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Ehringshausen (Lahn-Dill-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Ehringshausen bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933, zuletzt als unselbständige Filiale zu Wetzlar.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
Bei der Einteilung der Synagogenbezirke im Kreis Wetzlar wurde zum 1. August 1853
Ehringshausen zum Synagogenbezirk in Aßlar
zugeteilt und war über diesen Synagogenbezirk der Synagogengemeinde Wetzlar
zugeordnet.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1812 27 jüdische Einwohner, 1816 31 (in acht Familien), 1824 40, 1843
44, 1851 30, 1875-76 fünf jüdische Familien mit fünf Kindern.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.) und eine jüdische
Schule (Religionsschule) sowie möglicherweise ein rituelles Bad. Die Toten der
Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Werdorf
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise und
gemeinsam mit den Nachbargemeinden ein Lehrer angestellt, der zugleich
als Vorbeter und Schochet tätig war. 1868 wird Lehrer Emanuel Weinzweig
genannt, der zusammen 22 Kinder in Werdorf,
Ehringshausen und Katzenfurt unterrichtete. Spätestens in der Zeit nach dem
Ersten Weltkrieg wird der Lehrer aus Wetzlar die jüdischen Kinder unterrichtet
haben.
Die Zahl der jüdischen Familien am Ort ging in der Zeit nach dem Ersten
Weltkrieg zurück. Waren es vor 1914 noch 18 jüdische Familien, so wurden um
1920 nur noch 12 bis 13 Familien gezählt. Im Ersten Weltkrieg fielen aus
der jüdischen Gemeinde Leopold Aaron und Max Levi. Unter den Kriegsteilnehmern
hatte sich Max Levi 1914 freiwillig gemeldet; er war damals 20 Jahre alt. Die
Namen der beiden Gefallenen stehen auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des
Ersten Weltkrieges. Bereits am Krieg 1870/71 hatten zwei jüdische Einwohner
teilgenommen (Moses Aron und Levi Levi I.).
Die jüdischen Familien lebten in sehr einfachen Verhältnissen. Unter den
jüdischen Familienvorstehern gab es mehrere Viehhändler, zwei Metzgereien und
einen Getreidehändler.
1933 lebten noch 43 jüdische Personen in Ehringshausen. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 11 Personen konnten bis
1939 in die USA emigrieren, 3 nach Paraguay, eine Person nach England; die
übrigen sind innerhalb von Deutschland verzogen, fast alle nach Frankfurt am
Main. Die letzten elf jüdischen Einwohner wurden 1942 aus Ehringshausen
deportiert.
Von den in Ehringshausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf Abraham (1889), Johanna Buchheim geb. Simon
(1902), Riga Ruth Buchheim (1933), Rosa Gutmann geb. Herz (1875), Eugenie Heeg
geb. Gottschalk (1895), Moritz Herz (1879), Adele Hirsch geb. Simon (1905),
Hermann Hirsch (1878), Mirjam Hirsch (1937), Hedwig Joseph (1899), Leopold Kann
(1876), Siegbert Kann (1903), Arthur Levi (1898), Bernhard Levi (1895), Betty
Levi geb. Levi (1898), Felix Levi (1892), Levi Levi (1857), Meier Levi (1888),
Moritz Levi (1882), Rosa Levi geb. Mendelsohn (1885), Frieda Müller geb. Levi
(1891), Georg Schifrin (1892), Pauline Schifrin (1927), Toni Schifrin (1896),
Frieda Seckbach (1864), Recha Selig (1894), Abraham Simon
(1869).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Antisemitische Veranstaltungen 1891
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1891: "Ehringshausen
(Kreis Wetzlar), 12. Juni (1891). Der Reichsherold meldet: Vor uns liegt
folgendes Schriftstück: Ehringshausen, 11. Juni 1891. Es erscheint
der Rottenarbeiter Peter Keller und zeigt an, dass der Schriftsetzer
Thomas Reuther von Marburg eine öffentliche Versammlung im Hofe des
Friedrich Feller zu Dillheim im antisemitischen Sinne halten will. Da Herr
Reuther in einer Versammlung am 24. Mai dieses Jahres in Werdorf
bewiesen hat, dass er diese Versammlungen nur dazu benützt, die
christliche gegen die jüdische Bevölkerung aufzuhetzen, und da hier eine
derartige gemischte Bevölkerung vorhanden ist, sodass durch diese
Hetzereien Ruhe und Ordnung gestört wird, so wird auf Grund des § 9 der Verordnung
über das Versammlungs- und Vereinigungsrecht vom 11. März 1850 die
Erlaubnis zu der für den 14. dieses Monat angezeigten Versammlung in
Dillheim hierdurch untersagt. Die Polizeibehörde." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Gesellensuche von Josef Joseph (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1900:
"Suche für mein an Schabbat und Feiertag streng geschlossene
Metzgerei einen Gesellen.
Joseph Joseph, Ehringshausen, Kreis Wetzlar." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge beziehungsweise der Betraum war in einem
Gebäude in der Ortsmitte an der Bahnhofstraße. Über ihre Geschichte ist nur
wenig bekannt. Der Betraum hatte eine Größe von 4,00 m x 5,35 m und war
nach Angabe bei Arnsberg (s.Lit.) "sehr bescheiden" ausgestattet.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung des Betraumes beschädigt.
Nach 1945 blieb die ehemalige Synagoge erhalten, kam 1953 nach Abschluss des
Restitutionsverfahrens zunächst in den Besitz der bürgerlichen Gemeinde, dann
in Privatbesitz, geriet allerdings in einem immer stärker baufälligen Zustand
und wurde schließlich vom Besitzer des Gebäudes 1975 abgebrochen. Im November
1988 wurde ein Gedenkstein für die früheren jüdischen Bewohner des
Ortes auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge in der Bahnhofstraße
aufgestellt. Der Text lautet: "Zum Gedenken an die jüdischen Bürger,
die 1942 Opfer des Nationalsozialismus wurden. Hier war der Standort der
ehemaligen Synagoge."
Adresse/Standort der Synagoge: Bahnhofstraße
Link
zu den Google-Maps
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.10.2009)
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Hinweistafel an der
Bahnhofstraße
"Zum Synagogendenkmal" |
Blick auf das
Synagogengrundstück
mit dem Denkmal |
Das Denkmal für die Synagoge
und die aus
Ehringshausen umgekommenen
jüdischen Personen |
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Namen: Philip Levy, Berta
Sternberg,
Emilie Levy, Lina Natan |
Namen:
Johanna Buchheim, Ruth Buchheim, Miriam Hirsch, Adele Hirsch, Renata Hirsch,
Hedwig Joseph, Moritz Levi, Rosa Levi, Sophie Ruhstadt, Georg Schiffrin,
Toni Schiffrin,
Pauline Schiffrin, Leopold Kann, Abraham Simon, Moritz
Sternberg, Mathilde Sternberg,
Ernst Weigel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 150-151. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 90. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 76. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände 2007² S.
215. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Gießen und Kassel. 1995 S.
112-113. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 479-481 (innerhalb des Artikels zu Wetzlar wenige
Angaben) |
n.e.
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|