayreuth verfügte über zwei Synagogen, eine Mikwe, ein Gemeindehaus, eine Schule und einen Friedhof mit großer
Taharahalle." |
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August 2013:
Evangelische Landeskirche spendet 50.000 Euro
für die Sanierung der Synagoge |
Artikel von Eric Waha im
"Nordbayerischen Kurier" vom 16. August 2013: "Evangelische Landeskirche spendet 50.000 Euro für Sanierung der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde.
BAYREUTH. Es wurde viel über Freundschaft gesprochen, über gemeinsame Wurzeln – vor allem aber über eine blühende Zukunft der Israelitischen Kultusgemeinde, die vor einem Kraftakt steht, der mehr als nur finanziellen Hintergrund hat: Die Gemeinde stellt die Weichen für ein neues Gemeindezentrum, für mehr kultisches und kulturelles Leben der Juden in Bayreuth. Und die Evangelische Landeskirche leistet dazu einen Beitrag – mit einer Spende über 50.000 Euro, die für die Sanierung der Synagoge bestimmt ist..."
Link
zum Artikel
Vgl.
Beitrag zum selben Thema in der Website des Bayerischen Rundfunks
und Pressemitteilung
in der Website der Stadt Bayreuth |
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2014: Die
Sanierung der Synagoge beginnt im Herbst 2014 |
Artikel von Eric Waha im
"Nordbayerischen Kurier" vom 20. Januar 2014: "Synagoge wird ab Herbst saniert.
BAYREUTH. In der Bayreuther Synagoge wird ab Herbst die Zeit zurückgedreht, um sie für die Zukunft auszurichten: In etwas mehr als einem halben Jahr beginnen die Bauarbeiten für die grundlegende Sanierung des Hauses, auf die die Israelitische Kultusgemeinde seit gut vier Jahren hin arbeitet. Die Sanierung der Synagoge ist der zweite Baustein für das künftige Jüdische Kultus- und Kulturzentrum in der Münzgasse..."
Link
zum Artikel (Lesen ist kostenpflichtig) |
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Dezember 2014:
Die Sanierung der Synagoge beginnt
mit der Dachsanierung |
Artikel von Eric Waha im "Nordbayerischen Kurier" (Bayreuth)
vom 12. Dezember 2014: "Bis zum Frühjahr 2016 soll das Herz der
Israeltischen Kultusgemeinde in der Münzgasse renoviert sein – Kosten: 3,8
Millionen Euro Bayreuth: Sanierung der Synagoge startet im Dach.
Zurück zur ursprünglichen Form. Unter dieser Überschrift steht die Sanierung
der Bayreuther Synagoge, der ältesten Synagoge Deutschlands. Dieser Tage
begannen die Arbeiten im Dachstuhl des jüdischen Gotteshauses. Mit guten
Grund genau dort: Zum einen spielt das historische Dachtragwerk im
Architekten-Konzept eine wichtige Rolle. Zum anderen hat man am Gebälk
schwere Schäden entdeckt.
...Die Synagoge wird generalsaniert. Eingerüstet ist das Herz der
Israelitischen Kultusgemeinde, die noch dort ihr Domizil hat, bald aber –
wahrscheinlich noch im Dezember – ins benachbarte Iwalewa-Haus umziehen
wird. 'Wir sind glücklich, dass die Sanierung jetzt begonnen hat', sagt
Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, im
Gespräch mit unserer Zeitung. 'Die Sanierung ist auch genau zur richtigen
Zeit losgegangen. Denn an entscheidenden Balken im Dach hat man schwere
Schäden entdeckt. Einige Balkenköpfe und Balken selbst waren stark in
Mitleidenschaft gezogen', sagt Gothart. 'Einer der wichtigsten Balken, der
die Decke trägt, war so stark angegriffen, dass es eine Frage der Zeit
gewesen wäre, bis er nachgegeben hätte.' Eindringende Feuchtigkeit,
Pilzbefall des Holzes und das Werk des Trotzkopf-Käfers, der die Balken von
außen nicht erkennbar ausgehöhlt hat, waren der Grund für die Schwächung des
Holzes. 'Dendrologische Untersuchungen haben ergeben, dass etliche der
Balken vor dem Jahr 1700 geschlagen wurden.' Das Dachtragwerk der Synagoge,
die von 1714 bis 1748 als Vorläuferbau des Opernhauses als Markgräfliche
Comödie und Oper genutzt worden war, hat Seltenheitswert in Bayreuth: 'Eine
handwerklich herausragende Konstruktion', sagt Robert Pick vom Landesamt für
Denkmalpflege, Außenstelle Seehof. 'Das Landesamt war deshalb auch
begeistert, dass das Architekturbüro Wandel, Höfer, Lorch, das für die
Planung der Sanierung verantwortlich zeichnet, die Idee hatte, die
Konstruktion durch einen Glasraum erlebbar zu machen', sagt Pick auf Anfrage
unserer Zeitung. Im Dach hat man zudem etwas entdeckt, über dessen Funktion
man sich noch nicht ganz im Klaren ist: einen historischen Blasebalg mit gut
erhaltener, blauer Bespannung. Der große Blasebalg könnte entweder zum
Betrieb einer kleinen Orgel genutzt worden oder Teil einer barocken
Bühnentechnik sein. 'Da muss man parallel noch recherchieren', sagt Pick.
'Die Konstruktion wird aber in jedem Fall im Dach bleiben.' Die Sanierung
der Synagoge nach den Plänen von Wandel, Höfer, Lorch, die unter anderem
auch die Synagoge in Dresden gebaut habe, ist nach Picks Worten eine
'gelungene Planung, die Alt und Neu sehr gut kombiniert'. Wenn das Dach 'im
Frühjahr ertüchtigt ist', sagt Gothart, werde mit der Innensanierung
begonnen. 'Dabei wird das Haus in die Nähe des Originalzustands gebracht.'
Das heißt: Wie 1714 wird das Haus dann wieder von einem großen Saal geprägt.
'Die Synagoge war 1960 nach den damaligen Notwendigkeiten saniert worden.
Das ganze Haus wird entkernt und die damaligen Einbauten werden entfernt.'
Gothart sagt, diese Arbeiten werden – 'wenn alles so läuft, wie es geplant
ist' – zum Sommer abgeschlossen sein. Dann beginnt nach den Plänen der
Architekten der Innenausbau, 'den wir europaweit ausgeschrieben haben'.
Ebenso starten die Sanierung der Fassade und die Arbeiten an der
Haustechnik. Bis zum Frühjahr 2016 wolle man das Projekt Synagoge
abgeschlossen haben, für das vor einem Jahr der Bauantrag eingereicht worden
war. Veranschlagt für die Sanierung und Neugestaltung der ältesten Synagoge
Deutschlands sind nach Gotharts Worten 3,8 Millionen Euro. Im ersten
Bauabschnitt war die Mikwe, das rituelle Tauchbad, gebaut worden. Nach der
Renovierung der Synagoge folgt der letzte Bauabschnitt: Der Umbau des
Iwalewa-Hauses zum Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde.
Finanziell sei das Gesamtprojekt auf einem guten Weg, dennoch fehlen aktuell
noch rund 200.000 Euro. 'Spenden sind uns immer willkommen', sagt Gothart.
Eine Idee, Geld zu sammeln, hat Gothart bereits in petto: Eventuell soll es
eine Versteigerung von Dachziegeln geben. Handgefertigten, sehr gut
erhaltenen Ziegeln aus der ersten Eindeckung von 1714. 'Sie haben – wie die
Synagoge – die Zeiten überdauert. Und sie haben die guten wie die sehr
schlechten Zeiten überstanden', sagt Gothart."
Link zum Artikel |
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2015/17:
Weitere
Berichte zur Synagogenrenovierung:
- Artikel von Eric Waha im "Nordbayerischen Kurier" vom 31. März
2015: "Bayreuther
Synagoge: Schichtweise Geschichte..."
- Artikel von Eric Waha im "Nordbayerischen Kurier" vom 10. Juli 2015:
"Bayreuther
Synagoge: Bau dem Zeitplan voraus..."
- Bayerischer Rundfunk BR 2: Artikel von Anja Bischof in br.de vom 5. Februar
2017: "In
der Pogromnacht der völligen Zerstörung entgangen..." (Mediathek
BR) |
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Juni 2016:
Die Sanierung der Synagoge steht
vor dem Abschluss |
Artikel von Eric Waha im "Nordbayerischen
Kurier" vom 9. Juni 2016: "Die Sanierung der Bayreuther Synagoge steht
kurz vor ihrem Abschluss - Viele Verbindungen zur langen Geschichte
Synagoge: Alles neu in historischer Hülle
Geschichtsträchtig. Das ist die Bayreuther Synagoge allemal. Sie ist
die älteste Synagoge Deutschlands, die noch als Synagoge genutzt wird. Sie
ist die Mutter des Welterbes Opernhaus. Und sie ist jetzt näher dran an
ihrer langen Geschichte, als sie es vor Beginn der Sanierung vor einem Jahr
war. Ein bis zwei Monate noch, dann ist die Synagoge saniert. Eine
Spurensuche. Komplett neu in einer historischen Hülle, deren Geschichte in
der Form kein zweites Mal existiert. Das ist die Bayreuther Synagoge. 1714
als Markgräfliche Comödie gebaut, ging das Haus 1760 an Moses Säckel, der
das Haus ebenso wie das Redoutenhaus und ein weiteres Gebäude in der
heutigen Opernstraße vom Markgrafen kaufte. Säckel machte eine Synagoge aus
der Comödie, im benachbarten Opernhaus, das heute Weltkulturerbe ist und
ebenfalls - bis April 2018 - umfangreich restauriert wird, feierte die
Hofgesellschaft. Das Opernhaus war es, das den Vorläuferbau in der Nazizeit
beschützte: Die Synagoge wurde innen verwüstet, aber nicht von den Nazis
angezündet. Aus Angst, die Flammen könnten übergreifen.
Wiederaufbau war zweckmäßig, Sanierung bringt die Gesichte wieder. In
den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts baute die jüdische Gemeinde die
Synagoge innen wieder auf. Zweckmäßig, wie der Vorsitzende der
Israelitischen Kultusgemeinde, Felix Gothart es heute nennt. Mit kleinen
Mitteln, schlicht. Resopal und Linoleum. 'Hatte auch irgendwie seinen
Charme'; sagt Gothart. Vor einigen Jahren wurde klar: Das Haus muss dringend
generalsaniert werden. Vom Dach bis zur Bodenplatte. '300 Jahre Geschichte.
Und hoffentlich jetzt wieder eine Zukunft von 300 Jahren', sagt Gothart mit
Blick auf das Gebäude. 'Die Sanierung war eine wahnsinnige Herausforderung.
Aber es macht Freude, wenn man sieht, was dabei herauskommt.' Die kompletten
Einbauten waren im Frühjahr vergangenen Jahres herausgenommen, das Haus
entkernt worden. 'Das Haus hat eine Brunnengründung bekommen. 20 bis 25
Stützen, zweieinhalb Meter tief. Danach konnte mit dem Neuaufbau begonnen
werden.'
Viele Bezüge zum Ursprung. Ein Neuaufbau, der viele historische
Bezüge wieder aufgreift: Die Fenster im ersten Stock haben wieder Rundbögen,
wie im Original. 'Wir hatten bei der Entkernung Reste des Terrazzobodens
gefunden. Deshalb ist auch Terrazzo wieder verlegt worden.' Beim Aushub für
die neue Bodenplatte entdeckten die Bauarbeiter große, behauene Sandsteine,
die 1760 die Begrenzung zum Tora-Schrein waren. 'Die kommen auch wieder
hin.' Die Farbe im Innenraum: Auch hier hat man Reste an der Wand gefunden.
Der gleiche Farbton ist wieder gestrichen worden.
Geschichte darf durchscheinen. Die lange Geschichte des Hauses darf
überall durchscheinen, beispielsweise im komplett neuen Treppenhaus an 'der
Wand, die 1772 eingezogen worden war. Damals war die Verbindung, die es
zwischen Opernhaus und Synagoge gab, gekappt worden. Weil es Probleme mit
Feuchtigkeit gab', sagt Gothart. Die Wand aus groben Steinen unterbricht den
glatten Putz des restlichen Treppenhauses. Moderne Technik wie der Aufzug in
den ersten Stock für alte und behinderte Menschen ist geschickt versteckt:
der Zugang ist vertäfelt, wie ein Schrank. Ebenfalls wie in der
Ursprungszeit: 'Der schmale Weg zwischen Opernhaus und Synagoge zum Garten
ist wieder gepflastert. Den Weg hatte sich Moses Säckel ausbedungen, dass er
von seinem Wohnhaus zum Garten gehen konnte.'
Mehr Platz im gleichen Raum. Im Vergleich zur 60er-Jahre-Synagoge hat
die Gemeinde in Zukunft mehr Platz. Denn der Entwurf der Architekten Wandel
Hoefer Lorch (Saarbrücken) hatte nicht nur eine Rückkehr zum alten Eingang
auf der Westseite, sondern auch verschiebbare Wände vorgesehen im
Synagogenraum. Die Konstruktion aus Stahl und Messing hat doppelte Wirkung,
sagt Gothart: 'Wir können den Raum größer machen, wenn wir mehr Platz
brauchen. Und wir haben einen Gang, durch den wir gehen können, wenn wir in
den Garten hinaus wollen. Man soll die Synagoge zum Gebet nutzen, nicht zum
Durchlaufen.' Die gleiche Verkleidung wie die verschiebbaren Wände hat die
Frauen-Empore. Auch dort ist mehr Platz als früher. Dass Frauen und Männer
getrennt den Gottesdienst feiern, hat einen einfachen Grund. 'Es ist ein
Zwiegespräch mit Gott, in dem man höchste Konzentration walten lassen soll.
Männer und Frauen sollen sich davon nicht gegenseitig ablenken', sagt
Gothart. An die Empore schließt sich der Kibbusch-Raum an, in dem nach dem
Gottesdienst gegessen werden kann.
Synagoge leuchtet aus der Münzgasse heraus. Die Synagoge leuchtet aus
der Münzgasse heraus. Würdevoll. Es sind nur noch einige Restarbeiten zu
machen, die Einrichtung fehlt noch. 'Wir werden eine Punktlandung
hinbekommen', sagt Gothart. 3,8 Millionen Euro waren für die Sanierung
veranschlagt. 'Da werden wir auch hinkommen. Das liegt auch an dem
hervorragenden Projektmanagement von Gosbert Moschall von der TES', dem
städtischen Sanierungstreuhänder, 'mit dem wir sehr gut zusammenarbeiten'.
Gefördert wird das Projekt unter anderem von der Bayerischen Landesstiftung,
der Städtebauförderung, dem Landesamt für Denkmalschutz, der
Oberfrankenstiftung und aus Spenden. Wenn die Synagoge fertig ist, wird der
'gesamte Kultusbereich mit Mikwe und Synagoge eingeweiht', sagt Gothart.
Das nächste Projekt wartet schon: der Kulturbereich. Und er denkt
schon weiter: an den Kulturbereich. Das ehemalige Iwalewa-Haus wird
Treffpunkt, Gemeindehaus, Museum für das jüdische Bayreuth. 'Die
Vorplanungen haben wir schon fast, bald geht es, wie schon bei der Synagoge,
in die europaweite Ausschreibung.' Gothart will das Projekt so schnell wie
möglich anpacken. 'Am liebsten noch in diesem Jahr. Wenn alles gut geht. Mit
Hilfe von oben wird das schon klappen.'"
Link zum Artikel |
Artikel von Anja Bischof in br.de vom 5.
Februar 2017: "Synagoge Bayreuth bald saniert. In der Pogromnacht der
völligen Zerstörung entgangen..."
Link zum Artikel |
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Januar 2018:
Die Synagoge ist fertig
restauriert - Einweihungsfest folgt nach Fertigstellung des Gemeindezentrums
in ca. 2 Jahren |
Artikel von Eric Waha im "Nordbayerischen
Kurier" vom 4. Januar 2018: "Synagoge vor der Wiedereinweihung
Es hat ein bisschen Gänsehautfaktor: Die Bayreuther Synagoge, seit mehr als
drei Jahren wegen der grundlegenden Sanierung geschlossen, wird zur gleichen
Zeit fertig wie das benachbarte Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus.
Damit blättern die Mutter - die Synagoge war als Markgräfliche Comödie
unmittelbarer Vorläuferbau des Opernhauses - und die Tochter neue Kapitel in
der Geschichte auf.
Es gibt eine weitere Parallele, die die beiden höchst geschichtsträchtigen
Gebäude verbindet: Sowohl im Opernhaus als auch in der Synagoge bringt die
Sanierung und Restaurierung den ursprünglichen räumlichen Zustand wieder.
Wenn auch in der Synagoge als Übersetzung in die Neuzeit. Für die jüdische
Gemeinde in Bayreuth ist die bevorstehende religiöse Einweihung, die wohl im
März und damit genau 258 Jahre nach der ersten Einweihung stattfinden wird,
der zweite große Schritt auf einem langen Weg. 'Der erste Schritt war der
Bau der Mikwe', sagt Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen
Kultusgemeinde, am Donnerstag im Gespräch mit dem Kurier. 'Der zweite
Schritt war die Sanierung der Synagoge. Und im Frühjahr wird - wenn mit
Hilfe von oben alles gut geht - die Sanierung des Gemeindehauses beginnen.'
Ziel: Jüdisches Kulturzentrum in der Münzgasse. Das Ziel ist ein
jüdisches Kulturzentrum in der Münzgasse, das sich aus dem Kultusbereich -
Mikwe und Synagoge - und Kulturbereich - dem Gemeindehaus - zusammensetzt.
'Der Kultusbereich ist jetzt so gut wie fertig. Es sind nur noch wirklich
kleine Restarbeiten zu machen', sagt Felix Gothart. Die ersten Gottesdienste
haben 'schon probeweise', wie Gothart sagt, in der Synagoge stattgefunden.
Die Sanierung des ältesten noch als Synagoge genutzten Gotteshauses
Deutschlands war mit rund 3,8 Millionen Euro veranschlagt, 'rund 3,5
Millionen Euro werden wir brauchen', sagt Gothart. Beim Bau der Mikwe, der
wegen ihres artesischen Wassers wohl reinsten Europas, 'haben wir eine
Punktlandung bei den veranschlagten 1,2 Millionen Euro geschafft'.
Wiedereinweihung 258 Jahre nach der ersten Einweihung. Die religiöse
Wiedereinweihung der Synagoge soll im März stattfinden, in etwa zu dem
Zeitpunkt wie 1760. 'Ab April werden wir die Synagoge dann auch der
Öffentlichkeit in Führungen - nach Voranmeldung - präsentieren können. Es
ist eine große Nachfrage da, wir mussten die Leute immer wieder vertrösten,
weil noch einiges zu tun war', sagt Gothart. Auch ins Welterbe Opernhaus
darf die Öffentlichkeit im April: Am 17. April wird die erste Gruppe den
prachtvollen Innenraum besichtigen können. 'Wir wollen das ganze Jahr über
Veranstaltungen machen, auch Konzerte im Sommer in unserem Garten, um die
Wiedereröffnung nach der Renovierung mit der Öffentlichkeit zu feiern', sagt
Gothart.
Große Feier kommt, wenn das Gemeindehaus fertig ist. Die ganz große
Feier möchte sich die jüdische Gemeinde noch aufsparen. Für den besonderen
Moment, wenn der dritte Schritt gegangen ist: Dann nämlich, wenn auch das
Gemeindehaus fertig saniert und auf die Bedürfnisse der Gemeinde neu
zugeschnitten ist. 'Wie bereits bei der Synagoge ist es uns gelungen, ein
renommiertes Architekturbüro im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung für
das Projekt zu gewinnen: Das Büro Kister, Scheithauer, Groß plant die
Sanierung und den Umbau. Die Architekten haben in Bayreuth die
Fraunhofer-Gebäude gepant', sagt Gothart. Ein weiteres Millionen-Projekt,
dessen Umsetzung 'mindestens ein, wahrscheinlich zwei Jahre dauern wird',
wie Gothart schätzt. 'Das Gebäude ist marode.'
Zurück zur alten Schönheit. Das künftige Gemeindehaus, das die
Gemeinde bereits jetzt, während der Sanierung der Synagoge, teilweise als
Ausweichstätte genutzt hat, wird äußerlich wieder sein ursprüngliches
Aussehen erhalten: 'Unter den Gesichtspunkten des Denkmalschutzes bekommt es
seine alte Schönheit zurück', sagt Gothart. Unter anderem verschwinden auf
der Seite zum Mühlbach die in den 70er Jahren eingebauten
Dachflächenfenster, zurückgebaute Dachgauben kommen wieder. 'Wir werden ein
Museum einrichten können, das ein kleines Museumscafé bekommt, in dem wir
koschere Produkte anbieten wollen. Außerdem werden wir Veranstaltungsräume
für die Öffentlichkeit einrichten. Es wird natürlich auch Räume geben, die
die Gemeinde für Veranstaltungen nutzen kann.' Wenn dieser dritte
Bauabschnitt abgeschlossen ist, wird es die ganz große Einweihung für das
Jüdische Kultus- und Kulturzentrum geben, sagt Gothart."
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Mai 2019:
Der Aufbau eines jüdischen
Museums ist geplant |
Artikel von Wolfram Nagel in der "Jüdischen
Allgemeinen" vom 26. Mai 2019: "Bayreuth. Tausende Fundstücke. Die
Gemeinde plant den Aufbau eines Jüdischen Museums
Frisch saniert sonnen sich Bayreuths Opernhaus und Synagoge am Rande der
Altstadt im Glanz ihrer Geschichte. Das Markgräfliche Musiktheater
überstrahlt sogar Wagners Festspielhaus auf dem Grünen Hügel, wurde es doch
2012 von der UNESCO mit dem Titel 'Weltkulturerbe' geadelt. Und die
benachbarte Synagoge darf sich rühmen, seit 1760 fast ununterbrochen
kultisch genutzt zu werden.
Außerdem gilt das im August 2013 eingeweihte rituelle Tauchbad als eine der
Mikwen mit den höchsten halachischen Standards in Europa. Und die vor zehn
Jahren unter dem Synagogendach geborgene Genisa ist nicht nur ein Schatz für
das zukünftige Jüdische Museum der Gemeinde, sondern auch für die
Wissenschaft. Bayreuth habe für das jüdisch-religiöse Leben und auch für die
Welt durchaus etwas zu bieten, sagt der Vorsitzende Felix Gothart mit Blick
auf große jüdische Gemeinden wie Berlin, Frankfurt oder München.
Nachbarschaft Die helle Putzfassade der fast quadratischen Synagoge
an der Münzgasse hebt sich deutlich vom Sandsteinbarock des Opernhauses ab.
Architektonisch und geschichtlich bilden sie eine Einheit. Ein schmaler Gang
trennt das jüdische Bethaus von der grauen Nordwand des Bühnenhauses. Zum
Garten hin flankieren je zwei geschosshohe Rundbogenfenster die Nische für
den Toraschrein. Über dem Eingangsportal auf der Westseite verkündet die
hebräische Inschrift: 'Dies ist das Tor G’ttes, durch das die Gerechten
kommen.' Der rekonstruierte Betsaal mit der Empore verbindet ganz bewusst
Tradition und Moderne. Etwa 500 Mitglieder zählt die Israelitische
Kultusgemeinde Bayreuth, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert
zurückreicht, unterbrochen von den Pogromen und den Vertreibungen im späten
Mittelalter. 1759 erlaubte Markgraf Friedrich zehn jüdischen Familien, sich
wieder in der Stadt anzusiedeln. Sein Hofbankier Moses Seckel durfte das
frühere 'alte Comoedien- und Redouten-Hauss', den Vorläuferbau des
unmittelbar benachbarten Markgräflichen Opernhauses, kaufen und darin die
Schul einrichten. Seit sich Markgräfin Wilhelmine, Tochter des preußischen
Soldatenkönigs, ihr berühmt gewordenes Opernhaus bauen ließ, stand dieses
Gebäude leer. 'Man muss sich vorstellen: Wo sich heute die Frauenempore
befindet, saßen damals Markgrafen und Kurfürsten', beschreibt Felix Gothart
die besondere Geschichte der Bayreuther Synagoge. 'Das Volk saß unten, genau
da, wo heute die jüdischen Männer beten.' Heute heißt: nach der
umfangreichen Sanierung des Hauses, die inzwischen fast abgeschlossen ist.
SA-Männer hatten das Gebäude im November 1938 komplett verwüstet und alle
Kultgegenstände verschleppt, einschließlich Gemeindearchiv und 28
Torarollen. Und sie hissten Hakenkreuzfahnen. Niedergebrannt haben sie es
nicht, denn das Feuer hätte das Markgräfliche Opernhaus gefährdet.
Bombardement Glück im Unglück hatte der Bau auch in den letzten
Kriegstagen, als die Amerikaner die zur Festung erklärte Stadt
bombardierten. Viele der umstehenden Gebäude wurden zerstört oder
beschädigt, nicht aber das Opernhaus und die Synagoge. Felix Gothart spricht
von einem Wunder: 'Die Synagoge hat das Opernhaus und das Opernhaus die
Synagoge beschützt.' Und so konnten die überlebenden Juden schon 1946 hier
wieder Gottesdienst feiern. 2006 tauchte in einem Dorf ganz in der Nähe eine
Bayreuther Tora auf. Dort hatten mit Sicherheit keine Juden gelebt, sagt
Felix Gothart. So erhielt die jüdische Gemeinde 70 Jahre nach der
Pogromnacht eine Rolle zurück. Das Gemeindearchiv war von den Amerikanern
nach Kriegsende in Bamberg sichergestellt worden. Dort befand sich eine der
Sammelstellen für das von Reinhard Heidrich geplante Judenmuseum in Prag.
Die Originale befinden sich heute in Jerusalem. Sie wurden mit Unterstützung
der Stadt und der Universität Bayreuth digitalisiert und stehen so der
Gemeinde und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Amerikaner stellten nach
Kriegsende das Gemeindearchiv sicher.
Sanierung Als Felix Gothart 1999 das Amt des Gemeindevorsitzenden von
seinem verstorbenen Vater übernahm, begannen sofort die Vorarbeiten für die
längst notwendige Sanierung der Synagoge und die Neugestaltung des Areals
hinter dem Opernhaus. Erster Bauabschnitt sollte die Mikwe sein, denn so sei
es Brauch, sagt Gothart. Realisiert wurde das flach aus dem Garten ragende
Ritualbad vom Architekturbüro Wandel Lorch Saarbrücken, das auch die neuen
Gemeindezentren in Dresden und München gestaltet hat. Ein artesischer
Brunnen versorgt das Tauchbecken aus 70 Metern Tiefe mit natürlichem Wasser.
Rabbiner Meir Posen aus London bescheinigte dessen besondere Reinheit. Schon
bei den Vorbereitungsarbeiten hatten Archäologen nach möglicherweise
vergrabenen Judaika auf dem Gelände gesucht. Fündig wurden sie aber erst bei
Untersuchungen des Dachbodens. 'Unter Brettern verborgen, verschmutzt und
vergilbt, von der Nord- bis Südseite, verteilt auf der gesamten Balkenlänge,
lagerte eine große Menge alter Papiere. Sofort haben wir Kontakt mit dem
Denkmalamt und dem Genisa-Museum
Veitshöchheim aufgenommen.' Besuchern zeigt Felix Gothart nicht nur das
alte Windgebläse aus der Theaterzeit vor 1759, sondern auch die im
Dielenboden eingelassene überglaste Aussparung. Ein paar mit hebräischen
Schriftzeichen bedruckte Fragmente zeigen, wo die Gemeinde von 1760 bis etwa
1780 all die beschädigten Schriftstücke mit dem Gottesnamen deponierte. 'Was
wir nicht wussten: wie groß die Genisa war – es handelt sich um rund 8000
Fundstücke, darunter Zettel mit kabbalistischen Sprüchen oder Wünschen, wie
man sie in die Klagemauer steckt.' Von höchstem Wert für die Forschung ist
zudem, dass die Genisa 'in situ' aufgefunden wurde, also an ihrem
ursprünglichen Ort. Von höchstem Wert für die Forschung ist zudem, dass die
Genisa 'in situ' aufgefunden wurde, also an ihrem ursprünglichen Ort.
Tierkreiszeichen Die Kalender mit Tierkreiszeichen für jeden Monat,
sterngedeutete Wetterprognosen, Angaben zu Markttagen oder Tipps zur
Behandlung von Krankheiten, sind in Westjiddisch geschrieben, eine seit der
Aufklärung verloren gegangene Sprache. Auch ein Gebetbuch mit dem Namenszug
der Familie Würzburger, Fragmente einer Pessach-Haggada oder das Amulett
einer Wöchnerin könnten schon bald im Museum der Gemeinde zu sehen sein.
Untergebracht werden soll es im ehemaligen Iwalewa-Haus der Universität
Bayreuth vis à vis der Synagoge. Die Vorarbeiten dafür sind inzwischen
abgeschlossen. Während der Umbauzeit der Synagoge hatte die Gemeinde hier
ihre Gottesdienste und Kidduschim abgehalten, in einem Provisorium. Im 18.
Jahrhundert war es als Markgräfliche Münze errichtet worden und beherbergte
später die jüdische Schule. Ja, sogar eine Jeschiwa habe es einst in
Bayreuth gegeben, betont Felix Gothart. Ebenfalls interessant für ein Museum
dürfte der enge Kontakt der Bayreuther Juden zu Dichtern wie Jean Paul und
zum Kreis um Johann Gottfried Herder in Weimar sein. Mit Juda Löw Pinhas
habe es sogar einen jüdischen Hofmaler in der Residenzstadt gegeben. Genug
Geschichten, die man im zukünftigen Museum erzählen könnte. Daneben soll das
Haus Platz für Unterrichts- und Forschungsräume und sogar für ein jiddisches
Theater bieten. Der Gemeindevorsitzende sieht darin eine große Chance, das
Judentum vor allem jungen Leuten nahezubringen. Immer wieder tauchen neue
Objekte aus der langen Geschichte der Bayreuther Gemeinde auf. So übergab
ein Münchner gerade erst das Kassenbuch des Frauenvereins der Israelitischen
Kultusgemeinde mit handschriftlichen Eintragungen über Spenden von 1910 bis
1938. 'Durch solche Dokumente werden Menschen, die damals gelebt haben,
lebendig', freut sich Gothart."
Link zum Artikel |
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Juni 2020:
Video zum Besuch der Synagoge
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In der Reihe "Ein Fall für Dippold"
unternimmt tvo.de (Video für Oberfranken) einen Besuch der Synagoge in der
Wagnerstadt: "Bei Ein Fall für Dippold' geht es in einer neuen Ausgabe nach
Bayreuth. Es hat nichts mit Wagner, Wilhelmine oder dergleichen zu tun. Wir
besuchen Deutschlands älteste noch betriebene Synagoge und den dazugehörigen
jüdischen Friedhof."
Link zum Video:
https://www.tvo.de/mediathek/kategorie/rubriken/ein-fall-fuer-dippold/video/ein-fall-fuer-dippold-die-synagoge-in-bayreuth
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 119-122. |
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"Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Bayreuth S. 92-105 (die Forschungsergebnisse
konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch
nicht eingearbeitet werden). |
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bayreuth Upper Franconia. ...
After the war, 350 refugees organized a new community in Bayreuth. Over the
years most left for Israel or the United States.
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