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Zur Übersicht über die jüdischen
Friedhöfe im Oldenburger Land und in Ostfriesland
Esens
(Kreis Wittmund / Niedersachsen)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Esens
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde in Esens wurden bis zum Anfang des 18.
Jahrhunderts in Wittmund beigesetzt. Sie waren verpflichtet, diesen
Friedhof mit zu unterhalten. Nachdem der Wittmunder Friedhof um 1690 voll belegt
war, sollten die ostfriesischen Schutzjuden auf Grund einer herrschaftlichen
Anweisung des Fürsten Christian Eberhard von 1690 eigene Friedhöfe an ihren
Wohnorten anlegen. 1701 kaufen die Ältesten der jüdischen Gemeinde von Esens
(Moses Benjamin und David Josephs) einen Garten des Bürger und Chirurgen Johann
Adam Müller, doch verhinderte die Esenser Kanzlei die Beisetzung eines wenig
später verstorbenen Kindes auf diesem Grundstück. Anfang Februar 1702 kaufte
die Esenser Judengemeinde ein anderes kleines Grundstück, das damals "weit
außer der Stadt gelegen ist". Vermutlich handelte es sich dabei um den bis
heute am Mühlenweg erhaltenen jüdischen Friedhof. Der Friedhof lag damals
inmitten von Ackerland und Viehweiden nahe der Weggabelung zwischen der alten
Poststraße nach Aurich (heute Nobiskruger Weg) und dem Moorweg (heute
Mühlenweg), der über das heutige Wagnersfehn zum Kloster Schoo führte.
Zwischen dem Friedhof und dem alten Moorweg befand sich ein schmaler Wasserlauf.
Der Friedhof wurde von der Esenser Synagogengemeinde in Erbpacht erworben. Als
um 1858 die neue Chaussee von Esens nach Aurich gebaut wurde, erhielt die
jüdische Gemeinde zur Erweiterung des Friedhofes ein zusätzliches Grundstück.
Der Friedhof war damals in einem stark verwilderten Zustand. Immer wieder wurde
beklagt, dass Grabsteine und Denkmäler durch den "Überlauf des
Viehs" beschädigt wurden. Der Friedhof wurde damals vermutlich neu
eingefriedet und mit einem neuen Eingangstor versehen. Dieses ist in den
folgenden Jahren im Winter in der Synagoge aufbewahrt wurden, damit es nicht
"verdorben oder durch böse Leute ruiniert werde". Mit dem Bau der
Bahnlinie führte seit 1883 ein Schienenstrang nur wenige Meter südlich
am jüdischen Friedhof vorbei. Seitdem lag der Begräbnisplatz am Rande der
Stadtgrenze. 1913 wurde ein neues, 50 m langes eisernes Gitter zur Einfriedung
des Friedhofes angefertigt. Von diesem ist nichts mehr erhalten.
Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 (oder erst 1940?) wurde der
jüdische Friedhof völlig verwüstet. Von den Tätern wurden die meisten
Grabsteine zerschlagen. Teile davon verschwangen später offensichtlich bei
Ausbesserungsarbeiten am Mühlenweg in Schlaglöchern. Nach dem Krieg wurde der
Friedhof 1946 provisorisch aufgeräumt. Im November 1948 versuchte die
Justiz, Aufklärung über die Verwüstung des Friedhofes zu erlangen. Dabei
blieben viele Fragen offen. Die drei Angeklagten wurden freigesprochen.
Der Friedhof lag trotz der Aufräumungsaktion 1946 jahrelang als
ungepflegter Platz hinter verwilderten Hecken. In den 1970er-Jahren wurde der
13,34 ar große Friedhof von der Stadt instandgesetzt. Eine Hecke teilte das
Gelände in zwei etwa gleich große Flächen. Die östliche Hälfte wurde als
Bauplatz verkauft, auf der westlichen, durch eine Pforte abgeschlossene
Friedhofshälfte, legte die Esenser Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem
Landesverband der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen eine Grünfläche an und
errichtete darauf ein Mahnmal zum Gedenken an die Mitglieder der jüdischen
Gemeinde Esens. Jährlich wird seit 1978 am Volkstrauertag an diesem Denkmal ein
Kranz niedergelegt. 1981/82 wurden die erhaltenen Grabsteine wieder
aufgerichtet und mit einer Einfassung aus den noch lesbaren Grabsteintrümmern
umgeben.
Die Lage des Friedhofes
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos des jüdischen Friedhofes
Der Friedhof vor 1938
(Quelle: G. Rokahr: Die Juden in Esens, s.Lit.)
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Teilansicht des Friedhofes. Zu
erkennen
die Grabsteine von Rosette Weinthal geb
. Levin (1860-1936, links)
und Karl Wolff
(1873-1936, Mitte) |
Grabstein von Josef Weinberg
(1851-1931) und seiner Gattin
Johanna geb. Marx (1863-1935)
(Foto um 1937) |
Grabstein von Samuel
Oppenheimer
(1836-1918) und seiner Gattin
Lina geb. Vogelier (1836-1908)
(Foto um 1920) |
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Nach der Zerstörung beim Novemberpogrom
1938
(Quelle: G. Rokahr:
Die Juden in Esens, s.Lit.) |
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Im November 1938 wurde der
Friedhof
völlig zerstört; die
Grabsteine zerschlagen |
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Nach der Instandsetzung der 1970er-Jahre
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 10.7.1987) |
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Eingangstor |
Fläche mit erhaltenen
Grabsteinen |
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Grabsteinfragmente,
die als Einfassung des Beetes dienen. |
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1959
aufgestellter Gedenkstein für die jüdische Gemeinde Esens. Unter dem
Davidstern sind in hebräischer und deutscher Sprache
Verse aus den
Klageliedern Jeremias (3,46-48) zu lesen: "Den Mund rissen auf wider
uns all unsere Feinde, Grauen und Falle ward
uns Zerstörung und
Untergang. In Bächen Wassers strömt mein Auge ob des Sturzes der Tochter
meines Volkes" |
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Der Friedhof im Sommer 2007
(Fotos: Dieter Peters, Aachen, Aufnahmedatum 24. Juni 2007)
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Das Eingangstor |
Blick über den Friedhof |
Fläche mit erhaltenen
Grabsteinen |
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Die
Grabsteinfragmente |
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Fläche mit erhaltenen
Grabsteinen und
Umrandung durch Grabsteinfragmente |
Gedenkstein zur Erinnerung an
die
jüdische Gemeinde in Esens |
Hinweistafel zur
Geschichte
des Friedhofes |
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Grabstein für eine junge Frau
Treine
Tochter des Samson, gest. im
Adar 5500 = März 1740 |
Grabstein für Sanwil (?) Sohn
des Josef,
gest. am heiligen Schabbat
9. Tammus 5507 = 17. Juni 1747 |
Grabstein für Sara Abrahamson
geb. Cohen, gest. 15.11.1840 |
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Grabstein für Salomon Herz
(1825-1898) |
Grabstein für Beile Tochter
des Josef,
gest. 2. Aw 5658 = 21. Juli 1898 |
Grabstein für Samuel
Meyenberg,
gest. 1914 im Alter von 82 Jahren |
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Grabstein für Hermann Levy
(1853-1925) und Marianne Levy
geb. Heinemann (1855-1918) |
Grabstein für Simon
Oppenheimer
(1874-1928)
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Grabstein für Karl Wolff
(1873-1936)
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Weitere Fotos
vom Sommer 2007
(erhalten von Uwe Schellinger, Freiburg)
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Eingangstor mit Hinweistafel
(Text siehe unten) |
Grabsteinfragmente |
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Gedenkstein zur
Erinnerung an die
jüdische Gemeinde in Esens |
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Die
Hinweistafel (Foto erhalten von Elisabeth Böhrer, September
2008)
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Text
der Hinweistafel: "Friedhof der Jüdischen Gemeinde in Esens -
nachweisbar seit 1702:
Von ungezählten Grabsteinen, die seit dem 18. Jahrhundert hier
aufgestellt waren, blieben nach der Schändung dieses Friedhofs im
Frühjahr 1940 außer wenigen Fragmenten nur 14 übrig. Die meisten
anderen wurden zertrümmert, in die Erde versenkt, verschleppt und als
Baumaterial verwendet. 1941 hat man den Friedhof 'eingeebnet', seine
östliche Hälfte war bereits 1939 'abgeteilt' worden.
Schon 1948 plante die Stadt Esens die Errichtung eines Denkmals auf dem
westlichen Teil des Friedhofs, doch erst 1959 konnte hier ein Gedenkstein
aufgestellt werden.
Besitzer des Friedhofsgeländes war seit 1952 die Jewish Trust Corporation
for Germany in London, von der es 1961 an den Landesverband der jüdischen
Gemeinden in Niedersachsen überging.
1983 ließ die Stadt Esens alle übrig gebliebenen Grabsteine wieder
aufrichten und mit den erhaltenen Grabplatten und Fragmenten zu einer
Gruppe zusammenstellen. Die Lage der ursprünglichen Begräbnisstätten
ist im Gelände nicht mehr zu erkennen. Deshalb bezeichnen diese Steine
nicht mehr die Gräber der Menschen, an die sie erinnern sollen; sie
konnten nur symbolisch wieder aufgestellt werden.
Dieser Friedhof ist ein Ort des Gedenkens, der Besinnung, der Begegnung
und - gerade wegen seiner Verluste, Verletzungen und Fragmente - ein
mahnendes Zeugnis vom Schicksal der Jüdischen Gemeinde in Esens, die zur
Zeit der nationalsozialistischen Diktatur ein gewaltsames Ende fand.
Wahret die Würde dieses Ortes." |
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Der Friedhof im Sommer 2010
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 6.8.2010) |
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Das Eingangstor
und Blick über den Friedhof |
Die
Hinweistafel (Text siehe oben) |
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Blick
entlang des Hauptweges zum Gedenkstein zur
Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Esens |
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Die
wenigen erhaltenen älteren Grabsteinplatten |
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Einzelne
Grabsteine - vgl. die oben einzeln aufgeführten Steine |
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Die
Grabsteinfragmente |
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