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im Elsass"
Bouxwiller
(Buchsweiler,
Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Buchsweiler (1301 als Stadt bezeichnet) lebten bereits
im Mittelalter jüdische Personen. Erste Nennungen liegen aus dem Jahr
1322 vor. 1337 verlieh Ludwig der Bayer den Herren von Lichtenberg alle dem
Reich zustehenden Einkünfte von den Juden in ihrem Gebiet, zu dem damals auch
Buchsweiler gehörte. Diese Verleihung wurde 1347 von Karl IV. erneuert.
Namentlich genannt wird ein Isaak von Buchsweiler 1334 in Straßburg.
Über Verfolgungen oder Ausweisungen liegen keine Berichte vor. Im 17.
Jahrhundert stieg die Zahl der in der Stadt lebenden jüdischen Familien auf
18 (1689), bis 1725 auf 31 Familien (dazu fünf Witwen). Am Ort bestand eine Talmudschule (Jeschiwa)
und ein jüdischer Gerichtshof (Beth-Din). Beide Einrichtungen gab es bis zur
Zeit der Französischen Revolution. 1784 wurden 297 jüdische Einwohner
gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 275 jüdische Einwohner, 1851 353, 1866 296, 1910 135. Seit Mitte
des 19. Jahrhunderts sind zahlreiche Familien in die Städte verzogen. bis zum
Anfang des 20. Jahrhunderts waren zwei Drittel der jüdischen Familien
abgewandert.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der
jüdischen Gemeinde wurden auf dem Friedhof bei Ettendorf beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war. Buchsweiler war Sitz eines Rabbinates. Unter den
Rabbinern sind u.a. zu nennen: 1845 bis 1883 Jacob Wolff (zuvor in
Biesheim), 1884 bis 1889 Rabbiner Dr. Adolf Singer, 1891 bis 1898 Rabbiner
Dr. Nathan Netter, 1897 bis 1919 Rabbiner Dr. Ernest Weill, seit 1919/20 Max Gugenheim - betreute die Gemeinde auch wieder nach 1945 (bis
1956/57).
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1891 Marx Weil.
1936 wurden 109 jüdische Einwohner gezählt. Vier Jahre später wurden
diejenigen, die bis dahin nicht emigrieren oder wegziehen konnten, nach
Südfrankreich deportiert.
Von den in Buchsweiler/Bouxwiller geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Emile Aaron (1883), Henriette Eisenstaedt geb. Lewkoritz
(1890), Caroline Hoffmann geb. Aaron (1880 oder 1888), Roger Joseph (), Jacky
Joseph (), Myrtil Joseph (), Henriette Joseph (), Benoit (Benno) Malz (1925),
Michel Metzger (1872), Jacob Revel (1900), Marie Ross (1875), Samuel (Samy)
Rothkopf (1920), Celine de Veau geb. Bär (), Alfred Weil (1916), Emmanuel Weil
(), Florine Weil (), Henri Weil (1873), Hugo Weil (1914), Sarah Weil geb. Weil
(1870), Sarah Weil geb. Bär (1879), Hugo Weil (1915), Alphonse Wolff
(1859).
Nach 1945 konnte eine Gemeinde wieder begründet werden. Seit Ende der
1950er-Jahre ging die Zahl der jüdischen Einwohner jedoch stark zurück und die
Gemeinde wurde wiederum aufgelöst. 1984
waren noch drei jüdische Familien in der Stadt.
Am Ort erinnert heute vor allem das "Jüdische Museum des Elsass" (Musée
judéo-alsacien) in der ehemaligen Synagoge an die jüdische Geschichte der Region.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus
der Geschichte des Rabbinates in Buchsweiler
Zum Tod des in Buchsweiler geborenen Rabbiners Abraham
Auerbach (1846)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 3. Februar
1846: "Nekrolog. Bonn, im November 1845 (nicht 1846!).
Am 3. November (3. Cheschwan des Jahres und seine Gerechtigkeit steht
vor dir n. d. kl. Zählung, gemeint 3. Cheschwan 5606) verschied
dahier nach kurzem durch Altersschwäche veranlassten Krankenlager der
emeritierte Oberrabbiner und Präsident des Königlichen israelitischen
Konsistoriums der Rhein- und Mosel-Departements, Herr Abraham Auerbach,
in einem Alter von 85 Jahren, wovon er über 60 Jahre das Amt eines
Rabbiners bei verschiedenen französischen und deutschen Gemeinden treu
und redlich verwaltet hat. Geboren im Jahr 1760 in Buchsweiler im
Elsass, wo sein Vater - ein intimer Freund und Lehrgenosse des als
scharfsinniger Talmudist rühmlichst bekannten R. Wolf Buchsweiler - Rabbiner
war, ward er schon früh im zartesten Kindesalter von Vater und Mutter,
die beide kurz nacheinander in der Blüte ihres Lebens das Zeitliche verließen,
verwaist.... |
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter vom 10. Februar
1846: |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 17. Februar
1846: |
Rabbiner Dr. Adolf Singer wird in
sein Amt in Buchsweiler eingesetzt (1884)
Anmerkung: Dr. Adolf Ascher Singer (geb. 1837 in Güssing, Burgenland, gest.
1889 in Bouxwiller), studierte von 1862 bis 1865 in Wien; 1867 bis 1877 Rabbiner
und Lehrer in Rosenberg (Olesno), 1877 bis 1880 Rabbiner und Prediger in Schubin
(Szubin,
Region Posen), 1878 Promotion in Tübingen, 1880 Rabbiner in Schildberg
(Ostrzeszów, Region Posen), 1882
Rabbiner in Seppois le-Bas, 1884 Rabbiner in
Bouxwiller.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1884:
"Buchsweiler (Unter-Elsass), 9. Juli (1884). Sonntag, 6.
dieses Monats fand hier eine Feier statt, die jeden wahren Jehudi mit
Stolz und Freude erfüllen muss. Unser neuer Rabbiner, Herr Dr. Adolf
Singer, bisher Rabbiner in Niedersept, wurde am genannten tage feierlich
in sein Amt eingeführt.
Um 3 Uhr Nachmittags versammelten sich die Mitglieder der hiesigen
israelitischen Gemeinde, alle festtäglich gekleidet, in unserer herrlich
geschmückten und beleuchteten Synagoge. Als Gäste waren erschienen: Das Stadtverordneten-Kollegium
mit dem Herrn Bürgermeister an der Spitze, der Herr Pastor der hiesigen
evangelischen Gemeinde, der Herr Direktor des hiesigen Gymnasiums, der
Herr Amtsrichter und noch viele andere Honoratioren der hiesigen Stadt,
endlich die Herren Kultusvorsteher der zum hiesigen Rabbinatsbezirke
gehörigen Gemeinden.
Die Feier begann mit einem Boruch Habo-Gesang, vorgetragen vom
hiesigen Kantor. Sodann bestiegen Herr Dr. Singer und das
Konsistorialmitglied Herr Isidor Nathan aus Straßburg, als Vertreter des
dortigen Konsistoriums zu gleicher Zeit die Kanzel. Herr Nathan verlas die
auf die Einsetzung des Rabbiners Bezug habenden Aktenstücke und schloss
mit herzlichen Worten der Aufmunterung und mit Segenswünschen für
Rabbiner und Gemeinde. Nachdem Herr Nathan die Kanzel verlassen, begann
Herr Dr. Singer unter lautloser Stille seine Antrittsrede. Der Redner
dankte zuerst in warm empfundenen Worten Gott dafür, dass er ihm
beigestanden und gnädiglich seinem Ziele entgegengeführt. Dann sprach er
der hohen Regierung, dem israelitischen Konsistorium und der hiesigen
Gemeinde den Dank aus für seine Wahl zum hiesigen Rabbiner, endlich
dankte er auch den anwesenden Gästen für ihre Teilnahme.
Nun begann die eigentliche Predigt. Unter Zugrundelegung der Worte des
Moses aus dem laufenden Wochenabschnitte 4. Buch Mose, Kap. 27,16 und 16
als Text, entwickelte der Redner in gediegener und formvollendeter Weise
die Pflichten eines Leiters der religiösen Angelegenheiten der
israelitischen Gemeinde.
Die Predigt machte auf alle Zuhörer einen tiefen Eindruck und wurde der
Redner beim Verlassen der Kanzel allseitig beglückwünscht. Ein
Schlussgesang beendete die Feier in der Synagoge.
Später vereinigte ein Festessen, das die hiesige Gemeinde zur Feier des
Tages veranstaltete, einen großen Teil der Festteilnehmer. Der Herr
Rabbiner brachte bei dieser Gelegenheit auf die Einigkeit in der hiesigen
Gemeinde einen Toast aus, den er aber zu einem ernsten und geistreichen
Vortrage gestaltete. Es folgten noch andere Toaste und erst gegen Abend
trennte man sich.
So schloss diese schöne Feier, in in mancher Hinsicht eine Heiligung des
Gottesnamens genannt werden kann und die allen Teilnehmern sicherlich noch
lange im Gedächtnis bleiben wird. M. Kahn,
Lehrer." |
Rabbiner Dr. Adolf Singer hält Volksbildungs-Vorträge (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1886: "Buchsweiler,
Elsass, 9. April (1886). Seit Jahren werden hier während der Wintermonate
eine Anzahl von populärwissenschaftlichen Vorträgen im großen
städtischen Konzertsaale gehalten. Es sind meistens die Lehrer des
hiesigen Gymnasiums und die hiesigen evangelischen Geistlichen, welche
diese Vorträge halten.
In diesem Jahre hat sich auch unser Rabbiner, Herr Dr. Adolf Singer
an dieser die Volksbildung fördernden Einrichtung beteiligt. Herr Dr.
Singer steht hier auch bei Nichtisraeliten in hoher Achtung, weshalb am
Vortragsabend (1. April) der große Saal mit Zuhörern überfüllt war,
welche dem fast anderthalb Stunden dauernden Vortrage mit gespanntester
Aufmerksamkeit lauschten.
Herr Dr. Singer sprach über die Stellung der Frau nach Bibel und Talmud.
Der Vortrag, vollendet in der Form und reich gediegen an Inhalt, war eine Heiligung
des Gottesnamens in des Wortes schönster Bedeutung. Allseitiger
lauter Beifall lohnte den Redner. Moses Kahn, Lehrer." |
Rabbiner Dr. Adolf Singer sucht
eine Stelle für eine Lehrerin (1887)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1887: "Eine geprüfte
Lehrerin, sehr tüchtig in Französisch (hat mehrere Jahre ein
französisches Institut besucht) und im Klavierspiel, wünscht Stellung in
einem frommen Hause oder in einem jüdischen Institut.
Anträge beliebe man zu richten an
Dr. Adolf Singer, Rabbiner zu Buchsweiler (Elsaß)," |
Rabbiner Dr. Nathan Netter wurde zum neuen Rabbiner gewählt
(1891)
Anmerkung: Dr. Nathan Netter (geb. 1866 in Niedernai - Niederehnheim, gest.
1959 in Metz): war Sohn eines Viehhändler, studierte bei Isidor Weill in Colmar
und in Straßburg; war 1891 bis 1898 Rabbiner in Buchsweiler, 1898 bis 1900 in
Saargemünd (Sarreguemines), Lothringen; 1900 bis 1954 Oberrabbiner in
Metz.
Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891:
"Zum Rabbiner der Gemeinde Buchsweiler (Elsass) ist Herr Dr. Netter
gewählt worden." |
|
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. Juni 1891: "Zum Rabbiner der Gemeinde Buchsweiler
(Elsass) ist Herr Dr. Netter gewählt
worden." |
Rabbiner Dr. Nathan Netter wechselt
nach Saargemünd (1898)
Artikel
in "Der Israelit" vom 5. April 1898: "Saargemünd, 3. April. Zum
Rabbiner wurde Herr Dr. Netter aus Buchsweiler gewählt."
|
|
Artikel
in "Der Israelit" vom 8. August 1898: "Buchsweiler, 5. August. Vorige
Woche verließ der Rabbiner Dr. Netter unsere Stadt, um nach
Saargemünd überzusiedeln und dort seine neue Stelle, welche ihm übertragen
worden ist, anzutreten. Während seiner siebenjährigen seelsorgerischen
Tätigkeit hat er es verstanden, sich in Liebe und Achtung der israelitischen
Bevölkerung zu erwerben, nicht minder auch die Sympathien der Bürgerschaft
im Allgemeinen." |
Rabbiner Dr. Netter wird nach
Rabbinatszeiten in Buchweiler und Saargemünd zum Oberrabbiner in Metz bestimmt
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1900: "Metz, 23.April
(1900). Zum Oberrabbiner von hier ist nunmehr Rabbiner Dr. Netter in
Saargemünd ernannt worden. Vor noch nicht ganz zwei Jahren wurde derselbe
von Buchsweiler, seinem ersten Amtssitze, nach Saargemünd berufen. "
|
Frühgottesdienst für die Schüler des Gymnasiums und der
Realschule mit Rabbiner Dr. E. Weill (1899)
Anmerkung: Dr. Ernest Weill (auch Ernst Weil) (geb. 1865 in
Reguisheim, gest. 1947 in Aix-les-Bains)
war Sohn des Lederhändlers Jacques-David Weill und seiner Frau Jeanette geb.
Lévy. Er ist aufgewachsen seit 1871 in
Neuf-Brisach. Seit 1881 rabbinische Präparandenschule in
Colmar, zugleich Besuch des Lyceums ebd. Nach
1886 Studium am Rabbinerseminar und an der Universität Berlin, 1891 Promotion in
Straßburg. Seit 1892 Rabbiner in Fegersheim;
März 1893 Heirat mit Clémentine geb. Weil aus
Blotzheim; 1897 Rabbiner in Buchsweiler, gab seit 1910 die
Wochenzeitung "Das jüdische Blatt" heraus. Seit 1919 Konsistorial-Oberrabbiner
in Colmar. 1932 Gründung eines Jeschiwah in
Neudorf bei Straßburg. Bei Kriegsbeginn Flucht nach Nîmes, dann nach
Aix-les-Bains (Savoyen), 1943/44 bei seiner Tochter in Zürich, dann zurück nach
Aix-les-Bains, wo er wiederum eine Jeschiwa gründete. Starb an den Folgen eines
Autounfalls.
Vgl. BHR Biographisches Portal der Rabbiner: zu Dr. Ernest Weill:
http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2653
Genealogische Informationen siehe
https://www.geni.com/people/Ernest-Natan-Weill/6000000011732057386
Website der Yeshiva of Aix-les-Bainz:
https://yeshiva-aixlesbains.com/
https://yeshiva-aixlesbains.com/presentation/biographies.html und
Literatur: Joseph Weill: Oberrabbiner Ernest Weill 1865-1947. Ein Sucher nach
ewiger Wahrheit. ISBN-13 : 978-3871390555
französisch: ders.: Un quêteur d'absolu : Ernest Weill, 1865-1947.
Informationen zum Buch
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1899: "Buchsweiler
im Elsass, 19. Januar (1899). Seit einigen Tagen findet hier unter
Leitung unseres erst kurze Zeit hier wirkenden Herrn Rabbiner Dr. E.
Weill für die Schüler des Gymnasiums und der Realschule jeden Sabbat
Frühgottesdienst statt. Nachmittags wird alsdann der betreffende
Wochenabschnitt vorgelesen und von den Schülern wöchentlich abwechselnd,
die Hafthora gesagt. Noch einen anderen Erfolg hat Herr Rabbiner Dr. Weill
hier aufzuweisen. Die Gymnasialschüler von dem eine Stunde von hier
entfernten Städtchen Ingweiler gingen früher fast regelmäßig nach
beendigtem Unterricht samstags nach Hause, das heißt zu Fuß nach
Ingweiler. Der Herr Rabbiner hat es in seinem unermüdlichen
Religionseifer durchgesetzt, dass von nun an die Schüler zum größten
teil bis Nacht hier bleiben können. Infolgedessen auch dem von Herrn
Rabbiner unentgeltlich erteilten Raschi-Unterricht beiwohnen.
Wahrlich, das ist Samen, der gewiss edle Früchte tragen wird; dies umso
mehr, da die Jugend, wie es sein soll, in ihrem Rabbiner einen treuen
Leiter und Ratgeber erblickt und seinen aus tiefstem Herzen kommenden Ermahnungen
und Lehren stets ein offenes Ohr schenkt." |
Die Schüler der aufgelösten
Rabbiner-Präparandenschule in Kolmar studieren nun bei Rabbiner Dr. Weill in
Buchsweiler (1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1899: "Buchsweiler
im Elsass. Die wenigen Schüler, welche noch die
Rabbiner-Präparandenschule in Kolmar besuchten, haben sich, da dieses
Institut nun leider aufgehoben ist, zur Fortsetzung ihrer Studien den
hiesigen Ort auserwählt. Zu diesem Entschlusse bewog sie die Berühmtheit
des hiesigen Rabbiners Dr. Weill als Gelehrter; dann aber auch der
gute Ruf, den das hiesige Gymnasium im ganzen Lande genießt. Überhaupt
ist unser altes Residenz-Städtchen durch seine guten Schule weithin
bekannt." |
Rabbiner Dr. Weill erhält den
jährlich zu verleihenden Tugendpreis (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1901: "Straßburg, im
Januar (1901). Tugendpreise so auszuteilen, dass sie ihrer Bestimmung
gerecht werden, ist eine Tugend, die nicht immer und überall geübt wird. Gar
oft fehlt es den Tugendrichtern an gutem Willen und rechtem Geschick, nicht
selten auch haben die glücklichen Prämiierten es verstanden, ihre Tugenden
recht offen an den Tag zu legen. Diejenigen aber, die am ehesten solcher
Preise würdig sind, ziert gewöhnlich neben anderen Tugenden auch die der
Bescheidenheit. Ihre Wirksamkeit entzieht sich öfters der Öffentlichkeit, so
wie sie sich auch zu derartigen Ehrenbezeichnungen nie vordringen.
Umso mehr kann man das Konsistorium des Unter-Elsass beglückwünschen, wenn
es in diesem Jahre mit dem alljährlich zu verteilenden Tugendpreis Rabbiner
Dr. Weil in Buchsweiler ausgezeichnet hat. Herr Dr. Weil ist ein
wahrhaft edler Charakter, geschmückt mit den lautersten Gesinnungen und
einem tief religiösen Gemüt. Es dürfte wohl kaum ein Rabbiner in seinem
Distrikt größerer Liebe und Achtung begegnen, als er. Sein verdienstvolles
Wirken ist aber auch weit über seinen Sprengel hinaus bekannt. Überlässt man
doch ihm, seit im September 1899 die unter Leitung des Herrn Dr. Wolf in
Colmar bestandene Vorbereitungsschule für Rabbinats-Aspiranten aufgelöst
wurde, die Vorbereitung der jungen Leute, die sich dem verantwortungsvollen
Amt eines Rabbiners widmen wollen. Wer da weiß, wie scharf gerade der
Charakter des Lehrers sich oft in seinen Schülern widerspiegelt und wie sehr
es uns heute an gesinnungstüchtigen Männern Not tut, der konnte schon damals
die Ausersehung des Herrn Dr. Weil zu diesem wichtigen Posten mit Freuden
begrüßen. Wir wünschen dem Herrn Dr. Weil auch zu seiner ferneren
Amtstätigkeit Anerkennung und Glück." |
Rabbiner Dr. Weill macht Werbung
für den "Verband der Sabbatfreunde" (1909)
Artikel in "Der Israelit" vom 25. Februar 1909: "Mühlhausen, 15.
Februar. Auch bei uns im Elsass fängt es an zu tagen. Und zwar ist es der
'Verband der Sabbatfreunde', der es versucht, die Begeisterung für das
Judentum wieder zu wecken. Nachdem Herr Louis Kahn, Frankfurt im
Vorjahre mit beachtenswertem Erfolge in einigen Ortschaften durch Vorträge
aufklärend gewirkt, hat sich nun Herr Rabbiner Dr. Weil, Buchsweiler
der mühevollen Aufgabe unterzogen, dass von Herrn L. Kahn begonnene Werk
fortzusetzen. Mit welchem Ernste Herr Dr. Weil an diese Aufgabe herantritt,
das beweist am besten der Umstand, dass er innerhalb Monatsfrist in einer
ganzen Reihe von Ortschaften Vorträge gehalten, in denen er unter Darlegung
der Zwecke und Ziele, die dieser Verein erstrebt, diejenigen zum Beitritt
aufforderte, denen es noch angelegen ist, die Grundmauern unserer Religion
erhalten zu sehen. Die schönen Erfolge, die der allgemein verehrte Redner in
den Gemeinden Sulz,
Hatten,
Weitersweiler,
Neuweiler, Buchsweiler,
Pfaffenhofen und
Hagenau erzielte, sind ganz dazu angetan, zu weiterer
Arbeit anzueifern. Es ist erfreulich, dass die heilige Sabbatsache in Herrn
Dr. Weil, dessen Namen im ganzen Lande einen guten Klang hat und durch die
ganze Art seines Auftretens seiner Zuhörer zu begeistern weiß, einen so
eifrigen Vorkämpfer gefunden hat. Wir dürfen uns der Hoffnung hingeben, dass
sein und seiner Freunde Wirken auch weit über den Bezirk hinaus, im ganzen
Reichslande sich segensreich geltend macht.
Auch in Mülhausen hat sich in letzter Zeit auf Anregung von Herrn
Rabbiner Schüler, Bollweiler und des Herrn
Dr. med. Meyer, Mülhausen
eine Schar glaubensstarker Jehudim zu einem Verein Schomrei Schabbat
zusammengeschlossen. Andere Gemeinden werden hoffentlich dem Beispiel
folgen. Denn gerade im Elsass und speziell in den Landgemeinden ist noch ein
ganz geeigneter Boden zur Gründung von Schomrei Schabbat-Vereinen, da
man hier noch Schabbatentweihung als großes Unglück empfindet und
nach Möglichkeiten sucht, die Kinder bei Berufswahl
davor zu bewahren. Dankbar würden viele besorgte Eltern es anerkennen, wenn
ihnen in dieser Beziehung Hilfe geboten werde. Es bedarf aber hierzu der
starken Förderung auf dem Wege der Belehrung und Unterstützung durch
Stellenvermittlung usw., eine Aufgabe der die Schomrei Schabbat-Vereine auch hier im Elsass in erster Reihe dienen wollen." |
Rabbiner Dr. Weil und Frau danken
für die Bar-Mizwah-Geschenke für den Sohn Elie (1914)
Anzeige
in "Das jüdische Blatt" vom 30. Januar 1914: "Für die ihnen
anlässlich der Bar-Mizwa erwiesenen Aufmerksamkeiten danken herzlich
Rabbiner Dr. Weill und Frau, Buchsweiler." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers und Vorbeters
(1899 / 1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1899: "In der israelitischen
Gemeinde Buchsweiler ist die mit dem Dienste als Schächter und
Religionsschullehrer verbundene Vorbeterstelle baldigst zu
besetzen. Nur Musikgebildete, streng religiöse Bewerber, die schon längere
Zeit den Schächterdienst versehen und Kindern Religionsunterricht erteilt
haben, finden Berücksichtigung. Gehalt 800 M, Schächtgebühren etc. circa 500
DM jährlich. Bewerber wollen melden bei
Marx Weil, Getreidehandlung, Buchsweiler, Elsass." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 4. Juni 1903: "Die Stelle eines Kantors und
Religionslehrers
mit 700 Mark Jahresgehalt und 200 Mark Nebeneinkommen, ist zu
besetzen. Bewerbungen sind einzureichen bei
Rabbiner Dr. Weill in Buchsweiler (Unter-Elsaß)." |
|
Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juni 1903:
"Buchsweiler (Elsass). Lehrer und Vorbeter. Gehalt 700 Mark
und Nebeneinkommen 200 Mark. Meldung an Rabbiner Dr.
Weill." |
Information zur jüdischen Schule und zum Rabbiner der Gemeinde (1843)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1843:
"Straßburg, im Juni (1843). Wir haben in voriger Nummer aus
den Auszügen, welche die Arch. isr. de France aus dem Bericht des
Großrabbinern über seine Rundreise durch seinen Sprengel bringen.
Einziges mitzuteilen versprochen. Diese Berichterstattung ist in
Frankreich selbst etwas Neues, und von der Art und Weise, wie die
israelitischen Angelegenheiten eines ganzen Landstrichs mit einem Blicke
übersehen zu werden angefangen werden, ein löbliches, erfreuliches
Zeugnis. In der Einleitung setzt der Großrabbine auseinander, wie erst
von der Bestimmung dieser Rundreisen an sich ein näheres, unmittelbares
Verhältnis zwischen dem Konsistorium und den ihm zur seelsorgerlichen
Obhut Anvertrauten datiert. Alsdann geht er die einzelnen Gemeinden durch,
und bezeichnet, was sie für ihre Synagogen und Schulanstalten getan; insbesondere
bemerkt er auch, was sie zu diesen von den städtischen Gemeinden an
Unterstützung erhalten. - Bouxwiller gibt 1.400 Fr. für seine Schule
aus, und erhält 500 Fr. von der Stadt und frei Lokal dazu; 47 Schüler.
Der Rabbine ist alt und blind." |
Hauptlehrer Adolf Scheye wechselt von
Buchsweiler an das Waisenhaus in Kassel (1895)
Anmerkung: Hauptlehrer Adolf Scheye war bis zu seinem Ruhestand 1909
Inspektor des Israelitischen Waisenhauses in Kassel.
Artikel
in der "Allgemeinen Israelitischen Wochenschrift" vom 12. April 1895: "Herr
Hauptlehrer Scheye ist von Buchsweiler (Elsass) an das
Waisenhaus in Kassel versetzt worden."
|
Die Witwe des Vorsängers Cerf steht im 99. Lebensjahr
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1900:
"Während ich diese Zeilen niederschreibe, wird mir mitgeteilt, dass
in Buchsweiler, Elsass, die Witwe des vor etwa 50 Jahren
verstorbenen Vorsängers Cerf, welche im Jahre 1801 geboren ist, also
im 99. Lebensjahre steht, noch rüstig sei, dass sie in ihrem hohen Alter
noch stricken und ihre Hausarbeit verrichten kann". |
Bericht über den jüdischen
Religionsunterricht an Gymnasium und Realschule (1897)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1897: "Buchsweiler
(Unter-Elsass). Aus dem Jahresbericht des hiesigen Gymnasiums für das Jahr
1896/97, erstattet vom Direktor Prof. Dr. Schulz ist zu ersehen, dass die
Anstalt 115 und die Realschule 104 Schüler zählte. Davon waren im Gymnasium
9 katholische, 102 evangelische und 4 israelitische Schüler und in der
Realschule waren 12 Schüler katholisch, 67 evangelisch und 25 israelitisch.
Als Religionslehrer fungierten die drei Geistlichen der drei Konfessionen
der hiesigen Stadt."
|
Bericht über den jüdischen Religionsunterricht an
Gymnasium und Realschule (1900) siehe Abschnitt unten "Zum Tod von
Schirmfabrikant...":
Berichte
aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Ergebnis einer Spendensammlung in
der jüdischen Gemeinde Buchsweiler (1891)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Oktober 1891: "Buchsweiler,
durch Vorsteher Marx Weil: von sich und David Rotkopf je 2 M., Isidor
Kauffmann, Witwe Simon Weil, Abraham Levy, Nathan Joseph, Leon Samuel, E.
Aron, Samuel Kauffmann, Witwe Sara Levy und Frl. Marie je 1 M., Salomon
Kahn, Henri Blum, Witwe Joseph, Gustav Levy, Leopold Mook, Witwe Fanny Weil
und Josef Levy je 50 Pf., aus der Gemeinde-Kasse und Witwe J. Levy je 5 M.,
Bernhard Weil und Josef Kaufmann je 3 M., Marx Kaufmann 60 Pf., M. Levy und
Leon Weil je 40 Pf., Baumgart 80 Pf., Hirsch Levy 20 Pf., Sammlung der Witwe
Rabbiner Dr. Adolf Singer: von sich, Isaav Revel und Frl. Estella Kahn je 2
M., Samuel Weil, derselbe, als Vorsteher einer Chewra, Rele Zerf und Sara
Wolff je 4 M., Bollag, Louis Kahn, Leon Weil, Kariline Bernheim und Jonas
Leopold aus Pfaffenhofen je 1 M., Wwe. S. Aron 1 M. of Pf., Zusammen 62 M.
95 Pf. = 78 Frs. 70 ct."
|
Vortrag im Kriegerverein von Hauptlehrer Adolf Scheye
(1894)
(vgl. Artikel oben unter "Lehrer" von 1895)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. April 1894: "Bei Gelegenheit der Bismarckfeier am
1. April hielt im Kriegerverein zu Buchsweiler (Elsass) unter
allgemeinem Beifall Herr Hauptlehrer Scheye einen Vortrag 'Simson,
ein hebräischer Held'." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
"Schutzbrief für den Juden Moses
Löw von Buchsweiler zu Kippenheim (ausgestellt 1802)
|
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Der Schutzbrief
wurde abgedruckt in den "Mitteilungen der Gesellschaft für Jüdische
Volkskunde" 1899 S. 68-71. |
Zum Tod von Schirmfabrikant Aron Ott und über die Witwe Cerf sowie Bericht über
den jüdischen Religionsunterricht an Gymnasium und Realschule (1900)
Anmerkung: zu Witwe Cerf vgl. den oben zitierten
Bericht.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1900: "Buchsweiler
im Elsass. Hier starb letzte Woche in dem hohen Alter von 94 Jahren
der frühere Schirmfabrikant Aron Ott. Trotz seines hohen Alters
war er noch so rüstig, dass er morgens und abends täglich dem
Gottesdienste in der Synagoge beiwohnen konnte.
Ihr Straßburger Korrespondent berichtete Ihnen in Nr. 63 Ihres Blattes
von einer noch älteren hier lebenden Witwe, der Frau Cerf.
Dieselbe ist jedoch nicht 99, wie die Straßburger Post schrieb, sondern
erst 95 Jahre alt. Anm.: Von dritter Seite wird uns mitgeteilt, sie sei
bereits 100 Jahre. Red.
Das hiesige Gymnasium mit Realklassen wurde im verflossenen
Schuljahre im Ganzen von 246 Schülern besucht; hiervor fallen der
Religion nach auf das Gymnasium 18 katholisch, 93 evangelische, 10
israelitische, in die Realschule 17 katholische, 100 evangelische
und 18 israelitische Schüler. Der jüdische Religionsunterricht an der
Anstalt wurde von Rabbiner Dr. Weill in zwei Abteilungen zu je zwei
Stunden wöchentlich erteilt. Es wurden durchgenommen in der ersten
Abteilung: 40 Psalmen, aus den drei ersten Büchern wurde im Urtext
gelesen und besprochen, die ethischen Grundsätze der Bibel in Anlehnung
an den Text entwickelt und die Geschichte der Juden von der Zerstörung
des zweiten Tempels bis zum Abschluss der Periode der Gaonen
durchgenommen. In der zweiten Abteilung: Deuteronomium (5. Mose) Kap. 6-21
und mehrere Psalmen, aus dem Gebetbuche wurde gelesen und erklärt und im
Anschluss daran Belehrungen über wichtige Abschnitte aus der
Pflichtenlehre gegeben; die biblische Geschichte von der Teilung des
Reiches bis zur Zerstörung des ersten Tempels wurde durchgenommen und die
Einteilung der Bibel und der Zyklus der Fest- und Fasttage
wiederholt." |
Der Rentner Samuel Rewel und der Mehlhändler Hirsch
Levy leben noch als Kriegsveteranen des Krimkrieges in der Stadt (1904)
Anmerkung: über den 1853 bis 1856 geführten Krimkrieg siehe Wikipedia-Artikel
"Krimkrieg"
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2.
Mai 1904: "Buchsweiler, 27. April (1904). (Die Juden als
Soldaten). Zur Zeit beschäftigt man sich in verschiedenen
elsässischen Zeitungen mit den Veteranen aus dem Krimkrieger, die
augenblicklich noch im Elsass leben, zumal da in diesem Monat der
Jahrestag der Einnahme von Sebastopol war. Es dürfte für Ihre Leser wohl
nicht uninteressant sein, zu hören, dass in hiesiger Stadt noch zwei
jüdische Krimkrieger leben. Es sind dies der Rentner Samuel Rewel und
der Mehlhändler Hirsch Levy. Der erstere besitzt die
Kriegsmedaille und führt hier seit seiner Rückkunft aus dem Kriege, als
Erinnerung an seine Teilnahme an der Belagerung von Sebastopol, im
Volksmunde den Beinamen 'Sebastopolschmule'." |
Dr. S. Weil wurde von Buchsweiler
nach Bollweiler berufen (1909)
Artikel
in "Neue jüdische Presse" vom 9. Mai 1913: "Bollweiler.
Dr. S. Weil - Buchsweiler ist nach hier berufen worden." |
Rabbinatskandidat Dr. Julien /
Julius Weil aus Buchsweiler wird Rabbiner in Bollweiler (1913)
Anmerkung: Dr. Julien / Julian / Julius Weil studierte 1907/08-1912/13 am
Rabbinerseminar in Berlin und wurde 1913 Rabbiner in
Bollwiller, danach in
Obernai (Oberehnheim). Von 1924 bis zu
seinem frühen Tod 1927 war er Rabbiner in Dijon (genannt noch in "Jüdische
Rundschau" vom 28.1.1927 S. 33; rückblickend auf seinen Tod in der
"Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 20.7.1928; weitere Informationen liegen nicht
vor).
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 2. Mai 1913: "Bollweiler.
Das Konsistorium des Oberelsass es hat den Rabbinatskandidaten Dr. Julien
Weil aus Buchsweiler zum Rabbiner von Bollweiler ernannt. Seine Studien
hat der junge Rabbiner am Hildesheimerschen Rabbinerseminar in Berlin
absolviert. "
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Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 6. Juni 1913: "Straßburg.
Die von dem Konsistorium zu Colmar vorgenommene Ernennung des
Rabbinatskandidaten Dr. Julius Weil aus Buchsweiler zum Rabbiner in
Bollweiler ist durch das Ministerium
bestätigt worden. Dr. Weil hat seine Stelle am letzten Sonntag angetreten. " |
Zum Tod von Abraham Levy (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 8. August 1913: "Buchsweiler.
Diese Woche verschied Abraham Levy, 64 Jahre alt. Zahlreiche Freunde
bewiesen der allein zurückbleibenden Witwe (die Söhne sind in der weiten
Ferne) die herzliche Anteilnahme, die sie an ihrem herben Verluste nehmen. " |
Zum Tod von Isidor Kauffmann (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 5. Dezember 1913: "Buchsweiler.
Ein treues Gemeindeglied, einen angesehenen Bürger, haben wir in der Person
des Herrn Isidor Kauffmann verloren. Sein ruhiges, friedfertiges,
bescheidenes Wesen hat ihm die allgemeine Sympathie erworben und der schöne
jüdische Zug, der mit seinem Charakter verwebt war, sichert ihm ein treues
gedenken im Herzen aller derer, die ihn kannten und ihm als Freunde
zugeneigt waren. "
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Zum Tod von Karoline Harburger
(1914)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 6. Februar 1914: "Buchsweiler.
Schon wieder hat der Tod eine Lücke in unsere Gemeinde gerissen. Am Montag
2. Februar haben wir Frau Karoline Harburger zu ihrer Ruhestätte
geführt. Eine große Menge begleitete die Verstorbene zum Bahnhof, von wo die
Überführung nach Sulz unterm Wald
stattfand. Auch Herr Rabbiner Dr. Schwarz -
Sulz unterm Wald hatte sich
hier eingefunden, um schon von hier aus der Verstorbenen die letzte Ehre zu
erweisen. In Sulz unterm Wald
hatte sich am Bahnhof die ganze jüdische Gemeinde versammelt, um das Meis in
ihre frühere Behausung in Sulz zu geleiten, wo Herr Rabbiner Dr. Schwarz
tief empfundene Worte des Trostes an die zurückbleibenden Kinder sprach. Von
da aus folgte ein großer Zug bis auf den Friedhof. Zahlreich war auch die
Beteiligung der christlichen Bürgerschaft. Die Verstorbene war seit der
Rückkehr ihres Sohnes, des Herrn Konsul Armand Harburger, mit ihrem Mann,
Elie Harburger, hierher übergesiedelt. Möge Gott die Familie über ihren
schweren Verlust trösten." |
Zum Tod von Elise Harburger
(gestorben in Buchsweiler, beigesetzt in
Sulz unterm Wald, 1914)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 13. Februar 1914: "Sulz
unterm Wald. Am vergangenen Montagnachmittag waren in unserer Gemeinde
zwei Beerdigungen, wahrlich eine traurige Aufregung für eine ländliche
Kehillo (Gemeinde)! Zuerst wurde die am Sabbat in Buchsweiler im Alter
von 74 Jahren verstorbene Frau Elise Harburger, ihrem zu Lebzeiten
geäußerten Wunsch entsprechend, hier bestattet, wo sie den größten Teil
ihres Lebens verbracht hatten. Unmittelbar daran schloss sich die Bestattung
des Herrn Alphonse Klotz. Am Sabbat Nacht war er plötzlich abgerufen
worden, nachdem er noch den Schabbos selbst glücklich in Haus und Synagoge
gefeiert hatte. Der Rabbiner gab der allgemeinen Erschütterung und dem
Schmerz Ausdruck über die Lücke, die der jähe Tod des erst 48-jährigen
Mannes, eines selten edlen Charakters, nicht nur in seiner Familie, sondern
auch in der Gemeinde gerissen hat. Herr Simon aus
Lambsheim schilderte als
Geschäftsfreund in einem Nachruf die Rechtlichkeit des verblichenen in
Handel und Wandel."
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Zum Tod von Lazard Weill (1914)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 15. Mai 1914: "Buchsweiler.
In Lazard Weil haben wir einen braven, geachteten Mann, einen der
ältesten unserer Gemeinde verloren." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Buchhandlung H. Korn's
Nachf. (1893)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1893: "Für
einen Gehilfen, 20 Jahre alt mit Berechtigung zum Einjährigen, der in meiner
Buchhandlung, verbunden mit Druckerei und Papierhandlung, tätig ist,
suche passende Stellung. Vorzügliche Empfehlungen stehen ihm zur
Seite.
H. Korn's Nachfolger, Buchsweiler"
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Anzeigen der Kolonialwarenhandlung en gros Léon Weil in Buchsweiler (1913)
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Anzeige in "Das jüdische
Blatt"
vom 3. Januar 1913 |
Anzeige in "Das jüdische
Blatt"
vom 28. Februar 1913 |
Anzeige in "Das jüdische
Blatt"
vom 21. März 1913 |
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Geburtsanzeige für Joe - Jules
Beyersdorf in Bouxwiller (1936)
Anzeige in der Zeitschrift "Jüdische Rundschau" vom 26. Mai 1936:
"Jankauf - Joe-Jules. Herr und Frau Edgar Beyersdorf
geb. Ruth Wertheim
zeigen hocherfreut die Geburt ihres Sohnes an.
Bouxviller Bas Rhin (France) 10. Mai 1936 Lagbaomer 5696."
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Zur Geschichte der Synagoge
1842 bis 1844 wurde eine neue Synagoge auf dem
Grundstück einer älteren Synagoge aus dem 18. Jahrhundert erbaut. Der Stadtrat
unterstützte die jüdische Gemeinde durch einen Beitrag von 3.000
Francs.
Staatliche Unterstützung zum
Synagogenbau
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. April 1846: "Der
Kultusminister hat der israelitischen Gemeinde zu Bouxwiller 3000 Fr.
zur Erbauung einer Synagoge überwiesen". |
Während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg wurde das
Gebäude geschändet und umgebaut, um darin eine Kartonagenfabrik einrichten zu
können.
Nach 1945 wurde von der wieder entstandenen kleinen Gemeinde ein Betraum
im Gebäude eingerichtet. Hier wurden bis 1956 die Gottesdienste abgehalten.
Nachdem die Zahl der Gemeindeglieder so stark zurückging, dass keine
Gottesdienste mehr abgehalten werden konnten, gab es 1984 Pläne,
das Gebäude abzubrechen. Um dies zu verhindern, wurde ein Verein gegründet mit
dem Ziel, die Synagoge als ein Museum zu nutzen. Im Jahr 2000 konnte das Musée
Judéo-Alsacien de Bouxwiller eröffnet werden. Zur weiteren Geschichte siehe
Presseartikel vom Oktober 2024 unten.
Adresse/Standort der Synagoge: Grand
Rue 62a
Fotos
Die Judengasse
(neuere Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 4.10.2011) |
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Historische
Ansichtskarten der Judengasse in Buchsweiler, rechte Karte mit dem
"Alten Haus"
(Vieille Maison; Sammlung Hahn) |
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Straßenschilder
"Judegass"
/ Rue des Juifs |
Alte
Fachwerkhäuser in der "Judegass" |
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Häuserensemble
hinter der Hofeinfahrt |
Jüdische
Wohnhaus mit Portalinschrift |
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Gebäude der
ehemaligen Mikwe (?) |
Blick in die
"Judegass" |
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Historische
Ansichtskarten von Buchsweiler |
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Karte
oben mit freundlicher
Genehmigung übernommen
aus der Website www.judaica.cz |
Rechts die Synagoge |
Innenansicht |
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Das
Synagogengebäude -
vor der Restaurierung und
Einrichtung des Museums
(Quelle: Rothé/Warschawski S. 64) |
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Außenansicht von
Westen |
Innenansicht
- auf Höhe der Frauenempore
ist eine Zwischendecke eingezogen |
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Die ehemalige
Synagoge
in der Gegenwart
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 4.10.2011) |
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Außenansicht
von Westen |
Der
Glockenaufsatz |
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Das
Foto oben in hoher Auflösung |
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Eingangsbereich -
Blick auf
ein "Wohnhaus" |
In der kleinen
Synagoge -
Blick auf den Toraschrein |
Rituelles
Waschbecken
im kleinen Betraum |
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Das
Foto oben in hoher Auflösung |
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Beim
Rundgang durch die Geschichte
des elsässischen Judentums: Kopie eines
mittelalterlichen Grabsteines |
Stationen der
Geschichte des
elsässischen Judentums |
Nachgebauter
"Karren" eines
jüdischen Töpferwarenhändlers |
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Das
Foto oben in hoher Auflösung |
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Eine der Vitrinen
zum
jüdischen Alltagsleben |
In der Reihe der
Darstellung jüdischer
Feste: das Laubhüttenfest (Sukkot) |
Traditionelle
Chanukkaleuchter
und Dreidel |
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Torarolle mit
Toraschmuck |
Torawimpel / Mappa
(vgl. Wikipedia-Artikel) |
Portalinschrift
eines ehemaligen
jüdischen Hauses (siehe Foto oben) |
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"Jüdische
Schaufenster" |
Abteilung
zur Erinnerung an die jüdischen
Friedhofe und Synagogen im Elsass |
Modell
der Synagoge
in Bouxwiller |
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Modell
der Synagoge in Balbronn |
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Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2024:
Über die Geschichte des
jüdisch-elsässischen Museums in der ehemaligen Synagoge Bouxwiller |
Artikel von Dagmar Gilcher in der
"Rheinpfalz" vom 5. Oktober 2024: "Elsass. 'Lewe un lewe lonn' in
Bouxwiller.
'Leben und leben lassen' steht im Fachwerk eingeritzt. Das klingt so
einfach, und doch scheitert daran bis heute die gesamte Menschheit. Zu den
Orten, wo es für wenige Augenblicke der Geschichte gelang, gehört das kleine
Bouxwiller im Nordelsass. Davon, aber auch von den sehr viel häufigeren
Episoden von Misstrauen, Hass und Verfolgung erzählt das jüdisch-elsässische
Museum in der ehemaligen Synagoge.
Beinahe würde sich anstelle der Synagoge in der Grand’ Rue am Rande des
kleinen Städtchens Bouxwiller, einst Residenz der Grafen von
Hanau-Lichtenberg, heute der Parkplatz eines Supermarkts ausbreiten. Das
jedenfalls war der Plan, denn schon 1963 hatte der letzte Gottesdienst
stattgefunden, es gab keine jüdische Gemeinde mehr im Ort, und in den
1980er-Jahren drohte der 1842 eingeweihte klassizistische Bau endgültig zu
zerfallen. Aber man hatte nicht mit Gilbert Weil gerechnet.
In einer Zeit, in der das Interesse am Erbe des elsässischen Landjudentums
nicht einmal bei den nach der Shoah wieder erstarkten jüdischen Gemeinden in
Städten wie Straßburg sonderlich ausgeprägt war, begann der in Bouxwiller
groß gewordene und als Elfjähriger mit der Familie vertriebene Architekt und
Stadtplaner Gilbert Weil den Kampf um den Erhalt der Synagoge seiner
Kindheit. Er fand Verbündete, die sich zu einem Verein zusammenschlossen;
und er plante ein Museum, das auch 26 Jahre nach seiner Eröffnung am 28.
Juni 1998 noch modern wirkt und beispielhaft vor Augen führt, wie auf
kleinstem Raum mit einer ebenso klugen wie fantasievollen Gestaltung Heimat-
mit Weltgeschichte verbunden und spannend präsentiert werden kann.
Tomi Ungerers Waage. Die 25-Jahr-Feier seines Museums hat Gilbert
Weil nicht mehr erlebt. Er, der Vertreibung und Verfolgung während der
Nazi-Jahre versteckt in einer Internatsschule im Jura überlebte, nach der
Rückkehr zuerst in Straßburg, dann in Paris Architektur studierte, zum
anerkannten Urbanismus-Experten und Raumplaner wurde und an der Universität
Aix-Marseille lehrte, starb im Alter von 93 Jahren am 4. März 2023, 'am
Schawess', Sabbat, in Jerusalem, seinem Alterswohnsitz: 'A Mensch', den sein
Wissen und seine Tatkraft ebenso auszeichneten wie seine Toleranz und sein
Humanismus.
Der Platz vor dem Musée Judéo-Alsacien trägt heute seinen Namen: Parvis
Gilbert Weil. Neben der streng klassizistischen Fassade zieht eine seltsame
Waage die Aufmerksamkeit auf sich – in der einen Waagschale ein riesiger
Kristallkubus, in der anderen eine Eisenkugel, in perfekter Balance. 'Différents
mais égaux' – unterschiedlich und doch gleich – heißt diese Skulptur, die
nach einer Zeichnung von Tomi Ungerer entstand. Sie ist ein Geschenk des für
die Sensibilisierung von Kindern aller Religionen für die Menschenrechte
streitenden Vereins 'Regards d’enfants' und seiner 2021 verstorbenen
Gründerin Brigitte Kahn. Ihr konnten weder die Kristallerie Lalique in
Wingen noch die Kunstschmiede Keiff in Ingwiller widerstehen. Sie lieferten
die 'Gewichte', und selbstverständlich war auch 'Vereinspate' Tomi Ungerer
bei der Einweihung 'seiner Waage' am 6. Oktober 2013 dabei.
Vom ersten Pogrom zur Shoah. Mit dem zwei Jahre jüngeren, wie er in
Straßburg geborenen Tomi Ungerer (1931-2019) hatte Gilbert Weil mindestens
eines gemeinsam: die große Begabung fürs Zeichnen. Während der Zeit des
Untertauchens hielt der junge Weil vieles, was ihn bewegte, auf Zeichnungen
fest. Sein Talent half ihm auch bei der Herstellung falscher Papiere – und
wies ihm später den Weg zum Architekturstudium. Aber auch die Devise 'Lewe
un lewe lonn' – Leben und leben lassen –, auf dem Fachwerkbalken der im
Innern nachgebauten Fassade eines elsässischen Hauses, sprach dem Freigeist
Ungerer wohl aus dem Herzen.
Hinter dem Eingang zur Synagoge also tut sich jener auf zu einem Haus, das
sich in nichts von den vielen anderen in den elsässischen Dörfern
unterscheidet. Nur die Chanukkia, der neunarmige Leuchter zum Lichterfest in
der Fensteröffnung, lässt erkennen, dass hier eine jüdische Familie wohnt.
Oder in diesem Fall: das Museum beginnt, das die Geschichte des elsässischen
Landjudentums erzählt – und noch viel mehr.
Rampen und 'Straßen' führen langsam in die Höhe, auf jeder Ebene und in
jeder Nische wird ein anderes Kapitel aufgeschlagen, beginnend bei der
ersten Ansiedlung jüdischer Familien. Für Buchsweiler wird das Jahr 1306
genannt. Nicht sehr viel später (und bereits fünf Monate vor dem Ausbruch
der Pest-Epidemie, für den Juden verantwortlich gemacht werden) findet am
14. Februar 1349 in Straßburg ein Pogrom statt: 2000 Juden verbrennen auf
einem gigantischen Scheiterhaufen ...
Es kommen wieder bessere Zeiten – Toleranzedikte, neue Rechte, die
Landesherrn wechseln –, auf dem Land richtet man sich ein, lebt, wenn nicht
miteinander, so doch nebeneinander, ob man dazu 'leben und leben lassen'
oder 'vivre et laisser vivre' sagt. Für die Szenen aus dem jüdischen Alltag
und die Inszenierung von Festen kommen in diesem Museum nicht etwa
kostümierte Schaufensterpuppen zum Einsatz, sondern von Künstlern gestaltete
kleine und große Figuren. Es gibt Video-Sequenzen und Architekturmodelle.
Und wenn ein elfjähriges Kind wie in einem Comic von der Vertreibung nach
der Annexion des Elsass 1940 und der sich anschließenden Irrfahrt erzählt,
dann blickt man auf die Geschichte von Gilbert Weil.
Ganz am Ende des Parcours, wenn man von 'Dach' des Hauses wieder
hinabsteigt, fällt der Blick auf einen am Treppenabsatz gelegten gold
glänzenden Stolperstein: Er erinnert an Maurice Bloch, geboren in 1882 in
Balbronn, der am Gymnasium von Bouxwiller von 1919 bis 1940 Latein und
Griechisch unterrichtete – bis ihn die Nazis 1940 in den Tod schickten. In
der Synagoge lehrte er Hebräisch und unterwies die jüdische Jugend in ihrer
Religion. Mit ihren Schülerinnen und Schülern am heutigen Lycée Adrien
Zeller hat Laurence Jost-Lienhard sein Leben, das seiner Familie und das
Schicksal der jüdischen Kinder rekonstruiert: 'Kaddish pour un prof' heißt
dieses außergewöhnliche Geschichtsbuch, dessen Entstehung Gilbert Weil noch
begleiten konnte.
Das Museum. Musée Judéo-Alsacien, Parvis Gilbert Weil, 62A Grand’Rue,
F-67330 Bouxwiller, Öffnungszeiten, Kontakt und weitere Informationen:
www.museejudeoalsacien.fr/ "
Link zum Presseartikel in der Rheinpfalz |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
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