Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
zur
Übersicht "Synagogen im Landkreis Alzey-Worms"
Bechtolsheim (VG
Alzey-Land, Kreis
Alzey-Worms)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Bechtolsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis um
1925/30. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1804 39 jüdische Einwohner, 1808 12 jüdische Haushaltungen, 1824
66 jüdische Einwohner, 1830 66, 1855 80, 1861 46, 1895 8 jüdische Einwohner (in
drei Familien), 1898 11 (in drei Haushaltungen), 1900 19, 1905 19-20 (1,8 %
von insgesamt 1134 Einwohnern).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde
wurden auf dem jüdischen Friedhof in
Gau-Odernheim beigesetzt. Ob zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
zeitweise ein Lehrer angestellt war, ist nicht bekannt. 1855 wird berichtet,
dass (damals?) ein eigener jüdischer Lehrer nicht vorhanden war. Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinatsbezirk Alzey.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1895/1898 L. Lieber.
Um 1924, als noch 16 jüdische Einwohner gezählt wurden, waren die
Gemeindevorsteher Isidor Wallach und Salomon Frank. Wenig später wurde die jüdische
Gemeinde aufgelöst, die hier noch lebenden jüdischen Einwohner als
Filialgemeinde der Gemeinde in Wörrstadt zugeteilt.
Nach 1933 sind fast
alle der jüdischen Einwohner (1933: zehn Personen) auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (eine Familie nach
Südafrika). Unter den letzten jüdischen Gewerbebetrieben war die Metzgerei mit
Viehhandel und Landwirtschaft Goldschmidt. Von Bechtolsheim aus wurde Berta
Lieber deportiert. Sie ist am 26. Februar 1942 verhaftet worden, "da sie
sich im Zug mit Ariern unterhalten" hatte. Sie wurde in das Frauen-KZ
Ravensbrück eingeliefert, wo sie drei Monate später umgekommen ist. Ihre
Möbel und ihr Haus wurden in Bechtolsheim verkauft.
Von den in Bechtolsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Frank geb. Steinberger (1874), Dora Frank
(1913), Sophie Landau geb. Lieber (1886), Berta Lieber geb. Stein (1875), Hugo Lieber (1878), Michael Maas (1877),
Otto Maas (1877), Helena Sedel geb. Lieber (1884), Betty Strauss geb. Maas (1875).
Berichte aus
der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
Verlobungsanzeige von Recha Schmidt
(Bechtolsheim) und Eugen Stern (Essenheim) (1929)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 13. Dezember
1928:
"Recha Goldschmidt - Eugen Stern.
Verlobte.
Bechtolsheim (Rheinhessen) -
Essenheim bei Mainz. Dezember 1929." |
Verlobungsanzeige von Lise Blum und
Otto Frank (1936)
Anzeige
in der "Jüdischen Rundschau" vom 11. August 1936: "Statt Karten.
Lise Blum - Otto Frank.
Verlobte.
Stuttgart / Kopenhagen - Bechtolsheim / Vichy
(Frankreich)." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
|
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
|
Kennkarten
zu Personen,
die in Bechtolsheim geboren sind |
|
|
|
Kennkarte (Mainz 1939) für Hugo
Lieber (geb.
13. Juli 1878 in Bechtolsheim), Landwirt, zuletzt wohnhaft
in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt
in das Ghetto Piaski, umgekommen |
Kennkarte (Mainz 1939) für Helena
Sedel geb. Lieber (geb.
17. Dezember 1884 in Bechtolsheim), wohnhaft in Mainz,
am 30. September 1942 deportiert ab Darmstadt
vermutlich nach Treblinka, umgekommen |
Zur Geschichte der Synagoge
Ein Synagoge beziehungsweise ein Betsaal wurde vermutlich 1845
in einem bestehenden Gebäude neu eingerichtet. Bis um 1900/1910 war das
Gebäude religiöses Zentrum der jüdischen Gemeinde. Auf Grund der stark
zurück gegangenen Zahl der jüdischen Einwohner wurde die Synagoge geschlossen.
1925 wurde das Gebäude an den Kaufmann Peter Wollny I für 5.000 Mark
verkauft. Damals war es in sehr baufälligem Zustand, das Dach bereits
eingestürzt. Der neue Eigentümer ließ das Gebäude abbrechen. An seiner
Stelle wurde ein Wohnhaus mit Geschäfts- beziehungsweise Verkaufsraum erstellt.
Adresse/Standort der Synagoge: auf Grundstück
Brückesgasse 8
Fotos / Darstellungen
Fotos /
Darstellungen der ehemaligen Synagoge sind nicht bekannt;
über Hinweise
freut sich der Webmaster von "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite |
|
|
|
|
|
|
Plan (gezeichnet
von J. Rick) zum Standort der 1925 abgebrochenen Synagoge an der
Brückesgasse (Quelle: Landesamt s. Lit. S. 100) |
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 57-58. |
| Dieter Hoffmann: "...wir sind doch
Deutsche". Zu Geschichte und Schicksal der Landjuden in
Rheinhessen". Hg. Stadt Alzey 1992 S. 312-313 (zum Schicksal von Berta
Lieber). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 100 (mit weiteren Literaturangaben).
|
n.e.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|