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im Elsass"
Dauendorf (Dep. Bas-Rhin
/ Alsace /
Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Histoire juive / Synagoge / Synagogue
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Dauendorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis in die 1920er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 17.
Jahrhunderts / Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. 1689 wurden sechs
jüdische Familien gezählt. Im Laufe des 18.
Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Familien am Ort auf 11 Familien
(1754, 1766 und 1780) beziehungsweise 15 Familien (1784 und 1800).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1800 84 jüdische Einwohner (in 15 Familien), 1808 68 jüdische Einwohner, 1846 155, 1861 119, 1870 117, 1910 etwa
80 jüdische Einwohner.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule) und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben war
im 19. Jahrhundert zeitweise ein Lehrer beziehungsweise ein Kantor angestellt, der zugleich
als Schochet tätig war. Um 1887/1899 wird Kantor Cahn genannt.
Als Gemeindevorsteher wird um 1891/99 Leopold Lehmann (gest. 1900 s.u.)
genannt, um 1901 Henri Lehmann (gest. 1913 s.u.). 1913 war Gustav Weiler
"Präsident der israelitischen Gemeinde Dauendorf" ("Das jüdische Blatt" vom
1.8.1913 S. 10).
In en 1920er-Jahren löste sich die Gemeinde auf Grund der
zurückgegangenen Zahlen ihrer Mitglieder auf.
1936 lebten noch 19 jüdische Personen in Dauendorf. Vier
Jahre später sind diejenigen, die bis dahin nicht mehr den Ort verlassen
wollten oder emigrieren konnten, nach Südfrankreich deportiert worden.
Von den in Dauendorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Robert (Salomon)
Mandel (1913), Julie Wiemer geb. Klein (1877).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Der aus Dauendorf stammende Michael Mandel wird Bürgermeister von Alubquerque
in Neu-Mexiko (USA, 1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1890: "Ingenheim,
16. April (1890). Nach einer hierher gelangten Nachrichten wurde untern 1.
laufenden Monats Herr Michael Mandel, 32 Jahre alt, Sohn von August Mandel
aus Dauendorf im Unterelsass und Bruder des hiesigen Kantors Herrn R.
(Raphael) Mandel zum Bürgermeister der etwa 8.000 Einwohner zählenden
Stadt Albuquerque in Neu-Mexiko (Amerika)
gewählt." |
Zum Tod des Gemeindevorsteher Leo Lehmann
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1900:
"Dauendorf, Unter-Elsass. Unsere Gemeinde hat einen harten Verlust zu
beklagen. Es hat dem Allmächtigen gefallen, den Vorsteher der hiesigen
orthodoxen Gemeinde, Herrn L. Lehmann, im Alter von 76 Jahren in
ein besseres Leben abzurufen. Vierzig Jahre hat der Verstorbene seine
Gemeinde in Freud und Leid geführt. Als im Jahre 1874 die alte
Synagoge nicht mehr zum Gottesdienste benutzt werden konnte, ließ er
ohne weitere menschliche Beihilfe dieselbe aufs schönste und würdigste
wieder herrichten. Sein imposanter Leichenzug am 23. Februar bewies,
welchen Ruhm er sich über die Grenzen unseres Reichslandes erworben
hatte. Seine Kinder sind treue Anhänger des alten unverfälschten
Judentums. Die Herren Rabbinen Levy aus
Hagenau und Dr.
Bamberger aus Soulz waren herbeigeeilt, um dem Edlen rührende Worte
der Anerkennung zu widmen. Auch der Vereinsrabbiner, Herr Bondi aus
Hagenau, hielt im Trauerhause einen Hesped (Traueransprache).
Noch in seinen letzten Jahren ließ der Verstorbene ein mit allem Komfort
versehenes rituelles Bad nach religiöser Vorschrift herrichten. Er
war nicht nur ein echter und wahrer frommer Jehudi, sondern auch ein
ausgezeichneter Mensch und Bürger. Weit über die Grenzen seiner edlen
Wirksamkeit Dauendorf verbreitete sich der Ruf seiner grenzenlosen
Ehrlichkeit und Bescheidenheit." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1900: "Dauendorf
(Elsass). Die hiesige orthodoxe Gemeinde hatte durch den Tod ihres
Vorstehers, Herrn Leopold Lehmann seligen Andenkens (der 'Israelit'
hatte seinerzeit dem Verblichenen einige Worte des Lobes gewidmet), zur
Neuwahl eines Vorstehers zu schreiben. Vorigen Sonntag fand die Wahl statt
und kam dessen Sohn, Heinrich Lehmann, einstimmig aus der Urne. Wir
sind stolz auf diese Wahl und wünschen dem jungen Vorsteher den gleichen
Weg zur Leitung seiner Gemeinde zu wandeln, den sein seliger Vater ihm
gebahnt hat." |
Auszeichnung von Salomon Weill und
Moses Kling sen. mit der Kriegsmedaille 1870-71 (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 3. Januar 1913: "Dauendorf. Auch zwei
Mitglieder in unserer Kehille (Gemeinde) wurden vorigen Sonntag mit
der Kriegsmedaille von 1870-71 dekoriert. Es sind dies die Herren Salomon
Weill und Moses Kling senior. Wir gratulieren unseren beiden
wackeren Gemeindemitgliedern, möge es Ihnen beschieden sein, dies
Ehrenzeichen zu tragen – Ad meioh schonoh - bis 120 Jahre." |
Zum Tod von Sarah Herzog geb.
Lehmann (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 24. Januar 1913: "Dauendorf. Verflossene
Woche, am Erev-Schabbos, verschied nach langer Krankheit in ihrem 68.
Lebensjahre, Frau Sarah Herzog, geborene Lehmann. - Von der
Verblichenen kann man sagen, dass sie eine wahre Eschet Chajal (=
eine tüchtige Frau) war, eine Frau, wie sie leider heute immer seltener
werden. So lange sie gesund war, konnte man sie bei jedem Gottesdienst in
der Synagoge sehen. Ja selbst in den Selichaus-Tagen (wo es hier
Sitte, vor Tagesanbruch die Selichaus zu sagen), war sie schon in
aller Frühe in der Synagoge. Auch in allen Fällen und an jedem Platze, wo es
galt, Mizwaus (Gebote) und Gemilus-Chesed (Wohltätigkeit)
auszuüben, war sie stets eine der ersten. Mit niemand wollte sie in
Unfrieden leben, sie liebte und suchte den Frieden, und deswegen war sie
beliebt und geschätzt nicht nur bei den jüdischen, sondern auch bei den
christlichen Mitbürgern. Dies bewies am allerbesten der unendliche
Leichenzug, der sich letzten Sonntag durch das Dorf bewegte. Im Trauerhause
sprach Herr Rabbiner Levy aus
Hagenau. Er schilderte in beredten Worten den Lebensgang der
Verstorbenen, die so viel gelitten und dennoch durch ihr inniges
Gottvertrauen sich stets aufrichtete. Sie war die letzte Überlebende von elf
Geschwistern, von denen sie die jüngste war. Und nun ist sie auch
dahingegangen zur ewigen Ruhe, erlöst von ihren schweren und langen Leiden.
Sie ruhe in Frieden! " |
Zum Tod des langjährigen
Gemeindevorstehers Henri Lehmann (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 30. Mai 1913: "Pfaffenhofen.
Ein zahlreiches Gefolge, wie selten in Pfaffenhofen, begleitete am Montag,
den 26. Mai, Henri Lehmann auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte.
Schon daran konnte man erkennen, welches Ansehen der Heimgegangene sich in
der nicht langen Zeit, die er hier wohnte, errungen hatte. Ihn zeichnete
besonders eine anziehende Freundlichkeit aus, die ihm rasch und sicher die
Herzen gewann. Friedliebend und verständigen Sinnes hat er auch als Mitglied
der jüdischen Gemeinde tüchtig gewirkt und soviel wie möglich die Interessen
des Judentums gefördert. In seiner Heimatgemeinde Dauendorf
begleitete er jahrelang das Amt eines Gemeindevorsteher. Die jüdische
Gemeinde Dauendorf brachte ihm denn auch den Tribut ihrer Huldigung dar,
indem sie fast vollzählig zu seiner Levija (Beerdigung) erschien. Im
Trauerhause hoben die Rabbiner Weil -
Buchsweiler und Dr. Lehmann -
Bischweiler die Tugenden des Verstorbenen hervor und die große Lücke,
die er in seiner Familie und in dem weiten Kreise seiner Freunde lässt. Herr
Aaron Durlach widmete dem Jugendfreund einige warme Worte des Abschieds und
betonte die Rechtlichkeit und Zuverlässigkeit, die der Verblichene im
Verkehr mit Freunden und in der Verwaltung bewahrte. Erst 56 Jahre alt wurde
Henri Lehmann seiner liebenden Familie entrissen. Möge Gott der
schwergeprüften Familie Trost spenden und Beistand gewähren!" |
Felix Lehmann erhielt eine
Auszeichnung vom Krieger-Landesverband (1914)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 20. Februar 1914: "Dauendorf. Letzten
Sonntag erhielt unser Gemeindemitglied Felix Lehmann vom
Elsass-lothringischen Krieger-Landesverband eine Auszeichnung als
Anerkennung seiner Tätigkeit für die Stiftungen des Verbandes. Das Abzeichen
besteht in einem goldenen Medaillon an schwarz-weiß-roten Bande, nebst
dazugehörigen Patent von Sr. Exzellenz General der Kavallerie von Moßner.
Wir gratulieren!" |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
eingerichtet. Die erste Synagoge wird auf 1735/37 datiert.
1824 wurde eine neue Synagoge erstellt. Diese blieb Mittelpunkt
des jüdischen Gemeindelebens bis nach 1933.
Kurz nach 1945 wurde das Gebäude abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: auf einem
Grundstück an der Ecke Rue du Muguet (Welschdörfler Gässel) / Rue St.
Cyriaque (Matzenbaschen Gass) (siehe den Plan unten)
Link zu den Google-Maps
Fotos
(Quelle der Abbildungen: die unter den Links genannte
Französische Informationsseite)
Skizze der Synagoge
und Lageplan |
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Ansicht des
Gebäudes
von Südosten |
Plan von Synagoge
und jüdischer Schule |
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Foto der Synagoge |
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Die Synagoge wurde kurz
nach 1945 abgebrochen |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 39.
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n.e.
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