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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Dietenheim (Alb-Donau-Kreis)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur Geschichte jüdischer
Bewohner
In Dietenheim bestand ab 1838 die Textilfirma von Isaak Heinrich Neuburger aus
Buchau (H. Neuburger Söhne), zunächst als Handweberei für bunte Gewebe gegründet. In wenigen Jahren wurde sie weithin bekannt (u.a. Industrieausstellung London 1851).
Durch die Firma wurden zahlreiche Arbeitsplätze in der Region geschaffen (siehe
die öffentliche Danksagung von 1852, unten). Haupterzeugnisse waren Stickereien
und weiße Webwaren.
1854/55 wurde der Betrieb nach Ulm, 1869 nach
Salach (Kreis Göppingen)
verlegt. Während der Zeit in Dietenheim gehörte die Familie Neuburger
weiterhin zur jüdischen Gemeinde in Buchau.
Nach Auskunft der Gemeindeverwaltung Dietenheim ist am Ort nicht mehr bekannt,
wo sich die Textilfirma Neuburger in Dietenheim befand.
Dokumente zur
jüdischen Geschichte in Dietenheim
Die Familie Neuburger sucht einen
Lehrer und Erzieher - Anzeigen von Rabbiner Güldenstein (1847 / 1850)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Januar 1847:
"Ein israelitischer Familienvater (Fabrikant) in einem Marktflecken
an der Iller wohnhaft, sucht für seine zwei Kinder von 5 und 6 Jahren
einen Lehrer und Erzieher, der in Religion, den gewöhnlichen
Schulfächern und wo möglich auch in den Anfangsgründen der
französischen Sprache Unterricht zu erteilen hat, wofür demselben bei
freier Station und freundlicher Behandlung jährlich 200 Gulden
zugesichert werden. Doch müsste der Kandidat, inwiefern er nicht
Württemberg ist und in Württemberg bereits eine Prüfung im Lehrfache
standen, nach Art. 24 des Volksschulgesetzes von 1836, sich einem Examen
bei der Oberschulbehörde in Stuttgart unterziehen.
Reflektierende wollen sich unter Beischluss ihrer Zeugnisse in frankierten
Briefen an Unterzeichneten wenden.
Buchau am Federsee, 1. Januar 1847. Rabbiner Güldenstein." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. September 1850:
"Ein israelitischer Familienvater (Fabrikant), in einem Marktflecken
an der Iller wohnhaft, sucht für seine vier Kinder von 6-10 Jahren einen
Lehrer und Erzieher, der in Religion, den gewöhnlichen Schulfächern und
wo möglich auch in den Anfangsgründen der französischen Sprache und des
Pianoforte Unterricht zu erteilen hat, wofür demselben bei freier Station
und freundlicher Behandlung 250-300 Gulden zugesichert werden. Der
Kandidat müsste jedoch, inwiefern er nicht Württemberg ist und in
Württemberg bereits eine Prüfung im Lehrfache erstanden, nach Art. 24
des Volksschulgesetzes von 1836, sich einem Examen bei der
Oberschulbehörde in Stuttgart unterwerfen.
Reflektierende wollen sich unter Beischluss ihrer Zeugnisse in frankierten
Briefen an Unterzeichneten wenden.
Buchau am Federsee, im August 1850. Rabbiner Güldenstein." |
Anzeige der Familie Neuburger (1851)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Oktober 1851:
"Wir wünschen einen Hofmeister zur Erziehung von 2 Knaben und 2
Mädchen im Alter von 6-10 Jahren zu engagieren, und zwar muss derselbe im
Französischen, Hebräischen und im Klavierspielen tüchtig sein, und nach
württembergischen Gesetze die desfallsige Prüfung bestehen. Wir geben
100-130 Thaler Gehalt nebst ganz freier Station. Wir bitten die
Bewerbungen an uns selbst franko zu richten.
H. Neuburger's Söhne. Dietenheim, im September
1851." |
Öffentlicher Dank an die Firma Neuburger und Söhne
(1852)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juni 1852
(aus einem Artikel mit verschiedenen Mitteilungen aus Bayern): "In
einer der neuesten Nummern der Augsburger Abendzeitung danken im Namen
aller Webermeister des bayerischen Gerichtsbezirks Weißenhorn einige
Arbeiter warm den Fabrikanten Neuburger und Söhne (Juden) in Dietenheim
(Württemberg) dafür, dass sie dieselben auf ihre Mitte seit mehreren
Jahren mit Arbeit beschäftigen und dadurch circa 300 Personen vor Not
bewahrt haben. Der Stil dieser Danksagung gibt Zeugnis, wie daran nichts
Gemachtes, sondern dass das Ganze ein wirkliches Erzeugnis des innern
Drangs ist. Aber was sagt der 'Volksbote' und seine Freundschaft dazu?
K." |
Über
die Niederlassungen der Neuburger'schen Firma - Weberei und Stickerei (1860)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. März 1860: "Ulm,
16. Februar (1860). Zu den renommiertesten Fabrikfirmen, was Weberei
und Stickerei betrifft, bekannt weit über die Grenzen unseres engeren
Vaterlandes Württemberg hinaus, gehört die Neuburger'sche Firma.
Sie hat auf sieben Landes- und Weltindustrieausstellungen (Mainz 1842,
Berlin 1844, Leipzig 1850, London 1851, New York 1853, München 1854,
Paris 1855) die ehrendsten Preismedaillen für ihr Fabrikat erhalten und
erweitert und vervollkommnet ihr Geschäft von Jahr zu Jahr. Die Firma,
wohl die älteste dieser Art im Lande, teilt sich in drei Zweigfirmen ab:
H. Neuburger Söhne, J.H. Neuburger und Michael Neuburger. Der Sitz der H.
Neuburger Söhne ist Buchau und
Stuttgart. Sie beschäftigen sich mit Stickerei und Weberei. In Stuttgart
befindet sich das Verkaufslokal. - J.H. Neuburger betreibt
Baumwollenweberei. Sein Geschäft blühte vierundzwanzig Jahre in Dietenheim,
ist aber seit einigen Jahren hierher nach Ulm
verlegt worden. - Michael Neuburger betreibt Jacquard-Weberei und Stickerei.
- Alle drei Zweigfirmen arbeiten Hand in Hand und bilden zusammen Ein großes
Fabrikgeschäft, das im Ober- und Unterlande etwa fünfhundert Weber und
tausend Stickerinnen beschäftigt. Der Absatz ihrer Waren (glatte,
faconierte und gestickte weiße Musselin-Waren) geht nach Norddeutschland,
hauptsächlich aber nach Amerika.
Die Inhaber dieser Firmen erfreuen sich sowohl bei ihren Arbeitern, als
auch bei der ganzen Einwohnerschaft Ulms, einer großen Achtung, wie fast
ohne Ausnahme hier die ganze israelitische Gemeinde, die von Jahr zu Jahr
an Zahl und an Ansehen zunimmt. Das Vorurteil, aus welchem man Israeliten
die Ansässigmachung in hiesiger Stadt zu erschweren suchte, schwindet
immer mehr und an seiner Stelle macht sich die Überzeugung geltend, dass
der unermüdliche Unternehmungsgeist, die industrielle Regsamkeit, durch
welche die meisten der hiesigen Israeliten sich auszeichnen, der Stadt und
ihrer Einwohnerschaft von größtem Nutzen ist.
Von einem Nichtjuden." |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Adolf Aich: Geschichte der Gemeinde Salach und der Burg
Staufeneck. 1960. S. 162-163. |
| Jacob Toury: Jüdische Textilunternehmer in
Baden-Württemberg. Tübingen 1984. S. 56.192.194. |
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