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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Mühlbach (Stadt Eppingen, Landkreis
Heilbronn)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden
Mühlbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1855, danach bis zu ihrer Auflösung
am 18. Februar 1885 als Filiale der Gemeinde Eppingen. Ihre Entstehung geht in
das 18. Jahrhundert zurück. Erstmals werden 1714 zwei jüdische Familien
am Ort genannt. 1771 lebte Jacob Aron, der 1749 einen Schutzbrief
erhalten hatte, mit seiner Familie am Ort.
1815 werden vier jüdische Familien genannt (Löw Fleischer, Jacob
Fleischer, Joseph Fleischer und Gumpel Metzger). Die Zahl der jüdischen Einwohner
entwickelte sich wie folgt: 1826 19 jüdische Einwohner, 1833 22, 1848/41
24, 1864 höchste Zahl mit 36 jüdischen Einwohnern, 1871 29, 1875 26, 1880 11,
1890 14, 1895 12, 1900 14, 1905 11, 1910 8.
Mitte des 19. Jahrhunderts werden folgende Familien genannt: Aron
Fleischer, Samuel Fleisch, Joseph Fleischer (alle drei als Handelsmänner
genannt), David Fleischer (Metzger), Hirsch Fleisch (Schneider) Emanuel
Fleischer (Schuhmacher).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Schule (Religionsschule, Unterricht möglicherweise im Synagogengebäude oder in
einem Privathaus) und ein rituelles Bad (1844 auf einem freien Platz im Garten
der Witwe des Johannes Reimold). Zeitweise war in der Gemeinde ein Lehrer tätig
(siehe Bericht unten). Die Toten der Gemeinde wurden seit 1819 auf dem
jüdischen Friedhof in Eppingen beigesetzt
(zuvor in Oberöwisheim oder Heinsheim). Die Gemeinde wurde 1827 zum Rabbinatsbezirk Sinsheim (ab 1877
Bretten) zugeteilt.
Im Revolutionsjahr 1848 (sowohl im März wie im Oktober 1848) kam es zu
Ausschreitungen gegen die jüdischen Familien am Ort. Bei den Familien Bernhard
Fleischer, Hirsch Fleischer, Aron Fleisch und Samuel Fleischer wurden die
Fensterscheiben eingeschlagen.
1925 lebten noch 14 jüdische Personen in Mühlbach, die zur jüdischen Gemeinde
in Eppingen gehörten.
1935 verstarb die letzte jüdische Einwohnerin der
Gemeinde.
Berichte aus
der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Zum Tod des Lehrers Josua Liebmann, der 1868 bis 1876 unentgeltlich in Mühlbach
als Lehrer tätig war
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1876:
"Eppingen (Baden). Vor Kurzem starb der Lehrer Josua Liebmann aus
Menzingen in dem hohen Alter von 80 Jahren. Der Verstorbene hatte
pflichtgetreu 50 Jahre in seinem Geburtsort und in den letzten acht Jahren
in dem benachbarten Mühlheim (gemeint: Mühlbach)
(an letzterem Platze unentgeltlich) als Lehrer gewirkt und stets ein
religiöses Leben vollführt. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens. E". |
Josua Liebmann wurde im jüdischen Friedhof in Eppingen beigesetzt: |
Inschrift und Übersetzung des Grabsteines für Lehrer (oben rechts
versehentlich "Lehser") Josua Liebmann, gest. in Mühlbach den
5. April 1876". Quelle: Ralf Bischoff/Reinhard Hauke: Der jüdische
Friedhof in Eppingen. Eine Dokumentation. 1989 (Rund um den Ottilienberg
Nr. 5). S. 182. |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Vor 1854 wurden die Gottesdienste
und Gebete in Privathäusern abgehalten. 1854 kauften die damals sechs jüdischen
Familien von dem nach Amerika ausgewanderten Adam Diefenbacher das einstöckige
Wohnhaus Nr. 96 im unteren Dorf an der Hauptstraße und erweiterten es zur
Einrichtung einer Synagoge um ein Stockwerk. Nachdem sich jedoch seit 1862 die
Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung verringerte und der
"Schulgang" kurz nach 1870 aufhörte, verkauften 1884 die noch in
Mühlbach
verbliebenen Juden, Kappenmacher Hirsch Fleischer und Handelsmann Jacob
Fleischer, das Haus an Jakob Frey. Eine Torarolle kam in die Pforzheimer
Synagoge, eine andere nach Göppingen,
wo sich der aus Mühlbach stammende Fabrikant Aron Fleischer 1866 niedergelassen
hatte. Als die israelitische Gemeinde Mühlbach im Februar 1885 aufgelöst
wurde, bezeichnete der Oberrat der Israeliten Badens die kurz zuvor erfolgte Veräußerung
des Synagogengebäudes als rechtswidrig und beanspruchte das Haus für den Israelitischen Religionsschulfonds, dem das Vermögen der aufgelösten
israelitischen Gemeinde Mühlbach zugewiesen wurde.
Bereits seit ca. 1870
besuchten die in Mühlbach lebenden jüdischen Einwohner die Synagoge in Eppingen.
Fotos
Historische Fotos:
Postkarte
von Mühlbach mit dem
"Geschäftshaus Salomon Meier"
(Fotos erhalten von Thomas Rott,
Heimatverein Mühlbach) |
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Salomo[n] Meier (auf Grabstein Maier
geschrieben), Kaufmann in Mühlbach ist am 2. Oktober 1862 in
Müllheim/Baden als Sohn des dortigen
Schutzbürgers und Bäckers Israel Meier und der Rühla geb. Weingärtner geboren
(http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-488337-98) und am 5.
September 1931 gestorben. Salomon Meier war seit dem 23. September 1892 in
Mühlbach verheiratet mit Rosa Meier
geb. Bär, geb. 4. Februar 1873 in
Stebbach, gest. 14. Januar 1923. Beide wurden im
jüdischen Friedhof in Eppingen
beigesetzt (siehe "Der jüdische Friedhof in Eppingen. Eine Dokumentation"
1989. Reihe: Rund um den Ottilienberg Bd. 5 S. 286, Grabstein 618). Dokumentation
des Landesarchives: Grabstein unter
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2396320. Auf dem Grabstein in
Eppingen steht als Gedenkinschrift: "In Liebe gedenken Hans und Paula in
USA": Foto des Grabsteines siehe Dokumentation
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-2525430-1. |
Weitere genealogische Informationen zu
Familie Maier nach den Standesbüchern von Mühlbach (Auskunft von Petra
Binder, Stadtarchiv Eppingen vom 24. Januar 2022): Bereits die Familie
von Rosa Meier geb. Bär wohnte in Mühlbach, dadurch zog das Ehepaar Meier
wohl wenige Jahre nach der Heirat - jedoch erst nach der Geburt von Sohn
Hans 1894 - nach Mühlbach. Salomon und Rosa Meier hatten zwei Kinder: Sohn
Hans Julius Meier ist am 20. November 1894 in
Müllheim geboren; Tochter Eva Paula
Meier ist am 19. Mai 1898 in Mühlbach geboren. Die Familie schrieb sich
laut Standesbüchern und der Meldekarte von Eppingen immer mit "ei" (Meier);
die Schreibweise "Maier" begegnet erst auf dem Grabstein in Eppingen.
- Tochter Paula Meier, die als Hausangestellte arbeitete und bis zu
ihrer Auswanderung ledig war, zog 1926 nach
Eppingen und 1936 nach Karlsruhe.
Sie ist am 6. November 1938 von Flushing (Vlissingen/Niederlande) mit der SS
"Ilsenstein" nach New York emigriert.
- Sohn Hans Meier war mit Laura geb. Bloch, geb. am 3. Januar 1896 in
Ihringen, verheiratet. Sie hatten zwei
Kinder: Artur, geb. 17. August 1925 in Mühlbach, und Melanie,
geb. 9. August 1922 in Mühlbach. Die Familie zog 1931 nach
Eppingen. Artur, der in der NS-Zeit in
Eppingen nicht mehr zur Schule gehen durfte, zog am 5. Februar 1939 nach
Heidelberg, seine Schwester Melanie 1938 nach Darmstadt. Sie kam kurz vor
der Auswanderung der Familie 1939 zurück nach Eppingen. Als Wegzugsdatum
nach New York ist in der Eppinger Meldekartei für Hans, Laura und Melanie
Meier jeweils der 2. November 1939 angegeben. Den Ellis
Island-Passagierlisten ist zu entnehmen, dass die Familie mit der SS
"Pennland", die Antwerpen am 2. November 1939 verließ, nach New York reiste.
Hinweis: die Eppinger Geschichte von Artur Meier und seiner Familie ist auch
nachzulesen in: Jüdisches Leben im Kraichgau, Zur Geschichte der Eppinger
Juden und ihrer Familien, hrsg. v. d. Heimatfreunden Eppingen e.V.. Eppingen
2006. S. 146ff. |
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Weitere
Karten von Mühlbach mit dem "Geschäftshaus
Salomon Meier" (gleichfalls erhalten von
Thomas Rott, Heimatverein Mühlbach) |
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Auf allen Karten
(die linke ist ca. 1913 gelaufen) schreibt sich der Geschäftsinhaber Salomon
Meier und nicht Salomon Maier |
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Foto von Johanna Levi
geb. Fleischer
(1938 in die USA emigriert) |
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
(Fotos sind noch keine vorhanden)
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 79. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in
Kreis und Stadt Heilbronn. 1986. S. 164-165. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
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