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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Eppingen
(Landkreis
Heilbronn)
Jüdischer Friedhof
Jewish Cemetery - Cimetière juif
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Eppingen
(interner Link)
Zur Geschichte dieses Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde Eppingen wurden zunächst in Oberöwisheim
und Heinsheim beigesetzt.
Seit 1818/19
bestand in Eppingen ein eigener Friedhof in der Flur "Großer Hellberg" am Ende
der heutigen Weinbrennerstraße (Flurstück 28544, Fläche 41,06 a). Der
Friedhof diente auch den umliegenden Gemeinden als Begräbnisstätte
(Verbandsfriedhof). Am Eingang
befindet sich ein Ehrenmal für die aus Eppingen,
Gemmingen, Mühlbach und
Richen gefallenen jüdischen Gemeindeglieder des Ersten Weltkriegs sowie ein
weiteres Denkmal "Siehe, der Stein schreit aus der Mauer" mit in Beton
gefassten Grabsteinfragmenten.
Der 41 ar große Friedhof wurde zweimal erweitert. An das große Hauptfeld sind
Bereiche für Kinder und Wöchnerinnen angegliedert. Insgesamt wurden 742 jüdische
Personen beerdigt. Die letzten Bestattungen fanden im Mai 1939 (Leopold Dreifuß)
und im März 1940 (Ricke Rosa Eisemann) statt. Für beide konnten damals in der
NS-Zeit keine Grabsteine mehr gesetzt werden. 2019 wurde diese durch die Stadt
Eppingen und die Gemeinde Gemmingen nachgeholt.
Aus der Geschichte des Friedhofes
Friedhofschändung (1928)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1928:
"Karlsruhe. Mit der Friedhofsschändung in Eppingen in Baden am 28.
November (1928) hat die Zahl der Schändungen auf jüdischen Friedhöfen
68 erreicht." (sc. es wurde seit 1923 gezählt). |
Die Lage des Friedhofes
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Lage des jüdischen Friedhofes Eppingen
(durch
Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Lage des jüdischen Friedhofes
in Eppingen auf dem dortigen Stadtplan:
oben anklicken, der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes an;
alternativ unter "Einrichtungen" weiter zu
"Friedhof, jüd., Eppingen" |
Link zu den Google-Maps
(der Friedhof ist durch einen Pfeil markiert)
Größere Kartenansicht
Fotos
Neuere Fotos -
Fotos von 2023 in den Fotoseiten von Stefan Haas
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-baden/)
Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
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Teilansichten des Friedhofes |
Gefallenendenkmal (Erster Weltkrieg)
am Eingang des
Friedhofes |
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Gerichtsengel |
Krone, Schofar, aufgeschlagenes
Buch und Levitenkanne |
Abraham bei der Bindung ("Opferung")
seines
Sohnes Isaak |
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Löwen und Levitenkanne
mit Schale |
Schofar (Widderhorn) als Symbol für einen, der
dieses an
den Hohen Feiertagen geblasen hat |
Schmetterling - Symbol für ein
neues Leben in der Ewigkeit |
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Ineinandergelegte Hände als
Zeichen inniger Verbundenheit |
Oben und unten:
Fotos von R. Klotz (um 1970) |
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Fotos
um 1970 |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
September 2017:
Führung über den Friedhof zum
Europäischen Tag der Jüdischen Kultur |
Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 10. September 2017: "Eppingen. Jüdische
Friedhof auf dem Hellberg zählt zu den größten in Nordbaden. Urkundliche
Zufallsfunde aus dem 14. Jahrhundert belegen die Existenz von Juden in der
Fachwerkstadt
Eppingen. (db) Der jüdische Friedhof auf dem Eppinger Hellberg wurde
1819 angelegt und war bis März 1940 die Begräbnisstätte der jüdischen
Gemeinde Eppingen sowie für die Juden der umliegenden Dörfer. Zum Tag der
jüdischen Kultur führte nun Christoph Waidler von den Heimatfreunden rund 30
Interessierte mit fachkundigen Erläuterungen über den Friedhof. Mit 779
erhaltenen Grabstätten zählt der jüdische Friedhof zu den größten jüdischen
Friedhöfen in Nordbaden. Obwohl hier keine Beisetzungen mehr stattfinden,
erklärte Waidler gleich zu Beginn: 'Es ist kein ehemaliger Friedhof, die
Gräber bleiben so'. Anders als in der christlichen Religion sind jüdische
Gräber für die Ewigkeit angelegt. Eine Grabstätte wird nicht neu belegt.
Umbettungen sind nur zur Überführung nach Israel erlaubt. 'Für Juden ist der
Friedhof ein heiliger Ort der Trauer. Die Angehörigen gehen am Schabbat, dem
Tag der Freude, nicht hierher', erläuterte Waidler, der im Nachgang auf die
geschichtliche Entstehung des Gräberfeldes einging. Urkundliche Zufallsfunde
aus dem 14. Jahrhundert belegen die Existenz von Juden in der Fachwerkstadt
und weisen auf einen 'Judenkirchhof' hin, der in Richtung Adelshofen gelegen
haben muss. Vor 1819 gab es bereits jüdische Friedhöfe in
Heinsheim und
Oberöwisheim. Die Initiative, einen
jüdischen Friedhof in Eppingen anzulegen, ging 1814 vom Bezirksamt Eppingen
aus. Doch der Vorschlag, eine Begräbnisstätte für 16 Gemeinden in einem
ehemaligen Steinbruch östlich von Eppingen einzurichten, fand wenig Anklang.
Das Gelände erwies sich schließlich als ungeeignet, weshalb diese Idee 1815
aufgegeben wurde. So wurde nach weiteren Optionen gesucht, bis schließlich
an der Mühlbacher Hohle auf dem Hellberg ein passendes Gelände gefunden
wurde.
Gräber mit Besonderheiten. 1819 begann dann der Bau einer
Sandsteinmauer; das erste Begräbnis fand am 28. September 1819 im heute
mittleren Teil des Friedhofes statt. Der Grabstein in hebräischer Inschrift
des Eppinger Gemeindevorstehers Rabbi Issak Moses Regensburger ist noch gut
erhalten. Der Friedhof, der im Laufe der Zeit zwei Mal erweitert wurde,
weist einige Besonderheiten auf. So wurden die Gräber nicht wie sonst üblich
nach Osten in Richtung Jerusalem, sondern einheitlich nach Süden
ausgerichtet. Der Grabstein befindet sich auf der Nordseite der jeweiligen
Grabstätte. Auch findet man an manchen Grabsteinen - neben den sonst typisch
gebräuchlichen Symbolen wie Blume, Kanne, Messer und segnende Hände - in
Eppingen häufig Engelsdarstellungen, was laut Waidler für die jüdische
Begräbniskultur untypisch ist. Zudem ist auf einem Stein das christliche
Symbol der Dreieinigkeit eingemeißelt - ein Unikat, dessen Entstehung
bislang ungeklärt blieb. Ein christlicher Bezug dürfte jedoch auszuschließen
sein, vermutet Waidler. Dennoch: Grabsteine wurden auch von christlichen
Steinmetzen angefertigt, so kam es manchmal zu Fehlern in den Inschriften.
Bemerkenswert ist auch, dass nur 40 Prozent der verstorbenen Eppinger Juden
auf diesem Verbandsfriedhof begraben sind. So wird die Anzahl von 223
Eppingern von Verstorbenen aus Gemmingen
übertroffen. Grund dafür ist, dass es noch viele von den Vorfahren gekaufte
Grabstätten auf alten Friedhöfen gab. Beim Rundgang war außerdem zu
erfahren, dass es separate Felder für Wöchnerinnen und Kinder gab.
Abgerundet wurde die Führung mit einigen Biografien jüdischer Bürger."
Link zum Artikel |
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Oktober 2019: Zwei
Grabsteine für 1939/40 verstorbene jüdische Personen werden aufgestellt |
Artikel von Armin
Guzy in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 2. Oktober 2019: "Eppingen. Jetzt
haben alle Toten auf dem jüdischen Friedhof wieder einen Namen
In einer außergewöhnlichen Zeremonie zwei Grabsteine für zwei längst
Verstorbene aufgestellt - Ihre Würde zurückgegeben
Eppingen. Als Heinrich Vogel den selbstgezimmerten Sarg mit dem Leichnam
Leopold Dreifus’ den Hügel hinauf zum Friedhof fährt, wird er von
Eppinger Bürgern angepöbelt, Steine fliegen. Vogel wird, so ist es
überliefert, sogar verletzt, lässt sich aber nicht davon abhalten, den
Verstorbenen zu bestatten. Es ist der 31. Mai 1939, und Leopold Dreifus war
Jude. Seit 1933 regieren die Nationalsozialisten, und ihre aus Rassenwahn
geformten Gesetze treffen selbst die Toten: Sie verhindern, dass für Juden
ein Grabstein aufgestellt werden darf. Weil Dreifus’ Witwe Elsa wenige
Monate später deportiert und in Auschwitz ermordet wird, sein Sohn Alfred
das KZ zwar überlebt, aber wenig später stirbt, und Dreifus’ Tochter Paula
verschollen ist, gibt es jahrzehntelang nichts, was noch auf den in
Richen geborenen Viehhändler hinweist. Die
Nazis nehmen ihm so seinen Namen und seine Würde und verhindern zudem das
Erinnern an einen Menschen, der lange Zeit ein Teil dieser Stadt war.
Nicht anders erging es Ricke Rosa Eisemann aus
Stebbach. Wer die unverheiratete und
kinderlose Jüdin am 25. März 1940 auf ihrem letzten Weg zum Friedhof auf dem
Hellberg begleitete, und ob sich ähnliche Szene wie bei Dreifus abspielten,
ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass sie die letzte Jüdin ist, die
seither dort bestattet wurde. Und auch ihr wurde ein Grabstein verwehrt. Bis
zum Mittwoch, als eine kleine Delegation im strömenden Regen um zwei
Grabsteine versammelt steht, die so gar nicht zu ihren moosbewachsenen,
teils verwitterten Nachbarn ringsum zu passen scheinen. Die jüngsten
Grabmäler hier sind 80 Jahren alt, das erste Grab wurde vor 200 Jahren
ausgehoben. Längst haben alle eine Patina. Die zwei neuen, vom Mühlbacher
Bildhauer Manfred Holz angefertigten Steine sind hingegen noch hell und
makellos. Gerade wurden sie bei einer außergewöhnlichen Zeremonie enthüllt.
Die Namen darauf sind gut lesbar, und über beiden glänzt ein kleiner
goldener Davidstern. Badens Landesrabbiner Moshe Flomenmann spricht in
singendem Ton ein Gebet. Danach werden Steinchen gesucht und auf die neuen
Gräber gelegt. Kleine Symbole der Ewigkeit. Die Rührung, aber auch die
Freude vieler Anwesender sind nicht zu übersehen. 'Indem wir Ricke Rosa
Eisemann und Leopold Dreifus einen Grabstein geben, setzen wir ein wichtiges
Zeichen gegen das Vergessen', sagt Gemmingens Bürgermeister Timo Wolf, und
Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke spricht von einem 'guten und
wichtigen Zeichen', von einem Zeichen dafür, 'dass jüdisches Leben in
Eppingen unvergessen bleibt' und 'uns jüdische Bürger willkommen sind'.
'Der Friedhof spielt eine herausragende Rolle für die jüdische Gemeinde',
erläutert Rabbi Flomenmann: 'Bevor man eine Synagoge baut, braucht man eine
Mikwe (ein rituelles Bad) und einen Friedhof.' Beide haben in Eppingen das
Nazi-Regime überlebt; die große Synagoge in der Kaiserstraße hingegen, die
von der jahrhundertelangen jüdischen Tradition in der Fachwerkstadt zeugte,
wurde bei den Novemberpogromen 1938 durch Brandstiftung zerstört und zwei
Jahre später abgerissen. Der Rabbiner spricht an den beiden Gräbern von
einem 'ganz besonderen Moment', von zurückgegebener Würde und einem guten
Miteinander. Er erinnert aber auch an die wieder steigende Zahl der Angriffe
auf Juden in Deutschland. Damals, bei der Bestattung von Leopold Dreifus,
hatte Heinrich Vogel Mitmenschlichkeit und enormen Mut gezeigt. Heute steht
sein Sohn, Heinrich (Heiner) Vogel junior, stolz genau an der Stelle, an der
sein Vater dem jüdischen Mitbürger die letzte Ehre erwies. Und auch sein
Enkel, Reinhardt Ihle, wird als Stadtrat und Heimatfreundevorsitzender nicht
müde, vor rechten Tendenzen zu warnen. Es mache Hoffnung, sagt Gabriel
Albilia, der bei der israelitischen Religionsgemeinschaft Zuständige für
jüdische Friedhöfe in Baden und Südfrankreich, 'wie viele nicht-jüdische
Menschen sich mit dem Judentum beschäftigen'. Er hatte sich gemeinsam mit
Elisabeth Hilbert vom Verein 'Jüdisches Leben Kraichgau' vor zwei Jahren
gefragt, ob man die untersagte Grabsteinaufstellung eigentlich nachholen
kann. Weil das Ansinnen so neu und ungewöhnlich war, mussten sich erst der
Oberrat und der Landesrabbiner mit der theologischen Seite der Frage
befassen. Beide gaben schließlich ihre Zustimmung, und auch die beiden
Kommunen Eppingen und Gemmingen zogen sofort mit.
Der jüdische Verbandsfriedhof in Eppingen wird in diesem Jahr 200 Jahre alt.
744 Menschen sind hier bestattet. Nun haben sie alle wieder einen Namen."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Dokumentation des Friedhofes Eppingen: Bischoff, Ralf und Hauke,
Reinhard: Der jüdische Friedhof in Eppingen. Reihe: Rund um den Ottilienberg
Bd. 5 (Hg. Heimatfreunde Eppingen). 1989. |
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